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Veröffentlicht am 23.05.2019

Punktet mit purer Frauenpower, der Diversität der Protagonisten und originellen Ideen!

Wonder Woman – Kriegerin der Amazonen
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Als bekennender Fan von DC und Fantasy sind in dieser Geschichte für mich zwei unschlagbare Gründe zusammengekommen, dieses Buch zu kaufen. Ich kenne zwar weder die Originalgeschichte von Catwoman aus ...

Als bekennender Fan von DC und Fantasy sind in dieser Geschichte für mich zwei unschlagbare Gründe zusammengekommen, dieses Buch zu kaufen. Ich kenne zwar weder die Originalgeschichte von Catwoman aus diversen Comics, noch habe ich bislang ein Buch von Leigh Bardugo gelesen, ich bin aber durch den neuen Kinofilm schon in Kontakt mit dieser Protagonistin gekommen und habe viel Positives über die etlichen Bücher der Autorin gehört. Auch wenn mich diese Geschichte gut unterhalten und mitreißen konnte, würde ich dem Slogan "Fantasy at its best" auf dem Einband entschieden widersprechen. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf Survival-Action und trivialen Teenie-Problemen, weshalb man die Geschichte mehr als Jugendbuch und weniger als Fantasy-Roman lesen sollte, um nicht enttäuscht zu werden.


"Was ist sie?", murmelte er so leise, dass nur Alia es hören konnte. Eine Amazone Geboren aus Krieg und dazu bestimmt, von niemand anderem außer sich selbst regiert zu werden. Aber es war nicht an ihr, dieses Geheimnis preiszugeben.
"Keine Ahnung", sagte Alia. "Ich bin einfach nur froh, sie auf unserer Seite zu haben."


Das Cover gefällt mir im Vergleich zu "Catwoman - Diebin von Gotham City" sehr gut, da es zu den anderen Gestaltungen der DC-Icons-Reihe passt und den Wow-Effekt des Originalcovers durch leichte Abwandlungen nicht verloren hat. Mit dem tosenden Meer und den steilen Klippen in blau-schwarzen-Kontrasten ergibt sich ein Eye-Catcher-Effekt und durch das leuchtend-rote Wonder-Woman-Zeichen im Mittelpunkt sieht man nicht so viel von der geheimnisvollen Frau, die dahinter mit kampfbereit verschränkten Armen zu sehen ist. Im Gegensatz zum Cover von Catwoman bleibt es bei Andeutungen wie Dianas Armbänder, ihre langen braunen Haare oder den sternförmigen Herzensstein - der Rest wird der Fantasie überlassen.


Erster Satz: „Man tritt nicht zu einem Wettkampf an, um zu verlieren“


Diese nicht gerade ermutigenden Worte ihrer Mutter Hippolyta klingen Diana in den Ohren, als sie zum Wettlauf der Amazonen antritt. Um ihrer Mutter keine Schande zu bereiten und endlich allen zu beweisen, dass sie ebenfalls ein Daseinsrecht auf der Insel hat, auch wenn sie dort geboren und nicht durch Kampf dorthin gelangt ist, will sie den Wettlauf eigentlich unbedingt gewinnen. Als dann aber ein Mädchen in Not um Hilfe schreit, verstößt sie gegen das Gesetz, keine Menschen auf Themyscira zu bringen und rettet ihr das Leben - was furchtbare Folgen für die Insel hat. Um ihren Fehler wieder gutzumachen, muss sie Alia so schnell wie möglich von der Insel wegbringen. Doch vom Orakel erfährt Diana, dass Alia kein gewöhnliches Mädchen ist, sondern eine Kriegsbringerin, deren erwachende Macht bald zu einem neuen Weltkrieg führen wird. Diana hat nun zwei Möglichkeiten: entweder sie tötet die Kriegsbringerin oder sie versucht in einem riskanten Ritual sowohl Alia als auch die ganze Welt zu retten....

Wer sich gut mit den Comics oder dem Filmmaterial auskennt sieht sofort - wir haben es hier mit einer stark abgewandelten Story des Wonder-Woman-Materials zu tun, in die viele bisher neue Inhalte mit einspielen. Die Ideen mit dem Fluch der Kriegsbringerin, dem düsteren Orakel, ihre Reise ins moderne New York und ihr Abenteuer an der Seite einiger junger Außenseiter peppen die Geschichte auf erfrischende Art und Weise auf, ohne den Wiedererkennungswert zu verfremden. Der Ausgangsort der Mission, die Insel der Amazonen (Themyscira), bleibt wie bekannt, Diana beeindruckt mit schönem Aussehen, knappem Lederoutfit und krassen Stunts und am Ende wird die Welt gerettet - typischer Superheldenstoff eben. Die Art und Weise, wie Leigh Bardugo ihre eigene Geschichte erzählt, die trotzdem den Geist des Originals in sich trägt, hat mir gut gefallen. So haben wir es hier mit einem bunten Mix aus den Technologien und Tücken der Moderne, dem Auftritt etlicher Helden, Monster und Gottheiten aus der griechischen Mythologie und einer Prise Teenie-Problemen zu tun.


"Vielleicht ist es leichter, einfach unsichtbar zu sein, statt sich die ganze Zeit Gedanken darüber zu machen, was die anderen von einem denken." "Aber auch dafür entscheidet man sich, oder?", fragte Nim überraschend leidenschaftlich. "Die Leute werden immer schauen und sich ein Urteil bilden. Warum also nicht wenigstens mit einem auffallenden Look darauf antworten, anstatt sich wegzuducken?"


Was ich hingegen entschieden kritisieren muss, ist dass die Geschichte sich zu sehr auf die oberflächliche Lebenswelt der Protagonisten, auf ihre Dynamik und auf ästhetische Kampfszenen konzentriert und dabei wichtige Hintergründe und einen komplexeren Zusammenhang etwas vernachlässigt. Durch die Erzählweise aus mehreren Perspektiven und das mehrmalige Wechseln des Handlungsortes wird zwar immer eine Grundspannung gewährleistet, gerade im Mittelteil sind bei mir aber doch ein paar Fragezeichen aufgetaucht, sodass ich mich nicht so ganz auf die fröhlich vor sich hin hinplätschernde Geschichte einlassen konnte. Ich meine, die Protagonisten stehen unter immensem Zeitdruck und müssen dringend die Welt retten, aber sie feiern erstmal eine Party und kümmern sich ausgiebig um ihre Garderobe. Dann werden sie auf einem offiziellen Empfang von Elitekämpfern angegriffen, ihr Flugzeug wird abgeschossen und zeitweise sind griechische Gottheiten in goldenen Streitwägen hinter ihnen her aber es bleibt dabei völlig unerwähnt, welche Leute sie jetzt eigentlich aus welchem Grund genau verfolgen und wie sie an ihre Mittel und Informationen kommen - die einzige Andeutung ist die Sprache der Angreifer (natürlich sind es mal wieder die bösen Deutschen). Die ganzen Vorkommnisse scheinen eher als netter Spannungsfaktor und als Möglichkeit für Diana zur Demonstration ihrer Fähigkeiten gebraucht zu werden, als dass sie wirklich in die Geschichte eingebaut werden. Das finde ich sehr schade. Denn aus den Verstrickungen im Hintergrund hätte man mehr machen können als nur ein nettes Aufhübschen der Handlung.


