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Veröffentlicht am 27.02.2024

Eine Märchenreise zur Rettung der Bäume

Luzies Märchen
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Gestaltung:
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Wie im ersten Band der Reihe sieht man wunderschön das Titelbild leuchten, die Schrift leicht geschwungen und die Kinder auf dem Besen sind glänzend hervorgehoben.
Auch innen ...

Gestaltung:
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Wie im ersten Band der Reihe sieht man wunderschön das Titelbild leuchten, die Schrift leicht geschwungen und die Kinder auf dem Besen sind glänzend hervorgehoben.
Auch innen ist das wertige Hardcoverbuch schön gestaltet mit Schwarz-Weiß-Illustrationen, die alle paar Seiten eingestreut sind, um das Gelesene zu veranschaulichen. Von der Größe her liegt es gut in der Hand und kann daher überallhin zum Lesen oder Vorlesen mitgenommen werden.

Inhalt:
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Luzie hat eine besondere Gabe: Sie kann nicht nur wunderschöne Märchen schreiben, sondern das, was sie schreibt, kann auch wahr werden! Auf diese Weise haben sie und ihre drei Freunde Frieda, Amir und sein kleiner Bruder Elias schon im ersten Band eine (Zeit)Reise ins Reich von 1001 Nacht gemacht. Diesmal besucht Luzie mit ihrer Freundin Friedas Tante Pippa im Harz. Auf dem Dachboden finden sie ein Notizheft, das Lene, einer Vorfahrin von Pippa gehörte. Sie beschrieb darin, wie damals bereits den Waldbäumen die Abholzung aus Profitgründen drohte und wie sie dagegen kämpfen wollte. Diese Gefahr droht jetzt erneut und zur Rettung des Waldes schlägt Luzie eine Zeitreise ins Märchenland vor. Und welcher Zeitpunkt passt hierfür besser als die Walpurgisnacht? Kurzentschlossen schreibt Luzie ihre Freunde Amir mit Elias herbei und schon geht es auf einem Besen in die Harzer Vergangenheit, in der sie nicht nur Lene und ihrem Freund Paul begegnen, sondern auch vielen märchenhaften Wesen wie Zwergen, Bären, Hexen in Knusperhäuschen und noch vielen anderen mehr. Wird es den Kindern gelingen, den Wald und somit auch die Welt dieser zauberhaften Wesen zu retten?

Mein Eindruck:
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Ich hatte den ersten Band bereits mit meiner Tochter (10 Jahre) gelesen und war gespannt auf das zweite Abenteuer der Freunde. Vom Schreibstil ist die Autorin der Reihe treu geblieben: Kurze Kapitel mit einer überschaubaren Seitenanzahl und kurze Sätze, die perfekt geeignet sind für Grundschüler ab der zweiten Klasse.
Da ich den ersten Band kannte, waren mir die Personen bekannt, für Neueinsteiger wäre es besser gewesen, eine kurze Vorstellung der Protagonisten zu Beginn vorzunehmen. Der Aspekt Waldschutz und Klimawandel wird passend für das Alter in die Handlung eingewoben. In den ersten Kapiteln gibt es dazu ein paar wichtige Fakten in der Geschichte, im weiteren Verlauf steht aber zunächst das Abenteuer im Vordergrund. Die Autorin hatte dabei wieder einige amüsante Einfälle angefangen vom Besen, der ein bisschen an Kartoffelbrei von Bibi Blocksberg erinnert bis zum Einweben der Märchenfiguren, die überwiegend aus den Grimmschen Märchen stammen. Dabei wird häufig mit den Klischees der Figuren gespielt, was mich oft schmunzeln ließ. Und ein bisschen Spannung darf auch nicht fehlen. Insgesamt las sich dieser Band besser als Teil 1, man musste weniger um die Ecke denken. Diesbezüglich hatten wir in Band 1 kleinere Logik-/Verständnisschwierigkeiten, die hier jedoch ausblieben. Das Konzept ging am Ende stimmig und harmonisch auf. Dennoch empfanden meine Tochter und ich die Handlung an manchen Stellen etwas zu seicht, es hätte gerne mehr in die Tiefe gehen dürfen und vor allem der Kampf am Ende machte etwas den Eindruck, als wolle man ein schnelles Ende herbeizwingen. Es ging dann alles sehr schnell und einfach. Aber ohne zu viel zu verraten, steht natürlich ein Happy End an, das für Kindern ein wichtiges Signal ist, dass es sich lohnt, für die Umwelt zu engagieren.

