Profilbild von Wordworld_Sophia

Wordworld_Sophia

Lesejury Star
offline

Wordworld_Sophia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Wordworld_Sophia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2018

Eine um Weiten bessere Fortsetzung, die Lust auf mehr macht!

Torn - Eine Liebe zwischen Licht und Dunkelheit
0

Obwohl mich die Wicked-Reihe nach einem eher mäßigen Band 1 nicht unbedingt begeistert hatte, musste ich natürlich weiterlesen und der Autorin noch eine Chance geben. Und - es hat sich definitiv gelohnt! ...

Obwohl mich die Wicked-Reihe nach einem eher mäßigen Band 1 nicht unbedingt begeistert hatte, musste ich natürlich weiterlesen und der Autorin noch eine Chance geben. Und - es hat sich definitiv gelohnt! An meinen Favorit von Jennifer L. Armentrout -"Dark Elements"- kommt es leider immer noch nicht heran doch "Torn" kann einiges gutmachen, was "Wicked" liegen gelassen hatte.

Doch beginnen wir wie immer mit dem Cover. Auch wenn die Gestaltung nicht wirklich outstandig besonders ist, gefällt mir die kräftige dunkelblaue Farbe, sowie die feine Oberfläche des silbernen Flügels, der als Hauptmotiv abgedruckt ist. Zusammen mit dem grellen Grün des Titels und der schön geschwungenen Schrift ergibt sich eine runde Gestaltung, die gut in die Reihe passt. Was ich leider erst ganz zum Schluss bemerkt habe, ist dass im Umschlag des Buches ein Stadtplan von New Orleans zu finden gewesen wäre, welcher die wichtigsten Standorte im Buch kennzeichnet. Dadurch dass ich mit dieser Stadt bislang gar nichts am Hut hatte, wäre das ein ganz nützliches Extra gewesen Im hinteren Teil des Umschlages ist noch eine Vorschau auf die restlichen Teile der Trilogie gedruckt. Nachdem ich "Wicked" (=böse) als eher mäßigen Titel gesehen habe passt "Torn" (=zerrissen) schon viel besser zum Inhalt.


Erste Sätze: "Mein Blut, dunkelrot wie frisch gefallene Rosenblätter, schäumte aus der Mitte meiner Handfläche hervor wie aus einem verfluchten Vulkan des Grauens. Ich war der Halbling."


Diese ersten Sätze fassen noch mal sehr gut den unfassbaren Cliffhanger am Ende von Teil 1 zusammen: Ivy entdeckt, dass sie halb Fae halb Mensch ist und dass ein Kind von ihr und dem Prinzen der Fae dazu bestimmt ist, die Tore zwischen den Reichen zu öffnen und Schrecken über die Erde zu bringen. Als wäre das nicht schon schlimm genug wurde ihre Liebe Ren, den sie gerade erst gefunden hat, geschickt um den Halbling zu töten und ihre beste Freundin Val hat sie an den Prinzen verraten. Also wem kann sie überhaupt vertrauen und wie soll sie selbst mit diesem furchtbaren Geheimnis leben? Als sie sich von ihren Blessuren nach dem Kampf mit dem Prinzen erholt hat, macht sie sich auf die Suche nach Antworten. Doch auch der Prinz hat sich auf der Suche nach ihr gemacht und wird nicht haltmachen, bis er sie gefunden und die Prophezeiung erfüllt hat...


"Ren fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und ließ sie danach fallen. "Das hier ändert alles." Mein Blick begegnete dem von Tink. Es hatte sich bereits alles geändert."


