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Veröffentlicht am 23.05.2021

Ein spannender, temporeicher historischer Roman mit starker Heldin...

Die Highlanderin
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Ich habe schon seit Längerem keinen historischen Roman mehr gelesen, da mein großes Problem mit dem Genre ist, dass die Geschichten häufig entweder zum Einschlafen langweilig oder absolut unglaubwürdig ...

Ich habe schon seit Längerem keinen historischen Roman mehr gelesen, da mein großes Problem mit dem Genre ist, dass die Geschichten häufig entweder zum Einschlafen langweilig oder absolut unglaubwürdig aus der Luft gegriffen sind. Mit "Die Highlanderin" hat mich letzte Woche jedoch eine Rezensionsanfrage erreicht, die ich einfach nicht ablehnen konnte, nachdem ich den Klapptext gelesen habe. Assassinen, Medikusse und Highlander vor der Kulisse des schottischen Unabhängigkeitskrieges am turbulenten Anfang des 14. Jahrhunderts? Das klang einfach zu spannend, als dass ich nicht überprüfen könnte, ob diese Mischung tatsächlich funktioniert. Und das tut sie. Und wie. Ich war innerhalb von zwei Tagen mit den gut 500 Seiten durch und auch wenn ich ein paar Punkte zu kritisieren hätte, bin ich froh, dass die Geschichte zu mir gefunden hat.

Das Cover des Aufbau Verlags zeigt eine Frau mit wehendem Kleid und roten geflochtenen Haaren vor einer rauen, gewitterumwölkten Landschaft, über der der Titel in großen, goldenen Letter schwebt. Auch wenn es eine sehr typische Aufmachung für einen historischen Roman ist, gefällt mir die Gestaltung als Ganzes sehr gut. Schade ist nur, dass die abgebildete Frau nur sehr wenig an unsere Protagonistin Enja erinnert, die zum einen sehr helle, fast schon weiße Haare hat und zum anderen keine Kleider trägt. Innerhalb der Buchdeckel ist die Geschichte in 20 größere Kapitel geteilt, die jeweils abwechselnd auf zwei Zeitebenen spielen. Jene Kapitel sind dann nochmal in kürzere Szenen gegliedert, sodass man auch als Fan von kurzen Kapiteln auf seine Kosten kommt.


Erster Satz: "Welcher Teufel hat mich nur geritten!"


Trotz der sehr starken Anfangsszene, in der wir unsere Protagonistin Enja während eines Mordanschlags auf einen englischen Baron kennenlernen, habe ich mir mit dem Einstieg in die Geschichte eher schwergetan. Das lag vor allem an der eher seltsamen, verschachtelten Erzählweise, die Eva Fellner für ihre Geschichte gewählt hat. Statt durchgängig aus der Sicht von Enja zu erzählen, wechseln sich hier Er-Erzähler aus den Perspektiven von wichtigen Nebenfiguren wie Hal oder James und auktoriale Zwischenepisoden mit dem personalen Ich-Erzähler ab. Schon während des ersten Kapitels gibt es drei solcher Perspektivenwechsel und auch noch einen Zeitsprung von wenigen Tagen, was mir das Ankommen stark erschwert hat. Dazu kommt, dass die Autorin hier nicht nur mit ihren Erzählperspektiven jongliert, sondern der Roman wie bereits erwähnt auf zwei Zeitebenen rangiert, die abwechselnd in jedem Kapitel verfolgt werden. Im ersten Handlungsstrang, der im Mai 1307 in Schottland beginnt, ist unsere erwachsene Protagonistin Enja in die Wirren des schottischen Unabhängigkeitskrieges verstrickt und kämpft zwischen den Fronten des englischen und des schottischen Königs um einen friedlichen Ort zum Leben für sich und ihre Lieben. Ihre Neutralität als Landbesitzerin im schottisch-englischen Grenzland muss sie aufgeben, als sie sich in einen schottischen Clanführer verliebt...

