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Veröffentlicht am 09.07.2021

Eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte!

Between Your Words
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"Between Your Words" ist nun mein siebtes Buch von Emma Scott, welche sich schon mit ihren Liebesdramen "The Light In Us", "Bring Down The Stars", "Light Up The Sky", "Never Doubt", "All In - Zwei Versprechen" ...

"Between Your Words" ist nun mein siebtes Buch von Emma Scott, welche sich schon mit ihren Liebesdramen "The Light In Us", "Bring Down The Stars", "Light Up The Sky", "Never Doubt", "All In - Zwei Versprechen" und "All In - Tausend Augenblicke" in mein Leseherz geschrieben hat. Obwohl ich mich Hals über Kopf in all ihre Geschichten verliebt habe, ist mir Theas und Jims bislang die liebste. Denn "Between Your Words" ist mehr als nur eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte und erzählt auch den Leidensweg einer jungen Frau und setzt eine medizinische Kuriosität bewegend um.

Das einzige, von dem ich nicht wieder komplett hin und weg bin, ist das Cover. Grundsätzlich ist es mal wieder sehr schön anzusehen mit dem metallisch blau-silbrig-glänzendem Hintergrund, der an eine Nahaufnahme eines Schneckenhaus erinnert. Wie aber bei fast allen Cover-Gestaltungen des LYX-Verlag fehlt unter der hübschen Oberfläche die tiefere Bedeutung: die Verbindung zum Inhalt. Auch der Titel, "Between Your Words" versetzt mich nicht gerade in Begeisterung. Ich habe das bestimmt mittlerweile an die 100-mal gesagt in Rezensionen, aber ich wiederhole es gerne nochmal: ich kann einfach nicht nachvollziehen, weshalb man einen bestehenden, perfekten Originaltitel ändern muss (außer aus Urheberrechtsgründen natürlich) und wenn man es doch tut, warum man dann einen anderen englischen Titel wählt. "Between Your Words" ist zwar kein kompletter Griff ins Klos, da die Wortketten, die die Hauptfigur in ihre Kunstwerke einwebt, eine wichtige Rolle für die Handlung spielen, "A Five Minute Life" trifft den ganzen Kern der Geschichte jedoch weeeesentlich besser!


Jim: "Ich träumte, zwei Ichs zu haben, wie der Erzähler in Fight Club, und traf die zwei Ichs von Thea Hughes. Zu viert standen wir vor dem Ölgemälde im Foyer des Blue-Ridge-Sanatoriums: der stotternde Hilfspfleger und die Bewohnerin mit dem unheilbaren Hirnschaden. Der Hilfspfleger machte seinen Job und führte die Bewohnerin sanft in die halbdunklen Flure des Sanatoriums zurück. Aber die wunderschöne Künstlerin nahm mein nicht stotterndes Ich an der Hand und führte es lachend nach draußen in den hellen Tag."


So, das war dann aber auch schon wieder mit der Kritik, da mir hier (anders als sonst) kein einziger zentraler Punkt eingefallen ist, der die Geschichte aus meiner Sicht besser machen würde. Wie schon durch den Titel angekündigt, liegt die Magie der Geschichte zwischen den Zeilen, zwischen den Worten, in den Emotionen der Figuren und deren vorsichtiger Entwicklung. Emma Scott schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich.


Jim: "Sie verlieben sich in das arme Mädchen". Es stimmte. Ich würde kündigen, bevor ich ihr wehtat, aber das hielt mein dummes Herz nicht davon ab, sich das Unmögliche zu wünschen. Ich war ein Sterbender in Theas ägyptischer Wüste, und sie war eine Fata Morgana. Eine Oase, die es nicht gab. Und ich musste damit aufhören, dass sich meine leere Seele in ihre Richtung wandte."


Ich bin einfach nur geflasht von dieser wahnsinnig emotionalen Geschichte, die gleichzeitig "love-at-first-sight", "slowburn", "friends-to-lovers" und "forbidden romance" ist und damit wohl alle Schubladen des Genres sprengt. Da sind so viele Konflikte, Gefühle und Entwicklungen, dass man gar nicht weiß, wohin mit sich und seinen Gefühlen. Die Figuren, die wie immer bei Emma Scotts Geschichten mal wieder zwei Künstler sind, entladen sie in Kunst, die hier Inspiration, Ventil, und Mitteilungsform ist. Die Autorin hat mit "Between Your Words" aber definitiv keinen rosigen Wohlfühlroman geschrieben, sondern erzählt aufgeteilt in drei Teile von den unterschiedlichen Phasen einer holprigen, aber strahlenden Liebe, die auch als Krankengeschichte oder einem Leben in drei Akten zu lesen sind. Um die Geschichte als Ganzes beschreiben und bewerten zu können, gehe ich die drei Teile einzeln durch, versuche in meiner Begeisterung aber möglichst spoilerfrei zu bleiben. Wenn Ihr aber wirklich sicher verhindern wollt, mehr über die Handlung zu erfahren, hört hier am besten auf mit dem Lesen meiner Rezension und springt zum Fazit (Spoiler-Warnung).


Erster Satz: "Die Stimme meiner Schwester hallte aus der Diele nach oben"


Der Beginn ist angesichts Theas schwerer Hirnverletzung und ihrer aktuellen Situation ein wenig deprimierend, weckt aber gleichzeitig auch Faszination, Neugierde und Mitleid beim Leser. Wir lernen unsere spätere Protagonistin nach einem kurzen Prolog aus ihrer Sicht erstmal als medizinischen Spezialfall aus der Sicht des Hilfspflegers Jim kennen, der nach der Schließung seines alten Arbeitsplatzes neu im Blue Ridge Sanatorium anfängt. Schon bei ihrer ersten Begegnung ist er fasziniert von der jungen, schönen Frau, die seit ihrem Unfall ihr Leben in 5-Minuten-Schritten leben muss. Mit jedem Gespräch, jedem Spaziergang, jedem Blick auf ihre Kunst kommt er Thea näher und beginnt daran zu zweifeln, ob sie sich nicht doch bewusst ist, dass sie in ihrem eigenen Kopf gefangen ist, gezwungen, Tag für Tag dieselben Gespräche zu führen und dieselben geliebten Menschen neu kennenzulernen...


Jim: "Jedes Mal zog die Verwirrung über ihr Gesicht und fegte alles weg. Löschte unsere fünf Minuten. Löschte, wer und was wir füreinander waren.“


Ich war zu Beginn etwas skeptisch angesichts der Einbindung der anterograden Amnesie, aber die Umsetzung des neuropsychologischen Phänomens rockt. Ich bin zwar keine Neurochirurgin, aber mittlerweile schon ein kleines bisschen vom Fach und finde alles im Rahmen des Plausiblen. Besonders interessant im ersten Teil sind die wenigen kurzen Ausschnitte aus Theas Perspektive, die sehr eindrücklich übermitteln, wie es sein muss, in seiner eigenen Zeitschleife gefangen zu sein. Das ist eine wahnsinnig beklemmende Vorstellung und da sich beim Lesen natürlich der Gedanke aufdrängt, was man selbst in einer solchen Situation wohl denken, fühlen und tun würde, ist es emotional ganz schön anstrengend, sich auf diese Perspektive einzulassen. Da finde ich es sehr angebracht, dass es eine Triggerwarnung gibt, denn zusätzlich zum "gefangen im eigenen Kopf"-Phänomen, dem Verlust ihrer Eltern beim Unfall und all dem Stress, der dies für die Figuren bedeutet, bringt Emma Scott hier noch ein weiteres ernstes Thema mit ein, das ich hier aus Spoilergründen nicht weiter nennen will.


Thea: "Es ist wie der Tod, Rita", sagte ich. "Denn was sind wir, wenn nicht unsere Erinnerungen? Wer sind wir ohne sie? Wo sind wir in diesem Leben? Sie sind die Verbindungen zu dem ganzen Wer, Was und Wo. Ohne Erinnerungen können wir genauso gut tot sein. Wenn die Amnesie mich im Griff hat, bin ich nicht körperlich tot, aber ich bin zwischen zwei Welten gefangen. Wie ein Geist."


Das ist insgesamt bei weitem keine leichte Kost für eine Liebesgeschichte, dafür ist Emma Scott jedoch auch nicht bekannt. "Between Your Words" ist wie alle ihre Geschichten zwar leise und sensibel erzählt, aber mit brüllend lauten Schicksalen. Ruhig und ereignislos im Verlauf, aber hochdramatisch unter der Oberfläche. Auch wenn die Handlung in diesem ersten Abschnitt wirklich nicht von Höhepunkten und wildem Auf und Ab geprägt ist, hat mich das, was Jim, aber vor allem Thea erdulden müssen immer wieder sprachlos gemacht. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir sowohl zu Jim als auch zu Thea während dieses ersten Teils in der Klinik schon eine tiefe Verbindung aufbauen - und das ohne Thea überhaupt richtig zu kennen. Manche LeserInnen haben kritisiert, dass Jim und seine Hintergrundgeschichte ein bisschen zu blass bleiben. Das kann ich gut nachvollziehen, da wir ihn im ersten Teil fast nur im Klinikkontext kennenlernen und auch später Theas Problem und die Liebesgeschichte klar im Vordergrund steht. Dennoch bekommen wir schon früh einen ausführlichen Eindruck von ihm und beginnen, ihn für seine Fürsorge, seine Einfühlsamkeit und seiner Sanftheit zu lieben. Ich weiß auch nicht wieso, aber die Autorin hat einfach ein Händchen dafür, männliche Protagonisten zu erschaffen, die mich mit ihrer poetischen Tiefgründigkeit und gequälte Intensität immer wieder vom Hocker hauen. Nach Isaac in "Never Doubt" dachte ich, ich würde keinen New-Adult-Protagonisten mehr lieben können, aber here it is: ein neuer und noch anbetungswürdigerer Love Interest (mein armes Herz, seufz).


