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Veröffentlicht am 25.01.2024

Vitales Älterwerden

OUTLIVE
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Der durch seine Gesundheit-Podcasts bekannte onkologische Arzt Peter Attia hat sein gesamtes Fachwissen zur Langlebigkeit nun auf über 600 Seiten in dem spannenden Sachbuch „Outlive“ zusammengetragen. ...

Der durch seine Gesundheit-Podcasts bekannte onkologische Arzt Peter Attia hat sein gesamtes Fachwissen zur Langlebigkeit nun auf über 600 Seiten in dem spannenden Sachbuch „Outlive“ zusammengetragen. Dabei geht es ihm nicht nur um das rigide Altwerden, sondern um eine vitale Lebensqualität mit einer langen Gesundheitsspanne im Alter.

In einer ausgewogenen Mischung aus fundiertem wissenschaftlichen Fachwissen und einer authentisch-persönlichen Ich-Perspektive mit zahlreichen Anekdoten aus dem Privat- und Arbeitsleben hat Peter Attia ein faszinierendes Nachschlagewerk geschaffen, das aufgrund seiner Fülle an wichtigen Informationen immer wieder zum Reinlesen inspiriert. In drei großen Teilen schildert er zuerst die Präventivmaßnahmen, die das Konzept der Medizin 3.0 bieten kann – leider als Laie teils kompliziert nachzuvollziehen und höchstwahrscheinlich schwierig, solche innovativen Untersuchungen beim ansässigen Hausarzt zu erhalten.

Danach stellt er die „großen apokalyptischen Reiter des Alterns“, sprich die tödlichen Zivilisationskrankheiten unserer modernen Gesellschaft vor (Krebs , Typ-2-Diabetes , Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer) – seine Schilderungen lesen sich soghaft und packend wie ein Kriminalroman und so dauert es auch nicht lange, bis Attia im letzten Hauptteil auf praxisnahe Lösungen für ein gesundes, langes Leben eingeht. Hier treffen sich alte Bekannte des gesunden Lebens wie adäquate Bewegung, Ernährung samt Diäten und Nahrungsergänzungsmittel, erholsamer Schlaf sowie die Bedeutung der psychisch-emotionalen Heilung und Gesundheit.

Obwohl hier einige Themenbereiche kein Neuland sind, besticht Attia auch hier mit seinen persönlichen Erfahrungen und einem feinfühligen Humor zwischen den Zeilen. Das macht diesen präzise recherchierten Leitfaden (mit langem Anhang) zu einem gesunden Älterwerden zugänglich sowie flüssig lesbar ohne erhobenen Zeigefinger und inspiriert nach der Lektüre, selbst die Fäden der Selbstfürsorge in die Hand zu nehmen und einige von Attias erläuterten Strategien motiviert anzugehen.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Wege zu Zweit

Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte?
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Die psychologische Beraterin Casy M. Dinsing erläutert in ihrem fundierten Ratgeber „Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte?“ auf unterhaltsame Weise auf knapp über 200 Seiten typische Stolperfallen, ...

Die psychologische Beraterin Casy M. Dinsing erläutert in ihrem fundierten Ratgeber „Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte?“ auf unterhaltsame Weise auf knapp über 200 Seiten typische Stolperfallen, in die eine Beziehung im Alltag schlittert, und wie man diese gemeinsam überwinden kann, bevor es zu einer endgültigen Trennung kommt.

In zahlreichen kompakten Kapiteln bündelt Dinsing eine ganze Bandbreite an Themen (überwiegend aus der weiblichen Perspektive) wie Arbeitsteilung, Ordnung, Eifersucht, Ängste, Selbstwert, Einkommen, Herkunftsfamilie und einiges mehr – dabei flechtet sie kurze, spannende Fallbeispiele aus ihrer Praxis und am Ende jedes Themenbereiches hilfreiche „Drei Fragen, die dich weiterbringen“ in einen Kasten mit ein. Stets liegt der interessante Augenmerk auf einer direkten Kommunikation, ehrlichen Selbstreflexion und auf einer Spiegelung der verschiedenen Sicht-/Denkweisen, was zu einleuchtenden Erkenntnissen führt, auch wenn die ein oder andere Stilisierung zu klischeehaft erscheinen mag. Sehr faszinierend sind Dinsings Schilderungen zu Mustern, Rollen und Glaubenssätzen in einer Beziehung gelungen – was bringen wir aus unserer Ursprungsfamilie mit und in welche wechselnden Rollen hüpfen wir in einer Beziehung?