Der zweite Handlungsstrang startet 1289 in Island und erzählt Schritt für Schritt, wie die damals noch kleine Enja von ihren Eltern auf eine Reise ohne Rückkehr geschickt, sie durch Menschenhändler in den Orient verschleppt wird und dort von einer Station zur nächsten verschiedene Ausbildungen durchläuft. Die Einbindung von Enjas Vorgeschichte als gleichwertiger Handlungsstrang, der abwechselnd mit der Haupthandlung verläuft, ist kein ganz neues, aber ein eher ungewöhnliches Konzept, mit welchem ich mich erst anfreunden musste. Auf der einen Seite macht diese Vorgeschichte, die Schritt für Schritt erzählt, wie sie zu der Frau geworden ist, die wir in Schottland handeln und kämpfen sehen die Haupthandlung gerade erst interessant. Denn natürlich fragt man sich beim Lesen, wie eine hellhaarige Isländerin mit Sklaventattoo auf der Stirn und einer Entourage an seltsamen, diversen Gestalten überhaupt mitten im schottischen Unabhängigkeitskrieg gelandet ist. Auf der anderen Seite wirkt der Aufbau ein wenig zu verzettelt und an einigen Stellen unstringent.


"Kannst du es hören? Dort schlägt das Herz einer Löwin, dort fließt das Blut einer Königin, stolz und stark! Du gehörst nicht hierher!"


Um zu erklären, weshalb ich das so empfunden habe, muss ich etwas weiter ausholen. Die Zeitsprünge und Erzählperspektiven-Wechsel könnten wohlwollend als "interessant" oder "anspruchsvoll" betitelt werden, im Endeffekt führte diese eher verworrene Erzählweise jedoch dazu, dass gerade der Anfang sehr verwirrend für mich war und mich Enjas Geschichte nur schwer fesseln konnte. Mit der Zeit gelangt man dann zwar besser in die Geschichte, ich war aber immer wieder zu Beginn eines neuen Abschnitts verwirrt und musste mich erst kurz gedanklich sortieren, wer jetzt von was in welcher Zeit erzählt. Mit der Zeit ist mir dann jedoch aufgefallen, dass mir die Rückblick-Passagen, welche ja wie gesagt von Enjas Abenteuer im Orient erzählen, besonders gut gefallen haben und ich jedes Mal, wenn wir zur "Jetzt-Zeit" wechselten, fast etwas enttäuscht war. Das hängt natürlich ein bisschen damit zusammen, dass die Mischung aus Orient, Sklaven, Assassinen, Haremsdienerinnen, Medikusse und Kreuzzüge wahnsinnig spannend war. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, denn auch auf dem späteren Handlungsstrang passiert eine ganze Menge.

Der Hauptgrund, weshalb mich die Vorgeschichte mehr fesseln konnte, als die eigentliche Handlung liegt bei der Protagonistin Enja selbst. Denn dadurch, dass wir in der Haupthandlung noch eine Menge Verständnislücken haben, sind wir beim Lesen emotional viel näher an der jungen Enja, als an der stahlharten Kriegerin, zu der sie später wird. Mit der Zeit verstehen wir auch, weshalb unsere Heldin mit der Zeit deutlich abgestumpft ist und lernen mehr über ihren Weg, die Figuren, die wir später an ihrer Seite sehen und können uns so mit der Zeit auch mehr mit der erwachsenen Enja identifizieren. Dennoch blieb sie mir als Figur selbst über die meiste Zeit der Geschichte viel zu fern, da sich die Autorin schlichtweg in all dem Abenteuer nicht genügend Zeit für die Gefühle der Figuren nimmt.


"Ich werde einen Weg herausfinden. Niemand wird es schaffen, mich zu brechen... und eines Tages werde ich dich zu mir holen und wir werden frei sein, frei wie der Wind."


Dabei meine ich gar nicht nur die "Liebesgeschichte", die sich erst auf den letzten Seiten entwickelt und auch nur eine sehr kleine Rolle spielt, sondern vor allem von Enjas emotionaler Reifung oder allgemein ihren Gefühlen, die trotz der sehr nahen Ich-Perspektive nur in geringem Maße auf uns Leser übertragen werden. Versteht mich nicht falsch, die taffe Kriegerin Enja ist ohne Zweifel eine äußerst interessante Figur - vor allem im gegebenen historischen Kontext. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir aber mehr Emotionen von ihr gewünscht, um wirklich rund zu sein. Sie steht in fast jeder Situation stark und unerschütterlich da, entfernt sich durch ihre geringe Emotionale Schwingungsfähigkeit aber deutlich vom Leser.

