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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2019

gruseliges Szenario

Zoo
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Tiere haben immer schon mal Menschen angegriffen, aber noch nie zuvor haben sie sich so gezielt zusammengerottet und Jagd auf Menschen gemacht. Sie wollen nicht fressen, sondern töten. Und es betrifft ...

Tiere haben immer schon mal Menschen angegriffen, aber noch nie zuvor haben sie sich so gezielt zusammengerottet und Jagd auf Menschen gemacht. Sie wollen nicht fressen, sondern töten. Und es betrifft alle Säugetiere. Löwen und Affen im Zoo und in freier Wildbahn genauso wie Hunde, Katzen, Ratten, Opossums, Delphine und Haustiere. Und das überall auf der Welt. Schon seit Jahren beobachtet der Biologe Oz eine Zunahme der Übergriffe und Attacken. Er will die Menschheit warnen und Forschungsgelder erbitten, damit er dem Phänomen auf den Grund gehen und weitere Angriffe verhindern kann. Aber niemand nimmt ihn ernst. Bis die Tiere völlig ausrasten. Aber ist es da nicht schon zu spät ? Die Menschen sind weder drinnen noch draußen sicher.
Spannendes Thema. gut umgesetzt, aber man hätte mehr draus machen können. Sprachlich ganz ok, aber nicht so gut und flüssig wie Stephen King oder Frank Schätzing. Die Personen haben mir gut gefallen, auch, dass die Geschichte 5 Jahre weiter springt. Der Schluß ist ungewöhnlich aber passend.
Wer Spannung mit etwas Grusel mag ist hiermit gut beraten, trotz der Schwächen. Aber ich finde, das Buch hätte ruhig noch länger sein können und man hätte die Geschichte noch weiter auswalzen können. Hätte mir mehr Tierszenarien gewünscht, wurde aber auch so gut unterhalten.

Veröffentlicht am 26.01.2019

Skurrile Geschichten

Schauderhafte Wunderkinder
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Dieses Buch enthält 6 Geschichten über außergewöhnliche Kinder und eine, die von einem Kind berichtet, das so normal ist, dass es schon unheimlich ist.
Melinda Milford kriechen z.B. bei bestimmten Ereignissen ...

Dieses Buch enthält 6 Geschichten über außergewöhnliche Kinder und eine, die von einem Kind berichtet, das so normal ist, dass es schon unheimlich ist.
Melinda Milford kriechen z.B. bei bestimmten Ereignissen Kröten aus dem Mund, was ihr sehr unangenehm ist, wie man sich denken kann. Und Balthazar Bollingers Eltern sind so besorgt über seine Leichtigkeit, die er trotz seiner Leibesfülle und kugelrunden Figur besitzt, dass sie ihm in ihrer Verzweiflung Bleischuhe verpassen, damit er nicht abhebt.
Überhaupt steht die Entwicklung der Kinder und die Sorge und Verzweiflung der Eltern im Vordergrund. Die Eltern sind oft ratlos angesichts der besonderen Fähigkeiten ihrer Kinder. Meist sprechen sie diese Sorgen aber nicht aus, oder teilen sie nur dem Ehepartner mit. Man versucht den Schein zu wahren und tut so, als sei alles normal, aber ein beunruhigendes Gefühl bleibt. Manchmal wird einfach nur wegeguckt, manchmal pragmatische Maßnahmen ergriffen, aber bloß nichts hinterfragen oder öffentlich machen.
Die Geschichten sind einfallsreich, voller trockenem Humor und die Illustrationen passen genau zum Text und spiegeln dessen Stimmung wieder. Wirklich spannend sind die Geschichten nicht bzw. enden die Geschichten sanft und leise, genauso, wie sie erzählt wurden. Es gibt keine Höhepunkte und keinen richtigen Spannungsbogen, obwohl man natürlich wissen will, was mit dem Kind passiert. Die Sprache ist nicht so aalglatt wie bei einem Roman und mal was anderes, aber dennoch leicht zu lesen. Der Erzählstil ist trocken und nüchtern und das macht den Humor aus. Der Leser wird mit Sätzen erfreut wie z.B.
" Leider sollte dieses heikle Familienidyll nicht lange Bestand haben. Die Lage verdüsterte sich dramatisch, als die Außenwelt in Gestalt der Grundschule ihre Ansprüche geltend zu machen begann." (S125)
Am besten hat mir die Geschichte von Howab gefallen, dessen Schicksal es ist, dass es fatale Folgen hat, wenn er seinen Namen laut ausspricht. Das Buch macht Spaß zu lesen, die Bilder fügen sich wunderbar ein und das Ganze ist ein kleiner Lesegenuß für zwischendurch.

Veröffentlicht am 16.01.2019

Tränen gelacht

Für Eile fehlt mir die Zeit
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Ein herrliches Buch !
Habe manchmal so laut gelacht, dass die Kollegen besorgt in den Pausenraum guckten. Natürlich ist nicht jede Geschichte ein Brüller, aber die meisten bringen einen zum Lachen. Entweder ...

