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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2017

Tiefe Einblicke in die Machenschaften der Mafia

Der Pate
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Macht, Verrat, Liebe und Treue bis in den Tod: „Der Pate“ ist ja mittlerweile schon ein richtiger Klassiker und der Mafia-Roman schlechthin. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Filme noch ...

Macht, Verrat, Liebe und Treue bis in den Tod: „Der Pate“ ist ja mittlerweile schon ein richtiger Klassiker und der Mafia-Roman schlechthin. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Filme noch nicht gesehen habe. Jetzt wollte ich aber zumindest einmal den Roman lesen. Im Roman geht es grob zusammengefasst um den Aufstieg eines sizilianischen Mafioso in New York. Als Vito Corleone am Gipfel seiner Macht ist und bereits als einer der gefürchtetsten Paten in den USA gilt, kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der Corleone-Familie und anderen Mafia-Familien in New York. Derweilen versucht sich Vitos jüngster Sohn Michael ein anderes Leben, fernab der Mafia, aufzubauen. Doch dann wird auf Vito ein Attentat verübt. Mir hat der Roman ganz gut gefallen. Es wird deutlich, dass Puto sehr gut recherchiert hat und relativ viel Ahnung von dem, über das er schreibt, hat. Man erfährt so einiges über die Geschichte der Cosa Nostra, also der sizilianischen Mafia sowie ihr Wirken in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Einblicke fand ich extrem interessant. Ich fand es auch erschreckend, wie korrupt der Staatsapparat in den USA war und wie weit die Macht der Mafia reichte. Der Schreibstil ist sehr klar, präzise und fesselnden. Manchmal, meist wenn Vito im Buch zu Wort kommt, schwingt sehr viel Gefühl, Melancholie und Sehnsucht zwischen den Zeilen mit. Die Charaktere sind klar gezeichnet und psychologisch ausgeklügelt. So lässt man sich als Leser auch schon fast von Vitos Charme einlullen. Fällt auf seine besonnene, freundliche, väterliche Art herein und verkennt, dass es auch ihm nur um Rache und Macht geht, die er auch mit Brutalität durchsetzt. Ein Roman, den ich – trotz einiger Längen hier und da – sehr empfehlen kann.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Runder Abschluss einer tollen Serie

Vampirmelodie
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Bye, bye Sookie: „Vampirmelodie“ ist der 13. und somit finale Band der außergewöhnlichen Vampirserie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stakhouse. Zwar ist der Band nicht der beste, aber sicher auch ...

Bye, bye Sookie: „Vampirmelodie“ ist der 13. und somit finale Band der außergewöhnlichen Vampirserie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stakhouse. Zwar ist der Band nicht der beste, aber sicher auch nicht der schlechteste der Serie. Im Großen und Ganzen ist es Harris gelungen, einen runden und passenden Abschluss für ihre Reihe zu finden, ohne die Geschichte tot zu schreiben. Wie es sich für ein gutes Finale gehört, überschlagen sich im letzten Band die Ereignisse noch einmal: Sookie muss nicht nur um ihre Beziehung zur Eric und ihre Freundschaft zu Sam bangen, sie muss auch ums nackte Überleben kämpfen. Denn einige Gegner schmieden grausame Rachepläne gegen sie und schließlich wird Sookie auch noch eines Mordes verdächtigt. Zum ersten Mal in der Serie wird die Geschichte im 13. Band nicht nur aus Sookies Sicht erzählt. In einigen Szenen lässt Harris auch einen auktorialen Erzähler berichten. So erfährt man als Leser von Dingen, von denen Sookie noch keine Ahnung hat, was die Geschichte wiederum sehr spannend macht. Generell gab es im finalen Band wieder mehr Action und Dramatik, was ich ja vor allem im 12. Band etwas vermisst habe. Der Schreibstil steht den vorangegangen Bänden in nichts nach, auch der ganz eigene Humor dieser Serie ist wieder zu gegen. Darüber hinaus hat es Harris geschafft, ihre Figuren weiterzuentwickeln, was ich sehr positiv finde. Vor allem Sookie ist erwachsener und reflektierter geworden. Was mir an diesem finalen Band noch sehr gut gefallen hat, ist, dass viele Figuren aus den anderen Bänden nochmal auftauchen. Leider ist die Geschichte nicht ganz so ausgegangen, wie ich mir das erhofft habe und auch die Rachemotive von Sookies Gegnern fand ich dann zum Teil etwas dürftig und an den Haaren herbeigezogen. Nichts desto trotz hat Harris aber ein recht gutes Finale hingelegt und auch im Nachhinein kann ich die Sookie-Stakhouse-Reihe nur uneingeschränkt empfehlen. Sie ist tatsächlich die erste längere Buch-Reihe, die ich komplett gelesen habe.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Ergreifendes Frauenschicksal

