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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2023

Eine alberne Nichtigkeit

Der ungeladene Gast
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Ich war schon länger auf die Autorin neugierig und da der Klappentext Amüsantes und Abgründiges versprach, griff ich bei diesem Buch gleich zu. Das einzig Gute, was ich sagen kann, ist, daß es konstant ...

Ich war schon länger auf die Autorin neugierig und da der Klappentext Amüsantes und Abgründiges versprach, griff ich bei diesem Buch gleich zu. Das einzig Gute, was ich sagen kann, ist, daß es konstant ist: es fängt schlecht an und geht schlecht weiter. In der ersten Szene begegnen uns drei Charaktere, die noch recht farblos, aber schon unsympathisch wirken. Der einzig angenehme Charakter verabschiedet sich und kehrt erst am Ende des Buches zurück. Die Unterhaltungen lasen sich maniriert und inhaltslos, doch muß man einem Buch natürlich etwas Zeit geben, die Atmosphäre aufzubauen und in die Handlung einzuführen.

Allerdings änderte sich dann nichts. Die Leser werden Zeuge der belanglosen Ereignisse in dem Landhaus mit dem irritierenden Namen "Sterne". Jeder Ausritt, jedes Haarekämmen, jeder Handgriff wird ausladend erzählt, so daß man dauernd erwartet, irgendwann würde sich die Relevanz davon erweisen. Aber nur sehr wenig in diesem Buch ist relevant für den weiteren Verlauf der Geschichte oder das Kennenlernen der blassen, eindimensionalen Charaktere. Sie führen inhaltslose, oft alberne Dialoge und ich habe selten beim Lesen eines Buches so oft gedacht: "Kein Mensch würde so reden!"

Die Autorin bemüht sich um einen leichten Stil und versucht recht krampfhaft, humorvolle Bemerkungen einzustreuen. Dieses so offensichtliche Bemühen wirkt ziemlich angestrengt. Gelegentlich gibt es mal eine trockene Bemerkung, die mich zum kurzen Schmunzeln brachte, aber vieles ist auf dem Niveau der Gedanken der Tochter des Hauses beim Haarekämmen - beim Frisieren werden so viele Haarnadeln verwendet, daß sie beim Kämmen immer fürchtet, in ihren Haaren auf ein Mäusenest zu treffen. Was haben wir gelacht ... 😒

Als dann endlich ein klein wenig Handlung ins Buch kommt, ist diese so abstrus, daß sich zu dem "Kein Mensch würde so reden" für mich ein häufiges: "Das ist doch völlig unrealistisch" und "Kein Mensch würde so handeln" gesellte. Auch hier wird jede Kleinigkeit seitenweise aufgebauscht und mit manirierten Dialogen zugekleistert. Als der titelgebende uneingeladene Gast nach etwa einem Drittel des Buches dann endlich auftaucht, hoffte ich darauf, daß sich die Lektüre nun allmählich lohnen würde, aber es geht immer so weiter - langatmig, albern, banal. Das Buch hat solche Mängel im Handlungs- und Charakteraufbau, derart schlecht geschriebene Dialoge, daß es sich eher wie eine Schreibübung von jemandem liest, der noch sehr, sehr viel weitere Übung braucht.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Verunglückte Mischung aus langweilig und albern

Ommh Arsch vorbei geht auch ein Weg
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Die Buchbeschreibung fand ich ausnehmend interessant – die Autorin probiert verschiedene Wege zur Erkenntnis aus, von traditionell (Kirchbesuch) bis hin zu den abgedrehtesten Ecken der Esoterikwelt. Der ...

Die Buchbeschreibung fand ich ausnehmend interessant – die Autorin probiert verschiedene Wege zur Erkenntnis aus, von traditionell (Kirchbesuch) bis hin zu den abgedrehtesten Ecken der Esoterikwelt. Der Titel versprach einen humorvollen Blick auf diese Erfahrungen. Ich habe mir also ein Buch vorgestellt, das mich schmunzeln läßt und auch einen Blick hinter die Kulissen der Esoterikindustrie bietet, die mit dem guten Glauben der Menschen dicken Profit macht. Bekommen habe ich eine Mischung aus Langeweile und unerträglicher Albernheit. Ich habe mich tapfer ziemlich lange durchgekämpft, aber ganz bis zum Ende habe ich es nicht durchgehalten.

