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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2021

Regt zum Nachdenken an

Wir
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„Das WIR gibt es nicht“ - mit diesen provokanten Worten beginnt Judith Kohlenbergers Buch.

Dieses Pronomen führt uns vor Augen, wie schnell es abgrenzt. Das WIR im Gegensatz zu den anderen. Das WIR als ...

„Das WIR gibt es nicht“ - mit diesen provokanten Worten beginnt Judith Kohlenbergers Buch.

Dieses Pronomen führt uns vor Augen, wie schnell es abgrenzt. Das WIR im Gegensatz zu den anderen. Das WIR als eingeschworene Gemeinschaft, die keine Durchlässigkeit duldet. Daher muss das WIR immer im Kontext betrachtet werden.

Sprachlich ausgefeilt und mitreißend zeigt Kohlenberger die Herausforderungen, Probleme und Chancen, die sich aus dem WIR ergeben.

Fazit:

Dieser Essay "Wir" ist eine inspirierende Lektüre, die, ohne belehrenden Finger, zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.04.2021

Ein gelungenes Porträt einer außergewöhnlichen Frau

Die Queen
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Rechtzeitig zu ihrem 95. Geburtstag am 21. April ist diese Biografie von Paola Calvetti erschienen.

Das Buch liest sich leicht und flüssig. Bemerkenswert sind einige bislang unbekannten Fotos, die wie ...

Rechtzeitig zu ihrem 95. Geburtstag am 21. April ist diese Biografie von Paola Calvetti erschienen.

Das Buch liest sich leicht und flüssig. Bemerkenswert sind einige bislang unbekannten Fotos, die wie Schnappschüsse wirken. Allerdings weiß man, dass die Queen nichts, aber auch gar nichts, dem Zufall überlässt.

Schmunzeln musste ich über die Information, dass Prinz Charles als kleines Kind mit der Krone gespielt hat, die dabei zu Boden gefallen ist. Ob das ein böses Omen für seine eigene Zukunft als König sein könnte? Man wird sehen, was passiert, wenn der Code „London Bridge ist down“ verkündet wird.

Fazit:

Eine humorvolle Biografie der englischen Königin, die sich auch sehr gut als Geschenk eignet. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.04.2021

Regt zum Nachdenken an

Schäm dich, Europa!
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"Denkt daran, was ihr verlieren könnt und was zu gewinnen wäre, wenn wir uns auf unser Menschsein besinnen würden und die, die das nicht wollen, isolieren könnten."
Diese Worte stehen mahnend gleich auf ...

"Denkt daran, was ihr verlieren könnt und was zu gewinnen wäre, wenn wir uns auf unser Menschsein besinnen würden und die, die das nicht wollen, isolieren könnten."
Diese Worte stehen mahnend gleich auf der Titelseite dieses, als von der Autorin als "Streitschrift" deklarierten Essays.
Wie viele von uns wird auch Susanne Scholl, Journalistin und Auslandskorrespondentin, im Jahr 2020 auf sich selbst zurückgeworfen.
Sie nützt die Zeit des Lockdowns dazu, sich eingehend mit der aktuellen Lage zu beschäftigen, und beginnt den zahlreichen historischen Lügen, auf denen das moderne Europa aufgebaut ist, zu enttarnen.
Besonders die österreichische Geschichtslüge, das erste Opfer Hitlers gewesen zu sein und wenig Jahre später, nämlich 1945, die "Stunde Null" zu proklamieren, haben es ihr angetan.
Hier hätte ich mir mehr Zahlen, Daten und Fakten gewünscht. Doch das würde den Rahmen dieser Streitschrift mit nur 70 Seiten sprengen. Trotzdem ist dieser Essay wichtig.
Warum? Nur wer die Vergangenheit kennt, ist für die Zukunft bereit!

Veröffentlicht am 03.04.2021

Eine gelungene Fortsetzung

Tod zwischen den Meeren
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Um KHK Marlene Louven nach ihrem langen Krankenstand den Wiedereinstieg mit verminderten Wochenstunden leichter zu machen, verfügt ihr Chef Bruno Bischoff, dass sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Simon Fährmann ...

