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Veröffentlicht am 25.10.2019

Ganzheitliches Denken für die innere Ordnung

Das innere Navi – Wie du mit den fünf Disziplinen des Denkens Klarheit findest
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Nun halte ich schon das zweite Buch von Bewusstseinsforscherin und Autorin Vivian Dittmar („Das innere Navi“) in den Händen. Nicht ohne Grund. Schon „Der emotionale Rucksack“ hat mich sehr eingenommen.

Worum ...

Nun halte ich schon das zweite Buch von Bewusstseinsforscherin und Autorin Vivian Dittmar („Das innere Navi“) in den Händen. Nicht ohne Grund. Schon „Der emotionale Rucksack“ hat mich sehr eingenommen.

Worum geht es genau? Frau Dittmar hat sich mit dem menschlichen Denken beschäftigt und unterteilt dieses in fünf gleichwertige Disziplinen, die sie Schritt für Schritt erläutert. Neben unserer allseits bekannten linearen Ratio, die unschlagbar im Erstellen von Pro- und Kontralisten ist und ebenfalls eine wahre Fantasten-Rolle einnehmen kann, indem sie sich Szenarien ausdenkt oder bereits Passierte erneut heraufbeschwört, benennt sie weiterhin die Inspiration, also von außen kommende Eingebungen, die Intuition, welche sich als Impulsgeber mit einfachen Ja-Nein- oder Weiter-Stop-Momenten bemerkbar macht, die Herzintelligenz, die stets nach Sinn entscheidet und eine allgemeine Ethik verfolgt und die ausrichtende Absicht, welche – in meinen Worten – eine Art innere Einstellung zum Leben und den täglichen Herausforderungen ist.

Im ersten Teil ihres Buches beschreibt sie, warum ihr das Thema am Herzen liegt, inwiefern es uns Menschen helfen kann, wenn wir unsere Denkprozesse verstehen und vor allem, was es mit der inneren und der äußeren Ordnung auf sich hat. Dabei geht sie ebenso auf das rationale, wie auch auf das prä- und transrationale Denken ein, erklärt, was sie darunter versteht und holt somit den Leser Stück für Stück in ihre Überlegungen hinein. Dabei lässt sie sich ausreichend Zeit und wiederholt an entsprechenden Stellen in kurzen Sätzen relevante Merkmale oder Gegebenheiten.

Sie versteht es auf neutrale Weise „rationale Erklärungen“ zu finden, wobei sie oftmals betont, das einige von ihr im Buch beschriebenen Dinge eher „gespürt“ werden, als das sie sofort rational in Worte gefasst werden können. Eben auch aus dem Grund, dass prä- oder transrationales Denken (laut der Autorin) nicht linear erklärbar, nicht rational, nonverbal, schlicht, subtil, höflich, beharrlich und transpersonal sein können. Transpersonal bedeutet in diesem Sinne, das wir sie womöglich nicht als unsere eigenen Gedanken wahrnehmen.

Im weiteren Verlauf widmet sie den fünf Disziplinen des Denkens eigene Kapitel zu und beschreibt diese in ihrem Wirkungsbereich. Der letzte Teil befasst sich mit dem Zusammenspiel dieser Disziplinen und liefert Gründe und Erklärungen, warum ein ausgewogenes Verhältnis ebendieser zu einem glücklichen und erfüllenden Leben führen kann.

Da sie zwischendurch auch selbst immer wieder Fragen stellt und diese dann im Nachgang von hinten nach vorne aufrollt, sowie nicht selten beispielhafte Situationen und Anekdoten erklärend hinzufügt, konnte ich ihr sehr gut folgen. Ich mag ihre gradlinige Art zu schreiben, die ebenso rücksichtsvoll erscheint. Mir hat das Buch sehr viel gegeben, da der Schlüssel zum Verständnis meiner Gedanken mich nun wieder auf ganz neue Dinge achten lässt und ich somit Wachstumspotenzial bei mir erkenne.

Ich wage zu bezweifeln, dass nicht jeder mit ihren Beschreibungen einverstanden ist, da es eben manchmal nicht unbedingt „greifbar“ ist und vielleicht ein gewisses Vorwissen in einigen Lebensbereichen von Vorteil sein kann. Diese Annahme kann aber auch von mir falsch eingeschätzt sein.

Vielen Dank für ihre Forschungen auf dem Gebiet der Gefühle und des Denkens und somit auf dem Gebiet der Menschlichkeit, Vivian Dittmar.

Veröffentlicht am 21.10.2019

The Wonderful Gesa Neitzel

The Wonderful Wild
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Danke für deinen Mut und deine Bereitschaft, dies alles mit der Welt zu teilen, Gesa. Ich denke, es ist sehr wichtig für uns Menschen.

