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Veröffentlicht am 16.09.2023

Ökologisch Gärtnern leichtgemacht

Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?
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In dem inhaltlich und haptisch sehr hochwertigen Selbstanbau-Ratgeber „Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ bündelt die Journalistin und ...

In dem inhaltlich und haptisch sehr hochwertigen Selbstanbau-Ratgeber „Werden Tomaten süßer, wenn ich sie mit Zuckerwasser gieße und kann ich mein Unkraut einfach aufessen?“ bündelt die Journalistin und preisgekrönte Gartenbuchautorin Sally Nex ihr über Jahre angesammeltes versiertes Wissen rund um ökologisches Gärtnern und glückliches Obst sowie Gemüse. Und so außergewöhnlich-humorvoll der Titel und die Fragen in den fünf verschiedenen, gut gegliederten und übersichtlichen Kapiteln klingen, so präzise hilfreich-informativ sowie praxisnah sind die Antworten für alle Profi- und Hobbygärtner im Eigenanbau.

Verziert mit zahlreichen wunderschönen Grafiken und Bildern auf jeder Seite bereitet das Durchlesen der verschiedenen pfiffig und zugleich sehr gut zusammengefassten Antworten aus einem breiten Themenspektrum große Freude – dabei kann der Leser selbst entscheiden, ob er eine Langfassung oder eine komprimierte Antwort im kleinen Kasten erhalten möchte. Sally Nex legt seit Langem großen Wert auf nachhaltiges, autarkes Gärtnern/Selbstversorgung ohne Plastik sowie Chemikalien und gibt unterteilt in den fünf großen Kapiteln „Was baue ich an?, „Wo baue ich an?“, „Erlebnis Eigenanbau“, „Wer knabbert an meinen Pflanzen“ sowie „Ernten und Verarbeiten“ auf unterhaltsame und zugleich professionell-verständliche Weise Schritt-fürSchritt-Hilfestellung zu anfallenden Gartenfragen. Dabei schlägt Nex einen brillanten Bogen vom einleitenden Anfang über das Gärtnern am Puls der Zeit mit verschiedenen Gemüseanbautechniken des 21. Jahrhunderts, über außergewöhnliche Anbaumöglichkeiten und selbstgemachten Dünger sowie Schädlingsbekämpfung bis hin zur Magie der Wiederverwertung und faszinierenden Symbiosemöglichkeiten im natürlichen Einklang.

Auch gibt Sally Nex neben der Beschreibung zahlreicher Gemüsesorten sogar einige kleine Rezepte (selbst zur eigenen Drinkherstellung) preis – und auch der Anbau auf dem eigenen Balkon kommt glücklicherweise nicht zu kurz. Hervorzuheben ist dabei der faszinierende Augenmerk auf die Artenvielfalt und ein grünes, entschleunigtes Gärtnern mit der Kraft der Natur, bei dem nichts perfekt sein muss, sondern glückliches Gemüse und somit ein glückliches, unabhängiges sowie klimafreundliches Gärtnern entsteht. Versehen mit unheimlich vielen nützlichen Extra- sowie DIY-Tipps lässt dieser kompakt-originelle Ratgeber mit einzigartigem Layout, altem und neuen Wissen keine Fragen offen und inspiriert zum glücklichen Losgärtnern und dem Verzehr von selbst angebautem Gemüse.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Myriaden von Kreisen

Going Zero
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Der neuseeländische Schriftsteller und Drehbuchautor Anthony McCarten hat mit seinem neuen, filmreifen Politthriller „Going Zero“ eine höchst spannend-rasante und packend konstruierte Geschichte mit sehr ...

Der neuseeländische Schriftsteller und Drehbuchautor Anthony McCarten hat mit seinem neuen, filmreifen Politthriller „Going Zero“ eine höchst spannend-rasante und packend konstruierte Geschichte mit sehr aktuellen Themen verstrickt – KI, Datenschutz, der gläserne Bürger und mächtige, machthungrige Konzerne.

