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Veröffentlicht am 31.07.2017

Achterbahnfahrt für die Gefühle

Wie das Feuer zwischen uns
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Für mich war dies das erste Buch von Brittainy C. Cherry, doch natürlich habe ich bereits viel von dieser Autorin gehört, entsprechend neugierig war ich auf die Geschichte. Ich gebe zu, ich wurde während ...

Für mich war dies das erste Buch von Brittainy C. Cherry, doch natürlich habe ich bereits viel von dieser Autorin gehört, entsprechend neugierig war ich auf die Geschichte. Ich gebe zu, ich wurde während der Lektüre mehrfach überrascht, mal positiv, mal negativ.

Die Geschichte von Alyssa, die den Spitznamen High trägt, und Logan, der in Anlehnung an „Low“ den Spitznamen Lo trägt, ist in der Ich-Perspektive abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten geschrieben. Ich bin generell kein großer Freund dieses Stils und auch hier habe ich lange gebraucht, um ihn akzeptieren zu können. Darüberhinaus weist das Buch eine unverhältnismäßig große Dichte an Dialogen auf, über weite Strecken lesen wir Gespräche. Interessanterweise ist das etwas, was ich normalerweise als Anfängerfehler bezeichnen und kritisieren würde, nicht jedoch bei diesem Buch. Hier habe ich tatsächlich innerhalb kürzester Zeit festgestellt, dass die Dialoge gerade die Stärke der Autorin sind. Es sind Gespräche, wie sie echte Menschen miteinander führen würden, und die Emotionen der Charaktere werden sehr, sehr subtil zum Ausdruck gebracht. Die Feinfühligkeit der Äußerungen, bei denen man als Leser mehr spürt als wirklich liest, was dahinter steckt, ist beachtlich. Die ersten fünfzig Seiten war ich entsprechend gefesselt von dem Buch.

Leider kippte es bald. Denn so subtil die Dialoge auch sind, so aufdringlich ist der Rest geschrieben. Alyssas Gefühle, Logans Gefühle, alles binden uns die beiden direkt auf die Nase, sie fühlen unendlich viel, denken ständig und winken dabei so stark mit dem Zaunpfahl, dass wir über ihr Schicksal weinen sollen, dass bei mir das Gegenteil eingetreten ist. Ich persönlich vermute, dass eine andere Erzählperspektive die extreme Emotionalität des Buches verhindert hätte – im positiven Sinne. Weniger ist manchmal mehr. Interessanterweise ist die Autorin bei den Dialogen genau dazu in der Lage, doch in den erzählenden Teilen ist die Emotionalität mir persönlich zu extrem.

Die Geschichte selbst trägt ihr übriges dazu bei. Logan kämpft als Mitglied der bildungsferneren, ärmeren Schicht mit Drogen, Alyssa hingegen ist im Grunde genommen ein wohlbehütetes Mädchen. Beide haben Probleme mit ihren Eltern, wenn auch gänzlich unterschiedlicher Art. Dann kommen Schicksalsschläge hinzu, immer mehr, immer stärker gehäuft, und Charaktere, die angeblich offen und ehrlich zueinander sind, geben sich keine Zeit mehr, irgendetwas zu erklären, so dass die klischeehaften Missverständnisse entstehen, welche zur Katastrophe führen. Das Leben von Alyssa und Logan ist so stark durch Tragik gekennzeichnet, dass ich es nicht mehr ernst nehmen kann. Gewiss, ich stelle nicht in Abrede, dass das Leben für manche Menschen genau so verläuft, dennoch kam es hier für mich leider nicht authentisch, sondern extrem konstruiert und gewollt daher. Zudem werden Nebenstränge in der Erzählung aufgemacht, die ebenfalls tragisch und berührend sein sollen, so dass die Achterbahnfahrt nur noch höhere Geschwindigkeiten erreicht.

