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WinfriedStanzick

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2017

Man mag das kleine Buch nicht aus der Hand legen, bis man weiß, was aus Violette Domm und ihrem Ehemann Richard geworden ist.

Ein Tag in aller Liebe
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Francoise Dorner, Ein Tag in aller Liebe, Lübbe 2016, ISBN 978-3-431-03951-1

In diesem kleinen Roman erzählt die preisgekrönte französische Schriftstellerin Francoise Dorner eine warmherzige und zauberhafte ...

Francoise Dorner, Ein Tag in aller Liebe, Lübbe 2016, ISBN 978-3-431-03951-1

In diesem kleinen Roman erzählt die preisgekrönte französische Schriftstellerin Francoise Dorner eine warmherzige und zauberhafte Geschichte, in der es geht um Liebe, um Betrug und Verrat, um das Leben in einer Familie und um das Auf- und Ab des Lebens. Mit einem stellenweise poetischen Stil erzählt sie die Geschichte aus drei verschiedenen Blickwinkel, die die Protagonisten dem Leser sehr nahe kommen lassen.

Man mag das kleine Buch nicht aus der Hand legen, bis man weiß, was aus Violette Domm und ihrem Ehemann Richard geworden ist.

Veröffentlicht am 18.07.2017

Das vorliegende Buch ist gut geeignet für Kinder ab 4 Jahren und ihre hoffentlich mehr als einmal vorlesenden Väter.

Mein Papa ist Pirat
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Katharina Grossmann-Hensel, Mein Papa ist Pirat, Annette Betz 2017, ISBN 9783-21911748-6

Als der Papa des namenlosen kleinen Ich-Erzählers dieses wunderbaren Bilderbuchs abends von der Arbeit nach Hause ...

Katharina Grossmann-Hensel, Mein Papa ist Pirat, Annette Betz 2017, ISBN 9783-21911748-6

Als der Papa des namenlosen kleinen Ich-Erzählers dieses wunderbaren Bilderbuchs abends von der Arbeit nach Hause kommt, sagt er erschöpft: "Das war aber heute ein stürmischer Tag". Sein Sohn fragt nach und der Vater, obwohl sicher sehr erschöpft von der Arbeit, wirft seine Aktentasche in die Ecke, und schon sind beide, Vater und Sohn, in einer abenteuerlichen Piratengeschichte verschwunden.

Auf eine lustige Weise, in eine spannende und mit eindrucksvollen Bildern illustrierte Piratengeschichte verpackt, gelingt es dem sensiblen Vater, seinem fragenden Sohn etwas zu vermitteln von dem, was er den ganzen Tag tut.

Mehr noch als die erzählte Geschichte hat mir an diesem Buch gefallen, wie die Autorin zwischen den Zeilen sozusagen ein fantasievolles und starkes Vater-Sohn-Verhältnis beschreibt, etwas, was viele Kinder in der Tagesstätte, in der ich seit Jahren in einer wöchentlichen "Lesezeit" Kindern aus verschiedenen alten und neuen Büchern vorlese, sehr vermissen.

In vielen Familien ist der Vater nicht mehr präsent, entweder weil er, von der Mutter seiner Kinder getrennt oder geschieden, nicht mehr bei ihnen lebt, oder weil er durch beruflichen Stress sie nur für wenige Stunden am Wochenende sehen kann. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass unsere Kinder frühestens in der Sekundarstufe I, ab der fünften oder sechsten Klasse zum ersten Mal einen männlichen Erzieher zu Gesicht bekommen, dann ist das für unsere Mädchen, mehr aber noch für die Sozialisation unserer Buben nicht gerade förderlich.

Jungen brauchen für ihr Heranwachsen zu reifen, erwachsenen Männern ihre Väter. Väter, die sie einführen in die Welt der Männer, die mit ihnen raufen und zärtlich sind, die ihnen vorlesen und mit ihnen streiten, die ihnen zeigen und erklären, wie die Welt und die Dinge funktionieren. Sind die Väter nicht greifbar, und das ist eben leider oft die bedauerliche Realität, brauchen sie in Kindergärten und Schulen mehr männliche Bezugspersonen, an denen sie sich reiben und an denen sie reifen und wachsen können.

Das vorliegende Buch ist gut geeignet für Kinder ab 4 Jahren und ihre hoffentlich mehr als einmal vorlesenden Väter.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Eine warmherzig erzählte und witzig illustrierte Geschichte über Lust und Frust des kreativen Schaffens

Blödes Bild!
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Johanna Tydell, Emma Adbage, Blödes Bild, Kunstmann Verlag 2019, ISBN 978-3-95614-327-4

Die in Schweden sehr bekannte und erfolgreiche Schriftstellerin für Jugend- und Kinderbücher hat in ihrem hier in ...