Jim: "Thea war in dieser dunklen Tiefe, aber ich war bei ihr."


Und dann, als wir uns ausreichend in Jim verliebt haben und angesichts der Tragik und Unmöglichkeit der Situation für Thea und seine Liebe zu ihr verzweifelt sind, ... dann beginnt nach etwa 200 Seiten Teil 2 der Geschichte. Ganz im Gegensatz zum eher erdrückenden ersten Teil ist dieser überbordend vor Energie, Hoffnung und Lebenslust. Das macht ihn teilweise ein bisschen anstrengend zu lesen (da wir die zuvor so passive, hilflose Figur am liebsten bremsen und zurückhalten wollen), furchtbar tragisch (da wir ahnen, dass die Hoffnung trügerisch ist und schon eine Katastrophe am Horizont aufzieht) und trotzdem zum schönsten Teil der Geschichte. Hier darf nun auch endlich Thea aus ihrer Perspektive erzählen. Ihre Charakterisierung, als sie für länger als 5 Minuten erwacht, ist wahnsinnig interessant gemacht, auch wenn ich verstehen kann, weshalb der ein oder andere Leser ein Problem mit ihr haben könnte. Ihr starker Lebensdrang, ihre fröhliche, überschwängliche Art, die über Einsamkeit und Unsicherheit hinwegtäuscht, ihre laute Buntheit - das alles erscheint vielleicht etwas zu viel, ist aber angesichts der Entwicklung zuvor wunderbar stimmig, da alles, was in ihrem minimalbewussten Zustand durchgeschimmert war, nun voll aufgedreht sichtbar wird. Genau wie ihr Charakter erscheint der gesamte Mittelteil ein kleines bisschen over-the-top (sowohl die Länge des Abschnitts, die Intensität, der Schreibstil und die Sex-Szenen schlagen ein wenig über die Stränge), angesichts dessen was davor und danach kommt, ist das jedoch mehr als gerechtfertigt und kein Anlass für Kritik.


Jim: "Erinnere dich für mich." Tränen liefen über ihre Wangen und meine Finger, dann zog sie mich an sich, ihre Stimme zitterte. "Erinnere dich an uns... wenn ich es nicht kann."


Denn dann kommt Teil 3 und der ist einfach nur "AUTSCH". Klar, man erwartet am Ende doch irgendwie ein Happy End, aber Emma Scott hat in diesem letzten Teil mein Herz gründlich zerlegt. Dadurch, dass man nicht schon zu Beginn weiß, wie die Geschichte enden wird und man sich von Anfang an fragt, wie zum Teufel das bitte bei dieser Ausgangslage ein Happy End geben kann, bleibt es bis zum Ende spannend. Trotz kreativer Einfälle kommt man bestimmt nicht auf die Lösung, die sich Emma Scott hier erdacht hat. Ihr könnt Euch also auf eine Geschichte freuen, die nicht vorhersehbar und zu keinem Moment langweilig ist. Was mir an "Between Your Words" besonders gut gefällt, ist, dass Emma Scott hier am Ende nicht denselben Fehler macht, den ich bei anderen Werken von ihr schon kritisiert habe: sie drückt hier auf den letzten Seiten eben nicht wahnsinnig aufs Gaspedal, rast durch schöne Happy-End-Szene (Stichwort: Hochzeit, Haus und Kinder) und überspringt dadurch für die Entwicklung ihrer Figuren essenzielle Szenen, sondern erzählt sie stringent bis zu einem recht offenen Ende. Ergänzt wird dieses dann durch zwei Epiloge, mit denen Emma Scott eine wunderbaren Mittelweg zwischen Offenheit und Abschluss gefunden hat. Der erste Epilog schließt das Buch inhaltlich perfekt ab und hätte rein faktisch ausgereicht, um eine Perspektive über das Ende zu geben. Der zweite Epilog gibt der Geschichte emotional ein schönes Ende und ist nach dem tragischen Auf und Ab einfach wahnsinnig schön zu lesen.



Fazit
:

Eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte mit hinreißenden Figuren, drei sehr unterschiedlichen, aber trotzdem wunderbar zusammenpassenden Teilen und dem absolut perfekten Ende: ganz große Liebe für Theas und Jims Geschichte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2021

Eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte!

Between Your Words
0

"Between Your Words" ist nun mein siebtes Buch von Emma Scott, welche sich schon mit ihren Liebesdramen "The Light In Us", "Bring Down The Stars", "Light Up The Sky", "Never Doubt", "All In - Zwei Versprechen" ...

"Between Your Words" ist nun mein siebtes Buch von Emma Scott, welche sich schon mit ihren Liebesdramen "The Light In Us", "Bring Down The Stars", "Light Up The Sky", "Never Doubt", "All In - Zwei Versprechen" und "All In - Tausend Augenblicke" in mein Leseherz geschrieben hat. Obwohl ich mich Hals über Kopf in all ihre Geschichten verliebt habe, ist mir Theas und Jims bislang die liebste. Denn "Between Your Words" ist mehr als nur eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte und erzählt auch den Leidensweg einer jungen Frau und setzt eine medizinische Kuriosität bewegend um.

Das einzige, von dem ich nicht wieder komplett hin und weg bin, ist das Cover. Grundsätzlich ist es mal wieder sehr schön anzusehen mit dem metallisch blau-silbrig-glänzendem Hintergrund, der an eine Nahaufnahme eines Schneckenhaus erinnert. Wie aber bei fast allen Cover-Gestaltungen des LYX-Verlag fehlt unter der hübschen Oberfläche die tiefere Bedeutung: die Verbindung zum Inhalt. Auch der Titel, "Between Your Words" versetzt mich nicht gerade in Begeisterung. Ich habe das bestimmt mittlerweile an die 100-mal gesagt in Rezensionen, aber ich wiederhole es gerne nochmal: ich kann einfach nicht nachvollziehen, weshalb man einen bestehenden, perfekten Originaltitel ändern muss (außer aus Urheberrechtsgründen natürlich) und wenn man es doch tut, warum man dann einen anderen englischen Titel wählt. "Between Your Words" ist zwar kein kompletter Griff ins Klos, da die Wortketten, die die Hauptfigur in ihre Kunstwerke einwebt, eine wichtige Rolle für die Handlung spielen, "A Five Minute Life" trifft den ganzen Kern der Geschichte jedoch weeeesentlich besser!


Jim: "Ich träumte, zwei Ichs zu haben, wie der Erzähler in Fight Club, und traf die zwei Ichs von Thea Hughes. Zu viert standen wir vor dem Ölgemälde im Foyer des Blue-Ridge-Sanatoriums: der stotternde Hilfspfleger und die Bewohnerin mit dem unheilbaren Hirnschaden. Der Hilfspfleger machte seinen Job und führte die Bewohnerin sanft in die halbdunklen Flure des Sanatoriums zurück. Aber die wunderschöne Künstlerin nahm mein nicht stotterndes Ich an der Hand und führte es lachend nach draußen in den hellen Tag."


So, das war dann aber auch schon wieder mit der Kritik, da mir hier (anders als sonst) kein einziger zentraler Punkt eingefallen ist, der die Geschichte aus meiner Sicht besser machen würde. Wie schon durch den Titel angekündigt, liegt die Magie der Geschichte zwischen den Zeilen, zwischen den Worten, in den Emotionen der Figuren und deren vorsichtiger Entwicklung. Emma Scott schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich.


Jim: "Sie verlieben sich in das arme Mädchen". Es stimmte. Ich würde kündigen, bevor ich ihr wehtat, aber das hielt mein dummes Herz nicht davon ab, sich das Unmögliche zu wünschen. Ich war ein Sterbender in Theas ägyptischer Wüste, und sie war eine Fata Morgana. Eine Oase, die es nicht gab. Und ich musste damit aufhören, dass sich meine leere Seele in ihre Richtung wandte."


