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Veröffentlicht am 08.11.2018

Erschütternd!

Stern des Nordens
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Ein Strand in Südkorea im Juni 1998. Die 18-jährige Soo-min, Zwillingsschwester von Jenna Williams, verschwindet spurlos. Man geht von einem Ertrinken aus. Doch die Indizien häufen sich, dass die junge ...

Ein Strand in Südkorea im Juni 1998. Die 18-jährige Soo-min, Zwillingsschwester von Jenna Williams, verschwindet spurlos. Man geht von einem Ertrinken aus. Doch die Indizien häufen sich, dass die junge Frau von Nordkorea aus entführt wurde. Jenna, inzwischen Expertin für Nordkorea, sucht nach zwölf Jahren immer noch nach der Wahrheit und lässt sich als CIA-Agentin ins Land einschleusen.

In Nordkorea wird immer mehr Widerstand gegen das Regime laut. Bäuerin Moon, die, wie alle anderen, unter der massiven Hungersnot leidet, findet im Wald ein südkoreanisches Hilfspaket, dessen Inhalt sie heimlich am Markt verkauft. Sie beschließt, sich um einen eigenen Marktstand zu bewerben, der nach anfänglichen Schwierigkeiten bald gut läuft. Als eine der Marktfrauen verhaftet wird, zeigt Moon ihre Furchtlosigkeit und erhebt ihre Stimme gegen die Regierung, was schreckliche Folgen für sie hat.

In Pjöngjang wird die Herkunft von Parteifunktionär Cho und dessen Bruder, beides Adoptivkinder, durchleuchtet. Denn die "Saat der Klassenfeinde muss bis in die dritte Generation ausgerottet" werden. Als herauskommt, wer die wirklichen Eltern sind, beginnt Cho an seiner Linientreue zu zweifeln und gerät selbst in die Aufmerksamkeit der Regierung. Bei einer Veranstaltung lernt er Jenna kennen, die ihm zu vertrauen beginnt.

 

"Stern des Nordens" ist ein Buch, das mich sehr erschüttert hat. Es wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. D.B. John, der selbst lange Zeit in Südkorea gelebt hat und sogar als Tourist Nordkorea bereisen durfte, hat in seinen Recherchen unglaubliche Dinge über dieses Land erfahren. In seinem Buch, das in weiten Zügen auf Tatsachen beruht, kommen diese ganzen grausamen Details zu Tage. Schonungslos berichtet der Autor von Folterungen, Polizeigewalt, Unterdrückung, dem Dahinvegetieren in Konzentrationlagern... Das ist oftmals nur schwer zu ertragen, aber all das muss gesagt werden, denn sonst wird es nie ein Ende finden. Was hier den Menschen angetan wird, ist grausam und einfach nur unvorstellbar. 

Der Autor verbindet geschickt die drei Handlungsstränge miteinander. Die relativ kurzen Kapitel erzeugen eine hohe Spannung, die sich im Laufe des Buches noch weiter steigert. Die detailreiche Sprache sorgt dafür, dass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Die typische Action darf natürlich auch nicht fehlen, das gehört wohl zu einem Thriller dazu. Hier hätte ich sie nicht unbedingt gebraucht, denn das "normale" und reale Geschehen in Nordkorea ist schon spannend genug. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn das Buch ist packend, erschütternd und vom Autor wirklich perfekt zu einem gelungenen Gesamtpaket geschnürt.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Informativ, witzig. Ein Muss für den Tierfreund

Stadtwild
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Tiere in der Großstadt, da vermutet man nicht viel, Hunde und Katzen natürlich! Doch wer genauer hinschaut, wird Augen machen, denn es gibt so viel mehr zu entdecken. Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck ...

Tiere in der Großstadt, da vermutet man nicht viel, Hunde und Katzen natürlich! Doch wer genauer hinschaut, wird Augen machen, denn es gibt so viel mehr zu entdecken. Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck hat das getan und präsentiert uns seine Sammlung von 99 gefundenen Lebewesen in seinem sehr empfehlenswerten Buch. Alphabetisch geordnet und wunderschön bebildert lernt man auf je einer Doppelseite so einige Tiere kennen. Viele bekannte sind dabei, wie die Amsel oder die Stockente, aber auch viele, denen man (hoffentlich) nicht so oft begegnet, wie z.B die Zebraspringspinne. In den einseitigen Texten zu jedem dieser Tierchen findet man neben dem deutschen Namen auch die lateinische Bezeichnung, die Häufigkeit des Vorkommens und den Lieblingsstandort. Der Text ist in einer sehr angenehmen Sprache verfasst und enthält, neben fundierten Informationen über Herkunft, Verbreitung, Fortpflanzung, Lebensraum, Nahrung, etc., auch oft noch eine passende kuriose Begebenheit, die uns die Welt der Tiere in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Mir hat es großen Spaß gemacht in dem Buch zu schmökern und, obwohl ich schon von Kindesbeinen an von meinem Opa gelernt habe, immer ganz genau hinzuschauen, konnte ich noch sehr viel Neues für mich entdecken. Wer Tiere mag und sich dafür interessiert, wird an diesem Buch eine große Freude haben. Man spürt die Leidenschaft des Autors und seine große Liebe zu allem, was dort draußen im Großstadtdschungel so kreucht und fleucht. Mich wird das Buch sicher noch oft auf meinen Wegen durch München begleiten, schließlich habe ich mir zum Ziel gesetzt, alle 99 Tiere wenigstens einmal zu sichten und auf der jeweiligen Seite in dem entsprechenden Kästen das Datum dazu zu notieren. Eine sehr nette Idee, die sicher vor allem bei Kindern großen Anklang finden wird, aber nicht nur dort. Ich kann mich abschließend den Worten auf dem Rückumschlag nur anschließen: 

