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Venatrix

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Eine gelungene Fortsetzung

Karl Valentin ist tot
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Nicht nur Karl Valentin (1882-1948) ist tot, sondern auch der Schüler Fabian Brühl, der, weil er zum Abi nicht zugelassen worden ist, Selbstmord verübt und ein Jahr später auch Marianne Eichstätt, jene ...

Nicht nur Karl Valentin (1882-1948) ist tot, sondern auch der Schüler Fabian Brühl, der, weil er zum Abi nicht zugelassen worden ist, Selbstmord verübt und ein Jahr später auch Marianne Eichstätt, jene Lehrerin die maßgeblich an Fabians Scheitern Schuld trägt. Eichstätt stirbt während eines Brandes im strengen Karl-Valentin-Gymnasium. Als dann noch Conny Bergmüller, eine weitere Lehrkraft verschwindet, vermutet Tom Perlinger eine Zusammenhang und beginnt mit seinem Team auch in diese Richtung zu ermitteln. Dabei sticht er in ein Hornissennest in dessen Zentrum der Direktor der Schule steht. Manfred Strebel ist ein selbstgerechter unbarmherziger Schuldirektor, der mit dem Kultusministerium bestens vernetzt ist, und den Kriminalbeamten das Leben schwer macht.

Doch nicht nur Strebel dringt ungebeten in Toms Leben ein, sondern auch sein Widersacher, der Immobilienspekulant Ivan Maslov und seine Helfershelfer sowie sein ehemaliger Freund Claas tauchen wieder auf und spielen einmal mehr eine große Rolle.

Meine Meinung:

Mit diesem dritten Fall hat Autorin wieder einen komplexen, vielschichtigen Krimi geschaffen. Man kann ihn natürlich ohne Vorkenntnis der beiden anderen lesen („Die Juwelen der Lola Montez“ bzw. „Das Ludwig-Thoma-Komplott“), dennoch rate ich dazu die Vorgänger zu lesen, da einige Charaktere rund um Tom Perlinger immer mit dabei sind, unter anderem sein ehemals bester Freund Claas Buchowsky und beider Intimfeind, der Immobilienspekulant Ivan Maslov. Außerdem brächte man sich um das Lesevergnügen zweier München-Krimis.

Gut gefallen hat mir, wie die Autorin die Figur des Volksschauspielers Karl Valentin in die Geschichte eingebunden hat. Ich bin ja kein wirklicher Fan von ihm, da mir seine Auftritte ein wenig zu schrill sind. Doch die vielen Zitate mit seinen oft philosophischen Ansätzen sind subtil im Krimi verwoben. Die Hintergrundinformationen zu Karl Valentin werden elegant dargereicht. Onkel Hubertus sei Dank!

Sabine Vöhringer spricht auch ein ernstes, aktuelles Thema an: Leistungsdruck in der Schule und nicht immer empathische Lehrkräfte oder Direktoren.
Anhand der Familie Anzinger, deren beide Töchter in diese Schule gehen und unter dem Druck leiden und Sascha Brühl, Fabians Vater, wird deutlich, wie Schule Familien zerstören kann. Carla Anzinger hungert sich (beinahe) zu Tode, weil sie sich eine Mitschuld an Fabians Tod gibt. Die beiden Väter versuchen gegen den diktatorischen Direktor vorzugehen. Nachdem die üblichen Mittel scheitern, greifen sie zu härteren Maßnahmen. Keine gute Idee, aber durchaus verständlich. Wer wollte nicht schon einmal die Schule sprengen oder abfackeln?

Da es noch einige angesprochene, aber nicht ausgesprochene Themen gibt, wird es mindesten noch einen weiteren Fall für Tom Perlinger geben. Immerhin, Maslov wäre auch noch unschädlich zu machen. Nachdem jetzt Tom und Claas wieder zusammenarbeiten können, besteht die Möglichkeit dazu.

Für Leser, die neu sind gibt, es am Ende ein Personenverzeichnis. Der skizzierte Stadtplan hilft, sich in München zwischen Sendlinger Tor und Bayrischer Staatsoper zurecht zu finden.

Fazit:

Ein vielschichtiger, komplexer Krimi, der an bekannten Plätzen der Münchener Altstadt spielt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Trauer um 19 Freunde aus der Formel 1

Verlorene Freunde
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„Bei Lotus werde ich Weltmeister oder ich bin tot“ Diese Zitat von Jochen Rindt erfüllt sich am 5. September 1970. An diesem Tag verunglückt er in Monza tödlich. Weltmeister wird er posthum, da er in diesem ...