Ich bin einfach nur geflasht von dieser wahnsinnig emotionalen Geschichte, die gleichzeitig "love-at-first-sight", "slowburn", "friends-to-lovers" und "forbidden romance" ist und damit wohl alle Schubladen des Genres sprengt. Da sind so viele Konflikte, Gefühle und Entwicklungen, dass man gar nicht weiß, wohin mit sich und seinen Gefühlen. Die Figuren, die wie immer bei Emma Scotts Geschichten mal wieder zwei Künstler sind, entladen sie in Kunst, die hier Inspiration, Ventil, und Mitteilungsform ist. Die Autorin hat mit "Between Your Words" aber definitiv keinen rosigen Wohlfühlroman geschrieben, sondern erzählt aufgeteilt in drei Teile von den unterschiedlichen Phasen einer holprigen, aber strahlenden Liebe, die auch als Krankengeschichte oder einem Leben in drei Akten zu lesen sind. Um die Geschichte als Ganzes beschreiben und bewerten zu können, gehe ich die drei Teile einzeln durch, versuche in meiner Begeisterung aber möglichst spoilerfrei zu bleiben. Wenn Ihr aber wirklich sicher verhindern wollt, mehr über die Handlung zu erfahren, hört hier am besten auf mit dem Lesen meiner Rezension und springt zum Fazit (Spoiler-Warnung).


Erster Satz: "Die Stimme meiner Schwester hallte aus der Diele nach oben"


Der Beginn ist angesichts Theas schwerer Hirnverletzung und ihrer aktuellen Situation ein wenig deprimierend, weckt aber gleichzeitig auch Faszination, Neugierde und Mitleid beim Leser. Wir lernen unsere spätere Protagonistin nach einem kurzen Prolog aus ihrer Sicht erstmal als medizinischen Spezialfall aus der Sicht des Hilfspflegers Jim kennen, der nach der Schließung seines alten Arbeitsplatzes neu im Blue Ridge Sanatorium anfängt. Schon bei ihrer ersten Begegnung ist er fasziniert von der jungen, schönen Frau, die seit ihrem Unfall ihr Leben in 5-Minuten-Schritten leben muss. Mit jedem Gespräch, jedem Spaziergang, jedem Blick auf ihre Kunst kommt er Thea näher und beginnt daran zu zweifeln, ob sie sich nicht doch bewusst ist, dass sie in ihrem eigenen Kopf gefangen ist, gezwungen, Tag für Tag dieselben Gespräche zu führen und dieselben geliebten Menschen neu kennenzulernen...


Jim: "Jedes Mal zog die Verwirrung über ihr Gesicht und fegte alles weg. Löschte unsere fünf Minuten. Löschte, wer und was wir füreinander waren.“


Ich war zu Beginn etwas skeptisch angesichts der Einbindung der anterograden Amnesie, aber die Umsetzung des neuropsychologischen Phänomens rockt. Ich bin zwar keine Neurochirurgin, aber mittlerweile schon ein kleines bisschen vom Fach und finde alles im Rahmen des Plausiblen. Besonders interessant im ersten Teil sind die wenigen kurzen Ausschnitte aus Theas Perspektive, die sehr eindrücklich übermitteln, wie es sein muss, in seiner eigenen Zeitschleife gefangen zu sein. Das ist eine wahnsinnig beklemmende Vorstellung und da sich beim Lesen natürlich der Gedanke aufdrängt, was man selbst in einer solchen Situation wohl denken, fühlen und tun würde, ist es emotional ganz schön anstrengend, sich auf diese Perspektive einzulassen. Da finde ich es sehr angebracht, dass es eine Triggerwarnung gibt, denn zusätzlich zum "gefangen im eigenen Kopf"-Phänomen, dem Verlust ihrer Eltern beim Unfall und all dem Stress, der dies für die Figuren bedeutet, bringt Emma Scott hier noch ein weiteres ernstes Thema mit ein, das ich hier aus Spoilergründen nicht weiter nennen will.


Thea: "Es ist wie der Tod, Rita", sagte ich. "Denn was sind wir, wenn nicht unsere Erinnerungen? Wer sind wir ohne sie? Wo sind wir in diesem Leben? Sie sind die Verbindungen zu dem ganzen Wer, Was und Wo. Ohne Erinnerungen können wir genauso gut tot sein. Wenn die Amnesie mich im Griff hat, bin ich nicht körperlich tot, aber ich bin zwischen zwei Welten gefangen. Wie ein Geist."


Das ist insgesamt bei weitem keine leichte Kost für eine Liebesgeschichte, dafür ist Emma Scott jedoch auch nicht bekannt. "Between Your Words" ist wie alle ihre Geschichten zwar leise und sensibel erzählt, aber mit brüllend lauten Schicksalen. Ruhig und ereignislos im Verlauf, aber hochdramatisch unter der Oberfläche. Auch wenn die Handlung in diesem ersten Abschnitt wirklich nicht von Höhepunkten und wildem Auf und Ab geprägt ist, hat mich das, was Jim, aber vor allem Thea erdulden müssen immer wieder sprachlos gemacht. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir sowohl zu Jim als auch zu Thea während dieses ersten Teils in der Klinik schon eine tiefe Verbindung aufbauen - und das ohne Thea überhaupt richtig zu kennen. Manche LeserInnen haben kritisiert, dass Jim und seine Hintergrundgeschichte ein bisschen zu blass bleiben. Das kann ich gut nachvollziehen, da wir ihn im ersten Teil fast nur im Klinikkontext kennenlernen und auch später Theas Problem und die Liebesgeschichte klar im Vordergrund steht. Dennoch bekommen wir schon früh einen ausführlichen Eindruck von ihm und beginnen, ihn für seine Fürsorge, seine Einfühlsamkeit und seiner Sanftheit zu lieben. Ich weiß auch nicht wieso, aber die Autorin hat einfach ein Händchen dafür, männliche Protagonisten zu erschaffen, die mich mit ihrer poetischen Tiefgründigkeit und gequälte Intensität immer wieder vom Hocker hauen. Nach Isaac in "Never Doubt" dachte ich, ich würde keinen New-Adult-Protagonisten mehr lieben können, aber here it is: ein neuer und noch anbetungswürdigerer Love Interest (mein armes Herz, seufz).


Jim: "Thea war in dieser dunklen Tiefe, aber ich war bei ihr."


Und dann, als wir uns ausreichend in Jim verliebt haben und angesichts der Tragik und Unmöglichkeit der Situation für Thea und seine Liebe zu ihr verzweifelt sind, ... dann beginnt nach etwa 200 Seiten Teil 2 der Geschichte. Ganz im Gegensatz zum eher erdrückenden ersten Teil ist dieser überbordend vor Energie, Hoffnung und Lebenslust. Das macht ihn teilweise ein bisschen anstrengend zu lesen (da wir die zuvor so passive, hilflose Figur am liebsten bremsen und zurückhalten wollen), furchtbar tragisch (da wir ahnen, dass die Hoffnung trügerisch ist und schon eine Katastrophe am Horizont aufzieht) und trotzdem zum schönsten Teil der Geschichte. Hier darf nun auch endlich Thea aus ihrer Perspektive erzählen. Ihre Charakterisierung, als sie für länger als 5 Minuten erwacht, ist wahnsinnig interessant gemacht, auch wenn ich verstehen kann, weshalb der ein oder andere Leser ein Problem mit ihr haben könnte. Ihr starker Lebensdrang, ihre fröhliche, überschwängliche Art, die über Einsamkeit und Unsicherheit hinwegtäuscht, ihre laute Buntheit - das alles erscheint vielleicht etwas zu viel, ist aber angesichts der Entwicklung zuvor wunderbar stimmig, da alles, was in ihrem minimalbewussten Zustand durchgeschimmert war, nun voll aufgedreht sichtbar wird. Genau wie ihr Charakter erscheint der gesamte Mittelteil ein kleines bisschen over-the-top (sowohl die Länge des Abschnitts, die Intensität, der Schreibstil und die Sex-Szenen schlagen ein wenig über die Stränge), angesichts dessen was davor und danach kommt, ist das jedoch mehr als gerechtfertigt und kein Anlass für Kritik.


Jim: "Erinnere dich für mich." Tränen liefen über ihre Wangen und meine Finger, dann zog sie mich an sich, ihre Stimme zitterte. "Erinnere dich an uns... wenn ich es nicht kann."


Denn dann kommt Teil 3 und der ist einfach nur "AUTSCH". Klar, man erwartet am Ende doch irgendwie ein Happy End, aber Emma Scott hat in diesem letzten Teil mein Herz gründlich zerlegt. Dadurch, dass man nicht schon zu Beginn weiß, wie die Geschichte enden wird und man sich von Anfang an fragt, wie zum Teufel das bitte bei dieser Ausgangslage ein Happy End geben kann, bleibt es bis zum Ende spannend. Trotz kreativer Einfälle kommt man bestimmt nicht auf die Lösung, die sich Emma Scott hier erdacht hat. Ihr könnt Euch also auf eine Geschichte freuen, die nicht vorhersehbar und zu keinem Moment langweilig ist. Was mir an "Between Your Words" besonders gut gefällt, ist, dass Emma Scott hier am Ende nicht denselben Fehler macht, den ich bei anderen Werken von ihr schon kritisiert habe: sie drückt hier auf den letzten Seiten eben nicht wahnsinnig aufs Gaspedal, rast durch schöne Happy-End-Szene (Stichwort: Hochzeit, Haus und Kinder) und überspringt dadurch für die Entwicklung ihrer Figuren essenzielle Szenen, sondern erzählt sie stringent bis zu einem recht offenen Ende. Ergänzt wird dieses dann durch zwei Epiloge, mit denen Emma Scott eine wunderbaren Mittelweg zwischen Offenheit und Abschluss gefunden hat. Der erste Epilog schließt das Buch inhaltlich perfekt ab und hätte rein faktisch ausgereicht, um eine Perspektive über das Ende zu geben. Der zweite Epilog gibt der Geschichte emotional ein schönes Ende und ist nach dem tragischen Auf und Ab einfach wahnsinnig schön zu lesen.



