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Venatrix

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Die Totenärztin: Goldene Rache
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In diesem zweiten, sehnsüchtig erwarteten Band rund um Fanny Goldmann, dreht sich (fast) alles um die Machenschaften des Grafen Waidring. Der erste Fall („Wiener Blut“) endet ja mit dem fiesen Cliffhanger, ...

In diesem zweiten, sehnsüchtig erwarteten Band rund um Fanny Goldmann, dreht sich (fast) alles um die Machenschaften des Grafen Waidring. Der erste Fall („Wiener Blut“) endet ja mit dem fiesen Cliffhanger, dass Tilde Fannys Freundin verschwindet.

Dr. Fanny Goldmann ist nun zur Jungassistentin im gerichtsmedizinischen Institut aufgestiegen und darf nun auch offiziell Obduktionen durchführen. Vor allem an jenen Toten, an den Prof. Kuderna oder Clemens Valdery kein Interesse haben.

Doch ihr beruflicher Aufstieg wird von ihrer Sorge um Tilde, die sich in den Fängen des mysteriösen Grafen Waidring befindet, überschattet. Waidring, selbst Drahtzieher von allerlei Verbrechen zieht sich den Unwillen einer anderen kriminellen Gruppe zu. In diesen Machtkampf wird Fanny hineingezogen und gerät abermals in große Gefahr. Dazu kommt, dass sie nach wie vor nicht weiß, ob Polizist Max Meisel Freund oder Feind ist, bis der ihr sein größtes Geheimnis enthüllt.

Meine Meinung:

In diesem zweiten Band liegt, für mein Empfinden, der Fokus zu sehr auf dem Grafen von Waidring.

Die Sektionen, die Fanny durchführt, sind irgendwie nur „Mittel zum Zweck“. Sie dienen zwar dem Fortgang der fesselnden Handlung, aber weniger der Weiterentwicklung von Fanny als Medizinerin. Hier kommt Kollegen Franz eine größere Bedeutung zu, den er weist Fanny auf die Parasiten hin, die in den Körpern der drei Toten vorhanden sind. Das ist sehr geschickt in die Handlung eingeflochten und gefällt mir sehr gut.

Natürlich gibt es ein Wiedersehen mit Schlomo/François, dessen Rolle auch ein wenig ausgeweitet worden ist. Der Auftritt von Gustav Klimt und dem Ehepaar Bauer-Bloch ist nur von kurzer Dauer. Es scheint, als hätte es einen prominenten Aufhänger gebraucht.

Sehr einfühlsam sind die Kriegserlebnisse von Fannys Vater, der an der Schlacht bei Königgrätz im Jahr 1866 teilgenommen hat, eingeflossen. Bis zum nächsten großen Krieg wird es ja nicht mehr lange dauern, und die Befürworter eines bewaffneten Konflikts wetzen schon die Messer. Könnte es diese geheimnisvolle Gruppe sein, mit denen sich Graf von Waidring angelegt hat?

Der Autor hat wieder viel Zeit und Energie in die Recherche gesteckt. Der Schreibstil ist angenehm, humorvoll und sprachlich ausgefeilt. Die Handlung ist gut durchdacht und die Dialoge glaubwürdig.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung der Reihe, auch wenn Fanny Goldberg nicht ganz so im Zentrum steht wie im ersten Band. Dennoch gebe ich, u.a. für die Darstellung des Wiener Flairs, gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Hat mir gut gefallen

Erinnerungswürdig
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Gerade eben ist wieder die Diskussion über die Umbenennung von Straßennamen einiger Bürger der Stadt Salzburg wegen ihrer Zugehörigkeit zum NS-Regime in vollem Gang. Da passt dieses Buch, das sich mit ...

Gerade eben ist wieder die Diskussion über die Umbenennung von Straßennamen einiger Bürger der Stadt Salzburg wegen ihrer Zugehörigkeit zum NS-Regime in vollem Gang. Da passt dieses Buch, das sich mit Persönlichkeiten des Landes Salzburg beschäftigt gut in die Zeit.

