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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2020

Geniale Datinggeschichten! Ein Blick hinein lohnt sich!

Romeo und Julius
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Rezensionsexemplar

Inhalt

In 25 Dates erzählt Julius von seiner Suche nach der großen Liebe. Nach dem, was sich wohl jeder wünscht: die erste Verliebtheit, die Aufregung vor dem ersten Kuss, das Kennenlernen, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

In 25 Dates erzählt Julius von seiner Suche nach der großen Liebe. Nach dem, was sich wohl jeder wünscht: die erste Verliebtheit, die Aufregung vor dem ersten Kuss, das Kennenlernen, die erste gemeinsame Nacht, … in 22 Geschichten erzählt er leidenschaftlich, wie er seinen Weg gegangen ist. Über Tinder-Dates, das zu Hause, Beziehungsunfähigkeit, immer dieselben Partner, das perfekte Date und ob man wohl erwachsen ist…


Als ich dieses Buch im Bloggerportal angezeigt bekommen habe war klar, dass ich es gerne lesen würde. Es ist kein Roman, sondern Geschichten aus dem Leben gegriffen. Und genau das hat mich fasziniert. Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar!

Schon nach wenigen Seiten war Julius mir unheimlich sympathisch. Es hat sich angefühlt, als würden wir zusammen auf dem Sofa sitzen und er erzählt mir gerade von seinem letzten Tinder Date. Ich hatte zwar selbst keine Erfahrungen mit Tinder und denke, dass ich sie wohl auch nicht mehr machen werde, dennoch habe ich mich in so vielen Situationen wiedergefunden. Julius beschreibt unglaublich authentisch seine Suche nach der großen Liebe. Er beschönigt nichts. Er lässt nichts aus und zeigt eben nicht nur die Friede-Freude-Eierkuchen-Welt, wenn es um Dating geht. Er zeigt, dass man sich täuschen kann, dass man ausgenutzt werden kann, dass man enttäuscht wird und dass man sich danach vielleicht etwas betrinkt, sich mit seinen Freunden trifft, manchmal auch den Kopf in den Sand steckt, um dann wie Phönix aus der Asche wieder zurückzukehren und den Sprung ins Dating-Becken erneut zu wagen. Es ist unheimlich erfrischend von seinen Erfahrungen zu lesen und sich selbst an die eigenen versauten Dates zu erinnern.

Überhaupt waren die Gedanken, die Julius in diesem Buch teilt sehr schön und wertvoll für mich. Es geht auch um seine Homosexualität und seine Familie, die zuerst Schwierigkeiten hatte, damit zurecht zu kommen. Dennoch ist er immer wieder in seine Heimat gefahren und nach und nach wurde die Beziehung wieder stark. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlen muss, wenn man Angst davor hat, sein wahres Ich zu zeigen und dann eine Enttäuschung durch die Familie zu erfahren. Umso glücklicher bin ich für Julius zu wissen, dass die Beziehung zu seiner Familie wieder gut und stark ist. Ich finde es sehr stark, dass er dieses Thema nicht ausgespart hat.

Sein Schreibstil ist unglaublich erfrischend und unterhaltsam. Es ist, als würde man sich eine Geschichte von einer Freundin oder einem Freund anhören und liest sich weniger wie ein Buch, als ein Gespräch, bei dem man einfach mit dabei ist. Man fühlt sich augenblicklich wohl in dem Buch und bei Julius. Man wünscht ihm, dass er seine große Liebe findet. Man wünscht ihm, dass er sein Glück findet und gleichzeitig möchte man erfahren, wie er seine Lektionen fürs Leben lernt, wie er mit Enttäuschungen umgeht und wie er glückliche Zeiten erlebt. Und vor allem das Ende hat mich sehr glücklich gemacht.

Fazit

Schaut euch dieses Buch unbedingt einmal an, wenn ihr authentisch erzählte Dating-Geschichten von eurem „besten Freund“ Julius lesen wollt. Es ist ehrlich, leidenschaftlich, ungeschönt und gleichzeitig auch wunderschön. Julius lässt uns an seinem Leben teilhaben und wir lesen nicht nur sein Buch, sondern sind quasi live mit dabei, wenn er seinen besten Freunden von seinem neuesten Erlebnis berichtet. Ein absolutes Wohlfühlbuch mit großem Spaß-Faktor!

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Absolut überzeugend!

