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Veröffentlicht am 12.12.2020

Über weite Teile viel Schönes dabei, aber mit Mängeln im Aufbau!

Dein perfektes Jahr
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Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter ...

Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter Versuch und auch wenn mich die Geschichte von Hannah und Jonathan nicht ganz so überzeugen konnte, wie die von Ella und Oscar, kann ich diesen zauberhaften Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe nur weiterempfehlen!

Auch für "Dein perfektes Jahr" hat sich der Lübbe Verlag mal wieder eine sehr verträumte, exzentrische, aber wunderschöne Gestaltung ausgedacht, welche wunderbar zur Geschichte passt. Auf einem dunkelblauen, an einen Nachthimmel erinnernden Hintergrund ist der Titel in großen bunten Buchstaben im Handlettering-Stil umgeben von liebevollen Verzierungen zu sehen. Blumenranken, Herzen, Vögel, Sterne, Hufeisen und die Silhouetten zweier Personen geben der Gestaltung einen verspielten Touch und lassen das Buch zusammen mit dem pinken Buchschnitt und dem lilafarbenen Lesebändchen edel und kitschig zugleich aussehen. Auch die innere Gestaltung gefällt mir gut. Die einzelnen Kapitel, die genau die richtige Länge besitzen, werden mit dem Namen des erzählenden Protagonisten und dem jeweiligen Datum begonnen, was angesichts des komplizierten Handlungsaufbaus sehr hilfreich ist.


Erster Satz: "Jonathan N. Grief war nicht zufrieden."


Charlotte Lucas erzählt hier nämlich keine einfache, chronologische Begegnung-zu-Liebe-Geschichte, sondern hat sich für das Glück ihrer Protagonisten etwas ganz Besonderes ausgedacht. Worauf genau diese originelle Idee und der ausgeklügelte Aufbau hinausläuft, will ich an dieser Stelle nicht verraten, um neugierigen Lesern nichts vorwegzunehmen. Nur so viel: Rechnet nicht mit einer schnulzigen, vorhersehbaren 08/15-Liebesgeschichte, wie es sie zu Genüge gibt. Was folgt ist die tragisch-komische Geschichte einer Frau, die versucht auch bei Schicksalsschlägen nicht ihre positive Einstellung zu verlieren und eines Mannes, der durch einen Zufallsfund sein Leben umkrempelt. "Dein perfektes Jahr" ist kein bloßer Feelgood-Roman - Er trägt ganz leise versteckt eine wundervolle Botschaft, tolle Ideen und kleine Anspielungen in sich und berührt mit zarten Zwischentönen. Mit den vielen schönen Anregungen, philosophischen Gedanken und der deutlichen Message, das Leben positiv anzugehen, Spuren in die Zukunft zu legen und im Jetzt zu leben, die wir zur gut durchdachten Handlung on top erhalten, ist die "Dein perfektes Jahr" also eine über weite Teile "wundervoll warmherzige Geschichte", um mal einen Protagonisten aus dem Roman zu zitieren.


"Sich Sorgen machen ist wie ein Schaukelstuhl - man ist zwar beschäftigt, aber man kommt nicht voran."


Das Problem, weshalb ich das Anhängsel "über weite Teile" nicht durch ein "rundum" ersetzen konnte? Leider startet die Geschichte sehr langsam und undurchsichtig (was allein noch nicht negativ anzumerken wäre) und benötigt darüber hinaus über 200 Seiten, um richtig Fahrt aufzunehmen. Im sehr langen Einstieg nimmt sich die Autorin viel Zeit, um uns in das Leben von Hannah und Jonathan einzuführen, wobei sie bei Hannah zwei Monate vor Jonathan startet. Wir bringen also das erste Drittel des Romans damit zu, mit Hannah über die Eröffnung ihres neuen Kinder-Event-Ladens nachzugrübeln, sich über ihren Freund Simon zu ärgern, der nach seiner Kündigung einfach nicht von der Couch hochkommt, was sich mit Jonathans Joggingrunden, Beschwerdebriefe an diverse Mitmenschen und einer ereignislosen Tagesroutine abwechselt. Etwas Schwung und Mysterium kommt nur durch Jonathans Kalender-Fund in die Geschichte, da sowohl er, als auch wir Leser aber sehr lange im Dunkeln tappen, wer ihm wohl ein ausgefülltes Filofax mit Anregungen für das nächste Jahr an seinen Fahrradlenker gehängt hat, konnte mich der Einstieg nicht besonders fesseln.


„Es gibt zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Leben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.“


Erst ab dem Punkt, an dem man zu ahnen beginnt, wie die beiden Handlungsstränge von Hannah und Jonathan zusammenhängen, kann man die Geschichte kaum mehr aus der Hand legen, da man wissen will, was Schwäne, Kalender, Zeitungsannoncen, überraschende Autofunde, Tarot-Vorhersagen und nächtliche Begegnungen mit Pudeln miteinander zu tun haben und ob die beiden ihr Happy End erhalten. Da dies aber erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Geschichte passiert, bleiben ihr Kennenlernen und die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln nur recht flott zwischen großen Zeitsprüngen verstaut. Ich hätte mir also insgesamt eine Kürzung der Einleitung und einen stärkeren Schwerpunkt auf dem letzten Teil der Geschichte gewünscht. Denn nur dieser konnte mit seinen schicksalhaften Verstrickungen, den vielen Gefühlen und den unvorhergesehenen Wendungen wirklich mitreißen.


