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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2017

Gewisser Humor und Leichtigkeit trotz emotionalem Thema

Unsere verlorenen Herzen
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Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Dies ändert sich allerdings als er Grace trifft. Sie ist so anders als die Mädchen, die er kennt. Sie hinkt, trägt Jungskleidung, ist eher ungepflegt und sehr ...

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Dies ändert sich allerdings als er Grace trifft. Sie ist so anders als die Mädchen, die er kennt. Sie hinkt, trägt Jungskleidung, ist eher ungepflegt und sehr verschlossen. Keiner weiß, wieso sie die Schule gewechselt hat und was ihr großes Geheimnis ist. Doch es muss in der Vergangenheit etwas passiert sein, denn Grace war nicht immer so. Henry tut alles, um ihr zu gefallen und bald entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden. Doch wird Grace ihm ihr Vertrauen schenken?

Das Buch ist aus Henrys Sicht geschrieben und besticht dadurch mit einem lockeren und leichten Schreibstil, der durchaus auch sehr humorvoll ist. Es ist keine herkömmliche 0815-Teenie-Liebesgeschichte, sondern hat einen wirklich emotionalen Hintergrund. Der Leser erlebt Henrys erste Liebe, sein ganzes Gefühlschaos und leidet mit ihm, wenn Grace ihm die kalte Schulter zeigt. Henry und seine besten Freunde Lola und Murray geben ein tolles Trio ab, bei dem einfach die Chemie stimmt und die deshalb sehr gut unterhalten.

Auf der anderen Seite ist Grace, unnahbar und geheimnisumwogen. Lässt sie in der einen Minute Nähe zu, so geht sie doch in der nächsten auf Distanz. Es ist offensichtlich, dass sie etwas verheimlicht, das die quält. Ihr Charakter ist komplex ausgearbeitet. Obwohl man sie nur aus Henrys Perspektive kennenlernt und ihre tatsächlichen und tiefschürfenden Emotionen gar nicht richtig fassen und begreifen kann, versteht man doch wie sehr ihre Seele verletzt ist. Angesichts der Auflösung, was ihr denn nun wirklich passiert ist, kann man ihre gemischten und widersprüchlichen Gefühle natürlich nachvollziehen. Dennoch wirkt Grace auf mich im Verlauf des Buches immer unsympathischer, da ihr Verhalten Henry gegenüber einfach unfair und gemein ist.

Trotz des schwierigen und traurigen Hintergrundes, haftet dem Buch ein gewisser Humor und eine Leichtigkeit an, welche die Stimmung wieder ein wenig heben und dem Leser sagen: Es geht im Leben immer irgendwie weiter, egal wie verzweifelt die Situation scheint.

Thematisiert wird nicht nur die äußert schwierige Beziehung zwischen Henry und Grace, sondern – wenn auch teilweise am Rande – die der Eltern oder die von einigen Freunden. Das Buch zeigt auf, dass jede Liebesgeschichte, egal wie lange sie andauert, es wert ist gelebt zu werden. Allerdings kann eben auch nicht jede Liebesgeschichte mit einem Happy End abschließen. Diese Erkenntnis macht das Buch so realistisch.

Veröffentlicht am 28.07.2017

Gelungene Adaption von Aladdin

Ein Kuss aus Sternenstaub
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Die Dschinn und die Menschen befinden sich seit Jahrtausenden im Krieg. Ganze Städte und Völker wurden von den Dschinn ausgelöscht. Dann befreit Aladdin die Dschinny Zahra aus ihrer 500 Jahre anhaltenden ...

Die Dschinn und die Menschen befinden sich seit Jahrtausenden im Krieg. Ganze Städte und Völker wurden von den Dschinn ausgelöscht. Dann befreit Aladdin die Dschinny Zahra aus ihrer 500 Jahre anhaltenden Gefangenschaft. Dafür gewährt sie ihm drei Wünsche.

Aladdin ist ein Dieb und sinnt nach Rache am Wesir der Stadt, denn dieser hat ihm in der Kindheit etwas schreckliches angetan. Doch Zahra, eine der mächtigsten Dschinny, die es je gegeben hat, verfolgt eigene Pläne. Sie will sich die Freiheit erkaufen, doch dafür muss sie Aladdin benutzen. Nach und nach offenbart sich dem Leser die Vergangenheit der beiden, so dass verständlich wird, wieso beide so handeln, wie sie es eben tun.

Die Dschinn müssen sich einer Vielzahl an Regeln unterwerfen. Doch die größte von allen ist, dass kein Dschinn sich in einen Menschen verlieben darf. Diesen Fehler hat Zahra vor Jahrhunderten bereits schon einmal begangen und tut nun alles dafür, dass er sich in der Gegenwart nicht wiederholt. Allerdings knistert es zwischen ihr und Aladdin gewaltig. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden beherrscht das Buch jedoch nicht, sondern bereichert es absolut.

Neben Zahra und Aladdin, die beide äußerst faszinierende Persönlichkeiten sind, gibt es beispielsweise auch noch Caspida, die Prinzessin der Stadt. Sie ist eine toughe junge Frau, die sich für ihre Ziele und für ihr Volk einsetzt. Dabei stehen ihr einige Gefährtinnen zu Seite, die nicht weniger gut ausgearbeitet wurden.