Johanna Tydell, Emma Adbage, Blödes Bild, Kunstmann Verlag 2019, ISBN 978-3-95614-327-4

Die in Schweden sehr bekannte und erfolgreiche Schriftstellerin für Jugend- und Kinderbücher hat in ihrem hier in der deutschen Übersetzung von Maike Dörrie vorliegenden zweiten Bilderbuch eine schöne Geschichte erzählt, die allen kleinen Schwestern, größeren Brüdern und allen anderen Kindern, die manchmal etwas so richtig blöd finden, sicher gefallen wird.

Dazu tragen auch die witzigen und originellen Illustrationen von Emma Adbage bei, die die Geschichte auf ihre eigene Weise erzählen.

Das Buch handelt von der kleinen Minze. Wir wissen nicht ganz genau, wie alt sie ist, nur eins steht fest: ihr Bruder Max ist drei Jahre älter als sie. Und deshalb kann er auch vieles besser und schöner als Minze, zum Beispiel Malen.

Minze möchte auch so schön malen wie ihr Bruder, doch als sie, wohl an einem Wintertag, zusammen am Küchentisch sitzen, fällt ihr noch nicht einmal etwas ein, während ihr Bruder konzentriert an seinem Bild arbeitet, um das er seinen Arm wie eine Mauer legt, dass Minze nichts abschauen kann.

Doch dann hat Minze eine Idee: sie könnte doch Schnee malen. Doch weiß auf weiß geht nicht. Und dann geht alles schief. Kater Klas springt auf den Tisch und stösst die Blumenvase um. Während Max sein Bild rechtzeitig weggenommen hat, ist das von Minze klatschnass. Nachdem Minze es mit dem Fön getrocknet hat, sieht es furchtbar aus und aus lauter Wut knüllt sie es zusammen und schneidet mit ihrer Schere in den Papierball hinein.

Sie findet alles blöd, und schaut wütend aus dem Fenster, als ihr Bruder sie ruft und ihr zeigt, was aus dem zerschnittenen Papierball geworden ist: eine perfekte Schneeflocke. Max zeigt ihr sein Bild, ein schönes Porträt von Minze.

Und dann machen sie noch mehr Schneeflocken, die sie ans Fenster hängen. Und Minze zeigt ihren großen Bruder, wie es geht.

„Blödes Bild“ ist nicht nur eine warmherzig erzählte und witzig illustrierte Geschichte über Lust und Frust des kreativen Schaffens, sondern auch das wunderbare Porträt einer kleinen Schwester, die gerne alles so gut können möchte wie ihr Bruder und die sehr, sehr wütend wird, wenn nichts so gelingt, wie sie sich das vorstellt. Und es ist das sympathische Beispiel eines älteren Bruders, der seine Schwester sehr lieb hat und ihr am Ende ein große Freude macht, indem er ihr zeigt, dass sie viel mehr kann, als sie glaubt.



Veröffentlicht am 02.08.2019

Das Buch, das man auch eine engagierte Streitschrift nennen kann, zeigt überzeugend die nötigen Reformschritte auf

Nicht einmal bedingt abwehrbereit
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Josef Kraus, Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit, Finanzbuchverlag 2019, ISBN 978-3-95972-180-6

Die Bundeswehr pfeift aus dem letzten Loch, personell stark ausgedünnt, die Gerätschaften verkommen. ...

Josef Kraus, Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit, Finanzbuchverlag 2019, ISBN 978-3-95972-180-6

Die Bundeswehr pfeift aus dem letzten Loch, personell stark ausgedünnt, die Gerätschaften verkommen. Ausgehend von dem desaströsen Status quo der Bundeswehr werfen Spiegel-Bestsellerautor Josef Kraus und Oberst a. D. Richard Drexl einen Blick auf ihre gut sechzigjährige Geschichte und legen dar, wie sie seit der Wiedervereinigung nahezu systematisch
kaputtgespart wurde.

Doch die beiden Autoren geben nicht nur einen kritischen Überblick über den Wandel der Funktion und vor allen Dingen des Zustandes der bundesdeutschen Armee seit ihrer Gründung 1956, sondern sie interessiert insbesondere, welche Rolle die Bundeswehr aktuell einnimmt zwischen den anderen europäischen Armeen und innerhalb der NATO. Welchen Rückhalt besitzt die deutsche Armee nach der Abschaffung der Wehrpflicht noch in der Bevölkerung?
Wie muss sie sich angesichts der neuen Bedrohungslagen des 21. Jahrhunderts neu aufstellen, dass sie sich ihren Aufgaben besser gewachsen zeigen kann?