Um KHK Marlene Louven nach ihrem langen Krankenstand den Wiedereinstieg mit verminderten Wochenstunden leichter zu machen, verfügt ihr Chef Bruno Bischoff, dass sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Simon Fährmann sich alten, ungelösten Kriminalfällen widmet. Aus dem Stapel der Akten fischt sie den Vermisstenfall „Birthe Andresen“. Birthe ist 2015 von Amrum verschwunden. Verdächtig, wie üblich, war damals der Ehemann, der auch bei den neuerlichen Befragungen undurchsichtig erscheint. Was hat er zu verbergen?

Die Recherchen scheinen nicht allzu vielversprechend zu sein, doch dann fischt man einen Toten aus der Schlei, der den Stein ins Rollen bringt.

Meine Meinung:

Dieser zweite Band mit KHK Marlen Louven, die nach einer schweren Erkrankung ihr Gehör verloren hat und nun auf ihre CIs, wie sie die Cochlea Implantate nennt, angewiesen ist, ist fesselnd geschrieben. Zum einen beschreibt Autorin Ilka Dieck die mühevolle Polizeiarbeit abseits von TV-Serien wie „Tatort“ oder „CSI“ und zum anderen erfahren wir einiges aus der Welt der Gehörlosen. Marlene ist darauf angewiesen, dass das Gegenüber langsam spricht und deutlich artikuliert. Zwar hat sie jede Menge technische Hilfsmittel, die ihr den Alltag erleichtern, doch bei hohem Lärmpegel und mehreren Gesprächspartnern sind die Geräusche auch von den Hilfen schlecht zu sortieren. Es bedarf einer erhöhten Aufmerksamkeit, die besonders anstrengend für Marlene ist. Dazu kommt, dass Marlene die CIs noch nicht ganz als „Bestandteil ihres Lebens“ akzeptiert hat, was aber durchaus verständlich ist. Erst im Showdown, als sie ohne zu zögern in die finstere Havel springt, vergisst sie auf ihre Einschränkung. Dass die Implantate das Bad in der Havel nicht überstehen, ist naheliegend.

Gekonnt führt uns Ilka Dick mehrmals in die Irre. Die Leser erfahren die Lösung des Kriminalfalles ein wenig früher als die Polizei, da immer wieder auch aus der Sicht des Täters bzw. von Birthe eingeblendet wird. Die Autorin versteht es, die Leser zu fesseln.

Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten. Sie sind lebensecht dargestellt und so darf auch ein ekelhafter Kollege nicht fehlen, der unangebrachte Kommentare abgibt. Bei ihren Recherchen begegnen sie ebenfalls verschiedenen Menschen, die ganz natürlich wirken. Hier ist der Amrumer Polizist Bendix zu nennen, der unbewusst aufseiten der Einwohner Amrums steht und bei den Befragungen durch Marlene und Simon mehrmals ungebeten dazwischenfunkt.

Der Krimi lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen, da es einen kurzen Rückblick aus Marlenes Vergangenheit gibt. Dennoch empfehle ich den ersten Band „Der stille Koog“ zu lesen.

Fazit:

Mir hat dieser zweite Fall, der sich flüssig und fesselnd liest, sehr gut gefallen, weswegen ich hier gerne 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 23.03.2021

Fesselnd bis zur letzten Seite

Finsterdorf
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Seit Jahren schüchtern finstere Kräfte die Bewohner des kleinen niederösterreichischen Ortes Schandau ein. Da häufen sich gebrochene Arme, die als Freizeitunfall deklariert werden, Menschen werden bedroht. ...

Seit Jahren schüchtern finstere Kräfte die Bewohner des kleinen niederösterreichischen Ortes Schandau ein. Da häufen sich gebrochene Arme, die als Freizeitunfall deklariert werden, Menschen werden bedroht. Dann verschwindet ein siebzehnjähriges Mädchen und taucht nach wenigen Tagen wieder auf. Es wirkt verstört, gebrochen und flüstert ständig vom Teufel. Weder das Mädchen noch die Eltern wollen mit der Polizei zu tun haben.