"Wir können nichts dafür, wie wir auf die Welt gekommen sind. Wir können nichts für das, was wir sind, wir können nur entscheiden, welches Leben wir führen wollen"


Ein zweiter Kritikpunkt, den ich unbedingt anbringen muss, ist die fehlende emotionale Tiefe. Wir beschäftigen uns zwar viel mit den Gedanken und Gefühlen von Diana und Alia, dennoch kam bei mir relativ wenig davon an und elementare Gefühle wie Angst, Verzweiflung oder Trauer werden einfach ignoriert. Ein Schiff voll mit Alias Freunden verunglückt, unschuldige Menschen werden auf einem Empfang erschossen, sie glaubt ihren Bruder für kurze Zeit tot, sie springt aus einem abstürzenden Flugzeug und das Schicksal der Welt lastet auf ihren Schultern - und alles was sie an emotionaler Beteiligung zustande bekommt ist sich auf naive, kindliche Art und Weise über ein Liebesbrief zu grämen, den sie vor Jahren mal geschrieben hat (was beim Wahrheit-oder-Pflicht-Spielen mit dem magischen Lasso zu Tage kommt!?!). Da muss ich mich schon fragen, was sich Leigh Bardugo hier gedacht hat. Die Protagonisten verhalten sich an vielen Stellen, als wären sie auf einem Camping-Ausflug und nicht auf einer Heldenreise von immenser Bedeutung.


„Oh Mann, kommst du etwa aus einer dieser Fördern-und-Fordern-Familien? Ich glaube nicht an diesen Quatsch.“
„Warum nicht?“, fragte Diana.
„Weil wir von der ganzen Welt ständig zu hören bekommen, was wir alles nicht können und dass wir nicht gut genug sind und all das. Die Leute bei dir zu Hause sollten auf deiner Seite stehen. Nur Menschen, für die es das Wort unmöglich nicht gibt, schreiben Geschichte, weil sie nie aufhören es zu versuchen.“


Auch der Schreibstil passt eher zu einem flotten Jugendroman als zu dem Fantasy-Epos, als das der Roman beworben wurde und den ich erwartet hätte. Ich mochte zwar ihre flüssigen Beschreibungen, dennoch erreichte ihr Stil nur an wenigen Stellen die Tiefgründigkeit, die ich bei Fantasy-Romanen erwarte.

Gut gefallen haben mir jedoch die Nebencharaktere wie zum Beispiel Nim und Theo und die allgemeine Anlegung der Protagonisten. Wie auch schon die gesamte DC-Icons-Reihe ist die Geschichte sehr auf Diversität ausgelegt. Nim ist eine bisexuelle Inderin, Alia und ihr Bruder Jason sind dunkelhäutige Waisenkinder mit griechischem Hintergrund und Theo ist ein dünner Technik-Nerd. So ist jeder der Protagonisten auf seine Art anders und ein Außenseiter, der nicht die Erwartungen des Umfelds erfüllt und darunter zu leiden hat. Die leise Kritik am Patriarchat und Rassismus, die immer mal wieder durchscheint, ist in meinen Augen ein riesiger Bonuspunkt. Genauso gut haben mir die feministischen Anklänge gefallen. Endlich haben wir es mal mit einer Geschichte zu tun, in der die Mädels sich gegenseitig retten und dafür keinen Typen brauchen. Besonders in den Vordergrund will ich da Diana stellen, die unerbittlich für ihre Freunde kämpft, dabei aber vor allem eine Botschafterin von Wahrheit, Liebe und Frieden ist. Mich hat ihr Charakter schon immer fasziniert und in dieser Version kommt sie besonders gut zur Geltung.
Durch den bunten Mix an Protagonisten ergeben sich viele witzige Dialoge und außerdem wird die Bedeutung von Freundschaft und Loyalität immer wieder groß geschrieben. Vor allem die erfrischenden Szenen wenn Diana auf die Wunder der modernen Welt wie Google trifft, sind zum kaputt lachen.


"Alia hob den Finger. "Google weiß alles, Google sieht alles"
"Google", wiederholte Diana. "Ist Google einer eurer Götter?"



Das Ende beinhaltet einen überraschend heftigen Showdown mit einer 360°-Wendung, die allerdings ein wenig an den Haaren herbeigezogen scheint, da mir sowohl die Motive als auch die Ziele der plötzlich bösen Person nicht ganz klar waren. Das wäre in meinen Augen nicht notwendig gewesen. Da hätte sich die Autorin lieber den offenen Fragen und Handlungsenden gewidmet, die im Ende nicht abgedeckt und beantwortet werden, anstatt mich mit dieser abstrusen Wendung zu verwirren.




Fazit:

"Wonder Woman" punktet mit purer Frauenpower, der Diversität der Protagonisten, feministischen Anklänge, originellen Ideen, die den typischen Superhelden-Stoff etwas aufpeppen, viel Humor und mit dem Auftritt etlicher Helden, Monster und Gottheiten aus der griechischen Mythologie. Für meinen Geschmack fehlt hier jedoch emotionale Tiefe, komplexere Zusammenhänge werden zugunsten von Teenie-Problemen vernachlässigt und die 360°-Wendung am Ende konnte nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 09.04.2019

Ein düsterer, geheimnisvoller, magischer Kurzroman!

Windjammer
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Da ich Bücher mit Seefahrt-Romantik über alles liebe, konnte ich natürlich nicht ablehnen, als mir Tessa Millard ein Rezensionsexemplar ihres neuen Romans anbot. Und ich habe es nicht bereut: Dieser düstere, ...

Da ich Bücher mit Seefahrt-Romantik über alles liebe, konnte ich natürlich nicht ablehnen, als mir Tessa Millard ein Rezensionsexemplar ihres neuen Romans anbot. Und ich habe es nicht bereut: Dieser düstere, geheimnisvolle, magische Kurzroman hat mir einige schöne Lesestunden bereitet.

Das Cover erscheint mit seiner warmen, gelb-braunen Farbgebung eigentlich viel zu warm und einladend für das dunkle, nass-kalte Setting eines Seemannshafens im Winter, mir schien die Gestaltung aber dennoch sehr passend. Die filigrane Zeichnung eines Schiffes umrandet von geschwungenen schwarzen Linien passt ebenso gut zum Thema wie der Titel. Durch die hellen Lichtpunkte in der dunkleren Umrandung wird ein magischer Eindruck erzeugt und die dezente "1" am Motiv deutet auf den ersten Teil einer Trilogie hin. Ganz in Tagebuch-Manier sind die Kapitel nach Tagen unterteilt, was jedoch das einzige erzähltechnische Element ist, das an eine Tagebuch-Perspektive erinnert. Evan LaCour darf hier zwar aus der Ich-Perspektive berichten und uns somit an seinen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen teilhaben lassen, es kommt aber auch viel direkte Rede vor und als Zeitform wurde Präsens gewählt.


