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Veröffentlicht am 13.03.2023

Ein starker Roman, der für mich aber nur schwer zugänglich war...

How do I tell them I love them?
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Handlung: Genau wie "Felix Ever After", welches ich bereits vor zwei Jahren von der nicht-binären AutorIn gelesen habe, ist auch Kacen Callenders neuer Roman stark von eigenen persönlichen Erfahrungen ...

Handlung: Genau wie "Felix Ever After", welches ich bereits vor zwei Jahren von der nicht-binären AutorIn gelesen habe, ist auch Kacen Callenders neuer Roman stark von eigenen persönlichen Erfahrungen geprägt. Egal ob es um die Ablehnung als AutorIn geht, polyamouröse Beziehungen, die nicht-binäre Identität oder Hass auf Twitter, man merkt jeder einzelnen Zeile die Own-Voice-Elemente an. Kacen Callender erzählt sehr authentisch von ganz durchschnittlichen Krisen der Teenager-Jahre, macht nebenbei aber auch auf wichtige Belange der LGBTQIA+- und Black-Community aufmerksam.
Neben allgemeinen Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Identität, Fehler, Vergebung, Träume und Zukunftspläne werden wir hier auch mit Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit, Homophobie, Hass, Mobbing und Diskriminierung konfrontiert, welche leider auch in der vermeintlich offenen LGBT-Community weit verbreitet sind. Wichtige gesellschaftlich-diskutierte Sichtweisen werden dabei genauso miteingeflochten wie grundlegende Informationen über die einzelnen Sexualitäten und Geschlechteridentitäten. Damit hilft die Geschichte auch Nicht-Mitgliedern der Community dabei, sich mehr Wissen anzueignen und einen neuen Blickwinkel auf unterschiedliche Themen einzunehmen. Ich halte mich grundsätzlich für eine tolerante und weltoffene Person. Beim Lesen dieses Romans sind mir jedoch viele Versäumnisse und große Wissenslücken meinerseits bewusst geworden, auf die ich in Zukunft besser achten will. Es kamen zwar auch einige Gedanken zu Traumata, Toxizität und Mental Health vor, die ich so nicht wirklich unterschreiben würde, insgesamt vermittelt "How do I tell them I love them?" aber eine tolle Botschaft, die es verdient, gehört zu werden.
Die eigentliche Handlung dieses Coming-of-Age-Roman bleibt hinter den wichtigen Themen allerdings sehr blass. Bis auf Besuche der Sommerschule, Interaktionen auf Twitter und ein paar Treffen und Gespräche mit FreundInnen passiert auf den 368 Seiten auf der reinen Handlungsebene eigentlich nichts. Die Konflikte und Entwicklungen laufen alle auf einer zwischenmenschlichen Ebene und innerhalb der Figuren ab.

Figuren
: Das Problem mit diesem Fokus auf die Figuren ist, dass ich nicht zu der Zielgruppe des Romans gehöre, welcher vor allem nicht-binäre, queere POC-Teenager ansprechen möchte. Zwar konnte auch ich als Außenstehende einiges mitnehmen und fand es sehr spannend, mich mit dieser Erzählperspektive und der dargestellten Lebensrealität zu beschäftigen, so richtig in die Figuren und deren Lebenswelt hineinversetzen konnte ich mich allerdings nicht. Besonders Ich-ErzählerIn Lark ist zunächst sehr schwer als Figur zu greifen, was womöglich daran liegt, dass dey selbst noch vieles über sich herausfinden muss und viel vor demm selbst verbirgt. Auch im späteren Verlauf der Handlung arbeitet Kacen Callender in Larks´ Charakterisierung mit vielen Wiedersprüchen, was es schwer macht, demm wirklich zu verstehen und ein Gespür für diese komplexe Figur zu bekommen. Deren Entwicklung hin zu mehr Ehrlichkeit und Selbstliebe habe ich aber trotzdem mit ganz viel Liebe im Herzen verfolgt. Ein wichtiges Mittel in deren Entwicklungsprozess hin zur Selbstfindung und auch Selbstermächtigung sind der Wunsch, SchriftstellerIn zu werden und die damit verbundenen Diskussionen im Sommerkurs. Im Laufe dieses Kurses lernen wir auch verschiedene andere queere Nebenfiguren kennen, mit denen ich aber auch zum Teil meine Probleme hatte, da sie zum Teil stark radikalisiert sind. Dennoch hat mir sehr gut gefallen, dass Kacen Callender hier so vielen marginalisierten Gruppen eine Stimme gibt, die in den Medien immer noch stark unterrepräsentiert ist.

