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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2021

Eine facettenreiche Geschichte

Das Mädchen im Nordwind
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Die Hamburger Tischlerin Sofie nimmt, um Abstand von ihrer gescheiterten Beziehung zu bekommen, einen Job in Island an. Dort soll sie ein Haus renovieren. Dabei entdeckt sie nicht nur einen wertvollen ...

Die Hamburger Tischlerin Sofie nimmt, um Abstand von ihrer gescheiterten Beziehung zu bekommen, einen Job in Island an. Dort soll sie ein Haus renovieren. Dabei entdeckt sie nicht nur einen wertvollen Schreibtisch, in dem ein Tagebuch versteckt ist, sondern lernt auch Björgvin, den schweigsamen Neffen der Hauseigentümerin kennen.

In einem zweiten Handlungsstrang, der im Tagebuch von Louise steckt, entführt uns die Autorin in das Deutschland ab 1936, in dem Juden drangsaliert, verfolgt und ermordet werden.

Die Verbindung zwischen Sofie in der Gegenwart und Louise in der Vergangenheit ist der nicht abgesendete Brief an Hannes, der zu Björgvins Verwandtschaft zählt.

Meine Meinung:

Bislang kannte ich die Autorin nicht, doch nach der Lektüre dieses Buches werde ich sie mir näher ansehen.

Karin Baldvinsson versteht es, die beiden Geschichten gut miteinander zu verquicken. Der historische Teil hat mir einen Hauch besser gefallen als der aktuelle, aber das stört nicht weiter. Beklemmend ist zu lesen, dass Louises Mutter die unheilvollen Zeichen der Zeit erkannt hat, aber ihren Mann nicht überzeugen konnte, das Warenhaus zu verkaufen und Deutschland zu verlassen, als sie noch die Möglichkeit hatten. So ergeht es ihnen wie vielen andern Juden - sie werden in Theresienstadt ermordet. Überlebt haben nur Louise und ihr Bruder Heinrich, die gerade noch rechtzeitig das Land verlassen konnten.

Ein wenig unwahrscheinlich klingt es, als einzige Handwerkerin ein ganzes Haus innerhalb von drei Monaten zu renovieren. Wer schon einmal ein Türblatt abgebeizt hat, wird wissen, dass das eine schweißtreibende Arbeit ist und jede Menge Zusatzarbeit braucht, bis man das Türblatt wieder lackieren kann. Auch als begabte Tischlerin benötigt man doch immer wieder eine helfende Hand. Sei es beim Aushängen von Türen oder Ab- und Aufbau von Möbeln. Aber, das ist natürlich meckern auf hohem Niveau und ist meiner Eigenschaft als Mutter eines Tischlers geschuldet.

Gut gefallen hat mir die Beschreibung von Land und Leuten. Tja, so ein charismatischer Isländer hat schon seinen Reiz, damals wie heute.

Fazit:

Eine facettenreiche Geschichte, die in zwei Zeitebenen spielt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Regt zum Nachdenken an

Wollen wir wirklich 100 werden?
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Kris Krenn, Autorin und u.a. Mitbegründerin des Vereis „Cliniclowns“ macht sich Gedanken darüber, ob es wirklich erstrebenswert ist, 100 Jahre und mehr zu werden. Dazu hat sie zahlreiche Prominente, einige ...

Kris Krenn, Autorin und u.a. Mitbegründerin des Vereis „Cliniclowns“ macht sich Gedanken darüber, ob es wirklich erstrebenswert ist, 100 Jahre und mehr zu werden. Dazu hat sie zahlreiche Prominente, einige sehr alte Menschen (darunter 100-jährige) sowie Kinder interviewt.

Das Ergebnis dieser Überlegungen hat sie in diesem Buch zusammengefasst. Fein säuberlich lässt sie ihre InterviewpartnerInnen das „Für-und-Wider“ darlegen.
Interessanterweise wollen nicht alle wirklich 100 Jahre alt werden, da es nicht vorhersehbar ist, wie es sich der eigene Gesundheitszustand entwickelt bzw. wie es mit Unterstützungsleistungen im hohen Alter bestellt sein wird.

„Wenn es einem gut geht, ist nix einzuwenden gegen das Altwerden.“ (Theresia, 100 Jahre)

Die Vorstellung, krank und 24 Stunden auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, schreckt viele ab, sich ein extra langes Leben zu wünschen. Es sieht so aus, als ob die Gesellschaft sich noch ändern wird müssen. Doch wie soll das funktionieren, wenn der Status der Menschen über ihre Arbeitskraft und Leistung definiert wird? Darauf gibt es leider noch keine Antwort.

Meine Meinung:

Ein einfühlsames Buch, das das Altwerden von verschiedenen Seiten beleuchtet, indem es Menschen aus allen Altersgruppen um ihre Meinung fragt.
Allen ist gemeinsam, dass sie das für sie vorgesehene Alter möglichst ohne Schmerzen und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte erreichen wollen. Bei machen wie bei Hannes (101 Jahre) schleichen sich leichte Ermüdungserscheinungen ein:
„100 Jahre muss man nicht unbedingt werden. Meine Frau und ich sagen oft: Herr es ist Zeit. Davonstehlen wollen wir uns auch nicht. Also tun wir uns noch ein bissel vertragen, aber nur ein bissel.“ (S.147)

Fazit:

Ein einfühlsames Buch zum Thema Altwerden/Altsein. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Ein "Reiseführer" durch die Bibel

111 Bibeltexte, die man kennen muss
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Dieses Buch aus der 111er-Reihe des Emons-Verlages „tanzt“ ein wenig aus der Reihe. Werden in den bereits zahlreich erschienenen Büchern interessante Reiseziele abseits der Touristentrampelpfade vorgestellt, ...

