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Venatrix

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Ein gelunger hist. Roman

Signorina Vivaldi
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Venedig 1702, das kleine Waisenmädchen Anna Maria steht vor der Weihnachtskrippe der Waisenhauskirche und betet um Eltern oder zumindest einen Elternteil. Wenig später geht der Wunsch (fast) in Erfüllung, ...

Venedig 1702, das kleine Waisenmädchen Anna Maria steht vor der Weihnachtskrippe der Waisenhauskirche und betet um Eltern oder zumindest einen Elternteil. Wenig später geht der Wunsch (fast) in Erfüllung, denn der Geistliche, Musiklehrer und Komponist Antonio Vivaldi tritt seinen Dienst im Waisenhaus Ospedale delle Pietà an.

»Wenn die ungewollten Kinder die Waisenhäuser füllen anstatt den Kanal, tragen sie zum Reichtum der Stadt bei, denn unsere Konzerte locken viele Bürger und Reisende an und füllen die Kassen. Auch die Handarbeiten der figlie del commun werden verkauft und tragen zum Wohlstand bei.«

Das Waisenhaus teilt seine Zöglinge (nur Mädchen) in Gruppen: die musikalischen figlie del coro und die figlie de commun. Während die figlie del coro durch ihre Konzerte glänzen, müssen die anderen Mädchen neben Handarbeiten wie Spitzen klöppeln und sticken auch schwere Hausarbeiten verrichten. Das sorgt natürlich unter den Mädchen für Neid und Missgunst, da die vielen Übungsstunden der musikalischen Mädchen nicht als Arbeit angesehen werden. Neben den Querelen der Mädchen untereinander, gibt es auch den strengen Klosteralltag, der von Hunger und fehlender menschlicher Wärme geprägt ist zu meistern. Vor allem Demut sollen die Zöglinge an den Tag legen.

„...Aber es ist wichtig, dass du trotzdem immer demütig bleibst und Mädchen wie Clarissa nicht vor den Kopf stößt, denn deine Begabung werden dir viele neiden...“

Anna Maria ist den Anfeindungen sowohl von einigen Mädchen, allen voran Berta, als auch von den Nonnen ausgesetzt, als Antonio Vivaldi das große Potenzial der kleinen Geigerin entdeckt und entsprechend fördert. Schon bald wird sie, nach ihrem bevorzugten Instrument der Violone, Anna Maria dal Violin, genannt.

Mehrmals kommt es zwischen der Mutter Oberin und Vivaldi zu Konflikten, in deren Folge der Komponist entlassen wird. Weil aber die hohe Qualität des Mädchenorchesters mit seiner eigenen Virtuosität zusammenhängt, holt man ihn zurück, bis sich das Publikum einer anderen Musikrichtung zuwendet und Vivaldi Venedig verlässt.

Meine Meinung:

Verena Maatmann ist ein fesselnder historischer Roman gelungen. Zahlreiche historische Persönlichkeiten kreuzen unseren Weg.

Antonio Vivaldi, der den meisten von uns durch seine „Vier Jahreszeiten“ bekannt ist, ist einer der herausragenden Barockkomponisten. Wie zu dieser Zeit häufig, ist er eigentlich Priester und komponiert anfangs zu Ehren Gottes. Als er sich aufs Opernschreiben verlegt, ist er für die Geistlichkeit nicht mehr tragbar. Vivaldi geht unter anderem nach Wien und stirbt dort 1741 verarmt.

Neben Antonio Vivaldi (1678-1741) ist es eben Anna Maria dal Violin (1696-1782) oder später die Sängerin Anna Girò. Auch der Geigenbauer, von dem Anna Maria ihre private, von Vivaldi bezahlte Violine erhält, ist historisch belegt. Da man von Anna Maria wenig weiß, hat die Autorin die Lücken in ihrer Biografie mit viel Sorgfalt und Fantasie aufgefüllt.

