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Veröffentlicht am 15.04.2017

Toll geschriebene Krimi-Geschichte voller Witz und Humor! Prima Unterhaltung!

Der Gärtner war's nicht!
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Die Geschichte habe ich sehr gerne gelesen. Schon nach paar Seiten musste ich schmunzeln, im weiteren Verlauf paarmal auflachen und so vergnügt blieb ich bis zum Schluss. Schön schräge Figuren, klasse ...

Die Geschichte habe ich sehr gerne gelesen. Schon nach paar Seiten musste ich schmunzeln, im weiteren Verlauf paarmal auflachen und so vergnügt blieb ich bis zum Schluss. Schön schräge Figuren, klasse Humor, undurchsichtiger Mordfall, toll geschrieben noch dazu, all dies sorgte für eine Menge Lesevergnügen.
Man konnte miträtseln und/oder einfach die Situationskomik, die Sprüche der Figuren und die Geschichte insg. genießen, denn an lustigen Stellen mangelte es keineswegs, verbaler Schlagabtausch hier und dort sorgte schon für manchen Auflacher. Die Seiten flogen nur so dahin.
Es ist schwer zu sagen, welche der Schwestern die witzigste ist. Konny ist eine liebenswerte, umgängliche Chaotin, die nichts anbrennen lässt und mit ihren anspruchsvollen Gästen umzugehen weiß. Kriemhild ist zwar eher zurückhaltend und sorgt lieber in der Küche für gutes Essen, aber sie besitzt einen messerscharfen Verstand und ist ehrlich. Wenn sie was sagt (oder denkt), das sitzt. Und ich musste dabei mehrmals auflachen.
Die Kolumne der Kummerkasten-Konny für Frauen im besten Alter sorgt für einen leicht philosophischen Touch. Die Themen sind prima gewählt, die Ratschläge sind kaum von der Hand zu weisen und sorgen für optimistischen Grundton und positive Lebenseinstellung der Leserschaft.
Der Nacktkater Amenhotep ist einfach großartig geworden! Ein „geheimer“ Held. Er war mir so lebendig vorm inneren Auge, übrigens auch wie die anderen, ob Haupt- oder Nebenfiguren. Kommentare aus seiner Sicht sind einfach köstlich.
Es gibt paar Perspektivwechsel, die die Geschichte insg. bereichern. Sie war mir so authentisch, kam wie in einem Stück daher. Tolle Ideen, klasse umgesetzt. Diese griffige, aussagestarke Sprache, die Vergleiche wie auf S.116 Monet vs. Hieronimus Bosch, und so herrlich humorig noch dazu! Ich hatte viel Spaß dabei. Paar überraschende Wendungen passten wunderbar und sorgten für Spannung. Wer gemordet hat, blieb ungewiss bis zum Schluss.

Die Anfänge der Kapitel waren auch einfach klasse: konnten mir jedes Mal ein Lächeln entlocken und waren oft wunderbar zitatenhefttauglich. Ich freute mich jedes Mal über einen neuen Kapitel.
Die Größe der Kapitel ist auch prima gewählt: Eher kurz als lang, sodass man sie im öffentlichen Verkehr, zwischen zwei-drei Stationen lesen kann.

Fazit: Ich habe einige vergnügte Stunden mit den K&K Schwestern und ihren Gästen in ihrer tollen Pension verbracht und vergebe gerne die fünf wohl verdienten Sterne. Wer noch zu Ostern, oder auch später, eine humorige Krimi-Geschichte zum Abschalten braucht, kann hier gerne zugreifen. Ich bin auf die Fortsetzung und weitere Werke aus der Feder von Tatjana Kruse sehr gespannt!

Veröffentlicht am 29.03.2017

Sehr gute und bewegende Biographie.

Die Hessin auf dem Zarenthron
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Sehr treffend fasst der Klappentext (KT) den Inhalt zusammen. Auf rund 250 Seiten in 12 Kapitel aufgeteilt, plus 10 S. Vorwort, das das Leben von Maria Alexandrowna zusammenfasst, und 10 S. Nachwort, liefert ...

