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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.05.2020

Leider sehr enttäuschend

Dry
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Niemand glaubte, dass es jemals so weit kommen würde. Doch als Alyssa an einem sehr heißen Junitag den Wasserhahn aufdreht, passiert nichts. Es kommt kein Tropfen. Weder bei ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Niemand glaubte, dass es jemals so weit kommen würde. Doch als Alyssa an einem sehr heißen Junitag den Wasserhahn aufdreht, passiert nichts. Es kommt kein Tropfen. Weder bei ihr zu Hause, noch bei den Nachbarn. In den Nachrichten wird von Geduld gesprochen, dass sich die Lage in Kalifornien in kürzester Zeit wieder beruhigen wird. Doch das Problem ist nach wenigen Stunden nicht behoben, es gibt mehrere Tage kein Wasser und niemand kann sich mehr gedulden. Jeder Supermarkt, jede Tankstelle, alles, was irgendwie mit Wasser zu tun hat, wurde leer gekauft und geplündert. Die Jagd nach Wasser ist eröffnet, denn jetzt geht es nur noch ums Überleben.


Neal Shusterman ist ja ein gefeierter Autor. Ich habe von ihm noch nichts gelesen und als NetGalley sein neuestes Buch angeboten hat, habe ich meine Chance ergriffen und dieses Buch angefragt und direkt auf meinen Kindle geladen. Es hat dann doch noch kurz gedauert, bis ich die Zeit gefunden habe „Dry“ zu lesen und nachdem ich es nun beendet habe, bin ich nicht ganz sicher, was ich von dieser Geschichte wirklich halten soll.

Die Ausgangssituation könnte spannender nicht sein: Alyssa dreht den Wasserhahn auf und nichts passiert. Zunächst könnte das ja alle möglichen Ursachen haben und deshalb wird erst einmal ihr Vater zu Hilfe geholt. Irgendetwas muss mit der Leitung nicht stimmen. Doch sehr schnell stellt sich heraus, dass es überhaupt nichts mit der Leitung zu tun hat, sondern das Wasser in ganz Kalifornien abgestellt wurde. Die Nachrichten sprechen von einem Tap Off und versuchen die Bevölkerung zu beruhigen. Sie sollen sich gedulden, es würde nicht lange dauern.
Dass Menschen im Bezug auf ihr eigenes Überleben keine Geduld aufbringen können, sollte wohl jedem halbwegs normal Denkenden Erdlebewesen klar sein. Sobald etwas so lebenswichtiges einfach ausgeht, bricht die Zivilisation zusammen. Das wirkt sich bereits beim Supermarktbesuch von Alyssa und ihrem kleinen Bruder Garrett aus, die mit ihrem Onkel versuchen noch irgendwie an Wasser zu gelangen. Dabei werden sie Zeugen, wie Bekannte sich um Wasserflaschen schlagen, jeder sich selbst der Nächste ist und sich nicht mehr darum gekümmert wird, wer vielleicht mehr Wasser braucht als jemand anderes. Der Stärkere gewinnt und das wird Alyssa und Garrett mehr als deutlich gezeigt.

Kelton wohnt nebenan und ist der Sohn einer sehr exzentrischen Familie. Sie bereiten sich seit Jahren auf den Weltuntergang vor. Haben überall Waffen, Vorräte, einen Wassertank, einen Panikraum und einen Schutzbunker. Sie sind darauf vorbereitet, dass das unvermeidliche geschieht: die Zivilisation nimmt ein Ende und die Menschheit muss mit dem zurecht kommen, was sie hat. Keltons Vater ist sehr radikal. Er sieht es nicht ein, Menschen zu helfen, die ihn zuvor noch als Spinner abgetan haben. Gleichzeitig möchte er unter keinen Umständen sein eigenes Leben und das seiner Familie aufs Spiel setzen. Er setzt sich selbst an die erste Stelle und ist zwar bereit hilfreiche Tipps zu geben. Doch das Wasser, das in seinem Tank ist, das will er nicht teilen. Kelton ist da etwas anders. Er ist seit Jahren in Alyssa verliebt und versucht ihr und ihrer Familie zu helfen, irgendwie zurecht zu kommen. Entgegen dem Willen seines Vaters.
Als Alyssas Eltern von der Suche nach Wasser nicht zurückkehren möchte sie sich mit ihrem Bruder auf den Weg machen, die beiden zu finden. Kelton entschließt sich ihnen zu helfen und sie zu begleiten, denn sie könnten sich im Extremfall doch gar nicht verteidigen. Dabei überschlagen sich die Ereignisse und es wird mehr als deutlich, dass die Zivilisation, wie die Jugendlichen sie kannten, schon längst vorbei ist.

