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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2023

Ein erfrischender Roman mit addiktiven Schreibstil

Morgen, morgen und wieder morgen
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Sadie und Sam haben sich als Teenies in einem kalifornischen Krankenhaus kennengelernt und vor der Spielkonsole angefreundet. Jedoch nach einigen Zeiten haben sie sich wegen eines Missverständnis aus den ...

Sadie und Sam haben sich als Teenies in einem kalifornischen Krankenhaus kennengelernt und vor der Spielkonsole angefreundet. Jedoch nach einigen Zeiten haben sie sich wegen eines Missverständnis aus den Augen verloren.

Bis zu einem Tag kurz vor Weihnachten in Boston… Beide studieren in der Stadt und wagen sich zusammen an der Konzeption eines Videospiels. Wegen des Erfolgs gründen sie sogar ihre eigene Firma.

Die große Welle von Kanagawa, die im Roman eine Rolle spielt, dient, auf dem Cover, als Kulisse für den theatralischen Titel, der einen bunten Farbverlauf als Kostüm angezogen hat. Erst wenn man den Roman gelesen hat, merkt man wie passend das Cover gestaltet wurde.

Da Gaming nicht zu meinen Hobbys gehört, war dieser Roman wie eine faszinierende Reise in eines fremdes Land. Der Einblick in den kreativen Prozess, der für die Konzeption und das Marketing eines Videospiels nötig ist, lässt den Leser eine ungewöhnliche Welt entdecken, in der das Produkt einem Kunstwerk gleicht.

Gabrielle Zevin erweckt in ihrem fesselnden Roman gut erarbeiteten nerdigen Protagonisten zum Leben. Ihre Dilemmas und Widersprüche wirken realistisch und verleihen der Geschichte Würze.

In einigen Kapiteln hat die Autorin zusätzlich Stilübungen eingearbeitet, die für eine spannende Abwechslung sorgen. Mit ihrem additktiven Schreibstil lässt Gabrielle Zevin den Leser Seite für Seite erneut staunen. Ein solches Tempo lässt der Langeweile keine Chance. Der Roman würde sich perfekt für eine Fernsehserie oder einen Film eignen.

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Veröffentlicht am 15.04.2023

Das Wiener Gartenpalais

Der Blumenkavalier
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Die verwitwete Fanny Gräfin Keynitz kommt mit ihrer schwangeren Schwester Sophie Countess of Thornfield zurück nach Wien. Somit ist die ganze Familie Wohlleben wieder vereint. Allerdings hat Fannys große ...

Die verwitwete Fanny Gräfin Keynitz kommt mit ihrer schwangeren Schwester Sophie Countess of Thornfield zurück nach Wien. Somit ist die ganze Familie Wohlleben wieder vereint. Allerdings hat Fannys große Liebe Paul Faber Wien für eine geschäftliche Reise verlassen. Um auf anderen Gedanken zu kommen, stürzt sich Fanny in die Gestaltung ihrer Palais und Gärten, die sie nach ihrem achtzehnten Geburtstag beziehen wird. Auch für Pferde begeistert sich Fanny, was dazu führt, dass sie den ungarischen Magnaten Gyula Graf Erdélyi kennenlernt.

Vorab muss ich gestehen, dass ich die ersten Bände der Wohllebens Saga von Michaela Baumgartner nicht gelesen habe, bevor ich dieses Buch entdeckt habe. Dank der zahlreichen Erklärungen zur Vergangenheit und einer Geschichte, die nicht direkt auf der ersten zwei Bänden basiert, lässt sich dieser Roman auch ohne Vorkenntnisse gut lesen. Jedoch macht es wahrscheinlich mehr Spaß, wenn man mit den Vorgängern anfängt, weil man dann die Familie Wohlleben schon kennt.

Als Neulinge fand ich schwer, ohne Personenverzeichnis in der Geschichte einzutauchen, weil es immer mal wieder nach einigen Seiten zu einer anderen Figur des Wohllebens Universums wechselt. Es hat gedauert, bis ich diese Geschichte wirklich genießen konnte. Aber, ich freue mich, dass ich nicht aufgegeben habe, weil ich nach über hundert Seiten Fanny und ihre Familie wirklich ins Herz geschlossen habe.

Mit ihrem lebhaften Schreibstil hat Michaela Baumgartner die leichtherzige Atmosphäre in und um das adligen Wien des frühen 19. Jahrhunderts sehr gut umgerissen. Es handelt sich um eine faszinierende Welt, in die ich mich bis jetzt nur selten gewagt habe. Der Schreibstil der Autorin lässt Vorstellungen von Gärten, Pflanzen, aber auch Bekleidungen bezaubernd wirken. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie kleine Anekdoten und lebendige Szenen, wie mit dem Kaiser, in die Beschreibungen einwebt.