Fazit
:

Eine tragische, intensive und hochemotionale Liebesgeschichte mit hinreißenden Figuren, drei sehr unterschiedlichen, aber trotzdem wunderbar zusammenpassenden Teilen und dem absolut perfekten Ende: ganz große Liebe für Theas und Jims Geschichte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.07.2021

Eine anstrengende, emotionale Bergsteigetour...

Only One Note
1

Als ich "Only One Letter" im April begeistert beendet hatte, war ich ein bisschen geknickt, dass ich bis zum Erscheinungstermin von "Only One Note" noch drei Monate warten musste. Als mich dann die Autorin ...

Als ich "Only One Letter" im April begeistert beendet hatte, war ich ein bisschen geknickt, dass ich bis zum Erscheinungstermin von "Only One Note" noch drei Monate warten musste. Als mich dann die Autorin angeschrieben hat, sie könnte noch ein zusätzliches Augenpaar bei der letzten Kontrolle vor der Freigabe zum Druck gebrauchen, habe ich nicht lange gefackelt und strahlend zugesagt. Aus diesem Arrangement entwickelt hat sich dann - da wir beinahe zeitgleich durch die Geschichte gegangen sind- ein total grandioser Buddyread, der mir im Endeffekt nicht nur den früheren Zugang zu Charles´ und Nells Geschichte, sondern auch eine Menge Hintergründe, Insider und Überlegungen zur Geschichte beschert hat. Vielen Dank, Anne, hier ist ein Lesertraum in Erfüllung gegangen!

So, doch nun zum Wesentlichen! Das Cover ist mit dem bordeauxrot eingefärbten Close-Up eines Paares und dem sehr großen Titel zwar sehr hübsch anzusehen, hat aber meiner Meinung nach keinen besonderen Wiedererkennungswert. Auch der Titel hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen. "Only One Note" setzt das Reihenmotiv zwar wieder stimmig fort, ist mir aber wieder zu generisch. Dasselbe habe ich schon bei Band 1 und 2 kritisiert, positiv anmerken muss ich aber, dass die drei Teile der Reihe optisch ganz wunderbar zusammenpassen und im Bücherregal nebeneinander ein schönes Bild abgeben. Ebenfalls ein großes Plus gibt es dafür, dass es hier endlich eine ausführliche, dem Buch hinten angefügte Triggerwarnung gibt, die ich bei den Bänden zuvor etwas vermisst hatte.


"Die Rechnung war ziemlich simpel und logisch. Wer die Schuld trug, konnte nicht auch noch Entscheidungen treffen. Allerdings war ich mir ehrlich nicht sicher, ob das fair oder eher grausam war."


Der Rezension kurz voranstellen will ich noch, dass es sich hier um den dritten Teil einer Reihe handelt, deren drei Bände sich um EIN verbindendes Ereignis drehen. Die Ansatzpunkte der drei Geschichten, die sich darum entspinnen sind jedoch sehr unterschiedlich, genau wie das Alter der Figuren, die Stimmung der Geschichte und die Behandlungstiefe des Themas. Während der Vorfall in Band 1 den Höhepunkt der Geschichte darstellte, es dort viel um Träume, Chancen und neue Liebe ging und die Stimmung einer Rockstar-Romance entsprechend eher lockerer war, ging es im zweiten Band vermehrt um den Umgang mit dem Erlebten. Doch nicht nur Zeitpunkt und Themenschwerpunkt veränderten sind von Band 1 zu Band 2 - die beiden Protagonisten sind jünger, die Erzählart ganz anders, der Erzählton ernster. Ebenso unterscheidet sich auch Band 3 in vielen Punkten von seinen Vorgängern. In "Only One Note" geht es nun um Entfremdung, Verzeihen, Glück, Verlust und Trauer. Die Handlung setzt eine ganze Weile vor dem Ereignis an, spielt im irischen Belfast und die Figuren sind schon etwas älter und kennen sich seit 14 Jahren. Da die Geschichten sich alle nur minimal überschneiden, können sie auch wunderbar als Einzelbände gelesen werden.


"Kinder sind nicht die unfertigen, minderintelligenten Gnome, für die Erwachsene sie halten. Nell und ich wussten das aus eigener Erfahrung eigentlich ziemlich gut. Aber man vergisst ein paar Dinge, wenn man groß wird. Manchmal vergisst man sogar eine ganze Menge."


Dennoch: erst gemeinsam entfalten sie ein stimmiges Gesamtbild voller gegenseitiger Andeutungen, Begegnungen und Überschneidungen (Stichwort: Songzeilen am Ende jedes Bandes). Außerdem habe ich das Gefühl, dass die "Only One"-Reihe von Band zu Band besser geworden ist, ganz so, als hätte sich die Autorin mit jedem Teil etwas von der typischen Romanze gelöst und mehr zu ihrer eigenen Form gefunden. Was den Aufbau ihrer einzelnen Geschichte und die Einstiege in die Kapitel angeht, hat sich Anne Goldberg bei jedem ihrer Romane etwas anderes überlegt. Bei "Only One Song" waren es Textnachrichten, die einen geheimnisvollen Ausblick auf das Kommende geliefert haben, bei "Only One Letter" war es die Abwechslung von Gegenwart und eines rückblickenden "Logbuchs" und bei "Only One Note" sind die 29 Kapitelanfänge nun mit "Weißt du noch"-Post-its versehen. Die kurzen Erinnerungsschnipsel zu Beginn jedes Kapitels verwirren zunächst noch, mit fortlaufender Handlung beginnen sie dann jedoch immer mehr zum Inhalt der jeweiligen Kapitel zu passen und die fragezeichenversehene Leerstellen im Kopf füllen sich mit immer mehr Szenen und Erinnerungen, die die Geschichte bis zu dem Punkt lebendiger machen, an dem klar wird, was dahinter steckt...


Erster Satz: "Shampoo, Duschgel, Bodylotion"


Doch ich greife zu weit vor: lasst uns erst noch kurz über den Beginn der Geschichte sprechen. Wir steigen nämlich sehr ungewohnt mit einem ordentlichen Fehltritt des männlichen Protagonisten und Erzählers Charles in die Geschichte ein. Wer jetzt denkt "oje, das ist ja denkbar ungünstig, wie soll eine solche Figur Sympathieträger werden?", der unterschätzt wie geschickt uns Anne Goldberg diese Figur ins Herz schmuggelt. Schon nach wenigen Kapiteln hatte ich Charles alles verziehen, was er seiner Verlobten Nell so unbedacht angetan hat und war hilflos verliebt in diesen reflektieren, feinfühligen Charakter, der mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen, spannendem Input aus seinem Kommunikationspsychologie-Repertoire und einmaligen Charles-Zitaten jede Szene bereichert. Wie kann man jemanden, der Dinge sagt wie "Nicht jeden macht unüberwindbare Hilflosigkeit laut. Manche von uns werden leise" oder "Man kann von Fehlern halten, was man will, aber Fakt ist: Ein schlechtes Gewissen rückt manche Dinge wieder gerade. Prioritäten, zum Beispiel" oder "Zuweilen ist es erstaunlich, wie viel besser ich darin bin, Dinge richtig zu machen, wenn ich das mit dem Denken einfach überspringe." oder (setze hier jedes beliebige andere tolle Zitat von Charles ein - und davon gibt es eine Meeeeenge...) auch nicht lieben?


"Wir wollten es besser machen, schon vergessen? Wir wollten es verdammt noch mal perfekt machen. Es war über dreizehn Jahre her, dass wir uns das versprochen hatten. Doch wie gesagt – man vergisst sehr viel, wenn man erwachsen wird. Und viel zu oft das Wesentliche."


Sein Gegenpart ist die fröhliche Nell, die er schon seit der Schulzeit kennt und mit der er den Großteil seines Lebens verbracht hat. Allzu viel will ich Euch noch gar nicht über die beiden, ihre Beziehung, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft verraten, da viel der Handlung sich auf ebensolche Details stützt und auf der zwischenmenschlichen Ebene zwischen Nell und Charles abläuft. "Es sind die kleinen Dinge, nicht wahr? Es sind immer die kleinen Dinge." Egal, ob sie planen: "Wir machen viele kleine Monster, und mit denen reißen wir die Weltherrschaft an uns.", oder sich die kitschigsten Liebeserklärungen machen, wie "Du bist der Himmelsschein auf meinem Herzen. Du bist wie Gummibärchen, nur die roten. Du bist wie das größte Geschenk zu Weihnachten. Du bist wie das süßeste Hundebaby und wie von der Schaukel springen. Du bist wie, wenn der Stein fünf Mal über das Wasser hüpft und wie den ganzen Tag Fernsehen gucken dürfen." - Die beiden reden und schweigen, streiten und lieben, reflektieren und ignorieren, erinnern und vergessen (vor allem die Milch) und zeigen uns Lesern damit ein ums andere Mal, dass Liebe nicht perfekt sein muss um zu funktionieren.