Erster Satz: "Die morsche Holztür schlägt krachend gegen die Hauswand."


Wir steigen ohne Umschweife mit Evans Ankunft im "Gasthaus zum wütenden Bären", seinem zukünftigen Winterquartier im Seemannshafen Saint Harbour, in die Geschichte ein. Weshalb ihn sein Freund Lenny gerade in dieses heruntergekommene Gasthaus im neufranzösischen Fischerdorf geschleppt hat, ist ihm ein Rätsel. So gibt es jeden Tag nur Fischsuppe, die Gaststube ist überfüllt und der Besitzer ein gruseliger Griesgram. Als er jedoch darauf angewiesen, möglichst viel Abstand zwischen sich und seine Vergangenheit zu bringen, auf die Suche nach einem neuen Schiff begibt und dabei an das widerspenstige, wunderschöne Hausmädchen Gwen gerät, wird ihm sofort klar, dass sie der Grund sein muss, weshalb Lenny Jahr für Jahr im Bären einkehrt. Doch warum kann sich Lenny plötzlich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnern, wie kann Gwen ein ganzes Badehaus in nur vier Stunden reinigen und warum erscheint der alte Besitzer Monsieur Giroux mit jedem neuen Tag des Winters jünger? Je näher er Gwen kennenlernt, desto tiefer wird er in ein Netz aus Geheimnissen verstrickt, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Er muss die Wahrheit herausfinden.


"Parvenu", sagt er und leg einen Arm um meine Schultern, "es gibt für doch noch viel zu entdecken in St. Harbour." Er schenkt mir nach und reißt dann die Flasche in die Luft. "Auf einen langen Winter!", prostet er lautstark."


Ich habe das Buch am gestrigen Abend angefangen und in einem Rutsch durchgelesen. Sobald man einmal in den Fängen dieser rätselhaften Geschichte gefangen ist, kann man nicht anders als weiterzulesen, um an das dunkle Geheimnis von St. Harbour zu kommen. Selbstverständlich kann auf 220 Seiten Text in verhältnismäßig großer Schrift kein ganzes Abenteuer in einer komplexen Welt erzählt werden, doch was dem Kurzroman an Länge und Tiefgründigkeit fehlt, wird durch das spannende Setting wieder wettgemacht. Tessa Millard entführt uns in die raue "neue Welt" des 18. Jahrhunderts - genauer: in ein winterliches, nass-kaltes Fischerdorf, in das es jedes Jahr etliche Schiffe zum Überwintern zieht. Ein Gros der Handlung dabei spielt im heruntergekommenen aber beliebten "Gasthaus zum wütenden Bären". Dass dieser grobe, bedrohlich wirkende Ort Absonderlicheres beherbergt, als betrunkene Seemänner, wird relativ bald klar, denn es geschehen allerlei seltsame Dinge zwischen den schiefen, winddurchlässigen Wänden. Wie das sein kann und was Gwen, ihre kleine Schwester Tinna und der Hund Jakub damit zu tun haben, erfahren wir nur häppchenweise und müssen uns somit mit Evan auf Beweissuche begeben. Mit jeder neuen Erfahrung, die er macht und mit jedem Geheimnis, das enthüllt wird, bekommt der Roman eine magische Komponente dazu. Die entstehende Mischung aus dem unansehnlichen, dunklen Setting und dem geheimnisvollen, magischen Touch ergibt ein wundervoller Rahmen für die Geschichte.


"Ihr vorsichtiger Blick lässt eine pulsierende Wärme in meiner Brust entstehen. Diese klaren, blauen Augen. Ein Stück Meer an Land."


Dass die verschiedenen Facetten der Geschichte zusammenpassen wird durch den lockeren Schreibstil gewährleistet. Ihre klare, unprätentiöse Ausdrucksweise hat mir dabei ebenso sehr gefallen wie die knappen aber anschaulichen Beschreibungen. Leider hält sich die Autorin mit vielen gleichartigen Szenen auf, von denen etliche von Bedeutung für die Entwicklung der Storyline sind, andere jedoch wie ein unnötiges, erneutes Aufgreifen wirken. Anstatt die Dialoge Protagonisten nur auf wenige Themen und die Handlungsorte auf Evans Kammer, das Badehaus und die Gaststube zu beschränken, hätte ein bisschen frischer Wind ab und zu ein bisschen gut getan und das schleichende Tempo ein wenig angeheizt.

Dass Evan LaCour, nicht dem Bild eines typische Seemanns entspricht und eigentlich viel zu intelligent, sensibel und verletzlich wirkt, um sich aus Abenteuerlust der weiten, gefährlichen Seereise von Frankreich nach Amerika auszusetzen, ist ebenfalls recht schnell klar. Da stellt sich nur die Frage, warum er überhaupt in St. Harbour gelandet ist und vor welchem Schrecken er so vehement davonzulaufen versucht. Dadurch dass er nicht sofort merkt, was Gwens Aufgabe im Gasthaus wirklich ist und immer wieder vorsichtige Fragen stellt, erschien er mir auf liebenswürdige Art und Weise ein wenig naiv und ist mir auch aufgrund seines zerbrechlichen Mutes ans Herz gewachsen.


"Erzählst du mir, wie er aussieht? Dein perfekter Ort?", fragt sie. (…) "Es gibt dort nichts, was mich davon abhält, meinem Herzen zu folgen." (…) "Klingt traumhaft", wispert sie. "Ich nehme dich mit, wenn du willst."



Auch Gwens und Lennys Hintergrundgeschichten werden nur oberflächlich angeschnitten und auch am Ende der Geschichte bleiben noch etliche Fragen offen, die es in den folgenden Teilen zu beantworten gilt. Gwen hat mir als das exotische, abweisende Zimmermädchen, das ein dunkles Geheimnis verbirgt, auch sehr gut gefallen, da sie mit ihrer tragischen Geschichte und ihrer rätselhaften Herkunft gut zu Evan passt. Dass die Beiden sich leise und heimlich näher kommen müssen, ist dabei natürlich vorprogrammiert, doch ihre aufkeimende Liebe scheint unter einem schlechten Stern zu stehen und so müssen wir die beiden liebgewonnenen Protagonisten auch schon wieder mitten in einer spannenden Szene verlassen und auf den nächsten Teil warten.



Fazit:


Ein düsterer, geheimnisvoller, magischer Kurzroman mit zwei tragischen Protagonisten, einem wundervoll ambivalenten Setting, spannenden Geheimnissen und einem echt fiesen Ende - ich freue mich sehr auf Band 2!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner.