„Bei Lotus werde ich Weltmeister oder ich bin tot“ Diese Zitat von Jochen Rindt erfüllt sich am 5. September 1970. An diesem Tag verunglückt er in Monza tödlich. Weltmeister wird er posthum, da er in diesem Jahr die meisten Rennen gewonnen hat.

Jochen Rindt ist einer von 19 tödlich verunglückten Formel 1 Fahrern, denen dieses Buch gewidmet ist.

Auf 144 Seiten, in umgekehrter Reihenfolge ihres Todes, würdigen die beiden Autoren folgende Rennfahrer:

Michele Alboreto (2001)
Ayrton Senna (1994)
Stefan Bellof (1985)
Manfred Winkelhock (1985)
Rolf Stommelen (1983)
Gilles Villneuve (1982)
Harald Ert (1982)
Ronnie Peterson (1978)
Carlos Pace (1977)
Tom Pryce(1977)
Graham Hill (1975)
François Cevert (1973)
Joseph Siffert(1971)
Pedro Rodriguez (1971)
Jochen Rindt (1970)
Piers Courage (1970)
Gerhard Mitter (1969)
Jim Clarke (1968)
Graf Berge von Trips (1961)

Trotz der vielen Todesopfer im Automobilsport hat dieser nichts von seiner Faszination verloren. Nach wie vor riskieren junge Männer ihr Leben. Wofür? Für Geld? Ruhm? Glamour?
Und die Zuschauer an der Rennstrecke oder daheim vor den Fernsehgeräten? Wie singt Rainhard Fendrich so treffend in seinem Lied „Es lebe der Sport“

„... Autorennen sind da sehr gefragt
Weil hie und da sich einer überschlagt
Gespannt mit einem Doppler sitzt man da
Und hofft auf einen g‘scheiten Busera
Weil durch einen spektaklären Crash
Wird ein Grand Prix erst richtig resch ...“

An dieser Stelle sei Jackie Stewrt zitiert: "Es darf Menschen nicht erlaubt sein, von einem Unfall oder Tod fasziniert zu sein".

Die Fahrer riskieren auf unzureichend abgesicherten Strecken, mit teils abenteuerlichen Konstruktionen sowohl im Training als auch im Rennen in jeder Runde ihr Leben. Das schwarze Kleid für die Frauen und Freundinnen der Rennfahrer ist obligat. Man weiß ja nie ...

Es zeigt sich deutlich, dass viele von Jochen Rindt, Jackie Stewart und Emerson Fittipaldi angeregte und oft erzwungene Sicherungsmaßnahmen Früchte tragen. In der Zeit zwischen 1985 und 1994 stirbt kein Fahrer auf der Rennpiste. Der Tod von Roland Ratzenberger (30.04.1994) und am Tag darauf von Ayrton Senna in Imola holt die Menschen wieder auf den Erdboden zurück.

Ausgerechnet Senna, von dem jeder glaubt, er sei unsterblich, ereilt der Tod.

Autor Elmar Brümmer zeichnet ein einfühlsames Porträt der einzelnen Fahrer, geht auf deren Charakter ein. Manche wie Jochen Rindt oder Jo Siffert bezeichnet er als „Popstars“. Mit tiefer Sachkenntnis berichtet er ohne Voyeurismus über die Unfälle. Bei den meisten ist zu lesen: „Bis heute ist die tatsächliche Unfallursache nicht gänzlich geklärt.“ So zitiert er den genialen Rennwagenkonstrukteur Adrian Newey, der wegen den tödlichen Senna-Unfalls auch vor Gericht stand: „ich glaube nicht, dass jemals jemand erfahren wird, was exakt bei diesem Unfall passiert ist.“

Rund 75 teils großformatige Bilder ergänzen den Text. Diese Fotos stammen großteils aus dem Archiv des renommierten Motorsportfotografen Ferdi Kräling. Diese beeindruckenden Bilder lassen bei mir (Jugend)Erinnerungen aufkommen. Beim Tod von Jochen Rindt war ich zehn Jahre alt und fasziniert von den Männern, die in ihren Boliden „im Kreis fuhren“ (© Niki Lauda).

Dieses hervorragend verarbeitete Buch ist eine Hommage an jene 19 Rennfahrer, die während ihrer Karriere tödlich verunglückt sind. Sei es auf der Rennstrecke oder auf dem Weg dorthin.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Max Leitner, Beruf: Ausbrecherkönig

Max Leitner
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Die österreichische Autorin Clementine Skorpil nimmt sich in diesem Roman der Lebensgeschichte eines Mannes, der Jahre lang die Behörden in Österreich und Italien in Atem gehalten hat, an. Dabei verknüpft ...