Sehr schön ist der innere Konflikt von Anna Maria herausgearbeitet, die gerne mit Michele, dem Maler, eine eigene Familie gegründet hätte, aber dadurch auf öffentliche Auftritte verzichten hätte müssen. Denn lt. den Regeln ist es verheirateten Frauen nicht erlaubt, öffentlich aufzutreten, andernfalls hätte ihre Ehemänner Strafe zahlen müssen.

„Das Ospedale della Pietà ist meine Familie. Wie in jeder Familie kommt man mit einigen gut, mit anderen weniger gut aus. Aber so ist das Leben.“

Nach Michèles Tod stürzt sie sich in die Arbeit und tritt quasi die Nachfolge von Antonio Vivaldi an und erringt endlich die Anerkennung der Mutter Oberin.

»Die Christmette ist einer der wichtigsten Auftritte der figlie del coro. Die musikalische Gestaltung des Hochamtes muss gelingen, damit wir weiterhin auf die Gelder unserer Gönner zählen können. Wenn Sie sich also nicht völlig sicher sind, dass Sie Chor und Orchester als maestra di concerto führen können, sagen Sie es mir bitte. Ich kann gern einen externen Konzertmeister engagieren.«

In ihrem ausführlichen Nachwort trennt die Autorin Fakten und Fiktion. Das
Ospedale della Pietà ist einer der vier Waisenhäuser Venedigs. Allerdings sind hier nicht ausschließlich Waisen untergebracht sondern auch illegitime Kinder oder, Kinder aus vorhergegangenen Ehen, wie Delia, die zwar aus reichem Hause stammt, aber nach dem Tod der leiblichen Mutter von der neuen Gemahlin des Vaters ins Waisenhaus abgeschoben worden ist.

Sehr interessant finde ich, dass man versucht hat, die Mädchen zu verheiraten. Deshalb wurden die Einkünfte, die sie durch ihre Konzerte oder handwerklichen Erzeugnisse erwirtschaftet haben zu je einem Drittel für eine Mitgift, zum persönlichen Gebrauch und zur Deckung des Klosterlebens verwendet. Obwohl das Leben in einem Waisenhaus schrecklich gewesen sein muss, scheinen die Mädchen des Ospedale della Pietà zu den Glücklicheren zu zählen, denn sie erhalten eine Ausbildung und einige die Chance zu heiraten.

Fazit:

Mir hat dieser historische Roman gut gefallen. Deshalb gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Hat mich gut unterhalten

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Dieser 10. Fall für das bewährte Ermittler-Duo Pia Sander und Oliver von Bodenstein, braucht die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Warum?

Zunächst vermisst Maria Hauschild, Literaturagentin von Pia Sanders ...

Dieser 10. Fall für das bewährte Ermittler-Duo Pia Sander und Oliver von Bodenstein, braucht die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Warum?

Zunächst vermisst Maria Hauschild, Literaturagentin von Pia Sanders Ex-Mann Henning Kirchhoff, ihre Freundin Heike Wersch, ehemalige Programmleiterin des Winterscheid-Verlages. Als Pia mit Hauschild in das Haus der Vermissten einsteigt, finden sie nur deren dementen Vater vor, aber in der Küche scheint es Blutspuren zu geben.

Als wenig später die Leiche von Heike Wersch aufgefunden wird, machen sich die Ermittler auf die Suche nach Täter und Motiv. Waren die Querelen im Winterscheid-Verlag Grund genug, um die Frau zu töten? Oder hat Autor Severin Velten, der von Heike Wersch mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert wurde ein Motiv?

Je weiter die Ermittler in den Fall eindringen, desto klarer wird, dass das Motiv nicht unbedingt in der Gegenwart zu suchen ist, sondern in der Vergangenheit des Opfers und des oder der Täter, denn es gibt das eine oder andere Geheimnis, das um jeden Preis gewahrt werden muss.