Neben der im Laufe der Zeit immer größer werdenden Distanz zwischen Leser und Protagonistin ergibt sich noch eine weitere Schwierigkeit aus dem geteilten Aufbau des Romans. Die Geschichte funktioniert als Ganzes erstaunlich gut, ist aber deutlich überfüllt. Zwar gehen die einzelnen Motive - Wikinger, Orient, Medicus, Harem, Assassinen, Highlander, Krieg - überraschend flüssig ineinander über, die teilweise großen Zeitsprünge sorgen jedoch dafür, dass die einzelnen Parts nicht ausreichend auserzählt werden können. So verschwendet die Autorin eine Menge Potential. Ich an ihrer Stelle hätte ich auf entweder den einen oder den anderen Handlungsstrang auf einer der beiden Zeitebenen fokussiert, um die Zusammenhänge flüssiger darzustellen und ihrer Hauptfigur mehr Tiefe geben zu können. Denn während der Rückblick-Strang auf ein ganz klares Ziel zuläuft - nämlich zu erklären, wie Enja als Prinzessin in Schottland gelandet ist -, springt die Haupthandlung eher ziellos von einer actionreichen Szene zur nächsten. Zwar taucht James Douglas immer wieder auf und auch das Spannungsgefüge zwischen dem englischen und schottischen König ist spannend erzählt, einen wirklichen roten Faden gibt es dabei aber nicht (oder zumindest wurde mir keiner klar) und mir war bis zum Ende nicht klar, worauf die Geschichte hinauslaufen würde.


"Sein Leben hatte nun Allah in der Hand. Ab jetzt würde sich einiges ändern, ja, vielleicht auch zum Guten. Er entließ seine Gedanken in einen tiefen Schlaf voller schöner Bilder, sein alter Körper schwebte schwerelos und schmerzfrei in einem sanften Traum. In der Luft lag der leicht bittere Geruch von Mohn."


Das klingt jetzt vielleicht erstmal positiv, denn wenn ich das wüsste, wäre die Geschichte ja vorhersehbar, oder nicht? Nein, "Die Highlanderin" trudelt im letzten Drittel eher ziellos umher und anstatt die aufgebaute Spannung weiter zu nutzen, endet der Roman abrupt in einer der wichtigsten Szenen mit tausenden offenen Fragen. Auch der Vergangenheitsstrang endet auf halbem Weg einfach und schafft es nicht, wie zu Beginn erwartet den Kreis zu schließen, sodass wir mit Enja in Schottland ankommen würden. Mir ist klar, dass es noch eine Fortsetzung geben soll und gewisse Cliffhanger sind auch gerne gesehen, hier wird jedoch so vieles abgewürgt, dass der Roman im Gesamten als unrund erscheint.

Jetzt habe ich relativ ausführlich zu erklären versucht, weshalb der Aufbau der Geschichte auf mich etwas verwirrend und nicht ganz stimmig gewirkt hat. Dennoch möchte ich nochmal hervorheben, dass ich den Roman alles in allem mochte und deshalb mit einigen positiven Punkten abschließen. Mir hat zum Beispiel sehr gut gefallen, dass man die Geschichte sowohl als historischen Roman, als auch als Abenteuerroman lesen kann, da "Die Highlanderin" sich zu keinem Zeitpunkt in langen Ausführungen oder Erklärungen des politischen Klimas etc. verliert, sondern sich stark auf die Erlebnisse der Protagonisten konzentriert. Für den ein oder anderen Leser werden die Erklärungen oder Einbettungen in den historischen Kontext vielleicht etwas zu knapp gerade sein, mir hat der Fokus aber gut gefallen, da es nichts Anstrengenderes gibt, als historische Romane, die zu stark von der Handlung abweichen und sich im belanglosen Inforausch verzetteln. Spannend ist auch, dass Eva Fellner hier Wahres mit Fiktion mischt und vergangene Zeiten auf eher moderne Einstellungen treffen lässt. Die Frage, ob alles, was hier passiert, wirklich realistisch ist, fegt die Autorin dabei sehr geschickt vom Tisch, in dem sie die Figuren selbst erkennen lässt, dass Enja erstaunlich viel Glück zu haben scheint. "Die Highlanderin" landet zwar nicht wirklich in der Mystik-Schiene, die Enjas weitsichtige Instinkte oder ihr Talent, sich wahnsinnig schnell anzupassen, oder zu heilen, mit Magie zu erklären versucht. Durch das Einbinden von Vorsehung, Schicksal und Religion wird das unwahrscheinlich Erscheinende jedoch passend eingebettet, sodass es im Gesamtkontext stimmig wirkt.