Die österreichische Autorin Clementine Skorpil nimmt sich in diesem Roman der Lebensgeschichte eines Mannes, der Jahre lang die Behörden in Österreich und Italien in Atem gehalten hat, an. Dabei verknüpft sie eindrucksvoll Dichtung mit Wahrheit.

Wer ist also nun, dieser Max Leitner?

Er stammt aus einer armen Südtiroler Familie und beginnt mit Gleichgesinnten Ende der 1980er Jahre in Südtirol Banken zu überfallen. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporters auf österreichischer Seite, wird er angeschossen und zum ersten Mal zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Er wundert sich, dass ihn die österreichische Polizei nicht er- sondern nur anschießt. Man erklärt ihm diese Vorgangsweise mit dem österreichischen Rechtssystem, dem er sich durch eine Flucht entzieht. In seiner langen „Karriere“ als Ausbrecherkönig bricht er insgesamt fünf Mal und wird letzten Endes doch gefasst. Knapp 30 Jahre bekommt er insgesamt aufgebrummt. Max Leitner sieht sich als Justizopfer. Er hätte niemals auf Menschen gezielt, so seine Argumentation. Unrechtsbewusstein scheint er keines zu besitzen.

Soweit die Kurzbiografie, die die Autorin in einen fesselnden Roman verpackt hat. Dem echten Max Leitner stellt sie den fiktiven Staatsanwalt Fabio Pagano gegenüber, dessen Lebensziel ist, die Mafia zu zerschlagen, 1992 seine Vorbilder Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ermordet haben, Max Leitner wieder hinter Gitter zu bringen. Vor allem auch deswegen, weil sich Leitner Mitglieder verschiedener Mafia-Familien bedient, um aus den diversen Gefängnissen auszubrechen.

Neben dem Katz-und-Maus-Spiel Leitners mit den Behörden, gewährt die Autorin auch einen Einblick in die Gefängnisse und in die unterschiedlichen Rechtssysteme.

Bei seiner ersten Verhaftung in Österreich wird Max von der Polizei angeschossen. Als er sich wundert, warum er noch lebt, erklärt ihm ein Polizist, dass Warn- und Streifschüsse sowie Schüsse, „um den Täter unschädlich zu machen, also Knie, Hand et cetera“, zulässig seien. „Aber wenn einer ex geht bei einer Schießerei, hast du nur Scherereien.“ „Dann hat mir also ein Formular das Leben gerettet“, will Max wissen. „Könnte man so sagen“, antwortet der Polizist todernst. (S. 42)

Spannend, weil teilweise selbst erlebt, ist die Zeitreise in die Amtsstuben. Anfang der 1990er Jahre hält die Büroautomation ihren zögerlichen Einzu in die Amtsstuben. War die Jahre zuvor, die mechanische und später dann die Kugelkopfschreibmaschine (wie sie der fiktive Pagano aus eigener Tasche bezahlt) das übliche Werkzeug, so werden die Büros nun mit Computern ausgestattet. Das für uns heute alltäglich Mobiltelefon steckt noch in den Kinderschuhen und ist als „Telefonierknochen“ nun ein Museumsstück.


„Dennoch folgt dieser Roman Max Leitners Spuren, und viele der unglaublichsten Episoden haben sich tatsächlich zugetragen“, schreibt die Autorin im Nachwort (S. 309).

An einigen Stellen ist Max Leitner fast wehleidig. Es sind immer die anderen, die an seinem Schicksal Schuld sind, nie er selbst. Während seines Aufenthaltes in Österreichs bekanntester Strafanstalt Stein, beklagt er: „Einer hat Prostituierte stranguliert. Aber nein, der wurde vor zwei Jahren entlassen, weil er so schön Gedichte geschrieben hat.“ Er meint damit den Frauenmörder Jack Unterweger.

Interessant auch zu lesen, wie Frauen sich zu Gefängnisinsassen hingezogen fühlen, zu Leitner oder eben auch zu Unterweger. Das Macht erotisch ist, ist ja bekannt, aber ein verurteilter Schwerverbrecher?

Fazit:

Ein Roman, der einen, ob an will oder nicht, in den Bann zieht und bei dem schwer zu sagen ist, was Wirklichkeit und was Fiktion ist.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Kraft tanken im Waldviertel

Märchenhafte Kraftplätze
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Nina Stögmüller und Robert Versic nehmen die Leser mit auf eine Reise durch das märchenhafte Waldviertel. Auf 25 Wanderungen durchstreifen wir das nördliche Niederösterreich nach Bezirken geordnet:

Gmünd
Horn
Krems-Land
Melk
Waidhofen ...

