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Veröffentlicht am 22.04.2024

Amerasier

Wo die Asche blüht
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Den Begriff Amerasier kannte ich bisher nicht, um so wichtiger ist dieses Buch, das von ihnen erzählt. Als Ende der 1960er Jahre in Vietnam der Süden gegen den kommunistischen Norden kämpfte kamen immer ...

Den Begriff Amerasier kannte ich bisher nicht, um so wichtiger ist dieses Buch, das von ihnen erzählt. Als Ende der 1960er Jahre in Vietnam der Süden gegen den kommunistischen Norden kämpfte kamen immer mehr amerikanische Soldaten ins Land. Von ihren Verletzungen an Leib und Seele und den vielen Toten hat man gelesen, auch von der Operation Agent Orange, bei der mit Pflanzengiften die Natur und Existenzen vernichtet wurden. Von den Traumata der vietnamesischen Kämpfer erfuhr man so gut wie nichts. Wer verwundet zurück kam konnte seine Familie nicht mehr ernähren, wie auch in dieser fiktiven Geschichte die von den Schwestern Trang, die sich später Kim nannte und Quynh handelt. Um ihren Eltern zu helfen gehen sie nach Saigon um dort in einer Bar zu arbeiten. Schnell landen sie in der Prostitution, denn die GIs suchen die exotische Abwechslung. Kim lernt den Hubschrauberpiloten Dan kennen und verliebt sich in ihn. Er ist anders als die anderen, er wird sie nach Amerika mitnehmen, gerade jetzt, da sie schwanger ist.
Die beiden anderen Handlungsebenen betreffen das Jahr 2016. Dan hat immer noch Albträume und auch Kim taucht immer wieder vor ihm auf. Er will sie und das Kind findet. Phong, geboren in 1972 sucht nach seinem schwarzamerikanischem Vater und stößt immer wieder auf Hindernisse. Er will für sich und seine Kinder rin Leben ohne Hass und Vorurteile, die er alleine durch sein andersartiges Aussehen erleidet.
Die Personen sind fiktiv, die Charaktere und die Handlung haben jedoch einen wahren Kern. Um überhaupt über die Problematik dieser Menschen etwas zu erfahren ist dieser Roman lesenswert, darüber hinaus ist er einfühlsam und spannend und so ganz nebenbei erfährt man einiges über die Kultur und Lebensweise der Vietnamesen.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

emotional und spannend

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Nach dem Tod beider Elternteile fahren die norwegischen Brüder Konrad und Sverre Bjerke gemeinsam auf einem Handelsschiff um die Welt. Im Jahr 1943 sind sie im indischen Ozean unterwegs, wie sie hofften ...

Nach dem Tod beider Elternteile fahren die norwegischen Brüder Konrad und Sverre Bjerke gemeinsam auf einem Handelsschiff um die Welt. Im Jahr 1943 sind sie im indischen Ozean unterwegs, wie sie hofften weit weg vom Kriegsgeschehen in Europa, bis ein Tornado der Japaner das Schiff traf. Der ältere Sverre wurde gefangen genommen, Konrad rettete sich in ein kleines Boot auf dem er dehydriert und mit Verbrennungen auf Java landete. Dort im Hospital wurde er von der ebenfalls aus Norwegen stammenden Krankenschwester Sigrid seelisch wie körperlich geheilt. Sie verlieben sich ineinander bis auch sie von den Japaner getrennt und inhaftiert werden. Aus der Sicht der drei Hauptprotagonisten wird die Gefangenschaft in den japanischen Lagern, die mangelnde Ernährung, der Dreck, die Krankheiten, die Seuchen und auch die Grausamkeiten der Besatzer Javas geschildert. Die Ohnmacht gegenüber den Mächtigen aber auch der Zusammenhalt und die Hilfe der Lagerinsassen wird von Trude Teide sehr eindrücklich, schonungslos und mitfühlend beschrieben. Auch die Rolle Javas, die zuerst die Europäer und anschließend die Japaner als Unterdrücker erlebten, nimmt einen Platz ein. Emotional und spannend hoffen und bangen wir mit Konrad, Sverre und Sigrid und vielen anderen Gefangenen mit.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

geistiges Eigentum

Yellowface
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Juniper Song Hayward und Athena Liu lernen sich auf der Uni kennen. Beide träumen von einer Karriere als Schriftstellerinnen. Als die chinesischstämmige Liu noch als Studentin einen Bestseller herausbringt ...