Dass dann am Ende für mehr oder minder alle betroffenen Personen ein Happy End in Aussicht gestellt wird, hat mich den Kopf schütteln lassen. Genau dadurch hat nämlich die Tragik von zuvor einen noch größeren Glaubwürdigkeitsverlust erlitten. Dabei sage ich nicht einmal, dass alle am Ende ein tolles Leben haben, darüber lässt sich schließlich auch streiten. Aber ein bisschen weniger pinke Watte und Gänseblümchen hätten der Geschichte auch nicht geschadet.


FAZIT:

„Wie das Feuer zwischen uns“ von Brittainy C. Cherry wird oft als emotionale Achterbahnfahrt bezeichnet. Ich stimme dieser Einschätzung zu, allerdings nicht ausschließlich positiv. Die Art, wie Tränen seitens der Autorin forciert werden, und die Schicksalsschläge aller auftretenden Personen sich häufen, hat mich beinahe mit einem Schleudertrauma zurückgelassen. Dadurch habe ich immer wieder den Kontakt zum Buch verloren. Die sensiblen, subtilen Dialoge sind eine herausragende Ausnahme zu dieser Kritik. Auch, wenn mir der Erzählstil nicht unbedingt gefallen hat, ließ sich das Buch doch flüssig und schnell lesen, es ist eine interessante Lektüre, die für jeden, der gerne extremes Drama liest, gut geeignet ist. Für diesen Leserkreis spreche ich eine Kaufempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
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  • Figuren
  • Humor
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 09.07.2017

Ein interessantes, aber nicht emotional fesselndes Buch

Machtmenschen
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"Machtmenschen" ist ein Buch, das ein klares Anliegen hat. Die dystopische Welt, in der wir leben würden, wenn der Nationalsozialismus nicht untergegangen wäre, ist grausam, unmenschlich und selbst für ...

"Machtmenschen" ist ein Buch, das ein klares Anliegen hat. Die dystopische Welt, in der wir leben würden, wenn der Nationalsozialismus nicht untergegangen wäre, ist grausam, unmenschlich und selbst für die Angehörigen der "Herrenmenschen" nicht schön. Spuren von Macht und Machtmissbrauch sehen wir auch in unserer realen Gegenwart, wenn wir nur hinschauen. All das steckt in diesem Buch. Die Botschaft ist klar, eindringlich formuliert und mit einem deutlich erhobenen moralischen Zeigefinger präsentiert. Genau darin liegt leider das Problem, das ich mit diesem Buch habe.

Von der ersten Zeile an ist offensichtlich, dass Torunn Siegler die deutsche Sprache beherrscht wie kaum noch jemand heutzutage. Sie weiß, welche Emotionen Worte auslösen können, und schafft es, ihre geschriebenen Erzählungen durch geschickt gewählte Adjektive in Bilder umzuwandeln, die ganz bestimmte Assoziationen auslösen. Fünf verschiedene, aber vernetzte Einzelschicksale werden uns präsentiert, fünf verschiedene Perspektiven auf die Diktatur bekommen wir analysiert in einer Sprache, die eindringlicher kaum sein könnte.

Mit Heidrun haben wir eine Mutter, die zwar in ihrer emotionalen Flatterhaftigkeit nicht recht in das arisch-disziplinierte System zu passen scheint, jedoch trotzdem lange braucht, um ihre Augen für die grausame Realität zu öffnen. Bernhard, ihr Sohn, hat sich beinahe von Anfang an als Opfer des Systems gefühlt, hat sich selbst verloren, doch erst, als er sich wiederfindet, begreift er die Realität, die ihn umgibt, vollständig. Waltraud ist ein gutes arisches Mädchen, das aufgrund ihrer Blutslinie zwar zu den Herrenmenschen gehört, aber nicht zum deutschen Adel. Sie ist stolz auf sich, ihren Körper und ihr Können, doch auch ihre naive Sicht auf die Welt wird zerstört, als man ihr die Chance zum Aufstieg bietet. Der Zwangsarbeiter Bogdan wiederum lebt in einer ganz anderen Welt, für ihn ist die Grausamkeit der Diktatur Alltag, doch auch er hat damit zu kämpfen, seinen Glauben und die Realität in Einklang zu bringen. Und zu guter Letzt lernen wir Hedwig, Tochter von Goebbels und von Hitler selbst zur Führerin bestimmt, kennen, die schon 80 Jahre alt ist, aber noch immer entschlossen und zielstrebig auftritt. Von allen kennt sie das System am besten, so dass es kein Wunder ist, dass sie auch die Schwachstellen und Probleme am besten erkennt. Alle fünf Schicksale sind ausführlich erzählt, doch nur jenes von Bernhard konnte mich tatsächlich emotional rühren.