Nina Stögmüller und Robert Versic nehmen die Leser mit auf eine Reise durch das märchenhafte Waldviertel. Auf 25 Wanderungen durchstreifen wir das nördliche Niederösterreich nach Bezirken geordnet:

Gmünd
Horn
Krems-Land
Melk
Waidhofen an der Thaya
Zwettl

Jede Beschreibung der Wanderungen beinhaltet eine Charakteristik mit m- und Zeitangabe einen Ausschnitt aus der Wanderkarte und einem Höhenprofil. Hinweise auf Kulinarik und Sehenswertem dürfen auch nicht fehlen. Ergänzt wird jedes Unterkapitel mit der Beschreibung von Kraftplatzerfahrungen sowie örtlichen Sagen und Legenden.

Die meisten Wanderungen in den Bezirken Gmünd und Zwettl habe ich bei unseren Waldviertel-Urlauben selbst schon erwandert. Ein Besonderer Ausflug ist jener auf den „Nebelstein“ (Wanderung Nr. 5/S.56), der sich eher selten in prächtigem Sonnenschein präsentiert.

Viel Abwechslung auf der Runde bietet der „Klangburgweg und Opferstein“ da man auch die Ruine Rapottenstein besichtigen kann und der Ausblick entschädigt für die vielen Stufen im Turm. (Wanderung Nr. 20/S.198).

Mir persönlich hat die Wanderung Nr. 21/S. 206 „Lohnbachfall, Figurenstein und Höllfall“ sehr gut gefallen. Sie ist zwar ein wenig anstrengender, weil selektiv, aber die schattige Ruhe entschädigt für so manche Schweißtropfen wie der gratis zu besichtigende Figurenpark.

Ein Highlight ist auch Wanderung Nr. 22/S. 216 „Schloss Rosenau und die Steinpyramide“. Neben dem kulinarischen Genuss im Restaurant neben dem Schloss, kann man hier in die geheime Welt der Freimaurer eintauchen (soweit die es zulassen). Die bekannte Steinpyramide haben wir nach ihrer Restaurierung vollständig gesehen, ein Jahr später sind Teile der Pyramide wieder abgerutscht.

Fazit:

Ein besonderer Wanderführer für eine besondere Landschaft - für Menschen, die ie Ruhe der Natur dem geschäftigen Treiben eines mondänen Touristenzentrum vorziehen. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.03.2020

Ein besonderer Reiseführer

111 Orte im Weinviertel, die man gesehen haben muss
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Das Weinviertel, das korrekterweise „Viertel unter dem Manhartsberg“ heißt, erstreckt sich von eben diesem Manhartsberg bis an die Donau im Bereich Hainburg und Marchegg.

Dieses Bereich von Niederösterreich ...

Das Weinviertel, das korrekterweise „Viertel unter dem Manhartsberg“ heißt, erstreckt sich von eben diesem Manhartsberg bis an die Donau im Bereich Hainburg und Marchegg.

Dieses Bereich von Niederösterreich hat erstaunliche Geschichten und Geschichte zu bieten. Es gibt natürlich mehr als diese 111 Orte, die das Trio Krimiautor Günter Pfeifer, Franziska Wohlmann-Pfeifer und Gerhard Holstein hier präsentiert. Doch sind sie in kaum einem der üblichen Reiseführer zu finden. Daher lohnt sich ein Ausflug in das Weinviertel in jedem Fall.

Ein paar Beispiele gefällig?

Wo gedenkt man Mozarts Notdurft? (S. 172)
Welcher Fabrikant hat sich gleich zwei Helden kaufen können? (S. 100)
Dallas und Texas im Miniaturformat?(S. 142)
Eine Schipiste mitten im Weinviertel? (S. 150
Welche Stadt hat ein Aquädukt für zwei Flüsse? (S. 108)

Dass das Weinviertel vor geraumer Zeit (ca. 13 Mio. Jahren) vom Urmeer bedeckt war, kann man auf S. 144 entdecken.

Also, auf in das Viertel unter dem Manhartsberg, es hat neben Wein, Kulinarik und Kultur noch viel mehr zu bieten. Einen Großteil der hier angeführten Orte kenne ich. Doch auf für mich haben sich einige neue lohnende Ausflugsziele ergeben, die ich gerne kennenlernen möchte.

Fazit:

Ein ganz besonderer Reiseführer aus der 111er Reihe des Emons-Verlags, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.