Die junge Autorin ist wenige Jahre älter als ich, Anfang 30. Ich ...

Danke für deinen Mut und deine Bereitschaft, dies alles mit der Welt zu teilen, Gesa. Ich denke, es ist sehr wichtig für uns Menschen.

Die junge Autorin ist wenige Jahre älter als ich, Anfang 30. Ich bin tief von ihr beeindruckt und unheimlich froh, dass sie ihren Weg gegangen ist, dass sie Ängste überwunden hat und die Reise nach Afrika angetreten ist. Ich fühle mich mit den Worten aus ihrem Buch verbunden.

Gesa lebte in Hildesheim und war unzufrieden mit ihrem bisherigen beruflichen Werdegang. Wie es so oft bei Menschen vorkommt, konnte sie nicht genau benennen, was den eigentlich so verkehrt lief, da es ihr grundlegend an nichts fehlte. Mit einem Dach über den Kopf, genug zu essen, Gesundheit, Familie und Freunden, sowie einem guten Bildungsweg dürfte es ihr doch an nichts fehlen?

Intuitiv spürte sie, dass da mehr war. Ihr inneres Navigationsgerät flößte permanent und beharrlich nicht erklärbare Signale in ihr Gemüt und ihre Gedankenwelt. Die Inspiration kam ihr bei einem Urlaub mit Freundin in Afrika. Sie befand sich in den wunderschönen Drakensbergen in Südafrika, als sie den Entschluss faste, etwas überaus entscheidendes zu ändern. Viele Hürden und Ängste überwindend reiste sie ein Jahr später erneut nach Afrika – diesmal für eine längere Zeit. Sie machte eine Rangerausbildung, verliebte sich und schrieb ihr erstes Buch („Frühstück mit Elefanten“), indem sie von all dem berichtet.

In „The Wonderful Wild – Was ich von Afrikas Wildnis fürs Leben lerne“ beschreibt sie, wie sehr sie die Nähe zur Natur und vor allem zu den wild lebenden Tieren mit ihren einzigartigen und beeindruckenden Lebensstrategien tief in ihrer Seele beeindrucken.

Auf 252 Seiten beschreibt sie in 12 Kapiteln, sowie Vor- und Nachwort, Wildnisversprechen und Inspirationsliste (Links, Bücher, Podcasts, etc.) einige ihrer Beobachtungen aus der Tierwelt. Die soziale Struktur der Wildhunde, die imposante Struktur und das Zusammenspiel in einem Termitenhügel oder auch die humoristische Art der Paviane und anderer Primaten sind nur einige Beispiele.

Einen besonderen Stellenwert in ihrer Aufmerksamkeit haben Elefanten bekommen, die mit ihren weichen Füßen besonders sensibel für Veränderungen in der Umgebung sind, empathisch und lustig sein können und einen komplexen sozialen Gemeinschaftssinn besitzen. Der Elefant taucht auch immer wieder als Symbol in ihrem Buch auf. Diese sollen zum Innehalten einladen und das Beschriebene auf den Leser wirken lassen.

So erkennt Gesa immer wieder Brücken zu sich selbst und der Menschheit, sowie unseren gesellschaftlichen Aufbau, kritisiert konstruktiv und plädiert für eine wiederzuentdeckende Kraft in uns Menschen, die uns und unsere Seele schon lange innewohnt und die uns Füllegefühl und Verständnis bringt – Intuition.

Mir hat das Buch sehr gefallen und ich bin froh, dass ich es lesen durfte, da ich selbst auf der Spur nach meiner inneren „Wildheit“ bin. Ich möchte die leise Stimme in mir wahrnehmen, da sie mich auf dem Kurs hält, der mir Zufriedenheit und Gänze bringt. In der vollkommenen Stille können wir sie vielleicht hören. Abseits vom Lärm der Stadt und der eigenen unaufhörlich vor sich her plappernden Gedanken.

Und die andere Sache ist, die auch Gesa deutlich anspricht, dass wir Teil eines riesigen lebenden Organismus sind. Bestehend aus Tieren, Pflanzen, Menschen und allem was auf der Erde existiert. Wenn dieses empfindliche Gleichgewicht gestört wird und das tun wir Menschen manipulativ in einigen Punkten, schneiden wir uns am Ende nur selber den Arm ab, den alles ist miteinander verbunden, hat seinen Grund und seinen Sinn. Insofern können wir nur JETZT etwas tun, um die Welt zu erhalten, die wir so lieben, schätzen und der wir leben möchten. Wir haben die Kraft zu wählen.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Die Verehrung von Karten und Fantasie

Verrückt nach Karten
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Dieses Buch ist wunderschön! Ich habe mich sehr gefreut, als dieses große und farbenfrohe Werk bei mir ankam. Es enthält die Gedanken vieler unterschiedlicher Autoren, Zitate berühmter Schriftsteller, ...