Ein Muss für alle Tierfreunde.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Jenseits auf Rezept

Jenseits auf Rezept
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Schauplatz für diesen Krimi ist die idyllische Wachau. Den Tod zweier älterer Menschen nimmt man noch als gegeben hin. Nur Major Eigner kommt das ein wenig seltsam vor. Als jedoch kurz danach die Therapeutin ...

Schauplatz für diesen Krimi ist die idyllische Wachau. Den Tod zweier älterer Menschen nimmt man noch als gegeben hin. Nur Major Eigner kommt das ein wenig seltsam vor. Als jedoch kurz danach die Therapeutin Sonja König vermisst wird und man bald ihre Leiche aus der Donau fischt, wird Eigner endgültig hellhörig und beginnt nachzuforschen.

Auch der zweite Krimi von Lisa Lercher hat mich wieder vollkommen begeistert. "Jenseits auf Rezept" hat genau die richtige Mischung, die für mich ein rundum gelungener Regionalkrimi braucht. 

Da wären einmal: Eine große Portion Spannung. Dafür sorgen die detaillierten Beschreibungen, kurze, knappe Kapitel, ein häufiger Perspektivenwechsel und Fragen über Fragen, die immer nur Häppchenweise beantwortet werden und so den Leser ständig im Dunkeln tappen lassen. Die Autorin schafft dies auch ohne viel Blut zu vergießen und ohne brutale Gewaltszenen. Ihre Hilfsmittel sind subtiler, aber deswegen nicht minder schrecklich und furchterregend.

Dann natürlich und das ist für mich das Besondere an diesem Buch: Die exakte Beschreibung der gemütlichen, dörflichen Umgebung, samt ihrer teils schrulligen Einwohner. Alle mit ihren kleinen, manchmal leicht skurrilen Eigenschaften. Mit ihren Nöten und Ängsten. Menschen, wie Du und ich. Lisa Lercher zeichnet ihre Protagonisten immer sehr genau, realistisch und, das spürt man, mit sehr viel Liebe. Die typische Atmosphäre, die man in der Wachau oft findet, wird hier 1:1 wiedergespiegelt. Ich hatte stets das Gefühl mitten drin im Geschehen zu sein. Die Verwendung der vielen österreichischen Ausdrücke unterstützt diesen Eindruck nicht nur, sondern macht den Roman so richtig lebendig. (Für Fragen bezüglich der verwendeten Redewendungen ist im Anhang ein nützliches Glossar zu finden.) Und auch der Humor kommt nicht zu kurz und bringt zusätzliche Würze in dieses Buch. 

Lisa Lercher hat wieder einmal ein gelungenes Gesamtpaket geschaffen, das jeden, der die Wachau liebt, begeistern wird. Aber alle anderen sicher auch.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Der Mut zur Freiheit

Der Mut zur Freiheit
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Katja Maywalds zentrales Thema in ihren Büchern, ist fast immer der Mut. Mut, der uns Frauen so oft fehlt. Den wir an anderen Frauen zwar immer bewundern, sie aber dafür leider auch oft verachten. 

In ...

Katja Maywalds zentrales Thema in ihren Büchern, ist fast immer der Mut. Mut, der uns Frauen so oft fehlt. Den wir an anderen Frauen zwar immer bewundern, sie aber dafür leider auch oft verachten. 

In Ihrem neuen Buch "Der Mut zur Freiheit" zieht er sich wieder, direkt beim Titel angefangen, wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte. Von drei starken Frauen erzählt sie uns. Großmutter, Mutter und Tochter. Sie leben 1947 alle zusammen in Spanien, der Zeit der schweren Diktatur unter Franco. Dies war eine schwierige Zeit für jede Frau, vor allem dann, wenn sie wie in diesem Fall, alleinerziehend und ohne Mann war, aber trotzdem den Mut hatte sich etwas aufzubauen, Karriere zu machen, in der Öffentlichkeit zu stehen. Diesen Mut hatten alle drei. Und mussten dafür viele Opfer bringen. 

