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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2020

Ein toller Reihenauftakt

Der freie Hund
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Weil Commissario Antonio Morelli in Sizilien einige korrupte Politiker und MItglieder der Mafia verhaftet hat, wird er zu seinem Schutz nach Venedig versetzt. Diese Maßnahme kommt weder bei Morelli selbst ...

Weil Commissario Antonio Morelli in Sizilien einige korrupte Politiker und MItglieder der Mafia verhaftet hat, wird er zu seinem Schutz nach Venedig versetzt. Diese Maßnahme kommt weder bei Morelli selbst noch bei seinem neuen Team wirklich gut an. Immerhin haben sich zwei Mitarbeiter Chancen auf den Chef-Sessel ausgerechnet und Morelli hasst Venedig von der ersten Minute an: Dreckig, von üblen Gerüchen und massenhaft auftretenden Touristen überfüllt, schmeckt nicht einmal der Espresso doppio. Dass er dann noch ein unfreiwilliges Bad in einem der Kanäle nimmt, um einen Taschendieb zu verhaften, vergällt ihm seinen ersten Arbeitstag zusätzlich.

Erst als der Sohn einer reichen Familie und erbitterter Gegner der Kreuzfahrtschiffe ermordet wird, kommt so etwas Leben in Morelli. Sein Instinkt, der ihn bislang in heiklen Situationen gerettet hat, deutet Verstrickungen an, die er aus seiner Heimat Sizilien kennt.

Meine Meinung:

Ein toller Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe, die in Venedig spielt.
Sehr dramatisch sind die Vorurteile der Venezianer dem Sizilianer gegenüber dargestellt, die denen von Morelli um nichts nachstehen. Da muss schon die schöne Nachbarin Silvia kommen, um ihm ein anderes Venedig zu zeigen. Ob sich da etwas entwickelt? Wahrscheinlich nicht so bald, denn Morelli trauert noch immer um seine Frau Sara, die durch eine ihm geltenden Autobombe getötet worden ist.
Der Leser erfährt auch einiges aus dem Familienleben Morellis, das von bitterer Armut geprägt war.

Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen. Man lernt Venedig auch abseits der ausgelatschten Touristenpfade kennen.
Aufgefallen ist mir, wie zwischen den Hierarchien in der Dienststelle streng unterschieden wird: Der Ranghöhrere duzt den Rangniederen. Der Vice-Questore duzt Morelli, der wiederum seine Mitarbeiter. Klingt für mich ziemlich schräg, obwohl ich auch in einer hierarchischen Umgebung arbeite.

Fazit:

Ein fesselnder Auftakt einer neuen Krimi-Reihe aus der Lagunenstadt. gerne gebe ich hier 4 sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2020

"Es gibt noch viel zu tun. Packen wir es an!"

Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?
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Diese provokante Frage stellt Autor Jens Berger. Zu beantworten ist sie indes nicht einfach.

So sind die drei mächtigsten Finanzkonzerne BlackRock, Vanguard und State Street seit der letzten Wirtschaftskrise ...

Diese provokante Frage stellt Autor Jens Berger. Zu beantworten ist sie indes nicht einfach.

So sind die drei mächtigsten Finanzkonzerne BlackRock, Vanguard und State Street seit der letzten Wirtschaftskrise weiter gewachsen und verwalten zusammen 15 Billionen US-Dollar.

Schon allein am frühen Morgen ist BlackRock immer mit dabei: Zuerst unter der Dusche (mit AXE-Duschgel), die Zahnpasta von Colgate, dann rein in die Klamotten von Ralph Lauren, Levi Strauss. Zwischen Cornflakes (Kelloggs) und dem Blick auf das iPhone (Facebook, Twitter & Co) schnell den Hnd gefüttert (Eukanauba) etc., etc. (nachzulesen ab S. 7).

Viel alarmierender ist die Tatsache, dass diese Finanzkonzerne auch an Banken wie Raiffeisen oder Volksbanken beteiligt sind und sich so des Vermögens aller Sparer bemächtigen könnten. Hier kommt dann die Politik ins Spiel. Um den Umsatz, das Vermögen der Konzerne langfristig zu steigern, wäre es doch wirklich geschickt, die staatliche Altersversorgung zugunsten einer privaten Rentenversicherung zurückzufahren, oder? Für das Budgetdefizit der meisten Industriestaaten eine Wohltat, oder? Das Wohl und Auskommen des Einzelnen, uninteressant. Daher wird lobbyiert was das Zeug hält.

Wie diesen Finanzkonzernen wirkungsvoll entgegen treten? Wie kommt man denen aus? Wer oder was ist die Alternative? Berger listet auf Seite 275 sechs Punkte auf, die, wie er im Anschluss schreibt nicht wirklich realistisch sind. Einzelne kleine Schritte seien machbar.

