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Veröffentlicht am 28.11.2019

Der Querulant

VENNER
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Schiefer - dieses Gestein haben beide Spielorte des ersten Kriminalromanes vom Autorenduo Franziska Hidber und Christian Ruch gemein. Das Nordkapp in Norwegen ist ein Schieferplateau, dasselbe Gestein ...

Schiefer - dieses Gestein haben beide Spielorte des ersten Kriminalromanes vom Autorenduo Franziska Hidber und Christian Ruch gemein. Das Nordkapp in Norwegen ist ein Schieferplateau, dasselbe Gestein kommt ebenso im Sarganserland, im Südosten der Schweiz, vor.

Auf der menschenleeren Insel Mageroya im Norden von Norwegen ist es oft dunkel. Hier in Honningsvag lebt der Schweizer Reto Anrig mit seiner Tochter, Studentin Selina. Als er eines Tages nach einer Wanderung nicht zurück kommt, sondern tot aufgefunden wird, ist Selina sicher: ihr Vater wurde ermordet.

Nur Einar, der Dorfpolizist, teilt Selinas Meinung - und nicht nur, weil er in Selina verliebt ist - und beginnt inoffiziell zu ermitteln. Dabei tritt er in ein paar Fettnäpfchen, dafür kann er aber mit brisanten Neuigkeiten aufwarten. Derweil reist Selina in die Schweiz, um das geerbte Haus in der Schweiz auf sie überschreiben zu lassen. Auch sie bleibt nicht untätig und erfährt einiges, ihr bis dahin unbekannte Dinge, über die Jugendjahre ihres Vaters. Selina bekommt nicht nur Post von der Gemeinde, sondern auch Drohbriefe - anscheinend passt es jemandem nicht, dass Selina im Städtli, in der Altstadt von Sargans, Fragen stellt.

Obwohl mir schon bald klar war, welche Figuren verdächtig sind, war der Krimi interessant zu lesen. In Einars Erzählstrang lernt man das Polizeiteam um Chef Olav Dunderland kennen, sowie einige Dorforiginale, aber auch den Immobilienhai Knut Halvorsen, mit dem sich Reto angelegt hat. In der Schweiz stehen die Begegnungen mit Schulfreunden von Reto im Vordergrund, wie auch zwei Ausflugsziele in der Gegend, die nicht nur der Dekoration dienen, sondern auch für die Auflösung des Falles wichtig sind.

Die Stimmungen an beiden Orten sind glaubhaft geschildert. Besonders der Teil in der Schweiz - als Heimweh-Sarganserin kann ich das bezeugen. Lokalkolorit wird gross geschrieben, auch die Namen sind gängig in der Gegend. Des Weiteren werden viele regionstypische Begriffe erwähnt. Diese zu verstehen, war für mich als Einheimische natürlich kein Problem. Auch andere Schweizer sollten keine Verständnisprobleme haben damit.

Aber so wie ich viele deutsche Leser kenne, wird das für deutsche Ohren zu viel des Guten sein. Mich hingegen irritierte das norwegische "Mamma" und "Pappa" - jedesmal hatte ich das Gefühl, sie wären falsch geschrieben. Bei richtigen Kosewörtern wäre es wohl anders, aber bei der Nennung der Eltern kam mir diese Schreibweise komisch vor.

Mehr störte mich allerdings, dass die Gedanken der Figuren in Gänsefüsschen gesetzt wurde. Die Kapitel werden ja eh von den entsprechenden Charakteren, abwechselnd von Einar und Selina, erzählt, und sind demzufolge auch Gedanken. Dass die wortwörtlichen dann eben anders gehandhabt werden, fand ich erschwerend um flüssig weiter zu lesen.

Der Titel hingegen macht viel Sinn, er wird im Laufe der Geschichte erläutert, und passt in vielerlei Hinsicht perfekt zur Geschichte.

Insgesamt ist "Venner" ein unterhaltender, wenn auch recht vorhersehbarer Krimi. Ein bisschen mehr Spannung hätte der Handlung gut getan. Durch den lokalen Bezug machte es aber viel Spass ihn zu lesen.

Fazit: Ausbaufähiger, aber solider Erstlingskrimi mit einer interessanten Handlung und viel Lokalkolorit. Nicht nur für Norwegen und Schweiz-Fans!
4 Punkte.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Auch als Göttin ist das Leben nicht einfach

Ich bin Circe
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Lange ist es her, seit ich in der Schule eine Prüfung über die griechischen Götter schreiben musste. Der Lehrer hat meine Note auf 7.6 (in der Schweiz ist die beste Note eine 6) angehoben, damit der Rest ...