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein ...

Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein brandaktuelles Thema in einem rasanten Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner geschrieben. Zwar geht die Geschichte etwas in eine andere Richtung als ich das erwartet hätte aber dennoch konnte mich der Thriller überzeugen.

Das Cover ist in seiner Gestaltung recht aufgeregt mit dem aufgewühlten, schäumenden Meer im Hintergrund, das durch die weißen Gischteinsprengsel sehr dynamisch wirkt. Die roten Lettern des Titels stechen deutlich ins Auge und mit dem beladenen Containerschiff, welches das "I" bildet, ist sind die groben Grundthemen "Konsum", "Wirtschaft" und "Nachhaltigkeit" angerissen. Da sich die Handlung hier aber eher auf das Setting Berlin beschränkt und Mathematik und Wirtschaftstheorien in den Vordergrund treten, hätte ich mir aber doch ein etwas anderes Motiv gewünscht. Sehr passend sind jedoch die sieben Unterteilungen in Großkapitel, welche mit Symbolen und Zitaten verziert sind, welche an Stammbäume oder Baumdiagramme erinnern sowie die Zeichnungen und Diagramme, welche das Verständnis der dargestellten Theorien deutlich verbessern. Die Gestaltung wird dann durch das Lesebändchen in der passenden Farbe zum Titel noch abgerundet. Insgesamt also eine stimmige Gestaltung, die sich aber noch ein bisschen mehr auf das Thema hätte konzentrieren können.


Erste Sätze: "Die Straßen brannten. In dichten Schwaden zog Rauch über den Asphalt. Herabstürzenden Meteoren gleich, explodierten Molotowcocktails in Feuerbällen und schwarzem Qualm. Durch den Nebel jagten vereinzelt dunkle Gespenster, tauchten da unter und dort wieder auf. Aus dem Dunst wuchs eine dunkle Menschenfront. Köpfe, Schultern. Plakate, Transparente.
Stoppt die Gier! Wohnen: Ausspekuliert! Bedingungsloses Grundeinkommen! Ich kann mir keine Lobbyisten leisten! Friede jetzt! Tod dem Kapitalismus!"


Mit dieser chaotischen, apokalyptisch angehauchten Szene steigen wir nach einem kurzen Prolog in die Handlung ein. Als eine neue Wirtschaftsblase zu platzen droht, was Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen gefährden würde, gehen Tausende von Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße, ihren Anteil am Wohlstand einzufordern. Auch in Berlin, wo sich auf einem Krisengipfel die Reichen und Mächtigen treffen um eine Lösung zu finden und aus der Krise Profit zu schlagen, sind große Gegendemonstrationen geplant. Mitten in dem Chaos in dem sich Straßenschlachten mit friedlichen Blockaden abwechseln befinden sich der Wirtschaftstheoretiker und Nobelpreisträger Herbert Thompsen und sein Assistent Will Cantor, die auf dem Gipfel eine Rede halten sollen. Als ihr Auto von der Straße abkommt, auf einen Baum knall und völlig ausbrennt geht die Polizei von einem Unfall und der Entzündung durch einen Molotow-Cocktail aus. Doch der junge Zeuge Jan Wutte hat da etwas ganz anders beobachtet. Da ihm die Polizei seine verrückte Geschichte von Männern in grauen Anzügen nicht abkauft und schließlich sogar ihn selbst verdächtig, verschwindet er von der Unfallstelle und beschließt, die Ermittlung selber in die Hand zu nehmen. So kommt es, dass er zusammen mit dem Profispieler Fitzroy Peel und einigen gut organisierten Demonstranten hinter eine gefährliche Verschwörung kommt: die Rede der beiden scheint eine mathematische Formel zu enthalten, die die gesamte bisherige Wirtschaftstheorien auf den Kopf stellt und Wohlstand für alle garantieren könnte. Doch daran ist nicht allen gelegen - und es beginnt eine Verfolgungsjagd durch Berlin...


"Worum geht es denn jetzt?", wollte Jan ungeduldig wissen. "Um alles", sagte Jeanne mehr zu sich als zu ihnen. "Unser Menschenbild. Richtiges Entscheiden. Die Organisation unserer Gesellschaft. Sinnvolle Wohlstandsverteilung. Egoismus, Firmenmanagement, Konfliktlösung..."
"Wenn die beiden recht haben, erschüttert das unsere herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte in ihren Grundfesten."


Da Marc Elsberg in typischer Weise die personale Erzählperspektive von Absatz zu Absatz zwischen den Protagonisten wechseln lässt, ist von Beginn an klar, dass Jan Wutte Recht hat und hinter dem Mord an Thompson und Cantor etwas Größeres steckt. Wer genau der Auftraggeber des Mordkommandos ist und was dessen Motive sind bleibt jedoch lange unklar und so widmen wir uns mit den Protagonisten der rätselhaften Jagd nach der Wahrheit. Dabei erschafft Elsberg diesmal kein globales Weltuntergangsszenario und zieht seine Handlungsstränge nicht über die ganze Welt sondern beschränkt sich auf den Schauort Berlin.

Dabei liest sich die Handlung um das Gerüst wie ein typischer Agenten-Actionfilm. Endlose Verfolgungsjagden, bewaffnete Agenten, brenzlige Straßenschießereien, geheimnisvolle Notizen, plötzliche Entführungen und eine große Verschwörung - auch wenn all diese Elemente weder besonders neu noch wirklich außergewöhnlich sind, bringen sie viel Tempo in die Geschichte und bilden einen Gegenpart zum eher theoretischen, verkopften Herz der Geschichte. An manchen Stellen übertreibt Elsberg vielleicht ein wenig wenn Jan und Fitzroy aus Hotelfenstern auf Dächer klettern, bei einer Gruppe Hausbesetzern Unterschlupf suchen, gegen Profikiller kämpfen und sich selbst in Hochsicherheitsgebiete einschleusen und es scheint als wäre der Autor aus Angst, viele Leser durch die vielen Theorien nicht abzuholen, über das Ziel hinausgeschossen.


"Über den neuen Nationalismus dürfen wir uns nicht wundern. Wenn man jahrzehntelang den Staat zurückdrängt, bleibt vom Nationalstaat nur mehr national. Das fliegt uns jetzt um die Ohren. National. International. (…) Ich habe eine wichtige Rede zu halten", sagte er. "Die das alles hier beenden kann." Er klopfte ihm auf die Schulter. "Wie sagte Churchill? "Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter". Also: Fahren Sie!"