Ein herrliches Buch !
Habe manchmal so laut gelacht, dass die Kollegen besorgt in den Pausenraum guckten. Natürlich ist nicht jede Geschichte ein Brüller, aber die meisten bringen einen zum Lachen. Entweder durchgehend oder an vielen Stellen. Normal gebe ich Bücher nach dem Lesen weg, aber dies werde ich behalten.
Manchmal ist es Situationskomik, aber meistens ist es die Art und Weise, wie Horst Evers Situationen schildert, die wir alle kennen oder wie er Dinge oder das Leben betrachtet. Seine Gedankengänge sind witzig und wie er sich ausdrückt ist einfach herrlich. Ich denke da an eine Stelle bzgl. Kino Merchandise (ist aber zu lang zum zitieren). Man erkennt sich in seinen Schwächen und Erlebnissen wieder und denkt oft, das könnte mir auch passieren. Viele Texte bringen einen zum Lachen aber meine Lieblingsgeschichte, bei der ich aus dem Prusten nicht mehr rauskomme, ist : Im Schlaf genial.
Klare Leseempfehlung für alle, die lachen wollen. Auch wenn einige Geschichten etwas schwächer sind, lohnt sich das Buch allemal.

Veröffentlicht am 08.01.2019

objektiver Bericht

Einbruch der Wirklichkeit
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Der Autor war bei den Flüchtlingsrouten und hat sich ein Bild von der Lage, den Menschen und den Fluchtbedingungen gemacht. Dabei blieb er überraschend neutral und sachlich. Er wird weder rührselig noch ...

Der Autor war bei den Flüchtlingsrouten und hat sich ein Bild von der Lage, den Menschen und den Fluchtbedingungen gemacht. Dabei blieb er überraschend neutral und sachlich. Er wird weder rührselig noch reißerisch und beleuchtet verschiedene Seiten. Er übt Kritik, bleibt aber auch dabei objektiv. Die Fotos sind schwarzweiß und auch hier ruhig und nicht reißerisch. Gerade die leisen Töne der Bilder z.B. ein paar nackte Füße können nachdenklich machen und lassen das große Elend erkennen, dem die Menschen ausgesetzt sind.
Da ich selbst auf Lesbos in Flüchtlingslagern geholfen habe, hat mich dieser Bericht natürlich interessiert. Ich war allerdings Monate später dort, kurz bevor die Grenzen geschlossen und ein Weiterkommen nicht mehr möglich wurde. Den Menschen geht es nun noch viel schlimmer. Vieles, was ich gesehen und erfahren habe, kommt gar nicht drin vor, z.B. dass die Rettungswesten, die die türkischen Schlepper an die Flüchtlinge verkaufen fake sind und diese eher unter Wasser ziehen, weil sie sich voll saugen. Anderes hatte sich geändert, z.B. dass die Flüchtlinge nicht mehr zu Fuß nach Mytelini marschieren müssen. Als ich da war, gab es Busse und ich weiß nicht, wie die Gestalten, die mir aus den Bussen vor Erschöpfung entgegen taumelten, es zu Fuß geschafft hätten. Vor allem die Kinder. Anderes habe ich gar nicht erlebt, da ich ja nur auf Lesbos war und nicht auch in der Türkei und auf der Balkanroute.
Mir hat das kleine Büchlein gut gafallen, weil es neutral von dem Schicksal der Menschen berichtet, ohne Partei zu ergreifen und weil der Autor vor Ort war und nicht nur theoretisch von diesem Trauerspiel berichtete.

Veröffentlicht am 18.12.2018

Sprachwitz

Der Wortschatz
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Dies Buch, über ein Wort, dessen Erinnerung fehlt und das sich jetzt aufmacht, seine Bedeutung zu suchen, ist sehr poetisch und voller Phantasie. Man kann die Liebe des Autors zur Sprache spüren. Teils ...

Dies Buch, über ein Wort, dessen Erinnerung fehlt und das sich jetzt aufmacht, seine Bedeutung zu suchen, ist sehr poetisch und voller Phantasie. Man kann die Liebe des Autors zur Sprache spüren. Teils skurill und nicht immer verständlich, besticht das Buch durch seinen Wortwitz und Einfallsreichtum. Als das Wort z. B. in einen Fluß fällt, heißt das nächste Kapitel "Im Sprachfluß".
Das Buch macht auch etwas wehmütig. z.B. als es um vergessene Wörter geht ( Stundenglas, heute heißt es Sanduhr). Angesichts von SMS und der bei Jugendlichen verbreiteten Kommunikation via Handynachrichten, scheint die Gefahr einer Verarmung der Sprache durchaus real. Mein Kind liest leider nicht und es ist erschreckend, wieviele Wörter es nicht kennt.
Die Geschichte selbst hat mir mäßig gefallen, aber den Sprachwitz fand ich klasse. Zwei Beispiele : a) -- Artikel und Wort sollen auf ewig verbunden werden. Es gibt eine Art Hochzeit, wo gegenseitige Treue geschworen wird und statt "sie dürfen die Braut jetzt küssen" heißt es : "Sie dürfen ihr Wort nun halten" (S.60) -- b) eine Marktszene : " (wo)...der Marktschreier, ein schlecht gelaunter Imperativ, seine Ware lauthals anschrie:"Steh, Lampe ! Trage, Tasche ! Sitz, Gelegenheit !" "(S.82). Herrlich ! Sowas mag ich. Die Bedeutung des Wortes ist auch schön gewählt und die "Umstellung" ist irgendwie richtig zart und liebevoll, so sanft ist sie. Fast wie ein Hauch. Und alles passt zusammen.
Ein märchenhaftes und schönes Buch voller Witz, Poesie und Ideen. Für alle, die Sprache lieben und mal ein ganz anderes Buch lesen wollen.