Der Autor recherchiert penibel. Allerdings ist nicht alles, was hier geschrieben worden ist, wirklich neu. Der aufmerksame Leser, den das Thema schon länger beschäftigt, wird in seiner Skepsis den großen Finanzkonzernen gegenüber, bestätigt.

Veröffentlicht am 22.01.2020

Ein interessanter Ansatz Allergien loszuwerden

Allergien - Spiegel der Seele
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Dass Stress, Sorgen, Ärger und Umweltbelastungen Allergien auslösen können, ist hinreichend erforscht. Weniger gut ist durch klinische Studien belegt, was den von Allergien Geplagten hilft, ohne gleich ...

Dass Stress, Sorgen, Ärger und Umweltbelastungen Allergien auslösen können, ist hinreichend erforscht. Weniger gut ist durch klinische Studien belegt, was den von Allergien Geplagten hilft, ohne gleich mit schwerem Geschütz wie Antihistaminen aufzufahren. Dieses Buch der Kinesiologin Kris Krenn, zeigt eine Möglichkeit auf. Ob es wirklich sanft ist, sich emotionalen Konflikten zu stellen, kann vermutlich erst im nachhinein gesagt werden.

Nach einer Einleitung erklärt sie in Teil I, was „Kinesiologie“ überhaupt ist und welche Rolle die Psyche bei Allergien spielt. Ein interessanter zweiter Abschnitt ist die Erklärung, dass Emotionen als Auslöser für Krankheiten gelten. Die Emotionen sind bestimmten inneren Organen zugeordnet. Das erinnert sehr an die traditionelle chinesische Medizin. Das Kapitel „Methoden der Selbsttestung“ beschließt Teil I.

Außerdem werden Beispiele aus der Praxis berichtet. Es finde es interessant folgendes zu lesen: „Es meldete sich die Niere (die Leber, der Dünndarm, Dickdarm etc.) mit dem Hauptgefühl Angst (S.63).“ Durch weitere Fragen an Hand des „Gefühlsmandalas“ kommt die Therapeutin dem (oft längst vergessenen) Konflikt auf die Spur und kann ihn „entkoppeln“.

In Teil II wird in 5 Schritten „die kinesiologische Selbstbehandlung“ erklärt. Diese sind:

1. Ermittlung der Hauptallergene
2. Zweiwöchige Karenz
3. Austesten des Allergie verursachenden KOnflikts
4. Entkoppeln des Konflikts
5. Abschließende Karenz

Ich finde die Idee recht ansprechend. Denn es muss nicht immer Chemie eingesetzt werden. Doch ohne professionelle Anleitung würde ich mir weder Diagnose noch Selbstbehandlung zutrauen.
Nicht abschätzen kann ich, wie lange das Verfahren dauert. Bei einigen Klienten scheinen sich mehrere Konflikte zu überlagern. Die werden erst nach und nach erkannt und aufgelöst.

Fazit:

Ein durchaus interessanter Ansatz zur Beseitigung von Allergien, ohne den Körper durch Desensibilisierung anfangs weiter zu schwächen. Gerne gebe ich für dieses Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.01.2020

Ein Krimi mit Humor

Veltliner-Leich
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Was hat die "Leichen-Loisi" wirklich gesehen?

Der Ausgangspunkt der Ermittlungen durch Hemma ist diesmal die Beobachtung der „Leichen-Loisi“, die mitten in der Nacht einen Mann eine vermutlich weibliche ...

Was hat die "Leichen-Loisi" wirklich gesehen?

Der Ausgangspunkt der Ermittlungen durch Hemma ist diesmal die Beobachtung der „Leichen-Loisi“, die mitten in der Nacht einen Mann eine vermutlich weibliche Leiche vergraben hat sehen. Ist das ernst zu nehmen? Die betagte Leichen-Loisi verbringt ihre Zeit fast ausschließlich auf dem Friedhof und ist auch sonst ein wenig wunderlich.



Hemma, deren Spitzname wegen eines Hämatoms im ersten Fall („Veltliner-Rausch“) „Hemma Thom“ ist, den manche für ihren nachnamen halten, beginnt in ihrer unnachahmlichen Art sofort Recherchen anzustellen. Dabei sind ihr weder Beicht- oder Dienstgeheimnisse noch ärztliche Schweigepflicht heilig.



So stiftet sie den örtlichen Postenkommandanten, den Hubert, zu mehrmaligen eigenmächtigen Handlungen an, die im Normalfall als Dienstvergehen zu werten wären und ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen würden. Doch was tut der gute Hubert nicht alles aus Liebe zu Hemma? Und außerdem, der Krimi soll ja unterhalten …



Meine Meinung:



Auch der zweite Krimi rund um die leicht schrullige Hemma Gruber, selbsternannte Ermittlerin, Schwester des Pfarrers und dessen Köchin liest sich leicht und flüssig.



