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Veröffentlicht am 10.02.2023

Ägyptenfieber

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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Alma Täuber arbeitet als Telefonistin in Baden-Baden. Von ihrem Freund, dem Kriminalkommissar Ludwig Schiller hat sie sich getrennt, da die als verheiratete Frau nicht berufstätig sein darf. Und ihre Selbständigkeit ...

Alma Täuber arbeitet als Telefonistin in Baden-Baden. Von ihrem Freund, dem Kriminalkommissar Ludwig Schiller hat sie sich getrennt, da die als verheiratete Frau nicht berufstätig sein darf. Und ihre Selbständigkeit ist ihr wichtiger als privates Glück. Durch ihre Freundin Emmi, einer angesehenen Floristin, hat sie eine begehrte Karte für die Oper Aida bekommen. Ganz Baden-Baden ist im Ägyptenfieber, seit den Ausgrabungen im Tal der Könige und dem Fund des Grabes von Tutanchamun. Beim anschließenden Ball, bei dem auch ägyptische Kunst ausgestellt wird, legt sich Emmis Freund August mit dem Tenor Josef Wittlich an, da Emmi heftig mit ihm flirtet. Als Josef Wittlich wenig später erschlagen aufgefunden wird, steht der Täter schnell fest. August. Da bleibt Alma nichts anderes übrig als wieder selbst zu ermitteln, wobei sie wieder auf Ludwig trifft.
Das Jahr 1924 wird hervorragend beschrieben, in die Personen wie auch in die Zeit kann man sich sehr gut hineinversetzen. Ernste wie humorvolle Passagen wechseln sich ab, der Aufbruch in eine bessere Zeit wie auch der bereits aufkommende Nationalsozialismus werden thematisiert. Der Kriminalfall an sich ist dagegen deutlich schwächer und wenig spannend als im ersten Band um die Telefonistin Alma.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Vergangenheitsbewältigung

Rote Sirenen
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Nach der Annexion der Krim durch Russland entschließt sich die gebürtige Ukrainerin Victoria, ihre Großmutter Valentina zu besuchen. Seitdem sie als 15-jährige im Jahr 1994 mit ihrer Mutter in die USA ...

Nach der Annexion der Krim durch Russland entschließt sich die gebürtige Ukrainerin Victoria, ihre Großmutter Valentina zu besuchen. Seitdem sie als 15-jährige im Jahr 1994 mit ihrer Mutter in die USA ausgewandert ist und seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Brüssel lebt, hat sie ihre alte Heimat nicht mehr besucht. Nach ihrer Ankunft in Beleh, einem Dorf nahe Kiew, stellt sie fest, wie sehr sie das Land, die Menschen, die Kultur vermisst hat. Des Weiteren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht herauszufinden, was im Jahr 1930 mit ihrem Großonkel Nikodim Berezko passiert ist, der ins Hahnenhaus abgeführt wurde. Lügen und Schweigen bestimmten damals wie auch heute noch das Geschehen. Erst, als sie nach mehreren Jahren mit wiederkehrenden Besuchen und hartnäckigen Fragen näheres herausbekommt, kann sie für sich selbst Frieden finden. Dieser Teil des Romanes ist herausragend geschrieben, die Familiengeschichte, die weit in die Vergangenheit hineinreicht ist spannend und vielschichtig. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit der wechselvollen Geschichte der Ukraine, mal sowjetisch, mal selbstständig, mit der Abhängigkeit und dem Freiheitsdrang der Menschen. Diese Historie leider nicht chronologisch aufgebaut, innerhalb der Familiengeschichte werden immer wieder Episoden mit eingebaut. Für ein besseres Verständnis ist es nötig, Sekundärliteratur zu Rate zu ziehen. Zumindest als Anhang hätten diese Informationen dabei sein müssen.

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Veröffentlicht am 02.12.2022

auf Verbrechen folgt Rache

Elektra, die hell Leuchtende
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Die Geschichte um die schöne Helena und den Kampf um Troja ist nicht neu und doch neu erzählt. Wir erleben die Handlung aus der Sicht der Frauen, den Spartanerinnen Klytämnestra und deren Zwillingsschwester ...

