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Veröffentlicht am 24.01.2020

Polarisierend! Ein unbeschreibliches Buch!

Plötzlich ein Schuss
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Der Plot:
Ein unbeschreibliches Buch! Intime Briefwechsel faszinieren, wie aus einem Versteck hervorgezogene Tagebücher. Die Idee, einen Thriller auf Basis einer E-Mail-Korrespondenz zu schreiben, ist ...

Der Plot:
Ein unbeschreibliches Buch! Intime Briefwechsel faszinieren, wie aus einem Versteck hervorgezogene Tagebücher. Die Idee, einen Thriller auf Basis einer E-Mail-Korrespondenz zu schreiben, ist bestechend. Was sich zunächst wie „Krimi“ anhört, entpuppt sich bald als irrwitzige, wortvergewaltigende Verwechslungsgeschichte. „War mit Roman jetzt der Roman oder der Roman von nebenan gemeint?“ „Warum stirbt der türkische Weihnachtsmann in der Volkshochschule, als die Kriminalisten gerade Kantonesisch lernen, während die Autorin in Macau mit den Triaden Pläne schmiedet?“ „Gestern über Bord gegangen und heute schon tagelang tot in Bratislava angespült, während die vollbusige Dolmetscherin es nicht verhindern kann, dass zwei verantwortungsvolle Ausländer in ihrer Zelle reimen?“ Auf all die Fragen und viele mehr, gibt der „Krimi“ eine Antwort.

Die Sprache:
Österreichisch. Wienerisch. Ein Schmäh zum Kropfertlachen. Stellenweise grobschlächtig, wie der Wirt ums Eck. Selbst die geschüttelte Lyrik kommt nicht zu kurz. Der Schreibstil ist der elektronischen Welt entrissen, wie auch den Sachbüchern über die gute Schreibkunst. Jederzeit offen für jedwede Missinterpretation. Ein Streifzug durch die aberwitzigsten Milieus mit ihrer plastischen, aus dem Leben gegriffenen, überdeutlichen Sprache. Eine Zeitreise, die Gus Backus und Brigitte Bardot genauso miteinbezieht, wie Müllers Büro, DÖF u.v.a. Nur Matulas Alfa Romeo kommt nicht vor!

Die Personen:
Ich kenne sie alle! Ich oute mich als Follower von der feministisch veganen, nach Liebe lächzende Ilona und dem sensiblen, cholerisch angehauchten, ztw. schwangeren, jollyvernichtenden Machokurti. Die Influencer des Jahrzehnts! Fragt sich wiederum: welchem Jahrzehnts? Provokation ON: Wer auf Seite 415 nicht die Gedanken, Gefühle, Wünsche, Ängste, Leiden, Ziele, Hoffnungen, Freunde und Lebenseinstellungen der Protagonisten bis ins letzte Detail kennt, der kann nicht sinnerfassend lesen. Provokation OFF. Pisa hin, Pisa her, Pisa schief!

Mein Fazit:
Wer sich mit dem abgedruckten Text schwer tut beim Lesen, der sollte kurz Pausieren und anschließend auch zwischen den Zeilen weiterlesen. Nichts für Weicheier! Für alle anderen und „Anhänger der Neuen Wiener Literatur“: Nicht jedermanns Geschmack aber Klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2019

"Es war die Nachtigall und nicht ..." - hervorragend!

Im Schatten des Turms
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Der Plot:
Wenn aus einer Liebesgeschichte ein Thriller wird. Ein hervorragender Spannungsbogen: Er erinnerte mich ein Wenig an die alte Reichsbrücke in Wien: Zunächst steigt die Spannung steil nach oben ...

Der Plot:
Wenn aus einer Liebesgeschichte ein Thriller wird. Ein hervorragender Spannungsbogen: Er erinnerte mich ein Wenig an die alte Reichsbrücke in Wien: Zunächst steigt die Spannung steil nach oben um im Mittelteil ein Wenig nachzulassen. Das schafft einerseits Raum für die Beschreibungen der Lebensumstände, des dichten Ambientes „Altes Wien“ mit seinen Menschen und andererseits für die Veranschaulichung der gesellschaftlichen Standesdünkel. Hervorragend recherchiert und umgesetzt. Man hat das Gefühl, mitten im vielschichtigen Geschehen zu sein. Zuletzt steigt die Spannung wieder.