Neun Fremde
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Neun Fremde treffen sich in einem abgelegenen Wellness-Resort. Sie alle stecken in einer Lebenskrise und erhoffen sich durch das zehntägige Cleansing einen Neuanfang, um ihr ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Neun Fremde treffen sich in einem abgelegenen Wellness-Resort. Sie alle stecken in einer Lebenskrise und erhoffen sich durch das zehntägige Cleansing einen Neuanfang, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sehr schnell brechen alte Dämme und Geheimnisse kommen ans Licht, die manche Teilnehmer schon sehr lange mit sich herumtragen, denn in Tranquillum House ist nicht alles so, wie es scheint…


Der Klappentext dieses Buches hat mich direkt angesprochen, als ich ihn auf der Homepage von Randomhouse gelesen habe. Ich habe einen spannenden Roman erwartet, der mir Abgründe von Menschen zeigt, die ich nicht erwartet hätte. So oder so ähnlich war dieses Buch auch. Ich kann eines sicher sagen: es ist nicht so, wie ich es erwartet hatte und doch war es genau das, was ich lesen wollte.

Die Geschichte beginnt mit Yao, er ist Rettungssanitäter und kommt mit seinem Ausbilder zu einer übergewichtigen Geschäftsfrau, die kurz vor einem Herzinfarkt zu stehen scheint. Als sie einen Herzstillstand erleidet bricht das Kapitel ab und ein Zeitsprung von zehn Jahren findet statt. Der Beginn hat also bereits viel Spannung in die Geschichte gebracht, denn alles in mir schrie danach, herauszufinden was dieser Beginn des Buches, mit der Handlung an sich zu tun hat.
Nun lernt man als Leser nach und nach die zukünftigen Teilnehmer von dem Cleansing Programm in Tranquillum House kennen: Frances, eine ehemals erfolgreiche Schriftstellerin, das junge Ehepaar Ben und Jessica, die irgendwie versuchen wollen ihre Ehe zu retten, die dreiköpfige Familie Marconi, welche auf den ersten Blick völlig fehl am Platz wirkt, Carmel, die komplett unzufrieden mit ihrem Körper ist, Lars, der einmal im Jahr ein Wellness-Resort besucht, um auszuspannen und Tony, der endlich etwas für seine Gesundheit tun möchte. Jeder von ihnen kommt nach und nach zu Wort und obwohhl sie alle nicht unterschiedlicher sein könnten, so verbindet sie eines: sie wollen ihrem Alltag entfliehen und sich zehn Tage Zeit nur für sich selbst nehmen. Sie wollen das, was sie belastet hinter sich lassen und zu neuer Gesundheit und Auftrieb finden. Tranquillum House hatte durchmischte Bewertungen, sah aber traumhaft aus und klang, für jeden Teilnehmer, einfach perfekt. So wurde diese bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft in ein Haus gesteckt und sie alle würden den Aufenthalt in diesem Wellness-Resort wohl niemals vergessen.

Dies liegt nicht zuletzt an der charismatischen Masha, die Leiterin des Resorts. Sie ist groß, gertenschlank und durchtrainiert. Ihre Aura strahlt die Teilnehmer nur so an und ihre Art bringt jeden dazu, sie beeindrucken zu wollen. Ihr Wort scheint Gesetz zu sein und niemand zweifelt ihre Anweisungen an. Alles wird zu ihrem Besten entschieden. Jede Massage, jede Yoga-Session, jede Mahlzeit. Für alle Teilnehmer soll es zu einer persönlichen Herausforderung werden, sich an die vielen unterschiedlichen und teilweise auch individuellen Regeln zu halten und alle gehen sehr unterschiedlich damit um. Masha setzt darauf, dass alle sich daran halten und die ultimativ spirituelle Erfahrung, Reinigung und Heilung durchmachen würden. Ihre beiden Wellness-Berater stehen ihr dabei immer zur Seite und unterstützen sie, wo sie nur können. Dabei scheint der Glanz von Mashas Aura auch die beiden zu streifen und das Leuchten, welches sie ausstrahlen, überträgt sich schleichend auf die Teilnehmer.
Nach und nach jedoch wirkt sich die besondere Art der Therapie auf die Teilnehmer aus und sie alle fühlen sich gelöster und offener. Sie möchten über ihre Probleme sprechen und wirklich etwas an sich und ihrem Leben verändern, doch die Art und Weise wie in Tranquillum House mit der Therapie weitergemacht wird stößt einigen der Teilnehmer bitter auf.