"Es war mehr ... wie ein kleines, aber sehr konzentriertes, schmerzhaftes Gefühl von Wehmut. Ein Gefühl von Sich-verlassen-Fühlen. Verraten von dem, den sie - wenn auch nur für kurze Zeit - für etwas ganz Besonderes gehalten hatte. Für jemanden, der ihr vom Schicksal geschickt worden war.
Dämliches Schicksal! Da war die Deutsche Post ja verlässlicher!"


Charlotte Lucas´ Schreibstil ist grundsätzlich eher pragmatisch und wenig beschreibend, an manchen Stellen und vor allem in Bezug auf das Innenleben der Figuren schweifen Gedankengänge auch mal seitenlang ab. Selbstverständlich lebt die Geschichte sehr von der vitalen Gedankenwelt der Charaktere, auf die Dauer sind aber ihre ganzen Gedanken, die Analyse ihrer Gefühle und andere Abschweifungen ein bisschen zu viel, sodass gerade am Anfang, als noch nicht so viel passiert, ein wenig Spannung verloren geht. Auch nach großen Gefühlen und ungezügelter Leidenschaft kann man hier lange suchen. Anders als in vielen Romanen dieses Genres liegt hier der Schwerpunkt wirklich auf den zwei Figuren an sich und ihrer schicksalhaften Begegnung, als auf ihrer Liebe, die sie schlussendlich verbindet. Man sollte den Roman also eher als Ode an das Schicksal, als Entwicklungsgeschichte zweier Figuren, deren Leben enger miteinander verstrickt sind, als sie zu Beginn glauben und als charmanten Mutmacher lesen und nicht als Liebesgeschichte. Sonst wird man spätestens im schnell abgehandelten und offenen Ende eine herbe Enttäuschung erleiden.




Fazit:


Ein zauberhafter, warmherziger und auch gut durchdachter Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe. Leider lässt sich Charlotte Lucas mit ihrer Einleitung viel zu viel Zeit und schafft es erst nach der Hälfte richtig zu fesseln, bevor wir in ein überstürztes Ende purzeln. Über weite Teile viel Schönes dabei aber mit Mängeln im Aufbau!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.12.2020

Über weite Teile viel Schönes dabei, aber mit Mängeln im Aufbau!

Dein perfektes Jahr
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Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter ...

Da mich schon "Wir sehen uns beim Happy End" von Charlotte Lucas total verzaubert hat, war klar, dass dies nicht ihr einziger Roman in meinem Regal bleiben wird. "Dein perfektes Jahr" war mein zweiter Versuch und auch wenn mich die Geschichte von Hannah und Jonathan nicht ganz so überzeugen konnte, wie die von Ella und Oscar, kann ich diesen zauberhaften Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe nur weiterempfehlen!

Auch für "Dein perfektes Jahr" hat sich der Lübbe Verlag mal wieder eine sehr verträumte, exzentrische, aber wunderschöne Gestaltung ausgedacht, welche wunderbar zur Geschichte passt. Auf einem dunkelblauen, an einen Nachthimmel erinnernden Hintergrund ist der Titel in großen bunten Buchstaben im Handlettering-Stil umgeben von liebevollen Verzierungen zu sehen. Blumenranken, Herzen, Vögel, Sterne, Hufeisen und die Silhouetten zweier Personen geben der Gestaltung einen verspielten Touch und lassen das Buch zusammen mit dem pinken Buchschnitt und dem lilafarbenen Lesebändchen edel und kitschig zugleich aussehen. Auch die innere Gestaltung gefällt mir gut. Die einzelnen Kapitel, die genau die richtige Länge besitzen, werden mit dem Namen des erzählenden Protagonisten und dem jeweiligen Datum begonnen, was angesichts des komplizierten Handlungsaufbaus sehr hilfreich ist.


Erster Satz: "Jonathan N. Grief war nicht zufrieden."


Charlotte Lucas erzählt hier nämlich keine einfache, chronologische Begegnung-zu-Liebe-Geschichte, sondern hat sich für das Glück ihrer Protagonisten etwas ganz Besonderes ausgedacht. Worauf genau diese originelle Idee und der ausgeklügelte Aufbau hinausläuft, will ich an dieser Stelle nicht verraten, um neugierigen Lesern nichts vorwegzunehmen. Nur so viel: Rechnet nicht mit einer schnulzigen, vorhersehbaren 08/15-Liebesgeschichte, wie es sie zu Genüge gibt. Was folgt ist die tragisch-komische Geschichte einer Frau, die versucht auch bei Schicksalsschlägen nicht ihre positive Einstellung zu verlieren und eines Mannes, der durch einen Zufallsfund sein Leben umkrempelt. "Dein perfektes Jahr" ist kein bloßer Feelgood-Roman - Er trägt ganz leise versteckt eine wundervolle Botschaft, tolle Ideen und kleine Anspielungen in sich und berührt mit zarten Zwischentönen. Mit den vielen schönen Anregungen, philosophischen Gedanken und der deutlichen Message, das Leben positiv anzugehen, Spuren in die Zukunft zu legen und im Jetzt zu leben, die wir zur gut durchdachten Handlung on top erhalten, ist die "Dein perfektes Jahr" also eine über weite Teile "wundervoll warmherzige Geschichte", um mal einen Protagonisten aus dem Roman zu zitieren.