Sehr treffend fasst der Klappentext (KT) den Inhalt zusammen. Auf rund 250 Seiten in 12 Kapitel aufgeteilt, plus 10 S. Vorwort, das das Leben von Maria Alexandrowna zusammenfasst, und 10 S. Nachwort, liefert Marianna Butenschön eine bewegende Biographie (Bio) einer schönen, klugen, gebildeten Hessin mit viel Sinn fürs Geistige, die, nach Meinung einiger ihr nahestehenden Personen nicht für das Amt der Zarin geeignet war. Dennoch hat sie sich große Mühe gegeben, das Beste daraus zu machen.
Diese Bio ist sehr familiär, sehr nah an den Personen geschrieben. Im 1.Kap. erfährt man über die Kindheit und Jugend Marias in Darmstadt. Ihre Familie, ihre Herkunft, und damit verbundenen Vorbehalte, ihr Charakter, etc. bekommt man bildhaft wie griffig vermittelt. Alexander II, Marias damals zukünftiger Mann, seine Kindheit und Jugend in St. Petersburg, sowie einige wesentliche Details zu seiner Familie, sind im Kap. 2 ebenso aussagekräftig dargelegt worden. Man erhält tiefe Einblicke auch in sein Wesen, bekommt manche gut vergessene Momente mit. Im Kap. 3 wurde u.a. schön bewegend geschildert, wie 16- Jährige Maria nach ihrer Ankunft in Russland von der preußischen Schwiegermutter Alexandra empfangen wurde. In Kap. 3 und 4 gibt es ausführliche Beschreibungen der Räumlichkeiten, in denen Maria untergebracht war: die ganze Pracht und Prunk. Einige Bilder in der Mitte des Buches ergänzen den ausführlich in Worten gefassten Eindruck. Über den glücklichen Start der Ehe liest man im Kap. 4. Anhand von Zitaten aus der Korrespondenz der Nahestehenden, z.B. Alexanders Schwester Olga Nikolajewna bekommt man diese schönen Anfänge mit: „Sascha brachte ihr alle Liebenswürdigkeit seines Wesens entgegen, all sein Bedürfnis, gefällig zu sein. Und wie steigerte sich noch seien Beliebtheit durch sie! Sie besaßen zwei Eigenschaften, die selten sind bei Herrschern: vollkommen unpersönlich und doch menschlich zu sein.“ S. 82.
Bereichernd ist auch, dass man einiges über die Entwicklung der Kultur in dieser Zeit zu lesen bekommt. Auch in späteren Kapiteln tauchen hier und dort einige Zeilen dazu auf, da Maria sich sehr dafür interessierte und gar Freundschaft zu Alexej Tolstoj (Lyriker und Dramatiker, entfernter Verwandter von Leo Tolstoj) pflegte. Rus. Schriftsteller spielten, zumindest kurz, bei der Erziehung vom Thronnachfolger Nixa eine Rolle. Über Johann Strauss Sohn, „der im Mai 1865 seine zehnjährige Konzerttätigkeit im Musikbahnhof zu Pawlowsk begonnen … hatte“, S. 125, über Tschaikowski und Anfänge seiner Karriere liest man in späteren Kapiteln ebenfalls.