Fazit:

Ein spannender, temporeicher historischer Roman mit starker Heldin, der jedoch durch viele Zeitsprünge und Perspektivenwechsel an Stringenz einbüßt und nie in einen richtigen Handlungsfluss findet.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine süße, aber flache Märchenadaption...

Beastly
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Die Eindrücke:

Handlung: Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen und Verfilmungen, die alle demselben Schema folgen: eitler, gutaussehender Schnösel verärgert Hexe und wird daraufhin in ein Biest verwandelt, bis es seine wahre Liebe findet. Dieses Motiv genau wie die häufig dazugehörenden Rosen, Verbannung durch die Eltern und ein abgeschiedenes großes Haus/Schloss lassen sich auch in dieser modernen Umsetzung wiederfinden. Interessant ist, dass es sich hier um Teenager handelt, die Geschichte in New York spielt und Lindy eher durchschnittlich ist, statt einer umwerfenden Schönheit. Alex Flinn hat hier also ein bekanntes Märchen etwas moderner und mit genügend leichten Abwandlungen, dass die Geschichte trotz klaren Verlaufs spannend blieb. Eingeteilt ist die süße Liebesgeschichte in 6 Teile plus einen Epilog, die immer wieder durch Einschübe aus einer Chatgruppe unterbrochen werden, in der auch andere Märchenfiguren vorkommen und über ihr Leid in der modernen Welt klagen. Auch wenn dies ein netter Zusatz ist, bleiben diese Nebengeschichten nur leichte Andeutungen und am Stil dieser Unterhaltungen merkt man auch stark, dass die Geschichte 2007 geschrieben wurde - wie hier würden sich keine Jugendlichen online unterhalten.

Figuren: Den beiden Hauptfiguren fehlt es leider ordentlich an Tiefgang. Zwar steht hier die Entwicklung Kyles/Adrians im Vordergrund und mit dem Loslösen von seinem Vater, der Einsamkeit in seinem Haus in New York, seinen Gewissensbissen, als er Lindy entführt und seine zarten Gefühle, als aus Gefangenschaft Freundschaft wird, werden einige spannende Konflikte aufgezeichnet - alle Entwicklungen gehen hier aber sehr schnell und lassen sich manchmal nur nachvollziehen und nicht nachempfinden. Besonders schade fand ich jedoch, dass durch die alleinige Erzählweise aus Kyles/Adrians Ich-Perspektive Lindy als Figur und damit auch ihre Gefühle sehr blass blieben. Für die Idee, die Geschichte aus Sicht des "Biests" zu erzählen, gibt´s zwar Pluspunkte, von einer epischen Liebesgeschichte kann hier aber in diesem Format nicht die Rede sein - zu kindlich und naiv sind die beiden noch. Eher würde ich "Beastly" als Entwicklungsgeschichte zweier im Stich gelassener Jugendlicher, die zueinander finden, beschreiben.

Schreibstil: Passend dazu ist der Schreibstil der Autorin sehr einfach und jugendlich. Wer schon etwas älter ist und elaboriertere Geschichten gewohnt ist, wird ab und an nicht umhin kommen, einmal die Augen zu verdrehen. Für anspruchslosere Leser oder eine Zielgruppe von 12-17 ist "Beastly" jedoch eine genau richtige Lektüre für zwischendurch.



Die Zitate


"Wenn ich mich noch mehr anstrengte, könnte sie vielleicht darüber hinwegsehen und mein wahres Ich erkennen. Nur dass ich selbst nicht einmal mehr wusste, was "mein wahres Ich" war. Ich war verwandelt worden - nicht nur mein Körper, sondern alles."

"Lindy, du hast mich geliebt, als ich noch nicht mal menschlich war. Du hast mich geküsst, als ich keine Lippen hatte. Du hast erkannt, was tief in mir schlummerte, als ich mir selbst noch nicht ganz darüber im Klaren war."




Das Urteil

"Beastly" ist eine süße und charmante Märchenadaption, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die jedoch weder inhaltliche noch emotionale Tiefe erreicht. Für jüngere oder anspruchslosere Leser empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine süße, aber flache Märchenadaption...

