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Veröffentlicht am 28.09.2019

Leise, fein und viel Magie

Garten der Wünsche
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Kristina Valentin, die auch unter dem Namen Kristina Günak schreibt, nimmt uns in "Garten der Wünsche" mit nach Schleswig Holstein, in ein fiktives Dorf namens Lindenbühl.

Hier wohnt Klara und leitet ...

Kristina Valentin, die auch unter dem Namen Kristina Günak schreibt, nimmt uns in "Garten der Wünsche" mit nach Schleswig Holstein, in ein fiktives Dorf namens Lindenbühl.

Hier wohnt Klara und leitet eine kleine Pension. Eigentlich aber ist sie die Hüterin des grossen Gartens, der eine geheime Magie verströmt. Deshalb wählt sie ihre Gäste auch sehr sorgfältig aus. Nur Personen, die es nötig haben, finden die Telefonnummer der Pension und wenn sie aufgenommen werden, Ruhe und hoffentlich innere Heilung vor Ort.

Doch das kleine Naturparadies, in dem alles a-typisch wächst, ist in grosser Gefahr. Ein Bauunternehmer hat die Wiese nebenan gekauft und will ein Hotelkomplex mit 120 Betten bauen. Die Lindenbühler sind entsetzt.

Romy kommt zu dieser Zeit in der Pension an. Ihr Mann Lukas und sie haben sich getrennt, da Romys unbändiger Kinderwunsch die Beziehung fast auseinander brechen lässt. Romy findet Klara sehr speziell, ihr gefällt es aber in Lindenbühl, mag den Garten und packt schon bald bei den Gartenarbeiten mit an.

Der Garten ist der Therapieplatz für alle Gäste, ein Ort voller Magie und den gilt es zu schützen. Ob es den Anwohnern gelingt, den alten Apfelbaum, den Walnussbaum und die Wiese vor dem Bauherrn zu retten?

Dieser Roman erinnerte mich stark an "Mein zauberhafter Garten" von Sarah Addison Allen. Auch dort schmeisst ein Apfelbaum mit seinen Äpfeln.

Meiner Meinung nach baut der Plot auf einem Logikfehler auf: es kann niemand einfach so mit einem Bagger auffahren, zuerst muss das Bauvorhaben genehmigt werden. Danach gibt es für einige Wochen die Möglichkeit Rekurs einzulegen. Falls keine eingereicht oder die abgelehnt werden, dürfte erst dann der Bagger durch die Erde wühlen. Die Autorin hat dieses Vorgehen wahrscheinlich aber bewusst ignoriert, um dem Roman mehr Dramatik zu geben.

Dies brauchte es, denn die Charaktere waren für mich nicht richtig greifbar. Romy war mir nicht sehr sympathisch mit ihrem egoistischen Problem. Klara ist ein Luftikus, eigentlich eine witzige und wissende Person und dennoch hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Ella, die ich am Besten mochte, wird am Ende auf einmal nicht mehr erwähnt. Vor lauter Probleme im Garten kamen die Figuren fast zu kurz.

Gefallen haben mir die Gartenbeschreibungen und die Spaziergänge im Wald, die Schilderungen des Dorflebens und die Ruhe, die der Roman vermittelt. Ebenso die Idee, die Natur durch diese feine, leise Magie, wie sie im Buch beschrieben ist, zu schützen.

Andererseits erinnert mich diese Magie stark an "Mein zauberhafter Garten" von Sarah Addison Allen. Auch dort schmeisst ein Apfelbaum mit seinen Äpfeln. Ich komme nicht umhin, die beiden Romane zu vergleichen. Und da gefiel mir die Story mit dem zauberhaften Garten in North Carolina besser als die vom Garten in Schleswig Holstein, weil dort wird die Apfelbaummagie eindrücklicher beschrieben und mir die Figuren mehr entsprachen.

Fazit: Ein leiser Gartenroman mit feinem Humor und viel Magie und genau so vielen Problemen, die die Protagonisten lösen müssen.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Sei du selbst - alle anderen gibt es schon

Schmidt malt
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Die Geschichte von "Schmidt malt" läuft nicht ganz so ab, wie im Klappentext beschrieben. Alfredo, ein junger Arbeitsloser, wohnt in einem Vorort von Paris. Er übernimmt Schmidt, das Kappuzineräffchen ...