Zum Thema Politik geht es ausführlicher ab Kap. 5. „Thronwechsel“. Es war kein leicht zu regierendes Land, das Alexander II nach dem Tod seines Vaters Nikolaus I, des „Gendarmen Europas“, erbte. Kurz und griffig beschrieben, bekommt man guten Überblick über die damals herrschende politische Lage, die Stimmung bei dem gebildeten Teil der Bevölkerung und die polit. Bewegungen, die das Land mehr und mehr in die Richtung brachten, deren Ziel sich später in aller Deutlichkeit zeigte. Innenpolitische Unruhen verlangten nach einem Zar, der Alexander II nicht war. Dazu gibt es einige aufschlussreiche Zitate von Anna Tjuttschewa, der Hofdame der Zarin, die sich durch messerscharfen Verstand und eine prima Beobachtungsgabe auszeichnete. Fjödor Tjuttschew, ihr Vater, mit seinem berühmten Gedicht zu Russland (1855) taucht auch paarmal auf.
Zu den bewegenden Momenten dieser Bio gehört Schilderung des Schicksals von Nixa, dem ersten Sohn von Maria, dem designierten Thronfolger. Die russisch orthodoxe Kathedrale in Nizza ist ihm gewidmet. Der Krankheitsverlauf, seine letzten Tage, sein Abschied von den Eltern, von der geliebten Verlobten Dagmar von Dänemark, die später seinen jüngeren Bruder Alexander heiratete, die Fassungslosigkeit der ganzen Familie und insb. von Maria, die sich nach dem Tod ihres Erstlings nie erholen würde, all dies kann einen einfach nicht kalt lassen.
Die Beziehung von Maria und ihrem Mann konnte diesen Schlag nicht überstehen. Nach acht Geburten und 25 Jahren Ehe war Maria nicht mehr so taufrisch und musste miterleben, dass er eine neue Familie gründete und mit einer viel jüngeren, hübschen Frau weitere Kinder bekam. Obwohl diese Tatsache geheim gehalten gehörte, war es ein offenes Geheimnis, alle redeten darüber.
In den letzten Jahren engagierte sich Maria auch politisch. Alexander II sah es nicht gern, denn die beiden vertraten ganz unterschiedliche Meinungen. Aber man konnte die Entwicklungen, die Maria in Gang gesetzt hatte, doch zum positiven Ergebnis umwandeln.
Es gibt noch vieles, was man über diese gelungene Biographie schreiben kann, aber es ist besser, man liest sie selbst und bildet eigene Meinung. Zum einen wurden in dieser Bio die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe geschildert, die die späteren politischen Entwicklungen prima erklären. Zum anderen erfährt man vieles, oft Unbekanntes, Intimes über die Romanos und über die Herrscherfamilien, die mit ihnen verwandt/befreundet waren.
Die Autorin lässt oft die Augen- und Zeitzeugen sprechen: Es gibt viele Zitate aus den Tagebüchern, Korrespondenz der Romanows, auch von Politikern, hofnahen Adeligen, etc., die diese Menschen direkt zu den Lesern sprechen lassen und tiefe Einblicke in damalige Verhältnisse ermöglichen. Dadurch wirkt diese Bio so unmittelbar und authentisch.
Zum Schluss gibt es Quellennachweise/Bibliographie auf 28 S., Bildnachweis, Glossar 7 S., Personenverzeichnis 15 S., Zeittafel 5 S. von 1818 bis 1922. Alles hilfreiche Dinge, um sich besser im Geschehen orientieren zu können. In der Mitte findet man u.a. Farbbilder von Marias Familie, von ihr als junge Frau, von Alexander II, von seiner neuen Familie, von den beiden auf dem Sterbebett, etc.
Das Buch ist auch nett gemacht: Fester Einband, schöne Bindung, die Umschlagblatt, das Marina Alexandrowna auf dem Ölgemälde von Franz Xavier Winterhalter (1837) zeigt.

