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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2018

Erinnerungen an die Schulzeit

Tod im Gymnasium
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Frau Professor Ringelstein wird am Ende des Elternsprechtages erschossen im Gymnasium aufgefunden.
Schnell stellt sich heraus, dass die Professorin, die meist despektierlich „Ringelnatter“ genannt wird, ...



Frau Professor Ringelstein wird am Ende des Elternsprechtages erschossen im Gymnasium aufgefunden.
Schnell stellt sich heraus, dass die Professorin, die meist despektierlich „Ringelnatter“ genannt wird, mehreren Generationen von Schülern des Privatgymnasiums das Leben in Latein und Englisch schwer gemacht hat.

Wollte sich hier ein Schüler für schlechte Beurteilungen rächen? Oder konnte der geldgierige Neffe den natürlichen Tod seiner Tante nicht mehr abwarten?

Doch wie passt der, wenig später, ebenfalls in der Schule verübte Mord am eher beliebten Sportlehrer hier ins Bild?

Liegt das Mordmotiv doch ganz woanders? Spielt die bevorstehende Pensionierung des Schuldirektors und die Neubestellung dieses Postens eine Rolle?

Die beiden Ermittler der Kripo Wien haben einiges aufzulösen.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist die Sorte „Whodunit?“ einzuordnen. Der Autor, selbst Lehrer, schickt die Leser wieder in die Schule. Mancher wird, wie Inspektor Osterbach gemischte Gefühle für diese Zeit hegen. Der Mief, die trüben Gänge, Lärm und manchmal gute oder schlechte Beurteilungen, Elternsprechtag – Schulalltag eben.

Thomas Himmelbauer legt verschiednen Fährten, von denen sich die eine oder andere als Rohrkrepierer herausstellt. Das hält die Spannung aufrecht.

Ein bisserl ermüdend habe ich die stets nörgelnde Ehefrau Osterbachs gefunden. Wer mit einem Polizisten verheiratet ist, kann keinen „9 to 17“-Job des Gemahls erwarten. Das Verbrechen schläft nie.
Ich hätte mir ein bisschen mehr Leben aus dem Schulbetrieb gewünscht. Nur zwei Beamte befragen Schüler und Lehrer? Das erscheint mir eine geringe Zahl. Die meisten Gyms in Wien haben zwischen 500 und 1.000 Schüler und eine entsprechende Anzahl (größer 100) Lehrkräfte (auch die Privatschulen).
Die Charaktere wirken auf mich ein wenig blass. Osterbach hat immer wieder ein schlechtes Gewissen seiner Familie gegenüber.
Das Erwähnen der parteipolitischen Besetzung von Schuldirektorenposten bzw. Beförderungen ist eine kleine Spitze gegen die österreichischen Bestellungspolitik.

Fazit:

Ein nicht unspannender Krimi, bei dem noch ein wenig Luft nach oben ist. Leider nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Nicht so toll, wie sein Vorgänger

Amerika vor Kolumbus
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„Amerika vor Kolumbus“, der Nachfolger zu „Kolumbus‘ Erbe“ fällt meine Meinung stark ab.

Die Lektüre des Buches ist diesmal eine echte Herausforderung. Der Schreibstil pendelt zwischen wissenschaftlich ...


„Amerika vor Kolumbus“, der Nachfolger zu „Kolumbus‘ Erbe“ fällt meine Meinung stark ab.

Die Lektüre des Buches ist diesmal eine echte Herausforderung. Der Schreibstil pendelt zwischen wissenschaftlich und unterhaltend hin und her – nicht Fisch, nicht Fleisch. Die Interesseweckende Leichtigkeit des Vorgängers fehlt. Ob das am anderen Übersetzer liegt?

Auffallend ist auch, dass sich der Autor zum überwiegenden Teil auf wissenschaftliche Arbeiten von Amerikanern verlässt.
Die Erkenntnisse internationaler Anthropologen, die sich mit der Besiedlungsgeschichte Amerikas befasst haben, fallen irgendwie unter den Tisch.

Die Theorie, dass „Syphilis“ aus Amerika („Präkolumbische Theorie“ bzw. „Kolumbus-Theorie“) nach Europa eingeschleppt wurde, ist durch Knochenfunde in Essex (England), Pompeij (Italien), der Türkei und/oder St. Pölten (Österreich) widerlegt werden. Es konnte festgestellt werden, dass die Syphilis bereits vor dem 13. Jahrhundert in Europa grassierte. Also keine „Retourkutsche“ wegen der nach Amerika eingeschleppten Infektionskrankheiten wie Masern oder Pocken.

„Americafirst!“ ist nicht immer gut. Ein Blick über den amerikanischen Tellerrand hinaus und in internationale Forschungsergebnisse hinein, hätten diesem Buch gutgetan.

