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Veröffentlicht am 21.04.2024

Leben und Lieben im Zweiten Weltkrieg

Blankenese - Zwei Familien
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Der zweite Band um die Großreederfamilie Casparius ist zum größten Teil der nächsten Generation gewidmet. Wobei mit Sonja, Kurt und Fanni die Teenagerzeit und auch erste Schritte als Erwachsene ab 1939 ...

Der zweite Band um die Großreederfamilie Casparius ist zum größten Teil der nächsten Generation gewidmet. Wobei mit Sonja, Kurt und Fanni die Teenagerzeit und auch erste Schritte als Erwachsene ab 1939 und somit während der Kriegsjahre, fesselnd, authentisch, spannend, aber auch berührend und ergreifend dargestellt wird.

Sonja, die man mehr und mehr ihre jüdischen Wurzeln spüren lässt und nach kurzfristigem Schulabbruch in der elterlichen Reederei mitarbeitet. Und dabei auf bemerkenswerte Weise erkennen lässt, dass sie nicht nur über einen gesunden Menschenverstand verfügt, sondern auch bereits Weitsicht, Kompromissbereitschaft und eine objektive Einschätzung der teils misslichen Lage der Familienreederei an den Tag legt. Und die für ein großes Opfer bereit ist, um die Reederei vor dem Ruin zu retten. Und doch immer für Anerkennung und Wertschätzung – trotz ihrer geschäftlichen Erfolge – kämpfen muss bzw. unter der Nichtanerkennung sehr leidet.

Kurt, der sich praktisch in letzter Minute ebenfalls für die Teilnahme an einem Transport jüdischer Kinder nach England entscheidet, sich dort dann schweren Herzens von seinem Cousin Max, Zwillingsbruder von Sonja trennt und auf sich allein gestellt in einem fremden Land ums nackte Überleben kämpfen muss. Mehr zufällig wird er zu einem englischen Kampfpiloten ausgebildet und muss den Aufträgen gemäß sein Heimatland angreifen – eine für mich hervorragend gestaltete Charaktere, der die Autorin tief ins Herz schauen lässt und deren Gedankengänge sehr ergreifend und doch auch überzeugend und nachvollziehbar dargestellt werden.

Fanni, die sich endlich am Ziel ihrer heimlichen Träume, eine Heirat und Ehe mit ihrem bereits aus Kindertagen geliebten Otto Casparius wähnt. Und die im Laufe der Zeit dann feststellen muss, dass sich das gemeinsame Leben ganz anders entwickelt als geplant.

Zunächst aufgeteilt in zwei Erzählstränge, Sonja und Fanni in Deutschland sowie Kurt in England, nimmt der Roman bereits von der ersten Seite an Fahrt auf. Beide sehr intensiv recherchiert, einfühlsam und mit großem Sachverstand in einem sehr leichten und flüssigen und doch auch sehr fesselndem Schreibstil zu Papier gebracht. Dabei hat mich persönlich gerade Kurts Geschichte, vor allem aber auch die dadurch möglichen und überzeugenden Einblicke in ein anderes am zweiten Weltkrieg beteiligtes Land, sofort in seinen Bann gezogen.
Und für mich ebenfalls sehr bemerkenswert die Aufbereitung und Darstellung von Heranwachsenden in den Kriegsjahren. Dazu zählt beispielsweise die erste Liebe mit den sagenumwobenen Schmetterlingen im Bauch, die Hoffnung als Tochter auf Anerkennung, Wertschätzung und vor allem auch Liebe und mit dem Gefühl leben zu müssen, „nur“ ein Mädchen bzw. eine junge Frau zu sein.
Und dabei immer wieder hautnah den Kriegsalltag mitzuerleben. Flüssig und passgenau in das aktuelle Romangeschehen eingearbeitet entfaltet sich das ganze Leid dieser Zeit auf eine ganz andere und auch bedrückende Weise. Die Kriegszeit wird „lebendig“ und mehr als einmal wird die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird, leider enttäuscht. Aber solche Entwicklungen gehörten zum damalige Alltag und dürfen und können in diesem Roman einfach nicht fehlen. Wird unzweifelhaft eine beklemmende und nachwirkende Authentizität erzeigt.