Fazit: Eine sehr gut gelungene, lesenswerte Biographie, die letze aus der „Trilogie über russische Kaiserinnen deutscher Herkunft“, so KT. Marianna Butenschön hat ihre besondere Art, die Leser in den Bann ihrer Darbietung der Geschichte zu ziehen. Ich habe alle Zarinnen-Biographien aus ihrer Feder gelesen und war jedes Mal positiv angetan. Bei Maria Alexandrowna liegt es wohl in ihrem Naturell, dass man eine eher ruhige Biographie liest, wobei es auch einige sehr bewegende Momente gibt.
Prima auch als Geschenk für die Leser/innen, die sich für Geschichte und Frauenbiographien begeistern.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Eine solide, toll geschriebene Biographie von Maria Theresia zu ihrem 300sten.

Maria Theresia
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Die Biographie von Maria Theresia aus der Feder von Barbara Stollberg-Rillinger habe ich sehr gerne gelesen und empfehle sie auch gerne weiter. Der Inhalt hält, was der Klappentext verspricht, und liefert ...

Die Biographie von Maria Theresia aus der Feder von Barbara Stollberg-Rillinger habe ich sehr gerne gelesen und empfehle sie auch gerne weiter. Der Inhalt hält, was der Klappentext verspricht, und liefert noch viel mehr, als man eigentlich erwartet. Es gibt spannende Einsichten, was damalige Zeit, diese Art zu regieren, unzählige Intrigen, nicht nur beim Wiener Hof, politisches Kalkül, uvm. anbelangt. Und natürlich erfährt man viel über Maria Theresia, ihre Familie, ihre Verbündete und Feinde.
Rund 883 Seiten reinen Textes, Prolog und Epilog inkl., sind auf 15 Kapitel verteilt. Im Buch gibt es 82 Abbildungen, 30 in Farbe in 4 Blöcken i. d. Mitte, eine Karte d. habsburgischen Länder 1740-1780, 3 Stammtafeln, sowie Anmerkungen auf 133 S., Quellen und Literatur 56 S., Personenregister 14 S. und Glossar 3 S. am Ende dieses opulenten Werkes. Inhaltsverzeichnis sowie kurze Leseprobe findet man auf der Internetseite des Verlages.
Auch wer bereits Biographien (Bios) über Maria Theresia (M.T.) gelesen hat, findet bestimmt noch viele lesenswerte Dinge, die er/sie nicht kennt und/oder ganz anders präsentiert bekommen hat. Denn gerade in dieser Bio kommt es stark auf den Blickwinkel, auf die gewählte Perspektive und auch auf das Wie des Erzählens an. Gleich im Prolog gibt es Überblick und die Abgrenzung zu den vorher herrschenden Darstellungen und Stereotypen von M.T. Schön scharfsinnig.
Gleich zu Anfang wurde geschildert, in welche Verhältnisse M.T. eingeboren wurde: die politische Lage, unter welchen Umständen sie als Nachfolgeherrscherin infrage käme, etc. Auch was ihren zukünftigen Gatten anbetraf, heiratspolitisch und anderswie, wurde kurz und griffig vermittelt. Man sah später, dass diese Dinge für weitere Entwicklungen, politisch wie familiär, bestimmend waren.