Im Vergleich zu Band 1 hat die Autorin hier endlich einen größeren Fokus auf die Handlung gelegt die Geschichte wird eine Spur düsterer und definitiv ernster. Die Lovestory tritt zugunsten von Ivys Zerrissenheit, einigen actionreichen Szenen und vielen neuen Erkenntnisse ein wenig in den Hintergrund und auch die Erotik wird hier deutlich zurückgeschraubt. Ivy muss mit ihrer neuen Rolle als Halbling, dem Verrat ihrer besten Freundin, der wackeligen Beziehung mit Ren und der Verfolgung durch den grausamen Prinzen klarkommen und darf sich dabei nicht aus den Augen verlieren. Der Fokus wird also von der Beziehung der beiden eher auf Ivys Innenleben und die Geschehnisse rund um den Prinzen gelenkt, den man sehr bald sehr heftig zu hassen lernt. Als dann noch eine vollkommen neue Instanz als überraschende Wendung auftaucht, erschüttert das die bisher bekannte Welt und macht den Spannungsbogen perfekt. Die Handlung ist also auf jeden Fall spannender, mitreißender, großartiger und unvorhersehbarer als bei Band 1.


"In Wahrheit war die Sache zwischen Ren und mir vorbei gewesen, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte und ich wusste nicht, um wen ich mehr weite. Ob ich um mich weinte oder um das, was zu finden Ren und ich nie wirklich eine Chance gehabt hatten, oder ob ich um Val weinte."


Doch auch der schlimmste Mord und Totschlag hält Jennifer L. Armentrout nicht davon ab, uns mit einem humorvollen Unterton ab und zu zum Lachen zu bringen. Zwischen all den romantischen, actionreichen und erschreckenden Szenen nimmt sie mit ihrem treffenden Humor vielen Problemen die Spitze und macht die Geschichte unglaublich unterhaltsam. Wir bekommen es hier wieder mit einer Menge wohlplatzierter Anspielungen auf Disney- Filme, "Harry Potter", "Der Herr der Ringe", "Twilight", "Supernatural" und "The Walking Dead" vorgesetzt. Rens und Ivys Sarkasmus, ihre Zweideutigkeiten, die vielen Insiderwitzen und vor allem die unglaublich lustigen und auch oft peinlichen Konversationen haben mir zusätzlich praktisch ein Dauergrinsen ins Gesicht tapeziert. Wortgewandt, witzig, dabei voller Andeutungen, Metaphern und mit grandiosen Beschreibungen von Gegebenheiten, Ereignissen, Emotionen und magischen Elementen führt sie uns durch die Geschichte, sodass die fast 500 Seiten wie im Flug vergehen


"Tu das nicht", sagte er mit rauer Stimme. "Das bin ich nicht wert. Du kannst... das nicht machen." "Du bist es wert", widersprach ich. "Ich könnte nicht damit leben, wenn..." Ich presste die Lippen zusammen und hielt seinem erschütterten Blick stand, während Drake aus dem Raum ging. "Ich liebe dich", erklärte ich. Ich ging rückwärts hinaus, hielt den Blick fest auf Rens Gesicht gerichtet, bis es verschwamm und ich nur noch das Klirren seiner Ketten hörte, als er sich mühsam aufrappelte. "Was auch immer geschieht, ich liebe dich."



Sehr gut gefallen haben mir auch die Charaktere, auch wenn diese es leider immer noch nicht mit anderen ihrer Reihen (zum Beispiel mit Layla und Roth aus "Dark Elements") aufnehmen können. Die junge Ivy ist eine Kämpferin, die sich nicht hinter einem starken Retter versteckt und gerne das Opfer spielt. Dass sie immer wieder aufsteht, weitermacht und sich durch wenig aus der Ruhe bringen lässt macht sie mir sehr sympathisch. Doch gerade weil wir als Leser mittlerweile wissen, dass sich hinter ihrer toughen Fassade eine ganze Menge Schmerz und anderes emotionales Gepäck versteckt, war es sehr entsetzlich zu sehen, wie sie unter dem Prinzen, ihrer Bürde und der Ablehnung der Welt leidet.

Ren, das sexy Mitglied der Elite, ist natürlich cool, aber... er ist nun mal nicht Roth (sorry, Ren aber mit einem sexy Hohedämon der Hölle, der immer einen Spruch auf Lager hat, der seine dämonischen Haustiere nach Disney-Figuren benennt und einfach unwiderstehlich ist, kannst du es leider nicht aufnehmen, grins).


