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Venatrix

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Ein penibel recherchierter hist. Roman

1799 - Die Schatten von Oldenburg
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Das kleine Fürstentum Oldenburg ist die Kulisse dieses historischen Romans, der zehn Jahre nach der Französischen Revolution spielt. Inzwischen ist ein korsischer General namens Napoleon Bonaparte Oberbefehlshaber ...

Das kleine Fürstentum Oldenburg ist die Kulisse dieses historischen Romans, der zehn Jahre nach der Französischen Revolution spielt. Inzwischen ist ein korsischer General namens Napoleon Bonaparte Oberbefehlshaber der Revolutionstruppen und überzieht ganz Europa mit Krieg und Verwüstung. Daneben kommt das wirtschaftliche Leben ziemlich zum Erliegen, denn die Warenein- und Ausfuhr ist durch gegenseitiges Handelsembargo empfindlich gestört. Das muss auch Johannes Friedrich von Marburg auf tragische Weise zur Kenntnis nehmen. Denn während er in Hamburg dem studentischen Leben frönt, werden seine Eltern und ihre Bediensteten in Oldenburg ermordet und das Schiff „Friederike“ im Hafen von Le Havre festgsetzt.

Leider scheint die Oldenburgische Polizei nicht gewillt zu sein, das Verbrechen aufzuklären. Es steht vielmehr Mord und Selbstmord des Handelsherrn im Raum, der in Geldschwierigkeiten steckt.

Das will Johannes Friedrich weder auf sich noch auf seinem Vater sitzen lassen und macht sich auf, um Licht in das Dunkel zu bringen und stolpert dabei nicht nur über eine russischen Presspatrouille und „darf“ einen Tag und eine Nacht dem Zaren „dienen“. Der Polizeidragoner Lürssen rettet den Kaufmannsohn aus dieser und anderen misslichen Lagen und wächst ein wenig in die Rolle eines Retters hinein.

Vor den Irrungen des Herzens kann Lürssen Johannes Friedrich allerdings nicht retten. In Hamburg hat sich Johannes Friedrich in die Schankmagd Jette verliebt und hier in Oldenburg verdreht im Claire, eine junge Französin, die auf der Suche nach einer Kiste mit dem Schmuck der geköpften Madame du Barry ist, den Kopf.

Meine Meinung:

Jörg Kohn ist mit diesem historischen Roman eine interessante Geschichte gelungen. Mir persönlich macht es wenig aus, dass der Krimi eher in den Hintergrund gedrängt wird wird. Die Ermittlungsmethoden sind ja längst nicht ausgereift. Ich mag es, wenn historische Romane penibel recherchiert sind. Und das ist hier der Fall. Hintergrund ist eben das postrevolutionäre Jahrzehnt, das, nachdem der gewalttätige Umsturz Abertausenden von Royalisten den sprichwörtlichen Kopf gekostet hat, durch Napoleon Bonaparte seinen Fokus auf Weiterverbreitung dieses Gedankengutes hat. Kein Land in Europa bleibt von den Expansionsbestrebungen verschont und jede noch so kleine Monarchie will ihren status quo behalten. Das muss auch das kleine Fürstentum Oldenburg erkennen, das noch (?) nicht verschluckt worden ist, aber für zahlreiche ausländische Truppen Durchgangsland ist.

Aber, zurück zu diesem Buch ...

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet.

Johannes Friedrich ist stellenweise ziemlich naiv, was aber seiner bislang unbeschwerten Jugend geschuldet ist. Nie hat er es mit Existenzsorgen zu tun bekommen, nun, da die Eltern tot sind, das Vermögen (vermutlich) futsch ist, beginnt für ihn der Ernst des Lebens.

Claire, die ehemalige Kammerzofe von Madame du Barry, ist ihm an Gewitztheit haushoch überlegen. Ist ja klar, immerhin hat sie das Köpfe rollen überlebt, die Juwelen in Sicherheit gebracht, auch wenn die nun ebenfalls verloren sind. Ich glaube ja nicht, dass es für die beiden ein Happy End geben wird. Dem stehen mehrere Gründe entgegen: der Standesunterschied, auch wenn beide nun verarmt sind, sie ist Französin, vermutlich einiges älter als er, und selbst wenn sie ihre Zeit am Französischen Hof unbeschadet überstanden hat, ist sie ja von Guérin und seinen Männern geschändet worden. Und das kann kein Mann der damaligen Zeit unvergessen machen, zumal er ja dazu gekommen ist.