Alles klingt super spannend. Die Geschichte ist auch toll aufgebaut, ist kurzweilig zu lesen und auch wirklich gut geschrieben. Da kann ich mich absolut nicht beschweren. Mein Problem ist jedoch die Handlung und das Zusammenspiel der Charaktere. Ich habe schon nach wenigen Kapiteln gemerkt, dass ich weder mit Alyssa noch mit Kelton so richtig warm werde. Auch die später noch eingeführten Charaktere, aus deren Sicht wir ebenfalls einige Kapitel lesen können, sind mir nicht ans Herz gewachsen. Ich habe wenig mitgefühlt und habe mich allgemein kaum involviert gefühlt. Es war, als würde ich völlig teilnahmslos von oben zusehen, was diesen Menschen geschieht.
Die Vorstellung, dass es eines Tages einfach kein Wasser mehr geben könnte, ist grauenvoll. Dass dieses Szenario von unserer Realität gar nicht so weit entfernt ist, scheinen wir aber völlig zu vergessen. Wir leben hier in Europa sehr privilegiert, niemand muss sich Gedanken darüber machen, ob Wasser aus dem Hahn kommt oder nicht. Wir haben uneingeschränkten Zugang dazu. Doch in den Entwicklungsländern haben über 880 Millionen Menschen eben keinen solchen Zugang. Nur 89% der Menschheit hat Zugang zu reinem Trinkwasser. Das heißt, dass dieses Szenario, das Alyssa und ihre Freunde durchleben, für sehr viele Menschen bittere Realität ist.
Doch leider sind sie an diese Wasserknappheit gewöhnt. Wir im Westen jedoch nicht und deshalb passiert genau das, was Alyssa auf ihrer Reise passiert.

Die Handlung erstreckt sich durch mehrere Teile und soll auf schockierende Weise zeigen, wie sich die Menschen verändern, wenn es um ihr eigenes Überleben geht. Es soll Schocken, es soll grausam sein und deutlich machen, dass sich Menschen in eine Meute wilder Tiere verwandelt, wenn einer eine Flasche Wasser besitzt, die alle umstehenden haben wollen. Dabei spielt Alter, Respekt oder sonst irgendetwas keine Rolle mehr. Es geht um das eigene Überleben und das muss irgendwie gesichert werden, koste es was es wolle. Im Prinzip ist das dem Autorenduo auch gelungen, diese schreckliche Seite der Menschen aufzuzeigen. Auch durch die kleinen „Snapshots“ die immer wieder eingefügt wurden und den Blick auf andere Menschen gerichtet hat. Dort wird gezeigt, wie überfordert die Hilfsorganisationen sind, wie sich Menschen selbst helfen müssen, um nicht unterzugehen und die Menschen aus den Snapshots, werden im Verlaufe der Geschichte fast alle noch einmal auftauchen. Das Buch hat also durchaus einen roten Faden. Doch nichts, wirklich gar nichts davon ist mir neu gewesen. Es gab nichts innovatives. Nichts, das ich nicht schon gekannt habe, nichts das ich nicht vorher schon geahnt habe. Einfach gar nichts. Es war weder überraschend, noch besonders packend. Die Charaktere haben trotz ihrer Erfahrungen, die sie im Verlauf des Buches machen, nichts dazu gelernt. Sie vertrauen immer noch irgendwelchen Menschen blind, obwohl sie doch bereits nach einem Tag erkannt haben müssten, dass auf Ehrlichkeit nichts mehr zu geben ist. Es ist beinahe lächerlich, wie vertrauensselig sie sind und noch lustiger wird es, wenn dieses Vertrauen natürlich missbraucht wird. Natürlich könnte man weiterhin an das Gute in einem Menschen glauben, doch nach all dem, was die Jugendlichen durchgemacht haben, sollte es doch wohl klar sein, dass man nur sich selbst vertrauen kann. Letztlich war das Verhalten der Jugendlichen ein großer Aufreger für mich. Es kommt auch zu einer Situation, in der Alyssa und Kelton einen scheinbaren Bruch erleben, der mir, neben all dem was sonst um sie herum geschieht, so lächerlich kleinlich vorkommt, dass ich gar nicht wirklich weiß, weshalb die Autoren das so eingebaut haben. Es war unnötig und hat deshalb kein bisschen mehr Spannung die Handlung gebracht.

Das Ende war für ein Jugendbuch vielleicht in Ordnung, für meinen Geschmack hat es aber die letzten dramatischen Szenen aus dem Buch komplett unter den Tisch gekehrt. Es hat am Ende keine Konsequenzen für niemanden gehabt, was passiert ist. Wir sind Friede Freude Eierkuchen davongekommen und das Leben begibt sich wieder in normale Bahnen. Die Dramatik, die bis zum letzten Kapitel aufgebauscht wurde ist verpufft wie ein Luftballon, den man vor dem zusammenknoten aus versehen losgelassen hat. Das hat mich mit am meisten gestört. Am Ende ist alles gut und nach zwei Wochen kann sich praktisch keiner mehr daran erinnern, was geschehen ist. Menschen können nicht anders, als sich gegenseitig zu helfen? Das soll die Botschaft sein? Das war sie definitiv nicht, denn in diesem Buch haben sich die Menschen nicht geholfen. Sie hätten sich zerfleischt, wenn sie es gekonnt hätten.

