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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Anders als erwartet

Ein Sommer ohne uns
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Verena und Tom sind seit fünf Jahren zusammen. Das Buch startet dort, wo auch ihre gemeinsame Geschichte beginnt. Es ist total süß, ihre Unsicherheit und anfängliche Verliebtheit zu beobachten. Passend ...

Verena und Tom sind seit fünf Jahren zusammen. Das Buch startet dort, wo auch ihre gemeinsame Geschichte beginnt. Es ist total süß, ihre Unsicherheit und anfängliche Verliebtheit zu beobachten. Passend und überzeugend finde ich im Prolog den Schreibstil: kurze Sätze, "Jugendsprache", einige Wiederholungen. Vor allem diese Wiederholungen zeigen, dass sich die beiden auf einer Wellenlänge befinden und gut zueinander passen. Fünf Jahre später bemerkt man schnell, dass sich einiges geändert hat. Es hat sich eine Routine eingeschlichen, ein "einander für selbstverständlich halten".

Auf der einen Seite ist Verena, die völlig gestresst ist, vom Lernen für das Abitur, die ihrer scheinbar bereits geplanten Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen tritt. Seit einiger Zeit hat sie Träume, in denen sie sich zu fremden Männern hingezogen fühlt. Dadurch, dass sie mit Tom all ihre ersten Male erlebt hat und es für sie nie einen anderen gab, fragt sie sich, wie es denn nun mit anderen wäre, ob sie etwas verpasst. Dabei lässt sie sich von ihrem Umfeld sehr beeinflussen, in dem viele sich erst einmal ausprobieren.

Auf der anderen Seite ist Tom, der immer noch genauso fasziniert von seiner Freundin ist wie am ersten Tag, er betet sie an. Dennoch fragt auch er sich, ob er in der Lage wäre irgendwelche Fremden abzuschleppen. Er merkt allerdings auch, dass irgendetwas mit Verena nicht stimmt. Er weiß nicht mehr was sie denkt und sie sagt es ihm oft auch nicht ohne weiteres. Dies spiegelt sich auch im Schreibstil wieder. Die für den Prolog so bezeichnenden Wiederholungen bleiben aus. Es ist ein generelles Problem in diesem Buch, dass sich sehr wenig ausgesprochen wird. Man sollte doch meinen, dass man nach fünf Jahren Beziehung über bestimmte Dinge reden kann.

Gut finde ich, die häufigen Perspektivenwechsel, die im Buch auch durch unterschiedliche Schriftarten gekennzeichnet werden. So erfährt man wie beide Charaktere in der gleichen Situation denken oder was sie zum gleichen Zeitpunkt tun. Der Wechsel zwischen Verena und Tom findet sehr häufig statt, so dass sich das Buch wirklich wahnsinnig schnell lesen lässt.

Als ich den Klappentext gelesen habe, hatte ich erwartet, dass es im Buch hauptsächlich um die besagte Auszeit geht und die neuen Erfahrungen und Erkenntnisse, die beide im Umgang mit anderen Bekanntschaften machen. Dem war leider nicht so. Über hundert Seiten zieht sich die Geschichte stark in die Länge, ohne, dass es wirklich Neuigkeiten in Bezug auf ihre Beziehung gibt. Als es dann endlich zur Vereinbarung der Auszeit kommt, haben es beide für meinen Geschmack doch etwas zu eilig. Was an den Tagen/ Abenden dieser Auszeit tatsächlich und im Detail passiert, erfährt der Leser trotz häufigen Perspektivenwechseln nicht so richtig. Das war für mich irgendwie frustrierend, weil ich auf genau diese Auszeit doch über 100 Seiten gewartet habe und dann ist sie - zack - auch schon wieder vorbei. Die verbleibenden Seiten des Buches haben für mich definitiv nicht ausgereicht, um der Thematik genug Raum zu schaffen.

Rund um Verena und Tom treten noch einige andere Probleme auf, die allerdings alle irgendwie oberflächlich behandelt werden. Einige Probleme werden einfach so hingenommen, ohne dass von den Protagonisten viele Gedanken daran verschwendet oder hinterfragt werden. Einige Probleme werden aufgeworfen und dann nicht wirklich weiter verfolgt, so dass viele Fragen offen bleiben. Ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin sich mehr auf die Beziehung und Auszeit von Verena und Tom konzentriert hätte.