Fazit:
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Ein fantastisches Märchenabenteuer im Harz mit Humor und dem Thema Umweltschutz spielerisch eingeflochten.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.12.2023

Spannende Fortsetzung mit kleinen Längen

Tief im Schatten
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Cover:
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Auch im zweiten Band passt das Titelbild gut zur Reihe. Der verschneite Wald mit dem Boot am Ufer eines Sees verbreitet kalte, düstere Stimmung und sieht geheimnisvoll aus. Das Buch ...

Cover:
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Auch im zweiten Band passt das Titelbild gut zur Reihe. Der verschneite Wald mit dem Boot am Ufer eines Sees verbreitet kalte, düstere Stimmung und sieht geheimnisvoll aus. Das Buch ist als Hardcover mit Schutzumschlag sehr wertig und das rote Lesebändchen rundet den positiven Gesamteindruck ab.

Inhalt:
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Durch Zufall wird die übel zugerichtete Leiche eines Mannes im Schnee gefunden. Seine Arme sind auf den Rücken gebunden und sein Gesicht ist entstellt. Alles deutet auf eine Tat aus Hass hin. Doch das Opfer stellt sich als ein bekannter ehemaliger Skifahrer heraus. Er war nach Aussagen seines Umfeldes immer positiv und überall beliebt. Wer aber hat ihm dies nur angetan? Bei ihren Recherchen tappen Hanna und ihr Kollege Daniel sehr lange im Dunkeln, bis sich ihnen die grausigen Zusammenhänge offenbaren.

Mein Eindruck:
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Die Handlung spielt gut 2 Monate nach Abschluss des letzten Falls von Hanna Anfang 2020, sodass das Corona-Thema nebenbei auch eine Rolle spielt.

Ich bin ein großer Fan von Viveca Sten und habe den ersten Band von Hanna Ahlander mit Genuss verschlungen. Auch hier bleibt sie ihrem Schema treu und erzählt die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven und zwei Zeitebenen. Durch die Kürze der einzelnen Kapitel und häufige Cliffhangern ist es fast unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Der Fall schien mir relativ schnell klar, doch dann gab es doch noch einige überraschende Wendungen und gegen Ende eine unerwartete Auflösung.
Wie immer verwebt die Autorin kritische Gesellschaftsthemen in ihre Geschichte ein. Besonders die Themen häusliche Gewalt und die Probleme von partnerschaftlichen Beziehungen von Polizeibediensteten liegen ihr scheinbar sehr am Herzen. In diesem Fall wird vor allem die problembehaftete Beziehung von Daniel zu seiner Lebensgefährtin Ida sehr ausgewalzt. Dadurch hat der Krimi einige unnötige Längen und stellenweise nervten die Wiederholungen auch. Des Weiteren werden auch Themen wie Homosexualität und konservative Glaubensgemeinschaften thematisiert.
Ich freue mich auf einen weiteren Teil, hoffe aber, dass die persönlichen Probleme der Ermittler zugunsten des Falles dann etwas in den Hintergrund rücken.

Fazit:
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Wieder ein spannender und schlüssiger Fall, der stellenweise jedoch durch persönliche Probleme der Ermittler in die Länge gezogen wird

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Eine starke Frau in harten Zeiten

Vom Himmel die Sterne
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Inhalt:
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"Nach Mamas Tod, als kleines Mädchen, versuchte ich mit aller Kraft, den Duke als meinen größten Helden zu sehen, einen, der mir die Sterne vom Himmel holen kann. Es gab also vieles, ...

Inhalt:
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"Nach Mamas Tod, als kleines Mädchen, versuchte ich mit aller Kraft, den Duke als meinen größten Helden zu sehen, einen, der mir die Sterne vom Himmel holen kann. Es gab also vieles, was ich nicht sehen wollte. Eigentlich schon mein ganzes verdammtes Leben lang." (S. 399)

Sallie Kincaid ist ca. 3 Jahre alt, als ihre Mutter unter mysteriösen Umständen stirbt. Ihr Vater, von allen nur "der Duke" genannt, ist ein mächtiger Mann im Claiborne County in Virginia zu Zeiten der amerikanischen Prohibition. Sie wächst bei ihm und ihrer Stiefmutter Jane auf mit ihrem neuen Halbbruder Eddie. Ihren Vater vergöttert sie. Doch dann passiert ein Unfall und sie wird zu ihrer Tante Faye auf Land gebracht. Erst mit 17 darf sie nach Hause zurück und freut sich. Doch dann stirbt ihr Vater und plötzlich muss sie sich nicht nur vielen neuen Herausforderungen stellen, sondern auch den vielen Familiengeheimnissen, die nach und nach zutage treten. Doch Sallie findet ihren eigenen Weg, sich in der harten, von Männern dominierten Welt zu behaupten.