Fazit

Das Buch ist gut geschrieben und wirklich sehr kurzweilig. Die Aufteilung in unterschiedliche Teile inklusive Snapshots von anderen Charakteren haben mir gut gefallen. Es war sehr schön, dass nicht alles aus einer Sicht geschrieben ist, sondern verschiedene Charaktere zu Wort gekommen sind. Im Großen und Ganzen hatte die Geschichte auch einen roten Faden, der sich durchgezogen hat. Doch weder die Handlung, noch die Charaktere oder das Ende konnten mich überzeugen. Es gab nichts Neues, überraschendes oder wirklich spannendes zu erleben. Die Charaktere haben sich teilweise völlig daneben benommen. So, als wäre das, was zehn Minuten vorher passiert ist, gar nicht mehr in ihrem Bewusstsein. Auch das Ende hat mich maßlos enttäuscht, denn es umpackt die zuvor aufgebauschte Dramatik mit Watte. Alles scheint halb so wild gewesen zu sein und jetzt können alle glücklich und zufrieden leben. Meinerseits ist das Buch eine Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Die Idee war gut, die Umsetzung leider nichts...

Honeymoon
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Das Exmodel Laura und der Basketballstar David verlieben sich auf den ersten Blick und nach ihrer Hochzeit scheint das Glück der beiden perfekt. Doch auf der Hochzeitsreise ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Das Exmodel Laura und der Basketballstar David verlieben sich auf den ersten Blick und nach ihrer Hochzeit scheint das Glück der beiden perfekt. Doch auf der Hochzeitsreise in Australien geschieht das unfassbare: bei einem Ausflug zum Strand verschwindet David spurlos und wird nach einer nervenaufreibenden Suche zum Opfer der tückischen Strömung erklärt. Für Laura bricht eine Welt zusammen und gleichzeitig wehrt sie sich gegen den Gedanken, David könnte ertrunken sein. Er war Leistungssportler und ein exzellenter, besonnener Schwimmer. Sie stellt Nachforschungen an und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das in der Vergangenheit hätte ruhen sollen…


Durch eine Mail von Randomhouse bin ich auf „Honeymoon“ von Harlan Coben aufmerksam geworden. Der Autor war mir bereits ein Begriff, auch wenn ich zuvor noch nie etwas von ihm gelesen habe. Der Klappentext klang sehr spannend und die Leseprobe konnte mich ebenfalls überzeugen, auch wenn der Autor im Vorwort eindringlich davor warnt, dieses Buch, sein Debüt, als erstes Werk von ihm zu lesen. Ich habe es dennoch gewagt und das Buch als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen.

Wie bereits eingangs gesagt konnte mich die Leseprobe des Buches sehr von sich überzeugen. Ich wollte unbedingt wissen was passiert ist. Ist David Baskin wirklich ertrunken? Wie konnte das passieren? Was steckt dahinter? Je weiter das Buch jedoch fortgeschritten ist, desto uninteressierter und gelangweilter wurde ich. Sehr schnell manifestierte sich in mir eine Idee, was geschehen sein könnte und von diesem Gedanken bin ich auch nicht mehr losgekommen. Diese Vermutung hat sich Seite um Seite verstärkt, wurde von unterschiedlichen weiteren Hinweisen noch untermauert und hat sich am Ende als wahr herausgestellt. Ich habe mich immer wieder gefragt, wieso Coben nicht auf den Punkt kommt. Wieso er immer wieder irgendwelche Umwege nimmt, um zum Ziel zu gelangen. Die Verwirrungen und Wirrungen, die im Verlaufe der Handlung immer wieder aufkommen, haben mich irgendwann nicht nur gelangweilt sondern fast schon genervt. Ich wusste, dass alles irgendwie zusammenhängt, doch die Spannung und das richtige Rätselraten hat einfach gefehlt.
300 Seiten weniger hätten dem Thriller wirklich gut getan, um etwas Action und mehr Spannung in die Handlung zu bringen. Damit wäre der Autor gezwungen gewesen die Geschichte schneller und aktiver zu erzählen, ohne irgendwelche zusätzlichen Erzählstränge, die es dem Leser wirklich schwer machen der Handlung richtig folgen zu können. Irgendwann war ich teilweise richtig verwirrt, weil ich nicht mehr wusste, wohin die Reise jetzt wirklich gehen sollte und wer noch alles in dieses ominöse Geheimnis verstrickt sein soll.
Im Prinzip will Coben, dass man als Leser nie sicher sein kann und eigentlich jeder Charakter in den Fokus der eigenen Ermittlungen gerät. Man soll eigentlich nie wissen, wem man wirklich vertrauen kann. Das Problem ist, dass ich sehr schnell eine Person identifiziert habe, der ich nicht vertraute und damit hatte ich auch den richtigen Riecher. Es war schade, dass mir damit dieser Spaß der Ermittlung gefehlt hat, denn das Buch hat über 600 Seiten und so gut wie keine Spannung.

Cobens Schreibstil ist ansprechend und gut. Ich mag es, wie er erzählt, konnte aber mit diesem Thriller einfach nur wenig anfangen. Man darf nicht aus den Augen verlieren, dass die Geschichte 1990 entstanden ist und in den 80er Jahren spielt. Es ist ein bisschen Retro, da es feste Telefone und Telefonzellen gibt. Es wird nicht schnelllebig ermittelt oder gesprochen. Man hat längere Wege, um miteinander in Kontakt zu sein und das hat mir auf der einen Seite gefallen und auf der anderen Seite war es für mich schwierig, mich dorthin zu denken, da ich in den 80er Jahren noch nicht geboren war und somit nur von Fotos oder alten Filmen weiß, wie es damals zuging.