Ist es eine Liebesromanze? Oder doch nur ein Märchen für Erwachsene? Oder gar von Shakespeare abgekupfert „Es war die Nachtigall und nicht …“.

Die Charaktere:
Sie sind der Spielball ihrer Liebe. Romeo und Julia gleich, werden sie immer wieder auf irrwege geschickt. Wie sie das Schicksal verändert, was es bedeutet sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen, wie sich die Psyche der einzelnen Personen verändert und entwickelt, ist für den Leser bis ins kleinste Detail nachvollziehbar. Die Analogie zu Vögeln ist bestechend. Anfangs verwirrend, aber je weiter man den Roman liest umso verständlicher.

Die Sprache:
Großartig, beeindruckend geschrieben, leicht zu lesen, trotz der immer wieder verwendeten Mundart! Selbst die Ausdrucksweise ist über weite Passagen der Zeit angepasst. Wunderschöne, alte Worte sind im Text zu finden. Der Roman glänzt mit einer Vielzahl von trefflichen Metaphern!

Fazit:
Die schaurigen, gruseligen Ereignisse, die Intrigen, die vielen Wendungen und detailreichen Beschreibungen haben mich beeindruckt. Schade dass dieser historische Roman erst Ende 2019 erschienen ist. Dieser Text hat das Zeug um Buch des Jahres zu werden. Empfehlenswert! Lesenswert! Ein großartiger Schmöker!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Gänsehaut garantiert.

Leichenblässe
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Plot:
Was für ein spannendes Verwirrspiel! Simon Beckett versteht es wie kein anderer, die Anatomie des Todes detailgetreu und fundiert zu beschreiben. Die Natur kann so richtig grauslig sein, wenn man ...

Plot:
Was für ein spannendes Verwirrspiel! Simon Beckett versteht es wie kein anderer, die Anatomie des Todes detailgetreu und fundiert zu beschreiben. Die Natur kann so richtig grauslig sein, wenn man sie in Worte fasst!
Durch die intelligente Positionierung seines Protagonisten als Arzt, mit Hauptgebiet Forensiker, kann der Autor auch Schauplätze außerhalb des angestammten Wirkungskreises wählen. Diese Geschichte spielt in Amerika, Tennessee, in der Nähe der Bodyfarm, wo Hunter sich zu Weiterbildung und „Erholung“ von seinem letzten Fall aufhält. Als Beobachter im Hintergrund wird er alsbald in einen Mordfall verwickelt. Gekonnt wird der Leser auf die richtige, falsche Fährte gelockt, bevor vor dem vermeintlichen Ende dann doch die allerletzte Karte aufgedeckt wird. Der Weg dorthin ist stellenweise extrem abartig, herrlich brutal, schwer krank und mit unfassbar vielen Leichen gepflastert. Gänsehaut garantiert.

Die Personen:
Die Protagonisten und Antagonisten sind glasklar gezeichnet. Mitunter sogar mit einem Überraschungseffekt ausgestattet. Die zwischenmenschlichen Beziehungen gleichen zeitweise einer Achterbahnfahrt, aber sind erklärlich, wenn man die Hintergründe erfährt. Für mich war es, als würde man Freundschaften eingehen, die sich wie im Leben ständig weiterentwickeln und verändern. Besonders zu erwähnen ist die Schilderung aus der Sichtweise des Mörders! Cool!

Die Sprache:
Diesmal mit ausgesucht guter Sprache. Alles wird detailreich zu beschreiben ohne zu sehr in die Länge zu gehen und damit langweilig zu werden, vorausgesetzt, man interessiert sich für Forensik und wie die menschliche Psyche auf verschiedenste Lebensumstände reagiert. Egal ob Freundschaft, Liebe, Krankheit, Handicap, oder Lebenserfahrung! Selbst wenn die Action fehlt, kurzweilig geschrieben!

Mein Fazit:
Ein Thriller der Extraklasse, der die Genres Psycho, Horror, Schicksal und Krimi vereint. Für Leute mit gesundem Verdauungstrakt und gut situiertem Nervenkleid!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Prädikat WERTVOLL! Ein Muss!

Das Meer
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Der Plot:
Ein Öko-Thriller, besser gesagt ÖKO-ROMAN. Ein Biozid, hervorragend in die Story verwoben, genauso wie eine Liebesgeschichte, gut beschriebenes Generationenproblem und last, not least, ein hart ...