Die Vagabundin
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In Ihrem Roman „Die Vagabundin“ widmet sich Fritz einem wahren historischen (Kriminal-)Fall. Sie erzählt die ergreifende Geschichte der Eva Barbiererin, die im 16. Jahrhundert als Mann verkleidet und mit ...

In Ihrem Roman „Die Vagabundin“ widmet sich Fritz einem wahren historischen (Kriminal-)Fall. Sie erzählt die ergreifende Geschichte der Eva Barbiererin, die im 16. Jahrhundert als Mann verkleidet und mit gefälschten Papieren durch Süddeutschland zog. Doch dann wurde ihr Geheimnis aufgedeckt. Der Roman beginnt im Jahr 1561 in Passau. Nach dem Tod ihrer Mutter sind Eva und ihre Geschwister dem Stiefvater ausgeliefert, einem brutalen Trunkenbold. Um sich und ihren jüngsten Bruder vor seinen Gewaltausbrüchen und Zudringlichkeiten zu schützen, flieht Eva zusammen mit ihrem Bruder eines Nachts aus dem väterlichen Haus. Weil Eva jedoch auf der Straße schutzlos den Männern ausgeliefert ist und es Männer generell leichter hatten als Frauen, beschließt Eva schließlich, sich als Mann zu verkleiden. Beinahe vier Jahre zieht sie dann als Schneidergeselle Adam Portner durch die Lande und versucht ihr Glück zu machen. Denn Eva hat auch einen Traum: Sie würde gerne als richtiger Schneider arbeiten. Lange Zeit geht alles gut, doch dann droht der Schwindel aufzufliegen. Fritz hat sich zwar sehr genau an die Prozessakten zu diesem Fall gehalten, die auch zahlreiche Fakten zum Leben der Eva Barbiererin beinhalten, sie hat aber auch einige fiktive Fakten in die Geschichte mit eingebaut. So erlebt Eva nicht nur zahlreiche Abenteuer, sondern begegnet auch ihrer großen Liebe. Fritz ist mit „Die Vagabundin“ ein sehr bewegender, interessanter historischer Roman gelungen, der sehr deutlich veranschaulicht, wie schlecht Frauen in der frühen Neuzeit behandelt worden sind, wie wenig sie wert waren und wie selten sie eine Chance hatten, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen. Ihre einzige Möglichkeit, weiter zu kommen, war es, sich als Mann zu verkleiden. Und tatsächlich waren Frauen in Männerkleidung in der frühen Neuzeit historische Realität. Ein gut recherchierter, gelungener historischer Roman mit gut ausgearbeiteten Charakteren, der unterhaltsam noch dazu ist.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Bewundernswerter Umgang mit Sprache

Schilf
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Gekonnt verwebt Zeh in ihrem Werk „Schilf“ Krimi und Freundschafts- bzw. Liebesroman mit physikalischen Theorien und philosophischen Fragen. Und was dabei herauskommt ist einfach großartig. Im Mittelpunkt ...