Die Geschichte von "Schmidt malt" läuft nicht ganz so ab, wie im Klappentext beschrieben. Alfredo, ein junger Arbeitsloser, wohnt in einem Vorort von Paris. Er übernimmt Schmidt, das Kappuzineräffchen seiner an Alzheimer erkrankten Grossmutter Daisy. Von Daniel Dossier, Alfredos Betreuer vom Arbeitsvermittlungszentrum, bekommt er immer wieder neue Hilfsjobangebote. Die Jobs passen Alfredo nicht, denn er ist schliesslich weder Möbelpacker noch sonst etwas, sondern Kunstmaler, was er immer wieder betont. Nur hat er keine Kunstschule besucht und keinen Abschluss.

Bis zur Mitte des Buches malt er nur einmal. Von daher konnte ich bis hierhin auch kein wirkliches Herzensanliegen feststellen, das Malen kommt eher als spärlich betriebenes Hobby rüber. Doch dann verliebt er sich in Celestine, und Schmidt beginnt zu malen. Aber nur unter bestimmten Umständen, die ich hier nicht verrate. Dummerweise sind es genau Schmidts Bilder, die Alfredo verkaufen kann. Nun ist Alfredo im Clinch mit sich selbst: endlich hat er Erfolg, aber es ist nicht sein Verdienst.

"Schmidt malt" wird erst ab diesem Zeitpunkt interessant, vorher ist es einfach eine Story über einen arbeitslosen jungen Mann, der nicht wirklich etwas dagegen unternimmt. Bis dahin hatte ich Mühe mit der Geschichte, ich fand sie uninteressant, denn ich habe eine Abneigungen gegen inaktive Protagonisten. Deswegen lese ich Romane über junge Männer, die einfach so in den Tag hineinleben, rum maulen und nicht aktiv sind, nicht gerne.

Doch genau dies beschreibt David Zaoui im ersten Teil. Den Alltag von Alfredo, was er so macht oder was nicht, meist alles erfolglos. Der Protagonist zeigt kein Interesse, etwas zu lernen oder sich den Lebensunterhalt irgendwie zu verdienen.

Alfredos Eltern sind sehr nett, insbesondere Alfredos Vater, ein Tierpfleger, fand ich toll. Die Lebensweisheit, die er seinem Sohn mitgibt, ist: sei du selbst. Damit kann Alfredo aber gar nichts anfangen, denn für ihn ist klar, was er ist. Kunstmaler. So wie er es immer an Daniel Dossier schreibt. Bis das "sich selbst sein" in sein Inneres dringt, braucht es einiges - fast die ganze Länge des Romans. Und so sind die Figuren in zwei Gruppen aufgeteilt: die einen, die sich noch suchen und die anderen, sie sich erst noch finden müssen. Originale sind sie jedenfalls fast alle.

Erst im zweiten Teil, als Schmidt endlich malt, kommt Leben in die Geschichte. Das war dringend nötig, sonst hätte ich sie vielleicht nicht zu Ende gelesen - es ist einfach nicht die Art Geschichte, die ich mag, obwohl sie gut geschrieben ist. Zum Schluss hin macht aber alles Sinn, die Botschaft "Sei du selbst. Alle anderen gibt es schon" (so sinngemäss auch der französische Originaltitel) erreicht den Leser auf jeden Fall.

Die Szenen mit dem cleveren Affen sind manchmal schon etwas an den Haaren herbeigezogen, aber sie sind sehr witzig und sorgen für den nötigen Humor im eher tristen Umfeld. Die Kommunikation zwischen Alfredo und Herrn Dossier lockern den eintönigen ersten Teil des Buches auf. Man wartet förmlich drauf, dass Dossier seine Post endlich mal richtig liest und hat gleichzeitig Angst vor dessen Reaktion.

"Schmidt malt" ist kein Roman über Kunst und Malerei, sondern ein Roman über Selbstfindung, anfangs mit Mitleid suchenden Figuren, das Ende immerhin versöhnend. Der Held darin und ruhende Pol ist Alfredos Vater, der mit seiner Freundlichkeit, seinem tiefen jüdischen Glauben, seiner Lebenseinstellung und immer mit Keksen in der Tasche, nicht nur seinem Sohn ein Vorbild ist.