Ein erneut phantastischer Roman und die Spannung auf den dritten und letzten Band steigt.

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  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.03.2024

Schwierige persönliche und berufliche Nachkriegsjahre

Kinderklinik Weißensee – Geteilte Träume (Die Kinderärztin 4)
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Und erneut kann ich zurückkehren in die mir aus den drei vorhergehenden Bänden ans Herz gewachsene Kinderklinik Weißensee. Über viele Jahre konnte ich den persönlichen und auch beruflichen Weg der beiden ...

Und erneut kann ich zurückkehren in die mir aus den drei vorhergehenden Bänden ans Herz gewachsene Kinderklinik Weißensee. Über viele Jahre konnte ich den persönlichen und auch beruflichen Weg der beiden verwaisten Schwestern Marlene und Emma begleiten, der von Höhen und Tiefen durchzogen war. Nicht nur, wenn es um die persönliche Entwicklung ging, sondern auch durch Vorkriegs- und die gesamte Kriegszeit hindurch.
Nun, im vierten und letzten Band, liegt der Krieg bereits drei Jahre zurück und auch Marlene und Emma müssen sich in der Neuordnung Deutschlands zurechtfinden. Obwohl beide Schwestern mit ihren Familien in Berlin wohnen, droht gerade Marlene durch die Trennung dieser Stadt eine unwiderrufliche Trennung von ihrer Schwester.
Für mich zeichnet sich gerade dieser Band durch eine sehr detailreiche Darstellung der Lebensverhältnisse in Ost- und Westberlin nach der Teilung aus. Konkrete Auswirkungen der sowjetischen Besatzungsmacht werden auf eine sehr gelungene Weise in den Alltag, vor allem aber auch in die schwierige Versorgungslage und Aufgabenerfüllung der Kinderklinik eingebunden. Teilweise bestürzend und berührend und man bewundert vor allem dann Emma, die ihren Platz und Lebenssinn in der Kinderklinik sieht, ihr treu bleibt und immer wieder bemüht ist, den ihr anvertrauten kleinen Patienten zu helfen und zur Heilung beizutragen.
Für mich persönlich ein gelungener Abschlussband und ich kann sehr gut damit leben, dass es keine weiteren Bände mehr geben wird.
Es hat Spaß gemacht, mit den Charaktere von Marlene und Emma mehr als einen Blick gerade in die Anfänge einer Kinderklinik werfen zu können. So manche bekannte Erkrankung und die damaligen Therapien kennenlernen zu können. Aber auch voll Dankbarkeit auf die medizinische Weiterentwicklung zu blicken, mit der inzwischen Leben gerettet werden können, was zur damaligen Zeit schwierig bis fast unmöglich war.
Und über dem ganzen dann auch eine gut recherchierte Berücksichtigung der geschichtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen – wirklich eine wunderbare historische Saga mit einer mir bisher in diesem Umfang noch unbekannten Thematik.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2024

Hoffnungs- und segensvolle Texte

Hoffnungsschimmern
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Bei diesem kleinen handlichen Büchlein stimmt einfach alles: Cover, Titel, Gestaltung und vor allem der Inhalt! Einmal begonnen, mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen, bis man auch die letzte Seite ...

Bei diesem kleinen handlichen Büchlein stimmt einfach alles: Cover, Titel, Gestaltung und vor allem der Inhalt! Einmal begonnen, mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen, bis man auch die letzte Seite gelesen hat.
Mit insgesamt 89 textlichen Impulsen, die aus unterschiedlichen Quellen stammen, eröffnet sich eine sehr abwechslungsreiche Zusammenstellung, die beim Lesen immer wieder mal zum Innehalten und Nachdenken verleiten.