Die Autorin hat einen sehr präzisen, humorvollen Schreibstil und ein großes psychologisches Fachwissen in Sachen Beziehungen, was die angesprochenen, teils sehr ernsten Themen sehr anschaulich, verständlich und locker lesen lässt. Casy M. Dinsing, die nebenbei noch einen empfehlenswerten Youtube-Kanal names „Better Call Casy“ betreibt, ist eine kluge Analystin von zwischenmenschlichen Verhaltensweisen in einer Paarbeziehung und sorgt in ihrem lesenswerten Ratgeber für einige Aha-Momente, die sie kurz und prägnant auf den Punkt bringt. Am Ende des Buches befindet sich noch ein Online-Zugang zu weiterführenden Übungsmaterialien, wobei der Ratgeber alleine schon sehr viele hilfreiche Tipps und Lösungsansätze gegen den Beziehungskollaps im Alltag bereithält, in denen sich sicherlich einige Leser*innen wiederfinden werden und die den eigenen Blickwinkel um den des Partners erweitern – damit der Weg zu Zweit respektvoll und harmonisch weitergeht.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Der unsichtbare Rucksack

Diese Schuld ist nicht meine
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Wie enttarnen und erlösen wir unbewusste Schuldgefühle im Körper und Herz? Heilpraktiker Ulrich Kohler beschäftigt sich mit eigener Naturheilpraxis nach eigenen Schlüsselerlebnissen schon seit vielen Jahren ...

Wie enttarnen und erlösen wir unbewusste Schuldgefühle im Körper und Herz? Heilpraktiker Ulrich Kohler beschäftigt sich mit eigener Naturheilpraxis nach eigenen Schlüsselerlebnissen schon seit vielen Jahren mit dieser Thematik und hat eine eigene patentierte Methode zum Auflösen dieser unbewussten Schuldgefühlen entwickelt. Auf über 300 Seiten stellt er nun diese spannende LösUS®-Technik Schritt für Schritt neben vielen, gut gegliederten und recherchierten Fachinformationen zum Thema Schuld und Befreiung in seinem Ratgeber-Sachbuch „Diese Schuld ist nicht meine“ vor.

Wie ein unsichtbarer, schwerer Rucksack kann unbewusste Schuld über viele Jahre hinweg den Körper und die Psyche eines Menschen schwer belasten und sogar schon in der Kindheit oder bei den Vorfahren entstehen – im ersten großen Teil des Ratgebers erläutert Ulrich Kohler präzise und packend, wie sie im Gegensatz zu allgemeiner Schuld durch ungeheilte, leidvolle Ereignisse entsteht und sich auswirken kann, bevor er seine Methode vorstellt. Es geht um Selbstvergebung, das Aussprechen der adäquaten Schuld-Entnahme-Sätze in einem Ritual und das bewusste Fühlen und Verarbeiten der damit einhergehenden, belastenden Emotionen, die schon lange verkapselt waren.

Ulrich Kohler lässt neben den zahlreichen fundierten Informationen, die Zeit und Aufmerksamkeit beim Lesen fordern, auch einige bewegende Praxisbeispiele miteinfließen, die nochmal verdeutlichen, wie die unbewusste Schuld das Leben beschwert und wie sie eventuell schnell und effektiv aufgelöst werden kann – in Selbstanwendung oder mit Hilfe eines LösUS®-Therapeuten.

Ein faszinierender, hoffnungsvoller und gut verständlicher Ratgeber mit verblüffenden Vorstellungen verschiedener Mechanismen von unbewusster Schuld, die zur Selbstsabotage, ständigen Ausgleichsversuchen sowie Burn-Out und ungesunden Glaubenssätzen führen können und einer interessanten Methode, die hoffentlich vielen Menschen zur schnellen Erleichterung verhilft und viele wichtige Anregungen zu unbewussten, psychologischen Abläufen enthält.

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Der Erinnerungstourist

Kajzer
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Mit seinem Debüt „Kajzer“ geht der kanadische Journalist und Autor Menachem Kaiser auf komplexe, persönliche und tiefgreifende Suche nach seiner Familiengeschichte und einem von den Nationalsozialisten ...

Mit seinem Debüt „Kajzer“ geht der kanadische Journalist und Autor Menachem Kaiser auf komplexe, persönliche und tiefgreifende Suche nach seiner Familiengeschichte und einem von den Nationalsozialisten enteigneten Haus in Sosnowiec im heutigen Polen. Dabei öffnet Kaiser Stück für Stück das packende Abenteuer der Erinnerung und des Erzählens, denn seine mit vielen Überraschungen gespickte Suche verläuft verschlungen und es ergeben sich immer weitere Geschichten hinter der eigentlichen Erzählung, die zu einem facettenreichen und packenden Gesamtnarrativ werden.

