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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2022

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Die Tochter der Hungergräfin
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Dieser historische Roman basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelebt hat. Als ihr Sohn, der Erbgraf, im Alter ...

Dieser historische Roman basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelebt hat. Als ihr Sohn, der Erbgraf, im Alter von nur 7 Jahren stirbt, erlischt die männliche Linie. Die Gräfin und ihre beiden Töchter Ernestine und Johannette sehen sich vielen Feinden gegenüber. Alle, egal ob Verwandtschaft oder die Kurfürsten, strecken gierig ihre Hände nach der Grafschaft aus.

Selbst ein Bischof versucht, um die Grafschaft unter seine Regentschaft zu bringen, die Gräfin und ihre Töchter auf deren Schloss zu belagern und auszuhungern.

Die Flucht gelingt und dann beginnt ein zermürbender juristischer Kampf umd das Erbe ihrer Töchter.

Ein Bischof versucht sogar sie auf ihrem Schloss auszuhungern und bald befindet sich die Gräfin mit ihren Töchtern auf der Flucht. Als sie endlich einen sicheren Ort gefunden haben, beginnt die Gräfin einen beispiellosen Kampf um das Erbe ihrer Töchter.

Meine Meinung:

Das Buch wird aus der Sicht von Ernestine, der ältesten Tochter der Gräfin, erzählt.

In vier Teilen wird die Geschichte, die zwischen 1636 und 1652 spielt, erzählt. Der Roman zeigt deutlich, wie gering Frauen und Töchter geschätzt wurden und wie leicht es in dieser von Männern dominierten Männer war, rechtmäßige Ansprüche durch Waffengewalt zu unterlaufen. Auch die Kirche hat da ihre Finger im Spiel und ist um kein Jota besser als die anderen Herrscher.

Autorin Annette Spratte hat penibel recherchiert und zahlreich Dokumenten aus diversen Staats- und Landesarchiven eingesehen.

Im Epilog werden die nachfolgenden Lebensjahre der drei Frauen kurz angerissen.

Fazit:

Eine gelungener historischer Roman rund um eine kämpferische Frau. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 30.11.2022

Ein gelungener Reihenauftakt

Mord und Limoncello
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Das Abendessen, das Charlotte und Jens Stutz anlässlich ihres 20. Hochzeitstages im Luxushotel Bianchi am Gardasee einnehmen, endet ganz anders als geplant: Jens, ein äußerst korrekter, um nicht zu sagen ...

Das Abendessen, das Charlotte und Jens Stutz anlässlich ihres 20. Hochzeitstages im Luxushotel Bianchi am Gardasee einnehmen, endet ganz anders als geplant: Jens, ein äußerst korrekter, um nicht zu sagen pingeliger, Kriminalbeamter liegt erschossen im Keller des Hotels.

Charlotte muss erkennen, dass der Aufenthalt in Limone nicht ausschließlich einem Urlaub gedient hat, sondern einer geheimnisvollen Recherche.

Ist Jens hier jemandem zu nahe gekommen? Nicht nur Charlotte stellt sich diese Frage, sondern auch Commissario Fabio Angelotti, der von den grünen Augen der Witwe hingerissen ist ...

Meine Meinung:

Ich habe schon einige Krimis gelesen, die rund um den Gardasee spielen. Dieser hier hat mir am besten gefallen. Zwar ist es nicht ganz glaubwürdig, dass sich der Commissario und die Witwe über die Ergebnisse der Ermittlungen austauschen, aber es ist ja nur ein Kriminalroman.

Die Figuren sind sehr gut angelegt. Man kann sogar dem Täter nicht wirklich böse sein.
Der Schreibstil ist locker und leicht, so wie es sich für einen Urlaubskrimi gehört. Hin und wieder blitzt ein wenig schwarze Humor durch:

Am nächsten Tag probiert Charlotte in einer Boutique ein schwarzes Kleid, weil sie ja nur bunte Kleidung im Urlaubskoffer hat. Die Verläuferin berät und meint:

„Si Signora, die Form ist gut für Sie. Ist Kleid für Frau mit bella figura, aber Schwarz? Nein wirklich“ Sie sind eine Frau, die Farbe braucht. Frohe Farben. Da ihre Bluse, die ist gut.“

„Aber ich bin Witwe“ Nun hatte sie das schreckliche Wort wirklich gesagt. „Ich kann nicht herumlaufen wie ein Papagei“

Oh, sie sind so jung! Wie lange schon?“

„Seit gestern Abend gegen 22 Uhr“

Gut gefällt mir, das der Commissario kein Macho ist, sondern seine junge Kollegin fördert. Außerdem mag ich es, wenn historische Tatsachen und/oder Ereignisse in einen Krimi eingeflochten sind, die Auswirkungen in die Gegenwart haben.

Wir erfahren auch einiges aus Angelottis Privatleben, das nach einer Enttäuschung wenig Aufregendes zu bieten hat. Schmunzeln musste ich auch, als der Commissario seiner ehemaligen Lehrerin einen Besuch abgestattet hat und sich dabei wieder in seine Schulzeit zurückversetzt gefühlt hat.