Dieses Buch ist wunderschön! Ich habe mich sehr gefreut, als dieses große und farbenfrohe Werk bei mir ankam. Es enthält die Gedanken vieler unterschiedlicher Autoren, Zitate berühmter Schriftsteller, detailreiche Karten der Vergangenheit von Orten auf der Erde und von Orten der Fantasie. Und es lädt ein, tiefer in den Entstehungsprozess von Romanen, Filmen und weiteren Geschichtsträgern einzusteigen.

Wie gehen einige Autoren vor, um ihre Geschichten plausibel zu gestalten? Hilft eine Verortung der Handlung, um die Geschichte erlebbarer zu machen? Ist es als Schriftsteller einfacher sich dem Schaffensprozess hinzugeben, wenn zuerst eine Karte des Handlungsortes existiert? Welche Gefühlswelten erschaffen authentisch anmutende Karten? Diese und viele weitere Fragen klären der Herausgeber Huw Lewis-Jones (promovierter Historiker und preisgekrönter Autor) und Autoren wie Philipp Pullmann (u. a. „Der goldene Kompass“), David Mitchell (u. a. „Der Wolkenatlas“), Helen Moss (u. a. „Adventure Island“), Cressida Cowell (u. a. „Drachenzähmen leicht gemacht“), Miraphora Mina (u. a. Grafikdesignerin für die „Harry Potter“-Filme), Daniel Reeve (u. a. Kartograf für die Karte von „Mittelerde“ aus „Der Herr der Ringe“ oder „Der Hobbit“) und viele weitere spannenden Persönlichkeiten.

Der Inhalt von „Verrückt nach Karten“ setzt sich auf 256 Seiten voller Anekdoten der Autoren und vielen grundverschiedenen Karten aus einem Prolog, vier Teilen („Täuschend echt“, „Literarische Karten“, „Karten erstellen“ und „Karten lesen“) und einem Epilog zusammen. Dabei erhält jeder Autor sozusagen eine persönliches Kapitel, in dem er ein Hauptthema wählt (natürlich immer in Bezug auf Karten, Fantasie, Fantasiewelten, etc.), das erklärt, wie er oder sie zu Karten steht, wie die Faszination diesbezüglich ausbrach und welche Bedeutung bestimmte Karten in ihrem oder seinem Leben für den eigenen Werdegang hatten.

Oft genannte und ebenfalls gezeigte Beispiele sind „Mittelerde“, „Die Schatzinsel“, „Narnia“, „Der Hundert-Morgen-Wald“ oder auch die Welt von „Game of Thrones“. Aber auch Expeditionskarten, historische Karten der damaligen Weltanschauung und religiöse Veranschaulichungen von Karten (z. B. die Pergamentkarte von Botticelli, auf der er die neun Kreise der Hölle nach Dantes „Göttlicher Komödie“ darstellte) sind großflächig in diesem wunderbaren Werk abgebildet. Dies ist nur eine genannte Auswahl.

Ich bin sehr glücklich ein Exemplar dieser Ideen- und Kartensammlung in meinem Regal zu wissen. Ist es für mich doch eine Quelle der Inspiration und eine Hommage an die Karten dieser und erdachter Welten, die schon in meiner Kindheit meine junge Fantasie beflügelten und mich an Orte brachten, die mir Spannung, Spaß und Abenteuer versprachen.

Veröffentlicht am 29.07.2019

Charaktertiefe, Anekdoten und eine Leiche im Olivenfass

Die geheime Mission des Kardinals
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„Glaube versetzt selten Berge,
Aberglaube immer ganze Völker.“
Resümee meiner bisherigen Beobachtungen (schrieb Rafik Schami)

Mit dem Roman „Die geheime Mission des Kardinals“ erzählt der in Damaskus ...

„Glaube versetzt selten Berge,
Aberglaube immer ganze Völker.“
Resümee meiner bisherigen Beobachtungen (schrieb Rafik Schami)

Mit dem Roman „Die geheime Mission des Kardinals“ erzählt der in Damaskus geborene Autor die Geschichte eines skurrilen Mordes, bringt den Leser in den Orient und lässt sie oder ihn einen Blick in die syrische Gesellschaft werfen. Zwischen den Religionen, zwischen Glaube und Aberglaube, Liebe und Einsamkeit, der aufblühenden Freundschaft eines italienischen und eines syrischen Mannes erzählt Rafik Schami außerdem detailliert vom letzten Fall des Kommissars Zakaria Barudi.