Walter Thaler hat einen schönen Querschnitt von interessanten Persönlichkeiten in sein Buch aufgenommen, die mehr oder weniger bekannt sind. Er stellt uns rund 70 Frauen und Männer aus drei Jahrhunderten vor. Er lässt uns an deren Lebensgeschichten teilhaben. So finden hier die protestantische Bauerntochter Elisabeth Oberbüchler, Emilie Kraus oder Christian Doppler ebenso ihre Beachtung wie Schergen des NS-Regimes und deren Opfer.

Ein besonderes Augenmerk richtet der Autor auf Frauen, die im Schatten ihrer Ehemänner (wie Constanze Mozart) oder ihres Bruders (Grete Trakl) gestanden sind.

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Zum einen finde ich das Thema sehr interessant, denn auch weniger bekannte Menschen haben ihren Beitrag zur Geschichte des Landes und der Stadt Salzburg beigetragen, und zum anderen, weil diese Kurzbiografien, die schnörkellos präsentiert werden, auch einen Abriss der Zeitgeschichte darstellen.

Wenn Walter Thaler auch einige Menschen hier in sein Buch aufnimmt, die durch ihr Mitwirken am NS-Regime großes Unrecht begangen haben, dann deswegen, weil manchmal diese Untaten dem Vergessen anheimfallen könnten.

Dieses Buch macht Lust, sich mit der einen oder anderen Person näher zu beschäftigen. Eine sehr interessante Persönlichkeit ist Christian Doppler (1803-1853) ohne dessen wissenschaftliche Erkenntnisse wie Navigationsgeräte oder Sonografie die Welt von heute nicht vorstellbar wäre („Doppler-Effekt“).

Fazit:

Ein gelungenes Buch über prägende Persönlichkeiten der Salzburger Geschichte, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 19.12.2021

Hat mir gut gefallen

Das Zeitalter der Unschärfe
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Quantenmechanik, Wellenmechanik, Relativitätstheorie, Radioaktivität, Pauli-Effekt, Elektron, Proton, Neutrino, Quantensprung, Matrizen - das sind so die Fachbegriffe, die uns in diesem interessanten Buch ...

Quantenmechanik, Wellenmechanik, Relativitätstheorie, Radioaktivität, Pauli-Effekt, Elektron, Proton, Neutrino, Quantensprung, Matrizen - das sind so die Fachbegriffe, die uns in diesem interessanten Buch über den Weg laufen.

Das Buch umfasst die Entwicklung der Physik in den Jahren 1895-1945. Was mit Henri Becquerel bzw. Marie Curie und der Entdeckung der Radioaktivität beginnt, endet mit den Abwürfen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Dazwischen liegen 50 Jahre, in denen Physiker der ganzen Welt in wilden Streitgesprächen ihre Theorien beweisen wollen.

Jeder von uns hat in der Schule vom Periodensystem und den Atomen gelernt. Hand aufs Herz, wer von uns bringt die Namen der Forscher damit korrekt in Zusammenhang? Nun gut, Marie Curie, Niels Bohr, Albert Einstein, Max Planck und vielleicht noch Erwin Schrödinger (wegen seiner Katze), Werner Heisenberg oder Lise Meitner (als eine der wenigen Frauen) sind noch geläufig. Doch Ernest Rutherford, Wolfgang Pauli, Arnold Sommerfeld, Max Born, Paul Dirac oder Louis de Broglie sind schon weniger deutlich in unserem Wissen verankert. Dabei haben sie großen Anteil an den Entwicklungen.

Die Hochblüte des wissenschaftlichen Streitgespräches endet mit der Machtübernahme der Nazis. Über Nacht werden (wie hinlänglich bekannt) jüdische Forscher und Wissenschafter von den Universitäten vertrieben, verfolgt, des Landes verweisen und auch ermordet. Die wenigen verbliebenen Forscher können die Lücken, die die Kollegen hinterlassen nicht füllen.