"Aber …", setzte Nell noch mal an. "Das ist … Du hast ihn wirklich so lange aufgehoben." Nach dem Wieso fragte sie nicht. Sie kannte es. Im Prinzip wissen wir immer um das Wieso, denke ich. Mit der Zeit hören wir nur auf, darüber zu staunen. Dann helfen alte, knittrige Zettel mit vier Buchstaben. Und Erinnerungen an Dinge, die nie passiert sind."


Auch wenn man von Charles und Nell absieht, steckt "Only One Note" voller großer und kleiner Alltagshelden. Egal ob die Peter Harolds und Octis dieser Welt (sorry, ich musste einfach ein paar Insider einbauen), oder Nells beste Freundin Chris und deren fünfjährige Tochter Sadie, die den beiden in jeder Lebenslage zur Seite stehen - dieses Buch hat einige schrecklich liebenswerte Figuren, die uns darüber hinwegtrösten, dass die Autorin anscheinend Spaß daran hat, Wunden aufzureißen und ordentlich darin herumzurühren. Der bekannte Ausdruck "emotionale Achterbahnfahrt" trifft es hier nicht ganz. "Only One Note" ist eher eine emotionale Bergsteigetour. Wir beginnen ganz unten im Tal und kämpfen uns zusammen mit Nell und Charles Schritt für Schritt den Berg empor. Mit jeder Seite, mit jedem Konflikt, mit jeder Erinnerung können wir weiter in die Vergangenheit der beiden sehen und uns langsam auch eine gemeinsame Zukunft vorstellen. Geführt wird diese emotional anstrengende Wanderung durch den gewohnt intensiven, aber lockeren Schreibstil, der mit vielen wiederkehrenden Motiven, treffenden Beobachtungen und vielschichtigen Figuren glänzt. "Kein Melodrama, nur handfeste Gefühle, kein Glitzer, nur Konfetti", so hat die Autorin ihre Geschichte in unserem "Buddyread" bezeichnet und ich finde das trifft den Nagel genau auf den Kopf.


"Aber so verhält sich das wohl mit der Verlustangst. In ihrem Licht erhalten Kleinigkeiten ein fast schon erdrückendes Gewicht. Und sie werden zu schwer, um sie weit zu tragen."


Doch wie bei jeder Wanderung kann es natürlich nicht für immer nach oben gehen und durch den neu gewonnenen Weitblick sieht man nicht nur, woher man kommt, sondern erahnt auch, welchen Weg man noch gehen muss. Irgendwann ist man auf dem Gipfel angelangt und man weiß, dass es jetzt unvermeidbar wieder bergab gehen wird. Das ist das fieseste an der Geschichte: dass man als aufmerksamer Leser der Reihe schon früh weiß, in welche Richtung es sich bewegen wird und befürchtet, welche emotionale Zerstörung noch auf einen zukommen wird. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, sondern verstärkt sie eigentlich nur noch, da man gleichzeitig unbedingt wissen will, wie es enden wird, auf der anderen Seite aber niemals an eben jenem Ende abkommen würde.


"Ich weiß. Nell nippte an ihrer Flasche, und wieder verzog sie das Gesicht. Kurz dachte ich, dass wir mittlerweile sehr gut darin geworden waren, als Einheit vor dem Scherbenhaufen unserer Beziehung zu sitzen und dieses Chaos zu bewundern – in kollektiver Ratlosigkeit."


Das eigentliche Ende kommt dann genauso erbarmungslos dramatisch wie erwartet, ist dabei aber auch so authentisch und herzerwärmend, dass ich es nur als "schlimmschön" bezeichnen kann. Ich hasse es, ich bin aber auch so verliebt in die vielen Kleinigkeiten, die Anne Goldberg hier geschickt miteinbringt: die Zettel, die Wächter gegen die Albträume und die leise Andeutung, dass es auch nach der schlimmen siebten Welle immer weitergeht... "Only One Note" reiht sich somit in die Reihe der wenigen Bücher ein, die mich jemals richtig zum Weinen gebracht haben. Und so enden wir, wie wir begonnen haben: wieder unten am Boden, abgekämpft von dieser Erfahrung, aber auch glücklich, sie gemacht zu haben und mit leisem positiven Ausblick auf die nächste Tour... Ich bin dann auf jeden Fall wieder dabei!


"Mittlerweile glaube ich, dass Trauer aus beidem besteht – aus Momenten, die okay sind. Und aus solchen, an denen man erstickt. Nur die Aufteilung ist nicht immer fair."





Fazit:


Eine anstrengende, emotionale Bergsteigetour, deren großartiger Schreibstil, viele passenden Details, tolle Zitate und große und kleine Alltagshelden aber für jede geweinte Träne entschädigen. Dringende Leseempfehlung für alle, die große Gefühle abseits der melodramatischen New-Adult-Wege lesen wollen!

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Veröffentlicht am 01.07.2021

Eine anstrengende, emotionale Bergsteigetour...

Only One Note
1

Als ich "Only One Letter" im April begeistert beendet hatte, war ich ein bisschen geknickt, dass ich bis zum Erscheinungstermin von "Only One Note" noch drei Monate warten musste. Als mich dann die Autorin ...

Als ich "Only One Letter" im April begeistert beendet hatte, war ich ein bisschen geknickt, dass ich bis zum Erscheinungstermin von "Only One Note" noch drei Monate warten musste. Als mich dann die Autorin angeschrieben hat, sie könnte noch ein zusätzliches Augenpaar bei der letzten Kontrolle vor der Freigabe zum Druck gebrauchen, habe ich nicht lange gefackelt und strahlend zugesagt. Aus diesem Arrangement entwickelt hat sich dann - da wir beinahe zeitgleich durch die Geschichte gegangen sind- ein total grandioser Buddyread, der mir im Endeffekt nicht nur den früheren Zugang zu Charles´ und Nells Geschichte, sondern auch eine Menge Hintergründe, Insider und Überlegungen zur Geschichte beschert hat. Vielen Dank, Anne, hier ist ein Lesertraum in Erfüllung gegangen!

So, doch nun zum Wesentlichen! Das Cover ist mit dem bordeauxrot eingefärbten Close-Up eines Paares und dem sehr großen Titel zwar sehr hübsch anzusehen, hat aber meiner Meinung nach keinen besonderen Wiedererkennungswert. Auch der Titel hat mich nicht unbedingt vom Hocker gehauen. "Only One Note" setzt das Reihenmotiv zwar wieder stimmig fort, ist mir aber wieder zu generisch. Dasselbe habe ich schon bei Band 1 und 2 kritisiert, positiv anmerken muss ich aber, dass die drei Teile der Reihe optisch ganz wunderbar zusammenpassen und im Bücherregal nebeneinander ein schönes Bild abgeben. Ebenfalls ein großes Plus gibt es dafür, dass es hier endlich eine ausführliche, dem Buch hinten angefügte Triggerwarnung gibt, die ich bei den Bänden zuvor etwas vermisst hatte.


"Die Rechnung war ziemlich simpel und logisch. Wer die Schuld trug, konnte nicht auch noch Entscheidungen treffen. Allerdings war ich mir ehrlich nicht sicher, ob das fair oder eher grausam war."


Der Rezension kurz voranstellen will ich noch, dass es sich hier um den dritten Teil einer Reihe handelt, deren drei Bände sich um EIN verbindendes Ereignis drehen. Die Ansatzpunkte der drei Geschichten, die sich darum entspinnen sind jedoch sehr unterschiedlich, genau wie das Alter der Figuren, die Stimmung der Geschichte und die Behandlungstiefe des Themas. Während der Vorfall in Band 1 den Höhepunkt der Geschichte darstellte, es dort viel um Träume, Chancen und neue Liebe ging und die Stimmung einer Rockstar-Romance entsprechend eher lockerer war, ging es im zweiten Band vermehrt um den Umgang mit dem Erlebten. Doch nicht nur Zeitpunkt und Themenschwerpunkt veränderten sind von Band 1 zu Band 2 - die beiden Protagonisten sind jünger, die Erzählart ganz anders, der Erzählton ernster. Ebenso unterscheidet sich auch Band 3 in vielen Punkten von seinen Vorgängern. In "Only One Note" geht es nun um Entfremdung, Verzeihen, Glück, Verlust und Trauer. Die Handlung setzt eine ganze Weile vor dem Ereignis an, spielt im irischen Belfast und die Figuren sind schon etwas älter und kennen sich seit 14 Jahren. Da die Geschichten sich alle nur minimal überschneiden, können sie auch wunderbar als Einzelbände gelesen werden.


"Kinder sind nicht die unfertigen, minderintelligenten Gnome, für die Erwachsene sie halten. Nell und ich wussten das aus eigener Erfahrung eigentlich ziemlich gut. Aber man vergisst ein paar Dinge, wenn man groß wird. Manchmal vergisst man sogar eine ganze Menge."