Meine Meinung:

Wie wir es von Nele Neuhaus gewöhnt sind, sind die Ermittler nicht nur Polizisten, sondern Menschen mit Privatleben und allerlei Sorgen. Oliver von Bodesteins Ex-Frau Cosima ist schwer an Leberkrebs erkrankt und nur (s)eine Leberspende kann ihr Leben retten. Daneben ist der Ermittler mit der rasend eifersüchtigen Karoline verheiratet, die ihre Tochter Greta mit in die Ehe gebracht hat. Greta ist ein toxisches Geschöpf, die, obwohl ich nicht für schwarze Pädagogik bin, eine ordentliche Tracht Prügel verdient hat, denn sie tyrannisiert ihre Umgebung. Darunter leidet auch Sophia, Olivers jüngste Tochter, die wegen Cosimas Erkrankung wieder bei ihm lebt.

Auch der Ausflug in die Verlagswelt, wo jeder jeden kennt hat mir gut gefallen, obwohl die Schilderung dieses Mikrokosmos‘ einen breiten Raum einnimmt.

Der Spannungsaufbau ist trotz des vielen Personals und der zahlreichen Rückblenden wie Nebenschauplätzen tadellos. Obwohl ich noch nicht alle Krimis in der richtigen Reihenfolge gelesen habe, habe ich sehr gut hineingefunden.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der Einblick ins Verlagswesen gibt und mich gut unterhalten hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Eisflut 1784
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Wir schreiben das Jahr 1784. In Mühlheim am Rhein und der verfeindeten Stadt Cöln herrschen Eiseskälte, Hunger und Not. Plündernde Räuberbanden ziehen mordend übers Land. Da niemand weiß, dass dieses Wetterphänomen ...

Wir schreiben das Jahr 1784. In Mühlheim am Rhein und der verfeindeten Stadt Cöln herrschen Eiseskälte, Hunger und Not. Plündernde Räuberbanden ziehen mordend übers Land. Da niemand weiß, dass dieses Wetterphänomen von einem Vulkanausbruch im fernen Asien verursacht worden ist, haben Frömmler und bigotte Heilsbringer Hochsaison. Das streng katholische Cöln ist da Vorreiter. Statt die Deiche am Rhein zu erhöhen, um die Hochwassergefahr für die Stadt zu bannen, ruft man die Menschen zu Buße und Kirchgängen auf.

In Mühlheim ist man zu Andersgläubigen ein bisschen toleranter, dennoch herrscht auch hier Gesetzlosigkeit. In das Chaos soll Amtmann Henrik Freiherr van Venray, Amtmann für policeyliche Wohlfahrterei im Dienst des bergischen Herzogs Recht und Ordnung bringen. Den neumodischen Reformen, die in Paris oder London seit längerem Usus sind, stehen Venrays Vorgesetzte ablehnend gegenüber. Und Venray ist nicht die einzige Figur, die einen schweren Stand hat. Die Apothekerin und Witwe nach Medicinalrat Friedrich Scheidt, selbstbewusst und erfolgreich, ist den Geschäftsleuten ebenfalls ein Dorn im Auge. Besonders dem Hofkammerrat Bertoldi und dem Armenfürsorger Töns ist die Witwe, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, unbequem.

Als dann einermordeter Mönch und wenig später die kopflose Leiche eines Kindes gefunden wird, ist Venray klar, dass die größte Herausforderung noch bevorsteht, da niemand an richtiger Aufklärung interessiert ist. Es soll ein Mörder gefunden und hingerichtet werden, egal wer.

Neben den kriminalistischen Problemen hat Venray noch mit der Korruption und dem Schlendrian der Stadtoberen zu kämpfen, die auch in Mülheim den vom Fürsten geforderten Deich nicht rechtzeitig fertiggestellt haben. Nun droht eine riesige Überschwemmung durch den Rhein, denn das aufgestaute Eis des Flusses droht infolge eines Warmewettereinbruchs plötzlich zu schmelzen ....