Schreibstil:
Ein weiterer Punkt, der mir trotz des berührenden Umgangs mit wichtigen Themen und einer tollen Charakterentwicklung den Zugang zu der Geschichte stark erschwert hat, ist der Schreibstil. Jener hat mich zu Beginn leider gar nicht überzeugen können, da er mir sehr flapsig, sprunghaft und ohne große emotionale Tiefe erschien. Die verwirrenden Themenwechsel, Gedankensprünge und vor allem der sehr großzügige Umgang der Hauptfigur mit Liebe, haben mich ein wenig aus dem Konzept gebracht, spiegeln allerdings die Denkweise einer neurodivergenten Person gut wider. Auffällig ist auch die sehr sensible deutsche Übersetzung, die auch in den Feinheiten der Sprache die Botschaft von Vielfalt und Toleranz des Buches umsetzt. "How do I tell them I love them" ist einer der wenigen Romane, in dem konsequent gegendert und die richtigen Pronomen auch im Deutschen verwendet wurden. Die Auswahl der Pronomen "dey/demm" als Übersetzung des englischen "they/them" aus den möglichen weiteren Optionen wie "sier/sies" oder "xier/xies" oder "hen/hens" wird in einem kurzen Vorwort des Verlags begründet. Auch wenn Formulierungen mit den deutschen Neopronomen "dey/dem" und "SchülerInnen" zunächst ungewohnt klangen, ist es mir nach wenigen Seiten gar nicht mehr aufgefallen, was beweist, dass es auch möglich ist, in Romanen auf geschlechtersensible Sprache zu achten, ohne den Lesefluss zu stören. Gelungen finde ich auch den Einbezug von Tweets und Twitter-Threads und Kacens Leitfaden mit Tipps zum Schreiben eines Romans am Ende dieses Buchs.


Die Zitate:


"Seit ich ein Kind bin, frage ich mich das - warum wir Menschen immer auf andere zeigen und behaupten, das wären die Bösen, während diese auf uns zeigen und uns böse nennen. Vielleicht ist niemand gut oder böse, vielleicht vereinen wir alle eine Mischung aus beidem in uns. Vielleicht trifft das auch auf mich und Kasim zu. "Solange wir nur lernen und wachsen", sagt er."

"Die Stille zieht sich, und diese Stille... ich meine, kommt schon. Mit Stille und Schweigen kennen wir uns aus. Wir haben die angespannte, wütende Stille ausgehalten. Wir haben dieses traurige Schweigen ertragen, in dem es so viel zu sagen gegeben hätte, wir aber nicht wussten, wie wir einander vertrauen konnten, um offen und ehrlich miteinander zu reden. Und jetzt also diese Stille. Mit ihm habe ich sie noch nicht erlebt. Aber sie explodiert. Sie besteht aus Möglichkeiten und Kreuzungen. Aus niemals zuvor betretenen Pfaden im Wald und schnellem, spitzzahnigem Lächeln, daraus, mit Locs rumzuspielen und aus dem Duft von Gewitterstürmen. Aus Wundern. Aus Hoffnung. Wie können zehn Sekunden Stille so viel bedeuten?"