"Ich bin..." "Du bist Ivy Morgan." Sein Atem ging schneller. "Du bist eine schöne, wilde und mutige Frau. Du bist unglaublich loyal und ich verdiene deine Liebe nicht, aber ich werde sie annehmen. Ich werde sie in meinem Herzen bewahren und ich werde niemals auch nur eine Sekunde davon bereuen!"


So ist mein absoluter Lieblingscharakter mit großem Abstand der Brownie Tink. Wir lernten den kleinen Racker als etwa 30 Zentimeter großen Wicht mit einem Temperament für zwei Meter kennen, der gerne all seine kriminelle Energie darauf richtet, Ivys Amazon-Passwörter zu knacken, Cornflakes-Packungen zu klauen, seltsame Orgien mit Trollpuppen zu veranstalten und die Harry-Potter-Filme durch zu suchten. Als eben dieser Brownie dann plötzlich als 1,95 Meter großer, attraktiver Mann in Ivys Wohnung auftaucht und nebenbei erwähnt, dass das eigentlich seine richtige Gestalt ist, fäll nicht nur Ivy vor Überraschung aus allen Wolken. Es ist mir unglaublich schwergefallen, dieses süße magische Wesen, das ein besonderes Faible für Dobby hat und ganz nach seinem Artnamen "Brownie" wunderbar leckeren Schokoladenkuchen backen kann, mit dem großen, mächtigen Typen zu vereinbaren, der er augenscheinlich ist.

Nach einem spannenden Showdown verzichtet Armentrout darauf (halleluja), einen Cliffhanger hinten an zu stellen und erleichtert uns so die Wartezeit auf den dritten Band "Brave", der am 11. Februar 2019 erscheinen wird. Die Autorin zeigt und hier, was sie im Fantasy-Genre kann und macht Lust auf mehr!


Fazit:


"Torn" schafft, was "Wicked" nicht ganz konnte: mich mit humorvollen Anspielungen zum Lachen, mit interessanten Protagonisten zum Nachdenken, mit prickelnder Liebe zum Schmachten, mit epischen Kämpfen zum Mitfiebern und mit schockierenden Wendungen und Cliffhangern zum Fluchen zu bringen. Eine um Weiten bessere Fortsetzung, die Lust auf mehr macht!

Veröffentlicht am 20.12.2018

Ein vielschichtiger Kriminalroman mit spannender Message!

Krumme Type, krumme Type
0

Die Eindrücke:

Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der ...

Die Eindrücke:

Schreibstil
: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der Anfang ewig, ätzend und handlungsarm in die Länge, wir bekommen aber einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war hier von der poetischen und mystischen Ausdrucksweise des Autors sehr beeindruckt, wie die Sprache in der Übersetzung wegkommt, kann ich nicht beurteilen.

Charaktere:
Wir dürfen hier durch eine abwechselnde Erzählweise und viele Rückblenden die Entwicklung von Silas und Larry über Jahrzehnte hinweg beobachten. Ihre Unterschiedlichkeit, ihre Probleme, die Schicksalsschläge die sie verbinden und die zarte, zerbrechliche Freundschaft zwischen ihnen wird auf sehr intelligente und spannende Art und Weise in einem Krimi verpackt. Der Charakter Larry hat autobiografische Züge.

Setting:
Wir werden hier in ein verschlafenes, heruntergekommenes Örtchen in Mississippi entführt wo die Bevölkerung von Landwirtschaft, Sklaverei, Armut und der großen Weite der Landschaft und der damit einhergehenden Einsamkeit geprägt wurden. Konservatismus, Religion, Rassismus, Vorurteile, Patriotismus und wirtschaftliche Rückständigkeit sind deshalb wichtige Themen.

Gefühle: Eigentlich sehr emotionsarm geschrieben bekommen wir doch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und vor allem Larrys der verzweifelten Versuche dazuzugehören gehen ans Herz. Seine ewige Ausgrenzung, die sich entwickelnden und wieder zerbrechenden Freundschaften, der immer wiederkehrende Verrat, sein Schmerz, seine Einsamkeit und die vielen Vorurteile und Anfeindungen, denen er sich stellen muss, lassen viel Mitleid für ihn entstehen.