Gekonnt verwebt Zeh in ihrem Werk „Schilf“ Krimi und Freundschafts- bzw. Liebesroman mit physikalischen Theorien und philosophischen Fragen. Und was dabei herauskommt ist einfach großartig. Im Mittelpunkt des Romans stehen die beiden Physiker Sebastian und Oskar, die seit ihrer Studienzeit eine sehr außergewöhnliche, innige Freundschaft verbindet. Diese Freundschaft beginnt allerdings zu wackeln, als beide sich für unterschiedliche Lebensmodelle entscheiden. Sebastian heiratet, wird Vater und nimmt eine Professorenstelle an der Freiburger Uni an. Nebenbei beschäftigt er sich mit Paralleluniversen und versucht deren Existenz zu beweisen. Oskar, der als theoretischer Physiker in Genf arbeitet und ein eher dandyhaftes Junggesellenleben führt, belächelt seinen Freund deswegen. Eines Tages wird jedoch Sebastians Sohn an einer Autobahnraststätte entführt. Für die Freilassung verlangt der Entführer von Sebastian einen hohen Preis. Sebastians Welt gerät ins Wanken und er verliert zunehmen die Kontrolle. Zeh hat wirklich ein Talent dafür, sehr einzigartige, außergewöhnliche Charaktere zu entwerfen und eine einmalige, besondere Atmosphäre zu schaffen. Zudem kann sie einfach bewundernswert gut mit Sprache umgehen. Der ganze Roman steckt voller ausdruckstarker Bilder und brillanter Sätze. Da hat es mich auch gar nicht gestört, dass die Sprache an manchen Stellen vielleicht ein wenig zu Metaphern-überladen ist. Die Geschichte ist spannend, klug und poetisch. Die Thematik zudem äußerst interessant – auch, wenn man (so wie ich) von Physik überhaupt keine Ahnung hat. Einziger Kritikpunkt: Das Ende war an sich gut, konnte aber mit dem Rest der Geschichte nicht wirklich mithalten. Großartige Prosa, die ich sehr empfehlen kann. Man darf nur nicht den Fehler machen und einen „echten“ Krimi erwarten.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Familiensaga vor traumhafter Südsee-Kulisse

Der Duft der grünen Papaya
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Hinter dem Pseudonym Sarah Benedict steckt der Autor Eric Walz, der bereits mehrere historische Romane geschrieben hat. Mit „Der Duft der grünen Papaya“ wagt er sich an eine generationenübergreifende Familiensaga ...

Hinter dem Pseudonym Sarah Benedict steckt der Autor Eric Walz, der bereits mehrere historische Romane geschrieben hat. Mit „Der Duft der grünen Papaya“ wagt er sich an eine generationenübergreifende Familiensaga vor traumhafter Südsee-Kulisse. Meiner Meinung nach ist ihm dieses Experiment sehr geglückt. Die Geschichte hat meine Erwartungen sogar übertroffen und ist viel komplexer als Titel und Buchcover vermuten lassen. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: In der Gegenwart dreht sich die Geschichte um Evelyn Braams, die vor den Problemen in ihrem Leben fliehen will und in einer Nacht- und Nebelaktion alles in ihrer Heimat Frankfurt zurücklässt und nach Samoa fliegt. Dort quartiert sie sich bei zwei alten Frauen auf einer Papaya-Plantage ein und freundet sich schnell mit der über 90 Jahre alten Ili an. Ili hat aber auch ein Problem, sie bangt um ihren Besitz. Denn ihre Cousine Moana, mit der sie auf der Papaya-Plantage lebt, will die Plantage an einen amerikanischen Investor verkaufen. Aus Rache, denn die beiden alten Frauen stehen seit beinahe 80 Jahren auf Kriegsfuß miteinander. Der zweite Handlungsstrang beginnt im Jahr 1914, als Samoa noch eine deutsche Kolonie war, und erzählt sozusagen, worin der Hass, der die beiden alten Frauen verbindet, begründet liegt. Der Schreibstil ist ruhig, aber durchaus eindringlich und gefühlvoll. Vor allem die Landschaft wird so detailliert und farbig beschrieben, dass man richtig das Meer rauschen hört und die Südseesonne auf seiner Haut spürt. Dabei ist die Geschichte niemals langweilig. Der Leser bekommt nicht nur einen Familien- bzw. einen Liebesroman geboten, sondern bekommt auch Einblicke in die deutsche Kolonialzeit auf Samoa. Außerdem erfährt man einiges über die heutige Situation auf der Insel. Unter anderem schneidet der Autor die Probleme der Plantagenbesitzer an, die mit ihren Produkten kaum mehr auf dem Weltmarkt mithalten können oder auch die Situation der Jugendlichen auf Samoa, die sich durch ihre traditionelle Kultur individuell eingeengt fühlen. Zum Ende hin gab es dann vielleicht ein paar zu viele Fügungen, am Schluss war ich aber sehr bewegt und musste sogar ein paar Tränchen verdrücken.