Die Autorin berichtet am Anfang, wie sie überhaupt auf den Gedanken kommt, verschiedene Wege zu Erkenntnis zu suchen, oder eher: sie versucht, es zu berichten. Letztlich wird es nämlich nicht wirklich klar, es scheint eine Momentidee ohne wirklichen Hintergrund zu sein – oder eher einfach eine Buchidee ohne wirklichen Hintergrund? Egal. In verschiedenen Kapiteln wird nun vom Besuch einer Esoterikmesse berichtet, eines Engelsseminars, eines Schamanenkurses usw. An Vielfalt der Erfahrungen mangelt es wirklich nicht.

Zuerst werden die jeweiligen Methoden vorgestellt, das geschieht meistens recht langweilig durch Aufzählungen und Texte, die sich lesen, als ob sie aus Wikipedia oder ähnlichen Seiten kopiert wären. Es gibt sehr viel Theorie, die auch oft zu ausführlich berichtet wird. Dazu gibt es reichlich Links und Adressen – ein Großteil des Buches hat also eher was von einer trockenen Werbebroschüre. Das hätte man alles unterhaltsamer und kürzer zusammenfassen können – die meisten Leser dürften sich für die persönlichen Erfahrungen interessieren. Diese sind leider unfassbar albern geschrieben. Man merkt richtig, wie sehr die Autorin versucht, wahnsinnig komisch zu sein. Die Thematik gibt reichlich her, was man unterhaltsam und amüsant verpacken könnte. Das scheint aber nicht zu reichen, denn es werden haufenweise versucht witzige kreischige Bemerkungen drumherum gepackt. Das sowohl bei den eigenen Erlebnissen wie bei den unecht wirkenden Dialogen mit den zwei klischeehaften Freundinnen und dem Lebenspartner. Alles wird platt, schrill und übertrieben vermittelt. Es gab durchaus interessante Momente bei den jeweiligen Erfahrungen, aber leider werden sie unter dieser unerfreulichen Mischung aus Theorie-Nacherzählungen und dem verkrampften, komplett verunglückten Versuch, witzig zu schreiben, völlig erstickt. Ein vielversprechendes Thema, das bemerkenswert schlecht umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 11.06.2019

Ob der prollige Stil originell sein oder eine schwache Geschichte überdecken sollte?

Die Hirnkönigin
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Auf den ersten Seiten dachte ich noch „Na ja, schnoddriger Stil, zu schnelle Absatz- und Perpektivwechsel, aber wird schon noch.“ Nun habe ich mich bis Seite 70 durchgekämpft und stelle fest, abgesehen ...

Auf den ersten Seiten dachte ich noch „Na ja, schnoddriger Stil, zu schnelle Absatz- und Perpektivwechsel, aber wird schon noch.“ Nun habe ich mich bis Seite 70 durchgekämpft und stelle fest, abgesehen vom aufgesetzt schnoddrigen Stil wird hier nicht viel geboten. Der Mordfall spielt bislang noch eine ziemliche Nebenrolle und läßt sich ohnehin nicht interessant an.

Hauptsächlich hat der Leser das zweifelhafte Vergnügen, die Journalistin Kyra Berg zu begleiten, die auf diesen 70 Seiten schon einige Leute grundlos angebrüllt hat, ihre Kippen überall herumwirft, kaum einen Satz ohne Beleidigung aussprechen kann, gerne Filmrisse hat und innerhalb von wenigen Tagen zwei Leute tätlich angegriffen hat. Ihre Gedanken beim Geräusch von Flaschen im Glascontainer der Nachbarschaft: „Kyra war noch nicht dahinter gekommen, ob das Balg die Flaschen deshalb so donnerte, weil es auch nicht mitanhören wollte, wie Papi Mami fickte, oder weil es wütend war, dass es nicht zugucken durfte.“ Relevanz für die Geschichte? Keine. Aber voyeuristische Kinder, pardon: Bälger, sind so ein irre origineller Gedanke, nicht wahr?

Auch sonst gibt sich die Autorin redliche Mühe, so oft wie möglich ein Fäkalwort oä einzufügen. Vielleicht will sie so die schwache Geschichte interessanter erscheinen lassen? Der Mordfall läuft wie gesagt so nebenher, weil wir lesen müssen, wie Kyra in der Oper pöbelt, im Restaurant pöbelt, in ihrer Wohnung pöbelt, mit Kollegen pöbelt. Dazu gibt es noch ein paar exaltierte Visionen einer unbekannten Person, eine Prise klassischer Zitate und sinnlose Unterhaltungen.

Auf dem Umschlag steht, das Buch hätte den Deutschen Krimipreis gewonnen. Vielleicht wird es ja noch ganz toll, aber ich habe nicht das geringste Interesse, mir die diversen Ausfälle der nervigen Kyra durchzulesen und darauf zu hoffen, daß dieses verkrampft-gewollte Geschnodder irgendwann lesenswert wird.