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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2019

„Shame and Scandal in the Family“

Die andere Frau
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Auf diesem 11. Band, mit dem Psychologen Joe O’Loughlin und dem pensionierten Detektiv Ruiz, steht am Cover “Psychothriller”. Deshalb habe ich ihn gelesen. Doch unter einem „Thriller“ verstehe ich etwas ...

Auf diesem 11. Band, mit dem Psychologen Joe O’Loughlin und dem pensionierten Detektiv Ruiz, steht am Cover “Psychothriller”. Deshalb habe ich ihn gelesen. Doch unter einem „Thriller“ verstehe ich etwas anderes: Cliffhanger nach einem Kapitel oder auch das Vorhersehen von gefährlichen Situationen durch den Leser, sucht man vergeblich. Keine der Figuren steht unter Zeitdruck. Alles kommt, wie es kommt.

Familiensaga wäre richtiger, aber nicht wirklich richtig. Für einen Roman zu viel Krimi. Der Schwerpunkt liegt auf Joe’s Seele, auf seiner Psyche. Melancholisch und gleichzeitig spannend erzählt, das zum Nachdenken anregt.

„Psycho“ stimmt also, vor allem, weil auch die Figuren sich hervorragend entwickeln. Weitere Spannung erzeugt der Text durch sein Whodunit–Format. Die Fragen: „Wer, Was, Wann, Warum“ zwingen einem förmlich zum steten Weiterlesen.

Robothams bedient sich einer schnörkellosen, aber detailverliebten, ehrlichen Sprache, die mich sehr angesprochen hat. Die Szenen, die er beschreibt, sind manchmal düster und geben der Geschichte viel Atmosphäre. Richtige Action findet man nur vereinzelt.

Übrigens: Der Text hat mich ein wenig an das Lied: „Shame and Scandal in the Family“ erinnert! Soll ja in den besten Familien vorkommen!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Pageturner!

Die ewigen Toten
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Der Plot von „Die ewigen Toten“ ist an sich wirklich gut durchdacht. Simon Beckett versteht sein Handwerk und erzählt spannend mehrere Handlungsstränge –privat und beruflich - gleichzeitig, ohne zu verwirren. ...

Der Plot von „Die ewigen Toten“ ist an sich wirklich gut durchdacht. Simon Beckett versteht sein Handwerk und erzählt spannend mehrere Handlungsstränge –privat und beruflich - gleichzeitig, ohne zu verwirren. Der Roman ist, selbst als das Rätsel um das Krankenhaus aufgeklärt ist, noch nicht zu Ende. Überraschende, durchaus logische Wendungen beantworten auch noch restliche offene Fragen und führen die Handlungsstränge zusammen. Beckett entwickelt seine Figuren auf eine nachvollziehbare Weise.

Das Wort „Thriller“ trifft für diesen Text den Nagel auf den Kopf, und lässt alles in ein wirklich furioses Finale gipfeln. - So weit, so gut.

Worauf man sich jedoch gefasst machen muss, sind die detailverliebten Beschreibungen seiner Arbeit! Ich habe jedenfalls eine Menge über „Mazeration“ erfahren. Für meinen Geschmack vielleicht ein wenig zu viel „Sachbuch“. Und warum der Forensiker manchen Spuren nachgeht, und nicht die Detective, sei dem Ich-Erzähler-Stil geschuldet.

Je länger der Roman andauert, desto mehr entwickelt sich das Buch zum Pageturner!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Eine erschreckend coole Zeitreise

Ein angesehener Mann
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Der Plot:
Der Captain, erst kurz in Kalkutta, ist mit den Gebräuchen noch nicht so richtig warm geworden, als man ihm seinen ersten Auftrag in Kalkutta überträgt. Aber zu Beginn geht es gar nicht so sehr ...