Die Autorin besticht auch durch ihren bildhaften und sehr atmosphärischen Schreibstil, der den Leser in die Welt von tausendundeiner Nacht entführt. Er ist locker und leicht zu lesen, aber dennoch etwas ganz besonderes.

Wie man sich vielleicht schon denken kann, ist diese Geschichte eine Adaption zu Aladdin – und zwar eine sehr gelungene. Das Buch beinhaltet alles, was eine gute Story braucht. Starke Protagonisten, ein spannendes Setting und ein ebenso interessantes Szenario.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Traurig-schönes Buch über Freundschaft, Liebe, Zugehörigkeitsgefühl

Mein Leben als Zucchini
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Zucchini gelangt durch einen tragischen Unfall ins Waisenhaus. Dort lernt er zum ersten Mal richtige Freundschaft kennen. Vor allem die hübsche Camille hat es ihm angetan. Er berichtet aus seiner Perspektive ...

Zucchini gelangt durch einen tragischen Unfall ins Waisenhaus. Dort lernt er zum ersten Mal richtige Freundschaft kennen. Vor allem die hübsche Camille hat es ihm angetan. Er berichtet aus seiner Perspektive über sein Leben vor und während seines Aufenthaltes im Heim.

Das Buch besticht vor allem durch den authentischen und überzeugenden Schreibstil, der eindeutig einem neunjährigen Jungen zuzuordnen ist. Es zeigt die Sicht eines Kindes auf die Welt und auf seine Mitmenschen. Kinder begreifen Dinge oft ganz anders als Erwachsene und halten diese deshalb häufig für merkwürdig. Für mich wirkten Zucchini und seine Gedanken dadurch zuckersüß und ließen mich häufig schmunzeln.

Leider ist es aber auch eine Art zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist das Buch sehr schön, weil Zucchini so viel Freundschaft und Liebe erfährt. Allerdings haben alle Kinder des Waisenhauses schlimme Dinge erlebt. Nach und nach werden die Geschichten der Kinder aufgedeckt und man erfährt, was ihnen widerfahren ist, wo ihre Eltern sind oder was mit ihnen passiert ist. Dies ist einerseits sehr spannend, andererseits leider oft sehr haarsträubend und schrecklich. Natürlich wird auch hier alles aus der Sicht von Zucchini geschildert und er empfindet einiges als gar nicht so furchtbar, weil er sie einfach nicht richtig versteht. Für den Leser ist aber schon die Andeutung und das daraus folgende Gedankenkino erschreckend.

Auch die Beziehung, welche zwischen Zucchini und Camille entsteht, wurde sehr süß dargestellt. Diese erste Liebe gibt ihm einiges zu denken und seine Gedanken kreisen eigentlich permanent um sie.

“Mein Leben als Zucchini” ist ein traurig-schönes Buch über Freundschaft, Liebe, Zugehörigkeitsgefühl, welches durch seine Charaktere und vor allem seinen Schreibstil überzeugt.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Menschenwelt trifft auf kleines Volk, Phantastik mit einigen Schwächen

Der Prinz der Elfen
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Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold , einer Stadt, die an das Elfenreich grenzt. Seit langer Zeit befindet sich dort ein gläserner Sarg, in dem ein schlafender Elfenprinz liegt. Egal, was man ...

Die Geschwister Hazel und Ben leben in Fairfold , einer Stadt, die an das Elfenreich grenzt. Seit langer Zeit befindet sich dort ein gläserner Sarg, in dem ein schlafender Elfenprinz liegt. Egal, was man tut, man kann ihn nicht erwecken. Daher ist er zu einer Sehenswürdigkeit geworden und wird sowohl von den Touristen als auch von den Menschen der Stadt misstrauisch beäugt. Die Geschwister sind beide fasziniert von dem schönen jungen Mann hinter dem Glas und vertrauen ihm ihre tiefsten Geheimnisse an. Doch eines Morgens wird der Sarg leer vor gefunden. Die beiden begeben sich auf die Suche nach dem Prinzen und werden dabei in einen Machtkampf der magischen Wesen gezogen. Sie müssen sich für eine Seite entscheiden, doch welche ist die richtige?

Besonders mit der Protagonistin Hazel bin ich nicht richtig warm geworden. Sie sucht Ablenkung und Zerstreuung in den Armen vieler Jungs und hinterlässt dabei eine Spur von gebrochenen Herzen. Dies ist nicht ihre einzige egoistische Handlung, die der Leser in diesem Buch beobachten kann. So hat sie auch bereits in ihrer Kindheit vermeintlich uneigennützig eine große Dummheit begangen, die sie heute wieder einholt und ihr Leben auf den Kopf stellt. Allerdings stellt sich heraus, dass sie es letztendlich doch nur für sich selber getan hat. Generell handelt sie eher unüberlegt, ohne manchmal selber zu wissen, was sie da eigentlich grade tut.