Wie der Titel schon sagt, geht es in diesem Buch um Macht. In meinem Studium der Politikwissenschaft bin ich unzähligen Theoretikern begegnet, die mit dem Begriff der Macht gearbeitet haben. Es gab zu allen Zeiten jene, die Macht verabscheut haben, und jene, die Macht für unabdingbar gehalten haben. Es gibt jene, die überall, selbst in den reinsten zwischenmenschlichen Beziehungen, Machtstrukturen und Machtgefälle entdecken. Macht ist dann am stärksten, wenn sie ohne Gewalt auskommt, was auch dieses Buch gut darzulegen weiß. Gerade in der Einrichtung der Ferienanlage sehen wir eine Machtdemonstration, die darauf ausgelegt ist, die arischen Menschen so glücklich über ihr eigenes Leben zu machen, dass sie vergessen, dass sie aktiv die Augen vor der Realität verschließen müssen, um glücklich sein zu können. Das ist orwell'sches "Doppeldenk" im besten Sinne. Wer nie zuvor intensiv über Macht nachgedacht hat, findet hier viel Neues.

Insgesamt 172 Anmerkungen ziehen sich durch den Text, zumeist Erklärungen zu Namen oder Abkürzungen, die belegen, wie gut recherchiert dieser Roman ist. Die Autorin selbst hat immer wieder erklärt, dass wenig von dem, was sie geschrieben hat, tatsächlich ausgedacht ist. Was sie hier erzählt, ist wirklich nur eine konsequente Weiterentwicklung diverser Pläne der Nationalsozialisten. Selbst die religiöse Unterfütterung der Politik mit nordischer Mythologie ist nicht weit hergeholt. Das liest sich sehr interessant, man fühlt sich oft genug an den eigenen Geschichtsunterricht erinnert, doch für mich persönlich ging es darüber nie hinaus.

So großartig komponiert die einzelnen Sätze auch sind, ich spürte von Beginn an die Ablehnung der Autorin für das System, das sie schildert. Das gesamte Buch ist durchzogen von sehr deutlichen Hinweisen, dass man das, was man liest, ablehnen soll. Als Leser muss ich nie eigene Denkleistung aufbringen, um zu diesem Schluss zu kommen, selbst das Innenleben der Figuren wird so intensiv geschildert, dass man jeden versteht. Dialoge, die hintersinnig und codiert daherkommen, weil die politischen Menschen einander misstrauen, werden dem Leser im gleichen Atemzug entschlüsselt, so dass sich nie ein triumphierendes "Ich habe verstanden, was sie eigentlich sagen" aufkommen kann.

Ein Buch wie dieses will ja eine Botschaft vermitteln. Es geht darum, die Gefahr einer Dystopie in leuchtenden Farben - oder eben auch in dem einheitlichen braun-grau-schwarz dieser Ideologie - zu zeichnen, um zu warnen. Eine solche Botschaft hat besonders das Schlagkraft, wenn der Leser sie aus sich selbst heraus erkennt. Schon in der Schule merkt das Kind, dass es sich jene Dinge problemlos merken kann, die es begreift, ohne ein Schulbuch auswendig lernen zu müssen. Und ebenso ist es im späteren Leben: Was als Erkenntnis zu uns kommt und ins uns gereift ist, vergessen wir niemals und das berührt uns, erhält genau dadurch genug Kraft, um uns langfristig im Handeln und Denken zu verändern. Das ist der Vorteil der Literatur gegenüber dem Sachbuch: Die Literatur hilft uns, unser Denken und unseren Horizont zu erweitern, indem wir durch geschickt gesponnene Geschichten selbst zu Erkenntnissen kommen, während das Sachbuch uns Dinge offen darlegt und erklärt. Ich hätte mir von diesem Roman gewünscht, dass er ein wenig mutiger gewesen wäre, seinen Lesern mehr eigenes Denken und Verstehen zugetraut hätte.



