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Veröffentlicht am 17.10.2018

Eine neue Wohnung ist wie ein neues Leben

3 Zimmer, Küche, Mord
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hofft Serienheldin Loretta Luchs, ihres Zeichens Mitarbeiterin einer Telefonhotline der besonderen, nämlich erotischen Art mitten im Pott, will sie doch einen ganz neuen Anfang wagen. Ohne Altlasten, nachdem ...

hofft Serienheldin Loretta Luchs, ihres Zeichens Mitarbeiterin einer Telefonhotline der besonderen, nämlich erotischen Art mitten im Pott, will sie doch einen ganz neuen Anfang wagen. Ohne Altlasten, nachdem sie und ihre große Liebe sich getrennt haben - er konnte die ständigen Morde in Lorettas Nähe einfach nicht mehr ertragen. Und noch mehr ihre Art, damit umzugehen: sich nämlich mit vollem Karacho an der Seite von Ex-Polizist Erwin in die Ermittlungen zu stürzen.

Aber nun soll alles anders werden - mithilfe einer neuen Wohnung, in der sie nichts, aber auch gar nichts, an das Ende der Liebe erinnern soll. Alles steht bereit, der versammelte Freundeskreis aus dem Ruhrpott bereitet sich mit auf den Umzug vor - soweit Loretta sie lässt.

Kenner der Reihe werden es ahnen: Lorettas Start in der neuen Wohnung läuft ganz anders als geplant. Denn auch wenn der Umzug dank des bewährten Freundeskreises wunderbar gelingt, ist das neue Umfeld doch ziemlich gewöhnungsbedürftig - und ziemlich zutraulich, denn Loretta soll durch einen feierlichen Umtrunk gleich in die muntere Runde integriert werden und kann sich nur schwer von der darauf folgenden fast ständigen Belagerung retten.

Doch dann lauert auch diesmal der Tod im Umfeld von Loretta und das Unheil nimmt seinen Lauf. Und Loretta muss sich mal wieder durchschlagen - obwohl sie doch geschworen hatte, eine Zukunft ohne Leichen vor sich zu haben. Doch auch hier läuft es nicht ohne "a little help from my bzw. Lorettas friends" ab. Besonders Freunde der Ruhrpott-Ikone Frank werden diesmal auf ihre Kosten kommen! Und es gibt ein besonderes Pott-Highlight - der im Nachbarhaus ansässige Taubenvatta Anton spielt ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle.

Ohne Freundschaft läuft nix - dies das Credo des Buches, das diesmal ganz besonders warmherzig zum Tragen kommt. Ein anderes könnte "witzig geht die Welt zugrunde" sein. Nur schade, dass es schon wieder vorbei ist, denn auch dieser, bereits zehnte Band der Reihe, war allererste Sahne. Wer Spaß kombiniert mit viel Spannung mag, der kommt an dieser Reihe mit Loretta Luchs nicht vorbei!

Veröffentlicht am 16.10.2018

Volle Breitseite

Kreuz und Chrom
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Wer sich auf diesen Krimi einlässt, musst damit rechnen, die volle Breitseite abzubekommen. Zunächst einmal in Bezug auf den Ermittler: Jan Schröder, ehemals verdeckter Ermittler (was seine neuen Kollegen ...

Wer sich auf diesen Krimi einlässt, musst damit rechnen, die volle Breitseite abzubekommen. Zunächst einmal in Bezug auf den Ermittler: Jan Schröder, ehemals verdeckter Ermittler (was seine neuen Kollegen im bayerischen Ermittlungsteam aber nicht wissen dürfen - da hat der Leser ihnen einiges voraus), relativ frisch verwitwet mit sechsjährigerTochter.

Diese ist sein ein und alles - seine Sonne und sein Mond, seine Freude und seine Last, vor allem aber die Sozia auf seiner Harley - Harli sagt Lea.