Die Geschichte um die schöne Helena und den Kampf um Troja ist nicht neu und doch neu erzählt. Wir erleben die Handlung aus der Sicht der Frauen, den Spartanerinnen Klytämnestra und deren Zwillingsschwester Helena, die beide die Brüder Menelaos und Agamemnon geheiratet haben. Mit der Kampfkraft Spartas ziehen die Brüder in den Kampf um Mykene, dort wurde ihnen ihr rechtmäßiger Königsthron geraubt. Doch auch diese Geschichte hat eine Vorgeschichte, immer wieder fanden Erbkriege statt, Brüder und Söhne von Herrschenden wurden getötet. Agamemnon hat die Macht in Mykene wiedererlangt, Menelaos besitzt die schöne Helena, bis aus Troja Paris auftaucht und Helena mitnimmt. Ein weiterer Krieg bricht aus und um die Götter gnädig zu stimmen, wird Iphigenie, die älteste Tochter Klytämnestras getötet. Seitdem sinnt Klytämnestra auf Rache und vergisst darüber ihre Kinder Elektra und Orest, die den Vater verehren.
Auf der anderen Kriegsseite in Troja hat Kassandra einen schweren Stand. Nachdem die Tochter des Königs Priamos in die Zukunft sehen kann wird sie als die Verrückte angesehen. Sie sieht den Untergang Trojas, der vermeidbar wäre, wenn man auf sie hören würde.
Chronologisch wird die mythologische Geschichte um Sterbliche und Götter erzählt, abwechselnd aus Sicht Kassandras, Klytämnestras, Helenas und Elektras. Welche Qualen sie in der Männerwelt erleiden, wie wenig sie wertgeschätzt werden und wie es ihnen ergeht, wenn sie sich wehren und die Waffe selbst in die Hand nehmen. Interessant erzählt, manchmal jedoch ein wenig zu viel an Herzschmerz.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Beutekunst

Das neunte Gemälde
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Lennart Lomberg ist ein anerkannte Kunstexperte, speziell auf dem Gebiet der NS-Beutekunst. Er erhält den Auftrag, ein seit 1943 verschollenes Gemälde an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben. Doch ...

Lennart Lomberg ist ein anerkannte Kunstexperte, speziell auf dem Gebiet der NS-Beutekunst. Er erhält den Auftrag, ein seit 1943 verschollenes Gemälde an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben. Doch bevor er sich damit beschäftigen kann ist der Auftraggeber tot und Lenn gerät in die Ermittlungen der Polizei. Auch aus persönlichen Interessen ermittelt er selbst in dem undurchsichtigen Fall, der zurück geht auf das Jahr 1943 in dem sein eigener Vater im Jeu de Paume in Paris bei der Registrierung von Beutekunst, Besitz deportierten Juden, involviert war. Nach Kriegsende, besonders ab dem Jahr 1966 machte sein, längst verstorbener, Vater Karriere beim BKA, obwohl er nicht die entsprechenden Qualifikationen hatte. In dieser Zeit waren in allen Bereiche ehemalige Nazis an der Macht, erst später sollte es sich ändern.
Andreas Storm springt in diesem fiktiven Werk mit wirklich statt gefundenen Ereignissen in den Jahren 1943, als mehrere Gemälde verschwanden, dem Jahr 1966, als es zum Karrieresprung von Lenns Vater kam und dem Jahr 2016, der Jetztzeit hin und her. Der Roman gibt viele Einblicke in die Welt des Kunsthandels und dem Umgang mit Beutekunst, die Spannung lässt jedoch durch die sehr detaillierten Beschreibungen ein wenig nach. Um selbst den Anschluss nicht zu verpassen ist ein genaues Lesen erforderlich.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Poetin und Romancier

Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe
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Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. ...

Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. Die Vorstellung verpassen sie, Max ist sofort in Ingeborg verliebt, sie muss erst noch die gerade erst vollzogene Trennung von Paul Celan verarbeiten.
In dem Roman von Bettina Storks wird die fünfjährige Liebesbeziehung der Beiden beschrieben. Eine extrem schwierige, mit mehr Tiefen als Höhen. Viele Umzüge, immer wieder neue Wohnungen sollen von den Problemen ihres Zusammenlebens ablenken. In der von Ingeborg angemieteten Wohnung in Zürich wird der unzüchtige Herrenbesuch nicht geduldet, die große gemeinsame Wohnung bringt die Unterschiede im Alltag ans Licht. Max ist ein Frühaufsteher, hat einen Arbeitsplan, eine Tagesstruktur und liebt ein aufgeräumtes Zuhause, Ingeborg ist ein Nachtmensch und chaotisch. Immer wieder flüchtet Ingeborg und der massive Schriftverkehr mit ihr nahestehenden Männer schürt zusätzlich die schon bestehende Eifersucht Max Frischs, der selbst nicht viel von Treue hält.
Sie können nicht ohne einander, jedoch auch nicht miteinander. Alkohol und Tabletten sorgen für weitere Probleme und auch der erneute Umzug nach Rom, Ingeborgs Sehnsuchtsort, helfen nicht über ihre Schreibblockade hinweg.
Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, sind egoistisch veranlagt und können mit Worten verletzen. Wir erleben diese Intensität in der Beziehung mit, bei dem man mal mit dem einen, mal mit der anderen mitleidet.
Auch wenn beide Autoren bekannt sind, hätte ich mir zur Abrundung des Romans ein wenig mehr an Hintergrundinformationen, wie Lebenslauf und Werksverzeichnis gewünscht. An einigen, wenigen Stellen ist die Handlung zu schwülstig, meistens jedoch sehr gut geschrieben.

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