"Sich Sorgen machen ist wie ein Schaukelstuhl - man ist zwar beschäftigt, aber man kommt nicht voran."


Das Problem, weshalb ich das Anhängsel "über weite Teile" nicht durch ein "rundum" ersetzen konnte? Leider startet die Geschichte sehr langsam und undurchsichtig (was allein noch nicht negativ anzumerken wäre) und benötigt darüber hinaus über 200 Seiten, um richtig Fahrt aufzunehmen. Im sehr langen Einstieg nimmt sich die Autorin viel Zeit, um uns in das Leben von Hannah und Jonathan einzuführen, wobei sie bei Hannah zwei Monate vor Jonathan startet. Wir bringen also das erste Drittel des Romans damit zu, mit Hannah über die Eröffnung ihres neuen Kinder-Event-Ladens nachzugrübeln, sich über ihren Freund Simon zu ärgern, der nach seiner Kündigung einfach nicht von der Couch hochkommt, was sich mit Jonathans Joggingrunden, Beschwerdebriefe an diverse Mitmenschen und einer ereignislosen Tagesroutine abwechselt. Etwas Schwung und Mysterium kommt nur durch Jonathans Kalender-Fund in die Geschichte, da sowohl er, als auch wir Leser aber sehr lange im Dunkeln tappen, wer ihm wohl ein ausgefülltes Filofax mit Anregungen für das nächste Jahr an seinen Fahrradlenker gehängt hat, konnte mich der Einstieg nicht besonders fesseln.


„Es gibt zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist gestern, der andere morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Leben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist.“


Erst ab dem Punkt, an dem man zu ahnen beginnt, wie die beiden Handlungsstränge von Hannah und Jonathan zusammenhängen, kann man die Geschichte kaum mehr aus der Hand legen, da man wissen will, was Schwäne, Kalender, Zeitungsannoncen, überraschende Autofunde, Tarot-Vorhersagen und nächtliche Begegnungen mit Pudeln miteinander zu tun haben und ob die beiden ihr Happy End erhalten. Da dies aber erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Geschichte passiert, bleiben ihr Kennenlernen und die Gefühle, die sich zwischen ihnen entwickeln nur recht flott zwischen großen Zeitsprüngen verstaut. Ich hätte mir also insgesamt eine Kürzung der Einleitung und einen stärkeren Schwerpunkt auf dem letzten Teil der Geschichte gewünscht. Denn nur dieser konnte mit seinen schicksalhaften Verstrickungen, den vielen Gefühlen und den unvorhergesehenen Wendungen wirklich mitreißen.


"Es war mehr ... wie ein kleines, aber sehr konzentriertes, schmerzhaftes Gefühl von Wehmut. Ein Gefühl von Sich-verlassen-Fühlen. Verraten von dem, den sie - wenn auch nur für kurze Zeit - für etwas ganz Besonderes gehalten hatte. Für jemanden, der ihr vom Schicksal geschickt worden war.
Dämliches Schicksal! Da war die Deutsche Post ja verlässlicher!"


Charlotte Lucas´ Schreibstil ist grundsätzlich eher pragmatisch und wenig beschreibend, an manchen Stellen und vor allem in Bezug auf das Innenleben der Figuren schweifen Gedankengänge auch mal seitenlang ab. Selbstverständlich lebt die Geschichte sehr von der vitalen Gedankenwelt der Charaktere, auf die Dauer sind aber ihre ganzen Gedanken, die Analyse ihrer Gefühle und andere Abschweifungen ein bisschen zu viel, sodass gerade am Anfang, als noch nicht so viel passiert, ein wenig Spannung verloren geht. Auch nach großen Gefühlen und ungezügelter Leidenschaft kann man hier lange suchen. Anders als in vielen Romanen dieses Genres liegt hier der Schwerpunkt wirklich auf den zwei Figuren an sich und ihrer schicksalhaften Begegnung, als auf ihrer Liebe, die sie schlussendlich verbindet. Man sollte den Roman also eher als Ode an das Schicksal, als Entwicklungsgeschichte zweier Figuren, deren Leben enger miteinander verstrickt sind, als sie zu Beginn glauben und als charmanten Mutmacher lesen und nicht als Liebesgeschichte. Sonst wird man spätestens im schnell abgehandelten und offenen Ende eine herbe Enttäuschung erleiden.




Fazit:


Ein zauberhafter, warmherziger und auch gut durchdachter Roman über Schicksal, Tragik, Zufälle, die Kraft der Gedanken und die Unvermeidbarkeit der Liebe. Leider lässt sich Charlotte Lucas mit ihrer Einleitung viel zu viel Zeit und schafft es erst nach der Hälfte richtig zu fesseln, bevor wir in ein überstürztes Ende purzeln. Über weite Teile viel Schönes dabei aber mit Mängeln im Aufbau!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2020

Eine unspektakuläre aber sehr unterhaltsame Fortsetzung der "Lawyers of London"-Reihe

Legal Love – Nie wieder ohne dich
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Die Eindrücke:

Handlung: Der dritte Teil der "Lawyers of London"-Reihe widmet sich ganz Kanzleipartner Steven Knight und der neuen Anwältin Shannon, die wie schon in den ersten beiden Bänden von einem ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Der dritte Teil der "Lawyers of London"-Reihe widmet sich ganz Kanzleipartner Steven Knight und der neuen Anwältin Shannon, die wie schon in den ersten beiden Bänden von einem Arbeits- in ein Liebesverhältnis schlittern. Wie die Rahmenhandlung und die Liebesgeschichte ausgehen wird, kann man schon nach wenigen Seiten recht treffsicher vorhersagen, dennoch schafft es J. T. Sheridan auch hier wieder, durch Nebenhandlungen und ein flottes Erzähltempo die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Aufgepeppt wird das recht unspektakuläre Annähern von Steven und Shannon unter anderen durch eine tolle Reise nach Nordengland inklusive romantischem Strand-Picknick, einer Sightseeing-Tour durch London, einer tragischen Hintergrundgeschichte der Protagonisten und einem spannenden Verfilmung-Schriftsteller-Fall, der aber leider nur kurz angerissen wird.

Charaktere: Shannon reiht sich ohne große Ausreißer in die Reihe an emanzipierten, zielstrebigen und intelligenten Anwältinnen ein, die auch schon in den ersten beiden Bänden im Fokus standen. Sie präsentiert sich durch ihren beruflichen Neustart und ihre vermurkste erste Ehe jedoch ein wenig verletzlicher, als die beiden Power-Frauen Mel und Nora und erhält auch durch ihre Mitbewohnerin, ihren Kater und einen Einblick in ihre Herkunft aus Irland mehr Profil. Dafür ist aber ihr Gegenstück Spence ein recht farbloser und viel zu perfekter Love Interest, um wirklich interessant zu sein. Auch die Chemie zwischen den beiden ist leider kaum der Rede wert.

Schreibstil: J. T. Sheridan sorgt wieder mit einem lockerer Schreibstil und tollem, subtilen Humor dafür, dass die 254 Seiten wie im Flug vergehen. Wirklich tiefgründige Themen anzusprechen ist auch hier wieder nicht der Anspruch des Genres, dafür wird das Setting in London hier ein bisschen mehr genutzt, als in den Vorgängern. Auch die Protagonisten der zwei ersten Bände treten kurz auf und auch der übrig gebliebene Namenspartner Jerry für einen potentiellen weiteren Folgeband rückt kurz in den Fokus, ansonsten ist "Legal Love - Nie wieder ohne dich" jedoch unabhängig von der Reihe lesbar. Schade ist, dass die Geschichte recht abrupt endet und einen Epilog vermissen lässt, da vieles offen bleibt. Alles in allem ist "Legal Love" aber wirklich nett und unterhaltsam zu lesen.


Die Zitate:

"Dein Mr. Knight ist ein echter Glücksgriff. Er vereint alle Charaktereigenschaften sämtlicher Disney-Prinzen inklusive des coolen Typs aus Rapunzel. Wenn du ihn dir nicht schnappst, nehme ich ihn."

"Die Ängste sind immer noch da. Sie lauern in Schatten... verbergen sich hinter der Ecke, warten nur darauf, dass ich meine Deckung fallen lasse, um mich anzuspringen. Aber ich bin stärker geworden. Und mit jedem Tag, der vergeht, weiß ich besser mit ihnen umzugehen." Die Wärme, die mein Herz erfüllte, wandelte sich in ein Glühen. Sie wirkte manchmal so zart, so zerbrechlich und war doch viel stärker als ich selbst."

"Ich werde jetzt gehen", sagte sie leise. "Sonst bin ich verloren." Aber als sie ihren Pullover und ihre Jacke nahm und noch einmal über ihre Schulter blickte, während sie den Pub verließ, wusste ich es: Ich war derjenige, der längst verloren war."




Das Urteil:


Eine unspektakuläre aber sehr unterhaltsame Fortsetzung der "Lawyers of London"-Reihe, die zwar wieder nicht mit unvorhergesehenen Wendungen, Tiefgründigkeit und außergewöhnlicher Chemie aufwarten kann, aber mit einem humorvollen Schreibstil, einem flotten Erzähltempo und einer tragischen Hintergrundgeschichte der Protagonistin die Spannung bis zum Ende aufrechterhält.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Es fehlt vor allem eines: Gefühle!

Rixton Falls - Secrets
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"Rixton Falls - Secrets", ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie der amerikanischen Bestseller-Autorin Winter Renshaw, die jetzt auch in Deutschland im LYX Verlag Fuß fasst. Ich bin grundsätzlich immer ...

"Rixton Falls - Secrets", ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie der amerikanischen Bestseller-Autorin Winter Renshaw, die jetzt auch in Deutschland im LYX Verlag Fuß fasst. Ich bin grundsätzlich immer sehr gespannt auf neue Autoren im New Adult Bereich und lese auch sehr gerne Übersetzungen aus dem englischsprachigen Raum, da diese oftmals einen etwas anderen Schwerpunkt setzen, als die deutschen New Adult Schreibenden: mehr auf die Chemie und die Gefühle zwischen den Protagonisten und weniger auf das thematische Grundkonstrukt. Davon mag man halten, was man will - diese Geschichte konnte mich mit Stimmung, Atmosphäre, Figuren und Stil leider nicht so packen wie erhofft.