In einem Olivenfass wird ein italienischer Kardinal in die italienische Botschaft geliefert. Barudi, der kurz vor der Rente steht, übernimmt diesen Fall. Aufgrund der Wahrung des Friedens zwischen den Ländern wird ihm ein italienischer Kollege zur Seite gestellt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Marco Mancini, der sehr gut arabisch sprechen kann und früher bereits in Syrien war, hält viel von dem aufrechten Barudi, der liebenswert, einsam und überaus erfahren dargestellt wird. Der jüngere Mancini ist ein smarter Typ, der nicht nur guten Wein liebt und wie Barudi ein genussvoller Esser der syrischen Küche ist, sondern der die Einsamkeit seines Gefährten durchaus verstehen kann, da er die ein oder andere gescheiterte Ehe vorweisen kann.
Weitere Charaktere werden vorgestellt und vielseitig beleuchtet. Aber vor allem Kommissar Schukri könnte als dritte Hauptfigur gesehen werden. Auch bei ihm findet sich das Thema der Einsamkeit zentral in seinem Leben wieder. Mit gelegentlichen Stelldicheins hält er sich über Wasser, wobei er sich einredet, dass er auch nichts anderes brauchen würde.

Schami legt viel Wert auf eine tiefe und vor allem gründliche Charaktervorstellung. Jede Hauptfigur soll verstanden werden und bekommt immer wieder eine Bühne für die eigenen Gedanken, sowie Episoden aus der Vergangenheit. Kommissar Barudi lässt er sogar in regelmäßigen Abständen via Tagebucheintrag kommunizieren. Der Roman besitzt eine sehr offene Erzählweise. Zu fast jedem Zeitpunkt ist vollkommen klar, welche Absichten, Gedanken beziehungsweise Ansichten die Figuren haben, die im Moment in jeder beschriebenen Szene und in jedem Satz die Schlüsselposition einnehmen. Diese offene Erzählweise ist mir bisher nicht begegnet und ich würde sie als besonderes Merkmal dieses Werkes deklarieren.

Somit gibt es keinen klassischen Spannungsaufbau, dennoch wird die Leserin oder der Leser Stück für Stück an die Lösung des eigentlich im Mittelpunkt stehenden ermordeten Kardinals herangeführt. Die Handlung baut sich sehr langsam auf, da zwischendurch immer wieder Platz für die persönlichen Anekdoten und Verständnis bringenden Erzählungen der Hauptcharaktere geschaffen wird. Charaktere werden vertieft oder sogar weiterentwickelt. Barudi lernt im Laufe des Romans zum Beispiel eine neue Liebe kennen, womit das Thema Einsamkeit plötzlich eine neue Richtung bekommt.
Ich sehe das an dieser Stelle als Stärke an, da mir ein Buch, das fremde Sichtweisen beleuchtet und für Verständnis plädiert sehr sympathisch und lesenswert erscheint.

Zu guter Letzt geht der Autor mit großer Ernsthaftigkeit an die Religionen heran, zeigt respektvoll auf, welche Vielfalt er gibt und lässt seine Figuren auch die ein oder andere Kritik an der Gesellschaft Syriens äußern. Wie werden Frauen behandelt? Welche Wünsche und Hoffnungen gibt es? Fanatismus, Disziplin und ein durch Schicksalsschläge geprägtes Weltbild werden thematisiert.

Einige weitere zentrale Fragen ergeben sich aus der Summe der genannten Themenbereiche. Welche Überzeugungen hat der Mensch aufgrund seiner Familie, seiner Herkunft, seiner Bildung, seiner Religion, seiner Mitmenschen? Was und wie viel reicht aus, um diese Überzeugungen unabdingbar für bestimmte Zwecke einzusetzen?

Im Laufe der Geschichte treffen Barudi und Mancini auf sogenannte Wunderheiler und religiöse Terroristen. Und es gibt auf allen Seiten Menschen, die sich überzeugen lassen, fest daran glauben, alles für Schwachsinn halten oder ihren Nutzen daraus ziehen. Ob gutgläubig oder manipulativ. In erster Linien hält sich kaum jemand für den Übeltäter, sondern eher im Gegenteil für den Erlöser.