Die Zitate:


“Their lives had stopped, frozen, as if in a picture, and the days were nothing more than empty squares on a calendar.”

“Larry felt a strange forgiveness for him because all monsters were misunderstood.”

“Maybe Larry was wrong about the word friend, maybe he'd been shoved away from everybody for so long all he was was a sponge for the wrongs other people did. Maybe, after all this time, he'd started to believe their version of him.”


Das Urteil:


Eine intelligente Geschichte über Verrat, Vorurteile, Außenseitertum, Schuld und Freundschaft vor dem Hintergrund des problembehafteten Südens von Amerika. Am Anfang etwas schleppend doch dann entwickelt sich der Roman zu einem vielschichtigen Kriminalroman mit spannender Message.

Veröffentlicht am 20.12.2018

Ein vielschichtiger Kriminalroman mit spannender Message!

Krumme Type, krumme Type
1

Die Eindrücke:

Schreibstil: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der ...

Die Eindrücke:

Schreibstil
: Tom Franklin schreibt sehr ausschweifend, beschreibend und packt unendlich viele Details aus dem trüben, armseligen Alltagsleben in seine Geschichte. Dadurch zieht sich der Anfang ewig, ätzend und handlungsarm in die Länge, wir bekommen aber einen guten Einblick in das Leben der Charaktere. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war hier von der poetischen und mystischen Ausdrucksweise des Autors sehr beeindruckt, wie die Sprache in der Übersetzung wegkommt, kann ich nicht beurteilen.

Charaktere:
Wir dürfen hier durch eine abwechselnde Erzählweise und viele Rückblenden die Entwicklung von Silas und Larry über Jahrzehnte hinweg beobachten. Ihre Unterschiedlichkeit, ihre Probleme, die Schicksalsschläge die sie verbinden und die zarte, zerbrechliche Freundschaft zwischen ihnen wird auf sehr intelligente und spannende Art und Weise in einem Krimi verpackt. Der Charakter Larry hat autobiografische Züge.

Setting:
Wir werden hier in ein verschlafenes, heruntergekommenes Örtchen in Mississippi entführt wo die Bevölkerung von Landwirtschaft, Sklaverei, Armut und der großen Weite der Landschaft und der damit einhergehenden Einsamkeit geprägt wurden. Konservatismus, Religion, Rassismus, Vorurteile, Patriotismus und wirtschaftliche Rückständigkeit sind deshalb wichtige Themen.

Gefühle: Eigentlich sehr emotionsarm geschrieben bekommen wir doch einen guten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und vor allem Larrys der verzweifelten Versuche dazuzugehören gehen ans Herz. Seine ewige Ausgrenzung, die sich entwickelnden und wieder zerbrechenden Freundschaften, der immer wiederkehrende Verrat, sein Schmerz, seine Einsamkeit und die vielen Vorurteile und Anfeindungen, denen er sich stellen muss, lassen viel Mitleid für ihn entstehen.


Die Zitate:


“Their lives had stopped, frozen, as if in a picture, and the days were nothing more than empty squares on a calendar.”

“Larry felt a strange forgiveness for him because all monsters were misunderstood.”

“Maybe Larry was wrong about the word friend, maybe he'd been shoved away from everybody for so long all he was was a sponge for the wrongs other people did. Maybe, after all this time, he'd started to believe their version of him.”


Das Urteil:


Eine intelligente Geschichte über Verrat, Vorurteile, Außenseitertum, Schuld und Freundschaft vor dem Hintergrund des problembehafteten Südens von Amerika. Am Anfang etwas schleppend doch dann entwickelt sich der Roman zu einem vielschichtigen Kriminalroman mit spannender Message.

Veröffentlicht am 12.12.2018

Ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!

Der Soundtrack meines Lebens
0


"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen ...


"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen Ideen und der Willenskraft, sie umzusetzen, jetzt aber sollte ich es sein. Ohne ihn."