Es gibt auf wenige Zeilen reduzierte Kurzgeschichten, einzelne Liedverse oder Gedichtzeilen bekannter Dichter, wichtige und bedeutungsvolle kurze Bibelzitate oder in der Bibel überlieferte Ereignisse, kurze Alltagsbegebenheiten und vieles mehr.

Darüber hinaus verleiht die unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Seiten den jeweiligen Texten noch eine besondere Wirkung. Da gibt es unterschiedliche Schrifttypen, es gibt Seiten in unterschiedlichen Farben, wobei sehr harmonisch aufeinander abgestimmte, zarte Farben gewählt wurden. Teilweise finden sich auch Bilder, in die teilweise Texte eingearbeitet wurden und den Textinhalt sehr treffend abrunden.

Die bei solchen Büchern oft vorhandene Inhaltsangabe findet sich am Ende des Buches. Zudem werden alle Personen, von denen sich Zitate in dem Büchlein finden, namentlich aufgeführt. Da finden sich Namen wie Johann Wolfgang von Goethe, Martin Luther, Christan Morgenstern, Rainer Maria Rilke. Aber auch die Namen von aktuellen Zeitgenossen mit einem kurzen Hinweis auf ihren Tätigkeitsbereich, die mich neugierig gemacht und bewogen haben, mich ein wenig näher mit ihnen und ihren Texten zu beschäftigen.

Für mich ein hoffnungs- und auch segensreiches Büchlein, das ich mir in mehrfacher Ausfertigung zur Weitergabe besorgen werde. Kann es von ganzem Herzen weiterempfehlen!

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
Veröffentlicht am 21.02.2024

Ein offener, mutiger und hoffnungsvoller Lebensbericht

Mein Gott, warum?
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Der Autor, Heiko Bauder, schildert auf gut 220 Seiten auf ehrliche, offene und authentische Weise seine jahrelange Suche nach einer Antwort zu einem von ihm als Jugendlicher verursachten tödlichen Unfall. ...

Der Autor, Heiko Bauder, schildert auf gut 220 Seiten auf ehrliche, offene und authentische Weise seine jahrelange Suche nach einer Antwort zu einem von ihm als Jugendlicher verursachten tödlichen Unfall. Kein leichtes Unterfangen, mit dem Wissen, den Tod eines anderen Menschen verursacht zu haben, leben zu müssen.
Durch eine Verkettung ungünstiger Sachverhalte wird ein Kamerad von Heiko erschossen. Auch wenn ihm in der Folgezeit ein für die Kaserne zuständiger lebenserfahrener und kompetenter Pfarrer zur Seite steht, wird Heiko von diesem schicksalsträchtigen Ereignis jahrelang begleitet.
Dank liebevoller und intakter Familienverhältnisse und treuen Freunden gelingt es Heiko, sich ein Familien- und auch erfolgreiches Berufsleben aufzubauen. Zudem engagiert er sich in einer christlich geprägten Kinderbetreuung – nach außen der Eindruck, dass alles in Ordnung ist. Dass ihn gerade auch in der eigenen Familie einige weitere Schicksalsschläge erwarten, damit hatte ich zugegebenermaßen nicht gerechnet. Doch auch diese Ereignisse meistert er dank seines christlichen Glaubens.
Und doch bereitet sich in seinem Innern eine Leere aus, die er letztendlich aus eigener Kraft nicht mehr bekämpfen kann. Erst der Aufenthalt in einer christlich geprägten Therapieeinrichtung trägt zu einer tiefen Auseinandersetzung mit seinem ganzen bisherigen Leben und zur inneren Heilung bei.
In einem sehr sachlichen und doch auch persönlichen Bericht lässt der Autor sehr offen teilhaben an dem, was er erlebt hat und auch an den Erkenntnissen und Gewissheiten, die sich ihm eröffnet, bestätigt und bewahrheitet haben. Ein ruhiger und leichter Schreibstil sorgt zudem dafür, dass man beim Lesen mühelos in die Schilderungen, vor allem aber auch in die Gedankengänge eintauchen kann. Wobei ich feststellen konnte, dass ich teilweise ähnliche Überlegungen hatte und gleichlautende Ergebnisse erzielen konnte. Und von daher vieles von dem, was er vermittelt, nachvollziehen und bestätigen kann.
Für mich persönlich ganz besonders bereichernd seine Auflösung der Frage nach dem "Warum". Wirklich fesselnd zu lesen, den Ausführungen, die ich als folgerichtig empfinde, kann mühelos gefolgt werden. Teilweise belegt und angereichert mit Bibelzitaten und auch mit der Beschreibung von konkreten Auswirkungen. Als kleines Bespiel soll das erneute – in den Augen Außenstehender sicher "rein zufällige" Aufeinandertreffen von Heiko und der Mutter des von ihm Getöteten erwähnt werden. Beide, die Mutter und Heiko, bekamen die Chance, sich nach vielen Jahren in vertrauensvoller Offenheit auszutauschen. Da spürt man beiden regelrecht die Erleichterung und auch die Freude über dieses erneute Aufeinandertreffen ab.
Für mich ein sehr mutiges Buch, geschrieben in dem festen Vertrauen und der Gewissheit, ein Königskind, ein Kind Gottes zu sein. Neben den Ausführungen zur Beantwortung der Frage nach einem "Warum" sind es gerade diese Seiten über die Bedeutung und die Auswirkung, ein "Königskind" zu sein, die mich sehr tief berührt haben.

