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Veröffentlicht am 18.11.2023

Eine durch und durch vollkommene Geschichte

Träume aus Licht
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Meine Eindrücke:

Dieser Roman hält tatsächlich das, was auf der Buchrückseite angepriesen wird: „Der große Roman über die Stummfilm-Ära der Weimarer Republik“.
Er ist sowohl groß(artig), als auch fokussiert ...

Meine Eindrücke:

Dieser Roman hält tatsächlich das, was auf der Buchrückseite angepriesen wird: „Der große Roman über die Stummfilm-Ära der Weimarer Republik“.
Er ist sowohl groß(artig), als auch fokussiert auf die Zeitebene in den 1920er Jahren und die damalige Filmindustrie.

Aber von vorn:

Isabel Roderick war mir bis dato eine unbekannte Autorin mit Wurzeln in Wiesbaden, die nach eigenen Angaben gefühlvolle, atmosphärische Romane über starke Frauen schreibt, in denen das ein oder andere Familiengeheimnis aufgedeckt wird.
Ihr Roman „Träume aus Licht“ verkörpert ihre Faszination für die Stummfilm-Ära und wurde unter anderem von der Historie des deutschen Stummfilms „Metropolis“ inspiriert. (Herzlicher Verweis an die Autorinnen Homepage für mehr Hintergründe 😉)

Diese Faszination für den Stummfilm strahlt dieser Roman wirklich aus. Wir erfahren viel über die Geschichte, die Arbeit, aber auch die Bedeutung und das Schicksal des Stummfilms, eingebettet in die emotionale Geschichte einer Drehbuchautorin, Schauspielerin und Ehefrau im Berlin der 1920er Jahre. Dieser Handlungsstrang ist jedoch nur einer von dreien.

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Zum Inhalt:

Wiesbaden, 2000 (heute): Ariane findet unter dem Bett ihrer kranken Großmutter alte Filmrollen, in denen sie die Auflösung langgehüteter Familiengeheimnisse vermutet. Was für ein Mensch war ihre Mutter Vera, die sie selbst nicht gekannt hat und warum spricht ihre Großmutter nicht über sie?
Berlin, 1920er Jahre: Die junge Eva traut sich ihrer größten Leidenschaft nachzugehen – dem Schreiben. Ein eingereichtes Drehbuch-Manuskript beeinflusst nicht nur ihre Karriere, sondern ihr ganzes Leben.
Deutschland/ USA, 1950er Jahre: Vera ist es leid, ihr Leben nach den Vorstellungen ihrer Eltern zu leben. Sie will frei sein! Und eine bessere Mutter sein, als ihre eigene, die ein großes Geheimnis vor ihr bewahrt.

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Alle drei Handlungsstränge sind miteinander verflochten und wechseln sich im Romanverlauf ab, allerdings mit deutlichem Hauptanteil in den 1920er Jahren. Die Wechsel sind sehr angenehm und erzeugen eine große Spannung, die mich das Buch schwer aus der Hand legen ließ. Dabei sind die Erzählungen perfekt aufeinander abgestimmt, jede trägt ihren Part zur Geschichte bei und vervollständigt ohne Dopplungen Stück für Stück das Gesamtbild. Auch die Charaktere der einzelnen Ebenen sind mit sehr viel Liebe zum Detail entworfen und durchlaufen jede für sich eine Entwicklung.

Ich hatte zwischenzeitlich die Befürchtung, dass die Auflösung, die alles miteinander verbindet, zu wenig überzeugend sein könnte oder auf den letzten Seiten nur husch-husch abgehandelt wird.
Umso positiver war dann die Überraschung als jeder einzelne Aspekt in Ruhe ausgeführt, alle perfekt zu einem großen Ganzen miteinander verbunden und dann auch noch ein liebevolles Detail vom Romanbeginn wieder aufgegriffen wurde.

Einziges klitzekleines Manko, das ich Love Stories aber auch immer etwas zugestehe: Einzelne Umstände sind etwas sehr glücklich.


Mein Fazit:

Ein wundervoll einfühlsam erzählter Roman mit liebevoll erdachten Charakteren, der mich hat mitfiebern, mitleiden und schmunzeln lassen.
Ein Schreibstil, der mich von der ersten Seite an fesselte und mich luftig leicht durch die Handlung fließen ließ.
Eine vielschichtige Handlung, die zu einem großen Ganzen verschmilzt und mich am Ende mit einem wohligen Gefühl zurücklässt.

