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Suzi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2019

Eindrucksvolle Einblicke in eine andere Welt...

Die Frauen von Salaga
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Diese Buch habe ich zügig gelesen, denn ich war sofort von (und in) der andersartigen Welt Westafrikas gefangen. Obwohl ich schon viele historische Bücher mit europäischer Handlung bzw. auch der Auswanderproblematik ...

Diese Buch habe ich zügig gelesen, denn ich war sofort von (und in) der andersartigen Welt Westafrikas gefangen. Obwohl ich schon viele historische Bücher mit europäischer Handlung bzw. auch der Auswanderproblematik nach Amerika gelesen habe, ist dies mein erstes Buch dieser Art, welches die (Lebens)geschichte in Afrika thematisiert. Die Autorin beschreibt sehr eindringlich den Lebensweg zweier Frauen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten: den der Königstochter Wurche, welche als Frau ein sehr untypisches, da eher männliches Verhalten, an den Tag legt, indem sie Interesse an Politik und vor allem Selbstbestimmung zeigt. Zum anderen den der jungen Aminah, welche einfach, aber zufrieden in ihrer Familie lebt, bis sie von Sklavenräubern entführt wird und mit einem Schlag erwachsen werden muss. Bis ihr das Glück wiederfährt von Wurche gekauft zu werden.
Sehr interessant für mich waren die Schilderung der Lebensumstände sowie Bräuche und Rituale, der einzelnen Stämme. Schwierig lasen sich jedoch die Namen der Personen und Orte. Eine Übersichtskarte zu Beginn des Buches war dabei sehr hilfreich, um die Wege der Personen nachvollziehen zu können. Ähnliches zu den Personen als auch Rangbezeichnungen bzw. gebräuchliche Bezeichnungen in der Stammessprache wäre wünschenswert gewesen.
Dieses Buch auf jeden Fall sehr lesenswert - ich kann es nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Die „einfachere“ Art Effi und ihr Schicksal kennen zu lernen

Effi Briest
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Ich mag Theodor Fontanes Art Dinge auch kritisch anzumerken sehr. Vor allem in den Balladen wie „John Maynard“ oder „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ kommt dies sehr deutlich zum Ausdruck und lässt ...

Ich mag Theodor Fontanes Art Dinge auch kritisch anzumerken sehr. Vor allem in den Balladen wie „John Maynard“ oder „Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland“ kommt dies sehr deutlich zum Ausdruck und lässt einen nachdenklich zurück. An den Romanen bin ich ehrlich gesagt gescheitert, da der Schreibstil für mich teilweise zu anstrengend zu lesen war, obwohl die Themen durchaus interessant sind. Deshalb entschied ich mich für das Hörbuch von „Effi Briest“ und wurde nicht enttäuscht.
Der Inhalt entspricht dem des Klassikers und deshalb werde ich ihn hier auch nicht widergegeben.
Das gelesene Buch wirkt schon allein durch den Sprecher Oliver Rohrbeck, der sich große Mühe gibt, eindrücklicher und moderner auf mich, auch wenn die damaligen Formulierungen mitunter gewöhnungsbedürftig sind und man sich erst etwas in die Geschichte hineinhören musste. Einmal erkannt hörte ich allerdings seine „Hauptsprechrolle“ als Justus Jonas von den „Drei Fragezeichen“ immer durch, was für mich mitunter nicht zu dem großen Gesellschaftsroman und Klassiker passte.
Meiner Meinung nach ist dieses Hörbuch aber trotzdem eine gute Alternative zum Buch, da man den Inhalt leichter aufnimmt. Mir ging es jedenfalls so.

Veröffentlicht am 29.04.2019

Mehr als eine Liebe im Krieg...

Mehr als tausend Worte
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Mit einer Bewertung tu ich mich etwas schwer. Das Buch hat mich durch die detailgenaue Schilderung der alltäglichen Repressalien gegen die Juden beginnend in den 30er Jahren sehr begeistert. Auch wenn ...

Mit einer Bewertung tu ich mich etwas schwer. Das Buch hat mich durch die detailgenaue Schilderung der alltäglichen Repressalien gegen die Juden beginnend in den 30er Jahren sehr begeistert. Auch wenn dies für den einen oder anderen Leser etwas ggf. zu unspektakulär ist, ist dies genau das, was ich nach der Buchvorstellung erwartet hatte. Nun kann ich etwas besser nachvollziehen, warum es manchen Juden trotz aller Schikanen so schwer fiel, ihre Heimat zu verlassen. Aus heutiger Sicht (im geschichtlichem Rückblick) ziemlich blauäugig zu glauben, dass der "Spuk" rasch vorbei geht - aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch die Familie des Dr. Landau zögert zu lange, einzig die 17 jährige Aliza soll mit den Kindertransport in Sicherheit nach England gebracht werden, was selbige gar nicht begeistert, da sie mit dem Nichtjuden Fabian ihre erste große Liebe erlebt.
Dass sie mit der Ankunft in England nicht in Sicherheit ist, wird sehr deutlich, als es Krieg gibt. Damit ist sie nicht nur Jüdin, sondern vor allem Deutsche - und damit der Feind, was sie sehr deutlich zu spüren bekommt. Auch dieses Schicksal der Juden in England war mir bis dato nicht bewusst und ist meines Erachtens sehr gut geschildert.
Zum Ende hin beginnt jedoch das Buch (ok, es ist ein Roman und keine Schicksalsgeschichte) etwas unglaublich zu werden. Für meine Begriffe läuft alles - angesichts des erlebten Leidens - zu glatt.
Aber ich denke auch, jeder Leser sollte sich hierüber eine eigene Meinung bilden. Lesenswert ist dieses Buch allemal.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Das harte Leben der armen Leute um die Jahrhundertwende

Ein böserguter junger Mann
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Die Handlung ist gut durchdacht, die damals herrschenden Zustände für meine Begriffe gut recherchiert und die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet. Die Schilderung von den Lebensumständen oder beispielsweise ...