Was mich allerdings sehr gestört hat ist die Darstellung aller Frauen in dieser Geschichte. Sie alle sind wunderschön, atemberaubend, dass die Männer bei ihrem Anblick nicht zusammenklappen ist alles. Es hat mich wirklich genervt. Laura ist ein ehemaliges Model, das sich ein eigenes sehr erfolgreiches Modelabel aufgebaut hat. Sie ist ein dickliches Kind gewesen und erst als Teenager aufgeblüht und wunderschön geworden. Ihre Schwester war schon immer wunderschön und ihre Mutter zwingt die Männer immer noch in die Knie. Auch Lauras beste Freundin ist ebenfalls eine Schönheit und so geht es weiter. Sie alle sind schön und sehr erfolgreich. Es gibt zwar einige Geheimnisse die geklärt und Probleme, die thematisiert werden müssen aber letztlich kann die Schönheit der Frauen auch einige Probleme lösen. Wow. Sehr aussichtsreich für die Frauen, die eben nicht zum niederknien schön sind.
Das heißt aber nicht, dass Laura nur schön ist. Sie ist unglaublich intelligent und mit Herzblut bei der Sache. Sie brennt für das, was sie tut und gibt alles in ihre Firma und schließlich auch für die Suchen nach Antworten. Sie will und kann nicht akzeptieren, dass David bei einem Schwimmunfall starb. Irgendetwas steckt dahinter und Laura kann nicht aufgeben. Ich mochte das an ihr, auch wenn sie manchmal sehr naiv an die Sache herangegangen ist und ihre eigenen Überlegungen nicht zu Ende dachte. Letztlich konnte Laura mit ihrer Art das Buch für mich allerdings nicht retten.

Fazit

Die Grundidee der Geschichte war toll, doch die Umsetzung hatte große Haken. Es fehlte für mich an Spannung und Überraschung. Das Buch wäre viel überzeugender gewesen, hätte es keine 600, sondern 400 Seiten gehabt. Mir hat einfach die Action gefehlt, denn die Geschichte und die Idee dahinter hätte durchaus das Potential gehabt mit ordentlich Action aufzuwarten. Für Fans könnte das Buch dennoch etwas sein, als erstes Buch von ihm würde ich dann doch davon abraten. Es ist einfach nicht überzeugend genug.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Leider enttäuschend

OMG, diese Aisling!
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Inhalt

Aisling ist 28, lebt noch bei ihren Eltern in ihrem Heimatort Ballygobbard und hat die Träume, die man als Kleinstadtmädchen so träumt: ein Ring am Finger, ein Haus, eine Familie. So stellt sie ...

Inhalt

Aisling ist 28, lebt noch bei ihren Eltern in ihrem Heimatort Ballygobbard und hat die Träume, die man als Kleinstadtmädchen so träumt: ein Ring am Finger, ein Haus, eine Familie. So stellt sie sich ihre Zukunft mit ihrem Langzeit-Freund vor. Doch als auch beim romantischen Trip nach Teneriffa kein Heiratsantrag in Sicht kommt, nimmt Aisling ihr Glück selbst in die Hand. Sie trennt sich von John und zieht nach Dublin in eine WG mit ihrer hippen Kollegin Sadhbh. Aislings komplettes Leben wird auf den Kopf gestellt, denn sie findet nicht nur neue und sehr glamouröse Freundinnen, sondern steckt plötzlich inmitten eines Liebesdreiecks. Das Chaos scheint perfekt und das klingt ganz nach Aisling!


Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, weil die liebe Anabelle von Stehlblüten so davon geschwärmt hat. Der Inhalt klang genau nach meinem Geschmack. Aisling ist zwar etwas älter als ich aber steckt in einer ganz ähnlichen Situation: alle Freundinnen um sie herum heiraten, bauen Häuser und / oder bekommen Kinder. Genau so geht es mir auch und ein Buch genau zu dieser Thematik war für mich genau das Richtige. Leider konnte mich „OMG, diese Aisling!“ dann doch nicht so richtig von sich überzeugen.

Leider und das ist wirklich ein großes Leider konnte ich Aisling einfach nicht leiden. Die junge Frau hat auf mich von Anfang an völlig naiv und weltfremd gewirkt. Ich kann und will mir beim besten Willen nicht vorstellen müssen, dass es Menschen gibt, die sich so verhalten wie Aisling. Nicht nur, dass sie in eine völlig übertriebene Lebenskrise stürzt, nein, sie weiß einfach überhaupt gar nicht, was sie mit ihrem Leben tun soll. Außer ihrem Job und ihren Eltern, hat sie nach der Trennung von John, überhaupt keine richtige Konstante… doch nochmal zurück zum Anfang..