FAZIT:

Der dystopische Roman "Machtmenschen - Von Führern und Verführten" von Torunn Siegler ist eine spannende, im Sinne von interessante Geschichte darüber, was geschehen würde, wenn der Nationalsozialismus bis heute überlebt hätte. Die fünf Einzelschicksale sind ausführlich, aber bis auf eine Ausnahme in meinen Augen nicht emotional fesselnd geschrieben. Die Schattenseiten des modernen NS-Regimes werden nicht subtil, sondern mit erhobenem moralischen Zeigefinger erzählt.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Prickelnde Erotik, dünne Story

Filthy Beautiful Lust - Von ganzem Herzen
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Wenn man ein Buch wie „Filthy Beautiful Lust“ liest, muss man sich bewusst sein, was man da in den Händen hält. Es geht hier nicht um eine tiefgreifende Geschichte, sondern um prickelnde Erotik und die ...

Wenn man ein Buch wie „Filthy Beautiful Lust“ liest, muss man sich bewusst sein, was man da in den Händen hält. Es geht hier nicht um eine tiefgreifende Geschichte, sondern um prickelnde Erotik und die Erfüllung von Fantasien. Mit genau diesen Erwartungen bin ich an dieses Buch heran gegangen, aber gänzlich zufrieden bin ich dennoch nicht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Pace und Kylie erzählt, jeweils aus der Ich-Perspektive. Die Autorin hält sich dabei streng an die Spielregeln und lässt uns die Welt deutlich aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen. Wie Kylie sich selbst sieht, stimmt nicht mit dem überein, wie Pace sie sieht. Das ist gut gemacht und entspricht wohl der Wirklichkeit für viele von uns. Sie ist eben eine relativ frische Mama, deren Körper entsprechende Veränderungen durchlebt hat. Wenn einen der Vater des Kindes zu Beginn der Schwangerschaft verlässt, können die zusätzlichen Pfunde und die Änderungen in der Figur schon das Selbstbewusstsein ankratzen. Auch, wenn ich selbst keine Kinder habe, kann ich diesen Aspekt von Kylies Gefühlswelt nachvollziehen.

Generell empfinde ich Kylie als authentisch und warm. Sie liebt ihren einjährigen Sohn, würde alles für ihn opfern und zeigt ganz klar, dass er die Priorität ist – in allem. Leider führt das auch dazu, dass sie sich damit abfinden will, für immer Single zu bleiben, weil sie sich nicht traut, einen neuen Mann an sich heranzulassen, oder schlimmer noch, ihren Sohn damit zu verwirren, eventuell kurzzeitig einen Vater zu haben und dann wieder nicht mehr oder einen neuen. Man hat es wirklich nicht leicht als Single-Mom – oder als Single-Dad.

Pace hingegen – ja, er soll natürlich dem Klischee des reichen, party-verwöhnten Playboys entsprechend, aber Halleluja. Auf der einen Seite betrachtet er Frauen wirklich ausschließlich als Objekte, auf der anderen Seite verfällt er Kylie beim ersten Anblick – bzw. beim ersten Mal, das er sie in schönen Kleidern sieht. Sie ist anders, sie ist echt, also will er sie. Dieser Gedankengang geht ihm in der ersten Hälfte des Buches unzählige Male in verschiedenen Formen durch den Kopf, so oft in der Tat, dass ich einfach nur mit den Augen rollen konnte. Da wurde uns Leserinnen aber mit dem Holzhammer gezeigt, dass er sie will und sich sogar ändern würde, um sie zu bekommen.

