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Veröffentlicht am 10.05.2020

Schwarze Augen beobachten dich

Mädchentod
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Beginnen wir mit der Anfangssituation.
Die 17-Jährige Tessa wird gemeinsam mit knochigen Überresten anderer Mädchen auf einem Feld lebendig begraben. Als einzige Überlebende der sogenannten "Schwarzäugigen ...

Beginnen wir mit der Anfangssituation.
Die 17-Jährige Tessa wird gemeinsam mit knochigen Überresten anderer Mädchen auf einem Feld lebendig begraben. Als einzige Überlebende der sogenannten "Schwarzäugigen Susannen" gelangt sie zu fragwürdigem Ruhm. Zwei Jahrzehnte später wünscht sie sich für ihre Teenagertochter und sich nichts als Ruhe, doch die Hinrichtung des vermeintlichen Peinigers erregt erneutes Aufsehen. Allerdings erhält Tessa kurz darauf verstörende Hinweise, die nahelegen, dass der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß ist und ein Unschuldiger in Haft sitzt. Verzweifelt versucht Tessa, die Wahrheit ans Licht zu bringen, sonst wird jemand sterben ...

Die Geschichte wird in drei Teile unterteilt und findet auf unterschiedlichen Zeitebenen statt. Zuerst lernt man die erwachsene Tessa kennen, die einige Wochen vor der Hinrichtung des Beschuldigten, die Wahrheit ans Licht bringen möchten. Darauf folgt die Sicht der 17-Jährigen Tessie, kurz nach den traumatischen Erlebnissen und man begleitet sie bei ihren Therapiestunden. Zudem bekommt man Einblicke in die Vorbereitung auf ihre Aussage und in den Gerichtsprozess, der durch Protokolle ergänzt wird. Der Aufbau des Buches erzeugt eine gewisse Grundspannung, doch die Handlung wird dadurch leider kaum voran gebracht.
Das liegt sicherlich auch an Julia Heaberlin´s verworrenem Schreibstil, denn sie baut gerne Rätseln ein, die sich mir während des Lesens leider nicht erschlossen haben.
Die Autorin hat darüber hinaus versucht, ihre Recherchearbeit bis ins kleinste Detail einfließen zu lassen. Anfänglich konnten mich die neu gewonnenen Informationen noch begeistern, doch mit der Zeit wurde es mir zu langatmig und die Spannung blieb auf der Strecke.
Mir fehlte zudem das Gefühl, mit den Charakteren, insbesondere Tessa mit zu fiebern, denn sie blieb mir bis zum Ende suspekt. Ihre Gedankengänge konnte ich nicht nachvollziehen und mich beschlich ständig das Gefühl, dass sie etwas verschweigt, wodurch mein Misstrauen gestiegen ist. Die restlichen Charaktere blieben mir ebenfalls undurchschaubar.
Man könnte meinen, dadurch war die Auflösung nicht vorhersehbar, doch dies war leider nicht der Fall. Am Ende kam mir der Gedanke, dass ich einfach zum dritten Teil springen hätte sollen, denn da wäre ich der langatmigen, kaum vorangetriebenen Handlung entgangen und hätte trotzdem die Antwort auf meine Fragen bekommen.

Fazit: Bis ins kleinste Detail recherchierter Psychothriller, der Einblicke in Therapiestunden, Gerichtsmedizin und Gerichtsprozesse bietet, doch dabei geht die Spannung unter. Wer nach einem fesselnden Pageturner sucht, sollte nicht zu "Mädchentod" greifen.

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