Aisling ist mit John auf einer Hochzeit eingeladen und als Leser spürt man direkt: sie wünscht sich genau das. Ein Brautkleid, eine rauschende Hochzeit, die Liebe fürs Leben. Dass Aisling schon seit Jahren mit John zusammen ist und eigentlich glücklich, blitzt hin und wieder durch, wird aber von dem großen Wunsch der baldigen Hochzeit komplett überschattet. Natürlich kann ich die 28jährige ein wenig verstehen. John lebt in einer WG, sie noch bei ihren Eltern. Es wäre das mindeste, nach Jahren der Beziehung, sich eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Allerdings habe ich beim Lesen das Gefühl bekommen, dass Aisling diesen Wunsch, die Beziehung auf eine andere Ebene zu heben, nur undeutlich kommuniziert. Sie drängt John ja geradezu ihr einen Heiratsantrag zu machen, anstatt ihm zu verdeutlichen, dass sie eigentlich mit ihm zusammenziehen will. So wie ich das aufgefasst habe, liebt sie John aber hält es einfach nicht mehr aus, dass alles in der Schwebe steht. Soweit so gut, das ist für mich nachvollziehbar. Doch alles, was dann kommt… ich habe es einfach nicht verstanden.

Aisling führt sich, in meinen Augen, keineswegs auf wie eine 28jährige erwachsene Frau. Sie trennt sich einfach von John, weil er ihr keinen Heiratsantrag machen will. Und sind wir mal ehrlich, Aisling wusste doch zu keinem Zeitpunkt, ob sie das überhaupt wirklich will. Sie wollte einfach nur nicht die Letzte sein, die heiratet und all ihren Freundinnen nacheifern, ganz so, als wäre eine Hochzeit ein Wettkampf, den es zu gewinnen gilt. Doch so einfach ist das alles eben nicht und Aisling verhält sich ab diesem Zeitpunkt wie eine 13jährige. Sie betrinkt sich wild, geht auf die verrücktesten Partys, wirkt völlig weltfremd und naiv. Ihr Verhalten ist so abstrus, dass ich schon nicht mehr lachen konnte (ich denke Aisling sollte vor allem lustig rüber kommen), sondern lieber weinend mit dem Kopf schütteln wollte. Alle Sympathiepunkte hat sie spätestens nach der Trennung von John verloren, weil ich einfach nicht nachvollziehen konnte, weshalb sie nicht einfach mit ihm über alles spricht, anstatt sich zu trennen, weil es keinen Heiratsantrag gab. Natürlich ist es schwer in einem Umfeld, in dem alle gerade heiraten, nicht zu heiraten. Aber das ist doch eine private Entscheidung. Die Gesellschaft, die Familie, die Freunde, sie alle dürfen sich in eine solche Sache nicht einmischen und man sollte sich dem auch nicht beugen, nur weil alle das so machen. Indem Aisling John deshalb aber sitzen lässt, gerät sie doch nur noch mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit, anstatt mit ihm gemeinsam das Problem in ihrer Beziehung zu lösen.

Die WG mit Sadhbh hat mir dann zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Die Frauen sind alle ähnlich alt, sie leben eine Art Jet-Set-Leben und fühlen sich hip und toll. Aisling passt da augenscheinlich überhaupt nicht hinein aber die Mädels sind sehr umgänglich und machen sich nur gelegentlich über ihre neue Mitbewohnerin lustig. Der Trip nach Berlin war für meinen Geschmack einfach völlig überzogen und Aislings Verhalten komplett daneben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so sein soll. Ich will es mir auch überhaupt nicht vorstellen, weil das für mich wirklich unbegreiflich ist. Bridget Jones habe ich zwar nicht gelesen aber in Grundzügen hat mich dieses Buch dann doch an den Film erinnert. Peinliche Aktionen, Weight Watchers Punkte zählen, sinnlose Besäufnisse und das große Drama. Genau so war es in diesem Buch und das hat mich genervt.

Und dann, als wäre dieser ganze Trubel um Hochzeit oder Nicht-Hochzeit nicht schon genug geschieht ein Schicksalsschlag um das andere und es war zwar wirklich sehr traurig (ich habe fast geweint) aber eigentlich unnötig. Diese Situation hat überhaupt nichts zur Handlung beigetragen. Sie hat Aisling nicht Reifen oder umdenken lassen. Im Prinzip hat sich kaum etwas verändert, das hat mir sauer aufgestoßen. Auch die Enthüllung um eines ihrer Familienmitglieder war irgendwie fehl am Platz und ja, das Thema sollte wirklich häufiger in Büchern auftreten und längst nicht mehr Tabu sein, aber auf diese Art und Weise fand ich es unangebracht und nicht nötig.

Nach diesem ganzen Geschimpfe über das Buch muss ich aber auch sagen, dass es schnell und gut zu lesen war. Die Autorinnen haben einen tollen Schreibstil und an Einfallsreichtum was peinliche Situationen angeht sind sie kaum zu überbieten. Ich denke die Geschichte kann schon unterhaltsam sein, wenn man über die großen Schwächen hinweg sieht. Das Ende fand ich ganz gut aber das konnte eben das gesamte Buch für mich überhaupt nicht retten.