Und dann der Fall: ein toter Priester, der alsbald mit Mißbrauch in Verbindung gebracht wird. Kann das wirklich sein - ein ehrenwerter Mann, noch ziemlich jung? Jedenfalls relativ gesehen. Und dann noch ermordet im Beichtstuhl aufgefunden. Kaum zu fassen - vor allem , weil es offenbar gewisse Kräfte gibt, die am wesentlich längeren Schalter sitzen als Jan Schröder es tut und die es vermögen, ihn zu stoppen.

Denken sie. Aber so leicht ist das nicht bei ihm, zumal er sowohl mit der zuständigen Staatsanwältin als auch mit seinem direkten Kollegen - der nicht gerade als Energiebündel bekannt ist - ganz gut kann.

Starker Tobak ist es, den man hier zu lesen bekommen, aber wenn man genauer hinschaut, ist es ein einfühlsamer und ausgesprochen zeitgemäßer Krimi. Einer, der weh tut. Wie auch das Leben manchmal weh tut.

Die Einarbeitung in die Materie - also die Einführung der Figuren und des Settings empfand ich insgesamt als zu komplex, muss aber im nachhinein zugeben, dass es sich unbedingt gelohnt hat. So in etwa nach dem ersten Drittel wurde es sogar so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Mein Fazit also: Es brauchte ein wenig Zeit, aber dann kam es mit voller Kraft: ein wirklich ungewöhnlicher & überraschender Krimi, ausgesprochen lesenswert. Ich hoffe sehr auf baldigen Nachschub in Form von Band 2 der Reihe!

Veröffentlicht am 13.10.2018

Ein niederländisches Mädel

Das Kind aus dem versteckten Dorf
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Das ist Mentje die mit ihrem Vater auf einem Bauerhof in den Niederlanden lebt und ihm - obwohl erst neun Jahre alt - tatkräftig bei der täglichen Arbeit hilft. Wir schreiben das Jahr 1943 und eines Tages ...

Das ist Mentje die mit ihrem Vater auf einem Bauerhof in den Niederlanden lebt und ihm - obwohl erst neun Jahre alt - tatkräftig bei der täglichen Arbeit hilft. Wir schreiben das Jahr 1943 und eines Tages bringt der Vater eine jüdische Familie mit, die er auf dem Dachboden versteckt.

Mentje weiß, dass das unglaublich gefährlich ist, doch der Vater erklärt ihr, dass sie als Christen gar nicht anders handeln können. Doch das Risiko erweist sich als zu groß und eines Tages steht Mentje ganz alleine da - die Familie und der Vater wurden verhaften. Nach ihr wird auch noch gesucht, doch kann sie sich verstecken. Und retten - zu Menschen, die im Untergrund agieren, wie von ihrem Vater weiß.

Diese bringen sie an einen ganz besonderen Ort und zwar in das versteckte Dorf mitten im Wald. Dieses geheime Lager, in dem vor allem Juden, aber auch andere, bspw. verwundete alliierte Soldaten versteckt wurden, hat tatsächlich existiert und in der Tat sind alle beschriebenen Personen absehen von Mentje tatsächliche Lagerbewohner gewesen. Es ist sowohl berührend, als auch erschütternd, vor allem jedoch unglaublich spannend, dieses Lagerleben zu verfolgen.

Nach einem Jahr ist diese Unterkunft für Mentje nicht mehr sicher und sie wird nach Arnheim zu ihr bislang unbekannten Verwandten ihrer Mutter gebracht. Dort trifft sie auch auf den zweiten Protagonisten, den Südafrikaner Tinus, der in der britischen Armee kämpft. Vielmehr rettet sie ihm das Leben. Und ihre Schicksale sind nun auf ganz besondere Weise miteinander verknüpft, wie sich noch zeigen wird!

Mit Verlust muss sich Hildegard schon früh auseinandersetzen und leider bleibt ihr dies auch weiterhin nicht erspart, der zweite Weltkrieg erschüttert ihr bislang ruhiges Leben grundlegend.

Ein tragisches Schicksal in den Niederlandenin der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie ich es so bislang noch nicht gelesen habe. Beziehungsweise gleich zwei davon - das eines Kindes und das eines jungen Soldaten.