Dennoch: erst gemeinsam entfalten sie ein stimmiges Gesamtbild voller gegenseitiger Andeutungen, Begegnungen und Überschneidungen (Stichwort: Songzeilen am Ende jedes Bandes). Außerdem habe ich das Gefühl, dass die "Only One"-Reihe von Band zu Band besser geworden ist, ganz so, als hätte sich die Autorin mit jedem Teil etwas von der typischen Romanze gelöst und mehr zu ihrer eigenen Form gefunden. Was den Aufbau ihrer einzelnen Geschichte und die Einstiege in die Kapitel angeht, hat sich Anne Goldberg bei jedem ihrer Romane etwas anderes überlegt. Bei "Only One Song" waren es Textnachrichten, die einen geheimnisvollen Ausblick auf das Kommende geliefert haben, bei "Only One Letter" war es die Abwechslung von Gegenwart und eines rückblickenden "Logbuchs" und bei "Only One Note" sind die 29 Kapitelanfänge nun mit "Weißt du noch"-Post-its versehen. Die kurzen Erinnerungsschnipsel zu Beginn jedes Kapitels verwirren zunächst noch, mit fortlaufender Handlung beginnen sie dann jedoch immer mehr zum Inhalt der jeweiligen Kapitel zu passen und die fragezeichenversehene Leerstellen im Kopf füllen sich mit immer mehr Szenen und Erinnerungen, die die Geschichte bis zu dem Punkt lebendiger machen, an dem klar wird, was dahinter steckt...


Erster Satz: "Shampoo, Duschgel, Bodylotion"


Doch ich greife zu weit vor: lasst uns erst noch kurz über den Beginn der Geschichte sprechen. Wir steigen nämlich sehr ungewohnt mit einem ordentlichen Fehltritt des männlichen Protagonisten und Erzählers Charles in die Geschichte ein. Wer jetzt denkt "oje, das ist ja denkbar ungünstig, wie soll eine solche Figur Sympathieträger werden?", der unterschätzt wie geschickt uns Anne Goldberg diese Figur ins Herz schmuggelt. Schon nach wenigen Kapiteln hatte ich Charles alles verziehen, was er seiner Verlobten Nell so unbedacht angetan hat und war hilflos verliebt in diesen reflektieren, feinfühligen Charakter, der mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen, spannendem Input aus seinem Kommunikationspsychologie-Repertoire und einmaligen Charles-Zitaten jede Szene bereichert. Wie kann man jemanden, der Dinge sagt wie "Nicht jeden macht unüberwindbare Hilflosigkeit laut. Manche von uns werden leise" oder "Man kann von Fehlern halten, was man will, aber Fakt ist: Ein schlechtes Gewissen rückt manche Dinge wieder gerade. Prioritäten, zum Beispiel" oder "Zuweilen ist es erstaunlich, wie viel besser ich darin bin, Dinge richtig zu machen, wenn ich das mit dem Denken einfach überspringe." oder (setze hier jedes beliebige andere tolle Zitat von Charles ein - und davon gibt es eine Meeeeenge...) auch nicht lieben?


"Wir wollten es besser machen, schon vergessen? Wir wollten es verdammt noch mal perfekt machen. Es war über dreizehn Jahre her, dass wir uns das versprochen hatten. Doch wie gesagt – man vergisst sehr viel, wenn man erwachsen wird. Und viel zu oft das Wesentliche."


Sein Gegenpart ist die fröhliche Nell, die er schon seit der Schulzeit kennt und mit der er den Großteil seines Lebens verbracht hat. Allzu viel will ich Euch noch gar nicht über die beiden, ihre Beziehung, ihre Vergangenheit und ihre Zukunft verraten, da viel der Handlung sich auf ebensolche Details stützt und auf der zwischenmenschlichen Ebene zwischen Nell und Charles abläuft. "Es sind die kleinen Dinge, nicht wahr? Es sind immer die kleinen Dinge." Egal, ob sie planen: "Wir machen viele kleine Monster, und mit denen reißen wir die Weltherrschaft an uns.", oder sich die kitschigsten Liebeserklärungen machen, wie "Du bist der Himmelsschein auf meinem Herzen. Du bist wie Gummibärchen, nur die roten. Du bist wie das größte Geschenk zu Weihnachten. Du bist wie das süßeste Hundebaby und wie von der Schaukel springen. Du bist wie, wenn der Stein fünf Mal über das Wasser hüpft und wie den ganzen Tag Fernsehen gucken dürfen." - Die beiden reden und schweigen, streiten und lieben, reflektieren und ignorieren, erinnern und vergessen (vor allem die Milch) und zeigen uns Lesern damit ein ums andere Mal, dass Liebe nicht perfekt sein muss um zu funktionieren.


"Aber …", setzte Nell noch mal an. "Das ist … Du hast ihn wirklich so lange aufgehoben." Nach dem Wieso fragte sie nicht. Sie kannte es. Im Prinzip wissen wir immer um das Wieso, denke ich. Mit der Zeit hören wir nur auf, darüber zu staunen. Dann helfen alte, knittrige Zettel mit vier Buchstaben. Und Erinnerungen an Dinge, die nie passiert sind."


Auch wenn man von Charles und Nell absieht, steckt "Only One Note" voller großer und kleiner Alltagshelden. Egal ob die Peter Harolds und Octis dieser Welt (sorry, ich musste einfach ein paar Insider einbauen), oder Nells beste Freundin Chris und deren fünfjährige Tochter Sadie, die den beiden in jeder Lebenslage zur Seite stehen - dieses Buch hat einige schrecklich liebenswerte Figuren, die uns darüber hinwegtrösten, dass die Autorin anscheinend Spaß daran hat, Wunden aufzureißen und ordentlich darin herumzurühren. Der bekannte Ausdruck "emotionale Achterbahnfahrt" trifft es hier nicht ganz. "Only One Note" ist eher eine emotionale Bergsteigetour. Wir beginnen ganz unten im Tal und kämpfen uns zusammen mit Nell und Charles Schritt für Schritt den Berg empor. Mit jeder Seite, mit jedem Konflikt, mit jeder Erinnerung können wir weiter in die Vergangenheit der beiden sehen und uns langsam auch eine gemeinsame Zukunft vorstellen. Geführt wird diese emotional anstrengende Wanderung durch den gewohnt intensiven, aber lockeren Schreibstil, der mit vielen wiederkehrenden Motiven, treffenden Beobachtungen und vielschichtigen Figuren glänzt. "Kein Melodrama, nur handfeste Gefühle, kein Glitzer, nur Konfetti", so hat die Autorin ihre Geschichte in unserem "Buddyread" bezeichnet und ich finde das trifft den Nagel genau auf den Kopf.


"Aber so verhält sich das wohl mit der Verlustangst. In ihrem Licht erhalten Kleinigkeiten ein fast schon erdrückendes Gewicht. Und sie werden zu schwer, um sie weit zu tragen."


Doch wie bei jeder Wanderung kann es natürlich nicht für immer nach oben gehen und durch den neu gewonnenen Weitblick sieht man nicht nur, woher man kommt, sondern erahnt auch, welchen Weg man noch gehen muss. Irgendwann ist man auf dem Gipfel angelangt und man weiß, dass es jetzt unvermeidbar wieder bergab gehen wird. Das ist das fieseste an der Geschichte: dass man als aufmerksamer Leser der Reihe schon früh weiß, in welche Richtung es sich bewegen wird und befürchtet, welche emotionale Zerstörung noch auf einen zukommen wird. Das tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, sondern verstärkt sie eigentlich nur noch, da man gleichzeitig unbedingt wissen will, wie es enden wird, auf der anderen Seite aber niemals an eben jenem Ende abkommen würde.


"Ich weiß. Nell nippte an ihrer Flasche, und wieder verzog sie das Gesicht. Kurz dachte ich, dass wir mittlerweile sehr gut darin geworden waren, als Einheit vor dem Scherbenhaufen unserer Beziehung zu sitzen und dieses Chaos zu bewundern – in kollektiver Ratlosigkeit."


Das eigentliche Ende kommt dann genauso erbarmungslos dramatisch wie erwartet, ist dabei aber auch so authentisch und herzerwärmend, dass ich es nur als "schlimmschön" bezeichnen kann. Ich hasse es, ich bin aber auch so verliebt in die vielen Kleinigkeiten, die Anne Goldberg hier geschickt miteinbringt: die Zettel, die Wächter gegen die Albträume und die leise Andeutung, dass es auch nach der schlimmen siebten Welle immer weitergeht... "Only One Note" reiht sich somit in die Reihe der wenigen Bücher ein, die mich jemals richtig zum Weinen gebracht haben. Und so enden wir, wie wir begonnen haben: wieder unten am Boden, abgekämpft von dieser Erfahrung, aber auch glücklich, sie gemacht zu haben und mit leisem positiven Ausblick auf die nächste Tour... Ich bin dann auf jeden Fall wieder dabei!


"Mittlerweile glaube ich, dass Trauer aus beidem besteht – aus Momenten, die okay sind. Und aus solchen, an denen man erstickt. Nur die Aufteilung ist nicht immer fair."





Fazit:


Eine anstrengende, emotionale Bergsteigetour, deren großartiger Schreibstil, viele passenden Details, tolle Zitate und große und kleine Alltagshelden aber für jede geweinte Träne entschädigen. Dringende Leseempfehlung für alle, die große Gefühle abseits der melodramatischen New-Adult-Wege lesen wollen!