Fazit

OMG, diese Aisling! war für mich einfach nichts. Ich fand es stellenweise zu übertrieben, zu gewollt lustig und Aisling als Protagonistin viel zu weltfremd und naiv. Der Schreibstil ist zwar gut zu lesen und das Buch habe ich fast in einem Rutsch beendet, dennoch werden damit die deutlichen Schwächen nicht überboten. Die Probleme die Aisling sich selbst geschaffen hat, hätten mit einigen guten Gesprächen gelöst werden können und somit wäre das gesamte Buch im Sande verlaufen. Das zusätzliche Drama hätte ich auch überhaupt nicht gebraucht und deshalb war das Buch für mich leider nichts.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Konnte mich nicht überzeugen

Gerecht ist nur der Tod
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Auf dem Weg zum Traualtar wird ein prominenter Kölner Unternehmer vor den Augen aller Gäste erschossen. Hauptkommissar Schellenberg und sein Team nehmen sich der Sache an. Sie ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Auf dem Weg zum Traualtar wird ein prominenter Kölner Unternehmer vor den Augen aller Gäste erschossen. Hauptkommissar Schellenberg und sein Team nehmen sich der Sache an. Sie werden von der Psychologin und Journalistin Ina Reich begleitet, welche die seelische Belastung der Kripomitglieder untersuchen soll. Schon von Anfang an merkt Ina, dass sie nicht von allen Beamten willkommen geheißen wird und das könnte ihr gefährlich werden, denn Ina möchte ein Geheimnis bewahren.


Dieses Buch war, mit zwei weiteren Titeln aus dem dtv Verlag, Teil des Lovelybooks Thriller Leseevents. Ich habe für ein Wochenende drei packende Thriller zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank dafür!

Der Einstieg in dieses Buch war eigentlich recht leicht. Der Schreibstil ist locker und aus diesem Grund kann man die Geschichte sehr schnell lesen. Allerdings mangelt es direkt an Spannung. Recht nüchtern wird der Mord an dem Unternehmer behandelt. Ich habe nie richtige Brisanz oder Dringlichkeit gespürt, dass es nötig ist sich dem Mörder entgegen zu stellen.
Die Protagonistin Ina Reich ist eigentlich Psychologin, hat ihren Beruf jedoch aufgegeben und arbeitet als freie Journalistin. Sie hat sich vor allem auf Opfer und Hinterbliebene von Gewalttaten spezialisiert, weshalb ihr Auftrag, die seelische Belastung der ermittelnden Polizisten zu untersuchen, einigermaßen gut in ihren Bereich passt. Dennoch wird schnell klar dass mit Ina etwas nicht stimmt. Sie verhält sich teilweise komisch, ist als Erzählerin nicht unbedingt zuverlässig und eindeutig Tablettensüchtig. Sie scheint unheimlich empathisch zu sein, denn die Unterhaltungen mit den Hinterbliebenen des Opfers setzen ihr eindeutig zu. Gleichzeitig weiß man als Leser nicht so genau, ob es wirklich so ist, wie Ina einen glauben machen will. Ich habe mich beim Lesen einfach irgendwie unwohl mit ihr gefühlt. Sie wirkt unkonzentriert, unachtsam und überhaupt nicht auf das fokussiert, was sie eigentlich tun soll. Irgendein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit belastet sie derart, dass sie an kaum etwas anderes denken kann und das, ohne dass wir Leser richtig herausfinden können, was ihr Problem ist. Ina beschäftigt etwas sehr viel mehr, als der Fall an sich. Und so ist es mir während dem Lesen auch gegangen.

Der Fall des ermordeten Unternehmers rückt fast komplett in den Hintergrund. Es gibt keinerlei Spannungsaufbau, trotz einer ominösen Nachricht des Täters. Man verfolgt stumpf irgendwelche Spuren aber es gibt nichts, das mich als Leserin an das Buch gefesselt hat. Ina ist als Erzählerin nicht unbedingt das, was ich mir für einen Thriller wünsche, denn sie fokussiert nicht auf das Verbrechen, sondern auf sich selbst und die zwischenmenschlichen Probleme innerhalb der Ermittler. Vor allem mit Sibel Bulut, einer Kommissarin, versteht sich Ina überhaupt nicht. Sie steigert sich fast schon in eine Paranoia hinein, was Bulut anbelangt, was mich irgendwann nur noch genervt hat. Es ist deutlich anzumerken, dass es Bulut ganz und gar nicht passt, dass eine Journalistin ihr Team verstärken soll und sie scheint auch den Hintergrund von Ina deutlich durchzuchecken. Das alles macht die Journalistin sehr nervös und deshalb umso weniger konzentriert auf ihre eigentliche Aufgabe. Es hat mich letztlich einfach nur angestrengt und genervt. Spannung war erst kurz vor Ende des Buches zu finden, nachdem ich längst herausgefunden hatte, was es mit der ganzen Geschichte auf sich hatte.

Letztlich ist die Auflösung nicht überraschend gekommen, denn die Anzeichen haben sich deutlich abgezeichnet. An sich ist die Handlung sehr gut inszeniert, doch für „geübte“ Thrillerleser eben nicht sehr spannend. Man hätte einiges besser ausbauen und darstellen können. Vor allem den Zwist, in dem der Täter steckt, hätte, in meinen Augen, etwas klarer herausgestellt werden können. Das Ende hat dennoch ganz gut zur Geschichte gepasst auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte.