Kurzum: Eine durch und durch vollkommene Geschichte, die ich jedem wärmstens ans Herz legen möchte!

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Einer der vielschichtigsten und besten Krimis, die ich je gelesen habe

Glutspur
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Dieser Roman steckt voller Emotionen, Spannung und einer Tiefe, die ihresgleichen sucht. Dabei entführt er uns in das kontrastreiche Dänemark: die vibrierende Hauptstadt und das raue Jütland.

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Zum ...

Dieser Roman steckt voller Emotionen, Spannung und einer Tiefe, die ihresgleichen sucht. Dabei entführt er uns in das kontrastreiche Dänemark: die vibrierende Hauptstadt und das raue Jütland.

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Zum Inhalt:
Ein seit über drei Jahren ungelöster Mordfall bereitet Kommissar Bohm Kopfzerbrechen. Als letzten Versuch vor der Schließung der Akte, wendet er sich an Privatdetektivin Liv Jensen. Sie beginnt bei null und entdeckt neue Spuren, die sie nicht nur nach Nordjütland, sondern auch tief in die Vergangenheit führen…und sie doch in der Gegenwart wieder einholen.


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Meine Eindrücke:

„Glutspur“ ist der Auftakt der neuen Reihe rund um die Ermittlerin Liv Jensen von der dänischen Krimiautorin Katrine Engberg. Inspiriert wurde die Geschichte von dem Schicksal ihrer Großmutter.

Zunächst war ich etwas skeptisch bezüglich der Protagonistin: eine ehemalige Ermittlerin, die nun als Detektivin in Kopenhagen ihr Glück versuchen will? Sollte das etwa lediglich ein oberflächlicher Fall werden? Ohne echte Polizeiarbeit?
Eine völlig unbegründete Befürchtung, denn tatsächlich wird Liv von einem vertrauten Kommissar zur Unterstützung einer bislang erfolglosen polizeilichen Ermittlung herangezogen – und sie stellt ihre außergewöhnliche Kombinationsgabe unter Beweis.

Beeindruckt haben mich an diesem Kriminalroman im Besonderen zwei Dinge:

Der einzigartige Erzählstil
Es gehört schon viel dazu, wenn ich mich bereits nach wenigen Seiten in einem Buch „zu Hause“ fühle, getragen von einem wohlüberlegten, aber unglaublich leicht lesbarem Schreibstil. Wenn es dann allerdings auch noch gelingt, die Figuren allein die Geschichte erzählen zu lassen, mit ihren Wahrnehmungen und Gedanken nicht nur Umgebung und Situation, sondern auch Hintergründe und Erklärungen geschildert werden, wie im Fluss, wie eine Einheit – ohne dass ein distanzierter Erzähler einspringen muss, bin ich voller Bewunderung für das Talent der Autorin!

Die Tiefe und Vielschichtigkeit der Geschichte
Bereits nach dem ersten Kapitel hegte sich in mir der Verdacht, dass einiges miteinander zusammenhängt. Das tatsächliche Ausmaß der Zusammenhänge, wurde mir allerdings erst im Laufe der Handlung Stück für Stück bewusst. Gleich mehrere Mordfälle, aber auch viele persönliche Geschichten werden thematisiert. Es hat mir unglaublich Spaß gemacht, die Puzzleteile, die sich Schritt für Schritt abzeichneten, zusammenzusetzen und die bewusst gelassenen Lücken selbst zu füllen, geleitet von einem deutlichen roten Faden.
Dabei ist die Geschichte zusammengesetzt aus der Erzählung an sich, geheimnisvollen Visionen und Rückblenden in die 1940er Jahre. Eine wahnsinnig spannende Kombination, die, wie so vieles in diesem Roman, Hand und Fuß hat.
Auch die Charaktere geben diesem Roman eine besondere Tiefe: Liv Jensen, die Protagonistin und Detektivin, die Psychologin Hannah Leon und der iranisch stämmige Automechaniker Nima Ansari begleiten uns über den gesamten Roman hinweg. Jede/r von ihnen ist vor etwas auf der Flucht und hat sein eigenes Päckchen zu tragen.

Auf den insgesamt 462 Seiten wurde sich die Zeit gelassen, jeden Charakter tiefgreifend zu behandeln, die einzelnen Handlungsstränge aufwendig miteinander zu verweben und jeden einzelnen von ihnen nachvollziehbar abzuschließen. Ich ziehe meinen imaginären Hut!