Dass Jette jetzt so plötzlich vor der Türe steht, ist interessant. Auch hier ist der Standesunterschied bestehen geblieben.

Nun ja, wir wird sehen und lesen. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen, da das Napoleonische Zeitalter noch rund fünf Jahre andauern wird.

Gut gefallen hat mir, Heinrich Sartorius, der nun gemeinsam mit Johannes Friedrich von Marburg als Polizeiagent arbeiten darf.

Fazit:

Wer gerne penibel recherchierte historische Romane liest, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Ein neuer Stern am skandinavischen Krimi-Himmel

Verschwiegen
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Dieser erste Krimi der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir führt uns in die Kleinstadt Akranes in der das Leben der Bewohner ziemlich ereignislos dahinplätschert. Bis, ja bis in der Nähe des Leuchtfeuers ...

Dieser erste Krimi der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir führt uns in die Kleinstadt Akranes in der das Leben der Bewohner ziemlich ereignislos dahinplätschert. Bis, ja bis in der Nähe des Leuchtfeuers die Leiche einer zunächst unbekannten jungen
Frau gefunden wird.

Schnell stellt sich heraus, dass sie ebenso wie die Polizistin Elma aus Akranes stammt und nach langen Jahren in der Hauptstadt wieder nach Akranes zurückgekehrt ist.

Je tiefer Elma und ihre Kollegen in die Geheimnisse der Toten eindringen, desto gespenstischer wird die Sichtweise auf Akranes, denn die kleinstädtische Beschaulichkeit ist nur Fassade.



Meine Meinung:



Dieser Krimi, der lange die isländischen Bestsellerlisten angeführt hat, kratzt an der Grenze zum Thriller.

Die Ermittler müssen sich durch die Geheimnisse der Toten und der Lebenden durcharbeiten und werden dabei mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert. Bruchstückhaft erfährt der Leser, was so alles in der Vergangenheit in Akranes passiert ist.



Die Stimmung ist kalt und düster, und passt zur Landschaft. Die Charaktere sind allesamt keine einfachen Menschen. Jeder hat so seine eigenen Probleme.

Der Schreibstil ist fesselnd, der Leser tappt recht lange im Dunkeln und kann sich der psychologischen Dramen kaum entziehen.



Fazit:



Ein spannender, psychologischer Krimi einer Autorin, die zu Recht als aufstrebender Stern der nordischen Krimiszene gilt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.11.2022

Zweikämpfe bekannter Frauen

Rivalinnen
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In diesem Buch stellt die Autorin fünf berühmte Frauenpaare vor, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Durch diese Kämpfe lizitieren sie sich zu Höchstleistungen empor, die vermutlich sonst nicht möglich gewesen ...

In diesem Buch stellt die Autorin fünf berühmte Frauenpaare vor, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Durch diese Kämpfe lizitieren sie sich zu Höchstleistungen empor, die vermutlich sonst nicht möglich gewesen wären.

Die zehn Frauen sind:

Sarah Bernardt und Eleonora Duse
Coco Chanel und Elsa Schiaparelli
Elizabeth Arden und Helena Rubinstein
Hedda Hopper und Louella Parsons
Olivia de Havilland und Joan Fontaine

Das letzte Paar ist besonders interessant: die beiden Schauspielerinnen sind nämlich Schwestern. Die geschwisterliche Rivalität hat bereits im Kinderzimmer begonnen. Die beiden buhlen um die Aufmerksamkeit der Eltern und scheitern damit grandios. Später verlagert sich der Kampf in Richtung Publikum. Keine schenkt der anderen etwas.

Die meisten Hahnenkämpfe (oder muss man hier Hennenkämpfe sagen?) sind aus den diversen eigenständigen Biografien bekannt.