Juniper Song Hayward und Athena Liu lernen sich auf der Uni kennen. Beide träumen von einer Karriere als Schriftstellerinnen. Als die chinesischstämmige Liu noch als Studentin einen Bestseller herausbringt kommt bei der weißen Amerikanerin Juniper Neid auf. Athena sonnt sich im Ruhm, eilt von Erfolg zu Erfolg, bewohnt ein schickes Apartment. Als Athena Juniper zu sich nach Hause einlädt geschieht ein Unglück. Vor Junipers Augen stirbt Athena und sie kann ihr nicht helfen. Da Athena ihr Manuskript nicht mehr veröffentlichen kann sieht Juniper das Entwenden, Aufbereiten des Inhalts und Herausgabe als ihr eigenes Werk auch nicht als Diebstahl an, auch wenn schon früh Zweifel an der Urheberschaft aufkommen. Der Roman über chinesische Arbeiter während des ersten Weltkrieges wird ein Bestseller, endlich hat sie es geschafft, sie ist berühmt. Bis der Chitstorm in den sozialen Medien über sie hineinbricht, ihr Hass entgegenschlägt. Wie kann eine Weiße über Chinesen schreiben, wie kann sie die Leser*innen über ihre wahre Herkunft täuschen indem sie ihren zweiten Vornamen Song als Nachnamen wählt.
Der Roman lässt uns in den Literaturbetrieb, ins Verlagswesen blicken mit allen Problemen und Ängsten, die dort herrschen und wem geistiges Eigentum gehört. Der Segen und Fluch der sozialen Medien und was es mit der Psyche der Menschen macht werden thematisiert. Die Protagonistin wird ambivalent dargestellt, man kann sie hassen und mit ihr leiden, mal ist sie Opfer, mal Täter. Die Autorin schafft es mit ihrem herausragenden Schreibstil die Spannung zu halten.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

ein kleines Leuchten

Die sieben Türen
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Was für ein wunderschönes Buch, gestalterisch wie inhaltlich. Ein kleines Leuchten im Dunkeln trifft auf eine vielbeinige, bebrille Raupe namens Yara. Diese Raupe führt das Leuchten durch sieben Türen, ...

Was für ein wunderschönes Buch, gestalterisch wie inhaltlich. Ein kleines Leuchten im Dunkeln trifft auf eine vielbeinige, bebrille Raupe namens Yara. Diese Raupe führt das Leuchten durch sieben Türen, hinter denen essenzielle Fragen des Lebens stehen. Licht und Dunkelheit, Liebe und Hass, Mut und Angst, über die Zeit und vieles mehr wird in den aufgesuchten Räumen erklärt, wobei das Leuchten oft mehr Fragen hat als Antworten bekommt. Bevor die siebte Tür geöffnet wird geht es für die Beiden durch das Universum, ein Gefühl von Freiheit entsteht. Die kleine Raupe hilft dem Leuchten, dem Menschen oder bald auf die Welt kommenden Menschen ins Leben, keine Entscheidung, die man trifft ist falsch, kein Leben wichtige als ein anderes, egal welches man lebt. Wichtig ist der Glaube und die Liebe an sich selbst.
Die hochwertige Ausstattung mit vielen herausragenden Zeichnungen, das Schriftbild in wechselnder Schreibschrift machen diese philosophischen Texte zu einem Geschenkbuch für andere und für sich selbst.

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Veröffentlicht am 09.02.2024

Unbekanntes über die bekannte Büste der Nofretete

Die Königin
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Die Königin Nofretete ist so gut wie jedem bekannt, ihren Bekanntheitsgrad verdankt sie der Büste, die 1912 in der Bildhauerwerkstatt von Thutmosis in Tell el-Amarna gefunden wurde und anschließend nach ...

Die Königin Nofretete ist so gut wie jedem bekannt, ihren Bekanntheitsgrad verdankt sie der Büste, die 1912 in der Bildhauerwerkstatt von Thutmosis in Tell el-Amarna gefunden wurde und anschließend nach Berlin gelangte. Erst 1924 wurde sie dem allgemeinen Publikum gezeigt und seither sind alle fasziniert von ihrer Schönheit, die seit Jahrtausenden Bestand hatte. Sie wurde weltweit vereinnahmt, als Gemälde, als Film, in der Musik. Ihr Aussehen steht im Mittelpunkt, dabei war sie auch eine besondere Frau. Mit ihrem Mann, dem Pharao Echnaton regierte sie gemeinsam, ihr Familienleben wurde dokumentiert. Das Paar löste sich von dem Kult der vielen Götter, sie lösten die Tempel auf und setzten Aton, den Sonnengott als einzigen Gott ein. Der erste Monotheismus hielt jedoch nicht lange, nach Echnatons Tod ging alles wieder zurück, die neue Hauptstadt wurde dem Erdboden gleichgemacht und das Königspaar geriet in Vergessenheit. Durch diese gefundene Büste kam auch diese besondere Zeit wieder ans Tageslicht.
Das hoch interessante Sachbuch beschreibt viele Komponenten und Sichtweisen auf Nofretete, wie die Politik im Laufe des letzten Jahrhunderts in die Debatten um eine Rückgabe an Ägypten hineinspielte und wem und wohin sie gehört. Sehr informativ, wissenschaftlich und doch leicht lesbar mit vielen Illustrationen.

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