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Venatrix

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Veröffentlicht am 20.12.2021

als das Alpenvorland noch ein Meer war ...

Haie im Alpenvorland
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Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert ...

Haie sind für viele Menschen faszinierend und furchterregend gleichzeitig. Man höre/lese und staune, denn Haie gibt es seit rund 33 Millionen Jahre. Sie haben die Welt im Oligozän und Miozän bevölkert als das Urmeer Parathetys den größten Teil der Erde bedeckt hat. Daher kann man auch im Alpenvorland auf Überreste der Haie treffen. Allerdings beschränken sich die Funde vor allem auf deren Zähne, denn Haie verfügen über ein „nur“ Knorpelskelett.

Das Buch bietet auf den ersten rund 50 Seiten einen historischen Überblick und beschäftigt sich im zweiten Teil mit Haien und Rochen.

Wer sich allerdings eine Liste von (möglichen) Fundorten für Fossilien erwartet, wird enttäuscht werden. Es gibt lediglich den Hinweis auf geologische Karten und dort nach „Molasseböden“ zu suchen. Aber, aus Sicht der Wissenschaft ist das vermutlich richtig, um einen Ansturm von Sammlern hintanzuhalten, die im Überschwang zahlreiche geologisch und/oder paläontologisch wertvolle Überreste zerstören könnten.

Ihr Ziel, einen allgemein verständlichen Überblick für naturwissenschaftliche Laien zu erstellen, ist meiner Ansicht nach nicht ganz gelungen. Natürlich ist es notwendig, zahlreiche Fachbegriffe zu verwenden. Doch mit dem „Ausflug in die zoologische Nomenklatur (S. 46-53) sind vor allen Einsteiger in dieses Thema überfordert. Zu wissen, von welchem Hai der selbst gefundene Zahn ist, ist für den Anfänger erst in einem zweiten oder dritten Schritt relevant. Da ist es ohnehin nötig mit einem Spezialisten Kontakt aufzunehmen. Hier könnte eine Liste von Vereinen oder Museen hilfreich sein, die Anfänger in Sachen „Hai“ unterstützen.

Im zweiten Teil widmen sich die Autoren der ausführlichen Beschreibung jener Hai- und Rochenarten, die ehemals im Alpenvorland beheimatet waren. Zahlreiche exzellente Fotos, Zeichnung und präzise Dokumentation des Vorkommens bzw. des Lebensraumes zeichnen eine sehr detaillierte Dokumentation. Hier werden Fortgeschrittene in Sachen „Haizahn“ begeistert sein.

Fazit:

Ein großartiges Buch für Sammler von Haizähnen, die ihre Sammlung gerne richtig klassifiziert haben wollen. Da es für blutige Anfänger nicht unbedingt empfehlenswert ist, ziehe ich einen Stern ab und vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Komplexes Thema

Die Alpen im Fieber
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„Ob es uns gefällt oder nicht, der Klimawandel ist das bestimmende Thema unserer Zeit. Den Kopf in den Sand stecken und ihn leugnen geht heute nicht mehr: Dauerregen oder schwere Dürren können immer klarer ...

„Ob es uns gefällt oder nicht, der Klimawandel ist das bestimmende Thema unserer Zeit. Den Kopf in den Sand stecken und ihn leugnen geht heute nicht mehr: Dauerregen oder schwere Dürren können immer klarer mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden. Es scheint das Klima unserer Zukunft zu sein, Können wir das noch stoppen? Wie schlimm wird es?
Hier den Klimawissenschaftlern zu folgen und ihre Erkenntnisse mit Vorträgen unters Volk zu bringen, sehe ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben an.“ (Andreas Jäger)

In diesem Sinn ist diesen Buch zu verstehen, das uns, nach einer Einleitung in drei großen Abschnitten und an Hand unserer geliebten Berge, der Alpen, das Thema Klimawandel näher zu bringen versucht.

Das Erbe der Eiszeit im Alpenraum
Das Paradies im Alpenraum
Die Welt in unseren Händen

Die Kapitel sind gut strukturiert und mittels zahlreicher Grafiken und Bildern wird der komplexe Themenbereich anschaulich dargestellt.

Gut gefällt mir die Vorstellung der Alpen als „Wettermacher“. Die Alpen gehören einfach zu Österreichs Identität und daher kann man sich leichter mit deren Einfluss auf das Wetter und Klima einlassen. Auch ist man von einer Katastrophe direkt vor der Haustüre eher betroffen als irgendwo anders auf der Welt. Das könnte den einen oder anderen Leser, der bis jetzt nicht so sehr auf seinen Beitrag zum Klimawandel geachtet hat, zum Nachdenken anregen.

