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Veröffentlicht am 26.11.2016

Der Mythos bleibt ein Mythos

Die Spionin
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Mata Hari – Tänzerin, Verführerin, Spionin, Feministin? Fast jedem ist der Name ein Begriff, doch wer war die Frau, die sich hinter diesem berühmten Namen verbirgt?
Geboren als Margaretha Zelle in der ...

Mata Hari – Tänzerin, Verführerin, Spionin, Feministin? Fast jedem ist der Name ein Begriff, doch wer war die Frau, die sich hinter diesem berühmten Namen verbirgt?
Geboren als Margaretha Zelle in der niederländischen Provinz, langweilt sich die junge Frau so, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, auf eine Kontaktanzeige antwortet und kurz darauf dem 21 Jahre älteren Offizier Rudolph MacLeod nach Niederländisch-Ostindien folgt. Allerdings findet sie dort nicht das erhoffte exotische Paradies. Ihr Ehemann entpuppt sich als eifersüchtig, oft alkoholisiert und gewalttätig. Bei einem Aufenthalt in Holland lässt sie Mann und Kind zurück und flieht nach Paris, wo sie sich als orientalische Tänzerin ausgibt. Unterstützung erhält sie immer wieder von Männern, denen sie den Kopf verdreht, die sie verführt oder die sich mit ihrer Bekanntschaft schmücken wollen. So führt sie zwar ein luxuriöses und unkonventionelles Leben, allerdings verkauft sie dafür sich und ihren Körper.
Dies alles erfährt der Leser in Form eines fiktiven Briefs, den Paulo Coelho die im Gefängnis Saint-Lazare inhaftierte Mata Hari kurz vor ihrer Hinrichtung wegen Hochverrats 1917 schreiben lässt.
Obwohl der Autor Coelho die ,,Spionin“ ihre Lebensgeschichte selbst erzählen lässt, kommt man dem Mensch Mata Hari nicht wirklich näher. Während man ihre Beweggründe, die langweilige holländische Provinzstadt zu verlassen, noch nachvollziehen kann, fällt dies bei späteren Lebensabschnitten deutlich schwerer. Ein Leben ohne Konventionen, in Freiheit? Um den Preis, sich in die Abhängigkeit von Männern zu begeben, die für ihre Lustbefriedigung bezahlen? Kann man das wirklich als selbstbestimmtes und freies Leben bezeichnen? Mutig, verführerisch und unkonventionell war Mata Hari bestimmt, aber als Feministin würde ich sie nicht bezeichnen. Trotz der teils intimen Lebensbeichte und den authentischen Dokumenten und Fotos im Anhang bleibt die Titelheldin ungreifbar und distanziert. Der eigentliche Mensch hinter dem Mythos hat sich mir leider nicht erschlossen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mühsame Angelegenheit

Nach einer wahren Geschichte
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Die zurückhaltende Schriftstellerin Delphine lernt auf einer Party die elegante und kluge L. kennen. Die beiden Frauen teilen das Interesse für Literatur und Theater und aus gelegentlichen Treffen wird ...

Die zurückhaltende Schriftstellerin Delphine lernt auf einer Party die elegante und kluge L. kennen. Die beiden Frauen teilen das Interesse für Literatur und Theater und aus gelegentlichen Treffen wird eine intensive Freundschaft. Doch L. mischt sich immer mehr in Delphines Leben ein, während diese sich immer mehr verunsichern und L. über sich bestimmen lässt. Delphine gerät zunehmend in eine schriftstellerische Krise, die sich so ausweitet, dass sie nicht einmal mehr am PC arbeiten oder emails beantworten kann. L. bietet ihre Hilfe an und übernimmt nach und nach alle Aufgaben Delphines, selbst eine Lesung an einer Schule, ohne dass es jemandem auffällt.
Dies hört sich zunächst spannend an, allerdings dauert es, bis die Handlung etwas an Fahrt aufnimmt. Durch viele kleine Episoden und lange Gespräche wird die Geschichte recht langatmig erzählt. Nicht ganz glaubwürdig erscheint, dass eine erwachsene Frau wie Delphine, mit großem Erfolg als Schriftstellerin, mit zwei erwachsenen Kindern und einem interessanten Mann in ihrem Leben, sich so leicht vereinnahmen lässt.
Auch diverse Vorfälle, z.B. dass zu Ls. Geburtstagsfeier kein einziger der geladenen Gäste kommt, außer Delphine, lassen diese zwar wachsam werden, dennoch zieht sie sich nicht zurück, sondern lässt L. weiter in ihr Leben eindringen.
Als Delphine irgendwann endlich bemerkt, dass L. für sie gefährlich wird, kommt doch noch etwas Spannung auf. Und als Leser wird man genauso verunsichert, ob man nur L. nicht trauen kann oder ob Delphine sich diese Ereignisse womöglich bloß einbildet, ja sogar ob es L. überhaupt gibt.
Dieses Spiel mit Realität und Fiktion ist an sich interessant, allerdings zieht sich die Geschichte sehr in die Länge, sodass die Lektüre von ,,Nach einer wahren Geschichte“ zu einer etwas zähen und mühsamen Angelegenheit wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu wenig Charakter