Mein Fazit:

Einer der vielschichtigsten und besten Krimis, die ich je gelesen habe: emotional, spannend, geschichtsträchtig, atmosphärisch und wundervoll erzählt! Alles ist miteinander verbunden, die Puzzleteile fallen Stück für Stück ins Bild und werden im letzten Kapitel zu einem überzeugenden Ganzen verbunden.
Ich bin froh, diese Reihe und die Autorin Katrine Engberg entdeckt zu haben und empfehle „Glutspur“ gern allen Krimiliebhabern weiter: Er ist etwas ganz Besonderes!

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Spannend und emotional von der ersten bis zur letzten Seite!

Schneekinder
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Dieses Buch erinnert daran, dass Vorurteile nicht immer wahr und richtige Entscheidungen oft auch schmerzhaft sind, dass man die Hoffnung niemals aufgeben darf und niemand alles allein schaffen kann: Jeder ...

Dieses Buch erinnert daran, dass Vorurteile nicht immer wahr und richtige Entscheidungen oft auch schmerzhaft sind, dass man die Hoffnung niemals aufgeben darf und niemand alles allein schaffen kann: Jeder braucht seine Vertrauten; sie machen uns stark und lassen uns über uns selbst hinauswachsen.


Zum Inhalt:

Bei ihrer Arbeit im Bergwerk, stoßen Jungen auf einen tödlich schwarzen Nebel. Er breitet sich unaufhörlich aus – und übermenschliche Steinwesen verlassen den Berg. Sie halten auf das Dorf zu, in dem aufgrund des Krieges nur noch Kinder und Alte leben. Die Dorfbewohner fliehen – und der Winter bricht herein.
Die junge Elin leidet unter dem Verlust ihres Zwillingsbruders Kjell. Doch sie muss stark sein. Für sich und für ihr ganzes Dorf.



Meine Eindrücke:

Schneewinter ist ein Fantasy Kinder- und Jugendbuch, von dem deutschen Autoren und Journalisten Andreas Langer. Inspiriert wurde er von seiner Faszination für Island, wohin er bereits mehrere Reisen unternommen hat.

Jorland, der Ort der Handlung, erinnert mit seiner frostigen, aber gleichzeitig geothermale Umgebung stark an Island. Seine Bewohner leben inmitten der Natur. Sie respektierend, ihr gleichzeitig aber auch ausgeliefert. Eine tolle Atmosphäre!
Das Düstere und Geheimnisvolle der offensichtlichen, unmenschlichen Bedrohung sorgt für Spannung von Anfang an. Gepaart mit dem sehr angenehmen, durchaus anspruchsvollem, aber leicht lesbaren, Schreibstil, fiel mir das Eintauchen in die Geschichte sehr leicht.

Das Setting eines Dorfes, in dem aufgrund eines Krieges lediglich junge und alte Bewohner leben, ist ebenso einfach wie originell: der Fokus liegt automatisch auf den Kindern, sodass junge Leser sich sehr gut mit ihnen identifizieren können.

Sehr berührt hat mich der starke Zusammenhalt der Gruppe, die große Bedeutung der Gemeinschaft. Aber auch das Straucheln und Zweifeln der jungen Protagonistin Elin, die ihre Rolle annimmt und mit ihr wächst. Ihre innere Zerrissenheit, doch auch ihre Trauer und ihr Mut werden einfühlsam geschildert. Ihr Durchhaltevermögen und ihre ausgeprägte Moral sind beeindruckend – sie ist ein großes Vorbild, auch für uns Erwachsene!

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, bietet aber sehr viel Raum für eine oder sogar mehrere Fortsetzungen: Alle Charaktere sind noch sehr jung, sie befinden sich nun an einem völlig anderen Ort als zu Beginn der Handlung, weiterhin herrscht Krieg und wir erfahren, dass zwei Geschichten aus der Hjenda, der Sammlung von Sagen, Märchen und Geschichten Jorlands, wahr sind.
Über beide sind noch nicht alle Geheimnisse gelüftet. Und was, wenn noch mehr der fantastischen Erzählungen wahr sind?
Auf seiner Autoren-Homepage spricht Andreas Langer darüber, dass er sich über „jede und jeden freue, der Elin, Kjell und all die anderen bei ihren Abenteuern begleitet“. Abenteuern – Mehrzahl! Das lässt mich hoffen

Denn bis auf zwei minimale Unstimmigkeiten, die nicht der Rede wert sind, war es für mich ein perfektes Leseerlebnis, dass ich gern fortsetzen würde!