In diesem Sinne scheint Rafik Schami mit seinem Zitat zu Beginn des Buchs, welches ich in dieser Rezension ganz oben angeführt habe, zu kritisieren, dass ein bestimmter Grad an Unwissenheit und Einfältigkeit sehr gefährlich sein kann, für sich selbst und seine Mitmenschen. Aberglaube ist die Angst vor etwas, das man nicht versteht und anstatt dem Unbekannten auf den Grund zu gehen und zu hinterfragen, lieber auf das hören, was alle sagen, während man die Hände über den Kopf nimmt und davoneilt.

Über „Die geheime Mission des Kardinals“ ließe sich noch vieles sagen. Es hat mir sehr gefallen, mir viele neue Aspekte Syriens verdeutlicht, eine sympathische Erzählweise vor Auge geführt, die relativ ausgeglichen zwischen heiter und melancholisch wechselt und in unzähligen Anekdoten ebenso von den schwierigen sowie von den leichten Augenblicken des Lebens der Kommissare und ihrer Mitmenschen berichtet.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Alles ist miteinander verbunden

Der Zopf
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"Sie wussten nicht, dass es unmöglich war, also haben sie es getan" - ein Zitat von Mark Twain auf das sich auch die Autorin im Buch bezieht. Es spiegelt das bewusste Handeln, trotz goßer Ängste, der Frauen ...

"Sie wussten nicht, dass es unmöglich war, also haben sie es getan" - ein Zitat von Mark Twain auf das sich auch die Autorin im Buch bezieht. Es spiegelt das bewusste Handeln, trotz goßer Ängste, der Frauen in diesem französischen Bestseller wieder. Die Sehnsucht nach Freiheit.

"Der Zopf" von Laetitia Colombani hat mich auf eine erschreckende und dennoch wunderbare Reise mitgenommen. Das Leben sieht überall auf der Welt anders aus. Unterschiedliche Bräuche, Gewohnheiten und Wertvorstellungen prägen den Charakter und das Handeln der einzelnen individuellen Menschen auf dieser von uns besiedelten Erde.

Die Autorin beschreibt Ausschnitte aus den Leben von drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Jede dieser Frauen lebt auf einen anderen Kontinent und stellt sich ihrer eigenen Herausforderung. In verschiedenen Gesellschaftsschichten, Alter und Denkweisen findet der Leser die Frauen Smita, Guilia und Sarah vor. Dennoch breitete sich auf Anhieb bei mir der Gedanke aus, dass jede dieser Frauen mit außergewöhnlich viel Mut und Herz ihren Hindernissen entgegen sieht und dass sie nicht nur das verbindet, sondern auch besagter "Zopf" am Ende Verbindung schafft. Eine Verbindung, die allen nur wage klar ist. Obgleich der "Zopf" aus Sicht der Frauen und gleichermaßen des Lesers ebenfalls ein starkes emotionales Symbol für Dankbarkeit, Stärke und Zuversicht ist.

Mit viel Feingefühl schafft es die Autorin einen Einblick in das Leben der Frauen zu bieten und die jeweiligen Schwierigkeiten aufzuzeigen. Für mich eröffnete sich dadurch ein Wissen, das mich mehr lehrte, kulturelle Hintergründe zu verstehen und einzubeziehen.
Ich habe großen Respekt vor den Strapazen der Hauptpersonen und bin Dankbar für die Lehren, die ich in meinem Leben erfahre.

Der Schreibstil ist einfach gehalten, mehr beschreibend, als urteilend. Dennoch sind auch kritische Inhalte zu finden, die durch die beschriebenen Gedanken der Frauen Ausdruck bekommen. Es werden Themen gestreift, die mit Selbstverwirklichung, Ungleichberechtigung und Imagewirkung der Frau Hand in Hand gehen. Der Mann wird nicht als Gegenspieler betrachtet, dennoch kann zwischen den Zeilen gelesen werden, dass die Autorin des Buches Frauen aus aller Welt dazu ermutigt, ihren eigenen Weg zu finden und das zu tun, was sie wirklich glücklich macht.

Es finden Dialoge statt, aber es gibt keine wörtliche Rede. Laetitia Colombani konzentriert sich mehr auf das große Ganze, auf das Wesentliche und verfängt sich nicht in detailierten zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Buch ist in Präsenz geschrieben. So wirkt es nicht nur aktuell, sondern zeitlos. Umso deutlicher kristallisieren sich die Lebenssituationen der Frauen im Buch hervor und Veranschaulichen den jeweiligen mutigen Umgang damit.

Mir hat das Buch sehr gefallen und ich möchte es auf jeden Fall weiter emphelen. Es ist augenöffnend, spricht die Seele an und ich fühle mich menschlich, sowie "fraulich" ermutigt den Glück entgegen zu streben.