Der Plot:
Der Captain, erst kurz in Kalkutta, ist mit den Gebräuchen noch nicht so richtig warm geworden, als man ihm seinen ersten Auftrag in Kalkutta überträgt. Aber zu Beginn geht es gar nicht so sehr um die Aufklärung, vielmehr lernt man Land und Leute, und vor allem das Klima und die (volks-)wirtschaftliche Situation kennen. Die Beschreibungen der Kolonialzeit stehen im Vordergrund. Auch wenn man nicht auf historische Romane abfährt, binnen weniger Seiten wird man gepackt. Vertrauen steht vorurteilhaftem Misstrauen gegenüber, die vermutete Wahrheit der vermeintlichen Lüge. „Very british! The enemy of my enemy is my friend!”

Die Personen:
Die Personen werden in kurzen Rückblicken, aber auch Einblicken in deren Psyche, sowie deren Denkweisen vorgestellt. Selbst die Diskrepanz zwischen dem geprägten Denken und dem tatsächlichen Handeln wird klar und deutlich beschrieben. Wie auch die Gesetze, die Politik, das Gesellschaftssystem und die Weltanschauungen die Protagonisten in ihrem Denken beeinflussen und steuern. Selbst Mahatma Gandhis revolutionäre Weltanschauung spielt eine nicht unwesentliche Rolle.

Mein Fazit:
Ein Roman, der langsam zum Krimi wird. Ein Kriminalroman, wenn man ihn aufmerksam liest, sehr viel Spannung vermittelt, nicht nur in Bezug auf die Handlung. Je länger der Text fortschreitet, desto weniger will man das Buch zur Seite legen. Und zu guter Letzt bleibt nur entsetztes Kopfschütteln, über die glorreiche, ausbeuterische Zeit der Kolonialherrschaft der Engländer.

Veröffentlicht am 22.11.2019

Für Liebhaber von historischen Krimis ein Muss.

Eine Handvoll Asche
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Der Plot:
Auch der dritte Teil ist spannender, klassischer Kriminalroman in historischem Kontext. Zwischen den Zeilen humorvoll. Der Autor beschreibt die britische Seite und damalige politische Sicht auf ...

Der Plot:
Auch der dritte Teil ist spannender, klassischer Kriminalroman in historischem Kontext. Zwischen den Zeilen humorvoll. Der Autor beschreibt die britische Seite und damalige politische Sicht auf die Mühen und Ärgernisse in Indien durch den gewaltfreien Aufstand der Inder, der von dem Revoluzzer Gandhi angeführt wird. Kernthema sind die menschenverachtenden Giftgaseinsätze im 1. Weltkrieg. Der Roman beginnt actionreich, doch bald flaut der anfängliche Drive ab und wird zum Ereignisroman. Ich befürchtete, dass das Abir Mukherjees letzter Krimi der Wyndham-Saga ist, und er deshalb noch so viel wie möglich aus der Kolonialzeit unterbringen wollte. Nicht uninteressant, aber für einen Krimi ungewöhnlich. Doch bald nimmt die Story wieder Fahrt auf und entwickelt sich zum Pageturner.

Die Personen:
Die Protagonisten haben sich weiterentwickelt. Auch die „Randfiguren“ erhalten eine schärfere Kontur. Banerjee hat an Selbstbewusstsein zugelegt und man fühlt mit seiner gesellschaftspolitischen und prekären privaten Lage (Zwickmühle) mit. Selbst der „Feind“ der britische Geheimdienst ist letztendlich auf ihre Hilfe der beiden angewiesen. Als Leser und Kenner der ersten beiden Bände reibt man sich vor (Schaden-)Freude, ab und zu, die Hände! Der psychologische Strip-Tease der Hauptdarsteller setzt sich fort.

Die Sprache:
Wieder ein Schritt vorwärts. Man hat nicht den Eindruck einen Roman zu lesen, vielmehr sieht man einen detailverliebten Film vor seinem geistigen Auge. Das exotische Szenario wird zum Wohlvertrauten Umfeld. Rest wie immer: Sehr viel Interessantes! Sehr viel Historisches! Der Wissendurst wird jedenfalls mehr als gestillt. Sehr gut zu lesen!