Mein Eindruck:
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»Weißt du noch«, sagt sie, »wie du in Hatfield jedes Jahr gegen Ende des Winters mit der ersten Blutwurz des Jahres in der Hand nach Hause gerannt kamst? Diese Bergblumen sehen zart aus, aber sie sind zäh, und die kleine Blutwurz hat sich von nichts und niemandem aufhalten lassen, hat sich durch den gefrorenen Boden ans Licht gekämpft, um uns zu zeigen, dass der Frühling trotz der bitteren Kälte nah war. Du musst wie diese kleine Blutwurz sein, Sallie. Du musst dich durch Kälte und Dunkelheit nach oben kämpfen. Und wenn du es schon nicht für dich selbst tun willst, dann tu’s für diejenigen, die dich brauchen. Also iss.« (S. 204, Tante Faye zu Sallie)

Ich war angesichts der Beschreibung unsicher, ob das ein Buch nach meinem Geschmack wäre. Doch kaum hatte ich die ersten Kapitel gelesen, übte die Handlung eine Sogwirkung auf mich aus. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Sallie geschrieben. Man merkt ihr die Ehrfurcht an, mit der sie ihren Vater vergöttert und ihm nachzueifern versucht. Entsprechend enttäuscht ist sie, als er sie wegschickt, nachdem ihr Bruder einen Unfall hatte. Der Leser erlebt dabei die Zeit der Prohibition nach dem Ersten Weltkrieg direkt aus Sallies Perspektive mit. Man taucht ein in die Atmosphäre und lernt viel über die Lebensweise der Menschen zu dieser Zeit. Hier herrschten oft raue Sitten, Menschen brannten und schmuggelten illegal Alkohol, vor allem Whiskey, um über die Runden zu kommen. Es gab Bandenkriege unter den Whiskeybrennern und Frauen hatten in dieser Welt nicht viel zu sagen. Sallie aber schafft es, sich durchzusetzen, indem sie quasi "ihren Mann steht". Sie kann gut Auto fahren und schießen und läuft auch öfter in Männerkleidung durch die Gegend, sodass sie von allen Seiten Respekt erfährt. Aber, wie sie selber sagt: "Ich bin nicht furchtlos. Ich fürchte mich bloß vor anderen Dingen als die meisten Menschen." (S. 382)

Hier ist der Punkt, in dem ich manchmal schwer Zugang zu ihr fand. Auf der einen Seite ist sie vom Tod naher Angehöriger erschüttert, aber greifbar und spürbar werden ihre Gefühle nicht beschrieben. Sie fürchtet sich vor Beziehungen, vor allem vor Männern, weil sie zu viele schlechte Erfahrungen in ihrem Umfeld mitbekommen hat. Sie will nie heiraten und doch gibt es den ein oder anderen Verehrer, dem sie etwas näher kommt. Aber das alles wird aus einer gewissen innerlichen Distanz heraus beschrieben. Ihr Handeln scheint stets vernünftig und nüchtern, auch wenn die Umstände oft dramatisch und tragisch sind, so konnte ich nie wirklich fühlen, was wohl in ihr vorging.
Das ist der einzige Kritikpunkt. Ansonsten passieren so viele Dinge in diesem Roman, dass ich das Buch bis zum Ende kaum aus der Hand legen konnte. Es kommen immer mehr tiefe Abgründe aus der Vergangenheit des Duke hervor und ich habe Sallie bewundert, wie sie nie aufgibt, für alles eine Lösung findet und am Ende ihren Weg geht.
Aufschlussreich war auch das Nachwort der Autorin, die darin erklärt, welche realen Figuren und Ereignisse für den Roman Pate gestanden haben. Ich habe dabei sehr viel über die Prohibition gelernt, über die ich bis dato noch nicht viel wusste.

Fazit:
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Sallie Kincaid ist eine Feministin zu Zeiten der Prohibition - spannend und aufschlussreich geschrieben!