Das Ende war dann genau so, wie ich es mir erwartet habe. Ich denke, dass es kein anderes, glaubhafteres Ende hätte geben können. Für mich ist es eine gute Auflösung gewesen, die mich letztendlich überzeugt hat.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Bringt verworrene Psyche sehr gut rüber

Echo eines Freundes
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Dies ist der fünfte Teil der Elling-Reihe. Er spielt einige Zeit nach den Ereignissen des letzten Bandes. Elling ist mittlerweile 58 Jahre alt und wird aus der vorherigen betreuten Wohnsituation entlassen. ...

Dies ist der fünfte Teil der Elling-Reihe. Er spielt einige Zeit nach den Ereignissen des letzten Bandes. Elling ist mittlerweile 58 Jahre alt und wird aus der vorherigen betreuten Wohnsituation entlassen. Er ist fest entschlossen es alleine zu schaffen und kehrt nach Oslo zurück, wo er die Einliegerwohnung einer älteren Dame bezieht.

Ich habe die Vorgänger nicht gelesen, was vielleicht besser gewesen wäre. So war ich doch relativ verwirrt, wenn Elling über die Vergangenheit oder seine beiden besten Freunde gesprochen hat, die beide bereits verstorben sind. Da half mir auch das Nachwort der Übersetzerin nicht wirklich weiter.

Elling ist ein sehr spezieller Charakter. Er spekuliert aus der Ferne über die Persönlichkeit und das Leben der Menschen in seinem Umfeld. Besonders betroffen von diesen Phantasien sind die Frauen, bei denen er sich fragt, ob sie an ihm interessiert sein könnten und wie es wäre eine Beziehung mit ihnen zu führen. Er ist eine Gestalt der Gegensätze: obwohl er eher introvertiert ist, wünscht er sich Kontakt, Freunde, Anerkennung und eine feste Beziehung. Er schwankt immer zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, wirkt schon fast manisch-depressiv. Außerdem ist er ziemlich launenhaft. Im einen Moment ist er freundlich, zuvorkommend und charmant, nur um sich plötzlich aufbrausend, zornig und unberechenbar zu verhalten. Klar ist, dass er hauptsächlich in seiner Gedankenwelt lebt, analysiert, spekuliert und phantasiert und dabei manchmal vielleicht selber gar nicht mehr weiß, was jetzt Realität oder Phantasie ist.

Der Schreibstil ist interessant und bringt seine verworrene Psyche sehr gut rüber. Teilweise ist er auch humorvoll, obwohl Elling als Person gar nicht witzig sein will. Seine Vorstellungen, Spekulationen und seine Gedankenwelt kommen einfach so absurd und skurril rüber. Generell muss man aber sagen, dass nicht übermäßig viel passiert und das Buch auch eher langatmig ist. Der Leser begleitet Elling während seines Alltags und wird Zeuge der Irrungen und Wirrungen seines Geistes.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Bildgewaltig, aber brutal, ziemlich langatmig und verwirrend

Schwarzer Leopard, roter Wolf
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Der Sucher hat eine sogenannte „Nase“, das heißt er kann Personen, die er einmal gerochen hat, auch über weite Entfernungen aufspüren. Daher erhält er den Auftrag einen Jungen zu finden, welcher vor drei ...

Der Sucher hat eine sogenannte „Nase“, das heißt er kann Personen, die er einmal gerochen hat, auch über weite Entfernungen aufspüren. Daher erhält er den Auftrag einen Jungen zu finden, welcher vor drei Jahren verschwunden ist. Unterstützung erhält er dabei zwar von verschiedenen Seiten, wird aber auch immer wieder mit verschiedenen „Wahrheiten“ konfrontiert.

Leider hat mir die Geschichte bei Weitem nicht so gut gefallen wie erwartet. Die Thematik klang für mich so toll. Es handelt sich hier um ein afrikanisch anmutendes Szenario, in dem es eine Vielzahl mysteriöser und übernatürlicher Wesen gibt: Hexen, Vampire, Gestaltwandler, Menschenfresser, Dämonen und viele mehr. Auch die Tatsache, dass mit Tolkien, „Game of Thrones“ und „Black Panther“ geworben wurde, hat meine Erwartungen enorm gesteigert. Diese wurden allerdings nicht erfüllt.