Ein weiterer interessanter Aspekt mit dem der Autor die Geschichte auskleidet und ihr eine besondere Atmosphäre verleiht ist das düstere, chaotische, apokalyptisch anmutende Setting einer Stadt im Ausnahmezustand. Mit seinem Bild um eine politische Konferenz und Demonstrationen zu einer aufkeimenden neuen Wirtschafts- und Finanzkrise bildet er meiner Meinung nach die aktuellen Denkmuster der Gesellschaft gut ab und bleibt mit der Beschreibung einer Situation ähnlich derer in 2008 nahe genug an der Realität um uns die Gefahr deutlich zu machen. Obwohl durch das Setting, die Demonstranten und auch durch die negative Darstellung der Investmentbanker und Staatschefs immer wieder klare politische Kritik mitschwingt, bleiben die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Politik dennoch mehr im Hintergrund als erwartet.

Im Zentrum der Geschichte liegt natürlich die neuartige Rechenart, die Cantor und Thompson auf dem Gipfel als Lösung präsentieren wollten und deren grobe Züge sich Fitzroy und Jan durch Notizen, Karteikarten und viel Hilfe erarbeiten. Durch die Erklärung der komplexen Mathematik mit einer Metapher und konkreten Beispielen, sind die Theorien durchaus laienkompatibel vermittelt, man sollte dennoch eine grundlegende Affinität zu Zahlen mitbringen, damit man nicht von den Zahlenspielen und Grundlagentheorien gelangweilt wird. Die gründlichen Recherchen und das viele Engagement das der Entwicklung der "Bauernfabel" und der erklärenden Zeichnungen zugrunde liegt, kann ich einfach nur bewundern und mir wurde sowohl die Brisanz als auch die Rechnung hinter der Formel verständlich erklärt.


"Wenn die Welt eine Fußballmannschaft arroganter Egoisten ist, wird diese Mannschaft - und damit jeder einzelne ihrer Spieler - auf Dauer gegen Klimawandel, Hunger, Armt, Gewalt und andere Gegner verlieren. Als Mannschaft aus Teamplayern dagegen wird sie langfristige Vorteile für alle schaffen."


Besonders spannend daran finde ich, dass die Theorie auf den wissenschaftlichen Arbeiten des London Mathematical Laboratory aufbauen und deshalb sowohl mathematisch fundiert als auch hochaktuell ist. Wer jetzt aber glaubt, dass mit dieser neuen Denkart alle Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden können, ist auf der falschen Fährte. Vielmehr gibt die Geschichte den mathematischen Beweis für das, was den meisten Menschen ohnehin schon längst klar ist: Durch Kooperation und Teilen kann mehr Wachstum und somit mehr Wohlstand für alle erreicht werden als durch Wettbewerb. Das gibt einen Anreiz, ein wenig umzudenken und die Hoffnung, dass sich etwas ändern kann, wenn genügend Menschen verstehen, dass es so nicht weitergehen kann und auch nicht muss.


"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar."



Was mich jedoch immer wieder aufs Neue an Elsbergs Thrillern stört sind zum Einen seine recht oberflächlich charakterisierten Protagonisten und zum anderen sein abgehackter Stil. Natürlich ist mir klar, dass man auf 448 Seiten und etlichen Perspektivenwechsel keine hochkomplexen, mehrdimensionalen Charakter-Kunstwerke erwarten kann. Dass man aber leider nur sehr wenig über Jan, Fitzroy, Maja und Jeanne erfährt, macht es mir schwerer, ihre Gefahr wirklich nachzuempfinden. Dennoch denke ich, dass der Autor mit einem unterbezahlten Krankenpfleger, einem britischen Profispieler aus gutem Hause, einer schönen, ehrgeizigen Karrierefrau, einer engagierten, starrköpfigen Polizistin, einem ganzen Set aus Profikillern, einigen kommunistischen Demonstranten und einer liebenswürdigen, bodenständigen Omi mal wieder einen spannenden Protagonisten-Mix geschaffen hat, der den Leser abwechslungsreich durch die Geschichte führt.
Mit seinen kurzen Sätzen und teilweise seltsamen Formulierungen zu Beginn wollte der Autor wohl für Tempo sorgen, brachte bei mir aber leider eher ein Stirnrunzeln hervor. Gegen Ende nach einem spannenden Showdown, einer mitreißenden Rede und mit einem offenen Ausblick bleibt somit ein recht gemischter Eindruck übrig, der insgesamt aber doch auf einen spannenden, gelungenen Thriller verweist.



Fazit:


Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner. Zwar mit anderen thematischen Schwerpunkten und Handlungsrahmen aber dennoch intelligent, mitreißend, brisant und relevant!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner.

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein ...

Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein brandaktuelles Thema in einem rasanten Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner geschrieben. Zwar geht die Geschichte etwas in eine andere Richtung als ich das erwartet hätte aber dennoch konnte mich der Thriller überzeugen.

Das Cover ist in seiner Gestaltung recht aufgeregt mit dem aufgewühlten, schäumenden Meer im Hintergrund, das durch die weißen Gischteinsprengsel sehr dynamisch wirkt. Die roten Lettern des Titels stechen deutlich ins Auge und mit dem beladenen Containerschiff, welches das "I" bildet, ist sind die groben Grundthemen "Konsum", "Wirtschaft" und "Nachhaltigkeit" angerissen. Da sich die Handlung hier aber eher auf das Setting Berlin beschränkt und Mathematik und Wirtschaftstheorien in den Vordergrund treten, hätte ich mir aber doch ein etwas anderes Motiv gewünscht. Sehr passend sind jedoch die sieben Unterteilungen in Großkapitel, welche mit Symbolen und Zitaten verziert sind, welche an Stammbäume oder Baumdiagramme erinnern sowie die Zeichnungen und Diagramme, welche das Verständnis der dargestellten Theorien deutlich verbessern. Die Gestaltung wird dann durch das Lesebändchen in der passenden Farbe zum Titel noch abgerundet. Insgesamt also eine stimmige Gestaltung, die sich aber noch ein bisschen mehr auf das Thema hätte konzentrieren können.


Erste Sätze: "Die Straßen brannten. In dichten Schwaden zog Rauch über den Asphalt. Herabstürzenden Meteoren gleich, explodierten Molotowcocktails in Feuerbällen und schwarzem Qualm. Durch den Nebel jagten vereinzelt dunkle Gespenster, tauchten da unter und dort wieder auf. Aus dem Dunst wuchs eine dunkle Menschenfront. Köpfe, Schultern. Plakate, Transparente.
Stoppt die Gier! Wohnen: Ausspekuliert! Bedingungsloses Grundeinkommen! Ich kann mir keine Lobbyisten leisten! Friede jetzt! Tod dem Kapitalismus!"