Venezianische Schatten
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Bei einem Abendspaziergang durchs winterliche Venedig stoßen Kommissar Luca Brassoni und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, auf eine orientierungslose, junge Frau, die offensichtlich ...


Bei einem Abendspaziergang durchs winterliche Venedig stoßen Kommissar Luca Brassoni und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, auf eine orientierungslose, junge Frau, die offensichtlich Misshandlungen ausgesetzt war. Allerdings kann sie sich zunächst an nichts erinnern. Kurz darauf wird eine junge, blonde Frau tot aufgefunden und eine weitere verschwindet. Handelt es sich um einen gefährlichen Serientäter? Brassoni erinnert sich an einen älteren Fall, in dem die Ermittlungen eingestellt wurden. Offenbar war von höherer Stelle Druck auf die damals ermittelnden Beamten ausgeübt worden. Brassonis Spürsinn erwacht!
Die Handlung in das winterliche, graue und düstere Venedig zu verlegen hat einen besonderen Reiz. Luca Brassoni und Carla Sorrenti geben ein sympathisches Paar ab und können sich natürlich auch beruflich gegenseitig unterstützen.
Allerdings konnte mich das Buch nicht recht überzeugen. Die Figuren bleiben zu flach, zu wenig greifbar. Aus dem Privatleben Brassonis erfährt man zwar so einiges, doch dabei geht es eher um äußere Umstände und weniger um sein Innenleben. Auch andere Figuren, z.B. die jungen Frauen, die Opfer des Verbrechers werden, sind zu holzschnittartig gezeichnet und wirken austauschbar. Der Täter selbst ist schon früh vorhersehbar, doch werden seine Motive für die Taten zu oberflächlich abgehakt und damit zu wenig nachvollziehbar. Auch die Figur Carusos, Brassonis Cousin, der eigentlich Stefan Mayer heißt und als Journalist arbeitet, hat mich nicht überzeugen können. Seine Motivation, den Verdächtigen zu verfolgen, wirkt etwas aufgesetzt. Und dass ihn der Täter verschont, erscheint wenig glaubwürdig.
Italienische Wendungen in den Text einzubinden, finde ich ok, allerdings müssten sie dann nicht auch noch anschließend übersetzt werden (,,D’accordo, va bene! Einverstanden, in Ordnung, ich bin ganz deiner Meinung.“)
Vielleicht liegt es daran, dass ich die ersten beiden Bände nicht kenne. So aber haben für meinen Geschmack sowohl die Geschichte als auch ihre Figuren zu wenig Farbe und Charakter. Die Idee zum Roman ist nicht schlecht, die Umsetzung in meinen Augen aber zu oberflächlich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu voll gepackt

Sicht Unsichtbar - Der dritte Fall für Schnyder&Meier
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Einem etwas bizarren Beginn - eine Fliege, die sich auf einem Toten zum Leichenschmaus niederlässt - folgt das pure Familienchaos von Zita Schnyder, ihrem Freund, dem Kommissar Werner Meier und deren Baby ...