In einem groß angelegten Betatest-Projekt der Tech-Firma WorldShare von Milliardär Cy Baxter versuchen zehn Zero-Kandidaten 30 Tage lang vom Daten-Radar unterzutauchen, um nicht aufgespürt zu werden – als Preisgeld winken 30 Millionen steuerfreie Dollar. Aber auch bei Cy Baxter geht es um sehr viel: Schnappt er mit seiner Fusionszentrale und Top-Suchtruppen alle Zeros, geht er einen milliardenschweren Deal zur digitalen Überwachung mit der US-Regierung sowie dem CIA ein. Mit seiner Firma besitzt er bereits unzählige persönliche Daten von Menschen weltweit.

Auch abwechselnden Perspektiven beleuchtet McCarten dieses fulminante und wendungsreiche Katz-und-Maus-Verfolgungsspiel – dabei sind manche Versuche der Zeros, der Überwachung zu entkommen sehr grotesk-humorvoll, während sich Zero-Kandidat und Bibliothekarin Kaitlyn Day als äußerst raffiniert und sehr gut vorbereitet entpuppt. Mit Kniff und Tricks entgeht sie den Zugriffen der Baxter-Gruppe, versteckt sich unter anderen in Wäldern und Stück für Stück wird ihre eigene Geschichte und Mission dahinter aufgerollt. Cy Baxter hat sie immens unterschätzt, doch er ist bereit, mit gefährlichen und unlauteren Mitteln zu kämpfen.

„So ein Menschenleben – alles, was jemand tut, was er kauft, zieht seine Kreise, Myriaden von Kreisen ... “ (S. 150)

Mit erschreckend realitätsnahen Fakten zur technologischen KI-Überwachung wie Social Media, Kameras, Telefondaten, Krankenakten, Fotos, Kontobewegungen, persönliche Biografien sowie Geschmacksvorlieben etc. und einem unglaublich szenischen Gespür für Details, Stimmungen und Schauplätze hat Anthony McCarten einen soghaft-temporeichen und mitreißenden Thriller entworfen, der kaum aus der Hand zu legen ist. Der twistreiche und gesellschaftskritische Plot ruft nach einer schnellen Verfilmung und einen oberen Rang auf der Bestseller-Liste – und öffnet mit bester Unterhaltung verblüffend die Augen, wie Tag für Tag im Internet Myriaden an Daten von uns allen gesammelt werden.

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Veröffentlicht am 02.12.2022

Schritt für Schritt

Alles selbst gemacht!
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Die sympathische Meranerin und erfolgreiche Foodbloggerin Annalena Ganner (www.annalenashearthbeat.com) hat sich ihren großen Traum erfüllt – ein hochwertiges und sehr ansprechend fotografiertes Rezeptbuch. ...

Die sympathische Meranerin und erfolgreiche Foodbloggerin Annalena Ganner (www.annalenashearthbeat.com) hat sich ihren großen Traum erfüllt – ein hochwertiges und sehr ansprechend fotografiertes Rezeptbuch. In dem rund 130 Seiten starken Hardcover-Buch steckt sehr viel Liebe zum Kochen und fürs Detail – verständlich, gut strukturiert und mit hilfreichen Video-QR-Codes sowie weiterführenden Tipps und Koch-Varianten führt Annalena selbst die unentschlossenen Anfänger Schritt für Schritt ans Brot- und Baguettebacken. Hervorzuheben ist zudem, dass fast alles ohne große Küchengeräte sowie ausgefallenen Zutaten zuzubereiten ist.