Mit dieser chaotischen, apokalyptisch angehauchten Szene steigen wir nach einem kurzen Prolog in die Handlung ein. Als eine neue Wirtschaftsblase zu platzen droht, was Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen gefährden würde, gehen Tausende von Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße, ihren Anteil am Wohlstand einzufordern. Auch in Berlin, wo sich auf einem Krisengipfel die Reichen und Mächtigen treffen um eine Lösung zu finden und aus der Krise Profit zu schlagen, sind große Gegendemonstrationen geplant. Mitten in dem Chaos in dem sich Straßenschlachten mit friedlichen Blockaden abwechseln befinden sich der Wirtschaftstheoretiker und Nobelpreisträger Herbert Thompsen und sein Assistent Will Cantor, die auf dem Gipfel eine Rede halten sollen. Als ihr Auto von der Straße abkommt, auf einen Baum knall und völlig ausbrennt geht die Polizei von einem Unfall und der Entzündung durch einen Molotow-Cocktail aus. Doch der junge Zeuge Jan Wutte hat da etwas ganz anders beobachtet. Da ihm die Polizei seine verrückte Geschichte von Männern in grauen Anzügen nicht abkauft und schließlich sogar ihn selbst verdächtig, verschwindet er von der Unfallstelle und beschließt, die Ermittlung selber in die Hand zu nehmen. So kommt es, dass er zusammen mit dem Profispieler Fitzroy Peel und einigen gut organisierten Demonstranten hinter eine gefährliche Verschwörung kommt: die Rede der beiden scheint eine mathematische Formel zu enthalten, die die gesamte bisherige Wirtschaftstheorien auf den Kopf stellt und Wohlstand für alle garantieren könnte. Doch daran ist nicht allen gelegen - und es beginnt eine Verfolgungsjagd durch Berlin...


"Worum geht es denn jetzt?", wollte Jan ungeduldig wissen. "Um alles", sagte Jeanne mehr zu sich als zu ihnen. "Unser Menschenbild. Richtiges Entscheiden. Die Organisation unserer Gesellschaft. Sinnvolle Wohlstandsverteilung. Egoismus, Firmenmanagement, Konfliktlösung..."
"Wenn die beiden recht haben, erschüttert das unsere herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte in ihren Grundfesten."


Da Marc Elsberg in typischer Weise die personale Erzählperspektive von Absatz zu Absatz zwischen den Protagonisten wechseln lässt, ist von Beginn an klar, dass Jan Wutte Recht hat und hinter dem Mord an Thompson und Cantor etwas Größeres steckt. Wer genau der Auftraggeber des Mordkommandos ist und was dessen Motive sind bleibt jedoch lange unklar und so widmen wir uns mit den Protagonisten der rätselhaften Jagd nach der Wahrheit. Dabei erschafft Elsberg diesmal kein globales Weltuntergangsszenario und zieht seine Handlungsstränge nicht über die ganze Welt sondern beschränkt sich auf den Schauort Berlin.

Dabei liest sich die Handlung um das Gerüst wie ein typischer Agenten-Actionfilm. Endlose Verfolgungsjagden, bewaffnete Agenten, brenzlige Straßenschießereien, geheimnisvolle Notizen, plötzliche Entführungen und eine große Verschwörung - auch wenn all diese Elemente weder besonders neu noch wirklich außergewöhnlich sind, bringen sie viel Tempo in die Geschichte und bilden einen Gegenpart zum eher theoretischen, verkopften Herz der Geschichte. An manchen Stellen übertreibt Elsberg vielleicht ein wenig wenn Jan und Fitzroy aus Hotelfenstern auf Dächer klettern, bei einer Gruppe Hausbesetzern Unterschlupf suchen, gegen Profikiller kämpfen und sich selbst in Hochsicherheitsgebiete einschleusen und es scheint als wäre der Autor aus Angst, viele Leser durch die vielen Theorien nicht abzuholen, über das Ziel hinausgeschossen.


"Über den neuen Nationalismus dürfen wir uns nicht wundern. Wenn man jahrzehntelang den Staat zurückdrängt, bleibt vom Nationalstaat nur mehr national. Das fliegt uns jetzt um die Ohren. National. International. (…) Ich habe eine wichtige Rede zu halten", sagte er. "Die das alles hier beenden kann." Er klopfte ihm auf die Schulter. "Wie sagte Churchill? "Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter". Also: Fahren Sie!"


Ein weiterer interessanter Aspekt mit dem der Autor die Geschichte auskleidet und ihr eine besondere Atmosphäre verleiht ist das düstere, chaotische, apokalyptisch anmutende Setting einer Stadt im Ausnahmezustand. Mit seinem Bild um eine politische Konferenz und Demonstrationen zu einer aufkeimenden neuen Wirtschafts- und Finanzkrise bildet er meiner Meinung nach die aktuellen Denkmuster der Gesellschaft gut ab und bleibt mit der Beschreibung einer Situation ähnlich derer in 2008 nahe genug an der Realität um uns die Gefahr deutlich zu machen. Obwohl durch das Setting, die Demonstranten und auch durch die negative Darstellung der Investmentbanker und Staatschefs immer wieder klare politische Kritik mitschwingt, bleiben die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Politik dennoch mehr im Hintergrund als erwartet.

Im Zentrum der Geschichte liegt natürlich die neuartige Rechenart, die Cantor und Thompson auf dem Gipfel als Lösung präsentieren wollten und deren grobe Züge sich Fitzroy und Jan durch Notizen, Karteikarten und viel Hilfe erarbeiten. Durch die Erklärung der komplexen Mathematik mit einer Metapher und konkreten Beispielen, sind die Theorien durchaus laienkompatibel vermittelt, man sollte dennoch eine grundlegende Affinität zu Zahlen mitbringen, damit man nicht von den Zahlenspielen und Grundlagentheorien gelangweilt wird. Die gründlichen Recherchen und das viele Engagement das der Entwicklung der "Bauernfabel" und der erklärenden Zeichnungen zugrunde liegt, kann ich einfach nur bewundern und mir wurde sowohl die Brisanz als auch die Rechnung hinter der Formel verständlich erklärt.


"Wenn die Welt eine Fußballmannschaft arroganter Egoisten ist, wird diese Mannschaft - und damit jeder einzelne ihrer Spieler - auf Dauer gegen Klimawandel, Hunger, Armt, Gewalt und andere Gegner verlieren. Als Mannschaft aus Teamplayern dagegen wird sie langfristige Vorteile für alle schaffen."


Besonders spannend daran finde ich, dass die Theorie auf den wissenschaftlichen Arbeiten des London Mathematical Laboratory aufbauen und deshalb sowohl mathematisch fundiert als auch hochaktuell ist. Wer jetzt aber glaubt, dass mit dieser neuen Denkart alle Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden können, ist auf der falschen Fährte. Vielmehr gibt die Geschichte den mathematischen Beweis für das, was den meisten Menschen ohnehin schon längst klar ist: Durch Kooperation und Teilen kann mehr Wachstum und somit mehr Wohlstand für alle erreicht werden als durch Wettbewerb. Das gibt einen Anreiz, ein wenig umzudenken und die Hoffnung, dass sich etwas ändern kann, wenn genügend Menschen verstehen, dass es so nicht weitergehen kann und auch nicht muss.