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Veröffentlicht am 24.10.2023

(Über-)Leben in den Hamptons

Die Einladung
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Cover:
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Das Titelbild wirkt nüchtern mit der ausgestreckten Hand vor grünem Hintergrund. Leider kein Eyecatcher.

Inhalt:
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Alex ist eine getriebene junge Frau. Sie wohnt ...

Cover:
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Das Titelbild wirkt nüchtern mit der ausgestreckten Hand vor grünem Hintergrund. Leider kein Eyecatcher.

Inhalt:
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Alex ist eine getriebene junge Frau. Sie wohnt in der Stadt in einer WG. Ihr Leben scheint von allen möglichen Drogenarten durchzogen, die allergrößte Droge sind jedoch Affären mit Männern, die ihr als Unterhalt dienen und die nie eine dauerhafte Beziehung versprechen. Sie verschwinden genauso schnell, wie sie in ihr Leben traten. Das ändert sich, als Alex Simon kennenlernt. Er ist attraktiv und erfolgreich und lädt sie ein, zu ihm in die Hamptons zu kommen, ein Wohlhabendenviertel außerhalb der Stadt. Er möchte sie als Gast bei einer großen Party, die eine Woche später stattfinden soll. Für Alex scheint es der Sprung raus aus ihrem bisherigen in ein besseres Leben zu sein. Doch dann gibt es Streit, Alex wird rausgeworfen und ein Mann aus ihrer Vergangenheit ist plötzlich hinter ihr her. Doch Alex klammert sich an die Einladung von Simon. Ihr Ziel: Durchhalten bis zum besagten Tag der Party, in der sie Simon sicher wieder in seine Arme nehmen wird.

Mein Eindruck:
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"Sie hatte schon früh gelernt, dass es notwendig war, eine gewisse Distanz zu wahren. Ein paar Unwahrheiten aufrechtzuerhalten. Es war einfach und wurde immer einfacher. Und war es nicht besser, den Leuten zu geben, was sie wollten? Ein Zwiegespräch als reibungslose Transaktion geführt - ein seidenweiches Hin und Her ohne Einbruch der Realität. Fast alle bevorzugten die Geschichte. Alex hatte gelernt, sie zu liefern, hatte gelernt, wie man die Leute in den Bann zog mit einer Vision ihrer selbst, erkennbar, aber zehn Stufen höher gedreht, verstärkt zu etwas Besserem. Hatte gelernt, auf ihre eigenen Begierden anzuspielen, als wären es gemeinsame Begierden. Irgendwo, tief in ihren Hirnen, feuerten die Synapsen und tuckerten in die Richtung, die sie vorgab. Die Leute waren erleichtert, dankbar, sich einzuklinken in etwas Größeres, Leichteres.
Und es tat gut, jemand anders zu sein. Zu glauben, und sei es nur einen halben Moment lang, die Geschichte sei anders. Alex hatte sich ausgemalt, was für eine Person Simon gefallen würde, und das war die Person, die Alex ihm vorgab zu sein. Alex' ganze abgeschmackte Vergangenheit wurde herausgelöst, bis es sogar ihr selbst allmählich so vorkam, als wäre nichts davon je passiert."(S. 26)

Dieser Roman hat von Anfang an einen großen Sog auf mich ausgeübt. Dabei ist der Schreibstil beschreibend und nüchtern. Alex selber ist mir unsympathisch, schon aufgrund ihres Lebensstils. Und dennoch fieberte ich von Kapitel zu Kapitel mit ihr. Zum einen liegt das an ihrem Durchhaltevermögen. Sie klammert sich mit aller Kraft an die Vorstellung, dass sie mit Simon wieder vereint wird und ein besseres Leben führen wird. Zum anderen ist es immer wieder überraschend und auch amüsant, wie sie von einer Situation in die nächste rutscht, Menschen der höheren Gesellschaftsschicht kennenlernt und mit den unausgesprochenen Gepflogenheiten und Erwartungen der anderen spielt. So schafft sie es immer wieder, ihren Aufenthalt in den Hamptons zu verlängern. Ich fieberte die ganze Zeit mit, was als nächstes kommt und vor allem erwartete ich das Finale mit großer Spannung.