Dieser Roadnovel habe ich beim letzten Bücherflohmarkt mitgenommen und im Rahmen meines aktuellen SuB-Abbau-Programms gelesen. Mit der süßen Geschichte über Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe konnte ich mir die letzten Tage versüßen, so richtig umgehauen hat mich das Buch jedoch nicht.

"Ich dachte darüber nach, als zwei weitere Sternschnuppen Streifen über den schwarzen Himmel zogen (...) Waren wir nicht auch beide wie kleine Teilchen, die nach Aufstieg und Niedergang des hellen Kometen zurückgeblieben waren, um auszubrennen und abzustürzen? In den letzten zwei Tagen hatten wir jedenfalls auch ein ganz schönes Spektakel hingelegt."

Meine Ausgabe ist die schon etwas ältere Version des Thienemann Verlags - für alle die sich vielleicht wundern, da sie die Geschichte unter einem anderen Verlag und einem neuen Cover kennen: das Buch erschien 2016 nochmal neu bei Carlsen. Ich muss leider sagen, dass ich das neue Cover (links) eindeutig passender und schöner finde. Zwar ist das Motiv meiner Version, also der rote Impala auf dem Highway vor blauem Himmel sicher stimmig, die einsamen Cowboystiefel und die düstere, dreckige Straße der neuen Ausgabe treffen meiner Meinung nach jedoch die Atmosphäre ein wenig besser. Die Gestaltung mit den roten und blauen Akzenten im Titel sowie mit den Leselaschen, den Nummernschildern an den Kapitelanfängen, der großen Schrift und den dicken Seiten gefällt mir ansonsten ganz gut.

Erster Satz: "Das Krachen des ersten Schusses zerreißt den Nachmittag."

Wir steigen gleich mit einer Beerdigung ein und lernen dort die junge Honor kennen, die nach ihren Eltern jetzt auch noch ihren großen Bruder Finn begraben muss, der der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und im Irak Krieg gefallen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, sodass sie sich gar nicht auf ihre Zukunft und das Weitermachen konzentrieren kann. Ihre Einführungswoche an ihrer Traumuniversität rückt noch weiter in den Hintergrund, als sie einen verspäteten Brief ihres Bruders erhält. Die Worte seines Postskriptums und die beigelegten Konzertkarten zum Abschlusskonzert einer Künstlerin, die die beiden ihr ganzes Leben begleitet hat, reißen sie aus ihrer Trance und ohne lange nachzudenken steigt sie in Finns heißgeliebten 67er Chevy Impala, sammelt Finns besoffenen Freund Rusty ein und begibt sich auf einen ganz besonderen Roadtrip quer durch die USA...


"PS: Und tu mir bitte einen Gefallen - wenn Du nächstes Mal Kyra Kelley begegnest, vergiss bloß nicht, ihr von Deinem gut aussehenden großen Bruder zu erzählen!"


Die Geschichte beruht auf einer Übersprunghandlung einer trauernden Jugendlichen und hält sich nicht lange mit Einführung oder Erklärungen auf. Wir finden uns schneller in der Wüste im Nirgendwo zwischen Texas und Kalifornien wieder, als wir uns etwas zu essen holen können und in diesem Tempo rasen die beiden weiter durch verrückte Momente, neue Bekanntschaften, große Zufälle, miese Rückschläge und neue Erfahrungen, um das Konzert ja nicht zu verpassen. Natürlich ist klar, das genau das am Ende passiert - doch wie heißt es so schön: "Der Weg ist das Ziel".


"Ich legte mich auf den Rücken, fand den Schwan am Himmel und beobachtete, wie seine Sterne funkelnd von Freundschaft und Verlust, von Ehre und Opfer erzählten, bis alles in der Weite der Wüste zerstob."


Und trotz der recht vorhersehbaren Handlung ist diese Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe wunderschön zum Lesen! In rasantem Tempo reihen sich auf diesem stimmungsvollen Roadtrip durch die endlose Wüste spannende aber besonders auch emotionale und nachdenkliche Momente aneinander, während dieser sich die beiden Protagonisten näher kommen, zusammen an Finn zurückdenken und langsam lernen mit ihrem Verlust besser umgehen zu können.