Ich habe bereits einige Bücher der südafrikanischen Autorin Irma Joubert gelesen und bin mittlerweile zum Fan geworden. Denn sie eröffnet neue Perspektiven, Blickwinkel und Aspekte und zwar nicht nur durch akribische Recherchen. Nein, auch der Glaube und sein Einfluss auf die Menschen spielt stets eine Rolle, wobei er in diesem Roman ganz besondere Bedeutung erlangt - hier geht es sowohl um den christlichen Glauben als auch um das Judentum. Ich habe viel gelernt durch dieses Buch, bin Irma Joubert mit Begeisterung in die Niederlande und auch nach Südafrika gefolgt. Auch wenn die Geschichte in großen Teilen eine traurige ist, entbehrt sie doch nie der Hoffnung. Mitreißend, aufwühlend, ab und an auch überraschend: ein eindringlicher Roman über zwei Lebenswege, die sich in schweren Zeiten kreuzen und der ausgesprochen lesenswert ist!

Veröffentlicht am 30.09.2018

Eine Bescherung der ganz besonderen Art

Unter dem Abendstern
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nämlich voller schöner Worte und Gedanken
lässt uns Elisabeth Büchle mit diesem bezaubernden, besonders weihnachtlichen Buch zukommen!

Anders als in den meisten Romanen steht diesmal am Anfang keine ...

nämlich voller schöner Worte und Gedanken
lässt uns Elisabeth Büchle mit diesem bezaubernden, besonders weihnachtlichen Buch zukommen!

Anders als in den meisten Romanen steht diesmal am Anfang keine ausweglose Situation, sondern ein verlockendes Angebot: die junge Lehrerin Katja wird von einer ehemaligen, lange aus den Augen verlorenen Klassenkameradin zu einem Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark eingeladen. Dort treffen sich einige Freunde und Katja ergreift die Chance, hat sie doch so gar keine Lust dazu, mit ihren Eltern zu feiern. Und dann trifft sie Nick, den sie ebenfalls aus der Schule kennt. Nick, der sich immer nur über sie lustig machte - und der ihr das Herz brach.

Das macht er auch in Dänemark wieder - und zwar beides. Auch sonst hat Katja es nicht leicht, denn die anderen Mitreisenden pfeifen auf besinnliche Weihnachten. Doch dann trifft sie beim Spazierengehen auf die hochschwangere Chiara, die mit ihrem Mann im Nachbarhaus untergekommen ist - und alles ändert sich. Komplett, von Grund auf.

Ein Weihnachtswunder? Nein, gleich mehrere! Sie dürfen gespannt sein, denn diesmal ist Elisabeth Büchle nicht nur für eine Überraschung gut.

Also Romantik pur? Dazu ein dreifaches lautes "Ja"; aber es ist eine Romantik, die im Hier und Heute stattfindet: also keine mit romantischen Schlittenfahrten, sondern eher eine mit Allradantrieb. Aber keine Sorge, es sind mehr als genug Abendsterne vorhanden, um die Geschichte und die Herzen sowohl der eingebundenen Charaktere als auch der Lesenden zu erfüllen - es ist schließlich Weihnachten und die Sterne am Himmel - die sind sowohl zeitlos als auch unabhängig von jedweder Technik.

Ebenso zeitlos, wie dies auch wahre Liebe und wahrhaftige Freundschaft sein sollte: zwei Werte, die uns Elisabeth Büchle in diesem Buch eindringlich vor Augen führt und die wie zarte Pflänzchen zu pflegen und zu hegen sind. Man sollte immer wissen, auf wen man sich verlassen kann - und das ist immer auch der christliche Glaube, der in diese Geschichte quasi nebenher - wenn auch nicht ganz so unauffällig wie in den Vorgängerromanen - eingebunden und dennoch nicht von ihr zu trennen ist.