Die Auswahl an Themen ist sehr gut getroffen, untereinander sind sie auch gut ausgewogen. Es gibt einige Kapitel, die sich schwerpunktmäßig mit der Innenpolitik, sowie mit Krieg und Frieden befassen. Aufschlussreiche Analysen der damaligen politischen Verhältnisse und daraus folgender Schritte in der Außenpolitik nehmen den Leser gefangen. Hier kommt der ewige Feind aus Preußen Friedrich II nicht zu kurz. Es gibt aber auch Kapitel, die M.T.s Verständnis von Körperlichkeit, Sexualität und ihre Geburten beschreiben. Alles in allem erlaubt diese Themenwahl dem Leser ein detailliertes, wesentliche Lebensbereiche umfassendes Bild von M.T., ihrer Familie und ihrer Zeit zu bekommen.
Es gibt einige Szenen, z.B. M.T.s pompöser Verlobung, ihrer Hochzeit, oder auch ihrer Rede vorm ungarischen Landtag 1741 etc., in denen das Geschehen einem lebendig vor Augen abläuft. Auch viele Zitate aus M.T.s Korrespondenz lassen sie oft zu Wort kommen und ihre Art zu denken, ihr Wesen offenbaren. Sehr angetan war ich von der Tatsache, dass jedes Mal, wenn auch nur ein leisester Wunsch nach Quellenangaben spürbar wurde, waren sie auch da.
Diese Biographie liefert ein differenziertes Bild von M.T. Die Herrscherin wurde weder hochgejubelt, ihr Verhalten schöngeredet noch wurde eine andere Extreme bedient. Man erhält eine solide, mit Quellen belegte Schilderung Maria Theresias, sowie der damaligen Ereignisse, ihrer Haltung und ihrer Rolle im politischen und familiären Geschehen. Oft genug musste sie das eine gut und richtig finden und das Gegenteil davon tun, wie z.B. bei der Teilung Polens 1772. Auch dem problematischen Verhältnis zu ihrem Sohn Joseph, dem Co-Kaiser, ist ein extra Kapitel gewidmet (Kap. X). Die Probleme der beiden und wie sie auf die Politik abstrahlten, wurden dem Leser klar vor Augen geführt. Einzelne Unterkapitel im Kap. XIV schildern mit Kurzportraits andere Kinder. Es gibt spannende Analysen sowohl bei den Söhnen als auch bei den Töchtern, insb. die Vergleiche fand ich treffend und aufschlussreich.
Ein kurzer Epilog fasst das Wesentliche zusammen, nennt die Eckpunkte M.T.s Regierung und ihre Besonderheiten, weist auch auf die Veralterung der Maßstäbe und Machtwerkzeuge hin, deren sich M.T. bediente. Zum Schluss merkte auch M.T. selbst, dass sich die Welt stark verändert hatte und sie nicht Willens/Könnens war, sich ihr anzupassen.
Diese Bio ist gekonnt geschrieben und weist eine bemerkenswerte Kombination aus hohem Niveau und Zugänglichkeit auf. Sie las sich so gut, manchmal wie ein guter historischer Roman mit all den Adels- und Königsdynastien, ihren Verflechtungen und Intrigen, selbst innerhalb eigener Familie gab es genug davon, dass ich gleich in die Geschehnisse abtauchen konnte und keine einzige Seite darin vermissen wollte. Mit manchem Mythos wurde aufgeräumt, manches Unwahres, was im Umlauf ist, klargestellt. Mehrmals habe ich darüber die Zeit vergessen.
Es hat einfach Spaß gemacht, diese Bio zu lesen, nicht nur auf informativer Ebene. Es ist die Sicht der Dinge, diese Art über die Geschehnisse zu reden, sie zu bewerten und sie dem Leser zu präsentieren, die diese Bio u.a. so lesenswert machen. Solche hohe Qualität entsteht zweifelsohne als Resultat des enormen Wissens und der lang geübten Fertigkeit, auch komplexe Zusammenhänge klar und verständlich, in einer aussagestarken Sprache darzulegen.