Ich mochte die Atmosphäre der Geschichte sehr. Jeder Teilnehmer hat seine eigene Geschichte im Gepäck und alle gehen unterschiedlich mit ihren Problemen um. Die einen haben größere Baustellen, die anderen belanglos erscheinende Dispute, doch für sie alle sind diese Probleme schwierig zu lösen und deshalb haben sie sich für ihren Aufenthalt in Tranquillum House entschieden. Es hat Spaß gemacht sie zu begleiten und ihre Gedanken und Geheimnisse zu erfahren. Ich mochte sie alle sehr, auch wenn jeder einzelne seine Eigenheiten hatte. Mir hat wirklich gut gefallen, dass jeder zu Wort gekommen ist und die Geschichten so nach und nach ergänzt und weitergeführt wurden. Man erfährt etwas über das Geschehen im Resort und gleichzeitig lernt man die einzelnen Charaktere immer besser kennen. Der Aufbau war toll durchdacht und diese Atmosphäre der vermeintlichen Idylle, die nach und nach zu bröckeln beginnt, hat mich an die Seiten gefesselt.
Besonders eine Geschichte hat mich sehr berührt und wird mich wohl auch noch eine Weile beschäftigen. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich leider nicht weiter darauf eingehen. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass eine kleine Triggerwarnung am Anfang eventuell angebracht gewesen wäre, da dieses spezielle Thema vielleicht nicht für alle Leser etwas ist. In den Klammern könnt ihr lesen, wovon ich spreche und sollte euch dieses Thema triggern, rate ich eher davon ab, das Buch zu lesen. [Es handelt sich um Suizid / suizidale Gedanken]

Vor allem auf den letzten 150-200 Seiten beginnt ein toller Spannungsaufbau, der sich fast bis zum Ende hin konstant hält. Ich habe nicht erwartet, dass sich die Handlung in diese Richtung wenden wird, aber es hat mir gefallen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir unglaublich gut gefallen und ich bin sicher, dass dieses Buch nicht das Letzte gewesen ist, welches ich von ihr lesen werde.

Fazit

„Neun Fremde“ konnte mich von Anfang bis Ende von sich überzeugen. Durch die unterschiedlichen Charaktere, die allesamt zu Wort kommen, hat man als Leser einen wunderbaren Gesamtüberblick der Handlung und erfährt gleichzeitig die Gedankengänge der unterschiedlichen Personen in Tranquillum House. Niemand wird ausgelassen und jeder hat sein Päckchen zu tragen. Die Atmosphäre ist spannend und toll gestaltet, man möchte einfach herausfinden, welche Abgründe hinter den unterschiedlichen Personen warten und der Schreibstil der Autorin tut ihr übriges dazu. Ein wirklich empfehlenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Ein großartiges Buch!

Starkes weiches Herz
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Mit diesem Buch versucht Madeleine Alizadeh, bekannt als dariadaria, ihren Leserinnen Mut zu machen ein starkes und weiches Herz zu haben. Sie gibt einen Werkzeugkoffer mit ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Mit diesem Buch versucht Madeleine Alizadeh, bekannt als dariadaria, ihren Leserinnen Mut zu machen ein starkes und weiches Herz zu haben. Sie gibt einen Werkzeugkoffer mit auf den Weg, um zu sich selbst zu finden, um in Krisenzeiten optimistisch zu bleiben und dem eigenen inneren Zuhause viel Liebe zu widmen. Sie zeigt auf, wofür es sich zu kämpfen lohnt: für Feminismus und Gleichberechtigung, gegen Klimawandel und rechte Hetze. Man soll ein liebevolles und reflektiertes Miteinander schaffen und Madeleine Alizadeh möchte mit diesem Buch dazu inspirieren.


Ich verfolge Madeleine Alizadeh noch nicht sehr lange, doch kurz bevor ihr Buch bei NetGalley online ging, habe ich sie auf Instagram entdeckt und ihren Content nahezu verschlungen. Ich fand ihre Arbeit wirklich toll und das, was sie tut und wofür sie einsteht absolut beeindruckend. Als ich dann erfahren habe, dass sie ein Buch herausbringt, wollte ich es gerne lesen und NetGalley hat mir ermöglicht, es vorab als
Rezensionsexemplar zu erhalten.