Fazit

„Gerecht ist nur der Tod“ hätte ein solider Thriller sein können, wäre die Spannung nicht erst mit dem letzten drittel der Geschichte angelangt. Es gab kaum einen Spannungsaufbau, denn der Fokus wurde weg vom Fall, hin zur Protagonistin verschoben. Wer das Buch zu Ende gelesen hat weiß dann, weshalb alles so untypisch verläuft und wieso einige Stellen vielleicht auch anstrengend sind. Doch das macht die Geschichte leider auch nicht besser. Mir hat der Nervenkitzel deutlich gefehlt, die Auflösung lang dann doch auf der Hand und das Ende hätte, in meinen Augen, etwas anders verlaufen können. Leider keine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Nicht das, was ich mir erhofft habe...

Caraval
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Inhalt

Scarlett Dragna lebt gemeinsam mit ihrer Schwester in ständiger Angst vor dem gewalttätigen Vater, dem Governor von Trisda. Sie möchte diesem Leben unbedingt entfliehen, doch nun soll Scarlett ...

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Scarlett Dragna lebt gemeinsam mit ihrer Schwester in ständiger Angst vor dem gewalttätigen Vater, dem Governor von Trisda. Sie möchte diesem Leben unbedingt entfliehen, doch nun soll Scarlett an einen Grafen verheiratet werden. Könnte dies ihre Rettung sein? Mit einer Hochzeit entfernt sie sich jedoch weiter, von ihrem größten Wunsch: an dem legendären Spiel Caraval teilzunehmen: darin werden nicht nur Freiheit und Abenteuer versprochen, sondern auch die Erfüllung von Wünschen. Als sich Scarlett in diesem Spiel widerfindet, wird ihr jedoch schnell klar, dass nichts ist, wie es scheint und die wunderbare Welt von Caraval sehr schnell zu etwas unglaublich Dunklem werden kann…


„Caraval“ ist 2017 auf Deutsch erschienen. Damals wurde es recht gehypt und ich bin nicht daran vorbei gekommen, das Cover zu bestaunen und mir den Klappentext anzuschauen. Die Handlung klang wirklich spannend, doch ich wollte mich nicht näher mit dem Buch beschäftigen. Manchmal wirken so gehypte Bücher eher abschreckend auf mich und wie ihr seht, habe ich drei Jahre gebraucht, um dem dann doch noch nachzugeben. Gemeinsam mit meiner Freundin Mona habe ich mir das Buch gebraucht gekauft und direkt gelesen.

„Willkommen, willkommen in Caraval! Dies ist die großartigste Vorstellung an Land und auf dem Meer. Ihr werdet Wunder erleben, wie sie vielen Menschen ihr Leben lang nicht begegnen. Ihr könnt Magie aus einer Tasse trinken und Träume in Flaschen kaufen. Doch bevor ihr ganz und gar in unsere Welt eintaucht, erinnert euch daran, dass alles nur ein Spiel ist. (…) Es ist eine Welt aus Illusionen. Wir wollen euch davontragen, doch gebt acht, dass ihr nicht zu weit davongetragen werdet.“ (S. 80)

Diese Worte hört jeder genau zwei Mal, bevor das größte Spiel der Welt beginnt: Caraval! Auch Scarlett Dragna möchte Teil dieser wundersamen Welt werden und schreibt dem Veranstalter dieses großartigen Spieles schon als junges Mädchen Briefe. Doch nie erhält sie Antwort. Bis kurz vor ihrer Hochzeit. Plötzlich befindet sich Scarlett in Caraval und ihr wird sehr schnell bewusst, dass diese wundersame Welt so ganz anders ist, als sie es sich erträumt hat.
Und so ähnlich wie Scarlett ist es auch mir ergangen. Ich habe mir nicht nur ein actionreiches Abenteuer von Caraval versprochen, sondern auch eine großartige Welt voller Magie, Fantasie, Spannung aber auch Düsternis. Sehr schnell musste ich jedoch erkennen, dass Caraval kaum etwas davon für mich übrig hatte.
Das Spiel ist tatsächlich voller Illusionen, falschen Fährten und Geheimnissen. Scarletts Aufgabe besteht darin Hinweise zu finden, um zu ihrer verschwundenen Schwester Donatella zu gelangen. Nur, wer alle Hinweise richtig zusammensetzt, kann sie finden und gleichzeitig einen Wunsch gewinnen. Für Scarlett ist natürlich klar, dass sie Tella unbedingt finden muss und sie ist froh, dass der Seemann Julian an ihrer Seite ist. Er hat Caraval schon einmal gespielt und möchte ihr helfen. Auch wenn Scarlett nicht klar ist, aus welchem Grund er das tun möchte. Was verspricht er sich davon? So etwas tut man doch nicht aus reiner Nettigkeit? Und genau damit fängt auch schon eines meiner größten Probleme an: die Hinweise, welche Scarlett leiten sollen. Sie wirken völlig verquer, durcheinander und willkürlich irgendwo platziert. Nichts ergibt Sinn und lässt die Charaktere wild durch das Spiel taumeln. Es gibt keinerlei roter Faden, denn letztlich könnte alles und nichts ein Hinweis sein. Zufall um Zufall scheint Scarlett den Weg durch das Spiel zu leiten aber ganz bestimmt kein einziger dieser Hinweise. Durch Naivität und fast schon purer Dummheit springt sie durch Caraval und kommt der Lösung näher. Es hat mich von Anfang an aufgeregt, dass Scarlett überhaupt keinen Plan hat und völlig unstrukturiert durch das Spiel rennt. Ihr größter Wunsch war es, an diesem Spiel teilzunehmen und sie hat sich nie näher damit beschäftigt? Sie hat nie richtig darüber nachgedacht wie das Spiel funktionieren könnte, was es damit auf sich hat und welchen Preis das Spiel vielleicht haben würde. Für sie war es ein verklärter Kindheitstraum, den sie auch während des Spiels nicht wirklich loslässt. Sie lässt sich von allem möglichen Ablenken und bleibt nicht bei der Sache. Unüberlegt stürzt sie sich von einem Ort zum Nächsten, was mich immer mehr frustrierte. Und dann hat Garber auch noch eine Liebesgeschichte eingebaut, die so unglaubwürdig war, wie das auffinden der Hinweise. Es war ja abzusehen, dass Scarlett sich zu Julian hingezogen fühlt und ohne irgendetwas zu hinterfragen vertraut sie ihm. Einem Kerl, der urplötzlich auftaucht und ihr und Tella die Lösung auf dem Silbertablett präsentiert: eine Fluchtmöglichkeit aus den Fängen des Vaters. Dann landen sie in Caraval und Scarlett verliebt sich in ihn? Wirklich? Mal davon abgesehen, dass diese Liebesgeschichte wirklich überhaupt nichts zur Handlung beigetragen hat, wirkte das aufgesetzt, erzwungen und überhaupt nicht glaubwürdig. Aber wir befinden uns in einem Jugendbuch, da muss es wohl eine Liebesgeschichte geben.