Fazit:

Dass die kulturellen Leistungen der amerikanischen Ureinwohner höher als bisher einzuschätzen sind, dafür hätte es dieses Buch nicht unbedingt gebraucht.

Veröffentlicht am 26.01.2018

hat mich nicht ganz überzeugt

Die letzte Borgia
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Wer einen historischen Roman über die Familie Borgia zur Hand nimmt, weiß um die skrupellosen Machenschaften dieser Familie, die ihre Macht mit Mord und Totschlag, mit Intrigen und politischer Machtgier ...

Wer einen historischen Roman über die Familie Borgia zur Hand nimmt, weiß um die skrupellosen Machenschaften dieser Familie, die ihre Macht mit Mord und Totschlag, mit Intrigen und politischer Machtgier ausbauen.

Obwohl der Titel dieses Buches suggeriert, dass Lucrezia Borgia, die Tochter Rodrigos, des aktuellen Papstes Alexander, und Schwester des berüchtigten Söldnerführer Cesare, die Hauptfigur spielen soll, kommt sie für mein Empfinden zu kurz.

Sie muss sich sowohl dem Vater als auch dem Bruder unterordnen und wird zum dritten Mal vermählt: diesmal mit dem Herzog Alfonso d’Este. Noch bevor die Braut im Herzogtum eintrifft, sind es die Gerüchte um sie und ihre aus Spanien kommende Verwandtschaft, die ihr vorauseilen. Man beschuldigt sie (natürlich nicht offen) der inzestuösen Beziehung zu Vater und Bruder sowie des Gattenmordes.
Dennoch weiß sie sich zu behaupten und betört alle durch ihre Erscheinung. Dass sie sich mit ihrem Schwiegervater um die Höhe der monatlichen Apanage aus ihrem eigenen Vermögen streiten muss, zeigt wie schlecht es um die Stellung der Frau(en) dieser Zeit bestellt ist.

Meine Meinung:

Das ist der zweite Band der Familien-Saga rund um die Borgias. Der erste ist „Der Palast der Borgia“. Er muss nicht zwingend gelesen werden, trägt aber ein wenig zum besseren Verständnis der vorliegenden Geschichte bei.

Sehr eindrucksvoll ist das Leben (und Sterben) in der Renaissance dargestellt. Viele Männer leiden an der „Französischen Krankheit“ wie die Syphilis genannt wird. Wenn sie nicht in der Schlacht fallen, werden sie, geistig umnachtet und von Geschwüren überwuchert, an dieser Geschlechtskrankheit sterben. Heilung gibt es keine, höchstens Experimente mit allerlei giftigen Substanzen wie z. B. Quecksilber, das auch einige Erfolge aufweisen kann. Selbst der Papst ist davor nicht gefeit.

Schön ist auch, dass weitere historische Personen die Wege des Lesers kreuzen. Wir begegnen z.B. Niccolò Machiavelli und seiner Gemahlin, der uns an seinen klugen Gedanken teilhaben lässt. Interessant sind die politischen Winkelzüge von Cesare und Rodrigo, die weder vor Mord noch vor Verrat zurückschrecken und selbst getreue Anhänger über die Klinge springen lassen.

Fazit:

Trotz der intriganten Familie und ihrer Machenschaften hat das Buch die eine oder andere Länge. Daher kann ich nur 3 Sterne vergeben. Die Leseprobe hat ein wenig mehr versprochen.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Leider bleibt der Autor die Antwort schuldig

Zerbricht der Westen?
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Der deutsche Historiker Heinrich August Winkler wirft mit dieser Frage ein komplexes Thema auf. Dass der „Westen“ in der Krise steckt, ist jedem klar, der nur halbwegs die Nachrichten verfolgt oder seriöse ...

Der deutsche Historiker Heinrich August Winkler wirft mit dieser Frage ein komplexes Thema auf. Dass der „Westen“ in der Krise steckt, ist jedem klar, der nur halbwegs die Nachrichten verfolgt oder seriöse Zeitungen liest.

Doch was sind die Ursachen dafür? Gibt es einen Lösungsansatz?

Bei der Ursachenforschung spannt der Autor einen weiten Bogen. Über viele Kapitel hinweg erzählt er die Geschichte einzelner Staaten.


So geht er im dritten auf die Rolle der damaligen EWG und der Türkei ein. Bereits 1963 (!) gab es Bestrebungen beiderseits, die Türkei ins Europäische Boot zu holen. Doch schon damals gab es zu viele Unterschiede in den Auffassungen der Machthaber. Also wurde das Unternehmen auf Eis gelegt, bis einige Streitpunkte ausgeräumt würden. Einiges ist davon bis heute nicht erledigt und mit dem aktuellen Staatsoberhaupt in weite Ferne gerückt.