Meine Meinung:

Marc Hasenkopf ist ein sehr düsteres Bild dieser Zeit gelungen. Es sind nur mehr fünf Jahre bis zur Französische Revolution und auch in den vielen kleinen Fürstentümern Deutschlands gärt es. Die reichen Adeligen und Bürger prassen, während die Bauern und Armen wie die buchstäblichen Fliegen des Hungers und der Kälte wegen sterben.

Mich hat dieser historische Krimi in den Bann gezogen. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Sehr interessant finde ich die religiösen Konflikte zwischen den einzelnen Städten. Dass Protestanten ebenso wie Juden aus Cöln vertrieben worden sind, war mir nicht so bekannt. Die Verschwörungstheorien, die sich rund um Naturkatastrophenentwickeln, verwundern mich nicht wirklich.

Die Charaktere sind recht gut herausgearbeitet. Die eine oder andere Figur hätte noch ein wenig mehr Feinschliff vertragen, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Die Fakten sind penibel recherchiert. Auch wenn die beiden Hauptfiguren Venray und Anna-Maria Scheidt fiktiv sind, gibt es reale Vorbilder dafür, wie der Autor in seinem Nachwort schreibt.

Fazit:

Ein fesselnder historischer Krimi mit interessanten Charakteren, mit denen ich mir gut eine Fortsetzung vorstellen kann. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Opulenter Mittelalteroman, der Fakten und Fiktion bestens verknüpft

Die Mission des Kreuzritters
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Ulf Schiewe entführt seine Leser diesmal in das Mittelalter nach Jerusalem. Der aktuelle Herrscher, König Baudoin II. (1075-1131 hat nur vier Töchter als Erben. Die älteste, Melisende (1105-1161), wird ...

Ulf Schiewe entführt seine Leser diesmal in das Mittelalter nach Jerusalem. Der aktuelle Herrscher, König Baudoin II. (1075-1131 hat nur vier Töchter als Erben. Die älteste, Melisende (1105-1161), wird zwar auf ihre Aufgaben als Regentin vorbereitet, soll aber der Tradition entsprechend verheiratet werden und ihrem Mann die Regierungsgeschäfte überlassen.

Die selbstbewusste Melisende denkt aber nicht daran den Grafen Foulques d’Anjou (1095-1143) zu heiraten, dessen Machtgelüste deutlich sichtbar sind. Trotzig schleicht sie sich mit wenigen Getreuen aus der Stadt Jerusalem, um zu ihrer Schwester nach Antiochia zu reisen. Blöderweise wird die Reisegruppe überfallen und Melisende als Geisel nach Schaizar, einer muslimischen Stadt, die vom Sultan ibn Munquidh regiert wird, verbracht. Um sie auszulösen, schickt König Baudouin II. den ihm treu ergebenen Tempelritter Raol de Montalban nach Schaizar. Man einigt sich auf eine Lösegeldsammlung und (erstaunlich) auf einen Nichtangriffspakt. Zunächst scheint die Rückkehr nach Jerusalem auch ohne weitere Schwierigkeiten zu gelingen, doch dann greift ein Verräter plötzlich in das Geschehen ein und erneut schweben Melisende und das Königreich von Baudouin II. in großer Gefahr.

Meine Meinung:

Schauplatz dieses historischen Romans ist der Nahe Osten, sprich das Heilihe Land. Autor Ulf Schiewe setzt sich hier kritisch mit den Eroberungsfeldzügen europäischer Herrscher im Nahen Osten auseinander. Unter dem Deckmantel, die „Heilige Stadt Jerusalem“ wieder für die Christenheit zu gewinnen, richten Generationen von Monarchen, Päpsten und (Kreuz)Ritter Gemetzel unter der dort lebenden Bevölkerung an. Jerusalem ist die Stadt, die drei Weltreligionen als heilig gilt: den Juden, den Christen und den Muslimen. Deshalb erfahren wir einiges über die muslimische Lebensart, die der europäischen in einigen Dingen doch überlegen scheint: der Wohnkomfort oder die Medizin.

