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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2024

Tragisch wie brillant

Geordnete Verhältnisse
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Philipp, wütender Sohn einer Alkoholikerin, ist zehn Jahre alt, als sein größter Wunsch, nämlich ein bester Freund, in Erfüllung geht: Faina ist mit ihren Eltern aus der Ukraine gekommen und neu in seiner ...

Philipp, wütender Sohn einer Alkoholikerin, ist zehn Jahre alt, als sein größter Wunsch, nämlich ein bester Freund, in Erfüllung geht: Faina ist mit ihren Eltern aus der Ukraine gekommen und neu in seiner Klasse. Sie hat genauso feuerrote Haare wie er, schnell werden sie unzertrennlich. Gemeinsam wachsen sie auf, gehen durch Höhen und Tiefen, bis der Kontakt nach einem großen Konflikt abbricht und beide getrennte Wege gehen. Es vergehen einige Jahre, da steht Faina eines Tages schwanger, obdach- und mittellos vor Philipps Tür. Ohne zu zögern, nimmt er sich ihrer an, hoffte er doch all die Zeit, dass seine Seelenverwandte zu ihm zurückkehren würde. Doch mehr und mehr zeigt sich im Schleier des Nicht-Wahrhaben-Wollens Philipps Wut, seine kontrollierende Art und die geschaffene Abhängigkeit, wenn Faina mal ihren eigenen Willen hat.

Lana Lux erzählt die atemberaubende Chronik eines Femizids, zeichnet dabei tiefe Porträts sowohl von Opfer als auch Täter. Weder Philipp noch Faina glänzten für mich mit Sympathie, und doch wirkten sie so nahbar und realistisch, dass mich das Ende sprachlos machte und schockierte, obwohl ich wusste, was kommen würde.

Ein brillant wie tragischer und gleichzeitig wichtiger Roman mit Sogwirkung!

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Veröffentlicht am 29.02.2024

Stark angefangen, stark nachgelassen

Leuchtfeuer
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In einer Augustnacht im Jahr 1985 steigen drei Jugendliche in ein Auto: Die ältere Schwester Sarah, die zu viel getrunken hat, sodass ihr Bruder Theo fährt, obwohl er keinen Führerschein besitzt, und Misty, ...

In einer Augustnacht im Jahr 1985 steigen drei Jugendliche in ein Auto: Die ältere Schwester Sarah, die zu viel getrunken hat, sodass ihr Bruder Theo fährt, obwohl er keinen Führerschein besitzt, und Misty, Theos Schwarm. Bei einem tragischen Unfall kurz vor dem sicheren Zuhause stirbt Misty. Voller Schuldgefühle beschließt die Familie einfach nicht darüber zu sprechen, zu unvorstellbar und schrecklich das Geschehene.

Zu verschiedenen Zeitpunkten, die nicht chronologisch abgehandelt werden, und mithilfe von unterschiedlichen Erzählperspektiven erfahren wir mehr über das Leben der Familie Wilf nach dem Unfall. Besonders die Kinder, Sarah und Theo, haben den Vorfall nicht verarbeitet und ihre ganz eigene Weise gefunden, mit dem Schmerz umzugehen. Auch die Nachbarsfamilie von Gegenüber wird in die Geschehnisse miteingewebt ab dem Zeitpunkt, wo Dr. Wilf bei der plötzlichen Geburt des kleinen Waldo hilft. Ihre Schicksale scheinen fortan miteinander verknüpft zu sein, wie es besonders im Jahr 2010 spürbar ist.

Mit einem starken Auftakt hat mich die Autorin in der ersten Hälfte des Buches gefesselt. Ich wollte unbedingt mehr über die beiden Familien und ihre Schicksale erfahren, wissen, wie die Fäden, die erst lose zerstreut schienen, zusammengeführt werden. Bis zu den Ereignissen im Jahr 2010 ist das sehr gut gelungen, mit den Zeitsprüngen in die Pandemie hat sich die Handlung für mich leider verloren. Durch die vielen Zeit- und Personenwechsel blieben mir viele Charaktere bis auf Waldo zu blass. Die gewollt melancholische Stimmung konnte mich meist nicht erreichen. Die Message blieb mir zu platt und das Ende hat mich nicht zufriedengestellt, mir fehlte eine echte Tiefe. Damit konnte mich der Roman schlussendlich leider nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 29.02.2024

It's worth the hype!

Yellowface
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Nach ihrem gemeinsamen Abschluss an der Yale erhoffen sich June und Athena den großen literarischen Durchbruch. Während Athenas Debüt tatsächlich gefeiert wird, landet June einen Flop. Als die beiden Athenas ...