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Veröffentlicht am 21.02.2024

Lebens- und Glaubensweisheiten: in federleichte Worte verpackt

Wir können unser Glück kaum fassen
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Angesprochen von dem Titel und einer zum Schmunzeln anregenden kleine Skizze auf dem Cover dieses kleinen handlichen Büchleins fühlte ich mich sofort angesprochen und ein you-tube-Beitrag der Autorin ermöglichte ...

Angesprochen von dem Titel und einer zum Schmunzeln anregenden kleine Skizze auf dem Cover dieses kleinen handlichen Büchleins fühlte ich mich sofort angesprochen und ein you-tube-Beitrag der Autorin ermöglichte mir einen sehr guten Einblick in ihre Glaubens-Poetrys. Da führte natürlich kein Weg an der in diesem handlichen Buch, in dem insgesamt 29 Gedichte zusammengestellt werden, vorbei.
Jedes Gedicht ist mit einer treffenden Überschrift versehen, die neugierig macht und mit denen man sofort eigene Gedanken und Fragen verknüpft. Mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses kann man sich sofort einen guten Überblick verschaffen, mit welchen Fragen oder Themen sich die einzelnen Gedichte beschäftigen. Da ist es mir sehr schwer gefallen, mich für einzelne zu entscheiden und habe dann einfach eines nach dem anderen gelesen – und konnte einfach nicht mehr aufhören, bis ich auch das letzte Gedicht gelesen hatte.
In vielen Texten habe ich mich selbst wiedergefunden – für mich ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Autorin eigene Erfahrungen und Erkenntnisse auf eine einzigartige Weise in Worte gefasst hat.
Hinzu kommen prägnante Bibelverse, in Handlettering gestaltet, die zwar für eine Unterbrechung der fortlaufenden Gedichte sorgen, aber immer in einem guten und passenden Zusammenhang zu dem vorhergehenden Gedicht oder auch dem dann nachfolgenden Gedicht stehen
Erfüllt von den wunderbaren Texten ist dieses kleine Büchlein inzwischen mein ständiger Begleiter geworden. Weil ich immer wieder aufs Neue die Gedichte auf mich wirken lassen möchte. Und jedes mal aufs Neue von den Texten berührt werden. Keine Gedichte zum Auswendiglernen – sondern Gedichte, die nachwirken, denen man nicht überdrüssig wird und von denen man einfach nicht genug bekommen kann.

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