Beastly
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Die Eindrücke:

Handlung: Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen und Verfilmungen, die alle demselben Schema folgen: eitler, gutaussehender Schnösel verärgert Hexe und wird daraufhin in ein Biest verwandelt, bis es seine wahre Liebe findet. Dieses Motiv genau wie die häufig dazugehörenden Rosen, Verbannung durch die Eltern und ein abgeschiedenes großes Haus/Schloss lassen sich auch in dieser modernen Umsetzung wiederfinden. Interessant ist, dass es sich hier um Teenager handelt, die Geschichte in New York spielt und Lindy eher durchschnittlich ist, statt einer umwerfenden Schönheit. Alex Flinn hat hier also ein bekanntes Märchen etwas moderner und mit genügend leichten Abwandlungen, dass die Geschichte trotz klaren Verlaufs spannend blieb. Eingeteilt ist die süße Liebesgeschichte in 6 Teile plus einen Epilog, die immer wieder durch Einschübe aus einer Chatgruppe unterbrochen werden, in der auch andere Märchenfiguren vorkommen und über ihr Leid in der modernen Welt klagen. Auch wenn dies ein netter Zusatz ist, bleiben diese Nebengeschichten nur leichte Andeutungen und am Stil dieser Unterhaltungen merkt man auch stark, dass die Geschichte 2007 geschrieben wurde - wie hier würden sich keine Jugendlichen online unterhalten.

Figuren: Den beiden Hauptfiguren fehlt es leider ordentlich an Tiefgang. Zwar steht hier die Entwicklung Kyles/Adrians im Vordergrund und mit dem Loslösen von seinem Vater, der Einsamkeit in seinem Haus in New York, seinen Gewissensbissen, als er Lindy entführt und seine zarten Gefühle, als aus Gefangenschaft Freundschaft wird, werden einige spannende Konflikte aufgezeichnet - alle Entwicklungen gehen hier aber sehr schnell und lassen sich manchmal nur nachvollziehen und nicht nachempfinden. Besonders schade fand ich jedoch, dass durch die alleinige Erzählweise aus Kyles/Adrians Ich-Perspektive Lindy als Figur und damit auch ihre Gefühle sehr blass blieben. Für die Idee, die Geschichte aus Sicht des "Biests" zu erzählen, gibt´s zwar Pluspunkte, von einer epischen Liebesgeschichte kann hier aber in diesem Format nicht die Rede sein - zu kindlich und naiv sind die beiden noch. Eher würde ich "Beastly" als Entwicklungsgeschichte zweier im Stich gelassener Jugendlicher, die zueinander finden, beschreiben.

Schreibstil: Passend dazu ist der Schreibstil der Autorin sehr einfach und jugendlich. Wer schon etwas älter ist und elaboriertere Geschichten gewohnt ist, wird ab und an nicht umhin kommen, einmal die Augen zu verdrehen. Für anspruchslosere Leser oder eine Zielgruppe von 12-17 ist "Beastly" jedoch eine genau richtige Lektüre für zwischendurch.



Die Zitate


"Wenn ich mich noch mehr anstrengte, könnte sie vielleicht darüber hinwegsehen und mein wahres Ich erkennen. Nur dass ich selbst nicht einmal mehr wusste, was "mein wahres Ich" war. Ich war verwandelt worden - nicht nur mein Körper, sondern alles."

"Lindy, du hast mich geliebt, als ich noch nicht mal menschlich war. Du hast mich geküsst, als ich keine Lippen hatte. Du hast erkannt, was tief in mir schlummerte, als ich mir selbst noch nicht ganz darüber im Klaren war."




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"Beastly" ist eine süße und charmante Märchenadaption, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die jedoch weder inhaltliche noch emotionale Tiefe erreicht. Für jüngere oder anspruchslosere Leser empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine süße, aber flache Märchenadaption...

Beastly
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Handlung: Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen ...