Natürlich ist mir bewusst, dass bei Geschichten wie dieser die Handlung nur den Hintergrund bilden soll. Trotzdem habe ich den Anspruch, dass die Handlung zumindest ein kleines Bisschen vorhanden und logisch ist. Das einzige, was mich auf den ersten Seiten davon abgehalten hat, das Buch wegzulegen, war, dass ich mir gesagt habe: Warte auf die Sexszenen, nur um die geht es hier doch.

Ich bin froh, dass ich durchgehalten habe, denn eines muss man Kendall Ryan lassen: Sie kann hocherotischen Sex schreiben und Nina Bellem gelingt es außerordentlich, das ins Deutsche zu übertragen. In dieser Geschichte gelingt es, dass der Sex gleichzeitig realitätsnah ist und trotzdem wie einer guten Fantasie entsprungen wird. Das ist selten.

Leider ist die Geschichte abgesehen davon zu glatt. Alles läuft zu perfekt, selbst das winzige Hindernis ist schneller aus dem Weg geräumt, als es erwähnt wird, und so ziemlich alle Szenen aus der Sicht von Pace sind zu tief in der Klischeekiste hervor gegraben worden, als dass ich sie wirklich ernst nehmen könnte. Das ist schade, mit ein bisschen mehr Mühe hätte auch der Hintergrund dieser erotischen Geschichte gut sein können.

FAZIT:

„Filthy Beautiful Lust – Von ganzem Herzen“ von Kendall Ryan bietet prickelnde Erotik auf höchstem Niveau, aber nicht mehr. Die männliche Hauptfigur bleibt ein flaches Klischee, während die Frau lebensnah und warm erscheint. Die Hintergrundhandlung ist sogar für eine Geschichte wie diese zu dünn, als dass man sie hätte genießen können. Wer jedoch nach hervorragend geschriebenen Sexszenen sucht, ist hier definitiv richtig.

Veröffentlicht am 20.06.2017

Die Kreativität kommt nicht voll zur Entfaltung

Fynn Phönix (Band 1)
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Mit "Fynn Phönix" präsentiert Tim Gebert der Welt ein neues Fantasy-Epos, das sich in Sachen Kreativität nicht hinter anderen, berühmten Vorgängern wie "Harry Potter" oder "The Magician's Guild" verstecken ...

Mit "Fynn Phönix" präsentiert Tim Gebert der Welt ein neues Fantasy-Epos, das sich in Sachen Kreativität nicht hinter anderen, berühmten Vorgängern wie "Harry Potter" oder "The Magician's Guild" verstecken muss. Auch hier haben wir eine fremde Welt, in der Kinder an einer Schule lernen sollen, ihre magischen Fähigkeiten zu beherrschen. Auch hier gibt es Gegner, die man erst im Laufe der Geschichte wirklich einzuordnen lernt. Auch wenn das Konzept nicht neu ist, so ist die Umsetzung doch herausragend, da diverse neue Ideen, selbst in den kleinsten Details, eingebracht werden.

Fynn begegnet in der fremden Welt einer Reihe von anderen Figuren, sowohl Schülern, als auch Lehrern im weitesten Sinne. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie sie alle Stück für Stück besser werden und lernen, ihre jeweiligen Kräfte zu kontrollieren. Im Hintergrund läuft die ganze Zeit der große Kampf weiter und wir lernen immer mehr über die Motivation aller Beteiligten. Ich gebe zu, ich habe schon seit meinem zwölften Lebensjahr selbst einen Fantasy-Roman in der Schublade liegen, der sich mit dem Kampf der Engel gegen die Dämonen - als Stellvertreter Gottes gegen den Teufel - beschäftigen, entsprechend fasziniert war ich von dieser Plot-Idee.