Das Buch ist flüssig zu lesen, auch wenn man kein Physiker ist. Herrlich sind die Streitgespräche zwischen den Wissenschaftlern dargestellt. Der Autor bringt seinen Lesern diese Diskurse mit Humor zur Kenntnis. Grinsen musste ich über Aussprüche wie diesen von Erwin Schrödinger:

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Elektron herumspringt wie ein Floh“

Herrlich sind die Ausschnitte aus Max Delbrücks Adaptierung von Goethes „Faust“. Einige dieser Monologe aus „Faust in Kopenhagen“ sind hier abgedruckt.

Faust:
Du wirst mich trotzdem nimmermehr verführen.
Werd’ ich doch zu einer Theorie je sagen:
Verweile doch, du bist so schön,
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!

Das Neutrino tritt selbst als singendes Gretchen auf:

Meine Ladung ist hin,
Statistik ist schwer,
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr
Wo du mich nicht hast,
Keine Formel passt.
Die ganze Welt
ist dir vergällt.

Anlass dieser Adaptierung des klassischen Faust-Stoffes ist nicht nur das Gedenken zum 100. Todestag von Goethe, sondern der mit harten Bandagen ausgetragene Disput um das „Neutrino“ zwischen Niels Bohr und Wolfgang Pauli.

Manche Forscher verhalten sich ziemlich divenhaft und reagieren durchaus beleidigt, wenn ihre Thesen widerlegt werden. Der eine oder andere hat auch autistische Züge.

Das Buch verfügt im Anhang eine Liste weiterführender Literatur, damit sich der Leser in die eine oder andere Biografie vertiefen kann.

Fazit:

Das Buch bietet einen guten Überblick über die „Zeit der Unschärfe“. Es schließt eine Lücke zwischen der Wissenschaft und den Menschen, die dahinterstecken. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.12.2021

Hat mir gut gefallen

Wo das Licht herkommt
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Gleich vorweg, einfache Erzählungen sind Clementine Skorpils Sache nicht. Ich kenne alle ihre Bücher und komme daher mit ihrem Schreibstil gut zurecht.

Worum geht’s hier?

Philippine soll Seppel, einen ...

Gleich vorweg, einfache Erzählungen sind Clementine Skorpils Sache nicht. Ich kenne alle ihre Bücher und komme daher mit ihrem Schreibstil gut zurecht.

Worum geht’s hier?

Philippine soll Seppel, einen Bauernsohn, heiraten. Das haben sich die Väter am Stammtisch so ausgemacht. Doch Philippine weigert sich, da der Seppel ein gewalttätiger und ungehobelter Bursche ist und flieht in Männerkleidung aus ihrem Dorf in Niederösterreich.

Sie wird auf dem Weg ins Wien des 18. Jahrhunderts von einem Jesuitenpater aufgelesen und Zögling in einem katholischen Gymnasium. Immer wieder entgeht sie nur knapp der Entdeckung als Frau. Sie interessiert sich für die Heilkunde, geht nach Rom, um dort Medizin und anschließend nach an die Universität nach Coimbra (Königreich Portugal) um hier Kartografie zu studieren. Anschließend reist sie nach China, wie zahlreiche Jesuitenpatres vor und nach ihr.

Meine Meinung:

Clementine Skorpil selbst hat Sinologie studiert, daher haben ihre Romane immer eine Affinität zu China.

Das Buch besteht aus zwei unterschiedlich langen Teilen: “Wo die Sonne untergeht“ (=Abendland) und „Wo die Sonne aufgeht“ (=Morgenland). Dazwischen treffen wir gemeinsam mit Philippine/Philipp zahlreiche Größen der Zeit. In Wien z.B. Antonio Salieri, Mozart oder den Arzt Leopold Auenbrugger oder in Coimbra den Marquês de Pombal, der als großer Aufklärer und Reformer gilt.
In Wien treffen wir aber nicht nur die „gute Gesellschaft“ sondern auch die Unterprivilegierten wie die „Rote Grete“, eine bekannte Prostituierte, aus dem Crobotendörfl am Spittelberg. So erhalten wir ein Lokalkolorit aus dem Wien des 18. Jahrhunderts und Philippine Unterricht im Frau-Sein.