Für mich war dieses Buch an den meisten Stellen zu langatmig, zu verwirrend und zu brutal. Der Schreibstil war zwar bildgewaltig, teilweise poetisch und metaphorisch, also definitiv etwas ganz besonderes und nichts, was man „mal eben so“ liest. Dennoch konnte er mich im Zusammenhang mit der Geschichte und der Umsetzung nicht überzeugen. Anhand der Tatsache, dass das Buch bei Heyne Hardcore verlegt wurde, kann man erahnen, dass es hoch hergehen wird. Die Sprache war aber sowas von vulgär und obszön, dass es für mich einfach too much war. Wie schon gesagt, gab es außerdem sehr viele blutige und brutale Szenen: Kämpfe, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen. Außerdem explizit beschriebene Sexszenen. Erwähnt wurden auch oft der Geschlechtsverkehr mit Kindern oder Tieren.

Bis der Sucher tatsächlich auf die Suche nach dem Jungen geht, vergehen gut und gerne an die 200 Seiten. Dabei handelt es sich sozusagen um eine Art Vorgeschichte wie er von zuhause weggelaufen ist, wie er zum Sucher wurde und wie er bestimmte Personen kennenlernte. Geschildert wird das Ganze übrigens vom Sucher selber, der seine Geschichte dem „Inquisitor“ darlegt und das auf eine ausschweifende und detaillierte Art und Weise. Besonders sympathisch ist er einem im ganzen Buch über nicht, aber im letzten Teil dreht er völlig durch. Es geschehen im Verlauf nämlich einige Dinge, die einen persönlichen Rachefeldzug auslösen. Auch die anderen Charaktere, von denen er berichtet, sind nicht unbedingt Sympathie-Träger.

Positiv hervorzuheben ist die Aufmachung des Buches: Das Cover ist mal was anderes und passend zum Inhalt. Die Geschichte ist in verschiedene Teile gesplittet, vor jedem Teil gibt es eine Karte des jeweiligen Standorts. Außerdem gibt es ein Personen-Verzeichnis, welches definitiv hilfreich war.

Dies ist der Auftakt einer Trilogie. Für mich gab es jetzt keinen Cliffhanger oder ähnliches. Die Frage ist natürlich, wieso der Sucher sich vor einem Inquisitor verantworten muss und wie es diesbezüglich weiter geht. Es wird wahrscheinlich nicht verwundern, wenn ich sage, dass ich diese Trilogie nicht weiter verfolgen werde.

Veröffentlicht am 19.10.2016

Leider nicht mein Fall

Einmal lieben geht noch
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Lucies biologische Uhr tickt und mit ihr kommt auch die Torschlusspanik. Nach einigen mangelhaften Lovern macht sie sich nun auf der Suche nach "dem Richtigen". Dabei scannt sie alle potentiellen männlichen ...

Lucies biologische Uhr tickt und mit ihr kommt auch die Torschlusspanik. Nach einigen mangelhaften Lovern macht sie sich nun auf der Suche nach "dem Richtigen". Dabei scannt sie alle potentiellen männlichen Anwärter ganz genau, um ja nicht den Mann ihres Lebens zu verpassen.

Wer hier eine locker-leichte und spritzige Lektüre für zwischendurch erwartet, wird schnell eines besseren belehrt. Viel mehr wird der Leser Zeuge einer eher melancholischen und fast schon verzweifelten Suche, die eine leicht depressive Stimmung verbreitet. Sie lässt keinen Versuch aus ihren Mr. Perfect zu finden: Ob im Supermarkt oder auf Singlebörsen, selbst vor den Vätern ihrer Schüler macht sie keinen Halt. Lucie ist dabei eine eher unsympathische Protagonistin, die oberflächlich und arrogant rüber kommt. Sie ist sehr stark mit Vorurteilen behangen. So schaut sie sich jeden Mann genau an und zieht anhand des Äußeren direkt Schlüsse auf seine inneren Werte und seine Vorlieben. Dabei geht ihr bestimmt die ein oder andere nette Begegnung verloren. Leider bleibt sie bei all der Verurteilerei selber sehr blass und auch sehr distanziert. Als Leser konnte ich mich schwer bis gar nicht in sie hineinfühlen und wurde weder mit ihr, noch mit dem Buch warm. Ich wusste einfach nicht, was ich mit dieser Geschichte anfangen sollte. Obwohl Lucie zum Ende hin von ihrer Einstellung her doch etwas positiver wird, weil es dort zu einer kleinen Wendung kommt, hinterlässt das Buch doch eine gewisse Schwere und einen schalen Geschmack, anstatt dem guten Gefühl, auf das ich gehofft hatte. Leider konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Leider zu viel erwartet...