Lange ist es her, seit ich in der Schule eine Prüfung über die griechischen Götter schreiben musste. Der Lehrer hat meine Note auf 7.6 (in der Schweiz ist die beste Note eine 6) angehoben, damit der Rest der Klasse eine zwar immer noch ungenügende, aber nicht mehr ganz so vernichtende Note bekam. Wie gesagt, lange ist es her und höchste Zeit mein Wissen über die griechischen Götter wieder aufzufrischen.

Das kann man perfekt, indem man "Ich bin Circe" von Madeline Miller liest. Die griechische Mythologie ist reich an Geschichten und Sagen über die Götter und Helden des antiken Griechenlands. Viele davon nimmt die Autorin in ihren Roman mit auf und erzählt sie neu.

Auf 528 Seiten wird aus Sicht von Circe ihr abenteuerliches Leben geschildert. Angefangen im Palast von Okeanos bis zu ihrer Verbannung auf die Insel Aiaia, erzählt der Roman von Circes Begegnung mit Prometheus, dem Zauber gegen Scylla, ihrer Geburtshilfe für Minotaurus auf Knossos, ihren Gefühlen gegenüber Daidalos, das Aufeinandertreffen mit Odysseus und später seinem Sohn Telemachos und vielem mehr.

Auch als Göttin ist das Leben nicht einfach. Circe, die Ausgestossene, muss einiges erleiden. Sie ist unsterblich - lebt also über die Zeit und überlebt so manchen Menschen, der ihr ans Herz gewachsen ist.

Mit 528 Seiten ist das Buch schon sehr lang. Es ist wahrscheinlich auch nicht gedacht, es in einem Schnurz durch zu lesen und taugt besser als parallel zu lesendes Buch, aus dem man immer mal wieder einige Kapitel liest.

Nach der Mitte hatte ich langsam genug, aber Circes Erlebnisse mit anderen Göttern, Halbgöttern und Sterblichen war noch lange nicht vorbei. Circe selbst als Erzählerin bleibt, obwohl sie die Hauptfigur ist, irgendwie halt doch immer nur die Erzählerin und kann ihre eigenen Emotionen oft nicht zum Leser transportieren.

"Ich bin Circe" war aber auf jeden Fall interessant. Sich auf diese Weise das Leben der griechischen Götter vorzustellen, auch wenn es oft nüchtern daher kommt, macht Spass. Man merkt der Autorin an, dass sie Lehrerin ist, denn sie erzählt sehr viel lebendiger als die trockenen Sagen, die man aus der Schulzeit kennt. Madeline Miller hätte ich gerne als Geschichtslehrerin gehabt.

Fazit: Ein etwas anderer Streifzug durch die griechische Mythologie - interessant, doch viel zu lang.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Netter Unterhaltungsroman

Der kleine Strickladen in den Highlands
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Da ich die Blossom-Street-Serie von Debbie Macomber, in der ein Wolle-Laden im Zentrum steht, sehr mag, wusste ich schon beim ersten Blick auf das Cover von "Der kleine Strickladen in den Highlands", dass ...

Da ich die Blossom-Street-Serie von Debbie Macomber, in der ein Wolle-Laden im Zentrum steht, sehr mag, wusste ich schon beim ersten Blick auf das Cover von "Der kleine Strickladen in den Highlands", dass ich das Buch lesen möchte.

Im neuen Roman von Susanne Oswald steht zwar nicht der Laden im Vordergrund, aber es gibt da einen. Der ist aber ständig geschlossen. Was Maighread bedauert, da sie sich zum Trost gerne neue Wolle kaufen möchte. Sie hat einige miese Tage hinter sich:

Der Freund trennt sich, damit verbunden ist ihr Job weg und als sie Zuflucht bei ihrer Mutter sucht, findet sie heraus, dass diese sie angelogen hat. Denn ihre Grosseltern sind nicht bei einem Unfall gestorben, sondern leben am Loch Lomond. Überstürzt fährt sie dorthin, die Fahrt ins schottische Highland beginnt auch gleich abenteuerlich. Doch sie wird liebevoll aufgenommen, leider nicht von allen. Trotzdem beschliesst Maighread, einige Wochen in Callwell zu bleiben, und eben dort bemerkt sie bei einem Spaziergang den Strickladen.