Fazit: Eine sehr gute, solide Biographie von Maria Theresia zu ihrem 300sten. Toll geschrieben, unterhält sie und regt zum Nachdenken an, z.B. über die Rolle der Frau in der Politik und in der Familie, die Vereinbarkeit des Berufs und der Familie und noch viele andere Dinge, die auch heute sehr aktuell sind. Absolut lesenswert.
Das Buch ist sehr schön gestaltet: Fester Einband, Umschlagblatt, Lesebändchen, hochwertiges Papier. Perfekt als Geschenk.


Veröffentlicht am 12.03.2017

Geschichte des XVII und XVIII Jh. prima erzählt. Sehr informativ und lesenswert.

Das Europa der Könige
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Von dem Werk von Leonhard Horowski „Das Europa der Könige“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen. Ich habe es gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter.
Es gibt 20 Kapitel auf ca. 1017 Seiten ...

Von dem Werk von Leonhard Horowski „Das Europa der Könige“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen. Ich habe es gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter.
Es gibt 20 Kapitel auf ca. 1017 Seiten verteilt. Mal sind es 23 S. (Kap. 1), mal sind es 80-90 S. (Kap. 19-20). Zum Vorwort (10 S.) und Epilog (8 S.) kommt ein üppiger Anhang, darin kurze Beschreibung der Feudal- und Amtstitel (4 S.), der wichtigsten männlichen und weiblichen Hofämter (4 S.). Nachweise der Quellen und Literatur gibt es nach Kapiteln unterteilt (20 S.), gefolgt vom Nachweis der Bildquellen (5 S.), kurzem Dank und Namensregister auf 32 S.
Sehr schön, dass Horowski gleich zu Anfang seine Gedanken über das Wie der Geschichtsschreibung mit seinen Lesern teilt, S. 51-53. Er spricht unter anderem „das Problem der Idee von relevanter und irrelevanter Geschichte“ an und erklärt anschaulich, warum es problematisch ist, die Geschichte unter diesem Blickwinkel zu betrachten. Vor diesem Hintergrund wird es klar, warum er „Das Europa der Könige“ in einer Art von Essaysammlung dem Leser präsentiert. Abgesehen davon, dass diese Erzählform eine eher ungewöhnliche Herangehensweise an die Schilderung der vergangenen Ereignisse darstellt, denn von einer bloßen Nacherzählung der Quellen ist das Ganze Lichtjahre entfernt, vermittelt sie mit einer bemerkenswerten Leichtigkeit und Dichte die Inhalte, für die man sonst etliche Bänder hätte durcharbeiten müssen.
Man bekommt detaillierte Einblicke in nahezu alle Bereiche des damaligen Lebens der (Hoch-) Adeligen in Europa, mit etlichen Beispielen untermalt. Liebe, Erotik, die allseits bekannten Liebschaften parallel zur Ehe insb. bei den Königen und ihren Mätressen, der Ehebruch und seine Folgen für Niederadeligen, Ehe/Familienleben, Kinderkriegen, etc. kommen in mehreren Kapiteln in unterschiedlichen Kontexten zur Sprache, denn bei den Herrschaften des blauen Blutes geht es gleich um ein beachtliches Vermögen, gesellschaftliche Stellung, Machtanspruch. Der Autor weist auch auf den Wandel hin, der sich im Laufe der Zeit vollzog, z.B. was die Ehe oder Stellenwert von Sex angeht. Hochadel hat vorzugweise in der Familie geheiratet: ein Onkel seine Nichte, Cousins ersten Grades als Mann und Frau gab es oft. Die Ehen waren immer arrangiert und oft unter Kindern und Minderjährigen geschlossen.
Auch zum Thema Krieg und Frieden gibt es hunderte von Seiten voller spannender Ausführungen, denn schon allein Frankreich hat etliche Kriege vom Zaun gebrochen, weil sich Ludwig XIV als Herrscher des Kontinents anschickte. Weiter im Osten wird ein nicht zu enden wollender Krieg zwischen Russland und dem osmanischen Reich geführt. Ab 1711 wird auch aktiv nach Russland geheiratet. Der Autor liefert auch eine recht plausible Erklärung, warum und was sich die europäischen Herrscher davon erhofft haben.
Man kann mit den Ausführungen einverstanden sein, was bei den Darstellungen geschichtlicher Ereignisse keine Seltenheit ist, oder auch nicht ganz, aber es ist eine spannende Sicht der Dinge, die es zweifelsohne wert ist, sie kennenzulernen. Eine Bereicherung des bereits vorhandenen Wissens ist es auf jeden Fall.
Es ist schon besser, wenn man Vorkenntnisse mitbringt, um in vollen Genuss des Werkes zu kommen, denn den Ausführungen liegt so ein fundiertes Wissen der Materie zugrunde, dass sie für Einsteiger wie böhmische Dörfer vorkommen können. Der Text ist schon recht dicht, im direkten und übertragenen Sinne des Wortes.