Fazit:

Eine gelungene Darstellung eines komplexen Themas, der ich gerne 4 Sterne gebe.

© 2021/Gertie Gold

Veröffentlicht am 06.12.2021

Ein gelungener hist. Roman

Die Brücke der Ewigkeit
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Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört ...

Wolf Hector entführt seine Leser in das Prag des Spätmittelalters. Als der jugendliche Jan Otlin und seine Mutter beim Einsturz der Judith-Brücke über die Moldau nur knapp mit dem Leben davonkommen, schwört er, eine Brücke für die Ewigkeit zu bauen. Er erlernt das Handwerk des Steinmetzes und kehrt nach langen Jahren in Frankreich wieder nach Prag zurück. Dort sind die Brüder Peter und Michael Parler dabei, den Veitsdom und andere Bauwerke zu errichten. Als Wenzel, König von Böhmen, die abermals zerstörte Judith-Brücke durch einen Neubau ersetzt haben will, beteiligt sich neben Otlin und Parler auch der Straßburger Rudolph an der Ausschreibung. Jan Otlin erhält den Auftrag. Rudolph ist neidisch auf Jan Otlins und Peter Parlers Erfolge. Zudem verdreht im Peter Parlers Ehefrau, die sich von ihrem Mann vernachlässigt fühlt, den Kopf. Er fängt mit ihr eine Liebesbeziehung an, was zu dieser Zeit mit dem Tod des Liebespaares geahndet wird. Von Neid und Wut zerfressen will Rudolph alle seine Widersacher aus dem räumen und bedient sich der undurchsichtige Ricarda Scorpio, die aber ihre eigenen Intrigen spinnt...

Meine Meinung:

Wolf Hector hat ein großartiges Mittelalterepos geschaffen, das an Ken Folletts Kingsbridge-Reihe erinnert, dennoch einen ganz eigenen Schreibstil aufweist.
Der Autor verquickt die historischen Personen wie Jan Otlin, Peter Parler, den kaiserlichen Leibarzt und Astrologen Gallus von Strahlov sowie den Prediger Militsch von Kremsier geschickt mit seinem fiktiven Personal wie Rudolph von Straßburg. Da wir uns nach wie vor im Mittelalter befinden, haben Astrologen und Sterndeuter Hochsaison. Doch, wenn deren Vorhersagen nicht oder verspätet eintreffen, sind sie in Gefahr. Daher spinnen sie, wie Ricarda Scorpio, ein Netz von Informanten, um möglichst treffsichere Prognosen abgeben zu können.

Der Beginn, die Lehr- und Wanderjahre, des Jan Otlin sind für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich geraten. Dieser Abschnitt hätte getrost ein wenig gestrafft werden können. Sonst gefällt mir der Schreibstil sehr gut.

Bei der Vielzahl der Charaktere ist es nicht immer möglich, alle komplett „durchzustylen“. So fehlt mir das Motiv der Ricarda, warum sie alle ihre Schandtaten begeht. Zu Beginn ist sie mir (fast) sympathisch. Doch sie verändert sich im Laufe der Geschichte zu einer bösen Intrigantin.

Gerne hätte ich noch mehr Details über die Technik beim Brückenbau gelesen. Interessant finde ich, dass man dem Mörtel (rohe) Eier, Topfen/Quark und Wein beigemengt hat, um eine bessere Haltbarkeit zu erreichen. Vermutlich trägt das im Topfen enthaltene Kasein dazu bei. Die Topfen/Wein-Mischung soll bereits von den Römern verwendet worden sein.

Fazit:

Ein spannender Mittelalterroman, dem ich gerne 4 Sterne gebe. Die Brücke steht übrigens heute noch und heißt nach mehreren Umbenennungen nach ihrem Auftraggeber Karl IV. (=Wenzel, 1316-1378) „Karlsbrücke“.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Ein lesenswerter biografischer Roman

Mutters Lüge
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Dieser autobiografische Roman ist bereits unter dem Titel „Marta“ erschienen. Er handelt von Marta, die als Jugendliche gemeinsam mit Mutter und Zwillingsbrüder illegal von Polen nach Deutschland gekommen ...