Einem etwas bizarren Beginn - eine Fliege, die sich auf einem Toten zum Leichenschmaus niederlässt - folgt das pure Familienchaos von Zita Schnyder, ihrem Freund, dem Kommissar Werner Meier und deren Baby Finn, das an diesem Tag getauft werden soll.
Zita fühlt sich als stillende Mutter allmählich vom Leben ausgeschlossen. Als sie dann auch noch erfährt, dass ihre beste Freundin nach London zieht und dort einen tollen Job bekommt, ist ihre Stimmung total am Boden. Werner Meier wird derweil von der Taufe weg zu einem Fall gerufen. Der Pensionsbesitzer Havemann wurde brutal erschlagen aufgefunden.
Wollte er sein Land wirklich an das Luxus-Öko-Projekt VillageGreen verkaufen?
Dreh- und Angelpunkt ist Felix Blauwyler, der charismatische Chef des Ökoprojekts, der vor allem die Frauen um den Finger wickelt, aber auch die anderen Dorfbewohner mit allen Tricks überzeugen kann.
Wenn man die vorherigen Bände der Reihe nicht kennt, hat man zu Beginn eventuell etwas Schwierigkeiten, den Überblick über die Personen zu behalten und Andeutungen oder Rückblicke zu verstehen. Insgesamt erscheint mir das „Arsenal vielschichtiger Nebenfiguren“, wie es in der Ankündigung heißt, aber etwas überfrachtet. Wie in so mancher Vorabendserie gibt es zu viele Personen mit zu vielen Problemen und Konflikten. So ist Marie nicht nur essgestört, sondern auch noch ein Messi, Beanie ist Mischlingsfrau mit Afrofrisur in den schillerndsten Farben, der tatverdächtige Ranger des Naturschutzgebiets flieht vor seinen Verfolgern ins Storchennest, Helen dichtet beim Poetry-Slam über Hackbraten und wird damit zur Klick-Quotenqueen, ein schwuler Staatsanwalt darf auch nicht fehlen.....
Bei mir hinterlässt das Buch zwiespältige Gefühle. Einerseits ist es eine leichte, lockere Lektüre, bei der man immer mal wieder ins Schmunzeln gerät. Andererseits wirken die zahllosen Personen mit ihren diversen Altlasten stellenweise zu bemüht.
Die Auflösung des Falls gestaltet sich dann recht einfach, es bleiben aber doch einige Ungereimtheiten und offene Fragen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Potential verschenkt

Wald der Toten
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Zu Beginn des Romans bekommt man einen ersten Eindruck von Fran, der netten, höflichen Krankenschwester, die ihr Leben ändern will und eine Entscheidung getroffen hat.
Auf dem Heimweg von einem Pub-Besuch ...



Zu Beginn des Romans bekommt man einen ersten Eindruck von Fran, der netten, höflichen Krankenschwester, die ihr Leben ändern will und eine Entscheidung getroffen hat.
Auf dem Heimweg von einem Pub-Besuch wird Fran von einem Bekannten abgepasst, der ihr anbietet, sie mit dem Auto nach Hause zu bringen. Stattdessen fährt er aber an ihrem Haus vorbei in ein abgelegenes Waldstück, wo er sie zwingt, eine SMS an ihren Mitbewohner zu schicken, um ihm mitzuteilen, dass es später werde. Allerdings kommt sie nie zu Hause an, erscheint nicht bei ihrer Arbeitsstelle und wird von ihrer Mutter als vermisst gemeldet.
Sergeant Miriam Beckett nimmt sich des Falls an, obwohl ihre Vorgesetzten nicht an ein unfreiwilliges Verschwinden Frans glauben.
Beckett erfährt, dass Fran zwischen zwei Männern stand, ihrem Exfreund und Noch-Mitbewohner Chris, und ihrem neuen Freund, Marcus.
Beide wirken verdächtig: Marcus, der aggressiv und verstört auf Frans Verschwinden reagiert, und Chris, der mit seiner Rolle als Exfreund in Frans Leben nicht zufrieden war.
Allerdings gibt es in Frans Leben noch so manch anderes Rätselhafte. Offenbar hatte sie einige weitere Männerbekanntschaften, sodass die Reihe der Verdächtigen lang ist.
Kurze Einblicke erhält man in Sergeant Becketts Privatleben, die nach dem Tod ihrer Mutter deren Haus räumen muss und sich mit dem schlechten Gewissen rumplagt, sich zu wenig Zeit für sie genommen zu haben. Diese Szenen bleiben aber recht knapp und später erfährt man fast gar nichts mehr darüber. Eigentlich schade, da Miriam Beckett eine sympathische Ermittlerin abgibt, die der Fall deutlich mehr mitnimmt, als es sollte und man gern mehr über sie wissen würde.
Erstaunlich schnell, etwa in der Mitte des Romans, wird klar, wer der Täter ist, was der Spannung ziemlich abträglich ist. Allerdings sind die Beweggründe des Täters noch nicht erkennbar, sodass man hofft, darüber mehr zu erfahren. Leider wird dies aber erst im Schluss ziemlich knapp abgehakt und dadurch nicht so ganz nachvollziehbar.
Insgesamt lesenwert, spannend, aber stellenweise wird Potential verschenkt.