Ben hingegen ist homosexuell und hat sich schon immer zu dem Prinzen hingezogen gefühlt und hofft ihm nun näher zu kommen. Zudem besitzt er eine Gabe: Er ist sehr musikalisch und ist durch seine Musik in der Lage Elfen in seinen Bann zu ziehen. Dies hat ihm vor allem in der Kindheit geholfen, als er und Hazel sich auf die Jagd nach Elfen gemacht haben. Denn Elfen sind nicht die schillernden Wesen aus den Kinderbüchern. Nein, sie können hinterhältig und gemein sein und sind stets auf ihren eigenen Vorteil aus. Dabei schrecken sie auch nicht vor Gräueltaten zurück. Deshalb ist ein Handel mit ihnen auch so gefährlich. Dies haben die Kinder damals erkannt und wollten den Elfen eine Lektion erteilen. Für mich klingt das doch eher unrealistisch. Welches Kind rennt denn durch den Wald und schlachtet ohne jede Konsequenz andere Lebewesen ab? Wären die Elfen so schrecklich wie beschrieben, hätte das doch sicher Folgen?

Der Prinz, der ja eigentlich eine zentrale Rolle im Buch spielt, bleibt doch eher blass. Ich konnte mich nicht wirklich in ihn und seine Beweggründe und Emotionen hinein fühlen. Es ranken sich einige Geheimnisse um seine Person. Wo kommt er her? Wieso wurde er im Sarg eingesperrt? Wer trachtet nach seinem Leben und warum? Er selber tritt bei der Aufklärung dieser Fragen eher weniger in Aktion, was ich schade fand.

Das Buch lässt sich sehr gut und schnell lesen. Es hat einen flüssigen Schreibstil. Die Zeitsprünge und Einschübe von Hazels Träumen haben die Spannung aufrecht erhalten. Obwohl einiges anfangs verwirrend war, haben sich doch die meisten Fragen zum Ende hin geklärt. Die phantastischen Elemente waren spannend und gut umgesetzt. Ich mochte die Vorstellung einer magischen Welt, welche direkt an die menschliche grenzt. Die Liebesgeschichte empfand ich als durchaus süß und glaubhaft sowie authentisch dargestellt.

Veröffentlicht am 11.05.2017

Für Katzenliebhaber, Krimi-Fans und Verfallene von Paris eine absolute Leseempfehlung

Die Katzen von Montmartre
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Ein Kriminalroman geschrieben aus der Sicht einer Vielzahl von verschiedenen Katzen: Bonnard, der auf dem Friedhof lebt und den Menschen Trost spendet. Suzanne sorgt sich sehr um die melancholische Patissiere, ...

Ein Kriminalroman geschrieben aus der Sicht einer Vielzahl von verschiedenen Katzen: Bonnard, der auf dem Friedhof lebt und den Menschen Trost spendet. Suzanne sorgt sich sehr um die melancholische Patissiere, die für sie die Dosen öffnet. Grisette, die allen Katern den Kopf verdreht. Degas, der mysteriöse und kluge Einzelgänger. Matisse, der großes Interesse an einem Straßenjungen zeigt.

Eines Tages verschwindet Grisette ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen. Was ist mit ihr geschehen, befindet sie sich etwa in Gefahr? Doch nicht nur in der Katzenwelt gibt es Anlass zur Sorge. Auf dem Friedhof wird die Leiche eines Mädchens gefunden. Hier gilt es einen Mord aufzuklären.

Neben den tierischen Charakteren, spielen natürlich auch deren Menschen eine große Rolle. Es zeigt sich jedoch schnell wie viel ausgeprägter die Sinne einer Katze sind. Allein durch ihren Geruchssinn fällt ihr bedeutend mehr auf als den Ermittlern im Mordfall. Humorvoll beschrieben wurde auch die Sicht der Katzen auf den Menschen, die oft ein wenig hochnäsig, aber dennoch liebenswürdig ist. Katzen wissen einfach, wie sie die Menschen um die Pfote wickeln müssen, um ihren Willen zu bekommen. Als Katzen-Mama konnte ich einige Parallelen zu meinen Fellnasen erkennen.

Jede Katze hat ihren eigenen detailliert ausgearbeiteten Charakter mit besonderen Eigenarten und Denkweisen. Man bemerkt teilweise sogar am Schreibstil, dass die Perspektive gewechselt hat. Dies hat einen lockeren, leichten und abwechslungsreichen Lesefluss garantiert.

Im Buch werden allerdings nicht nur die aktuellen Ereignisse thematisiert, auch in der Vergangenheit sind schlimme Dinge passiert, welche die Protagonisten jetzt wieder einholen. Es verweben sich viele Schicksalsfäden zu einem großen Kunstwerk, von denen jeder einzelne einiges an Spannung und teilweise auch Schrecken birgt.

Dadurch, dass die Handlung im Pariser Künstlerviertels spielt, ist es natürlich eine wahre Liebeserklärung an eben jene Stadt. Alles ist sehr authentisch und atmosphärisch dargestellt und versprüht den typischen Pariser Charme.

Für Katzenliebhaber, Krimi-Fans und Verfallene von Paris eine absolute Leseempfehlung!