"Dieser Kuss? Er fühlt sich an, als hätten wir alle Zeit der Welt. Nicht nur in diesem Leben, sondern in den tausend, Millionen, Milliarden, unendlich vielen Leben, die nach diesem einen kommen werden. Zwei Wesen, die einander immer wieder suchen werden."



Das Urteil:


Kacen Callender hat mit "How do I tell them I love them?" eine authentische Geschichte über Liebe, Freundschaft, Familie, Identität, Sexualität und Erwachsenwerden geschrieben und darin unterrepräsentierten Gruppen eine Stimme verliehen. Da ich nicht direkt zur Zielgruppe des Romans gehöre, hatte ich allerdings Probleme, einen direkten Zugang zu der Lebenswelt der nicht-binären Hauptfigur zu finden.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Besser als Band 1, aber immer noch nicht gänzlich überzeugend!

Unravel Me
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Handlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, habe ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. ...

Handlung: Nachdem mich der Auftakt von "Shatter Me" inhaltlich nicht wirklich überzeugen, aber trotzdem bis zum Ende mitreißen konnte, habe ich beschlossen, der Reihe nochmal eine zweite Chance zu geben. Auch nach "Unravel Me" bin ich noch nicht vollständig überzeugt, habe aber den Eindruck, dass sich ein weiteres Dranbleiben lohnt. Die erste Hälfte der Geschichte hat sich für mich leider ganz furchtbar gezogen, da bis auf Juliettes holpriges Einfinden im Omega Point und einigen Schwierigkeiten mit Adam nichts passiert. Erst kurz nach der Hälfte, als Aaron Warner einen erneuten Auftritt hat, konnte die Autorin für mich das Steuer herumreißen und an den packenden Sog des ersten Bandes anknüpfen. Das sehr grob und unklar umrissene Worldbuilding wird in dieser Fortsetzung minimal weiter ausgebaut. Wir erfahren aber immer noch nicht viel Nennenswerten über das postapokalyptische Setting und die Machtstrukturen des Reestablishments. Auch die grundlegende Idee der Geschichte erscheint für mich weiterhin weder überzeugend noch besonders originell. Eine Menschheit am Rande des Ruins, ein böses diktatorisches Regime, eine rebellische Untergrundbewegung, ein Mädchen mit Superkräften, das alle als Waffe einsetzen möchten und zwei Männer, die die jeweiligen Seiten des Konflikts verkörpern - das ist der Prototyp des typischen, klischeehaften Dystopie-Plots, was nicht verwunderlich ist, da die Geschichte ursprünglich mitten in der 2010er-Dystopienphase erschienen ist. Da erhoffe ich mir von den folgenden Bänden noch deutlich mehr neue Ideen!

Schreibstil
: In meiner Rezension zu Band 1 habe ich schon die besondere Wirkung von Tahereh Mafis experimentellem, außergewöhnlichen Schreibstil beschrieben. Sie schreibt beinahe lyrisch, mit einem unwiderstehlichen Rhythmus, vielen Wiederholungen, sehr vielen Metaphern und Wortbildern, sodass manche Stellen ein wenig wie Poetry Slam klingen. Dazu passt auch die sanfte, träumerische Stimme des Originalhörbuchs, die die im Print-Buch als tagebuchartige Notizen festgehaltenen Szenen als Gedankenstrom zum Leben erweckt. Etwas befremdlich ist dabei, dass viele Worte oder ganze Sätze durchgestrichen sind (im Hörbuch durch ein Geräusch eines Stifts auf Papier verwirklicht) und die meisten Wortbilder keinen Sinn ergeben, was diesen zuvor beschriebenen Eindruck von Verwirrung und Entrückung verstärkt und das Chaos in Juliettes Kopf auf sehr eindringliche Art und Weise widerspiegelt.