"Unzählige gefahrene Kilometer und unzählige Liter Benzin knüpften die Verbindung zwischen mir und Finn und Kyra Kelley. Wenn er in meinem Leben der rote Faden war, dann sorgte sie für den Soundtrack. (…) Erzähl ihr von mir. Mir blieben fünf Tage, um sein Andenken zu ehren und ihm diesen Wunsch zu erfüllen."


Ganz klar muss dabei gesagt werden, dass die Liebesgeschichte hier nicht im Vordergrund steht - weshalb ich den Kritikpunkt vieler Rezensenten, dass zwischen den beiden das Prickeln fehlt, nicht so ganz nachvollziehen kann. Vielmehr geht es um Verlust, Familie und Hoffnung und darum, dass die beiden lernen, eine gesunde Beziehung zu anderen, zu ihrer Trauer und Erinnerung aufzubauen und ohne schlechtes Gewissen nach vorne zu sehen. Die beiden bleiben trotz der vielen emotionalen Momente leider ein wenig blass - da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Aber das kann man bei nicht mal 300 Seiten vielleicht nicht erwarten...


"Ich erspähte ein winziges Licht, das wellig durch das Wasser herabschien, und dann noch eines und noch eines. Sterne funkelten am blasser werdenden Himmel und sandten Licht aus der Vergangenheit bis zu uns in die Tiefe. Als wir so schwebten und kein Horizont, keine Landschaft oder sonst etwas eine Trennlinie zwischen Wasser und Himmel bildeten, kam es mir vor, als wären wir dort oben bei den Sternen. Noch eine in winzigen Lichtern geschriebene Geschichte. Wir waren ein Sternbild am Himmel - zwei Menschen, die sich an den Händen hielten und in einem wunderschönen, vollkommenen Augenblick friedlich über allem anderen schwebten."


Der Schreibstil ist flüssig, auch mal witzig, berührend und vor allem sehr echt, was auch unter der Übersetzung nicht gelitten hat. Ich habe etliche wundervolle Zitate herausgeschrieben, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Ob Honor beim Nachttauchen ist, den Sonnenaufgang bei einem Vortex beobachtet oder den Impala über den aufgeheizten Highway lenkt, wir sind immer bei ihr und auf besondere Art und Weise scheint jede Szene der Fahrt bedeutsam und heilsam zu sein. Am Ende, das im Übrigen sehr offen ist, fehlt aber dennoch das kleine letzte Etwas zu einem wirklichen Highlight. So bleibt die Geschichte ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!

"Die Sonne schien warm auf meinen Rücken und ergoss Farbe auf die Felsen ringsumher, sodass sie sanft und hoffnungsvoll im Licht des neuen Tages erblühten. Und während ich so dasaß und dabei zusah, erblühte so etwas wie Hoffnung auch in mir."



Fazit:


Eine süße Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe - wunderschön zum Lesen für Zwischendurch. Sehr gerne habe ich Honor und Rusty auf ihrem Road Trip durch die endlose Wüste begleitet und habe mit ihnen Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe erlebt.


Zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:

"Kommst du?", rief Rusty. Er war bereits auf dem Fußweg, barfuß und strahlte wie ein kleiner Junge.
"Ja, ich komme." Erneut ließ ich meinen Blick über das Wasser wandern, weit bis zum Horizont, dann drehte ich mich um, um ihm nachzugehen, und ein warmes Gefühl des Friedens breitete sich in mir aus. ich küsste es in meine Fingerspitzen und blies es dann in den Wind, als ein stilles Dankeschön nach oben zu Finn"

Veröffentlicht am 12.12.2018

Ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!

Der Soundtrack meines Lebens
0


"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen ...


"Mein ganzes Leben lang hatte ich meinen Kurs an Finn ausgerichtet und mich darauf verlassen, dass er mich leite, so wie sich alte Seefahrer nach den Sternen richteten. Er war derjenige mit den großen Ideen und der Willenskraft, sie umzusetzen, jetzt aber sollte ich es sein. Ohne ihn."