In ihrem Vorwort erläutert die passionierte Köchin Annalena die Vorteile des Selbstbackens und -kochens wie Geschmack, Frische und Nachhaltigkeit – zudem lässt man die vielen versteckten Zusatzstoffe von Fertiglebensmitteln außen vor und kann sich tolle Vorräte anlegen. Die umfangreichen und brillant fotografierten Rezepte umfassen einen gelungenen Querschnitt in den Rubriken Brot, Pasta, Aus aller Welt, Aufstriche und Dips, Snacks und Geschenke aus der Küche sowie Backen und Desserts. Die vielseitige Auswahl ist präzise getroffen, ohne zu überfordern und beinhaltet notwendige Basics des Alltags, die variiert werden können. Verblüffend ist wirklich, dass die bisher ausprobierten der 50 Rezepte recht einfach nachzukochen sind und Annalena es vorzüglich schafft, die Ängste des vermeintlich schwierigen Selbstmachens wie Nudeln, Pesto, Pizzateig, Brot oder Pralinen empathisch zu nehmen.

„Alles selbst gemacht!“ ist eine überzeugende und hochwertige Bereicherung in der Reihe des kulinarischen do-it-yourself-Trends mit vielen einfachen, gut erklärten und leckeren Rezepten, die auf Qualität und Authentizität statt Quantität setzen – Annalena Ganner ist ihr ehrliches Herzblut fürs Kochen anzumerken und das motiviert wirklich zum Nachkochen!

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Schatten der Karibik

Die Knochenleser
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Der britische Autor Jacob Ross entführt mit seinem atmosphärischen und mit dem Jhalak-Preis ausgezeichneten Kriminalroman „Die Knochenleser“ auf die fiktive Antillen-Insel Camaho, angelehnt an seinen eigenen ...

Der britische Autor Jacob Ross entführt mit seinem atmosphärischen und mit dem Jhalak-Preis ausgezeichneten Kriminalroman „Die Knochenleser“ auf die fiktive Antillen-Insel Camaho, angelehnt an seinen eigenen karibischen Geburtsstaat Grenada. Dort gibt es neben scheinbar lässigem Karibik-Feeling viel Korruption, Polizeigewalt und vor allem gnadenlose Brutalität gegenüber Frauen.

Der junge Michael 'Digger' Digson liest zwar viel und ist klug, doch ein Studium liegt aus Geldmangel noch in weiter Ferne – er schlägt sich mehr schlecht denn recht durchs Leben und ist vom mysteriösen Verschwinden seiner Mutter traumatisiert. Seit einer Demonstration gegen Frauengewalt ist sie spurlos verschwunden und Digger vermutet, dass sie gewaltvoll ermordet wurde. Sein Vater ist ein Polizeikommissar mit dunklen Schatten, die Mutter war das Kindermädchen. Als Digger einen Mord an einen jungen Teenager beobachtet, wird er vor Ort mit dubios-renitenten Methoden von Detective Superintendent Chilman für eine Spezialgruppe rekrutiert: Junge Menschen werden schnell ausgebildet und als Detective auf effektive Verbrechersuche mit etwas anderen Methoden geschickt. Unterstützt wird Digger von der charismatisch-scharfsinnigen Miss Stanislaus und zusammen geraten sie in vielfältige Kriminalfälle im lakonisch-direkten Noir-Stil. Seine Position ermöglicht Digger nun auch, in Archiven weiter über seine verschwundene Mutter zu forschen – und auch DS Chilman hat seine eigenen Ambitionen und finsteren Cold Cases aus der Vergangenheit.

Ironisch, roh und mit viel umgangssprachlichen Slang entwickelt dieser außergewöhnliche und spannende Kriminalfall seinen ganz eigenen filmreifen Sog, in dem eigenwillig-originelle Figuren sich samt ihrer gut beschriebenen Schrullen und Vergangenheiten kraftvoll weiterentwickeln, auf ihre ganz eigene skurril-zynische Art ermitteln und hartnäckig für Gerechtigkeit einstehen. Auch die Beziehung untereinander ist szenisch dicht und mit viel schwarzem Humor herausgearbeitet, ohne je albern zu werden. Im Gegenteil: Jacob Ross erschafft eine düster-nachdenkliche Atmosphäre mit viel Gesellschaftskritik und weisen Anspielungen auf sein Heimatland. Dabei wechseln bildhafte lokale Beschreibungen der bunten Szenerie mit der vielen drastischen Gewalt und Korruption, das Camaho erfährt – und Digger blickt dabei tief in diese intensiven, dunklen Abgründe aller Art.