„Ehrliche, rohe, wahre Worte zu sprechen, ist das, was Liebe für mich bedeutet.“ (Position 186)

Ich habe unzählige Markierungen in diesem E-Book getätigt und praktisch jedes Wort von Madeleine aufgesogen wie ein Schwamm. Sie hat mich dazu inspiriert ein besserer Mensch zu sein. Ein besseres Ich zu sein. So viele Hinweise, Tipps und Gedankengänge, die ich zuvor nie hatte, haben sich jetzt in mir breit gemacht. Allerdings weiß ich auch, dass ich nicht alles, was mir jetzt im Kopf herumspukt, sofort umsetzen kann. Ich weiß aber, dass ich es schaffen kann und das gibt mir Mut auch eines nach dem anderen anzupacken. Ich möchte mein Leben nicht komplett umkrempeln aber einfach bewusster Leben, bewusster konsumieren, bewusster einkaufen und mir meiner Verantwortung für diese Erde deutlicher werden. Es ist wichtig sich nicht darauf zu verlassen, dass andere das Schiff schon schaukeln werden. Ich bin auch in der Verantwortung und das möchte ich nun noch mehr ausbauen. Ich habe längst versucht, mich und mein Verhalten zu ändern, doch nun habe ich eine neue Motivationsquelle gefunden und es wird Zeit, dass ich es wirklich anpacke. Madeleine gibt wirklich tolle Tipps und Hinweise, wie man etwas verändern kann. Dafür nutzt sie immer wieder ihre eigenen Erfahrungen, ihre Geschichte und was sie daraus gelernt hat, um mich als Leserin etwas zu lehren. Doch es geht nicht nur darum, dass ihre Leser
innen etwas lernen. Nein. Wir sollen selbstbewusst und mutig durchs Leben gehen, uns selbst lieben und auch die schlechten Zeiten und den Schmerz zulassen. Es ist nicht immer alles wunderschön und toll. Es gibt Hürden im Leben und diese gilt es anzunehmen, zu überwinden und daraus zu wachsen. Madeleine hat es mit ihrem Buch gezeigt: man kann es schaffen, wenn man es nur möchte. Und es ist keine Schande, wenn man scheitert und einen Umweg nehmen muss. Es ist mutig, an einem Ziel festzuhalten und alles dafür zu geben. Genau das hat sie in mir ausgelöst und jedes ihrer Worte hat sich in mein Herz gebrannt.

„Mutig zu sein bedeutet nicht, furchtlos durch die Welt zu gehen. Es bedeutet, trotzdem aufzustehen und zu sehen, was passiert.“
(Position 2029-2030)

Madeleine gibt in einer sehr klugen Reihenfolge einen ganzen Werkzeugkasten vor, wie man das eigene Leben gestalten kann, um mit einem starken weichen Herz die gesetzten Ziele zu erreichen. Sie hat mir jedenfalls sehr viel Mut gemacht, an dem festzuhalten, was ich liebe und was ich tun möchte. Sei hat mir Mut gemacht, nicht aufzugeben, egal wie schwer es vielleicht wird. Und sie hat mir aufgezeigt, wie ich weiterhin positiv durchs Leben gehen kann. Wie ich mit dem Druck, der auf mich ausgeübt wird, umgehen kann und dass es in Ordnung ist, auch einmal die Haltung zu verlieren und die Wut gewinnen zu lassen. Man muss nicht immer stark und gefasst sein. Man kann die eigenen Gefühle ausleben, denn das macht uns alle schließlich zu Menschen.
Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, nicht nur im Inneren aufgeräumt und ausgeglichen zu sein. Auch das Zuhause kann sich auf den Gemütszustand auswirken oder das Umfeld, welches positive oder negative Effekte auf das eigene Leben haben kann. All das wird in „Starkes weiches Herz“ thematisiert und auf wunderbare Weise aufgeschlüsselt. Mit diesem Buch kann man zu seiner eigenen Stärke finden, mit diesem Buch bekommt man den Schlüssel zur eigenen Suche nach sich selbst und wenn man möchte, dann gelingt es. Dann kann man selbstbewusst, mutig, stark und weich zugleich sein.