Das Cover ist eine typische LYX-Kreation: wunderschön gestaltet, jedoch nicht besonders aussagekräftig. Die an Berge oder Wellen erinnernde türkisblaue Formation mit den goldenen Konturen trennen den ansonsten weißen und mit Goldglitter gesprenkelten Hintergrund in zwei Teile, von denen sich der blaue Titel in Großbuchstaben abhebt. Das dynamische Hügelmuster wird sich auch über die Cover der anderen beiden Bänden, die nächstes Jahr erscheinen, fortsetzen und jeweils andere Farbakzente setzen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, was mir dieses Cover sagen will, finde ich es wahnsinnig hübsch. Ganz anders sieht es mit dem E-Book-Cover aus, welches das oberkörperfreie Männermodel des Originalcovers zeigt. Das wiederum weist genau die Richtung, in die sich die Geschichte bewegt, trifft aber nicht unbedingt meinen Geschmack. Positiv zu erwähnen ist aber die Triggerwarnung, die dem Buch vorangestellt ist und von der ich ein großer Fan bin. Meiner Einschätzung nach enthält die Geschichte aber nur äußerst wenig sensible Inhalte, sodass ich auch empfindlicheren Lesern den Roman empfehlen kann.


Erster Satz: "Was machst du hier drin?"


Inhaltlich gestaltet ist die Geschichte in 48 kurzen Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht von Royal und Demi erzählt werden. Zusätzlich erlauben ein schrittweiser Prolog und ein ausblickender Epilog einen Einblick in die Beziehung der beiden außerhalb der hier gewählten Erzählzeit von wenigen Wochen. Die ersten Eindrücke erhalten wir dabei durch den vorangestellten Rückblick auf die Beginne ihrer Beziehung in ihrer Kindheit. Im sehr süß gestalteten Prolog erfahren wir, wie sich Demi mit jedem Jahr mehr in den besten Freund ihres großen Bruders Derek verliebt: Royal, der als Pflegekind von Familie zu Familie weitergereicht wird, bei den Lockwoods in Rixton Falls jedoch ein konstantes Zuhause findet. Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen es die beiden, zueinander zu finden und teilen neben der ersten Liebe auch andere ersten Male, bevor Royal von einem Tag auf den anderen wortlos verschwindet und damit Demis Herz bricht. Leider war es nach dem einfühlsam erzählten Einstieg aber schnell wieder vorbei mit großen Gefühlen und wir springen ein paar Jahre in die Zukunft, wo Demi am Krankenbett ihres ins Koma verunglückten Verlobten Brooks über ihr Leben nachdenkt. Auch wenn sie jetzt Aussicht auf ein sicheres Leben mit einem Ehemann hat, der alles ist, was Royal nie war - verlässlich, vermögend und kultiviert -, hat sie ihre erste Liebe nie ganz überwunden. Als sie dann hinter immer mehr Geheimnisse kommt, die Brooks perfekte Fassade zum Einsturz bringen und auch noch Royal zurückkehrt, ist das Chaos perfekt...


Demi: "Die Wahrheit ist: Ich weiß nicht, wo er heute Nacht ist. Ich weiß nur... Ich liebe ihn immer noch. Und ich hasse ihn. Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn."


Auf der inhaltlichen Ebene ist die Geschichte erstaunlich solide und stringent erzählt. Vor dem Hintergrund Demis Jugendliebe beobachten wir, wie sie ihre Beziehung zu ihrem Verlobten reflektiert und gleichzeitig versucht, die Puzzlestücke aus ihrer Vergangenheit zu ordnen, die Royals Auftauchen in ihren Weg legen. Über die 352 Seiten hinweg behandelt "Rixton Falls - Secrets" eine Menge spannender Konflikte und erzählt dabei von verfahrenen Situationen, himmelschreienden Ungerechtigkeiten und familiärem Zusammenhalt. Zwar ist auch diese Handlung nicht unbedingt komplex und unvorhersehbar, dennoch hat mir das verschlungene Durcheinander gut gefallen, das Winter Renshaw hier konstruiert hat. Was mir aber definitiv gefehlt hat: EMOTIONEN! Leider konnte die Geschichte für mich nicht viel mehr als das jugendliche Knistern des Prologes fühlbar vermitteln und so haben mich Handlung und Figuren emotional leider gar nicht abgeholt.


Royal: "Ich werde für den Rest ihres Lebens jeden Tag an ihrer Seite sein und alles wiedergutmachen. Indem ich der Mann bin, den sie verdient - der, der nie mehr gehen wird. Dieses Mal. Dieses Mal bin ich hier, um zu bleiben."


Woran das liegt, weiß ich auch nach längerem Nachdenken noch nicht, ich habe aber auch schon gelesen, dass es mehreren anderen Lesern genauso ging. An Winter Renshaws Schreibstil ist nämlich grundsätzlich nichts auszusetzen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und auch wenn einige Dinge zu Beginn übersprungen werden, konzentrieren wir uns intensiv auf die Zeit, in der Brooks im Koma liegt und Royal zurückkehrt. Was mich jedoch gestört hat, sind die vielen Wiederholungen, die dafür sorgen, dass es trotz des geringen Umfangs des Buches ein paar Längen im Mittelteil auftauchen. Zuerst legt die Autorin bei der Wiedervereinigung der beiden ein irrsinniges Tempo vor, bevor sie dasselbe Schema "jetzt erzähle mir doch endlich die Wahrheit - Nein, du bist noch nicht bereit dafür - Okay, dann lass uns Sex haben" ungefähr 1000 Mal wiederholt und wir einfach nicht vom Fleck kommen. Auch die Übersetzung holperte an einigen Stellen, die mich etwas verwirrt hatten. Zum Beispiel heißt es, dass Demi Kindergärtnerin ist, dann aber wieder dass sie eine Klasse unterrichtet und an der Grundschule arbeitet? Ja ich weiß, das amerikanische System lässt sich nicht 1:1 auf unseres übertragen, aber das war mir dann doch zu verwirrend.