Dieser Roadnovel habe ich beim letzten Bücherflohmarkt mitgenommen und im Rahmen meines aktuellen SuB-Abbau-Programms gelesen. Mit der süßen Geschichte über Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe konnte ich mir die letzten Tage versüßen, so richtig umgehauen hat mich das Buch jedoch nicht.

"Ich dachte darüber nach, als zwei weitere Sternschnuppen Streifen über den schwarzen Himmel zogen (...) Waren wir nicht auch beide wie kleine Teilchen, die nach Aufstieg und Niedergang des hellen Kometen zurückgeblieben waren, um auszubrennen und abzustürzen? In den letzten zwei Tagen hatten wir jedenfalls auch ein ganz schönes Spektakel hingelegt."

Meine Ausgabe ist die schon etwas ältere Version des Thienemann Verlags - für alle die sich vielleicht wundern, da sie die Geschichte unter einem anderen Verlag und einem neuen Cover kennen: das Buch erschien 2016 nochmal neu bei Carlsen. Ich muss leider sagen, dass ich das neue Cover (links) eindeutig passender und schöner finde. Zwar ist das Motiv meiner Version, also der rote Impala auf dem Highway vor blauem Himmel sicher stimmig, die einsamen Cowboystiefel und die düstere, dreckige Straße der neuen Ausgabe treffen meiner Meinung nach jedoch die Atmosphäre ein wenig besser. Die Gestaltung mit den roten und blauen Akzenten im Titel sowie mit den Leselaschen, den Nummernschildern an den Kapitelanfängen, der großen Schrift und den dicken Seiten gefällt mir ansonsten ganz gut.

Erster Satz: "Das Krachen des ersten Schusses zerreißt den Nachmittag."

Wir steigen gleich mit einer Beerdigung ein und lernen dort die junge Honor kennen, die nach ihren Eltern jetzt auch noch ihren großen Bruder Finn begraben muss, der der wichtigste Mensch in ihrem Leben war und im Irak Krieg gefallen ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, sodass sie sich gar nicht auf ihre Zukunft und das Weitermachen konzentrieren kann. Ihre Einführungswoche an ihrer Traumuniversität rückt noch weiter in den Hintergrund, als sie einen verspäteten Brief ihres Bruders erhält. Die Worte seines Postskriptums und die beigelegten Konzertkarten zum Abschlusskonzert einer Künstlerin, die die beiden ihr ganzes Leben begleitet hat, reißen sie aus ihrer Trance und ohne lange nachzudenken steigt sie in Finns heißgeliebten 67er Chevy Impala, sammelt Finns besoffenen Freund Rusty ein und begibt sich auf einen ganz besonderen Roadtrip quer durch die USA...


"PS: Und tu mir bitte einen Gefallen - wenn Du nächstes Mal Kyra Kelley begegnest, vergiss bloß nicht, ihr von Deinem gut aussehenden großen Bruder zu erzählen!"


Die Geschichte beruht auf einer Übersprunghandlung einer trauernden Jugendlichen und hält sich nicht lange mit Einführung oder Erklärungen auf. Wir finden uns schneller in der Wüste im Nirgendwo zwischen Texas und Kalifornien wieder, als wir uns etwas zu essen holen können und in diesem Tempo rasen die beiden weiter durch verrückte Momente, neue Bekanntschaften, große Zufälle, miese Rückschläge und neue Erfahrungen, um das Konzert ja nicht zu verpassen. Natürlich ist klar, das genau das am Ende passiert - doch wie heißt es so schön: "Der Weg ist das Ziel".


"Ich legte mich auf den Rücken, fand den Schwan am Himmel und beobachtete, wie seine Sterne funkelnd von Freundschaft und Verlust, von Ehre und Opfer erzählten, bis alles in der Weite der Wüste zerstob."


Und trotz der recht vorhersehbaren Handlung ist diese Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe wunderschön zum Lesen! In rasantem Tempo reihen sich auf diesem stimmungsvollen Roadtrip durch die endlose Wüste spannende aber besonders auch emotionale und nachdenkliche Momente aneinander, während dieser sich die beiden Protagonisten näher kommen, zusammen an Finn zurückdenken und langsam lernen mit ihrem Verlust besser umgehen zu können.


