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Veröffentlicht am 24.04.2019

Epische Heldengeschichten aus dem antiken China

Helden der östlichen Zhou-Zeit - Band 3 - Der Kranichkönig
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Die östliche Zhou – Zeit (770 – 256 v. Ch.) umfasst gut 500 Jahre des chinesischen Altertums. Chen Uen widmete sich in dem vorliegenden Band den bekannten Helden Fei Bao, Qu Yuan, Wang Jian, Herzog Yi ...

Die östliche Zhou – Zeit (770 – 256 v. Ch.) umfasst gut 500 Jahre des chinesischen Altertums. Chen Uen widmete sich in dem vorliegenden Band den bekannten Helden Fei Bao, Qu Yuan, Wang Jian, Herzog Yi von Wei, der „Schönen Diestel“, Shen Baoxu, dem philosophen Mo Zi sowie Yang Youji.

Die kurzen Geschichten werden vor allem durch den einzigartigen Zeichenstil des Autors lebendig. Ich habe Stile des klassischen Mangas sowie der traditionellen chinesischen Tuschmalerei erkennen können. Zudem erinnerten einzelne, vor allem großformatige Zeichnungen mich sehr stark an Holzschnittdrucke aus der chienesischen Literatur. Dieser Mix gefällt mir sehr.

Zu den einzelnen Geschichten kann ich nur sagen, dass die Übersetzungen durch Marc Herrmann sehr stimmig waren und mir auch die Anmerkungen des Übersetzers an einigen Stellen sehr gefielen. Die Geschichten selber sind thematisch schön gewählt und wiesen meiner Meinung nach die für die chinesische Geschichtsschreibung typischen Übersteigerungen auf. Das ist aber nicht negativ gemeint, denn in den Überzeichnungen der Persönlichkeiten zeigt sich immer ein lehrreicher Kern.

Der Comic ist zudem sicherlich auch für Menschen, die die chinesische Sprache erlernen interessant, denn es ist wie die meisten Comics und Mangas des Verlages in zwei Teile untergliedert. Voran steht die deutsche Übersetzung. Im zweiten Teil des Buches liegt dann das chinesische Original vor.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Spannende Reise an den Rand des Römischen Reiches

Roman Quest - Flucht aus Rom
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Als seine Familie denunziert wird erhält Juba die Verantwortung für seine Geschwister Fronto, Ursula und Dora. Er soll sie und sich zu seinem Onkel nach Britannien in Sicherheit bringen. Keine leichte ...

Als seine Familie denunziert wird erhält Juba die Verantwortung für seine Geschwister Fronto, Ursula und Dora. Er soll sie und sich zu seinem Onkel nach Britannien in Sicherheit bringen. Keine leichte Aufgabe für einen Heranwachsenden, doch Juba stellt sich der Verantwortung und begibt sich mit seinen Geschwistern auf eine gefährliche und beschwerliche Reise, auf der nicht alle Menschen immer die sind, die sie zu scheinen sein.

Mit „Roman Quest“ ist ein schönes und spannendes Kinderbuch auf den Markt gekommen, dass junge Leser recht behutsam in eine für uns heute durchaus raue Welt mitnimmt. Die zum Teil aus heutiger Sicht nicht immer leicht nachvollziehbare Welt in der die Kinder leben ist kindgerecht für junge Leser formuliert. Der recht einfache und klare Schreibstil der Autorin trägt dazu bei und wird zudem noch durch die Gliederung in kurze Kapitel unterstützt.

Die Charaktere der Geschwister sind wunderbar gemischt und entwickeln sich sehr stark und unterschiedlich im Handlungsverlauf, was sie alle sympatisch macht; für hinzukommende Charaktere gilt dies auch. Man kann die Stärken, aber auch die Schwächen der Kinder und Jugendlichen gut mitempfinden.

Caroline Lawrence hat viele lateinische Begriffe in den Roman übernommen, deren Erklärung sie zum Teil in die Handlung einbaut; zum Teil auch noch einmal am Ende des Buches kurz zusammenfasst. Das hat mir recht gut gefallen.