„Vertrauen erfordert Mut. Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben oder Angst zu empfinden. Es bedeutet zu handeln, obwohl Angst gegenwärtig ist.“
(Position 3694-3695)

Fazit

Ich habe mich Schockverliebt in diese Frau und dieses Buch. Madeleine trifft genau den Nerv, den es bei mir zu treffen galt. Mit ihren einfühlsamen Worten, ihrer klaren Linie und ihrem wunderbaren Vorbild, bringt sie mich dazu ein besserer Mensch sein zu wollen. Sie hat mir mit diesem Buch so viel über mich selbst gezeigt und mir gegen Ende sogar die Tränen in die Augen getrieben. Sie hat mich dazu gebracht mich und mein Leben zu reflektieren und ich werde mir nun nach und nach Ziele setzen, die es zu verwirklichen gilt. Ich danke ihr, für dieses Buch und kann es wirklich jedem empfehlen! Es inspiriert, bringt zum nachdenken und öffnet Augen. Man lernt so vieles aus den wohlgewählten Worten, Hinweisen und Vorschlägen von Madeleine und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich dieses Buch gelesen habe.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

So wichtig und gut!

Eure Heimat ist unser Albtraum
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Inhalt

In diesem Buch kommen 14 deutschsprachige Autorinnen zu Wort, die verdeutlichen wollen, wie es sich anfühlt, tagtäglich als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Wie es ist, wenn man sich nach jeder ...

Inhalt

In diesem Buch kommen 14 deutschsprachige Autorinnen zu Wort, die verdeutlichen wollen, wie es sich anfühlt, tagtäglich als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Wie es ist, wenn man sich nach jeder Krise im Namen des gesamten Heimatlandes oder der Religionszugehörigkeit rechtfertigen zu müssen. Sie wollen klarstellen, wieso der Begriff „Heimat“ für Deutschland der Falsche ist und ob es überhaupt noch möglich ist Vertrauen in die Behörden zu haben. In persönlichen Essays wird Einblick gegeben in einen Alltag, der dem vermeintlich so aufgeklärte Deutschland den Spiegel vorhält und zeigt, dass unzählige Menschen als „anders“ abgestempelt, kaum geschützt und nicht wertgeschätzt werden.


Ich habe Anfang des Jahres auf Instagram das erste Mal von diesem Buch erfahren und es mir dann direkt gekauft. Es war mir sofort klar, dass ich diese Essays lesen möchte. Ich bin eine weiße cis hetero Frau und habe mit Rassismus nur eines am Hut: ich reproduziere ihn gedankenlos. Damit muss nun endlich Schluss sein und durch dieses Buch wird mir ein Spiegel vorgehalten. Welche Fragen, welche Haltungen, welche Aussagen sind rassistisch. Was muss ich verändern, um diesem Alltagsrassismus die Stirn zu bieten und wie kann ich besser darauf achten, diese Rassismen nicht weiter zu reproduzieren? Ich finde dieses Buch kann mich zu einem besseren Menschen machen. Es ist noch ein weiter Weg aber immerhin ein Anfang.

„Vertrauen heißt, dass ich mir sicher sein kann, dass es den falschen Ort und die falsche Zeit für mich nicht gibt.“ (S. 42)

Es fällt mir sehr schwer diese Rezension zu schreiben, weil ich nicht so wirklich weiß wie ich in Worte fassen soll, was in mir ausgelöst wurde, als ich diese Essays gelesen habe. Das, was ich oben bereits gesagt habe, ist mit jedem Essay deutlich geworden: mir wurde ein Spiegel vorgehalten. Ich habe gesehen, auf wie vielen Ebenen ich mich falsch verhalten habe und noch immer falsch verhalte. Aber ich habe durch dieses Buch auch gesehen, dass ich etwas verändern kann. Dass ich dazulernen kann, indem ich zuhöre, mich selbst zurücknehme und auf die Achte, die vermeintlich „anders“ sind, obwohl sie genauso zu Deutschland gehören wie ich weiße Kartoffel, die einen so deutschen Namen hat, dass es fast schon weh tut.
Mein Herz blutet, wenn ich lesen muss, dass sich einige der Autor
innen als Kind gewünscht haben, weiß zu sein. Mein Herz blutet, wenn ich lesen muss, dass einigen der Autorinnen ihre Qualifikation und Kompetenz abgesprochen wird und ein „Ausländerbonus“ vorgeschoben wird. Mein Herz blutet, wenn ich lesen muss, dass niemand der Autorinnen wirklich Vertrauen in das eigene Land hat, denn viel zu viel ist schief gelaufen. Mein eigenes Vertrauen in dieses Land ist erschüttert. War es schon vor dem Lesen, denn der Rechtsruck macht mir große Angst und Sorge und doch haben diese Essays mir die Dringlichkeit, mit dem wir alle gegen die Afd kämpfen müssen, nur noch einmal mit aller Kraft verdeutlicht.
Ich möchte „Teil einer Gesellschaft sein, in der jedes Individuum ob Schwarz und / oder jüdisch und / oder muslimisch und / oder Frau und / oder queer und / oder nicht binär und / oder arm und / oder mit Behinderung gleichberechtigt sind“ (S. 10). Ich will aufstehen und für die Rechte und Sicherheiten aller Minderheiten kämpfen. Und dieses Buch hat mir klar gemacht, wie wichtig und dringend es ist.