Der ehemalige Verteidigungsmister Rupert Scholz schreibt in seinem exklusiven Vorwort zu dem Buch der Politik und der Gesellschaft folgende Worte ins Stammbuch:
„Es bedarf eines grundlegenden Wandels in der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. In die Bundeswehr muss buchstäblich und wieder massiv investiert werden. Der Beruf des Soldaten muss wieder mit der Achtung und der Anerkennung gepflegt und gewürdigt werden, die unsere Soldaten wahrhaft verdienen.“


Das Buch, das man auch eine engagierte Streitschrift nennen kann, zeigt überzeugend die nötigen Reformschritte auf. Die Zeit in der Komfortzone sei zu Ende, sagen die Autoren und die Gesellschaft und die Politik müssten erkennen, dass pazifistische Reflexe nicht weiter tragen werden.
Ob die Entscheidungsträger (neue Verteidigungsministerin!) diese Forderungen auch nur im Ansatz umsetzen werden? Dem Rezensenten bleiben ernste Zweifel daran.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Der Rezensent zweifelt, ob es an den nötigen Stellen zu diesem Prozess den nötigen politischen Mut gibt

Bedingt einsatzbereit
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Constantin Wißmann, Bedingt einsatzbereit. Wie die Bundeswehr zur Schrottarmee wurde, Riva 2019, ISBN 978-3-7423-0867-2

Seit nach der Wende die ursprüngliche Aufgabe der Landesverteidigung, die die Bundeswehr ...

Constantin Wißmann, Bedingt einsatzbereit. Wie die Bundeswehr zur Schrottarmee wurde, Riva 2019, ISBN 978-3-7423-0867-2

Seit nach der Wende die ursprüngliche Aufgabe der Landesverteidigung, die die Bundeswehr laut Verfassung seit ihrer Gründung 1956 hatte, zunehmend von Politik und Öffentlichkeit als vernachlässigbar erachtet wurde, verlagert sich der Einsatz der mittlerweile nach der Abschaffung der Wehrpflicht nur noch 285 000 Soldaten zunehmend ins Ausland, wo Truppenteile unterschiedliche meist friedenssichernde oder ausbildungstechnische Aufgaben wahrnehmen.

Doch selbst für diese Aufgaben ist die Bundeswehr schon lange nicht mehr gerüstet. In diesen Tagen wird heftig diskutiert, ob die deutsche Marine zum internationalen Schutz von Frachtschiffen gegen Attacken des Iran beitragen sollte. Doch typisch: von den im Besitz der Bundeswehr befindlichen Fregatten ist zurzeit nur eine(!) überhaupt einsetzbar.
Und so geht das mit allen denkbaren Ausrüstungsgegenständen. Die Bundeswehr ist kaputtgespart worden. Für ein Land von der globalen Bedeutung Deutschlands ist das ein Skandal. Und dieser Zustand ist zunehmend lebensgefährlich für die im Einsatz dienenden Soldaten.


Das vorliegende Buch des Journalisten Constantin Wißmann zeigt von der Gründung der Bundeswehr bis zur Gegenwart eine Entwicklung auf, die dazu geführt hat, dass eine einstmals funktionierende Armee, deren Ausrüstung und Unterstützung allen damaligen Parteien viel wert war und die durch die Wehrpflicht noch einen Rückhalt in der Bevölkerung hatte, mittlerweile sich international zu einer Lachnummer gemacht hat, eine Luftwaffe, bei der nichts mehr ordentlich fliegt, eine Marine, bei der kaum ein Boot einsatzbereit ist und eine Truppe, die noch nicht mal zum Üben ausreichend Waffen hat.

Der Autor schlägt neben dem Eingeständnis der katastrophalen Lage durch die entsprechenden Politiker (neue Verteidigungsministerin!), eine Entschlackung der Bürokratie vor und eine Selbstverständnisdebatte innerhalb der Armee vor. Die Bundeswehr braucht eine neue eigene Identität: „Erst wenn sie diese gefunden hat, kann sie die Anerkennung der Gesellschaft bekommen, nach der sie giert. Nur wenn sie sich zu sich selbst bekennt, kann sie auch wieder die Treue der Soldaten verlangen. Und nur dann wird sie auch wieder attraktiv für Menschen, die nach Sinn suchen.“

Der Rezensent zweifelt, ob es an den nötigen Stellen zu diesem Prozess den nötigen politischen Mut gibt.