Was mir nicht ganz so gut gefiel, jedoch zu hundert Prozent meinem eigenen Leseempfinden entgegenläuft (und damit Klagen auf hohem Niveau entspricht) ist eine etwas zu starke Überlatinisierung. Konkret meine ich die Verwendung von Pater und Mater für Vater und Mutter. Dadurch wirkt das Buch nicht unbedingt historischer. Es hemmt eher ein wenig den schönen Lesefluss. Ansonsten sind alle lateinischen Begrifflichkeiten gut dosiert eingesetzt.

Ich denke, dass das Buch von Kindern gerne gelesen werden wird. Es hat eine gute Mischung von Abenteuer mit Geschichte.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Historisch schön, aber ein Krimi?

Die Meisterbanditin
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Die Autorin entführt den Leser in das Herzogtum Württemberg des 18. Jahrhunderts. Rasant und auch mitreißend entwickelt sie eine Geschichte um Gräfin Wilhelmine von Grävenitz, der Mätresse Herzogs Eberhard ...

Die Autorin entführt den Leser in das Herzogtum Württemberg des 18. Jahrhunderts. Rasant und auch mitreißend entwickelt sie eine Geschichte um Gräfin Wilhelmine von Grävenitz, der Mätresse Herzogs Eberhard Ludwigs. Im Vordergrund steht dabei jedoch nicht die Gräfin selbst, sondern das Bauernmädchen Marie, dass sich um dem Gerede der Menschen ihres Heimatdorfes zu entgehen als Magd im Haushalt der Gräfin verdingen möchte. Auch dort wird sie schnell von Entwicklungen überrollt, die ihre Lebenswelt immer wieder auf den Kopf und sie vor neue Entscheidungen stellt. Und so entwickelt sich ein naives Bauernmädchen im Verlauf der Handlung zu einer gut getarnten Spionin.

„Die Meisterbanditin“ ist ein unterhaltsamer Roman, wobei der Titel offensichtlich auf Maries Bühnenrolle innerhalb der Schauspieltruppe, jedoch auch Einiges über ihre Entwicklung innerhalb des Romans anspielt.
Für mich handelt es sich aber nicht so recht um einen Kriminalroman. Es ist eher ein Abenteuerroman, der den viel versprechenden Auftakt zu einer historischen Spionagereihe bildet. Da der Roman in einem schönen spannenden und zunehmend an Tempo aufnehmenden Schreibstil gestaltet wurde bin ich auf die geplante Fortsetzung von Silvia Stolzenburg sehr gespannt.

Das Buch empfehle ich gerne weiter. In wiefern es historische Fakten gut widerspiegelt vermag ich hier nicht zu sagen. Deutsche Geschichte im 18. Jahrhundert ist nicht meine Spezialstrecke. In das Lebensgefühl der damaligen Zeit scheint mir das Buch jedoch gut eingebettet.
Es ist nicht nur für Leser historischer Literatur geeignet. Alle, die unterhaltsame Literatur und das Abenteuer im Allgemeinen lieben wird der Roman sicherlich gefallen.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Anders als erwartet, aber gut zu lesen

Selias Geheimnis
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Ich bin als Quereinsteiger in Arlens Welt geraten und habe daher noch keinen Roman aus dem Dämonenzyklus gelesen.

Der Verlag hat ja die Einordnung der Novelle in den Ablauf des Zyklusses mit angegeben, ...

Ich bin als Quereinsteiger in Arlens Welt geraten und habe daher noch keinen Roman aus dem Dämonenzyklus gelesen.

Der Verlag hat ja die Einordnung der Novelle in den Ablauf des Zyklusses mit angegeben, und so war es für mich nicht überraschend, dass ich während der ersten zwei Kapitel doch ein paar Schwierigkeiten hatte in das Buch hinein zu finden. Aber nachdem ich mich einmal orientiert hatte, gab es dann eigentlich keine Schwierigkeiten der Novelle zu folgen.
Da ich die Romanreihe selbst noch nicht gelesen habe kann ich die Novelle nur als Einzelwerk betrachten und komme zu dem Schluss, dass ich sie für lesenswert halt.