Das ist vielleicht auch gleichzeitig das Manko der Erzählung, denn für historisch Nicht-Versierte und Nicht-Wiener sind diese Begriffe Crobotendörfl (Dorf der kroatischen Einwanderer) oder Bancozettel (Vorläufer des Papiergeldes) ohne Unterstützung von Lexikon oder Internet, aus dem Kontext kaum zu erraten. Auch ein Personenverzeichnis könnte der Mehrheit der Leser dienlich sein.

Gut gefällt mir, dass jedes Kapitel des ersten Teils mit einem Zitat aus Fei Lipus Feder beginnt. Das Cover ist ansprechend und die Haptik des Schutzumschlages bzw. des Vorsatzblattes erinnern an handgeschöpftes Papier.

Dieser historische Roman gefällt mir sehr gut, denn er zeigt deutlich, wie sehr Bildung und Macht in den Händen der Männer liegen und das nicht nur im 18. Jahrhundert.

„Noch bevor ich aus dem Bauch getrieben wurde, ein zweites Mal geatmet habe, war mein Leben bestimmt - und es ist nicht nur der Stand, es war etwas Kleines zwischen den Beinen. Es hat gefehlt. Und nun? Kaum vorstellbar, dass sich der eine Geist an solch ein Zipfelchen hängt. Ist er ohne Geschlecht?“ (S. 204)

Die Figuren sind facettenreich und entwickeln sich. Besonders an der Sprache von Philippine/Philipp erkennt man die Veränderung. Sind die Dialoge und Gedanken der jugendlichen Protagonistin noch in einfacher Sprache gehalten, so steigern sich Sprachstil und Vokabular mit dem Fortgang der Studien.

Fazit:

Ein historischer Roman, der vermutlich nicht jedem Leser zusagen wird. Mir hat er sehr gut gefallen, daher gibt es 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.12.2021

Eine klare Leseempfehlung

Dimensionen des Weltalls
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Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik an der Universität Graz stellt mit seinem neuen Buch „Dimensionen des Weltalls“ eine interessante Lektüre sowohl für blutige Anfänger als auch für Fortgeschrittene ...

Arnold Hanslmeier, Professor für Astrophysik an der Universität Graz stellt mit seinem neuen Buch „Dimensionen des Weltalls“ eine interessante Lektüre sowohl für blutige Anfänger als auch für Fortgeschrittene vor.

In zwölf Kapiteln, die reich bebildert und schön strukturiert sind, beleuchtet er das Weltall:

Unsere Erde
Unser Mond
Unser Kalender
Die Sonne, unser Stern
Das System der Planeten
Der Kosmos der Sterne
Hunderte Milliarden von Sternen: Unsere Milchstraße
Galaxien Welteninseln
Wie alles entstanden ist
Gefahr aus dem All?
Invasion aus dem All?
Was können wir am Himmel sehen?

Ich schätze Prof. Hanslmeiers didaktische Art, sich verständlich, kurzweilig und knackig auszudrücken. Kein unnötiges Abschweifen in Details, die nur ihrem Selbstzweck dienen, sondern komplizierte Inhalte einfach darzustellen. Die eine oder andere mathematische Formel bleibt den Lesern nicht erspart. Man kann sie aber auch ignorieren.

Das Kapitel „Gravitationswellen“, für deren Erforschung 2017 der Nobelpreis vergeben wurde, ist ein wenig ausführlicher beschrieben. Das dient aber dem besseren Verständnis der komplexen Materie.
Apropos Materie, natürlich beschäftigt sich das Buch auch mit der Frage, ob wir alleine im Universum sind.

Insgesamt werden rund 200 Fragen gestellt und auch beantwortet.

Fazit:

Ein gelungenes Buch, das dem interessierten Leser zahlreiche Fragen zu Thema „Weltall“ gut erklärt. Gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung und 5 Sterne.