Elisabeth Büchle schreibt einfühlsam, feinfühlig und dabei stets humorvoll - und vor allem sehr atmosphärisch - man sieht sich im Ferienhäuschen sitzen, Katja beim Backen zusehend und vom köstlichen Gebäck naschend. Ein Buch, das wie gemacht ist für die Feiertage, denn es versetzt den Leser in die passende Stimmung. Dennoch ist es auch ein Genuss für trübe Herbsttage, denn die Handlung reduziert sich lnicht nur auf die Weihnachtszeit.

Aber dennoch passt es dorthin am besten: Wenn Sie also das ideale Weihnachtsgeschenk für jemanden suchen, den Sie nicht ohne eine Botschaft, ohne einen Segen belassen wollen - dann greifen Sie zu und schnappen sich am besten gleich zwei Exemplare - man sollte die Selbstfürsorge nicht außer acht lassen!

Veröffentlicht am 29.09.2018

Alaska als Dreh- und Angelpunkt

Liebe und Verderben
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Ein Roman, in dem es um Familie und um Liebe geht und dennoch steht der U.S.-Bundesstaat Alaska an erster Stelle. Für mich ja, denn er ist hier viel, viel mehr als nur Kulisse eines Dramas, das sich über ...

Ein Roman, in dem es um Familie und um Liebe geht und dennoch steht der U.S.-Bundesstaat Alaska an erster Stelle. Für mich ja, denn er ist hier viel, viel mehr als nur Kulisse eines Dramas, das sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt und seinesgleichen sucht. Es ist der Dreh- Angelpunkt aller Sehnsüchte ebenso wie vieler Emotionen.

Im Fokus steht die junge Leni, die mit ihren Eltern ein unstetes Leben führt. Seit ihr Vater mit diversen körperlichen und seelischen Narben aus vietnamesischer Gefangenschaft zurückgekehrt ist, haben sie und ihre Mutter unter seinen Launen zu leiden.

Überraschend erbt er von einem gefallenen Kameraden ein Grundstück in Alaska, wohin sich die Familie gleich begibt: in ein komplett ungewisses neues Leben mit einer Menge Herausforderungen. Sie alle lernen Alaska lieben, ganz besonders Leni, die mit dem Staat eins wird, verschmilzt sozusagen.

Das hat damit zu tun, dass die Familie warmherzig aufgenommen wird und auf unglaubliche Hilfsbereitschaft stößt. Leni kennt bald eine ganze Reihe von Erwachsenen, zu denen sie mit Sorgen und Nöten kommen kann. Und das wird für sie immer wichtiger, denn die düstere Einsamkeit und vor allem der in Mengen konsumierte Alkohol tun ihre Wirkung: mehr und mehr treten die negativen Eigenschaften ihres Vaters hervor, seine Launen lässt er an ihrer Mutter aus, der er wieder und wieder Gewalt antut.

Im Gegensatz zu Leni und ihrer Mutter fügt er sich nicht in die Gemeinschaft ein, die sich der Familie in Alaska geöffnet hat, sondern stellt sich gegen einige Nachbarn, vor allem aber gegen einen: Tom Walker, dessen Familie bereits seit mehreren Generationen in Alaska ansässig ist. Vergleichsweise wohlhabend ist er so etwas wie ein Primus inter Pares, also der Erste unter Gleichen. Und manchmal auch ein bisschen mehr.

Diese Position will ihm Ernt Allbright, Lenis Vater aus unterschiedlichen Gründen streitig machen. Und ausgerechnet Toms Sohn Matthew wird zu Lenis bestem Freund und dann zu ihrem Liebsten. Ihr Vater versucht, sie und ihre Mutter von der Außenwelt abzuschotten und irgendwann kommt es zum Äußersten.

Ein mitreißender Schmöker ist dies, der durch die Sprachgewalt der Autorin, die Tiefe der Charaktere und die kraftvolle Botschaft der Geschichte alles andere als ein anspruchsloses Familienromänchen ist. Nein, es ist eine Darstellung, die in mich als Leserin wie ein Blitz eingefahren ist, einer der sich in meinen Geist eingenistet hat. Ein Roman wie Orkan, den man nicht aus der Hand legen kann, bevor man das Buch zu Ende gelesen hat. Empfehlenswert in jeder Hinsicht!