Demi: "Ich lächle. Was zur Hölle? Nein. Nein, nein, nein. Ich sollte ihn doch eher anschreien. Mit dem Fuß aufstampfen. Seinen Namen verfluchen. Mit den Fäusten an seine Brust trommeln und ihn dann in die Wüste schicken. Und hier stehe ich, grinse wie ein liebeskranker Teenager und lasse zu, dass sich der Highschool-Quarterback wieder in mein Leben einschleicht."


Ein weiterer möglicher Grund für die emotionale Oberflächlichkeit neben den Wiederholungen und der Übersetzung sind die Figurencharakterisierungen an sich. Die Nebencharaktere, die gerne mal auftauchen und dann nicht mehr vorkommen sind leider nicht der Rede wert. Doch auch Royal und Demi waren mir beide ein bisschen suspekt - nicht unbedingt unsympathisch, sondern einfach als Figuren schwer greifbar. Gerade Demis Verhalten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft ist extrem widersprüchlich und hat sich mir nicht ganz erklärt. Klar, sie ist verwirrt, weil sie auf der einen Seite wütend auf Royal ist und ihn auf der anderen Seite immer noch liebt - aber dass sie sich sofort wieder für ihn öffnet, mit ihm ins Bett steigt und hinnimmt, dass er ihr nichts erzählt...? Das war für mich schon etwas blauäugig und nicht mit der Frau vereinbar, die wir zuvor kennengelernt hatten.


Demi: "All die Jahre hatte ich ihn mir als eine Art idyllische Fantasie ausgemalt. Er stand für Jugend, sorglose Sommer und für Verliebtheit, die einen schlaflos macht. Für glücklich bis ans Lebensende und alles, wovon kleine Mädchen träumen. Er war eine kühle Brise an einem heißen Tag. Elektrisierende Küsse und schelmische erste Male. Eine Sucht, die ich nicht loswerden konnte. Und immer noch nicht kann."


Auch Royals war nicht wirklich konsequent charakterisiert und mit seiner Demi-Besessenheit ein wenig nervig. Sowohl in den Abschnitten aus seiner Perspektive, als auch in den Dialogen aus Demis Sicht wird klar, dass die gottgleiche, wunderschöne Demi auf einem riesengroßen Podest steht. Dass er ihr auf jeder zweiten Seite sagt, wie sehr er sie liebt hilft auch nicht unbedingt dabei, die Gefühle zwischen den beiden nachzuvollziehen, die wir einfach vorgesetzt bekommen, ohne zu sehen, wie sie sich entwickeln. An Sympathiewerten eingebüßt hat er bei mir zusätzlich durch sein verbohrtes Verhalten gegenüber seiner Schwester und den sehr abfälligen Gedanken, die er für Pandora hegt, die er immerhin eine Weile benutzt hat, um Spaß zu haben. Ein wenig mehr Respekt wäre da meiner Meinung nach schon angebracht gewesen, auch wenn auch die oft nervt. Das in Kombination mit Royals langzeitiger Stalking-Aktion vor seinem offiziellen Wiedersehen mit Demi ließ die Beziehung ein bisschen seltsam erscheinen. Ich fand ihn nicht direkt gruselig (dafür war von Anfang an zu offensichtlich, dass er der Love Interest der Geschichte und somit unschuldig ist), aber ein komischer Beigeschmack blieb dennoch.


Royal: "Zu Hause. Bei Demi zu sein fühlt sich an wie zu Hause."


Das Ende an sich war dann vor allem eines: schnell, einfach und vorhersehbar. Alle zuvor mühsam aufgebauten Konflikte und Probleme sind in wenigen Seiten vom Tisch, bevor die Autorin ihre ganze Story im Epilog in pinkfarbenen Zuckerguss taucht. Daraus hätte man definitiv mehr machen können!



Fazit:

Auch wenn Winter Renshaw ihre Geschichte solide, stringent und flüssig erzählt, fehlte mir vor allem eines: die Gefühle! Leider konnten mich Atmosphäre, Figuren und Erzählstil nicht so packen, wie ich gehofft hatte und so verbleibt der bittersüße Nachgeschmack, dass hier mehr drin gewesen wäre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.11.2020

Hier fehlt vor allem eins: Gefühle!

Rixton Falls - Secrets
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"Rixton Falls - Secrets", ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie der amerikanischen Bestseller-Autorin Winter Renshaw, die jetzt auch in Deutschland im LYX Verlag Fuß fasst. Ich bin grundsätzlich immer ...