Schon nach den ersten Kapiteln war ich derart fasziniert und gefangen, dass ich mich kaum mehr vom Buch lösen konnte. Die detaillierte und emotionale Sprache lässt uns Leser mitfühlen und mitleiden. Dadurch wird eine sehr authentische Atmosphäre geschaffen, die den Eindruck verschafft, man wäre selbst mit dabei. Ich war schockiert von den Erzählungen Margaritas, was sie alles erleiden musste, um sich ihr Geschäft aufzubauen. So unvorstellbar grausam und doch so mutig. 

Katja Maybach hat wieder ausgezeichnet recherchiert und lässt auch die politischen Missstände nicht unerwähnt. Als Frau hatte man unter Franco wenig Rechte. Und diese wenigen auch noch einzufordern, forderte viel Mut. 

Das Buch ist spannend und fesselnd, berührend und fordernd, traurig und glücklichmachend zugleich. Es gibt Hoffnung und macht Mut. Die Geschichte der drei Frauen wird mir noch lange im Kopf herumschwirren, denn sie hat mich sehr betroffen gemacht. Vor allem auch deshalb, weil sie so erschreckend authentisch ist. Denn alle drei verhalten sich wie reale Menschen, sind nicht immer sympathisch, agieren manchmal unverständlich und zeigen ihre Schwächen. Auch dafür braucht man viel Mut.

Vielen Dank, Katja Maybach, für dieses ausgesprochen mutige Buch. Ich wünsche ihm, dass es viele Leser findet, nicht nur Leserinnen. 

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein Krimi, wie aus dem wahren Leben

Die Welt im Viertel
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Hamburg im Sommer 2017. Der G20-Gipfel findet statt. Das ganze Viertel wird abgeriegelt und die Polizeipräsenz ist immens und erschreckend. Da gibt es einiges zu tun für die Presse und natürlich ist auch ...

Hamburg im Sommer 2017. Der G20-Gipfel findet statt. Das ganze Viertel wird abgeriegelt und die Polizeipräsenz ist immens und erschreckend. Da gibt es einiges zu tun für die Presse und natürlich ist auch die Journalistin Nele mit vor Ort. Während einer Demonstration stirbt Sven, ein Freund von Neles Sohn. Als bald darauf eine junge Polizistin erschossen wird, kommt der Staatsschutz, in Form von Hauptkommissar Jensen, ein alter Bekannter von Nele, mit ins Spiel. Auch Nele stellt Nachforschungen an und kommt dem Polizistenmörder noch vor der Polizei auf die Spur. 

Wieder ist es Cord Buch gelungen mich mit seinem Krimi zu begeistern. Nach "Flucht im Viertel" geht es hier weiter, wieder mit einem sehr brisanten und aktuellem Thema: Dem G20-Gipfel, der im Sommer 2017 in Hamburg stattgefunden hat. 

Zu Beginn jedes Kapitels stehen kurze Geschichten, die über  Menschen berichten, die von den Auswirkungen des G20-Gipfels  direkt betroffen sind und am Ende immer als Verlierer dastehen. Auch wenn sie auf den ersten Blick mit dem Thema nichts zu tun haben, finde ich es sehr wichtig, dass gerade diese Menschen hier Gehör finden!

Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Kannte ich doch die Charaktere bereits aus Band eins. Auch wenn mir nicht alle Protagonisten sympathisch sind, habe ich mich doch über ein Wiedersehen gefreut und war schnell wieder mitten drin im Geschehen. Denn der Autor schreibt angenehm und seine Ausführungen lassen sich zügig und flott lesen, Die knappen Kapitel und der häufige Perspekivenwechsel bringen eine hohe Spannung in die Lektüre und ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch durchgelesen. Cord Buch führt uns auch immer gerne an der Nase herum. Man hat bald einige Verdächtige im Visier, meint manchmal ganz klar zu wissen, wer der Täter ist. Stellt aber dann doch fest, dass es nur wieder eine falsche Spur war. Die Auflösung war dann sehr überraschend, aber plausibel, genau wie ich es mir erwartet habe.

Obwohl ich den G20-Gipfel nur aus den Berichten in der Zeitung kenne, empfinde ich die Schilderungen des Autors als sehr wahrheitsgetreu dargestellt. Vor allem die Ausschreitungen und Plünderungen wirken so authentisch, dass mir einige Male die Luft wegblieb. Das Hintergrundwissen ist sehr gut recherchiert und gibt dem Leser jede Menge fundierte Information an die Hand. Das mag ich sehr an den Büchern von Cord Buch, denn so bekommt man nicht nur eine fiktive Story, sondern auch jede Menge Wissenswertes über das politische Tagesgeschehen. 

Ich kann das Buch nur weiter empfehlen! Das ist ein Krimi, der von den üblichen, auf eine sehr angenehme Art abweicht, wenn auch nicht durch sein Thema, denn das ist nicht nur realitisch, sondern auch erschreckend! Absolut lesenswert!