„Migration verändert Deutschland. Das ist unbestreitbar. Aber ist das etwas Schlechtes? (…) Migration schärft den Blick auf die eigenen Werte und stellt die Frage danach, welche davon noch immer sinnvoll sind.“ (S. 120-121)

Dieses Zitat finde ich eines der Wichtigsten im gesamten Buch. Vielfalt ist nichts schlechtes. Vielfalt ist ein Gewinn. Vielfalt lässt etwas wachsen, größer werden und Vielfalt lässt uns voneinander lernen. Durch Migration können wir, wie im Zitat gesagt, die eigenen Werte prüfen und erkennen, was davon noch Bestand haben sollte und was veraltet ist. Wir alle müssen immer und immer wieder unsere Privilegien überprüfen, überdenken und wenn wir erkannt haben, was das Problem ist, können wir daran arbeiten und unsere Denkweise verändern. Dabei hilft uns die Vielfalt und durch ein solches Buch können wir das erkennen. Nichts ist so wunderschön wie Vielfalt.

Fazit

Ich kann euch nur ans Herz legen dieses Buch zu lesen, wenn ihr bereit seid in einen sehr unangenehmen Spiegel zu blicken. Doch dieser Spiegel schadet euch nicht, sondern hilft euch etwas zu erkennen. Zu erkennen welche Privilegien ihr genießt und wie ihr diese erkennen und zurücknehmen könnt. Dieses Buch ist ein Angriff, ja. Aber nicht gegen Menschen, sondern gegen meine Privilegien. Wenn ich es schaffe, diese Privilegien hinunterzuschlucken, andere Perspektiven einzunehmen und versuche Schritt für Schritt meine Rassismen abzubauen, dann kann ich (und jeder andere auch) es schaffen, dieses Land zu einem zu Hause für jeden zu machen.

„Ich glaube nicht an Heimat. Ich glaube an Heimaten.“ (S. 194)

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Jede*r sollte dieses Buch gelesen haben!

Untenrum frei
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Inhalt

Margarete Stokowski ist Autorin und Spiegel-Online Kolumnistin. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist als Mädchen in Deutschland aufzuwachsen. Sie beschreibt ihren Aufklärungsunterricht, der mehr ...

Inhalt

Margarete Stokowski ist Autorin und Spiegel-Online Kolumnistin. In ihrem Buch erzählt sie, wie es ist als Mädchen in Deutschland aufzuwachsen. Sie beschreibt ihren Aufklärungsunterricht, der mehr als nur große Lücken hinterließ. Erzählt von traumatischen Gewalterlebnissen, von Sex und Liebe. Mit ihren Essays will sie aufzeigen, dass die Geschlechtergerechtigkeit noch immer entfernt ist.


Durch die Challenge #WirLesenFrauen bin ich auf die Autorin Margarete Stokowski aufmerksam geworden und habe nun endlich ihr Buch „Untenrum frei“ gelesen. Feminismus muss in unser aller Köpfe endlich Gestalt annehmen, damit die Gleichberechtigung aller Menschen nach und nach gelingen kann. Margarete Stokowski gelingt es mit ihrem Buch die Aufmerksamkeit auf den Feminismus zu lenken und durch ihren Schreibstil, der zwischen locker und leicht, derbem Humor und wichtigem Faktenwissen gekonnt wechselt, macht sie es ihren Leserinnen leicht sich für das Thema zu erwärmen.