Horowski beweist sich auch als ein vorzüglicher Unterhalter: Sein Narrative, oft leicht ironisch, der sich wie ein gutes Gespräch unter Freunden liest, bereichert er mit anderen Erzählformen, die das Ganze prima auflockern: Mal gibt es nachgeahmte Dialoge der adeligen Kontrahenten, mal sind es Szenen, die auch recht bekannte Figuren, wie Ludwig XIV, von einer sehr ungewöhnlichen und sehr persönlichen Seite zeigen, mal spricht der Autor den Leser direkt an und leitet ihn zum nächsten Thema.
Das Lesen erfordert gewisse Konzentration, denn oft springt die Erzählung rein assoziativ zum anderen Thema oder anderem Adeligen und seiner Vorgeschichte/seiner Dynastie und den dort herrschenden Verhältnissen rüber, oder zur anderen Zeit, denn der Autor stellt auch gerne Vergleiche auch mit der heutigen Politik an. Aber einmal reingekommen, kann man nicht so leicht aufhören.
Wer es gewohnt ist, die Bücher beim Lesen in den Händen zu halten, muss mit 1324Gr rechnen. Das Buch liegt aber gut in der Hand und lässt sich insg. prima lesen.
Das im Titel Versprochene bekommt man auf jeden Fall und noch viel mehr geliefert: Die einleuchtende Beschreibung des Werte- und politischen Systems, der Beweggründe, der verzwickten familiären Verbindungen und die daraus folgenden Handlungsmotive der Adeligen zunächst am Beispiel des Lebens am Hof des Ludwig XIV und später einigen anderen wird bildhaft vor Augen geführt. Man erhält tiefe Einblicke wie umfassenden Überblick, wie das Leben im Europa der Könige war. Manche Figuren kommen mehrmals vor, wenn sie z.B. wie Grumbkow eine beachtliche Karriere hingelegt oder eine beachtliche Rolle in der Geschichte gespielt haben. Und es ist auch spannend zu sehen, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Dabei kann es mit der Karriere den Berg hinauf oder hinab, oder mehrmals rauf und runter gegangen sein.

Das Buch ist schön gestaltet: Fester Einband, Umschlagblatt, Lesebändchen farblich auf den Titel und den Rücken des Umschlagblattes abgestimmt. Im Buch gibt es etliche Fotos der Portraits der Adligen. Sie kommen in 4 Blöcken von 4-5 Seiten, gleichmäßig im Buch verteilt. Manchmal sind es 3 Abbildungen, manchmal eine große pro Seite, ein kurzer begleitender Text ist immer dabei. Vorne und Hinten am Einband gibt es zwei Stammtafeln, die die familiären Verbindungen der königlichen Familien, samt Lebensdaten jedes einzelnen Mitglieds, präsentieren.

Fazit: Ein tolles, informatives, absolut lesenswertes Werk. Ein Muss für alle Geschichteliebhaber. Als Geschenk zum Geburtstag oder zu einem anderen Anlass sehr gut geeignet. Fünf wohl verdiente Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2017

Es schockiert und rüttelt auf, ein lautstarker Appell an die Gesellschafft. Unbedingt lesen!

Die verschleierte Gefahr
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Der Klappentext spiegelt den Inhalt des Buches sehr treffend wider. Zana Ramadani wurde in Skopje geboren. 1991 kam sie als Siebenjährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Seit 2009 ist sie deutsche Staatsbürgerin ...