"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar."



Was mich jedoch immer wieder aufs Neue an Elsbergs Thrillern stört sind zum Einen seine recht oberflächlich charakterisierten Protagonisten und zum anderen sein abgehackter Stil. Natürlich ist mir klar, dass man auf 448 Seiten und etlichen Perspektivenwechsel keine hochkomplexen, mehrdimensionalen Charakter-Kunstwerke erwarten kann. Dass man aber leider nur sehr wenig über Jan, Fitzroy, Maja und Jeanne erfährt, macht es mir schwerer, ihre Gefahr wirklich nachzuempfinden. Dennoch denke ich, dass der Autor mit einem unterbezahlten Krankenpfleger, einem britischen Profispieler aus gutem Hause, einer schönen, ehrgeizigen Karrierefrau, einer engagierten, starrköpfigen Polizistin, einem ganzen Set aus Profikillern, einigen kommunistischen Demonstranten und einer liebenswürdigen, bodenständigen Omi mal wieder einen spannenden Protagonisten-Mix geschaffen hat, der den Leser abwechslungsreich durch die Geschichte führt.
Mit seinen kurzen Sätzen und teilweise seltsamen Formulierungen zu Beginn wollte der Autor wohl für Tempo sorgen, brachte bei mir aber leider eher ein Stirnrunzeln hervor. Gegen Ende nach einem spannenden Showdown, einer mitreißenden Rede und mit einem offenen Ausblick bleibt somit ein recht gemischter Eindruck übrig, der insgesamt aber doch auf einen spannenden, gelungenen Thriller verweist.



Fazit:


Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner. Zwar mit anderen thematischen Schwerpunkten und Handlungsrahmen aber dennoch intelligent, mitreißend, brisant und relevant!

Veröffentlicht am 29.03.2019

Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner.

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein ...

Wenn Fiction zur Realität wird macht Marc Elsberg ein Bestseller daraus. So war es zumindest immer mit seinen Romanen wie zum Beispiel "Blackout", "Zero" oder "Helix". Auch hier hat der Autor wieder ein brandaktuelles Thema in einem rasanten Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner geschrieben. Zwar geht die Geschichte etwas in eine andere Richtung als ich das erwartet hätte aber dennoch konnte mich der Thriller überzeugen.

Das Cover ist in seiner Gestaltung recht aufgeregt mit dem aufgewühlten, schäumenden Meer im Hintergrund, das durch die weißen Gischteinsprengsel sehr dynamisch wirkt. Die roten Lettern des Titels stechen deutlich ins Auge und mit dem beladenen Containerschiff, welches das "I" bildet, ist sind die groben Grundthemen "Konsum", "Wirtschaft" und "Nachhaltigkeit" angerissen. Da sich die Handlung hier aber eher auf das Setting Berlin beschränkt und Mathematik und Wirtschaftstheorien in den Vordergrund treten, hätte ich mir aber doch ein etwas anderes Motiv gewünscht. Sehr passend sind jedoch die sieben Unterteilungen in Großkapitel, welche mit Symbolen und Zitaten verziert sind, welche an Stammbäume oder Baumdiagramme erinnern sowie die Zeichnungen und Diagramme, welche das Verständnis der dargestellten Theorien deutlich verbessern. Die Gestaltung wird dann durch das Lesebändchen in der passenden Farbe zum Titel noch abgerundet. Insgesamt also eine stimmige Gestaltung, die sich aber noch ein bisschen mehr auf das Thema hätte konzentrieren können.


Erste Sätze: "Die Straßen brannten. In dichten Schwaden zog Rauch über den Asphalt. Herabstürzenden Meteoren gleich, explodierten Molotowcocktails in Feuerbällen und schwarzem Qualm. Durch den Nebel jagten vereinzelt dunkle Gespenster, tauchten da unter und dort wieder auf. Aus dem Dunst wuchs eine dunkle Menschenfront. Köpfe, Schultern. Plakate, Transparente.
Stoppt die Gier! Wohnen: Ausspekuliert! Bedingungsloses Grundeinkommen! Ich kann mir keine Lobbyisten leisten! Friede jetzt! Tod dem Kapitalismus!"


Mit dieser chaotischen, apokalyptisch angehauchten Szene steigen wir nach einem kurzen Prolog in die Handlung ein. Als eine neue Wirtschaftsblase zu platzen droht, was Millionen von Arbeitsplätzen und Existenzen gefährden würde, gehen Tausende von Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße, ihren Anteil am Wohlstand einzufordern. Auch in Berlin, wo sich auf einem Krisengipfel die Reichen und Mächtigen treffen um eine Lösung zu finden und aus der Krise Profit zu schlagen, sind große Gegendemonstrationen geplant. Mitten in dem Chaos in dem sich Straßenschlachten mit friedlichen Blockaden abwechseln befinden sich der Wirtschaftstheoretiker und Nobelpreisträger Herbert Thompsen und sein Assistent Will Cantor, die auf dem Gipfel eine Rede halten sollen. Als ihr Auto von der Straße abkommt, auf einen Baum knall und völlig ausbrennt geht die Polizei von einem Unfall und der Entzündung durch einen Molotow-Cocktail aus. Doch der junge Zeuge Jan Wutte hat da etwas ganz anders beobachtet. Da ihm die Polizei seine verrückte Geschichte von Männern in grauen Anzügen nicht abkauft und schließlich sogar ihn selbst verdächtig, verschwindet er von der Unfallstelle und beschließt, die Ermittlung selber in die Hand zu nehmen. So kommt es, dass er zusammen mit dem Profispieler Fitzroy Peel und einigen gut organisierten Demonstranten hinter eine gefährliche Verschwörung kommt: die Rede der beiden scheint eine mathematische Formel zu enthalten, die die gesamte bisherige Wirtschaftstheorien auf den Kopf stellt und Wohlstand für alle garantieren könnte. Doch daran ist nicht allen gelegen - und es beginnt eine Verfolgungsjagd durch Berlin...


"Worum geht es denn jetzt?", wollte Jan ungeduldig wissen. "Um alles", sagte Jeanne mehr zu sich als zu ihnen. "Unser Menschenbild. Richtiges Entscheiden. Die Organisation unserer Gesellschaft. Sinnvolle Wohlstandsverteilung. Egoismus, Firmenmanagement, Konfliktlösung..."
"Wenn die beiden recht haben, erschüttert das unsere herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte in ihren Grundfesten."


Da Marc Elsberg in typischer Weise die personale Erzählperspektive von Absatz zu Absatz zwischen den Protagonisten wechseln lässt, ist von Beginn an klar, dass Jan Wutte Recht hat und hinter dem Mord an Thompson und Cantor etwas Größeres steckt. Wer genau der Auftraggeber des Mordkommandos ist und was dessen Motive sind bleibt jedoch lange unklar und so widmen wir uns mit den Protagonisten der rätselhaften Jagd nach der Wahrheit. Dabei erschafft Elsberg diesmal kein globales Weltuntergangsszenario und zieht seine Handlungsstränge nicht über die ganze Welt sondern beschränkt sich auf den Schauort Berlin.