Fazit: Die Quintessenz des Romans: sei du selbst und wasche deine Hände!
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 10.09.2019

Mutter-Tochter-Spannungen

Immer wieder im Sommer
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"Immer wieder im Sommer" wird abwechselnd von den konfliktfreudigen Frauen dieser Geschichte erzählt: von Frieda, Anna und Sophie.

Anna hat seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter und ist sehr ...

"Immer wieder im Sommer" wird abwechselnd von den konfliktfreudigen Frauen dieser Geschichte erzählt: von Frieda, Anna und Sophie.

Anna hat seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter und ist sehr überrascht, als sie auf einmal Post von ihr bekommt. Anstatt sie anzurufen, reist sie gleich hin. Nicht alleine wie erst geplant, sondern mit der ganzen Familie (Ex-Mann Max und ihre beiden Töchter Sophie und Nelly) im Gepäck.

Dass sie von Max geschieden ist, will sie ihrer Mutter verschweigen, doch Frieda findet es schneller heraus als gedacht. Und verkündet gleich allen, dass sie an Alzheimer erkrankt ist und in wenigen Wochen in ein Pflegeheim ziehen will. Ein Konflikt mehr, an dem sich alle Beteiligten messen müssen.

Viele Themen und Konflikte packt die Autorin Katharina Herzig in diesen Roman rein. Trotzdem war er nicht überladen, aber es gab viele Situationen, die wenig glaubhaft waren - beginnend mit der Reise zu Frieda.

Die Mutter-Tochter-Spannungen von früher wiederholen sich zwischen Anna und der widerspenstigen Sophie. Frieda gefiel mir am besten. Eine sympathische ältere Frau, die versucht sich selbst zu helfen, was nicht immer gelang, aber sie hat es immerhin versucht.

Fazit: Ein Generationenroman, der nicht gross überrascht - die zwei anderen Romane der Autorin fand ich deutlich besser.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Nicht mit rechten Dingen

Das Glück hat viele Seiten
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In diesem Buchladen-Buch erbt Hannah eine alte Buchhandlung. Sie ist froh, dass schon ein Käufer parat steht, denn sie hat kein Interesse, den Laden zu halten. Zu viele Erinnerungen an eine glückliche ...

In diesem Buchladen-Buch erbt Hannah eine alte Buchhandlung. Sie ist froh, dass schon ein Käufer parat steht, denn sie hat kein Interesse, den Laden zu halten. Zu viele Erinnerungen an eine glückliche Kindheit, die mit dem Tod ihrer Mutter endete, hängen im Laden drin.

Doch auf einmal merkt Hannah, das etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und möchte den Laden wieder zurück kaufen. Das ganze Dorf steht hinter ihr und gemeinsam versuchen sie alles, damit Ben von seinem Vertrag zurück tritt.

Leider ist der ganze Roman auf Hannahs Naivität aufgebaut. So verkauft sie den Laden innert kürzester Zeit ohne alles in Ruhe abzuklären; sie stört sich an nichts. Hauptsache schnell wieder weg aus dem Dorf. Dieser Fehler ist der Ausgangspunkt der ganzen Geschichte, deshalb kann man nur schlecht drüber hinwegsehen. Mich störte das enorm, so naiv kann man doch einfach nicht sein. Auch später handelt sie immer wieder unüberlegt, das machte Hannah nicht sonderlich sympathisch.

Aber gut, so nimmt die Story ihren Lauf. Blendet man Hannahs Fehler und Naivität aus, wird man gut unterhalten von der Geschichte. Die Leser erfahren im Gegensatz zu Hannah auch Bens Sicht aus erster Hand und können nachempfinden, wieso er den Laden unbedingt und so schnell kaufen wollte. Das gefiel mir sehr gut und ich mochte Ben deshalb lieber als Hannah. Die Liebe zu den Büchern kam mir zu kurz, aber auch diesbezüglich überrascht Ben mehr als Hannah.

