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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2022

Mut zum Gärtnern, Backen und zur Tierhaltung

Selbstversorgung
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Das Cover des tollen, sehr umfangreichen Werkes von Marie Diederich hat mich sofort angesprochen durch ihre aufgelockerte Herangehensweise, denn die Autorin guckt fröhlich in die Kamera mit einem Huhn ...

Das Cover des tollen, sehr umfangreichen Werkes von Marie Diederich hat mich sofort angesprochen durch ihre aufgelockerte Herangehensweise, denn die Autorin guckt fröhlich in die Kamera mit einem Huhn auf dem Kopf. Auch ist alles im Buch sehr schön mit Fotos erklärt, dazu die lockere, leichte und schwungvolle Ausdrucksweise der Autorin. Sie sprüht nur so voller Enthusiasmus, Überzeugungskraft und Liebe zu ihrem Selbstversorgerleben. Es wird alles sehr detailliert und geduldig erklärt, so dass sich auch der absolute Laie angesprochen fühlen muss.
Die Aufteilung ist sehr gelungen. Sie beginnt mit einer Einführung in den Garten unterstützt durch ein sehr gut gegliedertes Inhaltsverzeichnis. Im Anhang befindet sich ein Glossar mit relevanten Spezialbegriffen, zusätzlich ein sehr umfangreiches Register, damit man gezielt nachschlagen kann.
Für den Anfänger wird erläutert wie er / sie vorgehen könnte. Seien es nur Töpfe auf dem Balkon, ein kleines Beet oder ein Schrebergarten.
Die Hühnerhaltung und die Haltung von Ziegen oder Schafen wird sehr romantisierend dargestellt, denn man darf ja nicht in jeder Nachbarschaft Tiere halten. Hähne schon mal gar nicht! Im Frühjahr werden die Legehennen oftmals geschlachtet, da der Eierertrag zurückgeht. Wer soll das machen?
Auch ist vieles zu idealisiert dargestellt, denn es gibt keine Beete ohne Unkraut. Den jungen Giersch kann man allerdings wie Spinat zubereiten. Generell erfordert die Gartenarbeit sehr viel Zeit, nur allein das Gießen, möglichst mit angewärmtem Wasser dreimal täglich, im Sommer!
Jeder kann sich jedoch einzelne Aspekte herausgreifen und verwirklichen, eine volle Selbstversorgung geht wohl nur mit einem Riesengrundstück in bäuerlicher Gegend.
Auch ich habe mir viele Anregungen für unseren Garten geholt, allerdings ist die klimatische Situation in Nord- und Süddeutschland doch unterschiedlich.
Enttäuschend fand ich den Bereich zum Brotbacken. Für Berufstätige erachte ich es als zu aufwendig, erst eine Sauerteig – Starterkultur anzusetzen, den Teig tagelang zu füttern, um dann, wie in meinem Fall ein klitschiges Etwas aus dem Ofen zu holen. Leider gibt es kein Rezept für Hefeteigbrot, nur Brötchen und Baguette, was für mich uninteressant ist.
Generell habe ich aber die Tipps und Tricks genossen. ich kann nur sagen:” Übung macht den Meister!” Also eine klare Studierempfehlung für Tier und Garten Freunde.

Veröffentlicht am 19.03.2022

Beamtentum gegen Intuition und Menschenverstand

Die Diplomatin
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Das Cover mit der stilisierten Landschaft lässt Urlaubsträume erwachen und führt gut in das, generell, vermutete Leben einer Konsulin ein. Empfänge, Reisen in exotische Länder, Organisation von Festen ...