„Der Feminismus erklärt mir nicht, warum der Bus nicht auf mich wartet. Aber er erklärt mir, warum ich mich für mein Zuspätkommen entschuldigen werde, auch wenn ich nicht schuld war, sondern der Bus zu früh gefahren ist. Er erklärt mir, warum viele der Frauen, die ich kenne, sich auch noch entschuldigen würden, wenn sie von einem Meteoriten getroffen werden.“ (S. 43)

In sieben Kapiteln wird nicht nur die Lebensgeschichte der Autorin thematisiert, sondern auch Themen angesprochen, die alle Leser
innen interessieren können. Es geht um unterschiedliche Rollenbilder, die als Kind manifestiert werden. Die Pubertät und das Erwachsenwerden sind ebenfalls Thema. Außerdem auch Sex, der uns Menschen ständig umgibt und nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene beeinflusst. Es geht auch um sexuelle Freiheit, Unsicherheiten, Ungerechtigkeiten und Gewalterlebnisse. Doch auch die Liebe und Vielfalt kommt nicht zu kurz.
Die Aufteilung und Reihenfolge der Essays im Buch finde ich toll und gut gewählt. Man bekommt einen Eindruck darüber, wie Stokowski aufgewachsen ist und was sie geprägt hat. Wie sie zum Feminismus und ihrem Kampf für Gleichberechtigung gekommen ist und sie klärt auf, wie man selbst diesen Weg einschlagen kann und letztlich auch muss, um für Gleichberechtigung sorgen zu können.

Dabei hilft vor allem ihr lockerer und leichter Schreibstil. Sie vermittelt die Inhalte, die sie bewegen mit einer ordentlichen Portion derbem Humor, der mir mehr als einmal ein lautes Lachen entlockt hat. Es macht Spaß den Gedanken von Stokowski zu folgen und ihr Buch hat mich ordentlich zum Nachdenken gebracht, denn man kann sich sehr gut mit ihren Berichten identifizieren und auf das eigene Erleben übertragen. Wie war es, als ich selbst ein Kind oder Jugendliche war? Wie wurde ich großgezogen, welche Stereotypen wurden mir auferlegt und habe ich mich daraus befreit oder ist es noch immer so, dass ich mich in diesen Rollenbildern und -vorstellungen verliere? Was hat Sex und die Darstellung von Sex für Bilder in meinen Kopf projiziert? Wie habe ich mir als Jugendliche Sex vorgestellt? Und dann natürlich die Erkenntnis: von diesen verqueren Darstellungen aus Magazinen und dem Fernsehen ließ ich mich beeinflussen. Und tue es noch. Nicht im Bezug auf Sex, jedoch im Bezug darauf, wie eine Frau, wie ich, auszusehen habe. Der perfekte Beach-Body, die perfekten Haare, der perfekte Eyeliner, usw… Es gibt so vieles, worüber man aufklären und sprechen sollte. Nicht nur mit jungen Mädchen, sondern auch mit Jungs. Es muss ein Gefühl für die Werbung, das Fernsehen und Social Media entstehen. Die Kinder und Jugendlichen sollen wissen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Und „Untenrum frei“ kann hierbei ein gutes Beispiel geben. Es klärt auf, öffnet Augen und regt zum Nachdenken an.

„Untenrum frei zu bedeutet Freiheit im sexuellen Sinne. Es bedeutet zu wissen, was uns gefällt und was wir uns wünschen, und es bedeutet uns das Begehren zu erlauben, das in uns ist – immer so weit, dass die Freiheit der anderen respektiert bleibt. Obenrum frei zu sein bedeutet Freiheit im politischen Sinne: frei von einengenden Rollenbildern, Normen und Mythen.“ (S. 143)

Fazit

Margarete Stokowski hat mit „Untenrum frei“ einen Essayband veröffentlicht, der klug, witzig und unglaublich wichtig ist. Seite um Seite klärt sie mit ihrer lockeren Art auf ohne die Ernsthaftigkeit der Thematik aus den Augen zu verlieren. Man erkennt, was im eigenen Leben schief gelaufen ist und wie man sich davon befreien kann. Stokowski macht klar, dass man sich diesen veralteten Vorstellungen nicht mehr unterordnen soll, dass alle gemeinsam, unabhängig vom Geschlecht, dem Feminismus anhängen sollten, um für Gleichberechtigung und Gleichheit zu sorgen. Eine große Empfehlung! Ihr zweites Buch werde ich definitiv auch noch lesen!

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