Dieser autobiografische Roman ist bereits unter dem Titel „Marta“ erschienen. Er handelt von Marta, die als Jugendliche gemeinsam mit Mutter und Zwillingsbrüder illegal von Polen nach Deutschland gekommen ist.

Wir erfahren einiges aus dem Leben im kommunistischen Polen, stellen uns mit Marta um Lebensmittel an, nur um dann erfahren zu müssen, dass alles ausverkauft ist. Wenn man über Dollars verfügt, ist dann doch einiges erhältlich. Wir ärgern uns mit Marta, wenn sie von ihrer Mutter, die unnahbar scheint und kaum anwesend ist, Hausarbeit aufgebürdet bekommt und Zwillingsbruder Tomek auf der faulen Haut liegen oder sich seinem Hobby, dem Kampfsport, widmen darf.
Marta ist ehrgeizig und versucht durch schulische Höchstleistungen die Anerkennung der Mutter zu erringen, doch vergeblich. Bis zum Tod der Mutter wird das Verhältnis distanziert bleiben. Die Mutter wird Marta zeitlebens ein Rätsel bleiben. Während sie sich rührend um Heimkinder in Polen kümmert, sind ihr die eigenen nicht so wichtig. Warum spricht sie perfekt deutsch? Warum gibt es keine Verwandten? Ist Marta das Opfer von Mengeles Menschenversuchen? Fragen über Fragen, die nicht oder nur unzureichend von Dritten beantwortet werden. Als Marta das Geheimnis um ihren Vater lüftet und ihn trifft, bekommen manche Äußerungen der Mutter eine andere Bedeutung.

Meine Meinung:

Die Autorin hat einige Formulierungen ihrer Erstausgabe behutsam geglättet. All zu viel Unterschied kann ich nicht bemerken, was vermutlich auch daran liegt, dass ich das ursprüngliche Exemplar an eine Freundin weitergegeben habe und die beiden Texte nicht nebeneinander legen kann.

Wie schon im ursprünglichen Buch festgestellt, ist die Studienzeit von Marta sehr ausführlich beschrieben. Da hätte ich mir gut eine Kürzung vorstellen können. Die Anfangsschwierigkeiten in Deutschland nach der Flucht aus Breslau, Marta und Tomek können ja kein Wirt deutsch, erscheinen mir dafür gestrafft worden zu sein.

Als ich das Buch zum nochmaligen Lesen von der Autorin erhalten habe, habe ich gedacht, dass die eine oder andere drängende Frage, die mich beschäftigt, wäre beantwortet worden. Doch das ist nicht der Fall.

Fazit:

Dieser durchaus lesenswerte Roman erhält auch bei seiner Neubearbeitung 4 Sterne.

Veröffentlicht am 24.11.2021

Macht Lust auf Skitouren

Skitouren light
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Seit einigen Jahren erfreut sich das Skitouren gehen immer größerer Beliebtheit. Deswegen sind bereits zahlreiche Bücher über diesen, vom Hobby weniger Freaks zu einem Sport für viele, gewordene Freizeitbeschäftigung. ...

Seit einigen Jahren erfreut sich das Skitouren gehen immer größerer Beliebtheit. Deswegen sind bereits zahlreiche Bücher über diesen, vom Hobby weniger Freaks zu einem Sport für viele, gewordene Freizeitbeschäftigung. Leider zeigen es auch die Unfallzahlen, dass sich immer mehr Menschen in die verschneite Landschaft begeben, ohne ausreichend vorbereitet zu sein.

Mit diesem Buch hat der Doyen des Alpinjournalismus, Thomas Neuhold, dieses Buch für Einsteiger und Genießer von Skitouren geschrieben, das nun in zweiter und überarbeitete Ausgabe vorliegt.
Neben Lawinen- und Wetterkunde werden dem interessierten Tourengeher 100 technisch einfache Skitouren präsentiert. Die meisten davon in Salzburg und Umgebeung, doch auch ein Abstecher in die Kitzbüheler Alpen oder auf den Dachstein dürfen nicht fehlen. d

Jede Tour enthält eine verbale Beschreibung, Informationen zu Ausrüstung und Einkehr, ein Foto und eine Kartenskizze, nicht ohne die Warnung, die Tour auch ordentlich zu planen.

Fazit:

Dieses Buch richtet sich vor allem an Neu- und Wiedereinsteiger, die ohne Leistungsdruck durch die verschneiten Berge gehen mögen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.