Das Cover mit der stilisierten Landschaft lässt Urlaubsträume erwachen und führt gut in das, generell, vermutete Leben einer Konsulin ein. Empfänge, Reisen in exotische Länder, Organisation von Festen und tolle Gespräche mit der "Diplomatenclique” der anderen Länder, dazu noch hoch bezahlt und mit toller Pension, das sind die Vorurteile, die einer Konsulin oder einem Konsul, oftmals entgegengebracht werden.
Mit der Auswahl dieses Romans wollte ich gern mehr über den diplomatischen Dienst erfahren und wurde mit der Realität konfrontiert. Die Protagonistin führt nicht nur ein Leben, bestehend aus langweiligen Terminen und Pflichten, sondern muss als Bindeglied zwischen der Regierung des jeweiligen Landes, der Polizei und deutschen Urlaubern fungieren. Zuerst in Montevideo, dann in Istanbul, muss Friederike Andermann, genannt Fred, zu dem Schluss kommen, dass Journalisten, Künstler und unvorsichtige Touristen oftmals die Brisanz der Lage nicht verstehen wollen und ihre Warnungen und Ratschläge einfach ignorieren. Aus Unverständnis der politischen Lage oder, weil sie von einem Konsulat zu viel Schutz erwarten?
Die Protagonistin ist Ich - Erzählerin. Dadurch wird Intensität erzeugt und ihre innere Zerrissenheit, nach vielen Dienstjahren, in den Blickwinkel gerückt. Das Leben in Montevideo wird teils verniedlichend dargestellt, offenbart dann aber ihre Hilflosigkeit in einer brisanten Situation. Bei Nichterfolg wird man in die Zentrale versetzt und dann oft an einen Brennpunkt wie Istanbul, wo Fred tief in die Beziehungen der deutschen und türkischen Geheimdienste eintaucht. Freiheit, Recht und Demokratie werden dort mit Füßen getreten. Sie zweifelt an ihrem diplomatischen Standpunkt und kämpft gegen Repressalien durch den “Präsidenten” an. Das türkische Unrechtsregime wird in aufrüttelnder Weise dargestellt, was den Berichten der deutschen Presse entspricht.
Kann man noch gefahrlos dorthin in den Urlaub fahren, zum Beispiel als Journalist, Kurde, Teilnehmer an Demos in Deutschland gegen das türkische Regime?
Fred stellt sich selbst und ihren Beruf in Frage und kommt zu dem Schluss, dass man in menschlich Handeln muss. Sie wird intensiv von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet. Der Roman ist chronologisch angelegt, was ihn leicht lesen lässt. Dazu tragen auch die schnörkellose Sprache und die kurzen Kapitel bei.
Ich hätte mir ein umfangreicheres Werk gewünscht, denn oftmals werden Fakten nur angetippt. Der innere Konflikt der Protagonistin ist gut dargestellt. Natürlich darf eine Liebesromanze als “Würzung” nicht fehlen.
Wer wird nach dieser Lektüre noch in den diplomatischen Dienst eintreten wollen?

Veröffentlicht am 02.03.2022

Im Ferienhaus am See

Der Papierpalast
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Das Cover des Debütromans “Der Papierpalast” von Miranda Cowley Heller, welches eine romantische Naturlandschaft zeigt, gefällt mir sehr gut, hinterlässt die Leser*innen jedoch in der Erwartung, eine weichgespülte ...

Das Cover des Debütromans “Der Papierpalast” von Miranda Cowley Heller, welches eine romantische Naturlandschaft zeigt, gefällt mir sehr gut, hinterlässt die Leser*innen jedoch in der Erwartung, eine weichgespülte Familiengeschichte serviert zu bekommen. Das ist aber hier nicht der Fall!
Elle Bishop, die 50-jährige Protagonistin, hat alle Sommer in dem Ferienhaus, genannt der Papierpalast in den Back Woods auf Cape Code verbracht. Jetzt treffen die Familie und ihr Jugendfreund hier bei einer Feier aufeinander. Elle befindet sich in einem Gefühlschaos, denn sie fühlt sich sehr stark zu Jonas, ihrem Kindheits- und Jugendfreund, hingezogen, hat Sex mit ihm, fühlt sich jedoch schuldig, denn sie liebt auch ihren Ehemann, mit dem sie 3 Kinder hat. Es gibt einen Haupterzählstrang, der, über eine Zeitspanne von 24 Stunden, minutiös ihren emotionalen Kampf darlegt. Sie muss mit ihren Gefühlen und der vorhandenen Realität klarkommen. Durch die Ich - Perspektive wird man in ihre Problemwelt hineingezogen, denn ihre Gedanken lassen ein differenziertes Charakterbild von ihr entstehen.
Durch Rückblenden werden ihre Erinnerungen an das Leben ihrer Großeltern und Eltern sehr mitreißend dargestellt. Ihre Vorfahren waren alle mehrfach verheiratet und hatten ebenfalls innere Beziehungskämpfe durchzustehen. Elle musste als Kind sexuellen Missbrauch erleben, dieses Thema, aber auch Mord, Unterdrückung und Unehrlichkeit haben bei Elle eine innere Identifikationslücke hinterlassen, denn sie wurde als Kind immer zwischen ihrer Sehnsucht nach Liebe und der Konfrontation mit ihren Ängsten hin- und hergerissen.
Dazu hat auch ihre selbstverliebte, sehr egoistische und wankelmütige Mutter beigetragen, sowie ihr Vater, der von seiner zweiten Ehefrau gegen seine Kinder aufgehetzt wurde.
Die Figuren sind alle authentisch und genau beschrieben. Der Schreibstil ist mit Metaphern durchsetzt und sehr anschaulich, so dass man sich an den Ferienort versetzt fühlt und nur so durch die Seiten fliegt.
Für wen und was wird sich Elle nun entscheiden? Für ein behütetes Leben an der Seite ihres Mannes oder für einen Neuanfang mit Jonas?
Sie steckt, so denke ich, in einer Midlife – Krise, die etliche Personen durchleben dürften. Deshalb ist Identifikation gut möglich.
Das Ende kommt unerwartet, lässt jedoch Raum für Interpretationen zu. Also passt es zu der Intention der Autorin, ein fesselndes und sehr berührendes Werk zu verfassen, das aufwühlt, erschüttert und sprachlos macht. Es ist also keine leichte Kost und hinterlässt Fragen. Das hat mir besonders gefallen. Daher eine ganz hervorragende Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.01.2022

Wer hat gemordet?