"Rixton Falls - Secrets", ist der Auftakt der gleichnamigen Trilogie der amerikanischen Bestseller-Autorin Winter Renshaw, die jetzt auch in Deutschland im LYX Verlag Fuß fasst. Ich bin grundsätzlich immer sehr gespannt auf neue Autoren im New Adult Bereich und lese auch sehr gerne Übersetzungen aus dem englischsprachigen Raum, da diese oftmals einen etwas anderen Schwerpunkt setzen, als die deutschen New Adult Schreibenden: mehr auf die Chemie und die Gefühle zwischen den Protagonisten und weniger auf das thematische Grundkonstrukt. Davon mag man halten, was man will - diese Geschichte konnte mich mit Stimmung, Atmosphäre, Figuren und Stil leider nicht so packen wie erhofft.

Das Cover ist eine typische LYX-Kreation: wunderschön gestaltet, jedoch nicht besonders aussagekräftig. Die an Berge oder Wellen erinnernde türkisblaue Formation mit den goldenen Konturen trennen den ansonsten weißen und mit Goldglitter gesprenkelten Hintergrund in zwei Teile, von denen sich der blaue Titel in Großbuchstaben abhebt. Das dynamische Hügelmuster wird sich auch über die Cover der anderen beiden Bänden, die nächstes Jahr erscheinen, fortsetzen und jeweils andere Farbakzente setzen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, was mir dieses Cover sagen will, finde ich es wahnsinnig hübsch. Ganz anders sieht es mit dem E-Book-Cover aus, welches das oberkörperfreie Männermodel des Originalcovers zeigt. Das wiederum weist genau die Richtung, in die sich die Geschichte bewegt, trifft aber nicht unbedingt meinen Geschmack. Positiv zu erwähnen ist aber die Triggerwarnung, die dem Buch vorangestellt ist und von der ich ein großer Fan bin. Meiner Einschätzung nach enthält die Geschichte aber nur äußerst wenig sensible Inhalte, sodass ich auch empfindlicheren Lesern den Roman empfehlen kann.


Erster Satz: "Was machst du hier drin?"


Inhaltlich gestaltet ist die Geschichte in 48 kurzen Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht von Royal und Demi erzählt werden. Zusätzlich erlauben ein schrittweiser Prolog und ein ausblickender Epilog einen Einblick in die Beziehung der beiden außerhalb der hier gewählten Erzählzeit von wenigen Wochen. Die ersten Eindrücke erhalten wir dabei durch den vorangestellten Rückblick auf die Beginne ihrer Beziehung in ihrer Kindheit. Im sehr süß gestalteten Prolog erfahren wir, wie sich Demi mit jedem Jahr mehr in den besten Freund ihres großen Bruders Derek verliebt: Royal, der als Pflegekind von Familie zu Familie weitergereicht wird, bei den Lockwoods in Rixton Falls jedoch ein konstantes Zuhause findet. Allen Widrigkeiten zum Trotz schaffen es die beiden, zueinander zu finden und teilen neben der ersten Liebe auch andere ersten Male, bevor Royal von einem Tag auf den anderen wortlos verschwindet und damit Demis Herz bricht. Leider war es nach dem einfühlsam erzählten Einstieg aber schnell wieder vorbei mit großen Gefühlen und wir springen ein paar Jahre in die Zukunft, wo Demi am Krankenbett ihres ins Koma verunglückten Verlobten Brooks über ihr Leben nachdenkt. Auch wenn sie jetzt Aussicht auf ein sicheres Leben mit einem Ehemann hat, der alles ist, was Royal nie war - verlässlich, vermögend und kultiviert -, hat sie ihre erste Liebe nie ganz überwunden. Als sie dann hinter immer mehr Geheimnisse kommt, die Brooks perfekte Fassade zum Einsturz bringen und auch noch Royal zurückkehrt, ist das Chaos perfekt...


Demi: "Die Wahrheit ist: Ich weiß nicht, wo er heute Nacht ist. Ich weiß nur... Ich liebe ihn immer noch. Und ich hasse ihn. Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn."


Auf der inhaltlichen Ebene ist die Geschichte erstaunlich solide und stringent erzählt. Vor dem Hintergrund Demis Jugendliebe beobachten wir, wie sie ihre Beziehung zu ihrem Verlobten reflektiert und gleichzeitig versucht, die Puzzlestücke aus ihrer Vergangenheit zu ordnen, die Royals Auftauchen in ihren Weg legen. Über die 352 Seiten hinweg behandelt "Rixton Falls - Secrets" eine Menge spannender Konflikte und erzählt dabei von verfahrenen Situationen, himmelschreienden Ungerechtigkeiten und familiärem Zusammenhalt. Zwar ist auch diese Handlung nicht unbedingt komplex und unvorhersehbar, dennoch hat mir das verschlungene Durcheinander gut gefallen, das Winter Renshaw hier konstruiert hat. Was mir aber definitiv gefehlt hat: EMOTIONEN! Leider konnte die Geschichte für mich nicht viel mehr als das jugendliche Knistern des Prologes fühlbar vermitteln und so haben mich Handlung und Figuren emotional leider gar nicht abgeholt.


Royal: "Ich werde für den Rest ihres Lebens jeden Tag an ihrer Seite sein und alles wiedergutmachen. Indem ich der Mann bin, den sie verdient - der, der nie mehr gehen wird. Dieses Mal. Dieses Mal bin ich hier, um zu bleiben."