Die Handlung ist gut durchdacht, die damals herrschenden Zustände für meine Begriffe gut recherchiert und die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet. Die Schilderung von den Lebensumständen oder beispielsweise den Orten/der Natur sind sehr gelungen.
Die Not bzw. die Hoffnung (durch Werber noch schöngeredet) auf ein besseres Leben bringt die Familie Unfried zum Aufbruch vom Sudetenland in das Ruhrrevier. Vater Josef und der älteste Sohn Franz arbeiten hart am Hochofen um den jüngeren Söhnen die Schulbildung zu ermöglichen. Sehr zum Unfrieden von Ehefrau Marie trägt Josef das wenige Geld jedoch auch gern mal in die Wirtschaft. Umso prekärer wird es als beide ihren Job verlieren.
Die Grundthematik der gesellschaftlichen Diskrepanz kommt gut zum Ausdruck und die
daraus entstehende Probleme werden sehr deutlich. In die falsche Klasse (oder das falsche Geschlecht) hineingeboren ist es sehr schwierig, die gesetzten Schranken und Dogmen zu überwinden. Dies gilt sowohl für Franz, der seinen Bildungswunsch zugunsten seiner Brüder aufgeben muss, als auch für Fabrikanten-Tochter Ariane, die sich nicht in den für Mädchen vorgezeichneten Weg von Heirat und schöngeistiger Beschäftigung fügen will, sondern gern in den Stahlbetrieb des Vaters einsteigen möchte.
Durch den Unfall des Vaters wird Franz zum Hauptverdiener und er möchte zum einem dieser Rolle gerecht werden, weiß jedoch auch, dass dieser Verdienst nie ausreichen wird um der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Sein neuer Freund Maik bietet ihm mit der Beteiligung an dem Zigarettenschmuggel die Chance, dies zu Durchbrechen. Aber die Erziehung seiner Mutter zu einem aufrichtigen und ehrlichen Menschen steht ihm dabei im Weg.
Während Franz somit die Geldsorgen plagen, hat Ariane andere Probleme. Ihre Eltern drängen sie aus wirtschaftlichen Interessen in eine Ehe, die sie für sich für falsch hält, da ihr Zukünftiger ihr aktuelles recht freies Leben mit der Mitarbeit in der Firma sowie Kontakten zu der „Unterschicht“ verbieten wird. Als auch alles gutes Zureden und Erpressen nicht hilft, wirft ihr Vater sie enterbt aus dem Haus.
Erschreckend ist das Geflecht aus Gier und Korruption, was ich aber durchaus realistisch ansehe. Darin hat sich auch heutzutage leider nichts geändert. Wer das Geld hat, hat die Macht und für ihn gelten andere Gesetze.
Ich habe anfänglich etwas über den Titel gegrübelt, da mir nicht ganz klar war, dass diese gegensätzlichen Eigenschaften in einem Begriff vereint werden könnten. Nach dem Lesen des Buches finde ich ihn jedoch sehr treffend gewählt. Franz ist nicht böse, weil er bösartig ist. Sondern er wird durch die herrschenden Umstände quasi dazu gezwungen etwas illegales, Verbotenes bzw. somit böses zu tun um sich und seiner Familie ein angemessenes Leben zu ermöglichen. Das dadurch erwirtschaftete Geld soll ihm den Start in ein sorgenfreieres und redliches Leben ermöglichen.
Etwas schwierig liest sich das Buch durch das Vermischen der Zeitformen, an das man sich erst gewöhnen muss.
Insgesamt ist der Inhalt jedoch kritisch und nicht beschönigend und somit meines Erachtens eine gute Milieustudie.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Schriftliches Denkmal an die eigenen Vorfahren

Herz schlägt Krieg
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Mein Einstieg in das Buch war etwas holprig, da für mich der Schreibstil gewöhnungsbedürftig war. Hat man sich jedoch erstmal daran gewöhnt – und über einige Gedankensprünge hinwegblickt - liest sich das ...

Mein Einstieg in das Buch war etwas holprig, da für mich der Schreibstil gewöhnungsbedürftig war. Hat man sich jedoch erstmal daran gewöhnt – und über einige Gedankensprünge hinwegblickt - liest sich das Buch recht gut. Zum besseren Verständnis trägt auch das Nachwort bei (was als Einleitung meiner Meinung nach besser platziert wäre), dass es sich um die mündlichen Aufzeichnungen handelt, die durch den Enkel in Buchform gebracht wurden.
Die Sichtweise der Erzählerin Hilde ist – trotz schlimmer Schicksalsschläge und Ereignisse – sehr positiv – was neben der Verklärung durch die Erinnerung sicher auch dem Naturell Hildes entspricht. Sehr berührt hat mich die Zufriedenheit mit und über „kleine Dinge“ – etwas, was in unserer Zeit leider immer mehr und mehr verloren geht.
Ich hatte leider etwas mehr die kritische Auseinandersetzung mit der Zeit bzw. den Bezug zu geschichtlichen Ereignissen erwartet, der Schwerpunkt des Buches liegt jedoch eher auf dem familiären Aspekt.
Meiner Meinung nach trotzdem ein lesenswertes Buch, über das sich jeder, aufgrund unterschiedlicher Erwartungen, einen eigenen Eindruck verschaffen sollte.