Mein Fazit:
Ich wiederhole mich: Für Liebhaber von historischen (kulturellen) Romanen ein Muss. Für Fans von gesellschaftspolitischen Momentaufnahmen ein Muss. Für reine Krimiliebhaber der etwas andere Roman. Und der trockene, britische Humor kommt auch nicht zu kurz. Das Zitat des Klappentextes trifft es sehr gut: Eine Reise in die Schattenwelt Britisch-Indiens und ein nüchterner Blick auf die Königsfamilie! Und das Beste: Es erscheint im November 2019 der vierte Teil. Meine Ängste waren also unbegründet!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Mehr Roman, weniger Krimi

Ein notwendiges Übel
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Der Plot:
Vom Scotland Yard Ermittler zum Privatdetektiv. Nicht ganz! Denn der Maharadscha beauftragt offiziell den Captain, mit den Ermittlungen während der Trauerfeierlichkeiten für seinen Sohn. Natürlich ...

Der Plot:
Vom Scotland Yard Ermittler zum Privatdetektiv. Nicht ganz! Denn der Maharadscha beauftragt offiziell den Captain, mit den Ermittlungen während der Trauerfeierlichkeiten für seinen Sohn. Natürlich ist nicht nur Banerjee mit an Bord, sondern auch Annie. Mukherjee lässt den Captain mehrfach in eine Sackgasse laufen. Der Geschlechterkampf ist beinahe auf jeder Seite allgegenwärtig. Mukherjeer ist ein sehr guter Beobachter, er zeigt die Stärken und die Schwächen auf, und hält Frauen wie Männern einen Spiegel vor. Materialismus kann ein Booster für Liebe sein. Machtgier ein weiterer. Und das Ganze mit Lebensweisheiten und Lebenserfahrung verbrämt. Ein historischer Ausflug in das Land der Diamanten, Smaragde, archaischen Rituale, Tigerjagden und vielen Gottheiten. Gewürzt mit einem Blick hinter die Kulissen in einen mächtigen Harem. - Leider lässt sich der Autor über das Schicksal von Captains Wyndham neu gewonnen Freund aus Sambalpur nicht weiter aus. Plötzlich gibt es ihn nicht mehr. … Aber: Vielleicht taucht er im nächsten Band wieder auf.

Die Personen:
Die Personen haben sich in den Jahren von 1919 bis 1920 nicht sonderlich weiterentwickelt. Sam hat sich eingelebt, Banerjee hat einiges dazugelernt. Ermittelte die beiden im ersten Band in Slums von Kalkutta, so schaffen sie es hier in der High Society, am Fürstenhof ebenfalls zu bestehen.
Die einzelnen Figuren sind hervorragend herausgearbeitet, vollführen einen endlosen Strip-Tease, der den Leser wie ein Boot in der Dünung von einer Seite zur anderen schaukeln lässt. Einzelne Protagonisten sind zunächst sympathisch, doch einige Buchseiten später, wieder genau das Gegenteil, bis sie schlussendlich noch einmal die Seite wechseln.
Die Figur des Captains ist von seinen lasterhaften Gewohnheiten und von seiner Schwäche zu Annie Grant geprägt, wie auch von seinem unwiderstehlichen Drang zur Wahrheitsfindung.

Die Sprache:
Hierin liegt die größte Weiterentwicklung. Mit viel Feingefühl werden die einzelnen Szenen beschrieben. Hätte Mukherjee noch den Klang der uralten Karossen detaillierter beschrieben, es wäre für mich ein hervorragender Text gewesen (= Jammern auf hohem Niveau). Aber seine atmosphärischen Beschreibungen von Land, Leute und Landschaft, haben sehr wohl eine Faszination auf mich ausgeübt. Besser als im ersten Teil, dafür auch um eine Spur langatmiger. Anders ausgedrückt: Vielleicht etwas zu wenig Spannung, dafür viel mehr Interessantes. Der Wissendurst wird jedenfalls mehr als gestillt. Sehr gut zu lesen!

Mein Fazit:
Für Liebhaber von historischen (kulturellen) Romanen ein Muss. Für Fans von gesellschaftspolitischen Momentaufnahmen ein Muss. Für reine Krimiliebhaber der etwas andere Roman. Und der trockene, britische Humor kommt auch nicht zu kurz. Das Zitat des Klappentextes trifft es sehr gut: Eine Reise in die Schattenwelt Britisch-Indiens!