Mein Fazit:

Ein unglaublich spannender und bewegender Roman – von der ersten bis zur letzten Seite!
Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen und war etwas traurig, als es dann „so schnell“ zu Ende war. Andreas Langer schafft es in einem einfachen Setting sehr viel Emotion, Handlung und Spannung einfließen zu lassen. Anspruchsvoll erzählt, ist es nicht nur ein wunderbares Fantasy-Abenteuer für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene!

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Spannend, bewegend…und beeindruckend gut erzählt!

Fünf Winter
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Etwas war bei diesem Buch anders.
Ich war nach dem Ende dieses Buches nicht stark bestimmt von Euphorie oder Enttäuschung, sondern…still? Nachdenklich? Zufrieden? Ich kann es schwer greifen.
Fest steht ...

Etwas war bei diesem Buch anders.
Ich war nach dem Ende dieses Buches nicht stark bestimmt von Euphorie oder Enttäuschung, sondern…still? Nachdenklich? Zufrieden? Ich kann es schwer greifen.
Fest steht aber, es war ein Krimi, der mir sehr gut gefallen hat. Vor allem auch, weil es kein klassischer Krimi ist.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und klar. Er ließ mich direkt in die Geschichte abtauchen:
Hawaii, 1941. Joe McGrady, ehemaliger Soldat und Polizist des Honolulu Police Department, wird mitten in der Nacht allein zu einem potenziellen Tatort geschickt. Vor Ort findet er einen jungen Mann brutal aufgeschlitzt vor – die erste Mordermittlung unter seiner Verantwortung. Bald wird klar, wie groß die Tragweite des Falls tatsächlich ist. Zusammen mit einem erfahrenen Kollegen verfolgt er die Spur des Täters, die nach Hongkong führt. McGrady wird beauftragt ihm zu folgen…und gerät zwischen die Fronten des zweiten Weltkriegs.

Das Setting hat mich von Anfang an gereizt. Denn neben Krimis zählen historische Romane zu meinen Lieblingsbüchern. Eine Kombination von beidem? Ideal für mich und in diesem Buch sehr gelungen umgesetzt. Der spannende Kriminalfall, ebenso brutal wie geheimnisvoll, wurde hier inspiriert von der Weltgeschichte. Genauer gesagt, der amerikanisch-japanischen Weltkriegsgeschichte, die mir bisher weniger bekannt war.

Mir haben die vielen Wendungen und unvorhersehbaren Verknüpfungen im Laufe der Handlung gut gefallen. Es war, als würde man die Geschichte wie bei einem Rubbellos nach und nach freilegen: Erst ganz grob und schnell. Ich konnte schon die Umrisse erkennen, bekam einen Eindruck der Hintergründe und glaubte, sie durchschaut zu haben. Jedoch hatte ich die kleinen Flecken unterschätzt, die wichtige Details verdeckten und wurde von ihnen überrascht.
Gleichzeitig verliehen wiederkehrende Personen und gezielt gesetzte Wiederholungen mit Wiedererkennungswert dem Buch einen tollen Zusammenhalt.

Was machte diesen Roman besonders?
Für mich ganz klar die Verschmelzung des Schreibstils mit dem Charakter der Protagonisten.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, bei dem der Schreibstil so authentisch und gelungen den Charakter des Protagonisten widerspiegelte. Es war ein präziser, analytischer, aber gleichzeitig emotionaler Ton. Der Ton eines Soldaten, der sich und seinen Prinzipien treu bleibt. Der zu seinem Wort steht. Einem Mann, der dankbar ist und voller Hingabe. Der Ton eines Mannes ohne Wurzeln, der nach vielen Entbehrungen für das kämpft, was ihm wichtig ist: Seine Liebe.

Was hat mir nicht gefallen?
Vielleicht, dass einige Wendungen etwas zu glücklich waren? Aber wirklich gestört hat es mich nicht. Diese Wendungen steigerten die Spannung und trieben die Handlung voran. Und hey - dies ist ein Roman: Fiktion. Keine Biografie!

Als Hardcover-Liebhaberin muss ich abschließend unbedingt noch ein Lob auf das Buch an sich aussprechen: Endlich mal wieder ein Buch ohne Umschlag! Noch dazu mit toller Haptik, schlichtem, aber schönen und sehr passendem Design. Allerdings mit zwei kleinen Mankos: Den nicht entfernbaren Verweis auf den Edgar Award für den besten Krimi 2022 und das Zitat von Dennis Lehane, das ich nicht auf dem Frontcover gebraucht hätte.