Ein krönender Abschluss ist das Rezept von Mamma Angelottis Spaghetti Carbonara.

Fazit:

Ein gelungener Reihenauftakt in schöner Umgebung, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Mordsradau in Bad Vöslau
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Der, im sogenannten Speckgürtel von Wien liegende Kurort Bad Vöslau, bekannt durch sein Sauerwasser und den Rotwein, ist, gemeinsam mit Baden und Perchtoldsdorf, wieder Schauplatz diverser Scharmützel ...

Der, im sogenannten Speckgürtel von Wien liegende Kurort Bad Vöslau, bekannt durch sein Sauerwasser und den Rotwein, ist, gemeinsam mit Baden und Perchtoldsdorf, wieder Schauplatz diverser Scharmützel zwischen dem Ehepaar Pokorny und der Chefermittlerin Ottilia Wehli.

Worum geht’s?

Vorerst geht es um zwei tödliche Unfälle, deren Opfer ausgerechnet Mitglieder eines Immobilienkonsortiums sind, das das Gelände der ehemaligen Martinek-Kaserne in Baden möglichst gewinnbringend „entwickeln“ wollen.

Willi und Toni Pokorny werden von Mochacek, einem weiteren Mitglied der illustren Immobilienmakler, engagiert, etwas über die eigenartigen Unfälle herauszufinden. Ein Tagsatz von Euro 500 sowie die Aussicht auf ein weiteres Schnüffelabenteuer lassen das Ehepaar Pokorny zusagen.

Doch es wird nicht bei den beiden Toten bleiben. Der nächste Tote ist dann auch eindeutig ermordet worden, was die Polizei in Person von Chefinspektorin und Intimfeindin Ottilia Wehli, von allen nur „Oh-Weh“ genannt, auf den Plan ruft.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Pokornys kreuzen wieder die Pfade - oder soll man besser sagen die Klingen? - der unerbittlichen Chefinspektorin. Auch Gruppeninspektor Sprengnagel, ein Schulfreund von Willi Pokorny sowie die alte Katzinger leiden unter den Launen der Oh-Weh.

Nur mit tatkräftiger und bisweilen nicht ungefährlicher Mithilfe der Pokornys und der Katzinger, gelingt es in einem Showdown den Täter zu entlarven.


Meine Meinung:

Der Krimi lebt von den skurrilen, manchmal sehr überzeichneten Charakteren.
Beginnen wir bei den Pokornys: er arbeitslos, den leiblichen Genüssen sehr zugetan, liebt seinen Telefonierknochen von Nokia und wirkt ein wenig rückständig. Sie, quirlig mit einem Teilzeitjob in der Stadtbibliothek, versucht ihren Liebsten zu einer gesünderen Lebensweise zu bekehren, was zu ihrem Leidwesen nur in homöopathischen Dosen gelingt. Tja, die Verlockungen von Käsespätzle, Schnitzel, Torten und Wien sind einfach stärker. Die Familie wird mangelt eigener Kinder durch Beagle-Dame Maxime ergänzt, die alles frisst, was man ihr zusteckt.

Daneben gibt es zahlreiche andere Charaktere wie die alte Frau Katzinger und Gruppeninspektor Friedrich „Sprengi“ Sprengnagel sowie die Oh-Weh, die für zahlreiche kuriose Situationen sorgen. Im echten Leben hätten Sprengi und Oh-Weh allerdings keine Chance. Der eine verrät ständig Details der Ermittlungen und die andere will zwanghaft die Karriereleiter hinaufklettern und tappt von einer Panne in die nächste.

Der Showdown ist gut gelungen. Ich hatte bald einen Verdacht, der sich dann auch wirklich bestätigt hat.

Der Schreibstil ist humorvoll und der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Die spritzigen Dialoge im richtigen Dialekt passen gut zum Speckgürtel südlich von Wien.

Schmunzeln musste ich über die Empfehlung von „Tod in Baden“, einem Krimi von Beate Maly. Die mehrmalige Erwähnung eines Pharmakonzerns hätte es allerdings nicht gebraucht. In meinen Augen ist das Schleichwerbung.

Fazit:

Wer einen humorvollen Regionalkrimi mit skurrilen Charakteren lesen will, darf sich diesen Lesespaß nicht entgehen lassen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Freude und Leid liegen eng beieinander

Der strahlendste Stern von Hollywood
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In diesem Roman aus der Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“ steht die Schauspielerin Katherine Hepburn (1907-2003) im Mittelpunkt.

Allerdings ist dieser Roman keine Biografie im engeren ...

In diesem Roman aus der Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“ steht die Schauspielerin Katherine Hepburn (1907-2003) im Mittelpunkt.

Allerdings ist dieser Roman keine Biografie im engeren Sinn. Die Autorin, die wie sie eingesteht, bislang sehr wenig über Katherine Hepburn wusste, schildert zwar darin einige Episoden im langen Leben der vierfachen Ocsr-Preisträgerin, lässt die Geschichte aber mehr oder weniger mit dem Tod ihres Lebensmenschen Spencer Tracy (1900-1967) enden.