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Handlung:
Zugegebenermaßen präsentiert uns Alex Flinn in "Beastly" nicht viel Neues. Das französische Volksmärchen "Die Schöne und das Biest" gibt es mittlerweile in etlichen Romanversionen und Verfilmungen, die alle demselben Schema folgen: eitler, gutaussehender Schnösel verärgert Hexe und wird daraufhin in ein Biest verwandelt, bis es seine wahre Liebe findet. Dieses Motiv genau wie die häufig dazugehörenden Rosen, Verbannung durch die Eltern und ein abgeschiedenes großes Haus/Schloss lassen sich auch in dieser modernen Umsetzung wiederfinden. Interessant ist, dass es sich hier um Teenager handelt, die Geschichte in New York spielt und Lindy eher durchschnittlich ist, statt einer umwerfenden Schönheit. Alex Flinn hat hier also ein bekanntes Märchen etwas moderner und mit genügend leichten Abwandlungen, dass die Geschichte trotz klaren Verlaufs spannend blieb. Eingeteilt ist die süße Liebesgeschichte in 6 Teile plus einen Epilog, die immer wieder durch Einschübe aus einer Chatgruppe unterbrochen werden, in der auch andere Märchenfiguren vorkommen und über ihr Leid in der modernen Welt klagen. Auch wenn dies ein netter Zusatz ist, bleiben diese Nebengeschichten nur leichte Andeutungen und am Stil dieser Unterhaltungen merkt man auch stark, dass die Geschichte 2007 geschrieben wurde - wie hier würden sich keine Jugendlichen online unterhalten.

Figuren: Den beiden Hauptfiguren fehlt es leider ordentlich an Tiefgang. Zwar steht hier die Entwicklung Kyles/Adrians im Vordergrund und mit dem Loslösen von seinem Vater, der Einsamkeit in seinem Haus in New York, seinen Gewissensbissen, als er Lindy entführt und seine zarten Gefühle, als aus Gefangenschaft Freundschaft wird, werden einige spannende Konflikte aufgezeichnet - alle Entwicklungen gehen hier aber sehr schnell und lassen sich manchmal nur nachvollziehen und nicht nachempfinden. Besonders schade fand ich jedoch, dass durch die alleinige Erzählweise aus Kyles/Adrians Ich-Perspektive Lindy als Figur und damit auch ihre Gefühle sehr blass blieben. Für die Idee, die Geschichte aus Sicht des "Biests" zu erzählen, gibt´s zwar Pluspunkte, von einer epischen Liebesgeschichte kann hier aber in diesem Format nicht die Rede sein - zu kindlich und naiv sind die beiden noch. Eher würde ich "Beastly" als Entwicklungsgeschichte zweier im Stich gelassener Jugendlicher, die zueinander finden, beschreiben.

Schreibstil: Passend dazu ist der Schreibstil der Autorin sehr einfach und jugendlich. Wer schon etwas älter ist und elaboriertere Geschichten gewohnt ist, wird ab und an nicht umhin kommen, einmal die Augen zu verdrehen. Für anspruchslosere Leser oder eine Zielgruppe von 12-17 ist "Beastly" jedoch eine genau richtige Lektüre für zwischendurch.



Die Zitate


"Wenn ich mich noch mehr anstrengte, könnte sie vielleicht darüber hinwegsehen und mein wahres Ich erkennen. Nur dass ich selbst nicht einmal mehr wusste, was "mein wahres Ich" war. Ich war verwandelt worden - nicht nur mein Körper, sondern alles."

"Lindy, du hast mich geliebt, als ich noch nicht mal menschlich war. Du hast mich geküsst, als ich keine Lippen hatte. Du hast erkannt, was tief in mir schlummerte, als ich mir selbst noch nicht ganz darüber im Klaren war."




Das Urteil

"Beastly" ist eine süße und charmante Märchenadaption, die man in wenigen Stunden durchlesen kann, die jedoch weder inhaltliche noch emotionale Tiefe erreicht. Für jüngere oder anspruchslosere Leser empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Konnte mich leider nicht wirklich abholen...

Working Late
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Zugegebenermaßen habe ich bislang noch nicht allzu viele skandinavische Übersetzungen gelesen, die KEINE Thriller oder Krimis waren. Der neue New Adult Roman "Working Late" von der schwedischen Newcomer ...

Zugegebenermaßen habe ich bislang noch nicht allzu viele skandinavische Übersetzungen gelesen, die KEINE Thriller oder Krimis waren. Der neue New Adult Roman "Working Late" von der schwedischen Newcomer Autorin Helene Holmström, der letzte Woche im LYX Verlag erschienen ist, war da die perfekte Gelegenheit mit diesem Klischee aufzuräumen. Leider bin ich von Anfang an nur schwer in die Geschichte hineingekommen und muss nach 464 durchwachsenen Seiten feststellen, dass mich der Roman nicht wirklich abholen konnte.