So fesselnd die Geschichte selbst auch ist, kann ich doch aufgrund des Schreibstils keine volle Punktzahl geben. In diesem Fall ist es weniger die Formulierung der Sätze, die mich stört, sondern die Art des Erzählens. Oft bekommen wir kleine, triviale Alltagssituationen geschildert, welche weder für die Charakterentwicklung noch für den Fortgang der Handlung von Bedeutung sind. Es ist tatsächlich nicht wichtig und bringt den Leser nicht weiter, wenn er weiß, dass der Held gefrühstückt hat und woraus genau das Mal bestand oder dass er zum Schluss noch ein Glas Wasser getrunken hat. Wenn mehrere Szenen aufeinander folgen, in denen der Autor nicht mehr zu sagen hat als "dann tat er dies" und "danach geschah das", bedeutet das, dass diese Szenen für das Buch nicht relevant sind. Sie führen lediglich zu Langatmigkeit und damit schnell zu Langeweile. Das hat mich leider immer wieder aus dem Lesefluss rausgebracht. Ein etwas strafferer Erzählstil würde dieser Geschichte gut tun und die Kreativität nicht in einer Menge von zu lang geratenen Szenen ersticken.





Fazit:

Der Fantasy-Roman "Fynn Phönix und die Legende der heiligen Erzengel" von Tim Gebert ist ein vielversprechendes Debüt, das für die Zukunft des Autors und der Reihe viel Gutes verspricht. Die Kreativität der Geschichte ist faszinierend, ebenso wie die stetig wachsende Zahl an Figuren das Buch bereichern. Der Erzählstil erscheint noch nicht vollständig ausgereift, doch ansonsten ist "Fynn Phönix" ein spannender Auftakt der Reihe.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Leichte Unterhaltung, die leider Fragen offen lässt

Every Little Thing - Mehr als nur ein Sommer (Hartwell-Love-Stories 2)
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Ich hatte mir dieses Buch gekauft, da mir der Sinn nach einer locker-leichten Unterhaltung in Form von Romanze stand. Ich war mir beim Kauf bewusst, dass es der zweite Teil einer Serie ist, doch der Klappentext ...

Ich hatte mir dieses Buch gekauft, da mir der Sinn nach einer locker-leichten Unterhaltung in Form von Romanze stand. Ich war mir beim Kauf bewusst, dass es der zweite Teil einer Serie ist, doch der Klappentext versprach, dass auch ohne Lesen des ersten Teils alles verständlich sein würde, und so war es auch. Das ist ein großer Pluspunkt für mich, da ich generell eine Schwäche für Reihen habe, wo jeder einzelne Teil auch ohne Kenntnis der anderen funktioniert.

Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben, wobei die weibliche Hauptperson Bailey eine Ich-Perspektive erhält, während die männliche Hauptperson Vaughn klassisch aus der dritten Erzählperspektive geschrieben wird. Tatsächlich habe ich eine Abneigung gegen die Ich-Perspektive, was allerdings der zumeist schlechten Umsetzung geschuldet ist. Hier war dies nicht der Fall, im Gegenteil, wann immer das Buch zu Vaughn wechselte, war ich kurz irritiert, nicht mehr die Ich-Perspektive zu haben. Als Lektor hätte ich vermutlich ein großes "Warum?" an diese Wechsel geschrieben, als Leser muss ich es so hinnehmen, auch wenn ich zu keinem Zeitpunkt im Buch das Gefühl hatte, dass Vaughn aus der dritten Perspektive besser funktioniert, als es aus der Ich-Perspektive möglich gewesen wäre.

Die Geschichte ist eine relativ klassische "Sie hassen sich, weil sie sich lieben"-Geschichte, die ganz süß aufgemacht ist. Der Schreibstil ist abgesehen von dem erwähnten Perspektiv-Wechsel locker zu lesen, man "vergisst", dass man liest, was bei Unterhaltungsliteratur für mich immer ein großes Plus ist. Ehe ich mich versah, war ich mit der ersten Hälfte durch. Die Figuren werden gut eingeführt, Bailey ist sympathisch, Vaughn an sich auch, die Freunde funktionieren.