Die zwei mögen sich trotz allem und so stecken beide in Schuldgefühlen dem anderen gegenüber. Beide reiten sich immer weiter ins Unvermeidliche hinein und müssen einen Weg daraus suchen. Natürlich gewinnt schlussendlich die Liebe in einem versöhnlichen Finale, das alle glücklich macht.

Fazit: Ein leichter Roman (mit naiver Protagonistin) um den Erhalt eines Buchladens auf dem Dorf, den man dank einem flüssigen Schreibstil schnell durchgelesen hat.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Liebe und Bücher

Südlichter
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"Das Lavendelzimmer" habe ich vor einigen Jahren mit Freuden gelesen. Mir hat die Geschichte um Jean Perdu und seiner literarischen Apotheke, der Buchhandlung auf dem Flussschiff, sehr gut gefallen. Deshalb ...

"Das Lavendelzimmer" habe ich vor einigen Jahren mit Freuden gelesen. Mir hat die Geschichte um Jean Perdu und seiner literarischen Apotheke, der Buchhandlung auf dem Flussschiff, sehr gut gefallen. Deshalb war ich nun mächtig gespannt auf "Südlichter", das Buch im Buch, das Jean geliebt hat. Geschrieben von Sanary - ein Pseudonym eines Autors, das Jean im Lavendelzimmer entschlüsseln wollte. Wenn ihr wissen wollt, ob es ihm gelang, liest zuerst "Das Lavendelzimmer", bevor ihr zu "Südlichter" greift.

Auch ich habe den ersten Teil nochmals gelesen, einfach um wieder up to date zu sein, um zu wissen, was Monsieur Perdu an "Südlichter" gefiel. Ich wusste nicht, was mich erwartet. Ich musste und wollte mich überraschen lassen, von der Geschichte, die Nina George nun vorlegt.

"Südlichter" ist ein leiser Roman mit zart eingestreuter Magie. Es passiert zwar einiges, wird aber sehr ruhig erzählt. Es geht einerseits um das Thema Liebe, das vor allem in Marie-Jeannes Leben ein grosses Thema ist, andererseits - wie könnte es anders sein - um Bücher.

Die Liebe ist die Erzählerin der Geschichte um Marie-Jeanne und ihre Zieheltern Francis und Elsa. Es spielt sich alles in der Gegend im französischen Nyons ab. Francis, der selbst nie liest und Angst vor Büchern hat, will genau die zu den Dorfbewohnern bringen und sie zum Lesen animieren. Ob und wie das funktioniert, hat Nina George mit viel stillem Humor beschrieben.

Marie-Jeanne hat bei ihrer Geburt die Liebe angeschaut - und sieht bei fast allen Menschen Leuchtfäden, bei jedem woanders. Sie spürt auch, wer füreinander gemacht ist. Etwa ihre Schulfreundin Loulou und Lucas oder ihre Zieheltern Francis und die harte Elsa, die nur selten jemandem ein Lächeln zeigt.

Die Figuren sind interessant, neben der harten, aber innerlich sehr weichen und lieben Elsa gibt es eine sehr steife Notarin und noch viele andere Charaktere, die sehr liebevoll mit Ecken und Kanten gezeichnet sind.

Der Plot und die Idee hinter "Südlichter" ist sehr schön. Doch trotzdem konnte der Roman mich nicht so recht begeistern, so wie "Das Lavendelzimmer" es schaffte. Die Geschichte um die Leuchtfäden und die Leihbücherei auf Rädern ist mir irgendwie zu unaufgeregt geraten. Sie ist auch mehr wie ein Märchen zu lesen als wie ein Roman.

Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich "Das Lavendelzimmer" erst nach der Lektüre von "Südlichter" nochmals gelesen hätte, anstatt davor. Vielleicht sollte man das Bücherschiff auch komplett ausblenden und erwartungslos an den neuen Roman gehen. Gut, Erwartungen hatte ich zumindest inhaltsmässig keine spezifischen, aber ich ging davon aus, dass mich "Südlichter" ebenso begeistern kann, was nicht der Fall war. So bleibe ich leider ein wenig gelangweilt zurück.

Fazit: "Südlichter" ist eine sprachlich und inhaltlich schön geschriebene, aber sehr ruhige Erzählung, die mich aufgrund fehlender Spannung nicht überzeugen konnte.
3.5 Punkte.