Das Cover ist eine typische LYX-Schönheit inklusive Skyline, geometrischen Figuren und verträumten Lichtpunkten. Ich kenne mich mit Skylines zwar nicht besonders gut aus, vermute aber, dass hier die des Settings Stockholm abgebildet ist, in dem der Großteil der Handlung spielt. Durch die blau-lila-Farbgebung wirkt das Cover zudem klassisch-schick und leidenschaftlich. Was die sonstige Gestaltung anbelangt war ich in erster Linie erstaunt über die Dicke der Geschichte - mit fast 500 Seiten und 46 Kapiteln ist die Liebesgeschichte ein bisschen über dem Durchschnitt -, welche ich nach dem eher holprigen Start jedoch bald verflucht habe.


Erster Satz: "Schon am ersten Tag bei Svärdh & Partner war Charlotta Kvist klargeworden, dass die Dozenten an der Uni nicht die Wahrheit gesagt hatten."


Ich hatte hier eine typische Office-Romance mit anspruchsvollen Chefs, Überstunden im Büro, After-Work-Partys mit Unmengen an Champagner, fiese Konkurrenten um Beförderungen und einer leidenschaftlichen, verbotenen Affäre erwartet. Ersteres habe ich auch alles erhalten, ganz als hätte die Autorin die insgeheime Office-Romance-Checkliste abgearbeitet, was die leidenschaftliche Liebesgeschichte anbelangt, schneidet die Geschichte jedoch sehr schlecht ab, was an verschiedenen Aspekten gelegen hat. Der erste und wichtigste Grund zuerst: Der juristische Fall und die folgenden Gerichtsverhandlungen, in die Charlotta und Ignacio verwickelt sind, sowie deren berufliche Entwicklungsgeschichten nehmen sehr viel Raum ein. Bevor ich anfange zu meckern muss ich zugeben, dass ich ein substanzielles Thema, um das sich eine Liebesgeschichte dreht, grundsätzlich als positiv einschätze, da ich es schade finde, wenn sich die Handlung auf das reine Aufeinandertreffen der Love Interest beschränkt und andere Kontexte nur als Vorwand benutzt wird, um deren Anziehung zu steigern. Leider nehmen die juristischen Abhandlungen und die Schilderungen des Arbeitsalltags der Figuren hier für meinen Geschmack zu stark Überhand, sodass sich manche Stellen stark ziehen und eher trocken lesen.


"Wenn es etwas gibt, was Carl-Adam mir beigebracht hat, dann, dass man stärker davon wird, wenn man sich traut, von jemandem abhängig zu sein."


Die Frage nach der Verantwortung eines Großunternehmens für einen Unfall in einer südamerikanischen Fabrik, die für den Konzern zum Dumpingtarif billige Kleider produziert, ist definitiv ein wichtiges und aktuelles Thema und wird durch die Autorin, die selbst Juristin ist, realistisch und ausführlich dargelegt. So ausführlich, dass ich zwischendurch eher an einen Wirtschaftskrimi erinnert war, statt an eine Liebesgeschichte. Versteht mich also nicht falsch - für die detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Thema verdient die Autorin meinen Respekt, ich hätte mir aber einen Mittelweg in der Umsetzung gewünscht, der mehr Raum für Gefühle und Atmosphäre lässt. An letzteren mangelt es "Working Late" nämlich leider, was auch im Schreibstil der Autorin mitbegründet ist. Nicht dass es nicht um emotionale Themen gehen würde - Helene Holmström spricht unter anderem Mobbing, Flucht, Wurzeln und Insuffizienzgefühle an -, es fehlte mir hier einfach der Zauber, der die dargestellten Emotionen auf den Leser überträgt. Dazu trägt auch die eher distanzierte, auktoriale Erzählweise bei, die in manchen Szenen aus einer einfachen Aneinanderreihung von "Sie tat dies. Sie tat das. Danach sagte sie folgendes" bestand. Sehr sachlich und konstruiert wirkten auch die wenigen erotischen Szenen und beinahe alle romantischen Annäherungen der Figuren. Ob die Autorin nun von sich aus sehr nüchtern schreibt, oder die fehlende Magie von der Übersetzung aus dem Schwedischen herrührt, kann ich schlecht einschätzen.