Dabei liest sich die Handlung um das Gerüst wie ein typischer Agenten-Actionfilm. Endlose Verfolgungsjagden, bewaffnete Agenten, brenzlige Straßenschießereien, geheimnisvolle Notizen, plötzliche Entführungen und eine große Verschwörung - auch wenn all diese Elemente weder besonders neu noch wirklich außergewöhnlich sind, bringen sie viel Tempo in die Geschichte und bilden einen Gegenpart zum eher theoretischen, verkopften Herz der Geschichte. An manchen Stellen übertreibt Elsberg vielleicht ein wenig wenn Jan und Fitzroy aus Hotelfenstern auf Dächer klettern, bei einer Gruppe Hausbesetzern Unterschlupf suchen, gegen Profikiller kämpfen und sich selbst in Hochsicherheitsgebiete einschleusen und es scheint als wäre der Autor aus Angst, viele Leser durch die vielen Theorien nicht abzuholen, über das Ziel hinausgeschossen.


"Über den neuen Nationalismus dürfen wir uns nicht wundern. Wenn man jahrzehntelang den Staat zurückdrängt, bleibt vom Nationalstaat nur mehr national. Das fliegt uns jetzt um die Ohren. National. International. (…) Ich habe eine wichtige Rede zu halten", sagte er. "Die das alles hier beenden kann." Er klopfte ihm auf die Schulter. "Wie sagte Churchill? "Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter". Also: Fahren Sie!"


Ein weiterer interessanter Aspekt mit dem der Autor die Geschichte auskleidet und ihr eine besondere Atmosphäre verleiht ist das düstere, chaotische, apokalyptisch anmutende Setting einer Stadt im Ausnahmezustand. Mit seinem Bild um eine politische Konferenz und Demonstrationen zu einer aufkeimenden neuen Wirtschafts- und Finanzkrise bildet er meiner Meinung nach die aktuellen Denkmuster der Gesellschaft gut ab und bleibt mit der Beschreibung einer Situation ähnlich derer in 2008 nahe genug an der Realität um uns die Gefahr deutlich zu machen. Obwohl durch das Setting, die Demonstranten und auch durch die negative Darstellung der Investmentbanker und Staatschefs immer wieder klare politische Kritik mitschwingt, bleiben die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Politik dennoch mehr im Hintergrund als erwartet.

Im Zentrum der Geschichte liegt natürlich die neuartige Rechenart, die Cantor und Thompson auf dem Gipfel als Lösung präsentieren wollten und deren grobe Züge sich Fitzroy und Jan durch Notizen, Karteikarten und viel Hilfe erarbeiten. Durch die Erklärung der komplexen Mathematik mit einer Metapher und konkreten Beispielen, sind die Theorien durchaus laienkompatibel vermittelt, man sollte dennoch eine grundlegende Affinität zu Zahlen mitbringen, damit man nicht von den Zahlenspielen und Grundlagentheorien gelangweilt wird. Die gründlichen Recherchen und das viele Engagement das der Entwicklung der "Bauernfabel" und der erklärenden Zeichnungen zugrunde liegt, kann ich einfach nur bewundern und mir wurde sowohl die Brisanz als auch die Rechnung hinter der Formel verständlich erklärt.


"Wenn die Welt eine Fußballmannschaft arroganter Egoisten ist, wird diese Mannschaft - und damit jeder einzelne ihrer Spieler - auf Dauer gegen Klimawandel, Hunger, Armt, Gewalt und andere Gegner verlieren. Als Mannschaft aus Teamplayern dagegen wird sie langfristige Vorteile für alle schaffen."


Besonders spannend daran finde ich, dass die Theorie auf den wissenschaftlichen Arbeiten des London Mathematical Laboratory aufbauen und deshalb sowohl mathematisch fundiert als auch hochaktuell ist. Wer jetzt aber glaubt, dass mit dieser neuen Denkart alle Probleme unserer Gesellschaft gelöst werden können, ist auf der falschen Fährte. Vielmehr gibt die Geschichte den mathematischen Beweis für das, was den meisten Menschen ohnehin schon längst klar ist: Durch Kooperation und Teilen kann mehr Wachstum und somit mehr Wohlstand für alle erreicht werden als durch Wettbewerb. Das gibt einen Anreiz, ein wenig umzudenken und die Hoffnung, dass sich etwas ändern kann, wenn genügend Menschen verstehen, dass es so nicht weitergehen kann und auch nicht muss.


"Aus Egoismus sollte man zusammenarbeiten. Aus Gier sollte man teilen." (…) "Das sind keine Ideologien, keine vagen Ideen, keine gefühligen Wolkenkuckucksheim-Tanzereien, die keine ihrer Behauptungen belegen können", erklärte Fitz. "Das ist simple Mathematik, wie Sie sehen. Berechenbar. Vorhersagbar."



Was mich jedoch immer wieder aufs Neue an Elsbergs Thrillern stört sind zum Einen seine recht oberflächlich charakterisierten Protagonisten und zum anderen sein abgehackter Stil. Natürlich ist mir klar, dass man auf 448 Seiten und etlichen Perspektivenwechsel keine hochkomplexen, mehrdimensionalen Charakter-Kunstwerke erwarten kann. Dass man aber leider nur sehr wenig über Jan, Fitzroy, Maja und Jeanne erfährt, macht es mir schwerer, ihre Gefahr wirklich nachzuempfinden. Dennoch denke ich, dass der Autor mit einem unterbezahlten Krankenpfleger, einem britischen Profispieler aus gutem Hause, einer schönen, ehrgeizigen Karrierefrau, einer engagierten, starrköpfigen Polizistin, einem ganzen Set aus Profikillern, einigen kommunistischen Demonstranten und einer liebenswürdigen, bodenständigen Omi mal wieder einen spannenden Protagonisten-Mix geschaffen hat, der den Leser abwechslungsreich durch die Geschichte führt.
Mit seinen kurzen Sätzen und teilweise seltsamen Formulierungen zu Beginn wollte der Autor wohl für Tempo sorgen, brachte bei mir aber leider eher ein Stirnrunzeln hervor. Gegen Ende nach einem spannenden Showdown, einer mitreißenden Rede und mit einem offenen Ausblick bleibt somit ein recht gemischter Eindruck übrig, der insgesamt aber doch auf einen spannenden, gelungenen Thriller verweist.



Fazit:


Ein rasanter Science-Thriller über Wachstum und Katerstrophe, Gier und Kooperation, Verlierer und Gewinner. Zwar mit anderen thematischen Schwerpunkten und Handlungsrahmen aber dennoch intelligent, mitreißend, brisant und relevant!