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Rund, episch, voller Überraschungen und wunderschön erzählt

Rule of Wolves
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Nach meinem "King of Scars"-Reread zusammen mit meiner Namensvetterin von "Sofias kleine Bücherwelt" war ich natürlich wahnsinnig gespannt, wie Leigh Bardugo die Nikolai-Dilogie zu einem würdigen Finale ...

Nach meinem "King of Scars"-Reread zusammen mit meiner Namensvetterin von "Sofias kleine Bücherwelt" war ich natürlich wahnsinnig gespannt, wie Leigh Bardugo die Nikolai-Dilogie zu einem würdigen Finale führen will. Ja gut und was soll ich sagen... "Rule of Wolves" hat jede Erwartung übertroffen. Damit die Geschichte nicht so schnell wieder zu Ende ist, haben wir sehr kleine Abschnitte gewählt und jede Seite genossen und um ganz ehrlich zu sein, überlege ich schon seit dem dritten Abschnitt, wie ich meine 5 Sterne hier begründen will. Denn "Rule of Wolves" ist nicht nur wieder ein wahnsinnig faszinierendes, komplexes High-Fantasy-Abenteuer mit liebenswerten Figuren, sondern auch ein rundes Gesamtkunstwerk, dass das gesamte Grisha-Verse nochmal aufgreift und zu einem würdigen Finale führt!


Nikolai: "Uns wurde so lange eine Zukunft versprochen. Ein Zag, an dem die Grisha in Sicherheit wären, an dem Ravka Frieden haben würde. Jedes Mal, wenn wir danach greifen, gleitet es uns durch die Finger." Nikolai hatte sich manchmal gefragt, ob es in seiner Natur lag, rastlos zu sein, in Zoyas Natur, schonungslos zu sein, und in Ravkas Natur, für immer im Krieg zu liegen unter dem Banner der Lantsov."


Doch bevor es schon in der Einleitung zu viele Herzchenaugen und WOWs regnet, lasst uns doch noch kurz über die Gestaltung sprechen. Genau wie eigentlich alle Grishaeverse-meets-Knaur-Verlag-Cover ist "Rule of Wolves" eine wahre Schönheit. War "King of Scars" noch golden, ist der Nachfolger nun in einem schimmernden Silberton gehalten, auf dem in fühlbarer Prägung Motive aufgesetzt sind. Groß in der Mitte ist Djels Esche zu sehen, welche sowohl ein Symbol für Fjerdan ist, aber auch im Ende eine tragende Rolle spielt. Um den Baum herum, der das Schild mit dem blauen Titel trägt, ist in jeder Ecke ein weiteres Motiv abgebildet, welches jeweils einen Handlungsstrang abbildet. In der linken unteren Eck ist ein zähnefletschender Wolf zu sehen, der für die Fjerdan, deren Königsfamilie und die Drüskelle steht. Rechts unten weist der Fuchs auf den Handlungsstrang in Os Alta hin, da dieser ein oft verwendetes Symbol für Nikolai Latsov ist. Links oben kommt durch den Falken einen Hinweis auf einen kurzen Ausflug nach Shu Han und rechts oben durch den Drachen ein Verweis auf Zoya und die Ära der Heiligen mit auf. Abgerundet wird das liebevoll ausgearbeitete Coverbild durch den schwarzen Buchschnitt und die Karte in der vorderen Leselasche. Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch ein wirklicher Hingucker! Geteilt ist die Geschichte in zwei große Kapitel: "Dämonenherrscher" und "Der Ursprung der Welt". Außerdem hilft eine Übersicht über die Orden der Grisha zu Beginn, den Überblick zu behalten. Wie die Vorgängerbände auch ist "Rule of Wolves" wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Diese sind durch verzierte Embleme passend zu der jeweiligen Gabe oder Stellung des Erzählenden angekündigt.


Zoya: "Die Flur dehnt sich aus. Nikolai hatte diese Worte so leicht dahergesagt, als würde er nur eine Bemerkung über das Wetter machen. Ich hörte, morgen soll es regnen. Die Callas blühen wieder. Die Welt wird vom Nichts verschlungen, und wir müssen einen Weg finden, das aufzuhalten. Noch etwas Tee? Aber so war es immer. Die Welt mochte in sich zusammenstürzen, aber Nikolai Lantsov würde dabei noch mit einer Hand die Decke stützen und mit der anderen eine Fluse von seinem Jackenaufschlag zupfen, während alles zusammenbrach."


Wie schon zuvor erzählen unsere drei Hauptprotagonisten Nina, Zoya und Nikolai von ihren Bemühungen, Ravka vor dem kommenden Krieg zu retten, Bündnispartner zu gewinnen, die Gerüchte über die fehlende Lantsov-Erbschaft Nikolais zurückzudrängen und gleichzeitig gegen einen neu auftauchenden "Pesthauch" vorzugehen, der durch das gesamte Grisha-Verse streift und auf seinem Weg alles Lebende verschlingt, seit der Dunkle wieder zurückgekehrt ist. Anders als ich nach dem etwas schrägen Heiligen-Exkurs des letzten Bandes erwartet hätte, geht es hier gleich während der ersten Kapitel mit dem Krieg los, sodass der Konflikt mit den Fjerdan und dessen Auswirkungen und die Bemühungen der Figuren um Frieden, zum Hauptthema wird. Zu Beginn lässt die Autorin geschickt einige Informationen über die letzten Geschehnisse aus "King of Scars" mit einfließen, um die Erinnerung anzukurbeln, nach einer kurzen Eingewöhnungsphase geht es dann aber gleich ans Eingemachte. Neben den offensichtlichen Konflikten haben natürlich auch die einzelnen Figuren noch ihre eigenen Probleme und Herausforderungen, sodass es in "Rule of Wolves" zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.


Nikolai: "Du hast mich kaum angesehen, seit ich zurück bin." Weil ich nach deinem Anblick giere. Weil mich die Aussicht darauf, mich diesem Krieg, diesem Verlust zu stellen ohne dich, mit Angst erfüllt. Weil ich feststellen muss, dass ich nicht für eine Zukunft kämpfen möchte, wenn ich keine Möglichkeit finde, eine Zukunft mit dir zu haben. Aber er war ein Herrscher und sie war seine Befehlshaberin, und er konnte nichts davon sagen."


Der erste große Handlungsstrang spielt dabei mal wieder im Zarenpalast in Os Alta, in dem Nikolai, seine Oberbefehlshaberin Zoya, die Zwillinge Tolya und Tamar sowie die Bildnerin Genya, und ihr Mann David am Frieden und der Sicherheit Ravkas arbeiten. Während Zoya immer noch unter dem Ende des letzten Bandes leidet, bei dem sie Juris´ Drachen übernommen hat und nun von Erinnerungen, Flashbacks, Gefühlen und der Verlockung der Macht geplagt wird (der sogenannten "Coktailparty in ihrem Kopf", wie sie es einmal so treffend formuliert, die ihr Angst machen, muss Nikolai nach der misslungenen Obis´baya mit seinem eigenen Monster Frieden schließen und dessen Fähigkeiten ausloten. Dass ich den charismatischen, schlauen Zaren-Schrägstrich-Erfinder-Schrägstrich-Freibeuter-Schrägstrich-Abenteuer wahnsinnig liebe, habe ich schon in meinen vorherigen Rezensionen mehrfach betont und das hat sich hier auch nicht geändert.

Die wahre Gewinnerin dieses Bandes ist jedoch Zoya. Die mächtige Stürmerin hat sich nicht gerade für ihren Sanftmut und ihre Nettigkeit einen Ruf gemacht, hier bekommt sie jedoch nochmal die Möglichkeit, sich weiter zu öffnen und endlich Gefühle zuzulassen und somit zu einer wahren Heldin zu werden. Mir gefällt wahnsinnig gut, dass Leigh Bardugo hier ihren lang angelegten Konflikt durch weitere Rückblenden und ihr Ringen mit ihrer Vergangenheit löst, ohne auf das typische "Harte Schale, weicher Kern"-Klischee zurückzugreifen. Zoya entdeckt nicht plötzlich die sanftmütige, liebevolle Mutter in sich, sondern arrangiert sich mit ihren Gefühlen, ihren Fähigkeiten und erfindet den Begriff "Stärke" komplett neu. Mit ihrer Loyalität, ihrem Mut und ihrer Gabe immer wieder über sich hinauszuwachsen hat sie mich inspiriert und berührt. Sehr berührend war auch die weitere Entwicklung der schon zuvor angedeuteten "Zoyalei"-Lovestory. Dadurch dass sowohl sie als auch Nikolai aus ihrer Perspektive erzählen, können wir deren Beziehung- beziehungsweise ihr "Mitsichringen" und "Gefühleverleugnen" - wunderbar verfolgen. Auch wenn die beiden wissen, dass sie keine Zukunft haben und deshalb krampfhaft ihre Augen verschließen (ich sage nur "Mopfköpfiger Idiot"), kommen sich Zoya und Nikolai langsam näher - aber wie immer im Leigh Bardugo Stil, meint also wahnsinnig langsam und mit vielen Andeutungen und Hindernissen. Umso schöner sind dann die weit verstreuten kurzen Szenen, in denen die beiden ihre Rüstungen ablegen (und bei denen häufig ein blaues Samtband involviert ist...)


