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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Rasanter Reihenauftakt

Gefahr aus dem Watt
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Mit diesem Krimi-Debüt hat Markus Rahaus eine spannende Geschichte geliefert.

Der Tote, den der Hund eines Spaziergängers im Ottendorfer Watt findet, arbeitet genauso wie der zweite in einer Biotechnologiefirma, ...

Mit diesem Krimi-Debüt hat Markus Rahaus eine spannende Geschichte geliefert.

Der Tote, den der Hund eines Spaziergängers im Ottendorfer Watt findet, arbeitet genauso wie der zweite in einer Biotechnologiefirma, die in der näheren Umgebung ihren Sitz hat. Dort gibt man sich wortkarg bis ablehnend, was die ohnehin nicht hoch ausgeprägte Geduldspanne von KHK Olofsen noch kleiner werden lässt. Als dann mehrere Personen, die mit beiden Toten Kontakt hatten, darunter ein Kind, an einer hochansteckenden Virusinfektion sterben, geraten Olofsen und Greiner zunehmend unter Druck.

Man holt einen Experten aus dem Bereich Virologie hinzu, um weitere Todesfälle zu verhindern. Doch wird das gelingen?

Meine Meinung:

Der Autor ist Biologie und kennt sich auch bei Viren aus. Im Erscheinungsjahr 2018 mutet das Thema Viren noch ein wenig exotisch an. Heute, im Jahr 2021 sind Covid-19 bedingt, Viren in aller Munde und die verschiedensten Verschwörungstheorien dazu auch.

Was mir aufgefallen ist, und mir ein wenig komisch vorkommt, ist, dass zwar einige, wie das kleine Kind und seine Mutter sterben, aber Olofsen und Greiner, keinerlei Anzeichen einer Erkrankung zeigen. Die beiden waren ja auch unmittelbar an beiden Tatorten.

Der Kriminalfall an sich hat viele Facetten. Das Motiv des Täters, die Überbevölkerung der Welt zu stoppen, um damit die Enge, die seiner Meinung nach Hass erzeugt, zu beseitigen, klingt schon sehr nach einer Verschwörungstheorie. Leider haben sich angesichts der Pandemie einige Leute solche und ähnliche Theorien zu eigen gemacht.

Hier in diesem ersten Band wird aufgedeckt, warum sich die beiden von Berlin nach Cuxhaven versetzen haben lassen. Nun ja, die sprichwörtliche ruhige Kugel kann Olofsen auch hier nicht schieben. Seine unorthodoxen Ermittlungsmethoden erzeugen bei Kollegen Greiner ebenso Stress, wie bei den diversen Vorgesetzten. Diese sehen allerdings aufgrund der Ermittlungserfolge zähneknirschend über seine ruppige Art hinweg.

Mein Fazit:

Ein rasanter Krimi, der durch die beiden Ermittler gut getragen wird. Es wird nie langweilig, daher 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Spannender Krimi

Tod in Brügge
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Dieser Krimi fällt ein wenig aus dem üblichen Rahmen. Wieso?

Claire van de Velde, eine alleinerziehende Mutter mit ständig schlechtem Gewissen, erhält die Leitung über das Morddezernat zugesprochen auf ...

Dieser Krimi fällt ein wenig aus dem üblichen Rahmen. Wieso?

Claire van de Velde, eine alleinerziehende Mutter mit ständig schlechtem Gewissen, erhält die Leitung über das Morddezernat zugesprochen auf die ihr Kollege Vincent sowie ihr Ex-Freund Marc gespitzt haben. Besonders Vincent kann mit dieser Niederlage nicht gut umgehen.

Die erste Bewährungsprobe lässt auch nicht lange auf sich warten. Binnen weniger Tage werden drei Frauen erstochen. Allen ist gemeinsam, dass sie einen helfenden Beruf haben, mit dreizehn Messerstichen getötet worden sind und auf ein und demselben Online-Partnersuchportal nach dem Mr. Right gesucht haben.

Es ist ausgerechnet jene Datingplattform auf der auch Claire, zwar nicht den Traummann aber einen Sexpartner sucht. Es meldet sich ein dominanter Typ, der sie nächtens auf öffentlich Plätze bestellt und dort mehr oder weniger wortlosen, aber nahezu brutalen Sex mit Claire hat. Hin- und hergerissen zwischen Abscheu und Befriedigung muss Claire tagsüber einen Mörder fangen, der wie ein glitschiger Aal nicht zu fassen ist.

Nebenbei macht Vincent ihr das Leben schwer. Erst als Jasper, das EDV-Genie illegal in der Datingplattform stochert, kommen sie dem Täter näher. Claire ist immer in Gefahr, dass ihr gefährliches Privatleben auffliegt. Trifft sie sich mit einem Mörder? Wird sie selbst auch zum Opfer?

Meine Meinung:

Die verwinkelte Altstadt von Brügge mit ihren Nischen und kleinen Parks eignet sich perfekt für das Szenario.