Doch nicht nur die abstrusen Hinweise und Scarletts Naivität haben mich an der Geschichte genervt. Die Autorin hat sich auch überhaupt nicht die Mühe gemacht die Welt, in der wir uns befinden näher darzustellen. Es gibt zwar eine Karte vorne drin, doch die besteht nur aus einer vagen Darstellung von Caraval. Mehr nicht. Es wird zwar erwähnt, dass Scarlett und Tella auf der Insel Trisda leben, die wohl von irgendeinem Reich eingenommen wurde. Doch das war es auch schon. Es gibt überhaupt kein Worldbuilding. Wann spielt die Geschichte? Ist das hier eine Dystopie? Ist es eine komplett neue Fantasywelt? Und wenn ja, wie ist diese Welt aufgebaut, wie passt Caraval hinein?
Gleichzeitig stellt sich auch die Frage, wie funktioniert die Magie, die in Caraval wirkt? Gibt es diese Magie nur in Caraval? Kann sie außerhalb des Spieles auch wirken? Und wenn ja, wie? Nichts davon wird auch nur ansatzweise erklärt.
Der Veranstalter Legend scheint eine mystische Gestalt zu sein, den niemand je wirklich zu sehen bekommt und Freude daran hat, seine Spieler ins Unglück zu stürzen. Doch was steckt wirklich dahinter? Alle möglichen Erklärungsversuche haben mir nur ein müdes Lächeln abgerungen. Nichts kam überraschend, nichts war durchdachte und alles irgendwie verquer und abstrus. Sinn konnte ich hinter nichts erkennen.

Das einzige, was Stephanie Garber wirklich gut hinbekommen hat ist die Tatsache, dass sich das Buch unglaublich schnell lesen lässt. Ich bin gut durch die Geschichte gekommen, kann aber nicht so genau festmachen, woran das lag, denn der Schreibstil ist sehr eigentümlich und anstrengend. Scarlett nimmt ihre Umwelt und Gefühle durch Farben wahr. Das hat für mich überhaupt nichts poetisches oder schönes, sondern irritierendes. Es hat mich sehr angestrengt, weil die Beschreibungen für mich überhaupt nicht greifbar waren.
Dennoch und es ist wirklich erstaunlich, hat mich das Ende dann doch unwahrscheinlich neugierig gemacht. Ich will wissen, wie es weiter geht. Will wissen, ob und wie es mit Caraval weiter geht und deshalb wartet Legendary, Band 2, bereits darauf, von mir gelesen zu werden. Vielleicht hat sich die Autorin ja verbessert und es gibt eine Steigerung? Ich kann es nur hoffen.

Fazit

Caraval war für mich keine wunderbare Reise durch eine magische Welt. Es war eher eine Reise gespickt voller unrealistischer Szenarien, die keinem roten Faden gefolgt sind. Scarlett hat mich von Anfang bis Ende abgenervt. Sie war überhaupt nicht sympathisch, nur naiv und fast schon dumm. Die Liebesgeschichte war unnötig und überhaupt nicht glaubwürdig und ein Worldbuilding gab es praktisch nicht. Trotzdem konnte die Autorin mich mit dem Ende so weit bringen, dass ich den zweiten Teil lesen möchte und ich bin gespannt, wohin mich „Legendary“ dann bringen wird.

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