Als krönender Abschluss des Buches beschenkt Michaela Baumgartner die Leser*innen mit einem floralen Anhang. Ein Blumenstrauß ist nicht nur ein Blumenstrauß!

Fazit: Für mich eine wunderschöne Entdeckung, die mich Lust auf die ersten zwei Bände gemacht hat.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Skurrile Fakten aus OWL

Unnützes Wissen Ostwestfalen-Lippe
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Das Cover mit dem Hermannsdenkmal lässt keinen Zweifel zu: Der Cherusker Arminius zeigt, wo es lang geht. Nämlich nach Ostwestfalen.
Mit mehr als 200 außergewöhnlichen, teilweise lustigen Fakten über diese ...

Das Cover mit dem Hermannsdenkmal lässt keinen Zweifel zu: Der Cherusker Arminius zeigt, wo es lang geht. Nämlich nach Ostwestfalen.
Mit mehr als 200 außergewöhnlichen, teilweise lustigen Fakten über diese schöne Region verdient dieses kleine Buch seinen Titel. Es beinhaltet nämlich ein Sammelsurium kurzer Artikel über Traditionen, Geschichte, bekannten Unternehmen und berühmten Personen: Mit dieser bunten Mischung kann schon die eine oder andere Feier (wieder-)belebt werden.
Allerdings gibt es mindestens einen Fehler in einem der Artikel, der zu dem Punktabzug führte: Hüllhorst befindet sich nicht im Kreis Herford, wie vom Autor behauptet, aber im Kreis Minden-Lübbecke. Wer weiß, was noch für Fehler sich in den Seiten verbergen…
Als Mitbringsel macht dieses Buch von Matthias Rickling gute Laune und begeistert mit seinen zahlreichen skurrilen Fakten alle Besserwisser mit einer Verbindung zu Ostwestfalen-Lippe. Es eignet sich auch perfekt als Geschenk für eine Verabschiedung oder einen Einzug in eine der Städte oder Gemeinden in OWL.

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Das für die Nachwelt erhaltenes Gedicht einer vergänglichen Frau

Ein Geist in der Kehle
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Mitten in ihrer routinierten Alltag, zwischen Windel und Milchpumpe entdeckt eine irische Mutter das irische Gedicht „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ wieder, das Eibhlín Dubh Ní Chonaill im 18. Jahrhundert ...

Mitten in ihrer routinierten Alltag, zwischen Windel und Milchpumpe entdeckt eine irische Mutter das irische Gedicht „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ wieder, das Eibhlín Dubh Ní Chonaill im 18. Jahrhundert nach dem Tod ihres Ehemannes verfasst hat. Dieser Text in Gaeilge (die irische Sprache) begleitet sie in den schwierigen Momenten, in der sie um das Leben ihres Kindes bangt. Das Klagelied und seine Autorin faszinieren sie so sehr, dass sie eine umfassende Recherchearbeit unternimmt, um bei ihrer Übersetzung ins Englisch Eibhlín Dubh Ní Chonaill gerecht zu werden. Ihre Besessenheit für die Frau und Mutter kennt keine Grenzen.

Die irische Dichterin Doireann Ní Ghríofa hat mit diesem Roman ein unglaubliches und sehr persönliches Werk gezaubert. Mit „Ein Geist in der Kehle“ weicht sie von ihren üblichen Lyrik-Werken ab und versucht sich an Prosa. Das Ergebnis ist ein unkonventionellen Roman, dessen poetische und atmosphärische Schreibstil für mich ein Vergnügen war. Man schwebt regelrecht über die Seiten.

Der Inhalt dieses Buches lässt mich allerdings zwiegespalten. Die Autorin ist eine großherzige Frau, die trotz Schicksalsschlägen sich durchs Leben kämpft. Aber ihr Alltag konnte mich nicht besonders hinreißen, außer wenn es um die Recherche um Eibhlín Dubh Ní Chonaill ging. Diese fand ich sehr spannend, weil die Autorin hervorragend die Besessenheit beschreibt, die einen bei solchen Forschungen überwältigt.

Die Verweise auf die irischen Sprache, Geschichte, Kultur und Landschaften entsprechen den Erinnerungen an „mein“ Irland. Die erwähnten Orte in County Cork sind wie Musik in meinem Ohr und bedeuten für mich eine Menge Erinnerungen. Mit der Interview von Doireann Ní Ghríofa am Ende des Buches schnappt man noch weiter irische Luft.