In einer anderen Welt
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Morwenna ist Teil eines Zwillingspaares. Ihre Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, während Morwenna "lediglich" ein kaputtes Bein davon trägt. Die Flucht vor der Trauer um ihre Schwester ...

Morwenna ist Teil eines Zwillingspaares. Ihre Schwester ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, während Morwenna "lediglich" ein kaputtes Bein davon trägt. Die Flucht vor der Trauer um ihre Schwester und auch vor ihrer Mutter führt sie in ein Mädcheninternat. Dort vergräbt sie sich in Büchern und in der Magie, die sie seit jeher begleitet hat – denn diese öffnet Tore in andere Welten.

Vor dem Lesen hat mich vor allem das Cover in seinen Bann gezogen und auf das Buch aufmerksam gemacht. Als ich dann noch den Klappentext gelesen habe, wusste ich, dass ich mir diese Geschichte nicht entgehen lassen durfte. Bücher, Magie, Tore in andere Welten – das klang ganz nach meinem Geschmack. Leider wurde ich herb enttäuscht.

Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben. Morwenna berichtet detailliert von ihrem Leben und den Büchern, die sie gelesen hat oder die sie gekauft hat. Dabei zeigt sie ihre Meinung auf, spoilert auch ab und zu, was ich sehr schade finde (zum Glück hatte ich sowieso nicht vor eins der Bücher zu lesen). Der Herr der Ringe ist augenscheinlich ihr absolutes Lieblingsbuch und darum redet sich auch sehr häufig darüber. Es kommt einem schon fast wie Werbung vor.

Viel spannendes passiert eigentlich nicht in dem Buch. Es wird der Schulalltag beschrieben, Gänge zur Bibliothek oder in die Buchhandlung. Der Leser erfährt bruchstückhaft Dinge aus der Vergangenheit, allerdings kommt man sich dabei vor als würde man einen zweiten Teil lesen, ohne vorher den ersten zu kennen. Es ist so als würden ständig Bezüge auf Ereignisse gemacht werden, die man kennen müsste. Leider werden offene Fragen auch zum Ende hin nicht ausreichend geklärt. Ich frage mich zum Beispiel bis jetzt noch, warum sie eigentlich genau vor ihrer Mutter flieht. Offensichtlich hat diese irgendetwas sehr schlimmes getan, was dazu führte, dass die Zwillinge sie aufhalten wollten und eine davon dabei starb und die andere schwer verletzt war. Aber WAS und WIE und WARUM, wird nicht deutlich.

Morwenna selber ist auch eher ein schwieriger Charakter. Sie ist besessen von Büchern, hat außer ihnen keinerlei Interessen, wenig bis keine Freunde. Sie wirkt sehr von sich überzeugt, leicht arrogant, blickt auf andere herab. Sie schottet sich von den anderen ab, in dem sie ihnen erzählt ihre Mutter sei eine Hexe, damit sie Angst vor ihr haben. Insgesamt wirkt sie nicht sonderlich sympathisch und interessant.

Was mir wirklich gefallen hat, waren die Beschreibungen der Magie und der Feen. Diese waren zauberhaft und sehr liebevoll dargestellt. Ihre Art und Weise und auch körperliche Erscheinung waren mal was anderes als die Feen, die man sonst so kennt.

Leider kann das aber meine anderen Kritikpunkte nicht aufwiegen. Ich fand die Geschichte an sich einfach nicht spannend und seeehr langatmig. Es ist nicht viel passiert, gab keine Highlights bis auf ein klitzekleines Finale.