Auch die teilweise gemeinsame und doch wieder trennende Geschichte zwischen Europa und den USA wird den Lesern spannend dargeboten. Geschickt werden historische Ereignisse auf beiden Seiten des Atlantiks in Kontext gestellt.

Der Blick in den Osten, Richtung Russland und China fehlt auch nicht. Dem Zerfall der UdSSR, dem Fall der Berliner Mauer, der Wiedervereinigung Deutschlands sowie das Heranreifen Chinas zu einer Industrie-Großmacht – all dies wird gut leserlich, mt dem einen oder anderen Seitenblick dargestellt.

Im Mittelteil des Buches können wir über die (Welt)Wirtschaftskrise lesen. Wir haben ja schon zuvor erfahren, dass vor allem Griechenland seinen Beitritt zur EU auf betrügerische Weise erschlichen hat.

Die nächsten Kapitel erscheinen wie eine Zäsur: Wir erhalten nämlich nur eine Vielzahl von Aufzählungen aus den Nachrichten, eine Art „Bestandsaufnahme“ von ohnehin Bekanntem, ohne allzu viel Mehrwert.
Als Leser vermisse ich auf den letzten 150 Seiten die Leichtigkeit der Erzählung, die Spannung, mit der ich zu Beginn des Buches gefesselt wurde.

Hat man den Autor zur raschen Fertigstellung des Buches gedrängt?

Was mir jedoch überhaupt fehlt, sind mögliche Lösungsansätze. Auf die Frage im Titel „Zerbricht der Westen?“ erhält der Leser keine Antwort, nicht einmal eine unbefriedigende. Das finde ich sehr schade.

Fazit:

Nach einem interessanten Beginn, leider eine Enttäuschung.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Der erste Fall für Paul Genzer und Carl von Bäumer

Feine Leute
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Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ...

Dies ist der erste Band rund um den „schönsten Mann der Ufa“, Schauspieler Carl von Bäumer und Kriminalkommissar Paul Genzer. Die beiden Männer haben ein Verhältnis, was im Berlin von 1925 nicht ganz ungefährlich ist, ist doch Homosexualität strafbar. Während sie mit ihrem Gefühlschaos beschäftigt sind, wird zunächst einmal der reiche Junker Gottlieb Straumann ermordet. Der Tat dringend verdächtig ist sein Verwalter Max Beyer, der gleichzeitig der Geliebte von Gottliebs Gemahlin Berenice ist. Die lustige Witwe stirbt wenig später in einem Berliner Hotel an einer Überdosis. Was anfänglich wie ein Selbstmord oder Unfall aussieht, entpuppt sich als perfider Mord.
Doch wer ist der Täter?

Paul und Carl beleuchten das Umfeld derer von Straumann und entdecken einige Geheimnisse, die niemals die Öffentlichkeit erreichen sollten. Die Lösung des Falles ist überraschend.

Meine Meinung:

Die Idee für Krimihandlung gefällt mir sehr gut. Bei der Umsetzung habe ich jedoch ein paar Mängel entdeckt. Da ist zum einen, die Beziehung Paul/Carl. Beide wirken auf mich wie „Drama-Queens“. Obwohl dies der erste Band ist, habe ich das Gefühl, einen wesentlichen Teil der Beziehung verpasst zu haben.
Weiters könnte die Handlung grundsätzlich zu jederzeit an jedem beliebigen Ort spielen. So richtig Lokalkolorit bzw. Zeitgeschichte habe ich nicht entdecken können. Ja, der dicke Gennat, Berlins Polizeipräsident, kommt schemenhaft vor, von der angespannten Situation in Berlin, weil die SA-Verbände gröhlend Jagd auf Sozialisten machen und/oder die verheerenden Lebensumstände der Bewohner, ist wenig zu merken. Ebenso wenig verspüre ich vom ausgelassenen Treiben der Reichen, dem Tanz auf dem Vulkan. So wirkt die Handlung auf mich irgendwie verloren, im luftleeren Raum hängend.
Die Ermittlungen kommen nicht so recht vom Fleck und bedürfen einiger Zufälle. Jede Menge Zuträger sowohl aus Pauls als auch Carls teilweise kriminellem Umfeld helfen Paul dann doch auf die Sprünge. Gut vernetzt zu sein, auch in der Ganovenszene schadet nie, aber ohne eigenes Zutun die Verbrechen aufzuklären?

Fazit:

Eine gute Krimi-Idee, die noch Luft nach oben hat. Bin schon neugierig, wie sich Carl und Paul im Band 2 „Noble Gesellschaft“ weiter entwickeln.