Das Loft
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Das Cover in sehr dunklen Tönen mit den roten Spritzern in der Mitte der Fahrstuhltür evoziert eine düstere, geheimnisvolle Stimmung und passt sehr gut zu diesem Thriller.
Bisher war mir der Autor, Linus ...

Das Cover in sehr dunklen Tönen mit den roten Spritzern in der Mitte der Fahrstuhltür evoziert eine düstere, geheimnisvolle Stimmung und passt sehr gut zu diesem Thriller.
Bisher war mir der Autor, Linus Geschke, unbekannt. Dieser Thriller mit Geschkes Spiel mit der Psyche hat mich gebannt und total überzeugt. Also werde ich mich um weitere Werke aus seiner Feder bemühen.
Sarah, Marc und sein Freund Henning bewohnen ein schickes Loft in einem angesagten hamburger Stadtteil. Durch Drogenverkauf können die beiden Freunde einen ausschweifenden Lebensstil genießen. Eines Tages jedoch ist Henning verschwunden, und die Putzfrau findet eine große Menge Blut in der Küche. Seine Freunde werden verdächtigt, ihn ermordet zu haben. Aber warum? Licht ins Dunkel wird durch einen gemeinsamen Urlaub gebracht, während dem sich wohl eine schreckliche Begebenheit ereignet haben muss. Oder hat Henning seinen Tod inszeniert, um eine Bande in die Irre zu führen, die ihm sein Drogengeschäft neidet und ihn zu vernichten droht?
Durch Geschkes Erzähltechniken, Flashbacks und eine Art Cliffhanger am Ende einzelner Kapitel, wird die Geschichte aufgerollt und Neugier auf das Folgende hervorgerufen.
Die Geschichte wird aus Sarahs und Marcs Sicht in der Ich - Form erzählt. Beide sind sympathisch und vielschichtig dargestellt. Sarah ist recht naiv und will immer gefallen, während Marc cool rüberkommt. Aber auch die ermittelnde Kommissarin tut Ihre Ansicht zum Ermittlungsverlauf in der Ich - Form kund.
Durch den flüssigen Schreibstil und die kurzen, übersichtlichen Kapitel fliegt man durch das Buch. Es gibt sehr viele Wendungen und Umwege. Kann die große Liebe der beiden diese Krise überstehen? Denn sie sind jeweils in Einzelhaft und werden von der Polizei gegeneinander ausgespielt, um ein Geständnis zu erzwingen. Oder versucht jeder seinen Kopf zu retten und belastet den anderen? Die Spannung bleibt insgesamt hoch, und es kommt zu einem unverhofften Ende. Insgesamt ein sehr guter Thriller, den ich sehr empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.01.2022

Entdeckungen in der Natur

Lotta entdeckt die Welt: Am Wasser
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Da wir in einer ländlichen Gegend wohnen und die Kinder hier, in ihrem heimischen Umfeld, vielfältige Naturentdeckungen machen können, ist mir dieses wunderschöne Bilderbuch ins Auge gefallen. Bisher kannte ...

Da wir in einer ländlichen Gegend wohnen und die Kinder hier, in ihrem heimischen Umfeld, vielfältige Naturentdeckungen machen können, ist mir dieses wunderschöne Bilderbuch ins Auge gefallen. Bisher kannte ich die Vorläuferbände noch nicht, aber ich bin so begeistert, dass ich diese gleich gekauft habe. Besonders gut gefallen mir die kindgerechten Illustrationen, die heile Welt, die dargestellt ist, und Lotta als Wiedererkennungsmerkmal. In diesem Bändchen sind so viele Details dargestellt: Schmetterlinge, Vögel, ein Füchschen, ein Maulwurf, Biber, Rehe, Schnecken, Libellen, Häschen, Eisvögel, Mäuschen, Lämmer, Marienkäfer, Reiher…. so dass, neben der eigentlichen Geschichte, auch sehr gut neue Wörter gelernt werden können und das Interesse an weiteren Tieren geweckt wird. Das Büchlein ist genau richtig für diese Altersstufe und, nach mehrmaligen Vorlesen, kann das Kleinkind sehr schön alles wiederholen und auch “Kleinigkeiten” im Hintergrund entdecken und benennen. Somit ist eine interessante Interaktion gewährleistet. Die Handlung ist sehr gut verständlich und motiviert zum Nachmachen.
Lotta, Mama und Zottel, der kleine Hund, machen eine abenteuerliche kleine Wanderung in und am Bach. Dabei wird die Natur mit allen Sinnen erlebt: Lotta kann ein Schiff fahren lassen, einen Biberdamm bestaunen, über eine kleine Holzbrücke balancieren und im Wasser hüpfen.
Das Buch aus Pappkarton ist sehr gut für Kleinkinder geeignet, denn es ist sehr robust.
Wir sind schon gespannt, wohin Lottas nächste Entdeckungstour hingehen wird.
Ein ganz tolles Bilderbuch!