Spencer Tracy ist mit einer anderen Frau verheiratet, will sich nicht scheiden lassen, hat, neben Katherine noch zahlreiche Affären mit jüngeren Schauspielerinnen und ist schwer alkoholkrank. Also, ein Stoff aus dem zahlreiche Dramen sind.

Der Schauspieler blockiert Katherine Hebpurn für mehrere Jahre, da sie zu seinen Gunsten ihre eigene, vielversprechende Karriere unterbricht. Es scheint, als wäre Tracy ziemlich manipulativ und Katherin Hepburn in einer Abhängigkeit, die für sie sehr ungesund ist. Erst nach Tracys Tod wird sie sich daraus befreien können und zahlreiche bedeutende Filme drehen, was aber leider nicht Gegenstand dieses Romans ist.

Meine Meinung:

Der Versuch, herauszufinden, warum die Hepburn diese Abhängigkeit von Spencer Tracy entwickelt hat, muss mangels authentischer Quellen scheitern und ergeht in Spekulationen. So wird der Tod ihres Bruders dafür verantwortlich gemacht.

Der Roman liest sich leicht und locker. Der geneigte Leser erfährt einiges über die Traumfabrik Hollywood und, dass dort nicht alles Gold ist, was glänzt.

Nicht ganz einverstanden bin ich mit der Einordnung in die Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“. Mit welchen Errungenschaften hat Katherine Hepburn die Welt verändert? Sie hat es, ohne ihre schauspielerischen Leistungen schmälern zu wollen, nicht einmal geschafft sich selbst zu ändern. Interessant wäre es zu wissen, wieso sie in eine solche Co-Abhängigkeit zu Tracys Alkoholkrankheit gekommen ist.

Ach ja, Rezensionen sind Buchbesprechungen, im Theater/Film heißt es "Theater- oder Filmkritik".


Fazit:

Wer gerne einen Blick auf den Moloch Hollywood und seine Schauspieler*Innen wirft ohne zu sehr in die Realität einzutauchen, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.11.2022

Ein kulinarischer Krimi mit einem überraschenden Ende

Sternenmeer
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Commissaire Luc Verlain genießt die letzten Tage seiner gemeinsamen Elternzeit mit Anouk und der kleinen Aurélie, als ihn der Anruf erreicht, im 3-Sterne-Restaurant Villa Auguste ist Ugo Gennevilliers, ...

Commissaire Luc Verlain genießt die letzten Tage seiner gemeinsamen Elternzeit mit Anouk und der kleinen Aurélie, als ihn der Anruf erreicht, im 3-Sterne-Restaurant Villa Auguste ist Ugo Gennevilliers, der renommierte Restaurantkritiker des Guide Michelin, zusammengebrochen.

Recht schnell ist klar, dass der Mann vergiftet worden ist und hat die Fois Gras, die als Vorspeise gereicht wurde in Verdacht. Die Gänsestopfleber ist inzwischen wegen ihrer brutalen Herstellungsart in Verruf geraten, weswegen militante Tierschützer gleich einmal verdächtigt werden, die Gänseleber vergiftet zu haben. Blöderweise ist deren Lieferant ausgerechnet der Sohn des Restaurantbesitzers, der sich eigentlich nach dem dritten Stern zur Ruhe setzen wollte.

Luc Verlain glaubt nicht an die vergiftete Leber und beginnt fieberhaft nach der Substanz zu suchen. Ihm zur Seite steht natürlich auch Anouk, die es kaum erwarten kann, wieder zu arbeiten. Baby Aurélie muss mangels Babysitter auch mit.

Natürlich ist auch Lucs unsäglicher Chef mit dabei, der von einem Fettnäpfchen ins andere tritt.

Es gibt einige Verdächtige, die sich allerdings so auffällig verhalten, dass ich sie recht bald ausschließen konnte. Nach einigen Sackgassen kommt es zu einer doch etwas überraschenden Wendung. Als wahrer Täter wird jemand, der so gar nicht in das Profil gepasst hat.

Meine Meinung:

Auch in seinem 6. Fall entführt uns Autor Alexander Oetker wieder gekonnt in die kulinarische Welt des Aquitaine.

Der Einblick in die hektische Küche der gehobenen Gastronomie lässt mich einen Restaurantbesuch mit anderen Augen sehen. Dort herrscht Stress pur, vor allem dann, wenn es um Sterne oder Hauben geht.

„Sie alle liebten diesen Mann wegen seines Könnens und seines Genies – aber sie hassten ihn zugleich auch wegen seiner Detailversessenheit, seiner Härte, dafür, dass er ausschließlich für die Küche lebte.“ (S. 12)

Das Frankreich-Feeling ist Alexander Oetker wieder perfekt gelungen. Allerdings bin ich nicht damit einverstanden, ein Baby zu den Ermittlungen mitzunehmen. Das und das für mich doch etwas überraschende Ende kosten den 5. Stern.

Fazit:

Ein komplexer Fall mit einem überraschenden Ende. Diesmal gibt es nur 4 Sterne.