Maighread liebt Wolle und das Stricken und träumt von einem Strickladen. In Callwell hat sie Zeit für sich und sie beginnt ihre Zukunft zu träumen und planen. Ob diese Pläne sich so leicht umsetzen lassen?

Maighread zur Seite gestellt werden "Schäfer" Joshua mit seinen beiden Hunden Bonny und Lennox, die sich mit Maighreads Hündin Molly bestens verstehen; dazu Haushälterin Eilidh, Grossmutter Elisabeth, Chloe und ihr Cousin Peter. Sie alle haben in ihren Leben einiges erlebt, was im Laufe der Geschichte erzählt wird. Und auch der Grund ist, wieso zum Beispiel Chloe und Joshua zurück nach Callwell zogen, wo sie aufgewachsen sind.

Dass als Kapitelüberschrift angegeben wird, um wen es auf den folgenden Seiten hauptsächlich geht, macht es leicht der Geschichte zu folgen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Mit einigen glaubhaft rüberkommenden Twists sorgt die Autorin für leichte Spannung.

Strickfans werden begeistert sein, aber auch Leser, die nichts mit Stricken anfangen können, werden durch die Strick/Wollszenen nicht genervt, sondern gut unterhalten. Man lernt sogar noch etwas über diverse Wollqualitäten.

Dies war mein erster Roman, den ich von Autorin Susanne Oswald gelesen habe. Ich werde sicher wieder einen lesen, denn mir gefiel diese Geschichte, die am Loch Lomond angesiedelt ist. Die Story selbst ist jetzt nicht total innovativ, aber ich habe nicht auszusetzen und finde sie nett. Das Gefühl, wenn man das Buch schliesst und denkt: "Doch, das war eine schöne Geschichte." Nicht mehr, nicht weniger.

Fazit: Netter Unterhaltungsroman, der die Leserinnen zufrieden zurück lässt.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Lustiger Weihnachtskrimi

Lasst uns tot und munter sein
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Es ist Elke Pistors zehnter und mein erster gelesener Roman von ihr. Wie schon bei ihrem letztjährigen Weihnachtskrimi fällt auch hier das Cover auf. Weihnachtlich geprägt und mit einem abgewandelten Weihnachtsliedtitel, ...

Es ist Elke Pistors zehnter und mein erster gelesener Roman von ihr. Wie schon bei ihrem letztjährigen Weihnachtskrimi fällt auch hier das Cover auf. Weihnachtlich geprägt und mit einem abgewandelten Weihnachtsliedtitel, der total gut passt. Ein Landkrimi-Plot, mit singenden Jugendlichen und einer Leiche.

Doch von vorne: Korbinian Löffelholz ist erfolgreicher Immobilienmakler. Sein Status in der Firma wird aber auf einmal in Frage gestellt. Aus einem ihm unbekannten Grund muss er sein gegenwärtiges Projekt abgeben und in die Pampa fahren. In einem kleinen Dorf steht eine Villa, die er verkaufen muss. Diese Villa hat es aber in sich, sie beherbergt seit Jahren einen Jugendtreff. Im Dorf wehren sich natürlich alle gegen einen Verkauf und Korbinian wird vor die Türe gesetzt.

Heimfahren kann er nicht mehr, das Auto macht schlapp und der Schneesturm ist heftig. Bei Elisabeth, einer flippigen älteren Frau, bekommt er ein Zimmer. Am nächsten Tag erwacht er und ist voller Blut. Bald darauf steht die Polizei schon in der Tür. In der Villa wurde jemand tot aufgefunden. Mit diesem Jemand stritt sich Korbinian am Vortag. Nur blöd, dass er sich nicht mehr erinnern kann, was am Abend geschehen war. Hat er einen Menschen getötet? Dies will er mit Hilfe von Rieke herausfinden. Kann er ihr aber auch wirklich vertrauen?

Mit Vertrauen und Freundschaften hat Löffelholz so seine Probleme, wieso wird laufend erläutert. Man nimmt ihm dies ab, auch seine Entwicklung. Zum ersten Mal sind da Leute wie Elisabeth und Rieke, die ihn nehmen wie er ist und nichts dafür wollen. Das kennt er so gar nicht, in seiner Firma und in seinem Leben geht es immer nur um Karrieren, Gefälligkeiten und Oberflächlichkeiten. Korbinian ist genauso. Während er festsitzt, brodelt es gewaltig in seinem Innern. Er will nicht nur zeigen, dass er unschuldig ist, sondern überdenkt sein Leben ganz neu. So wird der Roman trotz Mordfall doch ganz weihnachtlich.