Warum?
Nun ich mag gerne einmal unterschiedliche Zeitebenen. Die Novelle spielt zum einen in der Handlungsgegenwart (der ausstehende Angriff der Seelendämonen auf das Dorf). Und eingebettet darin gibt es immer wieder den Rückblick auf Selias Vergangenheit, den ich gut geschildert fand, da die Ereignisse der Vergangenheit direkten Einfluss auf die Geschehnisse der Gegenwart haben.
Nun kann man als Leser denken, naja so groß ist das Geheimnis doch gar nicht und erst recht nicht weltbewegend. Rechtfertigt das einen eigenen Covertitel und eine ganze Novelle? Selia ist lesbisch. Ist das nun so ein Drama?
Aus der Sicht des Lesers vielleicht nicht, aber im Kontext der Lebenswelt Selias schon. Es zeigt die gespaltene Haltung der Dorfgesellschaft zu diesem Thema und wohin tief verwurzelte moralische Ansichten führen können. Die ganze Bandbreite an Emotionen kommt dabei zum Vorschein – Vorurteile, offene Ablehnung, Doppelmoral, aber auch Akzeptanz und Toleranz. Der Zwiespalt der moralischen Ansichten führt das Dorf immerhin an den Rand des Abgrundes.

Mir hat die Novelle gefallen. Nachdem ich angefangen hatte zu lesen konnte ich es auch nicht mehr so recht aus der Hand legen, was ein Zeichen für den guten Schreibstil des Buches ist. Da ich gleichzeitig einen Einblick in die Welt des Dämonenzyklusses erhalten habe und das Buch für eine kleine Bereicherung dieser halte, werde ich an meinem Leseprojekt festhalten und mir „Das Lied der Dunkelheit“ kaufen. Die Novelle hat Einzug in mein Leseregal gehalten.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Dichtung oder Wahrheit?

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Die gekürzte Lesung des Buches (immerhin noch 20 Stunden) hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Tobias Kluckert als Sprecher ist eine hervorragende Besetzung gewesen. Mit seiner angenehmen Stimme ...

Die gekürzte Lesung des Buches (immerhin noch 20 Stunden) hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Tobias Kluckert als Sprecher ist eine hervorragende Besetzung gewesen. Mit seiner angenehmen Stimme gelang es ihm immer wieder neue Spannungsbögen aufzubauen und für mich dadurch auch etwas langwierigere und gedehnte Handlungsstränge durchaus erlebbar zu machen.

Johann Georg Faustus als Romanfigur fand ich gelungen dargestellt. Man lernt ihn bereits im Kindesalter kennen und erlebt mit, wie er zu einem sehr intelligenten Mann heranwächst. Sein schier unbändiger Drang nach Wissen lassen ihn aus dem Rahmen der Gesellschaft ein wenig herausfallen, so dass er nur auf wenig Verständnis bei seinen Mitmenschen stößt. Und so wird aus Faust auch eher ein Einzelgänger. Lediglich Margarethe und später dann auch sein Hund schaffen es in Faust eine emotionale Bindung aufzubauen.
Zudem wird die Entwicklung Fausts durch seinen Lehrer aber irgendwie auch gleichzeitigen Gegenpart Tonio del Moravia geprägt. Tonio ist Förderer und Verführer (ja, er hat etwas Diabolisches an sich) zugleich. Dieses ungleiche Ringen beider Männer macht die Handlung interessant.

Also eigentlich eine schöne spekulative Geschichte um das Leben des ja wirklich existenten Faustus.

Meistens war die Handlung rasant und hatte eine schöne dichte Atmosphäre. Vor allem Fausts Zeit in seiner Heimatstadt Knittlingen und auch in Nürnberg waren spannend dargestellt. Seine Reisezeit war mir dazu im Verhältnis jedoch ein wenig zu fade.

Eigentlich ein schönes Buch, dass ich literaturinteressierten Lesern, nicht nur historischer Romane wirklich gerne weiter empfehle – als Hörbuch auf jeden Fall.