Ein gelungener, unkonventioneller und klug durchdachter Plot mit Tiefgründigkeit und mit Digger als faszinierend authentisch-ehrlichem Ich-Erzähler auf seinem Weg aus der Arbeitslosigkeit und Trauma zum hartgesottenen Detective mit besonderen Fähigkeiten. Fein, dass Fortsetzungen geplant sind!

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Politisch brisante Irrwege

Die Diplomatin
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Lucy Frickes neuer Roman „Die Diplomatin“ taucht im modern-rasanten Ton tief in die diplomatischen Gefilde ein und zeigt eine authentische und tiefenscharf gezeichnete Botschafterin, die ambitioniert um ...

Lucy Frickes neuer Roman „Die Diplomatin“ taucht im modern-rasanten Ton tief in die diplomatischen Gefilde ein und zeigt eine authentische und tiefenscharf gezeichnete Botschafterin, die ambitioniert um ihre Ideale an die Diplomatie und Freiheit kämpft – am Ende auch mit ungewöhnlichen Mitteln.

Diplomatin Friederike Andermann, genannt Fred, hat 20 Jahre lang ihre berufliche Laufbahn im Auswärtigen Amt vorangetrieben, um mit Ende Vierzig endlich eine Position als Botschafterin zu erhalten. Doch in Montevideo/Uruguay ticken die Uhren noch anders und Fred ist mehr mit Event-Management als mit relevanten Aufgaben beschäftigt. Als die Tochter einer sehr einflussreichen deutschen Verlegerin in Uruguay verschwindet, nimmt Fred das Anliegen weniger ernst und hält strikt bürokratische Abläufe ein. Ein Fehler, wie sich später herausstellt und Fred wird als Konsulin nach Istanbul versetzt, wo sie ganz andere Seiten an sich entdeckt.

Dort kommt sie bei den autoritären Strukturen und politischen Machenschaften samt bilateralen Verknüpfungen an die Grenzen ihres Glaubens und setzt sich für die Freilassung einer inhaftierten Kuratorin kurdischer Abstammung samt ihres aus Deutschland angereisten Sohnes ein. Da diplomatische Absprachen nicht gehalten werden und der offene Dialog nicht stattfinden kann, beschließt Fred, die Dinge auf anderen Wegen in die Hand zu nehmen und ein sehr spannend-unterhaltsamer Polit-Krimi nimmt seinen brisanten Lauf mit vielen Verstrickungen und Wendungen. Und auch Freds private Angelegenheiten werden feinfühlig-humorvoll angesprochen: Eine männderdominierte Berufswelt, eine fehlende Familie samt einem Mann, der alle vier Jahre in ein anderes Land folgt sowie eine komplizierte Kindheit und verkappte Gefühle.

Im typisch brillant-trockenen und treffsicheren Fricke-Ton hat die Autorin einen höchst aktuellen und politischen Roman entworfen, dem sie mit ihrer präzisen und langen Recherche in der Diplomatenszene eine detaillierte, reale und dichte Atmosphäre einhaucht. Zudem sitzen die knappen Dialoge auf den Punkt und changieren zwischen Lakonie, schwarzem Humor und sehr kluger Beobachtung der verschiedenen Ebenen in der Diplomatie. Der Roman beginnt nonchalant in Montevideo und entwickelt sich in Istanbul zu einem nervenaufreibenden, bedrohlichen und soghaften Plot, der sehr realitätsnah die gesellschaftlichen Schrecken in der Türkei und aufrüttelnd die Grenzen der Diplomatie aufzeigt. Und doch verliert die Autorin in ihren verdichteten, klaren und pointierten Sätzen dabei nie ihren Hang zur Ironie und Lebensweisheit.

Ein sehr lesenswerter, hochaktueller Roman über eine Diplomatin zwischen Ernüchterung, Hilflosigkeit und Vorwärtsgehen sowie beruflichen und privaten Problemen.

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