"Unzählige gefahrene Kilometer und unzählige Liter Benzin knüpften die Verbindung zwischen mir und Finn und Kyra Kelley. Wenn er in meinem Leben der rote Faden war, dann sorgte sie für den Soundtrack. (…) Erzähl ihr von mir. Mir blieben fünf Tage, um sein Andenken zu ehren und ihm diesen Wunsch zu erfüllen."


Ganz klar muss dabei gesagt werden, dass die Liebesgeschichte hier nicht im Vordergrund steht - weshalb ich den Kritikpunkt vieler Rezensenten, dass zwischen den beiden das Prickeln fehlt, nicht so ganz nachvollziehen kann. Vielmehr geht es um Verlust, Familie und Hoffnung und darum, dass die beiden lernen, eine gesunde Beziehung zu anderen, zu ihrer Trauer und Erinnerung aufzubauen und ohne schlechtes Gewissen nach vorne zu sehen. Die beiden bleiben trotz der vielen emotionalen Momente leider ein wenig blass - da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Aber das kann man bei nicht mal 300 Seiten vielleicht nicht erwarten...


"Ich erspähte ein winziges Licht, das wellig durch das Wasser herabschien, und dann noch eines und noch eines. Sterne funkelten am blasser werdenden Himmel und sandten Licht aus der Vergangenheit bis zu uns in die Tiefe. Als wir so schwebten und kein Horizont, keine Landschaft oder sonst etwas eine Trennlinie zwischen Wasser und Himmel bildeten, kam es mir vor, als wären wir dort oben bei den Sternen. Noch eine in winzigen Lichtern geschriebene Geschichte. Wir waren ein Sternbild am Himmel - zwei Menschen, die sich an den Händen hielten und in einem wunderschönen, vollkommenen Augenblick friedlich über allem anderen schwebten."


Der Schreibstil ist flüssig, auch mal witzig, berührend und vor allem sehr echt, was auch unter der Übersetzung nicht gelitten hat. Ich habe etliche wundervolle Zitate herausgeschrieben, die ich hier gar nicht alle nennen kann. Ob Honor beim Nachttauchen ist, den Sonnenaufgang bei einem Vortex beobachtet oder den Impala über den aufgeheizten Highway lenkt, wir sind immer bei ihr und auf besondere Art und Weise scheint jede Szene der Fahrt bedeutsam und heilsam zu sein. Am Ende, das im Übrigen sehr offen ist, fehlt aber dennoch das kleine letzte Etwas zu einem wirklichen Highlight. So bleibt die Geschichte ein berührender, spaßiger Roadnovel für Zwischendurch!

"Die Sonne schien warm auf meinen Rücken und ergoss Farbe auf die Felsen ringsumher, sodass sie sanft und hoffnungsvoll im Licht des neuen Tages erblühten. Und während ich so dasaß und dabei zusah, erblühte so etwas wie Hoffnung auch in mir."



Fazit:


Eine süße Geschichte voller Sonnenschein, Sturm, Regen, Lachen, Tränen, Wunder und Enttäuschungen, Trauer und Liebe - wunderschön zum Lesen für Zwischendurch. Sehr gerne habe ich Honor und Rusty auf ihrem Road Trip durch die endlose Wüste begleitet und habe mit ihnen Trauer und Bewältigung, gemeinsame Erinnerungen und verrückte Vorhaben, Winke des Schicksals und erste Liebe erlebt.


Zum Abschluss noch mein Lieblingszitat:

"Kommst du?", rief Rusty. Er war bereits auf dem Fußweg, barfuß und strahlte wie ein kleiner Junge.
"Ja, ich komme." Erneut ließ ich meinen Blick über das Wasser wandern, weit bis zum Horizont, dann drehte ich mich um, um ihm nachzugehen, und ein warmes Gefühl des Friedens breitete sich in mir aus. ich küsste es in meine Fingerspitzen und blies es dann in den Wind, als ein stilles Dankeschön nach oben zu Finn."