Figuren
: Während Handlung und Worldbuilding für mich weiterhin ausbaufähig bleiben und der Schreibstil auch hier ein großer Pluspunkt darstellt, haben sich die Charakterzeichnungen hier deutlich verbessert. Besonders Hauptfigur und Ich-Erzählerin Juliette (die zuvor für mich noch sehr unrealistisch dargestellt wurde, indem sie nach einer lieblosen Kindheit, traumatischer Schuld und nicht zuletzt einem Jahr ohne menschlichen Kontakt in dunkler Isolationshaft plötzlich zur mental gesunden Kämpferin in einem Konflikt wird, von dem sie zuvor noch nichts wusste) erhielt hier mehr Tiefe und hatte ihrer Vergangenheit entsprechend einige psychische Schwierigkeiten. Adam, welcher mich mit seiner Insta-Love-Liebe zu Juliette sowie einer Figurenzeichnung auf Wattpad-Niveau in Band 1 ziemlich genervt hat, kommt hier zum Glück weniger vor und hat eine weniger tragende Rolle. Dafür rücken andere Nebenfiguren auf dem Rebellenstützpunkt weiter in den Fokus. Am meisten gefreut habe ich mich allerdings über den Auftritt von Aaron Warner, der hier eine Kehrtwende vom psychopathischen Bösewicht zum interessanten und ambivalenten Love Interest hinlegt. Wie glaubhaft die plötzliche Entwicklung und auch die Veränderung von Juliettes Bild von ihm ist, kann diskutiert werden, ich habe aber den Eindruck, dass wir mit ihm in den nächsten vier Bänden noch viel Spaß haben werden...


Die Zitate:


"Run, Juliette, run faster, run until your bones break and your shins split and your muscles atrophy and your heart dies because it was always too big for your chest and it beat too fast for too long and you run.
Run run run until you can't hear their feet behind you. Run until they drop their fists and their shouts dissolve in the air. Run with your eyes open and your mouth shut and dam the river rushing up behind your eyes. Run, Juliette.
Run until you drop dead. Make sure your heart stops before they ever reach you. Before they ever touch you.
Run, I said.”

"Hope. It's like a drop of honey, a field of tulips blooming in the springtime. It's a fresh rain, a whispered promise, a cloudless sky, the perfect punctuation mark at the end of a sentence. And it's the only thing in the world keeping me afloat."

"I am nothing more than the consequence of catastrophe."

"He’s kissing me like the world is rolling right off a cliff, like he’s trying to hang on and he’s decided to hold on to me, like he’s starving for life and love and he’s never known it could ever feel this good to be close to someone. Like it’s the first time he’s ever felt anything but hunger and he doesn’t know how to pace himself, doesn’t know how to eat in small bites, doesn’t know how to do anything anything anything in moderation."


Das Urteil:


Auch nach "Unravel Me" bin ich noch nicht vollständig überzeugt, habe aber den Eindruck, dass sich ein weiteres Dranbleiben lohnt. Während Handlung und Worldbuilding für mich weiterhin ausbaufähig bleiben und der Schreibstil auch hier ein großer Pluspunkt darstellt, haben sich die Charakterzeichnungen hier deutlich verbessert und versprechen viel Spaß in den nächsten Bänden.

3,5 Sterne

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre

We don’t lie anymore
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Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, ...