Der Plot:
Ein Öko-Thriller, besser gesagt ÖKO-ROMAN. Ein Biozid, hervorragend in die Story verwoben, genauso wie eine Liebesgeschichte, gut beschriebenes Generationenproblem und last, not least, ein hart konturierter Einblick in die Globalisierung und deren Auswüchse, ohne zu langweilen und in einen spannenden Handlungsstrang verwoben.

Die Personen:
Nach kurzer Zeit kennt man seine „Helden“, die einen durch die Story begleiten. Die einzelnen Kapitel haben jeweils ihren Hauptdarsteller. Die Protagonisten werden - nachvollziehbar - nicht nur in ihren Handlungen, sondern auch in ihren Denkweisen beschrieben.

Die Sprache:
Fleischhauer schafft den Spagat zwischen „Jerry Cotton“ und „Thomas Mann“, verbindet Literatur mit Action. Die Sprache des Autors ist leicht lesbar und mit einem breiten Wortschatz ausgestattet. Sie drängt sich nie in den Vordergrund, und ist vor allem nie ein Störfaktor, der einen von der Story abbringt, den Gedankenstrom unterbricht; weder zu langen Sätze, noch ungewöhnlichen Satzstellungen stören den Lesefluss.

Mein Fazit:
Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich je über Fischfang und Fischfangquoten intensiver nachdenke. In vielen politischen Fragen und gesellschaftspolitischen Ansichten spricht mir der Autor aus der Seele. Der träge Moloch EU auf der einen Seite, die globalisierte Industrie und deren Machenschaften auf der anderen Seite und die radikal-kriminellen Umweltaktivisten im Hintergrund, ergeben eine brisante, hochexplosive Mischung. Vielleicht liegt es an den letzten Seiten, dass das Buch kein Millionenbestseller geworden ist. Als Leser wird man mit einem ambivalenten Bauchgefühl zurückgelassen.
Das Ende wäre für einen Tatsachenbericht in Ordnung, aber für einen Roman, der auch der entspannenden Unterhaltung dienen sollte, deftig! Trotzdem: Ein „geiles Buch“! Übrigens: Fisch esse ich sowieso nicht gerne!

Veröffentlicht am 31.07.2020

Spannende Story mit 'breitem' Ende

Totenfang
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Der Plot:
Dem 5. Band merkt man an, dass Beckett mehrere Anläufe für diese Geschichte gebraucht hat. Aber ich glaube nicht, dass er immer wieder neu angefangen hat. Vielmehr dürfte er all seine Ideen zu ...

Der Plot:
Dem 5. Band merkt man an, dass Beckett mehrere Anläufe für diese Geschichte gebraucht hat. Aber ich glaube nicht, dass er immer wieder neu angefangen hat. Vielmehr dürfte er all seine Ideen zu einer Geschichte verwoben haben, was sich am Schluss des Romans zeigt. Im Gegensatz zu anderen Geschichten mit mehreren Handlungssträngen, laufen hier die Fäden zu guter Letzt nicht zusammen, sondern auseinander. Einmal etwas ganz anderes.

Die Personen:
Die Protagonisten sind greifbar, werden im Zuge der Geschichte zu Bekannten. Zu einschätzbaren Handlungsträgern, bis zur Letzten Seite. Eigenartiges Verhalten wird plausibel, nachvollziehbar erklärt. Und die Charaktere haben außergewöhnliche, wie auch profane Geheimnisse, die langsam aufgedeckt werden.

Die Sprache:
Mir gefiel, dass Beckett diesmal sehr viel mit Atmosphäre gearbeitet hat. Er kann es! Beschreibungen des Marschlandes lassen konkrete Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Leider hat die Übersetzung einige Grammatikfehler. Aber letztendlich kann man darüber generös hinwegsehen.


Mein Fazit:
Nach dem 4. Band, Verwesung ein enormer Fortschritt. Beinahe ein ‚Back to the Roots‘ – Effekt. Genau das, was man sich von der Figur ‚David Hunter‘ erwartet. Spannend erzählt und diesmal sehr atmosphärisch. Beckett lässt wunderschöne, klare Bilder im Kopf entstehen. Eine Story mit ‚breitem‘ Ende.

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  • Charaktere