Ich mag den witzigen Schreibstil von Elke Pistor, der humorvoll und zeitgleich auch tief blicken lässt. Der Kriminalfall selbst ist stimmig, voller Lokalkolorit und unterhaltend. Ohne zu viel zu verraten: auch thematisch passt alles zusammen. In guter Krimi-Manier gibt es einige Verdächtige, die alle etwas zu verbergen haben und deshalb das Miträtseln der Leser anregen.

"Lasst uns tot und munter sein" liest sich schnell und flüssig und sorgt für kurzweilige Lesestunden.

Fazit: Lustiger Weihnachtskrimi mit einem ernsten Kern - unterhaltend in der Adventszeit.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Leise begeistert

Covent Garden im Schnee
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Das Cover von "Covent Garden im Schnee" erinnert mich sehr an einige Weihnachtsromane von Karen Swan, die sehr ähnlich gestaltet sind. Inhaltlich hingegen unterscheiden sich die Romane allerdings. Während ...

Das Cover von "Covent Garden im Schnee" erinnert mich sehr an einige Weihnachtsromane von Karen Swan, die sehr ähnlich gestaltet sind. Inhaltlich hingegen unterscheiden sich die Romane allerdings. Während Karen Swan meistens über Protagonisten schreibt, die sich in Designerläden heimisch fühlen, schreibt Jules Wake über ganz normale bodenständige Leute.

Für Marcus Walker, den neuen IT-Leiter der fiktiven London Metropolitan Opera Company, sind die Opernangestellten allerdings ein nerdiges, systemloses und beklopptes Völkchen, denen man erst mal Ordnung und Computerbedienung beibringen muss.

Als Maskenbildnerin Tilly einen ominösen Mailanhang öffnet und einen Virus einfängt, weiss er, wo er beginnen muss. Tilly ist nicht begeistert von ihren gemeinsamen IT-Lektionen, aber es ist ihre einzige Chance auf eine Beförderung, bzw. endlich einen unbefristeten Vertrag zu bekommen. Doch bald schon knistert es gewaltig, wenn sie Marcus sieht. Ob das nur ist, weil ihre Beziehung zu Felix so langweilig ist?

Während Tilly um ihren Job bangt, sich über Felix und auch Marcus den Kopf zerbricht, mit ihrer Schwester Weihnachten ohne Eltern planen soll und was sonst noch so täglich alles auf sie einprasselt, beginnt sie mit einem wildfremden Mann zu mailen, im Wissen, dass das sicher nicht im Sinne der IT ist. Doch es macht ihr Spass, die Mails sind Lichtblicke in ihrem gerade nicht angenehmen Alltag.

Die Leser ahnen schon bald, was hinter diesen Mails steckt und auch weswegen Felix kaum Zeit für Tilly hat. Das erhöht die Spannung in diesem witzigen und leichten Roman von Jules Wake. Sie hat schon einige Romane geschrieben, doch dies ist der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, dass bald noch weitere übersetzt werden, denn ich mag es sehr, wenn die Oper- und Musikwelt - mit allem was dazu gehört - in Romanen eine zentrale Rolle spielt.

Natürlich ist "Covent Garden im Schnee" in erster Linie ein gefälliger Liebesroman, er bietet aber noch so viel mehr. Anfangs dachte ich noch, ja nett, aber mehr wohl nicht. Doch dann kommt einiges mehr ins Spiel und plötzlich weiss man, dass die Story total schön erzählt ist und nicht nur Liebe, sondern auch Themen wie Freundschaft, Familienannäherung und Leidenschaft für die (handwerkliche) Arbeit bereit hält.

Die Szenen in der Oper, angefangen bei all den Perücken und Gesprächen mit Jeanie in Tillys Abteilung, über die Backstage-Beschreibungen, bis zu den gemeinsamen Essen mit Schwester Christelle und Tillys Aufenthalt zuhause sind mit viel Fingerspitzengefühl geschrieben.

Tillys Geschichte ist witzig, sie fliegt dem Leser leicht und locker wie eine Schneeflocke entgegen und ist somit die perfekte Lektüre für einige gemütliche Leseabende in der Vorweihnachtszeit.

Fazit: "Covent Garden im Schnee" hat mich positiv überrascht und leise begeistert.
5 Punkte.