Handlung: Nachdem mich Band 1 des Anymore-Duetts "We don´t talk anymore" 2021 trotz einiger Klischees und nur geringer Originalität total positiv überrascht, mich tief berührt und in einem Sog aus Freundschaft, Liebe, Verletzlichkeit, Angst und Gefahr mitgerissen hat, war mir klar, dass ich auch die Fortsetzung der Geschichte um Geschichte von Josephine und Archer unbedingt lesen muss. "We don´t lie anymore" setzt ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an und erzählt, wie Josephine und Archer sich nach ihrer Rückkehr nach Westminster by the Sea wiedertreffen und aufarbeiten müssen, was im Sommer ihres Schulabschlusses zwischen ihnen passiert ist. Etwas schade ist, dass das Drama zwischen den beiden nach 10 Seiten hätte aufgelöst werden können, wenn die beiden nur einmal richtig miteinander gesprochen hätten. Statt den Konflikt anzugehen wie Erwachsene, verstricken sie sich jedoch in ein nerviges Hin- und Her, das beinahe 400 Seiten anhält. Etwas schade ist außerdem, dass die Geschichte einigen typischen Tropes folgt und auch jede Menge Klischees mitnimmt, sodass sich besonders der Mittelteil im gewohnten Hin und Her eines "Er liebt mich, er liebt mich nicht"/"Sie ist zu gut für mich"-Dramas verliert. Für ordentlich Spannung neben dem eher mäßig-gelungenen Grundkonflikt führt die bedrohliche Nebenhandlung um Archers kriminellen Bruder Jackson, die dafür sorgt, dass die Figuren mehrere Male in Lebensgefahr schweben. Zieht man diese überraschend dynamische Komponente der Handlung jedoch ab, bleibt eine Fortsetzung, die ihr Potenzial nicht ganz genutzt hat.

Schreibstil: Trotz des verspielten Potenzials bezüglich der Handlung, hat mich die Geschichte wieder von Anfang bis Ende mitgerissen. Denn Julie Johnson weiß es einfach, den Schmerz und die Liebe ihrer Figuren intensiv zu transportieren, sodass sehr mitfühlende LeserInnen die ein oder andere Träne verdrücken müssen. Gerade der Herzschmerz ist dabei definitiv auf Emma-Scott-und-Kelly-Oram-Niveau, ohne übertrieben oder künstlich zu wirken. Das kann man von einigen Wendungen der Handlung zwar leider nicht gerade behaupten, durch ihre sehr authentische und lebendige Art zu schreiben hat man aber trotzdem zu jedem Zeitpunkt der Geschichte das Gefühl, zwei echten Schicksalen beizuwohnen.

Figuren:
Auch über das Wiedersehen mit Josephine und Archer, die mir in Band 1 sehr ans Herz gewachsen sind, habe ich mich gefreut. Etwas seltsam ist jedoch, dass die beiden Figuren sich lesen, als wären sie Mitte oder bereits Ende 20, während sie aber beide erst 19 Jahre alt sind. Ihr Verhalten fand ich unter diesem Gesichtspunkt leider nicht immer glaubwürdig. Während die beiden Hauptfiguren unterm Strich dennoch wirklich tolle, lebensechte und liebenswerte Figuren sind, die auch gut zueinander passen, bleiben die Nebenfiguren rund um Jo und Archer leider sehr blass. Gerade Josephines Eltern und den Mitschülern der Exeter Academy fehlt es eindeutig an Tiefe und Mehrdimensionalität. Alle verhalten sich durchgängig so, wie sie auf den ersten Blick charakterisiert wurden und bringen werde Überraschungen, noch neue Perspektiven in die Geschichte ein. Sei es der reiche Vorzeige-Verlobte, der direkt aus dem Schwiegersohnkatalog bestellt wurde, die oberflächlichen Zwillinge, die die Hauptfigur zum Party machen ausführen oder die abwesenden, reichen Eltern mit hohen Erwartungen - spannende Figuren sehen anders aus. Etwas besser schneiden Archers Eltern Miguel und Flora, sowie Archer grummeliger Chef Tommy ab, aber auch diese nehmen keine so wichtige Rolle ein, wie sie es hätten können und lassen Band 2 somit etwas hinter Band 1 zurückfallen.


Das Urteil:


In "We don´t lie anymore" erzählt Julie Johnson auf überraschend handlungsreiche Weise eine zart-verzweifelte Liebesgeschichte mit gefühlsbeladener Atmosphäre zu Ende. Der sehr aufgebauschte Grundkonflikt zwischen den Figuren, die flachen Nebenfiguren und die verwendeten Klischees trüben den Gesamteindruck allerdings leicht ein, sodass diese Fortsetzung hinter Band 1 zurückbleibt.

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