"Mh", machte Alex, ein hinreichend wertneutraler Lückenfüller, und dies schien völlig akzeptabel. Unglaublich, wie wenig man tatsächlich geben musste. Die Leute wollten einfach nur sich selbst reden hören, und die Reaktion des Gegenübers war ein Komma zur Gliederung ihres Monologs. (S. 52f)

Besonders gefiel mir an diesem Roman der scharfe und oft ironische Blick der Autorin auf unsere Gesellschaft bzw. vielmehr auf die "High Society" Amerikas. Da werden so viele Klischees aufgedeckt und damit gespielt, dass ich oft schmunzeln musste. Leider war genau zum erwarteten Ende plötzlich die Luft raus und das Ende des Romans ließ mich enttäuscht zurück. So als hätte man die Luft plötzlich aus einem Ballon entweichen lassen. Sehr schade, dafür gibt es einen Punkt Abzug.

Fazit:
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Gesellschaftskritischer Roman über die High Society Amerikas mit hoher Sogwirkung, aber enttäuschendem Ende

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Veröffentlicht am 13.10.2023

Familienbande

Elternhaus
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Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt altmodisch mit dem Kaffeegedeckt und der Tischdecke mit Blümchenmuster. Alles gehalten in Farbtönen, die an die 70er-Jahre erinnern. Wirkt auf den ersten ...

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt altmodisch mit dem Kaffeegedeckt und der Tischdecke mit Blümchenmuster. Alles gehalten in Farbtönen, die an die 70er-Jahre erinnern. Wirkt auf den ersten Blick nicht sehr attraktiv, erfasst aber genau die Stimmung, die man mit einem Besuch im Elternhaus verbindet, finde ich. Als Hardcover mit Lesebändchen ist das Buch sehr wertig gestaltet.

Inhalt:
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Die Eltern der drei Schwestern Sanne, Petra und Gitti sind nicht mehr so rüstig wie früher. Sanne als Älteste hat das Elternhaus überschrieben bekommen. Sie ist nun Besitzerin des Hauses und auch diejenige, die sich am meisten um die Eltern kümmert. So beschließt sie, dass es besser ist, die Eltern in eine barrierefreie Wohnung umziehen zu lassen und das Elternhaus zu verkaufen. Die anderen Schwestern sind dagegen und mit dem Umzug der Eltern zeigt sich für alle, wie kompliziert familiäre Beziehungen sein können und doch ist das Elternhaus der zentrale Punkt für alle.

Mein Eindruck:
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"Wie lange in seinem Leben brauchte man ein Elternhaus? War es nicht beinahe natürlich, dass es gebrechlich wurde. Wie die Eltern. Dass es irgendwann verschwand. So wie die Eltern irgendwann nicht mehr da sein würden." (S. 298, Sanne)

Der Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive von Sanne als Älteste der Drei und von Petra, der mittleren Schwester erzählt. Die jüngere Schwester Gitti spielt nur am Rande eine Rolle. Vorwiegend wird dabei die Beziehung der beiden älteren Schwestern in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Die eine nimmt als Älteste die Rolle der vernünftigen, sich um die Eltern kümmernden ein. Sie heiratet, bekommt Kinder, baut ein Haus in der Nähe der Eltern. Petra dagegen studiert, will sich nicht binden, zieht immer wieder um und hält eher Abstand von der Familie. Gitti als Jüngste läuft eher so mit, heiratet, lässt sich scheiden, bekommt ein Kind und hat mehrere Beziehungen.
In diesem Roman kommt sehr stark zum Vorschein, wie sehr das Elternhaus einen Menschen prägen kann. Elterliche Erwartungen spielen eine Rolle, aber auch die Erwartungen und unterstellten Erwartungen der Geschwister untereinander. Mich betrifft das Thema aktuell sehr, da ich mich in einer ähnlichen Situation befinde. Zwar konnte ich mich mit keiner Schwester komplett wiederfinden, aber hatte Verständnis für beide, da ein Teil Sanne und ein Teil Petra in mir steckt.
Es ist interessant zu sehen, wie sich durch die Auflösung des Elternhauses auch ein Teil des bisherigen Lebens beider Schwestern auflöst bzw. verändert. Zwar empfand ich die Veränderung von Sanne teilweise als sehr drastisch und nicht ganz glaubwürdig, aber am Ende führt sie doch dazu, dass sich beide Schwestern einander annähern. Das Ende jedoch empfand ich als abrupt und unbefriedigend.

Fazit:
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Berührender Roman über die Beziehung von Schwestern und die prägende Rolle des Elternhauses

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