Dann jedoch kommt die zweite Hälfte und es geht ein wenig bergab. Bailey und Vaughn fühlen sich gegenseitig zueinander hingezogen, was dem Leser von der ersten Seite an klar ist, und sie gestehen es sich auch beide selbst irgendwann ein. Leider erfinden sie abwechselnd Gründe, warum sie trotzdem nicht ehrlich zum Anderen sein können, und, so leid es mir tut, die Gründe funktionieren für mich nicht. "Schlechte Erfahrungen", "Minderwertigkeitskomplexe" und "elterliche Prägungen" sind alle gut und schön, wenn sich das aber ansonsten in keinem Aspekt des Charakters spiegelt und beide stark wirken, dann wirkt es übergestülpt und nicht ausgereift.

Im Hintergrund werden Konflikte aufgemacht, da Bailey erneut (im ersten Teil war dies wohl auch der Fall) darum kämpfen muss, ihre Pension zu behalten. Der Konflikt ist nachvollziehbar, wenn auch vielleicht ein wenig naiv erzählt und gelöst. Vaughn wiederum hat mit seinem eigenen Hotel Schwierigkeiten, die bei mir Fragezeichen hinterlassen. Die gesamte Sequenz, in der seine Schwierigkeiten dargelegt und gelöst werden, vergeht recht schnell, trotzdem frage ich mich wieder: Warum? Wozu existiert die Szene? Sie hat keine Auswirkungen auf die eigentliche Geschichte, sie trägt nicht zur Charakterentwicklung bei und der Konflikt wird gelöst, ehe er im Leser wirklich Beklemmungen hervorrufen konnte. Schade, denn so geht die zunächst gute, straffe Erzählweise kaputt.

Das größte Problem jedoch hatte ich mit der ersten Sexszene. Ich kann sie inhaltlich nicht näher beschreiben, ohne zu viel zu spoilern, doch als jemand, der selbst schon genügend solcher Szenen geschrieben und gelesen hat, war ich sehr enttäuscht. Erotische Stimmung wurde aufgebaut (wenn auch in dem Kontext irgendwie unpassend oder empfand das nur ich so?) und wird dann sofort zerstört, als Bailey anfängt zu reflektieren. Die ganze Szene entsteht nur, gerade weil sie ihren Verstand ausschaltet, wie also ist es ihr möglich, ihr eigenes Verlangen so messerscharf zu analysieren, wie sie es in der Situation tut - und warum spricht sie ganz explizit aus, was sie will? Diese Szene hat leider die uralte Regel "show, don't tell" so dermaßen verletzt, dass ich vollkommen rausgerissen wurde.

Im Nachgang der Szene macht zudem auch Vaughn eine Entwicklung durch, die mich zunehmend stört. Auch hier lässt sich ohne spoilern nicht allzu viel verraten. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mich in einer der vielen Fanfictions wiederzufinden, wo der im Original böse Charakter aufgeweicht und lieb gemacht wird, damit man ihn mit einem der Helden des Originals zusammenbringen kann. Menschen müssen nicht plötzlich lieb und schmachtend und voller Liebe sein, damit man sie lieben kann oder sie sich das "Recht" verdienen, die Prinzessin zu erobern. Im Gegenteil, meistens zerstört diese Entwicklung einen eigentlich interessanten Charakter.



Fazit:

"Every Little Thing" war eine schöne Unterhaltung, ein Roman, den ich abends im Bett oder in der Badewanne genossen habe. Ich bin ohne hohe Erwartungen an Tiefgründigkeit an diesen Liebesroman herangegangen und das wurde auch so bestätigt. Leider wies das Buch am Ende doch viele Längen auf und einige Charaktere entwickelten sich in für mich nicht nachvollziehbare Richtungen. Zurück bleibt locker-leichte Unterhaltung, die nicht zu genau geprüft werden darf, ohne auseinander zu fallen. Trotzdem erhält das Buch von mir eine Kaufempfehlung, da es für Genre-Fans gut geeignet ist und Vieles richtig macht.