Dieses Buch aus der 111er-Reihe des Emons-Verlages „tanzt“ ein wenig aus der Reihe. Werden in den bereits zahlreich erschienenen Büchern interessante Reiseziele abseits der Touristentrampelpfade vorgestellt, so beschäftigt sich diese hier, mit dem „Buch der Bücher“, mit der Bibel.

111 ausgewählte Textstellen aus dem Alten und Neuen Testament werden in einen modernen Kontext gestellt. Manchmal ist die Sprache ein wenig flapsig. Doch dadurch kann der eine oder andere Leser hinzugewonnen werden, macht doch der saloppe Umgangston neugierig auf das Originalzitat in der Bibel.

Wie es für diese Reihe üblich ist, ist man dem bewährten Konzept, links der Text und rechts ein eindrückliches Bild, treu geblieben. Statt der Wegbeschreibung zum Ort findet sich die Originalstelle aus der Bibel. Ein kleiner Wermutstropfen: Die Schrift ist leider extra klein gehalten, was aber der Länge der Zitate geschuldet ist.

Fazit:

Macht Lust, das Buch mehrmals in die Hand zu nehmen und sich mit der Bibel (kritisch) auseinanderzusetzen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Ein gelungener Reisebegleiter

111 Orte rund um den Neusiedler See, die man gesehen haben muss
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Es war mir eine Freude, mit den Tipps von Bernadette Németh rund um den Neusiedler See zu reisen. Eine Vielzahl der Orte kannte ich bereits, dennoch durfte ich Neues entdecken.

Das Spektrum der Empfehlungen ...

Es war mir eine Freude, mit den Tipps von Bernadette Németh rund um den Neusiedler See zu reisen. Eine Vielzahl der Orte kannte ich bereits, dennoch durfte ich Neues entdecken.

Das Spektrum der Empfehlungen reicht von den Naturdenkmälern über kulinarische Schmankerl bis hin zu Gedenkstätten der Shoa, denn die vormals jüdischen Gemeinden wurden während der NS-Zeit fast völlig ausgelöscht. Natürlich darf der See, „das Meer der Wiener“ und seine Seebäder nicht fehlen. Daneben wird unser Blick auch auf alte Handwerkstradition wie die Fassbinderei und Künstlerateliers gelenkt.

Wir dürfen einen Trip auf die ungarische Seite des Neusiedler Sees machen, was erst seit 1898 problemlos möglich ist. Zuvor hat der „Eiserne Vorhang“ die Reiselust stark gehemmt. Erinnerungen hierzu findet man bei der Brücke von Andau, die 1956 eine der letzten Fluchtmöglichkeiten aus Ungarn war.

Wie wir es in diesen Reiseführer gewöhnt sind, bietet auch Bernadette Németh Einblicke in kuriose und nicht so bekannte Attraktionen. Viele kleine Museen und Schausammlungen wie z.B. das „Eisenbahnlampenmuseum“ oder das „Zuckermuseum“ (beides auf der ungarischen Seite des Sees) machen Lust, den Neusiedler See zu umrunden. Egal ob mit dem Auto, dem Fahrrad oder für ganz Mutige per Pedes, es findet sich für Jeden etwas Interessantes.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Reisebegleiter 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.05.2021

Köstliches aus heimischem Beerenobst

Himbeerschnitte und Holundereis
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Sophia Dünser ist Lehrerin in Vorarlberg und hat sich mit diesem Backbuch einen Herzenswunsch erfüllt. Mitten im Covid-19-bedingten strengen Lockdown hat Familienrezepte für uns alle nachkochbar gemacht.

Die ...

Sophia Dünser ist Lehrerin in Vorarlberg und hat sich mit diesem Backbuch einen Herzenswunsch erfüllt. Mitten im Covid-19-bedingten strengen Lockdown hat Familienrezepte für uns alle nachkochbar gemacht.

Die Rezepte sind einfach und lassen sich auch von weniger begabten Köchen und Köchinnen herstellen.

Was mir besonders gefällt: Die Fotos sind nicht „zu Tode“ retouchiert. So sieht man da und dort einen Krümel oder, wie gleich beim Titelbild, ist der Übergang zwischen Teig und Creme ein wenig wellig. DAS macht es mir leicht, an ein leichtes Gelingen der Köstlichkeit zu glauben. Diese akkurat geschönten Speisen mancher Fooddesigner machen mir persönlich Bauchgrimmen, wenn das Ergebnis von der picobello getunten Vorlage abweicht.

Aber zurück zu den Rezepten. In über 100 werden vorrangig Beeren aus den mitteleuropäischen Gärten oder Wäldern verarbeiten. Kein exotischer Firlefanz, sondern bodenständige Zutaten.

Entzückend finde ich die „Erdbeer-Maulwurftorte“ - die ist auf jedem Kindergeburtstag ein Highlight.

Die Rezepte sind nach Früchten geordnet. Zu jeder Frucht gibt es eine kurze botanische Beschreibung, was sehr hilfreich ist. Hier merkt man, dass Sophia Dünser eine gelernte Biologin ist. Am Ende des Buches finden sich die Rezepte für die Torten- und Gebäckteige sowie Platz für eigene Notizen.

Das Buch ist im kleinen, aber feinen Vorarlberger Verlag EDITION V als Hardcover mit lila Lesebändchen erschienen und beeindruckt durch eine sorgfältige Verarbeitung.

Fazit:

Wer Süßspeisen aus heimischem Beerenobst liebt, ist hier richtig! Auch als Geschenk eine gute Idee. Gerne gebe ich diesem liebevoll gestalteten Backbuch 5 Sterne.