Warum sich Elizabeth Arden und Helena Rubinstein solche Gefechte liefern, ist nicht ganz nachvollziehbar: Amerika ist groß genug für mehrere Kosmetikkonzerne, wie die Geschichte beweisen wird.

Fazit:

Die fünf Zweikämpfe lassen sich locker lesen. Allzu viel Neues erfährt der Leser nicht. Dieses Buch macht Lust, mehr über die einzelnen Personen erfahren zu wollen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.11.2022

Eine Hommage an eine starke Frau

Die Unbeirrbare
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Wer kennt sie nicht, die Champagnermarke „Veuve Clicquot“? Doch wem ist die Firmengeschichte bekannt, die um 1800 begann? Marie-Louise Wolff erzählt die Geschichte der Nicole Cliquot-Ponsardin (1777-1866), ...

Wer kennt sie nicht, die Champagnermarke „Veuve Clicquot“? Doch wem ist die Firmengeschichte bekannt, die um 1800 begann? Marie-Louise Wolff erzählt die Geschichte der Nicole Cliquot-Ponsardin (1777-1866), die hinter diesem Imperium steckte.

Im Sommer 1789 ändert sich das Leben der Nicole Ponsardin gravierend. Denn das gerade zwölf Jahre alte Mädchen ist die älteste Tochter des reichsten Textilkaufmanns von Reims, Philippe Ponsardin, als am 14. Juli mit dem Sturm auf die Bastille die Revolution in Frankreich ausbricht.

Die Familie und das Textilgeschäft, das nun nicht mehr Seidenfäden verspinnt sondern robuste Baumwolle, übersteht die ersten blutigen Jahre der Revolution.
Nicole soll nun vorteilhaft verheiratet werden und da bietet sich François Clicquot, Sohn eines Geschäftsfreundes, perfekt an. Ungewöhnlich für damalige Zeiten, ist diese Hochzeit 1798 eine Liebesheirat und Nicole arbeitet gleichberechtigt in der Firma Cliquot mit. Doch das Glück währt nicht lange, François stirbt bereits 1805. Gegen alle Widerstände führt Nicole Cliquot-Ponsardin ihre Firma erfolgreich weiter und lässt sich auch von einem korsischen General, der die damalige Welt rund 15 Jahre lang mit Kriegen überzieht, nicht entmutigen.

Und genau diesem, nämlich Napoleon Bonaparte, schauen wir in einem zweiten Handlungsstrang über die Schulter.

Meine Meinung:

Dieser historische Roman reiht sich fast nahtlos in eine Serie von romanhaften Frauenbiografien ein, die derzeit en vogue sind. Ich persönlich bin ja eher ein Fan von sachlichen Biografien.

Durch den zweiten Handlungsstrang mit Napoleon hat Autorin Marie-Louise Wolff einen historisch gut recherchierten Rahmen für die Geschichte der Veuve Clicquot geschaffen.

Obwohl sich die Proponenten der Revolution mit dem Schlachtruf „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ die Bourbonen weggefegt und eine „moderne“ Staatsform der Republik etabliert haben, sieht es mit der Gleichheit für Frauen schlecht aus. Die wenigen Frauen, die diese auch für ihresgleichen fordern, landen wie Olympe de Gouges unter der Guillotine. Auch Napoleon, der sich immer sehr fortschrittlich gibt, lässt in seinem „Code Civile“ den Frauen kaum Spielraum. Als Witwe darf eine Frau das Geschäft ihres verstorbenen Mannes weiterführen - diesen Passus nützt die intelligente Nicole Cliquot-Ponsardin aus.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Zum einen Vater Ponsardin, der ein echter Wendehals ist und es sich mit allen Machthabern gut stellt und Mutter Ponsardin, die depressiv erscheint und nicht von ihrem Standesdünkel abweichen will. Dass sich Philippe Ponsardin sich den jeweilige politischen Gegebenheiten anpasst, kann man dahingehend interpretieren, dass er Arbeitgeber für Hunderte Menschen ist und so etwas wie ein soziales Gewissen hat.