Auch Daniel O‘Connell, der seinerzeit als „The Liberator“ bekannt war, wird in diesem Buch mehrmals erwähnt. Dank seiner Briefe haben einige der wenigen Informationen über seine Tante Eibhlín Dubh Ní Chonaill ihren Weg bis ins 21. Jahrhundert gefunden.

Mit dem anfänglichen Satz „Dies ist ein weiblicher Text“, der wie einem Motto mehrmals wiederholt, wirft Doireann Ní Ghríofa die Frage der Position der Frau in der Gesellschaft und in der Geschichte auf. Obwohl ihres Klagelieds „Caoineadh Airt Uí Laoghaire“ dazu beigetragen hat, dass ihr Name verewigt wurde, sind nur noch wenige Spuren von Eibhlín Dubh Ní Chonaill als Frau zu finden. Trotz der Zweifel, die sie an ihrer Methodik hegt, überliefert Doireann Ní Ghríofa den Lesern einen unglaublichen Einblick im Leben einer Frau des irischen Landadels am Ende des 18. Jahrhunderts.

Das dunkle, aber schöne Cover verleiht dieses Buch ein gewisses Flair, dass viele Leser in Versuchung bringen könnte. Obgleich es mir sehr gut gefallen hat, bezweifle ich, dass alle Leser diese Meinung teilen werden. Dafür ist dieses Werk viel zu ungewöhnlich.

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Auf der Suche nach Glück: zwischen Initiationsgeschichte und Märchen

Lea und das blaue Glück
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Die Sommerferien sind da. Von ihrer Lehrerin angespornt stellt sich die siebzehnjährige Lea Fragen über das Glück. Von einem Adler geführt folgt Lea einen Weg, der dazu beiträgt, ihre Fragen zu beantworten. ...

Die Sommerferien sind da. Von ihrer Lehrerin angespornt stellt sich die siebzehnjährige Lea Fragen über das Glück. Von einem Adler geführt folgt Lea einen Weg, der dazu beiträgt, ihre Fragen zu beantworten. Allerdings kommt noch viel mehr ans Licht: Ein Familiengeheimnis und das Gewissen, dass es in der Welt mehr Verbindungen gibt, als man denkt.

„Was ist Glück?“ ist eine grundlegende Frage, die sich wahrscheinlich jeder schon mindestens einmal gefragt. Aber, eine Antwort zu geben ist gar nicht so einfach. Auf ihre Reise begegnet Lea auf gut Glück mehrere Personen, die ihr ihre persönliche Vorstellung vermitteln.

Wiebke Wiedeck hat mit Lea und ihrer herzergreifenden Geschichte eine besondere Botschafterin des Glücks erschaffen. Eine introvertierte Jugendliche, die sich „anders“ fühlt, ohne es wirklich nachvollziehen zu können. Eine junge Frau, die in einer besonderen Familie, mit Höhen und Tiefen, aufgewachsen ist. All das, und noch mehr, ist Lea. Als Ich-Erzählerin beschreibt sie ihre Erfahrungen und Gemütszustand vor und während der Reise.

In der gleichen Erzählform kommen immer wieder Kapitel aus einem anderen Standpunkt. Zuerst überraschend, vielleicht irritierend. Später erkennt man aber als Leser diese Kapitel und sehnt sich sogar danach, weil sie die Verbindungen zwischen den Figuren untermauern.

Für die volle Punktzahl hat es nicht gereicht, weil ich den Eindruck hatte, dass die besondere Atmosphäre, die ich mit Leas Reise verband, unter einigen unnötigen Ereignissen und dem fehlenden Tiefgang einiger Figuren, die Leas Weg gekreuzt haben, litt. Auch die Verankerung in der Gegenwart, die durch einige Verweise auf sozialen Medien entsteht, fand ich schade, weil Wiebke Wiedeck einen feinen und angenehmen Schreibstil besitzt, der wunderbar zu einer zeitlosen Initiationsgeschichte passt.

Noch erwähnenswert ist das bezaubernde blaue Cover. Selbstverleger achten nicht immer auf das Cover (oder haben vielleicht nicht die Mittel dafür), obwohl es auch eine entscheidende Rolle, ob man einen Roman lesen wird oder nicht. Aber, mit diesem besonderen Blauton und einer adretten Gestaltung hat die Autorin ins Schwarze getroffen.

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