Die Atmosphäre im Dorf ist von Angst geprägt. Man traut nicht einmal seinem eigenen Schatten. Über all den vorsichtig agierenden Menschen thront auf seiner Burg, der „Baron“, Großgrundbesitzer und größter Arbeitgeber der Gegend, bis Thomas Radek, Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich das recht eigenartige Verschwinden und Wiederauftauchen eines jungen Mädchens untersuchen soll. Zunächst nur halbherzig beginnt er mit den Ermittlungen. Dabei fällt ihm die verstörte Stimmung im Dorf auf. „Entrisch“ sagt man in dieser Gegend dazu. Niemand wagt, offen mit ihm zu reden. Der Pfarrer predigt vor einer leeren Kirche und als Radek selbst die finsteren Machenschaften am eigenen Leib zu spüren bekommt, kennt sein Vorgesetzter kein Pardon, denn einen Polizisten anzugreifen geht gar nicht. In welches Hornissennest hat Radek hier gestochen?

Und dann treibt es das Böse zu weit: Es gibt einen Toten, ausgerechnet jenen Mann, der Thomas Radek ein paar Hinweise gibt.

Meine Meinung:

Peter Glanninger, selbst Polizist, ist ein bemerkenswerter Krimi, der am Thriller kratzt, gelungen.

Obwohl mir recht bald klar geworden ist, wer der Verursacher dieser geduckten Atmosphäre ist, ist die Spannung kaum auszuhalten. Wird einer der Dorfbewohner sich ein Herz fassen und mit Radek sprechen? Wird es Thomas Radek anschließend gelingen, genügend Beweise für eine Verhaftung zu finden?

Lange ist nicht klar, wer noch zu diesem finsteren Zirkel aus Macht und Orgien gehört. Und was hat es mit dem Fotografen auf sich? Auf welcher Seite steht er? Gehört er zu den Guten oder den Bösen? Oder der Pfarrer? Immerhin ist immer wieder von einem Priester die Rede. Fragen über Fragen, die sich nicht nur die Leser stellen.

Der Titel „Finsterdorf“ ist ausgezeichnet gewählt und auch der Ortsname „Schand-Au“ spricht für sich. Ich kann mir die bedrohliche Situation bestens vorstellen. Ein kleines Dorf, wenig Abwechslung, eine leere Kirche, dunkle Wälder und einen Hügel, auf dem die Burg mit ihrem bedrohlichen Burgfried thront. Der Burgherr sieht von oben auf „sein“ Dorf herab.

„Die Leute gehören mir. Entweder sie parieren und kuschen oder sie scheren sich weg.“ (S. 274)

Dieses Selbstverständnis einer alten Feudalherrschaft macht auch vor dem „ius primae noctis“, also dem (unbewiesenen) Recht des Grundherrn auf den ersten Beischlaf mit einer jungen Frau nicht Halt. Und das, obwohl die Leibeigenschaft durch das Patent von Joseph II. 1781 aufgehoben worden ist (Wobei, es letztlich bis 1848 gedauert hat, bis die Bauern aus ihrer Abhängigkeit von adeligen und kirchlichen Grundherrschaften entlassen worden sind).

Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Natürlich ist es oftmals leichter, die Bösen plastischer darzustellen, doch Thomas Radek ist ausgezeichnet gelungen. Außerdem hat es mir gut gefallen, dass Chefinspektor Gierling sich vor Thomas Radek stellt. Häufig hat man es ja in Krimis mit unfähigen Vorgesetzten zu tun.

Fazit:

Üblicherweise gebe ich einem Reihenauftakt keine vollen fünf Sterne, aber diesmal muss es unbedingt sein und eine Leseempfehlung gibt es obendrauf. Ich warte mit Spannung auf einen neuen Fall für Thomas Radek.