Völliger Gegensatz dazu ist Nicole Cliquot-Ponsardin, die Napoleons Größenwahn durchschaut und verabscheut. Mehrmals muss sie um die Firma bangen, denn die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre bringt den Handel fast völlig zum erliegen. Doch sie mit ihrem Wagemut ist sie die erste, die wieder Handelsbeziehungen mit anderen Ländern aufnimmt. Sie führt das Unternehmen nicht allein, sondern hat Ratgeber, die sie unterstützen.

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die historischen Details sind penibel recherchiert.

Der Autorin gelingt es sehr gut, historische Ereignisse und Wissen über die Zeit zu transportieren. Für Leserinnen, die hier (anders als ich) noch wenig über die Zeit der Napoleonischen Kriege gelesen haben, wird diese Zeit lebendig.

Leider endet das Buch auch mit der Verbannung Napoleons auf St. Helena 1815, obwohl Nicole Cliquot-Ponsardin noch bis 1866 lebt. Diese weitern 50 (!) Jahre sind der Autorin nur mehr wenige Seiten wert. Das finde ich sehr schade und kostet den 5. Stern.

Fazit:

Eine weitere Romanbiografie einer starken Frau. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 10.11.2022

Opulentes MIttelalterepos

Aquitania
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Mit „Aquitania“ hat Autorin Eva Garcia Sáenz einer Frau ein Denkmal gesetzt, die so gar nicht in die Zeit passte: Eleonore von Aquitanien.

Was macht diese Frau so besonders?

Geboren um 1124 in Poitiers ...

Mit „Aquitania“ hat Autorin Eva Garcia Sáenz einer Frau ein Denkmal gesetzt, die so gar nicht in die Zeit passte: Eleonore von Aquitanien.

Was macht diese Frau so besonders?

Geboren um 1124 in Poitiers als Tochter von Wilhelm IX. von Aquitanien, des Herzogs, erhält das talentierte Mädchen am Hof des Vaters eine für damalige Zeiten ungewöhnliche Ausbildung: Sie lernt unter anderem Latein. Die Ermordung Wilhelm IX. 1137 stellt eine Zäsur in ihrem Leben dar, denn sie wird die Nachfolgerin ihres Vaters, muss sich gegen die Intrigen diverser Lehensherren behaupten und wird mit Ludwig, dem Sohn des französischen König verheiratet. Der Unterschied zwischen zwischen den Höfen in Aquitanien und Paris könnte größer nicht sein: Hier gut eingerichtete Schlösser, Bildung, Kultur und höfische Leben, dort eine kahle Burg, wenig Komfort, raue Sitten und ungehobelte Bewohner. Die Heirat natürlich aus Staatsräson, bringt doch Eleonore ein reiches Herzogtum in das arme, kleine französische Reich.

Als dann Frankreichs König ermordet wird, macht sich Eleonore auf, die Hintergründe zu erfahren. Denn der Tod des Königs und der ihres Vaters ähneln einander frappant. Wer hat Interesse, ein junges unerfahrenes Königspaar an der Spitze zu sehen? Cui bono? Haben schon die alten Römer gefragt.

Meine Meinung:

Dieser (historische) Roman umfasst die Jugendzeit Eleonores bis zur Scheidung von um 1152.

Da Eleonore leider kein Tagebuch geschrieben hat, sind die historischen Quellen ziemlich spärlich und, natürlich von Männern verfasst, denen die ehrgeizige und mit scharfen Verstand gesegnete Frau ein Dorn im Auge war. Entsprechend diffamierend sind die Angaben. So wird sie eines inzestuösen Verhältnisses mit ihrem Onkel verdächtigt. Sie wird als machtgierige, intrigante Frau beschrieben.

Eleonores große Zeit wird noch kommen. Daher glaube ich, dass es noch einen zweiten oder vielleicht auch dritten Teil der Lebensgeschichte dieser interessanten Persönlichkeit geben wird.

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, ist der Schreibstil opulent und detailreich. Da passt es vielleicht ganz gut, dass es nur wenige historische Quellen gibt und die Autorin ihrer Fantasie freien Lauf lassen kann.

Das Cover ist gut gelungen.

Fazit:

Wer gerne historische Romane des Mittelalters liest, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.