Mein Fazit:

Ein durch und durch spannender Krimi, der sich gleichzeitig die Zeit für Tiefe nimmt. Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen und fand es in vielerlei Hinsicht beeindruckend.
Meine starke Empfehlung an alle, die Krimis und historische Romane lieben oder sich auf einen besonderen davon einlassen möchten.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Ein bewegender, tragischer und ermutigender Roman gegen das Vergessen

Als Großmutter im Regen tanzte
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Dies ist ein Roman über Liebe und Sehnsucht, über Scham, über Verdrängen, über Zweifeln und den Willen, nicht aufzugeben. Es ist ein Roman über Geheimnisse und das, was Geheimnisse anrichten können.
Doch ...

Dies ist ein Roman über Liebe und Sehnsucht, über Scham, über Verdrängen, über Zweifeln und den Willen, nicht aufzugeben. Es ist ein Roman über Geheimnisse und das, was Geheimnisse anrichten können.
Doch allem voran ist es ein Roman für die Hoffnung und gegen das Vergessen.

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Zum Inhalt:

Als Juni nach dem Tod ihrer Mutter in das Haus ihrer Großeltern zurückkehrt, ist es nicht nur eine Flucht vor ihrem Ehemann, sondern auch eine Reise in ihre Kindheit. Als sie ein Foto von ihrer Großmutter mit einem deutschen Soldaten entdeckt, das 1945, wenige Jahre vor der Geburt ihrer Mutter, aufgenommen wurde, wird sie stutzig – ihr Großvater war Norweger. Doch die Hochzeit mit ihm fand offensichtlich nach der Geburt ihrer Mutter statt. Juni begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, auf die Suche nach der Identität ihrer Familie und ihren eigenen Wurzeln.
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Meine Eindrücke:

„Als Großmutter im Regen tanzte“ ist nicht der erste Roman der norwegischen Journalisten und Autorin Trude Teige, allerdings der erste, den ich von ihr gelesen habe.

Inspiriert von historischen Ereignissen und Gesprächen mit Zeitzeuginnen, erzählt Trude Teige mit einem angenehmen und berührenden Schreibstil die Geschichte der jungen Norwegerin Tekla, die sich entgegen aller gesellschaftlichen Normen in einen deutschen Soldaten verliebt und beschließt, ihn in das Ungewisse des zerstörten Deutschlands zu begleiten. Gepaart mit der Geschichte ihrer Enkelin Juni, die nach langer Zeit in das Haus ihrer Großmutter zurückkehrt, ergibt sich ein spannendes Familiendrama mit einer Suche nach deren Wurzeln.

Einfühlsam und authentisch erzählte Kindheitserinnerungen und Nachforschungen Junis wechseln sich mit Teklas Erlebnissen im zerstörten Deutschland ab, die sehr eindrucksvoll und emotional beschrieben werden. Sie haben mich tief im Inneren bewegt, haben mich ehrlich mitfühlen und auch staunen lassen. Staunen lassen, über die Kraft, das Durchhaltevermögen und die positive Energie, die mir einige der Charaktere in ihren dunkelsten Stunden vermittelt haben.
Es gibt „immer einen Weg, der voranführt“!

Es ist keine Geschichte die in einer Dunkelheit an Tragik versinkt, sondern eine, die es versteht die Hoffnungsschimmer heller leuchten zu lassen. Besonders die Geschichte und Tradition des Tanzens im Regen ist unglaublich liebevoll und hoffnungsvoll.

Dieser Roman hat meine Sicht auf die Welt und auf mein Leben relativiert und mir die Gewissheit gegeben: Es geht mir und meine Familie gut! Das, was wir heutzutage als „Probleme“ empfinden, sind Nichtigkeiten, die kaum einen Gedanken wert sind.


Mein Fazit:

Dieser Roman ließ mich all die kleinen Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, viel mehr wertschätzen. Und gleichzeitig aufrichtig Anteil nehmen an der bewegenden Geschichte der Menschen im besetzten Norwegen und frühen Nachkriegsdeutschland.

Er war für mich was ganz Besonderes und ich möchte ihn wärmstens jedem ans Herz legen, der offen ist für eine von historischen Ereignissen inspirierte Geschichte, die tiefer berührt als viele andere.

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