Manchmal habe ich schmunzeln müssen. Hemmas Lieblingsgetränk ist der Grüne Veltliner, jener spritzige Weißwein, der in Niederösterreich gerne getrunken und landesweit „GV“ genannt wird. Dass es nach einem Übermaß an „GV“ zu mit denselben Buchstaben abgekürzten sexuellen Handlungen kommen kann, haben Hemma und Hubert bewiesen. Es scheint, als wüsste jeder im Dorf über die Gefühle des Postenkommandanten Hemma gegenüber Bescheid, nur die Angebetete sieht die Zeichen nicht. Ob sie sich in einem dritten Fall weiter annähern?



Fazit:



Ein humorvoller Krimi für ein paar Mußestunden. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 02.01.2020

Ist der "Tank" der Mörder?

Tod in Baden
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Ist Pepi Kratochwil, genannt der "Tank", ein Mörder?

Kurort Baden bei Wien, 1924: Ernestine Kirsch, die pensionierte Lehrerin und Anton Böck, der Apotheker, befinden sich hier im Sauerhof zur Kur. Anton ...

Ist Pepi Kratochwil, genannt der "Tank", ein Mörder?

Kurort Baden bei Wien, 1924: Ernestine Kirsch, die pensionierte Lehrerin und Anton Böck, der Apotheker, befinden sich hier im Sauerhof zur Kur. Anton plagt ein wenig das Übergewicht und die Galle. Doch von der Reduktionskost (Klare Suppe mit einigen wenigen Schnittlauchröllchen) und dem schwefelhältigen Sauerwasser hält der Genussmensch wenig. Daher grantelt er herum und sucht eine Ausrede nach der anderen, um in eines der zahlreichen Kaffeehäuser zu entschwinden.

Die anderen Kurgäste geben sich mondän, manche übertünchen damit aber nur ihre fehlende Kinderstube. Einziger Lichtblick ist der Fußballer Pepi Kratochwil, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und den abscheulichen Gesang einer selbst ernannten Operndiva schrecklich findet und dies auch sagt. Und ausgerechnet die Verlobte von Kratochwil wird im Kurpark ermordet aufgefunden.

Natürlich schwirren die Gerüchte und der Fußballstar, der liebevoll "der Tank" genannt wird, wird von den hochnäsigen Kurgästen des Mordes bezichtigt.

Ernestine, setzt ihre gewohnte Neugier und Menschenkenntnis ein und entdeckt, dass so manch anderer Kurgast, egal ob Mann oder Frau, durchaus selbst ein handfestes Motiv haben könnte, Kratochwils Verlobte zu töten.

Meine Meinung:

Dies ist der vierte Fall für das Ermittlerpaar. Diesmal dauert es relativ lange, bis der erste Mord geschieht, den die beiden aufklären. Zwar beginnt der Prolog im Jahr 1914 mit einem Tötungsdelikt an zwei Frauen, doch der Zusammenhang mit dem aktuellen Mordfall erschließt sich den Lesern lange nicht.

Auch die Vorstellung der vielen Kurgäste braucht eine geraume Zeit, so dass zu Beginn ein wenig das Tempo fehlt. Gut herausgearbeitet sind wieder die Standesdünkel mancher Leute. Die Morde sind elegant in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeflochten.

Da es sich bei dieser Krimi-Reihe um eine „closed room“-Story à la Agatha Christie handelt, darf natürlich auch ein heimliches Durchsuchen eines Hotelzimmers nicht fehlen. Ernestine macht ihre Sache recht gut. Sogar so gut, dass der aus Wien herbeigerufene Kommissar Erich Felsberg, ziemlich blass wirkt. Möglicherweise hält sich Felsberg deshalb zurück, weil er sich in die Tochter (und Enkelin) von Anton Böck verliebt hat und den nicht vergrämen möchte.

In Ernestines und Antons Beziehung zueinander kommt langsam aber sicher Bewegung: Sie duzen sich fortan. Ob sie jemals ein Paar werden? Ernestine musste ja während ihrer Berufslaufbahn als Lehrerin unverheiratet bleiben. Ob sie trotzdem einmal eine Liebesgeschichte hatte? Das wäre spannend, mehr aus ihrer Vergangenheit zu erfahren. Von Anton wissen wir ja, dass er seine Frau früh verloren hat und Tochter Heide allein aufgezogen hat. Dass Anton ein für diese Zeit unkonventioneller Vater war und ist, zeigt sich an dem Gespräch, das er mit der verwitweten Heide führt. Einerseits fürchtet er um den guten Ruf seiner Tochter (und vielleicht der Apotheke), die mit Felsberg ein Verhältnis hat, und andererseits gönnt er ihr ein neues Lebensglück. Immerhin sind seit dem Erhalt der Todesnachricht sechs Jahre vergangen.

Das Cover ist wieder großartig gelungen und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Fazit:

Mir hat der Krimi wieder recht gut gefallen, doch leider muss ich einen Stern für den langsamen Beginn abziehen. Daher diesmal nur 4 Sterne.