Wieder wird Geschichte lebendig
Schwert und Krone - Der junge FalkeDiesen zweiten Teil der Schwert-und-Krone-Saga habe ich mit überwiegend großem Vergnügen gelesen. Hier stehen die Jahre 1147 – 1152 im Fokus, wir begleiten die Kreuzfahrer auf einen desaströsen Kreuzzug, ...
Diesen zweiten Teil der Schwert-und-Krone-Saga habe ich mit überwiegend großem Vergnügen gelesen. Hier stehen die Jahre 1147 – 1152 im Fokus, wir begleiten die Kreuzfahrer auf einen desaströsen Kreuzzug, ein paar gewitztere Burschen auf den Wendenkreuzzug und erleben dann, wie Friedrich „Barbarossa“ die höchste Macht erreicht. Viele spannende Ereignisse also und sie werden lebhaft geschildert.
Wieder einmal gelingt es Sabine Ebert, die historischen Charaktere zum Leben zu erwecken. Das ist schon sehr beeindruckend, wie man sie wirklich alle richtig vor sich sieht. Wenn man dazu noch bedenkt, welche Vielfalt an Charakteren hier auf den knapp 600 Seiten behandelt wird, kann man nur den Hut ziehen. Auch die Ereignisse steigen von den Seiten der Geschichtsbücher empor und entfalten sich farbig vor den Leseraugen. In jeder Zeile merkt man die akribische Recherche und geschickt eingestreute Details sorgen dafür, daß man die Szenerie vor sich sieht. Das kann so etwas Banales wie Regenfall sein; eine kleine historische Information, wie die Rückgabe eines erbeuteten Schwertes und die Bedeutung dieser Geste; oder die ausführliche Beschreibung eines byzantinischen Palastes. Weniger relevant fand ich, daß uns ständig mitgeteilt wurde, welche Farbe, welchen Besatz oder welche Stickerei die Kleidung der beteiligten Personen hatte und auch manche anderen Details wiederholten sich manchmal, aber das sind nur Kleinigkeiten.
Weniger erfreulich fand ich die Neigung der Autorin, uns manche Dinge mehrfach zu erklären. Das kam das ganze Buch hindurch vor und wurde manchmal doch entnervend. Ein Beispiel, weil es so schön kompakt ist. Friedrich wird beim Kreuzzug ins französische Lager geführt. „Natürlich vorbei am Lager der Templer, die gerade mit harten Waffenübungen beschäftigt waren. (…) Es war sicher kein Zufall, dass er an ihnen vorbeigeführt wurde. Die Franzosen wollten prahlen mit ihrer Eliteeinheit, Kraft und Stärke demonstrieren.“ Dreimal die gleiche Aussage. Man versteht es nach dem ersten Satz, dem „Natürlich“ schon. Trotzdem wird es uns noch einmal erklärt und im direkt folgenden Satz dann sicherheitshalber noch einmal.
Ähnlich ist es bei den Ereignissen um das weitere Schicksal einer kinderlosen Witwe. Daß eine solche Frau in jener Zeit keine gewinnbringende „gute“ Partie ist, wird uns auf etwa zehn Seiten etwa fünfmal erklärt. – Daß der während des Kreuzzuges als König fungierende Sohn des Königs gerade erst zehn (später elf) ist, wird uns auch unablässige Male mitgeteilt.
Ebenfalls anstrengend fand ich die Tendenz, die Namen all jener aufzuzählen, die im Raum waren, nicht im Raum waren, den Raum verließen oder betraten. Jedem Abschnitt ist schon vorangestellt, welche relevanten Charaktere uns begegnen werden, was völlig ausreicht. Wenn später fünf Zeilen lang Namen aufgezählt werden, trägt das nichts bei. Wenn das in einer Szene gleich wiederholt geschieht und dann zum Abschluß, nachdem wir die Namen der anwesenden Damen mehrfach erfahren haben, dem völlig ausreichenden „Die Damen (…) verließen die Kammer“ noch folgt: „Sophia mit der Gräfin von Hillersleben (…), Mathilde und die beiden jungen Piastinnen“, dann ist das eine unnötige Wiederholung.
Da sich die diversen Wiederholungen so häufen, hat es mein Lesevergnügen schon beeinträchtigt und war auch einer der Gründe dafür, daß ich bei der Bewertung fast zu vier Sternen tendierte.
Erfreulich dagegen ist, daß das ständige Dialog-Infodumping, das ich im Vorgängerband richtig ärgerlich fand, hier kaum noch stattfindet.
Die diversen Ereignisse sind ausgezeichnet verknüpft, durch die Vielzahl der Charaktere und Handlungsorte erleben wir ein vielfältiges Panorama jener Jahre. Manche Charaktere und Abschnitte fand ich nicht notwendig, manche überflüssig, manche Szenen sind sich zu ähnlich, aber überwiegend wird hier viel Spannendes erzählt. Den Großteil des Buches las ich sehr gebannt und mit Vergnügen.
Lobenswert ist auch die Ausstattung des Buches (Beschreibung bezieht sich auf das gebundene Buch). Vorne und hinten ist je eine farbige Karte des Reiches zu finden, die ich nützlich fand; der Auflistung der Personen folgt eine Karte des Kreuzfahrergebietes (die ich leider etwas spät entdeckte). Hinten im Buch vervollständigen ein Glossar und eine Zeittafel gelungen den informativen Teil und besonders gefreut habe ich mich über die Literaturliste. Umfangreiche Stammbäume schließen sich an. Diese hatten für mich nur ein kleines Manko: dadurch, daß Staufer und Welfen zusammengefaßt werden und Friedrich „Barbarossa“ der erste dort angezeigte Staufer ist, findet sich sein Vorgänger Konrad mit dessen Kindern auf keinem einzigen Stammbaum im Buch, obwohl er gerade in diesem Band eine größere Rolle spielt und die Vorgängergenerationen Barbarossas ohnehin hier ihren Platz verdient hätten. Für die Geschichte wesentlich unwichtigere Familien sind da detailreicher aufgeführt. Insgesamt aber sind die historischen Zusatzinformationen des Buches ausgezeichnet und angesichts der Komplexität des Geschehens hilfreich.
So ist es der Autorin also auch hier wieder gelungen, Geschichte auf spannende, unterhaltsame Weise aufleben zu lassen, historisch Gesichertes wunderbar wiederzugeben und historisch nicht Bekanntes (in einem Nachwort gibt sie dazu weitere Informationen) literarisch spannend auszufüllen. Ich bin auf den nächsten Band gespannt.