"Lass es uns versuchen und einander eine Chance geben. Lass uns dem hier eine Chance geben."


Fest steht, dass das nicht das ist, was ich mir von einer Liebesgeschichte wünschen würde und mich keiner der Handlungsstränge wirklich catchen konnte. Jaaa, ihr habt richtig gelesen, Handlungsstränge, Plural. Helene Holmström erzählt uns im Grunde drei Liebesgeschichten parallel. Neben der Prozessanwältin Charlotta und dem Experten für Menschenrechte des angeklagten Unternehmens Gaia, Ignacio, erzählen auch jeweils deren Vorgesetzte, die Kanzleipartnerin Dessie und Gaia-Geschäftsführer Christopher aus ihrer Perspektive von ihren Liebesabenteuern. Zudem verfolgen wir die Hochzeitsvorbereitungen von Carl-Adam und Jack, welche die jeweils besten Freunde von Charlotta und Ignacio sind. Auch dabei gilt: grundsätzlich habe ich über zusätzliche Perspektiven und Handlungsstränge überhaupt nichts einzuwenden, in "Working Late" haben mich aber einige Dinge gestört. Erstens kamen die Nebenhandlungsstränge sehr unerwartet, da die anderen Figuren im Klapptext mit keinem Wort erwähnt sind. Zweitens wird der Wechsel der Perspektiven nicht angezeigt, was in Kombination mit dem auktorialen Erzähler in einigen Szenen zu Verwirrungen bei mir geführt hat. Und drittens bringen die zwei zusätzlichen Geschichten die Haupthandlung weder inhaltlich weiter, noch schaffen sie es, mit Spannung über Flauten hinwegzuhelfen. Im Gegenteil: Dessies und Christophers Geschichte lenkt meines Erachtens nur noch mehr von den beiden Hauptfiguren ab, deren Beziehung aufgrund des sehr dominanten Falls ohnehin schon wenig Zeit blieb und bleibt so oberflächlich, dass sie am Ende noch nicht einmal richtig aufgelöst wurde. Ich schließe mich also auch vielen meiner VorrezensentInnen an und schließe, dass ich die Nebenhandlungsstränge lieber weggelassen hätte.

Ich halte fest: der inhaltliche Kern der Geschichte hatte definitiv Überlänger, was zu einigen trockenen Passagen geführt hat, welche die drei im Grunde sympathischen Liebesgeschichten aufgrund mangelnder emotionaler Tiefe auch nicht aufpeppen konnten. Ein richtiger Reinfall war "Working Late" aber dennoch nicht und das lag nicht nur an den zuvor schon berichteten spannenden Grunddiskussionen zu Nachhaltigkeit, Menschenrechten und Verantwortung, sondern auch am Setting in Stockholm. Denn während Helene Holmström es versäumt, uns große Gefühle zu vermitteln, kommt man in den 464 Seiten ganz schön rum, ohne sich jedoch wie auf einer Sightseeing-Tour zu fühlen. Wir besuchen mit den Figuren zusammen Cafés, Bars, Clubs, Restaurants, Feste, sowie ein Food-Festival und merken dabei jeder Schilderung an, dass die Autorin mit ihrer Familie in Stockholm lebt und deren Lebensgefühl dadurch sehr authentisch einfangen kann. Am besten gefallen haben mir die Ausflüge aufs Land und in die Vergangenheit der Figuren, bei denen man die schwedische Lebensweise wunderbar kennenlernen kann. All das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass "Working Late" nicht gerade Begeisterungsstürme bei mir ausgelöst hat. Auch das Ende wirkt ein bisschen fad, emotions- und einfallslos - es hatte einfach kaum etwas Besonderes an sich und hätte auch hinter 10 andere Romane gepasst - und lässt mich deshalb sehr unsicher zurück, ob ich die beiden kommenden Bände der Trilogie auch noch lesen will.




Fazit:


"Working Late" ist ein eher komplizierter Roman mit überlangem Prozess und zu vielen Nebenhandlungen, um die Liebesgeschichte lebendig werden zu lassen. Zwar sind Setting und inhaltlicher Kern grundsätzlich interessant, mir haben jedoch emotionale Tiefe, eine packende Atmosphäre und ein zufriedenstellendes Ende gefehlt.

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