So echt und mitreißend
Dear EnemySchon mit ihrer Rockstar und ihrer Sportler Reihe hat Kristen Callihan mich um den Finger gewickelt und so musste ich mich natürlich auf ihr neues Stück stürzen. Schon der Klappentext verheißt uns zwei ...
Schon mit ihrer Rockstar und ihrer Sportler Reihe hat Kristen Callihan mich um den Finger gewickelt und so musste ich mich natürlich auf ihr neues Stück stürzen. Schon der Klappentext verheißt uns zwei vorlaute Streithähne, die sich offenbar besser kennen und vielleicht auch lieben lernen werden. Schon seit der Kindheit und vor allem in der Highschoolzeit hat Macon Delilah das Leben zur Hölle gemacht. Dadurch, dass er auch noch ausgerechnet mit ihrer Schwester liiert war, konnte sie nicht einmal zu Hause durchatmen. Ausgerechnet ihre Schwester Sam ist Schuld daran, dass sie nun vor dem prominenten Macon zu Kreuze kriechen muss, denn sie versucht Sams Fehltritte auszugleichen. Delilah ist ein extremer Familienmensch. Besonders nach dem kürzlichen Tod ihres Vaters sorgt sie sich sehr um ihre Mutter und möchte jeglichen Stress von ihr fernhalten. So kettet sie sich vorerst ein Jahr lang an das Arsch**** ihrer Vergangenheit und wird seine persönliche Assistentin und Köchin. Dafür muss sie auch bei ihm einziehen und befürchtet schon fast, ihm aufgrund seines Unfalls, den Hintern abwischen zu müssen. Denn diese Situation auszunutzen würde doch tatsächlich zu ihm passen. Bald muss sie allerdings erkennen, dass Macon sie keinesfalls aus reinem boshaften Hass gequält hat, sondern vielleicht etwas ganz anderes dahinter steckt…
Macon hat nie gelernt wie es ist er selbst zu sein. So spielt es ihm zwar in die Karten, dass er ein guter Schauspieler ist und sich hinter seinen Rollen verbergen kann, aber dadurch kann er sich selbst kaum definieren. Sein instabiles Elternhaus und die Perfektion die ihm teilweise Delilahs Heim vor Augen führte, ließen ihn schon früh verbittern.
Delilah hingegen ist ein wahrer Sonnenschein mit einem vorlauten Mundwerk, trotz aller Qualen. Natürlich haben die Hänseleien einige Narben und Verunsicherungen hinterlassen, doch insgesamt hält sie sich sehr gut.
Der Handlungsstrang bietet uns immer wieder die verschiedensten und teilweise auch widersprüchliche Emotionen an. Doch besonders Delilahs Gedanken und Zweifel sind so authentisch und so gut nachzuempfinden. Wie soll man auch plötzlich diesen langgehegten Groll und all die Hänseleien vergessen und jemandem vertrauen, von dem man annahm, dass er einen abgrundtief hasst. Doch Macon offenbart im Laufe der Geschichte seine Seele und präsentiert erstaunliche Geheimnisse. Ich habe immer wieder nach Luft geschnappt oder gespürt wie mein Herz bebt, wann immer die beiden fantastischen Protagonisten ihre Gefühle offenbarten. Die Komplexität ihrer Verbindung ist ergreifend und absolut großartig in Worte gefasst. Neben dem schon bekannten Humor der Autorin, den ich absolut liebe, zeigt sie erneut, zu wie viel Einfühlsamkeit und Tiefe sie fähig ist. Es lehrt uns etwas über Differenzen und die Betrachtung unserer Rolle in einem Kontext. Delilahs Zweifel und Ängste gehen deutlich tiefer und Macons jugendliche Sticheleien sind bei weitem nicht der Knackpunkt. "Dear Enemy" ist so echt und so mitreißend, dass ich diese Flut an Gefühlen nur bewundern konnte. Hier werden insgesamt viele wichtige und einschneidende Themen berücksichtig, die im Kontext aber so perfekt zusammen gefasst sind, dass sie nicht aufgesetzt oder übertrieben wirken. Und am Ende bleibt trotz aller Widrigkeiten ein strahlender wolkenloser Himmel.