Menachem hat seinen Großvater, der als Einziger seiner Familie den Holocaust überlebt hat, durch dessen frühen Tod nie kennengelernt und auch mit seinem Vater wurde nie über die Geschichte gesprochen. Nur ein enteignetes Haus in Schlesien bleibt noch als symbolische Tür zur Erinnerung – jahrelang hat der Großvater darum gekämpft, das Eigentum zurückzubekommen, ist aber gescheitert. Nun macht sich Enkel Menachem mit Hilfe einer Anwältin als sogenannter Erinnerungstourist auf die abenteuerreiche Spurensuche des jüdischen Erbes seiner Ahnen in Polen und entdeckt dabei im Dickicht von unerwarteten Begegnungen, Bürokratie, Unausgesprochenem und weiteren historischen Plündereien sowie Mysterien viele weitere Geschichten und sogar einen unbekannten Verwandten, über die der Autor brillant reflektiert. Der Cousin seines Großvaters, Abraham Kajzer, war Holocaust-Überlebender und ein so faszinierender Vorfahre mit hinterlassenen Memoir-Aufzeichnungen, dass er Menachem zu einer eigenen Geschichte verknüpft, mit den Gemeinsamkeiten der Schatzsucher inspiriert. Dabei trifft er auch auf ominöse Verschwörungstheorien, die an Aktualität in der heutigen Zeit nicht an Brisanz verlieren und mündet schließlich in einer Erzählung des Verlustes, hinterfragt stets sein eigenes Handeln.

In vier Teilen erstreckt sich Menachems bewegende Suche über mehrere Jahre – trotz sehr ernstem Hintergrund erzählt der Autor mit satirisch-lakonischem Humor und spricht seine Leser*innen zwischendurch persönlich an, was seine klugen Gedanken zu Erbe, Erinnerungskultur, Familie und Verstrickungen sowie das Geschichtenerzählen an sich noch eindringlicher machen. Dabei webt er historische Eckpunkte, aber auch zahlreiche weitere Gedankengänge wie über Schatzsucher untertage in einem immensen Tunnelsystem ein.

Manchmal ergeben sich dadurch leichte Längen, aber insgesamt sind Kaisers Erkenntnisse ergreifend, philosophisch und scharfsinnig – kreisen sie über die menschliche Existenz und die Fähigkeit, sich durch Erinnerung und Familienerbe seine eigene, verschlungene Erzählung über das Leben zu erschaffen. Und hinter allem schwingt subtil das kollektive Traumata der Shoah mit. Ein nicht ganz einfaches, aber sehr kluges Sachbuch mit vielen Querverweisen und vielschichtigen Denkanstößen.

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Formen der Nostalgie

Prophet
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Gleich zwei Autorinnen haben in dem außergewöhnlichen, über 500 Seiten starken Mystery-Thriller-Roman „Prophet“ ihrer fantasievollen Erzählkunst freien Lauf gelassen und ein Gesamtwerk geschaffen, das ...

Gleich zwei Autorinnen haben in dem außergewöhnlichen, über 500 Seiten starken Mystery-Thriller-Roman „Prophet“ ihrer fantasievollen Erzählkunst freien Lauf gelassen und ein Gesamtwerk geschaffen, das Genres sprengt und eine queere Romanze zwischen zwei Ermittlern mit actiongeladenem Science-Fiction-Horror vereint. Sin Blaché und Helen Macdonald erzählen dabei mit viel subtilem Humor, starken Dialogen und in einem dichten, surrealen Setting, in dem Nostalgie zur Todesfalle wird.

In Suffolk an der englischen Ostküste geschehen ominöse Dinge – mitten aus dem Nichts taucht in der Nähe einer Air Base-Station ein beleuchtetes American Diner auf und das ist erst der Anfang einer Kette voller mysteriöser Todesfälle, in denen sich Menschen mit nostalgischen Dingen aus ihrer Vergangenheit gefährlich vereinen. Die zwei sehr gegensätzlichen Agenten Adam Rubenstein und Sunil Rao werden vom Geheimdienst darauf angesetzt, die gruseligen Vorfälle schnell aufzuklären und geraten dabei in verschiedenen Ländern selbst in Gefahr – denn Ursprung des Horrors ist eine drogenähnliche, menschengeschaffene Chemiewaffe namens „Prophet“, die außer Kontrolle geraten ist und im rasanten Verlauf des Thrillers bald virushaft die ganze Menschheit bedroht. Verschiedene Sphären und korrupte Machenschaften prallen temporeich aufeinander und „Prophet“ hat unerwartete Twists, die die düster-packende Horror-Grundstimmung aufrecht erhalten, während sich Rubenstein und Rao romantisch annähern und sich philosophische Diskurse über die Macht von Nostalgie, Erinnerung und Vergangenheit geben.

Blaché und Macdonald verweben in ihrem spannenden, faszinierenden Roman nicht nur ihre breitgestreute, kreative Affinität zu übersinnlicher Science-Fiction mit brisanten Anleihen zu Gegenwartsfragen, sondern beweisen mit ihrer berührenden Liebesgeschichte auch ihr Feingefühl für scharf beobachtete zwischenmenschliche Gesten und Emotionen. Auch wenn „Prophet“ hier und da zu einigen Längen, Pathos und hoher Drehzahl tendiert, sticht das Werk mit seiner Andersartigkeit heraus und zeugt von einfallsreicher Kunst des unterhaltsamen Geschichtenerzählens.

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