Auf die Leser wartet ein fesselnder Krimi, in dem hin und wieder kleine Glaubwürdigkeitsmängel auftauchen. Dass Claire einen Ausgleich zwischen Beruf und Muttersein braucht, versteht man als Leser sofort. Beides ist fordernd. Ein bisschen ein Problem habe ich, wenn sie sich wissentlich in Gefahr begibt. Als Polizistin sollte sie ja wissen, dass die Spinner und Mörder nicht aussterben.
Natürlich werfen die sexuellen Kontakte in der Öffentlichkeit (auch wenn es Nacht ist), das Kopfkino an. Sex im Freien, wo man jederzeit ertappt werden kann, gibt so manchem Paar erst den richtigen Kick.

Interessant ist, Claire zuzusehen, wie sie abwägt, ob der Mann der Mörder ist und ob sie selbst gefährdet sein könnte. Diese Zweifel, die sie mit Freundin Emma bespricht, sind gut dargestellt. Da kommt ziemlich Spannung auf. Claire wirkt ziemlich zerrissen, doch dann zieht sie ihr Ding durch.

Fazit:

Ein ungewöhnlicher sowie spannender Krimi, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Hat mich gut unterhalten

Tollkirschenjahre
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Dieser Roman entführt uns in das Jahr 1872 nach Paris. Selma, die Tochter eines reichen Tuchhändlers in Lübeck, lebt seit einiger Zeit als Malerin in Paris. Doch so restlos zufrieden ist sie mit ihrem ...

Dieser Roman entführt uns in das Jahr 1872 nach Paris. Selma, die Tochter eines reichen Tuchhändlers in Lübeck, lebt seit einiger Zeit als Malerin in Paris. Doch so restlos zufrieden ist sie mit ihrem Leben nicht. Als sie dann noch ihren Malerfreund mit einer anderen im Bett erwischt, verlässt sie ihn, bleibt aber in Paris. Dort lernt sie den Arzt und Homöopathen Julius Beermann kennen, der sie, da er ihre Migräneattacken gut behandelt, gleich beeindruckt.
Während eines kurzen Aufenthalts in Lübeck, bei dem sie ihrem Vater eröffnet, sich in Paris bei Beermann als Homöopathin ausbilden zu lassen, lernt sie Gustav Klee kennen, den ihr Vater als Nachfolger für die Firma auserkoren hat. Sie verliebt sich in ihn, und als sie erkennt, dass er ausgerechnet mit ihrer Freundin verlobt ist, flieht sie wieder nach Paris und beginnt ihre Ausbildung bei Beermann.

Doch auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt und die Leute beginnen zu tratschen, dass eine junge Frau gemeinsam mit einem alten Mann in einem Haus lebt, ohne miteinander verheiratet zu sein. Während man den bösen Zungen durch die Hochzeit der beiden Einhalt gebieten kann, lassen sich Selmas Gefühle für Gustav nicht so leicht zu vergessen ...

Meine Meinung:

Für diesen Roman stehen mehrere Personen Pate: Zum einem der Homöopath Samuel Hahnemann sowie dessen zweite Frau, die Malerin Marie Mélanie d’Hervilly. Außerdem dürfen Persönlichkeiten wie Niccolo Paganini unter anderem Namen Selmas Wege kreuzen.

Was ursprünglich wie eine übliche Liebesgeschichte einer verzogenen höheren Tochter beginnt, wird zu einer Suche nach dem Sinn des Lebens und letztlich findet Selma ihre Bestimmung als Homöopathin. Sympathisch macht sie, dass sie sich nicht nur mit weiblichem Firlefanz beschäftigt, sondern eine Armensprechstunde betreibt und viele mittellose Bewohner Lübecks kostenlos behandelt.
Schmunzeln musste ich über ihre Marotte als Mann verkleidet zu reisen, was aber bei näherer Betrachtung der Reisemöglichkeiten wie Postkutsche ein kluger Schachzug ist, sich vor Belästigungen aller Art zu schützen.


Die Beschreibung von Land und Leuten ist gut gelungen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig.

Fazit:

Ich habe diesen historischen Roman an einem Nachmittag auf der Terrasse im Schatten sitzend ausgelesen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Mystisch und fesselnd

Teufelsblut
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Der Münchner Krimiautor Ben Ingram steht nach der Scheidung von seiner Frau ein wenig neben sich und beschließt daher, auch um seinen aktuellen Krimi fertigzuschreiben, nach Wildmoos, einem noblen Skiort ...

Der Münchner Krimiautor Ben Ingram steht nach der Scheidung von seiner Frau ein wenig neben sich und beschließt daher, auch um seinen aktuellen Krimi fertigzuschreiben, nach Wildmoos, einem noblen Skiort zu fahren, wo ihm seine Tante Agnes einen alten Bauernhof vererbt hat.