Nina: "Das ist Fjerda, dachte Nina nicht zum ersten Mal. Sie hatte keine Gnade für Jarl Brum, ganz gleich, wer er als junger Vater gewesen war. Aber sie begriff, dass all das nicht mit ihm angefangen hat und dass es auch nicht mit ihm enden würde. Fjerda mit seinen harten Sitten und dem alten Hass erfüllte Menschen mit Scham und Zorn. Es machte die Schwachen schwächer und die Starken grausam."


Der zweite große Handlungsstrang (der, trotz dass ich Zoya, Nikolai und die anderen wirklich liebe, immer noch mein Lieblingshandlungsstrang ist), spielt in Fjerda, das hier zu Ravkas größtem und gefährlichsten Feind geworden ist und sich für den Krieg rüstet. Mittendrin mal wieder: Nina, die zusammen mit Hanne im Herzen des Feindgebietes - dem Eispalast - unter ihrem Decknamen Mila Janderstat spioniert und in die Geschicke des Landes eingreift. Neben Jarl Brum, dem Anführer der Drüskelle tauchen hier nun auch die Königsfamilie der Fjerdan mit einem kranken Kronprinz Rasmus, ein Lantsov Anwärter auf die Krone Ravkas und der allseits geliebte (nicht) Asket wieder auf und heizen das politische Klima weiter an. Schon zuvor war die Spionage-Feminismus-Freiheitskampf-Liebe-Dynamik in ihrem Handlungsstrang eine der spannendsten der ganzen Geschichte. In "Rule of Wolves" wird Nina nun aber nicht nur mit einer Menge politischen Herausforderungen konfrontiert, wird hart auf die Probe gestellt, das Versprechen einzuhalten, das sie Matthias auf dem Sterbebett gegeben hat, nämlich gnädig zu seinen Landsleuten zu sein, als sie seinem Mörder begegenet, sondern muss sich auch zwischen ihrem Land und ihrer neu gewachsenen Liebe zu Brums Tochter Hanne entscheiden... Schon im letzten Band habe ich Nina und Hanne zusammen einfach geliebt, da sie auf einer ganz anderen Ebene funktioniert haben, als Nina und Matthias (ihm trauere ich dennoch sehr hinterher). In "Rule of Wolves" wird nun auch ihre Beziehung nochmal vertieft und Andeutungen weiter ausgebaut, sodass klar wird, warum Hanne in ihrem Körper nicht glücklich ist.


Zoya: "Ein Zar mit einem Dämon in sich. Ein Mönch mit einem Dunklen in sich. Eine Befehlshaberin mit einem Drachen in sich. Wir sind jetzt alle Monster, Nikolai."


Denn neben den feministischen Zügen, die sich immer wieder abzeichnen, ist auch die Diversität der Protagonisten positiv zu vermerken. Ob bi-, pan-, trans-, hetero-, oder homosexuell spielt ebenso wie die Hautfarbe keine Rolle und wird nur nebenbei erwähnt - ebenso wie es im echten Leben auch sein sollte: keine große Sache. So fügen sich auch die Protagonisten gut in die wundervolle, eigensinnige, kunterbunte, authentische, magische Welt - das Grisha-Verse. Dass ich mal wieder nach wenigen Seiten tief in diese osteuropäisch angehauchte Fantasywelt eintauchen konnte, garantierte der wundervolle Schreibstil der Autorin. Düster, magisch und spannend webt sie ihre Geschichte, nimmt uns mit an schillernde Schauplätze und schockt uns mit Überraschungen. Dabei tragen nie Kämpfe, Intrigen, Brutalität und Irrglaube den Sieg davon, sondern immer Mitgefühl, Freundschaft und Liebe, sodass sich die Geschichte liest wie ein Märchen: mal düster und bedrohlich, mal leuchtend bunt und immer wunderschön! Egal wie aussichtslos eine Lage manchmal erscheint, bei Leigh Bardugos Bücher gibt es trotzdem einiges zu lachen. Egal ob Ninas selbstkritische Bemerkungen, Nikolais Hang, sich von seinen eigenen Bomben abschießen zu lassen, oder die Gespräche der Triarchie der Grisha über 17 Schritte zum perfekten Tee - die liebenswürdigen Figuren und ihre Eigenheiten haben es immer wieder geschafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.


Mayu: "Aber wir hatten nie einen richtigen Streit. Weil wir nie darauf vertrauten, dass die Liebe, die wir empfinden, uns hindurchtragen würde."


Nikolai, Zoya und Nina sind jedoch nicht die einzigen Figuren, die hier aus ihrer Perspektive erzählen dürfen. Hinzu kommen im Laufe der Geschichte auch noch die Tavgharad-Kämpferin Mayu und "der Mönch", was die drei anderen Perspektiven gekonnt ergänzt. Mayu haben wir ja schon im ersten Teil aus Isaaks Perspektive kennengelernt. Durch sie und Prinzessin Ehri dürfen wir jetzt auch einen Ausflug nach Shu Han unternehmen und deren Rolle im Krieg, sowie das Khergud Programm unter die Lupe nehmen. Auch persönlich hat die junge Kämpferin, die sich zwischen Loyalität und Rache hin und her gerissen fühlt einiges zu sagen, sodass ich ihre kurzen Abschnitte sehr mochte!

Die Erzählperspektive des Mönchs, meint also Yuri, der nach dem Finale von "King of Scars" vom Dunklen besessen ist, fand ich zwar interessant, konnte diese aber nicht so ganz in den Kontext der Geschichte einordnen. Nicht nur dass die Autorin eine Vorliebe für verrückte Zwei-Seelen-wohnen-in-einem-Körper Konflikte zu haben scheint (Hat sie zu viel Faust gelesen? I mean,.... Nikolai, Zoya, Yuri... Drei von fünf Erzählenden haben noch mit einem zusätzlichen inneren Etwas zu kämpfen), ich fand es auch zunächst sehr komisch, dass der Dunkle nun wieder als Antagonist aufgetaucht ist, da seine Geschichte eigentlich zu Ende erzählt war. Wie die ganze Sache mit seiner Rückkehr inszeniert wurde, hat mich im Endeffekt dann aber positiv überrascht.


Zoya: "In den Geschichten heilte Liebe deine Wunden, reparierte, was kaputt war, erlaubte dir weiterzumachen. Aber Liebe war kein Zauberspruch, eine Art Segen, den man flüsterte, ein Balsam oder Allheilmittel. Sie war ein dünner Faden, der stärker wurde durch Beziehung, durch geteilte Not und Vertrauen, das man ehrte."


Eine weitere positive Überraschung, die "Rule of Wolves" bereithält, sind die kurzen Gastauftritte von liebgewonnenen Figuren aus den vorherigen Grisha-Verse-Reihen. Hier tauchen nicht nur Alina und Mal nochmal kurz auf, wir unternehmen auch zusammen mit Nikolai einen kurzen Ausflug nach Ketterdam, um die Krähen bei einer wichtigen Mission um Hilfe zu bitten. Mit einem Charaktertod hat sich die Autorin zwischendurch zwar fast meine Sympathie verspielt, insgesamt zieht Leigh Bardugo aber mal wieder alle Karten, um ihre LeserInnen glücklich zu machen. Die Fjerdan, die Shu, Ketterdam, die Zemeni, der Dunkle und die Anhänger des Sternenlosen, die Khergud, das Parem, die Krähen und Alina und Mal - für dieses Finale wirft die Autorin nochmal alles in die Waagschale, was sie in den vorherigen Bänden aufgebaut hat und führt jeden erdenklichen Handlungsstrang zu einem würdigen Ende. Das sollte eigentlich zur Folge haben, dass dieses Finale heillos überladen wirkt. Seltsamerweise tut es das aber nicht. Im Gegenteil - ich habe selten ein so runder, epischer Abschluss einer Reihe gelesen.


Zoya: "Das richtet Liebe an. Liebe war der Zerstörer. Sie machte Trauernde, Witwen, hinterließ Elend in ihrem Kielwasser. Trauer und Liebe waren ein und dasselbe. Trauer war der Schatten, den die Liebe hinterließ, wenn sie verschwand. Ich habe zu lange in diesem Schatten gelebt, dachte Zoya."


Auch das Ende an sich ist wahnsinnig episch, wahnsinnig süß und einfach perfekt. Im Finale kommen große Emotionen hoch, mit denen Leigh Bardugo sonst eher geizt. Die Auflösung am Ende ist einfach nur natürlich, logisch und weder überspitzt, überhastet, noch überdramatisiert. Und einige Szenen.. meine Güte, mein Herz wäre fast geplatzt vor Freude. Und noch etwas bietet uns dieses Ende: einen perfekten Anknüpfungspunkt für einen dritten Krähen Roman, für den ich fast schon die Hoffnung aufgegeben hatte....



Fazit:


"Rule of Wolves" ist ein perfektes Finale: rund, episch, voller Überraschungen und wunderschön erzählt! Ganz große Liebe für diesen tollen Abschluss!

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