Woran das liegt, weiß ich auch nach längerem Nachdenken noch nicht, ich habe aber auch schon gelesen, dass es mehreren anderen Lesern genauso ging. An Winter Renshaws Schreibstil ist nämlich grundsätzlich nichts auszusetzen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen und auch wenn einige Dinge zu Beginn übersprungen werden, konzentrieren wir uns intensiv auf die Zeit, in der Brooks im Koma liegt und Royal zurückkehrt. Was mich jedoch gestört hat, sind die vielen Wiederholungen, die dafür sorgen, dass es trotz des geringen Umfangs des Buches ein paar Längen im Mittelteil auftauchen. Zuerst legt die Autorin bei der Wiedervereinigung der beiden ein irrsinniges Tempo vor, bevor sie dasselbe Schema "jetzt erzähle mir doch endlich die Wahrheit - Nein, du bist noch nicht bereit dafür - Okay, dann lass uns Sex haben" ungefähr 1000 Mal wiederholt und wir einfach nicht vom Fleck kommen. Auch die Übersetzung holperte an einigen Stellen, die mich etwas verwirrt hatten. Zum Beispiel heißt es, dass Demi Kindergärtnerin ist, dann aber wieder dass sie eine Klasse unterrichtet und an der Grundschule arbeitet? Ja ich weiß, das amerikanische System lässt sich nicht 1:1 auf unseres übertragen, aber das war mir dann doch zu verwirrend.


Demi: "Ich lächle. Was zur Hölle? Nein. Nein, nein, nein. Ich sollte ihn doch eher anschreien. Mit dem Fuß aufstampfen. Seinen Namen verfluchen. Mit den Fäusten an seine Brust trommeln und ihn dann in die Wüste schicken. Und hier stehe ich, grinse wie ein liebeskranker Teenager und lasse zu, dass sich der Highschool-Quarterback wieder in mein Leben einschleicht."


Ein weiterer möglicher Grund für die emotionale Oberflächlichkeit neben den Wiederholungen und der Übersetzung sind die Figurencharakterisierungen an sich. Die Nebencharaktere, die gerne mal auftauchen und dann nicht mehr vorkommen sind leider nicht der Rede wert. Doch auch Royal und Demi waren mir beide ein bisschen suspekt - nicht unbedingt unsympathisch, sondern einfach als Figuren schwer greifbar. Gerade Demis Verhalten sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft ist extrem widersprüchlich und hat sich mir nicht ganz erklärt. Klar, sie ist verwirrt, weil sie auf der einen Seite wütend auf Royal ist und ihn auf der anderen Seite immer noch liebt - aber dass sie sich sofort wieder für ihn öffnet, mit ihm ins Bett steigt und hinnimmt, dass er ihr nichts erzählt...? Das war für mich schon etwas blauäugig und nicht mit der Frau vereinbar, die wir zuvor kennengelernt hatten.


Demi: "All die Jahre hatte ich ihn mir als eine Art idyllische Fantasie ausgemalt. Er stand für Jugend, sorglose Sommer und für Verliebtheit, die einen schlaflos macht. Für glücklich bis ans Lebensende und alles, wovon kleine Mädchen träumen. Er war eine kühle Brise an einem heißen Tag. Elektrisierende Küsse und schelmische erste Male. Eine Sucht, die ich nicht loswerden konnte. Und immer noch nicht kann."


Auch Royals war nicht wirklich konsequent charakterisiert und mit seiner Demi-Besessenheit ein wenig nervig. Sowohl in den Abschnitten aus seiner Perspektive, als auch in den Dialogen aus Demis Sicht wird klar, dass die gottgleiche, wunderschöne Demi auf einem riesengroßen Podest steht. Dass er ihr auf jeder zweiten Seite sagt, wie sehr er sie liebt hilft auch nicht unbedingt dabei, die Gefühle zwischen den beiden nachzuvollziehen, die wir einfach vorgesetzt bekommen, ohne zu sehen, wie sie sich entwickeln. An Sympathiewerten eingebüßt hat er bei mir zusätzlich durch sein verbohrtes Verhalten gegenüber seiner Schwester und den sehr abfälligen Gedanken, die er für Pandora hegt, die er immerhin eine Weile benutzt hat, um Spaß zu haben. Ein wenig mehr Respekt wäre da meiner Meinung nach schon angebracht gewesen, auch wenn auch die oft nervt. Das in Kombination mit Royals langzeitiger Stalking-Aktion vor seinem offiziellen Wiedersehen mit Demi ließ die Beziehung ein bisschen seltsam erscheinen. Ich fand ihn nicht direkt gruselig (dafür war von Anfang an zu offensichtlich, dass er der Love Interest der Geschichte und somit unschuldig ist), aber ein komischer Beigeschmack blieb dennoch.


Royal: "Zu Hause. Bei Demi zu sein fühlt sich an wie zu Hause."


Das Ende an sich war dann vor allem eines: schnell, einfach und vorhersehbar. Alle zuvor mühsam aufgebauten Konflikte und Probleme sind in wenigen Seiten vom Tisch, bevor die Autorin ihre ganze Story im Epilog in pinkfarbenen Zuckerguss taucht. Daraus hätte man definitiv mehr machen können!



Fazit:

Auch wenn Winter Renshaw ihre Geschichte solide, stringent und flüssig erzählt, fehlte mir vor allem eines: die Gefühle! Leider konnten mich Atmosphäre, Figuren und Erzählstil nicht so packen, wie ich gehofft hatte und so verbleibt der bittersüße Nachgeschmack, dass hier mehr drin gewesen wäre.

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