Der Klappentext spiegelt den Inhalt des Buches sehr treffend wider. Zana Ramadani wurde in Skopje geboren. 1991 kam sie als Siebenjährige mit ihren Eltern nach Deutschland. Seit 2009 ist sie deutsche Staatsbürgerin und Mitglied der CDU. „Wenn ich heute von Heimat spreche, meine ich Deutschland. Dieses Land, das so anders war und ist als jenes, das wir damals verlassen hatten. Doch seit einigen Jahren holt mich diese verbohrte Beschränktheit, die ich dort erlebt hatte, wieder ein, mitten in Deutschland.“ S. 28. „Es müsste offen und ohne Tabus darüber gesprochen werden, weshalb der Islamismus sich in unseren westlichen, europäischen Staaten breitmachen konnte.“ S. 22. „Den Mittelalter-Islam oder den politischen Islam als kulturelle Eigenart zu verharmlosen ist falsch verstandene Toleranz oder Traumtänzer-Nostalgie. Wenn wir es nicht wagen, dem politischen Islam und der zunehmenden Radikalisierung entschlossen entgegenzutreten, weil wie Angst vor dem Vorwurf der Intoleranz oder des Rassismus haben, dann ist das Feigheit… Von dem französischen Schriftsteller und Philosophen Albert Camus ist der Satz überliefert: ‚Wer die Dinge beim falschen Namen nennt, trägt zum Unglück der Welt bei.‘ Ich will dazu nicht beitragen.“ S. 23.
Und ganz im Sinne von diesen Zeilen liefert Zana Ramadani ihre Sicht der Dinge, etliche Fälle aus dem Leben, ihre Erfahrungen, was die gelebten Werte in muslimischen Familien angeht, und findet sehr klare Worte, um dies zu schildern. Es sind erschütternde Zustände, die die Leser kaum unberührt lassen können.
Die Autorin liefert zunächst die Bestandaufnahme der heutigen Situation, was Verbreitung des Islams in Deutschland angeht: „In einer Studie stimmte fast die Hälfte von 1200 Zuwanderern aus der Türkei und ihre Nachkommen der Aussage zu, ‚die Befolgung der Gebote meiner Religion ist wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe.‘ Ein Drittel wünscht sich die Gesellschaftsordnung aus Mohammeds Zeiten zurück. 13 Prozent haben ein verfestigtes fundamentalistisches Weltbild.“ Quelle: Detlef Pollack et al. „Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland“, Münster 2016. Sehr erfreulich, dass an allen Stellen, an denen ich mir Quellenangaben gewünscht habe, waren sie auch da: aktuell und gut nachvollziehbar.
Man sieht, dass das Thema der Autorin sehr nahegeht. Der Ton wird zunehmend aufgebrachter, insb. wenn es um die Situationen geht, die mit den Werten des heutigen Lebens im Westen kaum zu vereinbaren sind, z.B. wenn es um die Rolle der Frauen und deren körperliche Züchtigung geht. Wenn man über die geschilderten Zustände in den Familien liest, trifft man Gewalt, wohin das Auge reicht: Vom Mann zur Frau, von Frau zu ihren Töchtern. Die Söhne haben ihre Sonderstellung. Es ist auch plausibel erklärt, warum. Auch zur Verhüllung der Frauen gibt es eine kurze Bestandaufnahme und klare Worte, s. S. 75.
Es gibt insg. 8 Kapitel auf 236 Seiten reinen Textes verteilt. Sehr gut, aussagestarke Sprache, liest sich wunderbar. Der Stoff hat es aber in sich. Zu allen anfangs aufgeführten Punkten ist einzigartiger Inhalt geliefert, kurz und prägnant dargelegt. Im Kap. 5 „Eine gewalttätige Religion“ und Kap. 6, darin „Imame und Verbände fördern Radikalisierung“ geht es hpts. um Männer. In Kap. 7 „Willkommenskultur ja – aber mit Verstand.“ und Kap. 8 „Aus Fehlern lernen“ geht es um die Rolle der deutschen Politik und wie man die Lage bessern könnte. Zum Schluss gibt es „Meine Vision. Ein Neustart kann gelingen“. Dort schildert die Autorin ihre Ansätze zur Lösung des Problems.

Fazit: Das Buch sollte jede(r) gelesen haben, dem das Leben nach den westlichen Werten lieb und teuer ist. Es schockiert und rüttelt auf, ein lautstarker Appell an die Gesellschafft, aufzuwachen und gegen die Entwicklungen, die gegen die Werte der Freiheit gehen, effektiv gegenzusteuern. Man liest bei Zana Ramadani Dinge, die man in Leitmedien kaum finden wird.
Danke an die Autorin für dieses offene und mutige Buch. Danke auch an Europa Verlag. Solche Bücher braucht unsere Gesellschaft.
Von mir gibt es wohl verdiente fünf Sterne und klare eine Leseempfehlung!