Schon kurz vor seiner Ankunft hat der Lawinentod von Tess, der Ehefrau seines Cousins Chris, die Gerüchteküche im Dorf angeheizt.
Die Adventzeit mit ihrem Salzburger Brauchtum hat eben begonnen und so laufen Perchten durch den Ort. Bald muss er erkennen, dass nicht alles nur alpenländische Folklore ist, denn in dem alten Bauernhaus scheint es zu spuken. Sachen verschwinden, das Badewasser färbt sich plötzlich blutrot und die die alte Josefa, Tante Agnes‘ beste Freundin, kommt häufig ungebeten vorbei.

Tess‘ Mutter bittet Ben, Nachforschungen anzustellen, ob ihre Tochter wirklich einem Lawinenunglück zum Opfer gefallen ist, oder ob der schöne Chris, der ein rechter Schwerenöter ist, vielleicht doch zumindest fahrlässig gehandelt hat oder eventuell hier nachgeholfen hat.

Mit seiner Fragerei rührt er an einigen Tabus und greät deshalb in tödliche Gefahr.

Meine Meinung:

Die Idee hat mir sehr gut gefallen. Ein Krimiautor soll ermitteln, enthüllt gefährliche Geheimnisse der Vergangenheit und ... (nein, das verrate ich jetzt nicht!).

Die Stimmung in dem mondänen, aber fiktiven Wintersportort ist sehr gut beschrieben. Die Wandlung vom Urlaubsort seiner Kindheit zum Touristenhotspot hat nicht nur Gutes gebracht. Viele Dinge aus der Vergangenheit werden verschwiegen. Manche wissen etwas und schweigen weiter. Dieses Schweigen entzweit und verbindet gleichzeitig. Mitgemacht - Mitgefangen - Mitgehangen oder doch nicht?
Tante Agnes spielt in Bens Familiengeschichte keine große Rolle: es wurde wenig bis nicht über sie gesprochen. Unerklärlich für >Chris und andere Dorfbewohner ist es, warum Ben den Bauernhof überhaupt geerbt. Der Grund wird dann in einem heftigen Showdown enthüllt, der mich ein wenig überrascht hat. Mir ist schon klar gewesen, dass das alte Gehöft, das zwischen modernen Hotels einen Bruch darstellt, eine Rolle spielen würde, aber welche, ist dann doch überzeugend dargestellt. Die durch Ben entdeckten Familiengeheimnisse sind ziemlich heftig, aber durchaus nicht selten, dass auch zur Selbsthilfe gegriffen wurde, ist durchaus möglich.

Ein bisschen haben die Ausschnitte aus Bens aktuellem Krimi gestört. An manchen Stellen sind sie zu ausführlich geraten.

Die Charaktere sind gut gelungen und geschickt in die teilweise surreale Welt des Wintersportortes integriert.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi mit einem ernsten Kern, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 06.06.2021

Guido Brunettis 30. Fall

Flüchtiges Begehren
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In seinem dreißigsten Fall kommt wieder ein bisschen mehr Spannung auf.

Vio und Dos, zwei venezianische junge Männer, die seit Jahren befreundet sind, obwohl sie aus unterschiedlichen Familien kommen, ...

In seinem dreißigsten Fall kommt wieder ein bisschen mehr Spannung auf.

Vio und Dos, zwei venezianische junge Männer, die seit Jahren befreundet sind, obwohl sie aus unterschiedlichen Familien kommen, unternehmen mit zwei amerikanischen Touristinnen eine Spritztour in der Laguna. Dabei kommt es zu einem schwerwiegenden Unfall, bei dem die beiden Frauen schwer verletzt werden. Aus Angst vor den Folgen legen sie die beiden Touristinnen vor Ospedale ab und suchen das Weite, werden aber relativ schnell ausfindig gemacht.

Brunetti soll die Hintergründe ermitteln und setzt dabei nicht nur auf Signorina Elettra sondern auf seine neapolitanische Kollegin Claudia Griffone. In einem nicht ganz konfliktfreien Zusammenspiel mit der Küstenwache, den Carabineri und den eigenen Leuten, gelingt es natürlich, den Fall aufzuklären, der eine ungeahnte Dimension annimmt.

Meine Meinung:

Dieser Krimi hat mir besser gefallen als so mancher Vorgänger. Vielleicht liegt es daran, dass mit Claudia Griffone ein frischer Wind in die Reihe kommt. Guido Brunettit und seine Familie kennen wir ja bis ins kleinste Detail. Wir haben mit ihnen auf PET-Flaschen verzichtet, antike griechische Autoren im Original gelesen und die beiden Kinder aufwachsen sehen.
Die Rolle von Signorina Elettra verblasst auch schön langsam und Vicequestore Patta wirkt pensionsreif.

Wie immer ist die Autorin eine aufmerksame Beobachterin, wenn sie die Veränderungen in der Lagunenstadt beschreibt.

Der von Brunetti so harmlos wirkende, in einem Zwiegespräch mit Paola hingeworfene Satz: „Ich würde gerne auf dem Land leben und ein Feld bestellen“ nährt das Gerücht, das dieser 30. Fall für Commissario Brunetti der Letzte sein könnte. Nun ja, Ende Mai 2022 werden wir es wissen.