Nach ihrem gemeinsamen Abschluss an der Yale erhoffen sich June und Athena den großen literarischen Durchbruch. Während Athenas Debüt tatsächlich gefeiert wird, landet June einen Flop. Als die beiden Athenas teuren Netflix-Deal feiern wollen, erstickt die chinesisch-amerikanische Erfolgsautorin beim nächtlichen Pancake-Essen. June, die den Tod hautnah miterlebt, ergreift die Chance und steckt sich Athenas Manuskript in die Tasche. Sie macht sich den Entwurf zu eigen und veröffentlicht "Die letzte Front" unter ihrem neuen, asiatisch klingenden Künstlernamen Juniper Song. Der Roman über ein chinesisches Arbeiterkorps im ersten Weltkrieg geht durch die Decke und June erlebt den heiß ersehnten Erfolg einer Bestsellerautorin. Die wahre Geschichte muss jedoch mit aller Kraft geheim gehalten werden, doch das ist gar nicht so einfach, wenn plötzlich die ganze Literaturwelt auf dich aufmerksam wird.

Mit June haben wir eine sehr ambivalente und zugleich unzuverlässige Ich-Erzählerin, die Wahrheit und Lüge so miteinander vermischt, dass die Realität nicht immer klar erkennbar ist. Damit gelingt Rebecca F. Klang ein Kunstgriff, denn weder June noch Athena sind klar Gut oder Böse. Die Vielschichtigkeit der Charaktere, aber auch die besondere Erzählweise zwischen moralischer Verwerflichkeit und menschlichem Verständnis ist es, die einen als Leser immer wieder dazu auffordern, Haltung zu beziehen zu Themen, die vor allem in den sozialen Medien oftmals als nur schwarz oder weiß deklariert werden. Der Autorin gelingt zudem eine Kritik am Umgang auf Instagram, Tim Tok und co. und gewährt uns gleichzeitig in bitterböser Manier Einblicke hinter die Kulissen der Buchwelt.

Auch wenn ein paar Handlungsstränge für mich zu vorhersehbar waren und mich das plötzliche Ende nicht zufriedengestellt hat, so empfehle ich diesen wahrhaften Page-Turner uneingeschränkt weiter!

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Intensiv, packend, eindringlich

Zitronen
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In verschiedenen Episoden erzählt Valerie Fritsch eindringlich von versehrten Menschen, die verschiedene Formen der Gewalt erleben und ausüben und zeichnet mit ihren glaubhaften Charakteren ein leuchtendes ...

In verschiedenen Episoden erzählt Valerie Fritsch eindringlich von versehrten Menschen, die verschiedene Formen der Gewalt erleben und ausüben und zeichnet mit ihren glaubhaften Charakteren ein leuchtendes Porträt ihrer Psychen.

August Drach wächst in einem kleinen Dorf auf. Sein Vater ist gewalttätig, nur die Hunde, die liebt er. Eines Tages verschwindet er. Augusts Mutter beginnt daraufhin, ihrem eigentlich gesunden, nichtsahnenden Sohn allerlei Pillen und Stoffe in den Tee zu mischen, um ihn anschließend wieder voller Liebe und Inbrunst gesund zu pflegen.

Später zieht August in die Stadt, versucht ein normales Leben zu leben. Auf der Suche nach sich selbst verliebt er sich in Ava, deren Beziehung in der Gegenwart durch die undurchdringliche Vergangenheit eingeholt wird.

Mit einem sprachlichen Feuerwerk zeichnet die Autorin wahrliche Szenen auf das innere Auge, jeder Satz sitzt, die Beschreibungen poetisch anmutend. Ein paar Highlights findet ihr in den Slides.

Mit nur 186 Seiten ein ganz großer und intensiver Roman, den ich unbedingt empfehlen möchte!

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Veröffentlicht am 09.02.2024

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Zukunft Schreiben
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Der Ratgeber "Zukunft schreiben - KI Tools für Autorinnen und Autoren" gibt einen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz und erklärt, wie diese in den kreativen Schaffensprozess ...

Der Ratgeber "Zukunft schreiben - KI Tools für Autorinnen und Autoren" gibt einen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz und erklärt, wie diese in den kreativen Schaffensprozess sinnvoll eingebunden werden können. In kurzen Kapiteln und Abschnitten wird das Know-How vermittelt, wie die KI in der Praxis helfen kann. Als Partner kann sie z.B. beim Plottern, bei Hintergrundrecherchen, bei der Charakterentwicklung und Stilanalyse unterstützen. Anhand anschaulicher Beispiele werden konkrete Tipps und Tricks gegeben, wie man das "Prompten", also die Fütterung der KI mit den richtigen Infos und Anweisungen, hinbekommt, sodass der gewünschte Output entsteht. Zudem werden mögliche Fragen thematisiert, die mit der Verwendung von KI einhergehen, z.B. Wer hält eigentlich das Urheberrecht inne?

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