Wie wir es aus den anderen historischen Romanen von Ulf Schiewe kennen, sind die historischen Hintergründe penibel recherchiert und Fakten mit Fiktion perfekt verknüpft. So haben Baudouin II., seine aufmüpfige Tochter und ihr Bräutigam, der Graf von Anjou, wirklich gelebt. Die Entführung und die Liebesbeziehung zu Raol de Montalban sind geschickt in den historischen Kontext eingebunden. Der fiktive Kreuzritter Raol ist einigen von uns aus anderen Werken des Autors bekannt.

Der Schreibstil ist fesselnd und die bildhafte Beschreibung der Landstriche, die durchquert werden muss, lässt vor uns ein umfassendes Gesamtbild der Ereignisse erstehen. Der Spannungsbogen wird während Melisendes gesamter Reise hochgehalten, vor allem wegen der überraschenden Wendungen.
Interessant sind auch die Details zu den Anfängen des Templerordens.

Das Cover hebt sich von den sonst für historische Romane üblichen pergamentbeigen Farben wohltuend ab.

Fazit:

Ein fesselnder Mittelalterroman, der im Heiligen Land spielt und großartig Fakten mit Fiktion verknüpft. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss

Stille Jahre
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„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, und für die Genossen war er diese Schwachstelle geworden. Am Ende werden sie irgendetwas gegen ihn ausgraben, ihn aus der Partei werfen und auch aus ...

„Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied, und für die Genossen war er diese Schwachstelle geworden. Am Ende werden sie irgendetwas gegen ihn ausgraben, ihn aus der Partei werfen und auch aus der Stelle. Das ist nur eine Frage der Zeit.“

Nach ihrem Roman „Hana“, der das NS-Regime zum Thema hat, spielt dieser neue Roman von Alena Mornštajnová in der kommunistischen Tschechoslowakei.

Worum geht’s?

Einer der Hauptdarsteller, Svatopluk Žák, ist das, was man gemeinhin als Parteisoldat bezeichnet. Er liebt Musik und Eva, selbst Pianistin, die ihm eine musikalische Tochter schenkt. Als Blanka betrunken einen Autounfall verursacht, wirft Svatopluk alle seine Prinzipien über Bord und hilft Blanka. Als das bekannt wird, legt Svatopluk alles seine Parteifunktionen zurück und übersiedelt mit Eva in die weit entfernte Provinz. Doch nicht nur räumlich zieht er sich zurück. Svatopluk geht in innere Emigration, da ihm sein Lebensinhalt entglitten ist.

Wenig später bekommt Eva eine weitere Tochter, Bohdana. Sie ist die zweite Hauptperson in diesem Roman, in dem man abwechselnd aus Bohdanas und Svatopluks Perspektive lesen kann. Bohdana wird nie sprechen lernen, ob ihr rein medizinisch nichts fehlt.

Bohdana Žáková beginnt über das schräge Verhältnis zwischen ihr, ihrem Vater und der Stiefmutter Béla nachzudenken. Als sie von ihrer sterbenden Großmutter mit dem Namen „Blanka“ angesprochen wird, beginnt sie heimlich zu recherchieren.

Meine Meinung:

Dieser Roman zeichnet sich durch eine stilistisch hochwertige Sprache aus, was durchaus der gelungenen Übersetzung von Raija Hauck zuzurechnen ist.


Bohdanas Unvermögen sprechen zu können, wirkt wie ein Symbol für die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter. Wäre Svatopluk ebenso unwirsch, grausam, wenn er statt einer zweiten Tochter, die ihn an die Verfehlungen im Zusammenhang mit der ersten erinnert, ein Sohn geboren wäre?

Fazit:

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.